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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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sein ehemaliger Feldherr, Graf Bernhard von der Lippe, wirkte als Bischof von Semgallen in Livland für die Bekehrung der Esthen; 1158 kam mit Bremer Kaufleuten der eigentliche Apostel der Liven, der Augustinermönch Meinrad; er wurde 1187 Bischof von Ykeskola, doch richteten er und seine Mitarbeiter, die Mönche Fulco von Treguier und Dietrich von Treyden wenig bei den E.n aus. Aber 1200 kam Albert von Apeldern mit 23 Schiffen voll Kreuzfahrern, die Schwertbrüder wurden von Innocenz III. bestätiget, die Stadt Lindanissa (Reval) erobert, Riga und Dorpat zum Bischofssitz und bis 1217 waren die E. zum Glauben gezwungen. Nordesthland behielt seinen Namen, wurde dän., das Bisthum Laal errichtet und Lund unterworfen, von 1347 an die E. mit den Liven von einem Heermeister der Schwertbrüder regiert. Der Heermeister Walther von Plettenberg machte sich 1521 unabhängig und die E. zu Lutheranern; gegen die Anfälle der Russen fanden diese von 1561-1710 theuern Schutz durch die Schweden. Peter d. Gr. eroberte 1710 Esthland und behielt es 1721 im Nystädterfrieden. Die E. wurden 1822-24 von der Leibeigenschaft befreit, dagegen bis heute ihr lutherischer Glaube durch Bekehrungen im Interesse der Centralisation Rußlands arg beeinträchtigt.


Estime (frz. estihm), Achtung, Ruf; estimiren, s. ästimiren.


Estive (frz. estiw), das Schiffsgleichgewicht; estiwiren, auf beiden Seiten gleichviel laden.


Est modus in rebus, lat., Anfangsworte eines bei Horaz (I. Sat. 1, 106, 107) vorkommenden Spruches: In allem ist Muß und Ziel!


Esto, Etto, die Elle auf der Insel Sumatra = 2103/4 par. Linien.


Estocade, frz., Stoßdegen; zudringliche Bitte.


Esto mihi! lat. (sei mir!), der letzte Sonntag vor den Fasten, so bezeichnet nach den Anfangsworten der hl. Messe jenes Tages (Psalm 31, 3).


Estompe (frz. estongp), der Wischer des Malers; estompiren, wischen.


Estrade, frz., die Erhöhung des Fußbodens vor Fenstern mit hoher Brüstung, vor dem Throne etc.


Estrapade, frz., der Schnellgalgen; das Ausschlagen des Pferdes, während es sich gleichzeitig vornen hebt.


Estrees (Etreh), französ. adeliges Geschlecht, das Frankreich mehrere tüchtige Diplomaten, Feldherren und Admirale gab und mit Louis Cesar Letellier, Duc d', geb. 1695, gest. 1771, erlosch; er befehligte 1757 das franz. Heer in Deutschland, gewann die Schlacht von Hastenbeck gegen den Herzog von Cumberland, schloß die Capitulation zu Kloster Seven, wurde aber bald zurückgerufen. Am berühmtesten ist Gabrielle d'E., geb. um 1571, Mätresse Heinrichs IV., der sie zur Herzogin von Beaufort erhob und trotz Sullys Widerspruch zur Königin machen wollte; Gabrielle st. aber 1599, wahrscheinlich vergiftet; sie ist Stammmutter der Herzoge von Vendome.


Estrella, Serra de, portug. Gebirge, läuft an der Mündung des Tajo aus und steigt bis 6460'.


Estremadura, span. und portug. Provinz. Die span. wird jetzt in die Provinzen Badajoz und Caceres eingetheilt, gränzt an Portugal, wird vom Tajo und der Guadiana durchströmt und zählt auf 674 #M. über 600000 E. Der Boden ist gebirgig, wasserarm, daher im Ganzen nicht fruchtbar, außer in den Flußthälern; Viehzucht ist Hauptnahrungszweig der Einw., die besonders berühmten Schinken verkaufen. Die portug. E. ist 441 #M. groß, mit mehr als 700000 E., gebirgig, in den Thalebenen sehr fruchtbar, führt Wein, Oel und Getreide aus. Eintheilung in 3 Districte: Leiria, Santarem, Lissabon.


Estremoz, portug. Stadt u. Festung in der Provinz Alemtejo; Arsenal, 6600 E., berühmte Töpferwaaren.


Estrich, nennt man jeden steinernen Fußboden, ob von Marmor, Sand od. Ziegelsteinen; vornämlich aber einen von Gyps gegossenen Boden oder auch einen sog. Lehmschlag. Jetzt meist durch Dielen ersetzt, weil die E.e die Feuchtigkeit anziehen, immer kalt, deßhalb ungesund sind und zu sehr lasten.

sein ehemaliger Feldherr, Graf Bernhard von der Lippe, wirkte als Bischof von Semgallen in Livland für die Bekehrung der Esthen; 1158 kam mit Bremer Kaufleuten der eigentliche Apostel der Liven, der Augustinermönch Meinrad; er wurde 1187 Bischof von Ykeskola, doch richteten er und seine Mitarbeiter, die Mönche Fulco von Treguier und Dietrich von Treyden wenig bei den E.n aus. Aber 1200 kam Albert von Apeldern mit 23 Schiffen voll Kreuzfahrern, die Schwertbrüder wurden von Innocenz III. bestätiget, die Stadt Lindanissa (Reval) erobert, Riga und Dorpat zum Bischofssitz und bis 1217 waren die E. zum Glauben gezwungen. Nordesthland behielt seinen Namen, wurde dän., das Bisthum Laal errichtet und Lund unterworfen, von 1347 an die E. mit den Liven von einem Heermeister der Schwertbrüder regiert. Der Heermeister Walther von Plettenberg machte sich 1521 unabhängig und die E. zu Lutheranern; gegen die Anfälle der Russen fanden diese von 1561–1710 theuern Schutz durch die Schweden. Peter d. Gr. eroberte 1710 Esthland und behielt es 1721 im Nystädterfrieden. Die E. wurden 1822–24 von der Leibeigenschaft befreit, dagegen bis heute ihr lutherischer Glaube durch Bekehrungen im Interesse der Centralisation Rußlands arg beeinträchtigt.


Estime (frz. estihm), Achtung, Ruf; estimiren, s. ästimiren.


Estive (frz. estiw), das Schiffsgleichgewicht; estiwiren, auf beiden Seiten gleichviel laden.


Est modus in rebus, lat., Anfangsworte eines bei Horaz (I. Sat. 1, 106, 107) vorkommenden Spruches: In allem ist Muß und Ziel!


Esto, Etto, die Elle auf der Insel Sumatra = 2103/4 par. Linien.


Estocade, frz., Stoßdegen; zudringliche Bitte.


Esto mihi! lat. (sei mir!), der letzte Sonntag vor den Fasten, so bezeichnet nach den Anfangsworten der hl. Messe jenes Tages (Psalm 31, 3).


Estompe (frz. estongp), der Wischer des Malers; estompiren, wischen.


Estrade, frz., die Erhöhung des Fußbodens vor Fenstern mit hoher Brüstung, vor dem Throne etc.


Estrapade, frz., der Schnellgalgen; das Ausschlagen des Pferdes, während es sich gleichzeitig vornen hebt.


Estrées (Etreh), französ. adeliges Geschlecht, das Frankreich mehrere tüchtige Diplomaten, Feldherren und Admirale gab und mit Louis César Letellier, Duc dʼ, geb. 1695, gest. 1771, erlosch; er befehligte 1757 das franz. Heer in Deutschland, gewann die Schlacht von Hastenbeck gegen den Herzog von Cumberland, schloß die Capitulation zu Kloster Seven, wurde aber bald zurückgerufen. Am berühmtesten ist Gabrielle dʼE., geb. um 1571, Mätresse Heinrichs IV., der sie zur Herzogin von Beaufort erhob und trotz Sullys Widerspruch zur Königin machen wollte; Gabrielle st. aber 1599, wahrscheinlich vergiftet; sie ist Stammmutter der Herzoge von Vendôme.


Estrella, Serra de, portug. Gebirge, läuft an der Mündung des Tajo aus und steigt bis 6460'.


Estremadura, span. und portug. Provinz. Die span. wird jetzt in die Provinzen Badajoz und Caceres eingetheilt, gränzt an Portugal, wird vom Tajo und der Guadiana durchströmt und zählt auf 674 □M. über 600000 E. Der Boden ist gebirgig, wasserarm, daher im Ganzen nicht fruchtbar, außer in den Flußthälern; Viehzucht ist Hauptnahrungszweig der Einw., die besonders berühmten Schinken verkaufen. Die portug. E. ist 441 □M. groß, mit mehr als 700000 E., gebirgig, in den Thalebenen sehr fruchtbar, führt Wein, Oel und Getreide aus. Eintheilung in 3 Districte: Leiria, Santarem, Lissabon.


Estremoz, portug. Stadt u. Festung in der Provinz Alemtejo; Arsenal, 6600 E., berühmte Töpferwaaren.


Estrich, nennt man jeden steinernen Fußboden, ob von Marmor, Sand od. Ziegelsteinen; vornämlich aber einen von Gyps gegossenen Boden oder auch einen sog. Lehmschlag. Jetzt meist durch Dielen ersetzt, weil die E.e die Feuchtigkeit anziehen, immer kalt, deßhalb ungesund sind und zu sehr lasten.

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[617/0618] sein ehemaliger Feldherr, Graf Bernhard von der Lippe, wirkte als Bischof von Semgallen in Livland für die Bekehrung der Esthen; 1158 kam mit Bremer Kaufleuten der eigentliche Apostel der Liven, der Augustinermönch Meinrad; er wurde 1187 Bischof von Ykeskola, doch richteten er und seine Mitarbeiter, die Mönche Fulco von Treguier und Dietrich von Treyden wenig bei den E.n aus. Aber 1200 kam Albert von Apeldern mit 23 Schiffen voll Kreuzfahrern, die Schwertbrüder wurden von Innocenz III. bestätiget, die Stadt Lindanissa (Reval) erobert, Riga und Dorpat zum Bischofssitz und bis 1217 waren die E. zum Glauben gezwungen. Nordesthland behielt seinen Namen, wurde dän., das Bisthum Laal errichtet und Lund unterworfen, von 1347 an die E. mit den Liven von einem Heermeister der Schwertbrüder regiert. Der Heermeister Walther von Plettenberg machte sich 1521 unabhängig und die E. zu Lutheranern; gegen die Anfälle der Russen fanden diese von 1561–1710 theuern Schutz durch die Schweden. Peter d. Gr. eroberte 1710 Esthland und behielt es 1721 im Nystädterfrieden. Die E. wurden 1822–24 von der Leibeigenschaft befreit, dagegen bis heute ihr lutherischer Glaube durch Bekehrungen im Interesse der Centralisation Rußlands arg beeinträchtigt. Estime (frz. estihm), Achtung, Ruf; estimiren, s. ästimiren. Estive (frz. estiw), das Schiffsgleichgewicht; estiwiren, auf beiden Seiten gleichviel laden. Est modus in rebus, lat., Anfangsworte eines bei Horaz (I. Sat. 1, 106, 107) vorkommenden Spruches: In allem ist Muß und Ziel! Esto, Etto, die Elle auf der Insel Sumatra = 2103/4 par. Linien. Estocade, frz., Stoßdegen; zudringliche Bitte. Esto mihi! lat. (sei mir!), der letzte Sonntag vor den Fasten, so bezeichnet nach den Anfangsworten der hl. Messe jenes Tages (Psalm 31, 3). Estompe (frz. estongp), der Wischer des Malers; estompiren, wischen. Estrade, frz., die Erhöhung des Fußbodens vor Fenstern mit hoher Brüstung, vor dem Throne etc. Estrapade, frz., der Schnellgalgen; das Ausschlagen des Pferdes, während es sich gleichzeitig vornen hebt. Estrées (Etreh), französ. adeliges Geschlecht, das Frankreich mehrere tüchtige Diplomaten, Feldherren und Admirale gab und mit Louis César Letellier, Duc dʼ, geb. 1695, gest. 1771, erlosch; er befehligte 1757 das franz. Heer in Deutschland, gewann die Schlacht von Hastenbeck gegen den Herzog von Cumberland, schloß die Capitulation zu Kloster Seven, wurde aber bald zurückgerufen. Am berühmtesten ist Gabrielle dʼE., geb. um 1571, Mätresse Heinrichs IV., der sie zur Herzogin von Beaufort erhob und trotz Sullys Widerspruch zur Königin machen wollte; Gabrielle st. aber 1599, wahrscheinlich vergiftet; sie ist Stammmutter der Herzoge von Vendôme. Estrella, Serra de, portug. Gebirge, läuft an der Mündung des Tajo aus und steigt bis 6460'. Estremadura, span. und portug. Provinz. Die span. wird jetzt in die Provinzen Badajoz und Caceres eingetheilt, gränzt an Portugal, wird vom Tajo und der Guadiana durchströmt und zählt auf 674 □M. über 600000 E. Der Boden ist gebirgig, wasserarm, daher im Ganzen nicht fruchtbar, außer in den Flußthälern; Viehzucht ist Hauptnahrungszweig der Einw., die besonders berühmten Schinken verkaufen. Die portug. E. ist 441 □M. groß, mit mehr als 700000 E., gebirgig, in den Thalebenen sehr fruchtbar, führt Wein, Oel und Getreide aus. Eintheilung in 3 Districte: Leiria, Santarem, Lissabon. Estremoz, portug. Stadt u. Festung in der Provinz Alemtejo; Arsenal, 6600 E., berühmte Töpferwaaren. Estrich, nennt man jeden steinernen Fußboden, ob von Marmor, Sand od. Ziegelsteinen; vornämlich aber einen von Gyps gegossenen Boden oder auch einen sog. Lehmschlag. Jetzt meist durch Dielen ersetzt, weil die E.e die Feuchtigkeit anziehen, immer kalt, deßhalb ungesund sind und zu sehr lasten.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/618>, abgerufen am 24.11.2024.