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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Cerussa, Bleiweiß.


Certosa (Tsch-), Dorf und Schloß bei Pavia, ehemaliges Karthäuserkloster mit prächtiger Kirche. Der Thiergarten von C., in welchem Franz I. von Frankreich 1525 gefangen ward, ist längst in die Flur von 7 Dörfern verwandelt.


Cervantes Saavedra, Miguel de, geb. zu Alcala de Henares den 9. Nov. 1547, Spaniens größter Schriftsteller, wurde während seines ganzen Lebens von Unglück und Dürftigkeit verfolgt. Als Soldat verlor er in der Schlacht von Lepanto die linke Hand, fiel darauf in die Gefangenschaft der Algierer und war 7 Jahre lang in der Sklaverei, in der er durch die List und Kühnheit, mit der er verschiedene Befreiungsversuche mit seinen Leidensgenossen unternahm, sich die Bewunderung seines barbarischen Herrn erwarb, was ihn allein vor einem grausamen Tode bewahrte. Endlich erlöst und in die Heimath zurückgekehrt widmete er sich ganz den Musen; schon frühe war er mit Romanzen, Sonetten, Elegieen und einem Schäferroman aufgetreten; nun ließ er 1584 einen andern, Galatea, dann rasch nicht weniger als 30 Dramen folgen, lauter Arbeiten von mittelmäßigem Werthe. 1605 endlich erschien der 1. Thl. des Don Quixote; dann dichtete er 12 Novellen, die Reise zum Parnaß u. a. Der 1. Thl. des Don Quixote hatte den Ruhm des C. gegründet; während der Pause zwischen der Erscheinung des 2. Thls. ließ ein Unbekannter unter dem Namen Avellanada eine Fortsetzung erscheinen, die C. tief empörte. Erst 1615 erschien von diesem selbst die Fortsetzung seines Meisterwerks; er st. aber schon den 23. Apr. 1616 zu Madrid in Dürftigkeit. Don Quixote ist in alle Sprachen übersetzt, wird von allen Klassen gelesen und geliebt, entwickelt einen unerschöpflichen Witz vom baurischderben und schalkhaften bis zum feinsten und ist daneben von wahrer Poesie getragen. Die Satire ist zunächst gegen die damalige Erscheinung des Ritterthums gerichtet und gegen die Poeten, deren Werke diese Luft athmeten, sie ist aber zugleich eine die vielfachen Blößen der Menschen jedes Zeitalters launig darstellende, und dabei geht ein Grundton tiefen Mitgefühls durch das Ganze, jene edle Trauer über menschliches Unglück u. Gebrechen, die alle großen Werke des poet. Genius aller Völker und Zeitalter durchdringt. - Ein Wiederabdruck der sämmtlichen Werke des C. erschien zu Paris 1841 bei Baudri; seinen Don Quixote haben bekanntlich Tieck, Soltau und Heine in das Deutsche übersetzt.


Cervena, Dorf an der Mündung der Jantra in die Donau, Sieg der Türken den 28. Aug. 1810, der Russen den 7. Sept. 1810.


Cervera, feste Stadt in Catalonien, 5700 E.; Handel mit Landeserzeugnissen; auch 2 kleine Städte in Altcastilien heißen C.


Cervia (Tsch-), Stadt und Bischofssitz im Kirchenstaate südöstl. von Ravenna, 5600 E.; Hafen, lebhafter Handel, Seesalzbereitung.


Cervical, was zum Nacken gehört.


Cesare (Tsch-), Giuseppe di, geb. 1783 zu Neapel, schrieb die Geschichte des Hohenstaufen Manfred, 2 Bde. Neapel 1837 und den histor. Roman "Arrigo di Abbate".


Cesari, Alessandro, lebte um 1550, ausgezeichneter Medailleur und Edelsteinschneider, dessen Arbeiten sehr theuer bezahlt werden.


Cesari, Antonio, geb. zu Verona 1760, gest. 1828 zu Ravenna, übersetzte den Terenz, die Oden des Horaz und Ciceros Briefe vortrefflich und gab eine bereicherte Ausgabe des Wörterbuchs der Academia della Crusca heraus.


Cesari , Giuseppe, genannt il Cavaliere d'Arpino, geb. zu Rom 1570, gest. um 1640, Maler, unter den sog. Manieristen der berühmteste.


Cesarotti (Tsches-), Melchiore, geb. 1730 zu Padua, gest. daselbst als Professor der griech. und hebr. Sprache 1808, italien. Schriftsteller, Uebersetzer Ossians, der Iliade Homers, der Biographien Plutarchs, für seine Landsleute dadurch von Bedeutung, weil er sie anregte, die Nachahmung ihrer älteren Literatur aufzugeben und die Sprachformen freier zu behandeln; sein Styl ist deßwegen kräftiger als ihn die neueren


Cerussa, Bleiweiß.


Certosa (Tsch–), Dorf und Schloß bei Pavia, ehemaliges Karthäuserkloster mit prächtiger Kirche. Der Thiergarten von C., in welchem Franz I. von Frankreich 1525 gefangen ward, ist längst in die Flur von 7 Dörfern verwandelt.


Cervantes Saavedra, Miguel de, geb. zu Alcala de Henares den 9. Nov. 1547, Spaniens größter Schriftsteller, wurde während seines ganzen Lebens von Unglück und Dürftigkeit verfolgt. Als Soldat verlor er in der Schlacht von Lepanto die linke Hand, fiel darauf in die Gefangenschaft der Algierer und war 7 Jahre lang in der Sklaverei, in der er durch die List und Kühnheit, mit der er verschiedene Befreiungsversuche mit seinen Leidensgenossen unternahm, sich die Bewunderung seines barbarischen Herrn erwarb, was ihn allein vor einem grausamen Tode bewahrte. Endlich erlöst und in die Heimath zurückgekehrt widmete er sich ganz den Musen; schon frühe war er mit Romanzen, Sonetten, Elegieen und einem Schäferroman aufgetreten; nun ließ er 1584 einen andern, Galatea, dann rasch nicht weniger als 30 Dramen folgen, lauter Arbeiten von mittelmäßigem Werthe. 1605 endlich erschien der 1. Thl. des Don Quixote; dann dichtete er 12 Novellen, die Reise zum Parnaß u. a. Der 1. Thl. des Don Quixote hatte den Ruhm des C. gegründet; während der Pause zwischen der Erscheinung des 2. Thls. ließ ein Unbekannter unter dem Namen Avellanada eine Fortsetzung erscheinen, die C. tief empörte. Erst 1615 erschien von diesem selbst die Fortsetzung seines Meisterwerks; er st. aber schon den 23. Apr. 1616 zu Madrid in Dürftigkeit. Don Quixote ist in alle Sprachen übersetzt, wird von allen Klassen gelesen und geliebt, entwickelt einen unerschöpflichen Witz vom baurischderben und schalkhaften bis zum feinsten und ist daneben von wahrer Poesie getragen. Die Satire ist zunächst gegen die damalige Erscheinung des Ritterthums gerichtet und gegen die Poeten, deren Werke diese Luft athmeten, sie ist aber zugleich eine die vielfachen Blößen der Menschen jedes Zeitalters launig darstellende, und dabei geht ein Grundton tiefen Mitgefühls durch das Ganze, jene edle Trauer über menschliches Unglück u. Gebrechen, die alle großen Werke des poet. Genius aller Völker und Zeitalter durchdringt. – Ein Wiederabdruck der sämmtlichen Werke des C. erschien zu Paris 1841 bei Baudri; seinen Don Quixote haben bekanntlich Tieck, Soltau und Heine in das Deutsche übersetzt.


Cervena, Dorf an der Mündung der Jantra in die Donau, Sieg der Türken den 28. Aug. 1810, der Russen den 7. Sept. 1810.


Cervera, feste Stadt in Catalonien, 5700 E.; Handel mit Landeserzeugnissen; auch 2 kleine Städte in Altcastilien heißen C.


Cervia (Tsch–), Stadt und Bischofssitz im Kirchenstaate südöstl. von Ravenna, 5600 E.; Hafen, lebhafter Handel, Seesalzbereitung.


Cervical, was zum Nacken gehört.


Cesare (Tsch–), Giuseppe di, geb. 1783 zu Neapel, schrieb die Geschichte des Hohenstaufen Manfred, 2 Bde. Neapel 1837 und den histor. Roman „Arrigo di Abbate“.


Cesari, Alessandro, lebte um 1550, ausgezeichneter Medailleur und Edelsteinschneider, dessen Arbeiten sehr theuer bezahlt werden.


Cesari, Antonio, geb. zu Verona 1760, gest. 1828 zu Ravenna, übersetzte den Terenz, die Oden des Horaz und Ciceros Briefe vortrefflich und gab eine bereicherte Ausgabe des Wörterbuchs der Academia della Crusca heraus.


Cesari , Giuseppe, genannt il Cavaliere dʼArpino, geb. zu Rom 1570, gest. um 1640, Maler, unter den sog. Manieristen der berühmteste.


Cesarotti (Tsches–), Melchiore, geb. 1730 zu Padua, gest. daselbst als Professor der griech. und hebr. Sprache 1808, italien. Schriftsteller, Uebersetzer Ossians, der Iliade Homers, der Biographien Plutarchs, für seine Landsleute dadurch von Bedeutung, weil er sie anregte, die Nachahmung ihrer älteren Literatur aufzugeben und die Sprachformen freier zu behandeln; sein Styl ist deßwegen kräftiger als ihn die neueren

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[51/0052] Cerussa, Bleiweiß. Certosa (Tsch–), Dorf und Schloß bei Pavia, ehemaliges Karthäuserkloster mit prächtiger Kirche. Der Thiergarten von C., in welchem Franz I. von Frankreich 1525 gefangen ward, ist längst in die Flur von 7 Dörfern verwandelt. Cervantes Saavedra, Miguel de, geb. zu Alcala de Henares den 9. Nov. 1547, Spaniens größter Schriftsteller, wurde während seines ganzen Lebens von Unglück und Dürftigkeit verfolgt. Als Soldat verlor er in der Schlacht von Lepanto die linke Hand, fiel darauf in die Gefangenschaft der Algierer und war 7 Jahre lang in der Sklaverei, in der er durch die List und Kühnheit, mit der er verschiedene Befreiungsversuche mit seinen Leidensgenossen unternahm, sich die Bewunderung seines barbarischen Herrn erwarb, was ihn allein vor einem grausamen Tode bewahrte. Endlich erlöst und in die Heimath zurückgekehrt widmete er sich ganz den Musen; schon frühe war er mit Romanzen, Sonetten, Elegieen und einem Schäferroman aufgetreten; nun ließ er 1584 einen andern, Galatea, dann rasch nicht weniger als 30 Dramen folgen, lauter Arbeiten von mittelmäßigem Werthe. 1605 endlich erschien der 1. Thl. des Don Quixote; dann dichtete er 12 Novellen, die Reise zum Parnaß u. a. Der 1. Thl. des Don Quixote hatte den Ruhm des C. gegründet; während der Pause zwischen der Erscheinung des 2. Thls. ließ ein Unbekannter unter dem Namen Avellanada eine Fortsetzung erscheinen, die C. tief empörte. Erst 1615 erschien von diesem selbst die Fortsetzung seines Meisterwerks; er st. aber schon den 23. Apr. 1616 zu Madrid in Dürftigkeit. Don Quixote ist in alle Sprachen übersetzt, wird von allen Klassen gelesen und geliebt, entwickelt einen unerschöpflichen Witz vom baurischderben und schalkhaften bis zum feinsten und ist daneben von wahrer Poesie getragen. Die Satire ist zunächst gegen die damalige Erscheinung des Ritterthums gerichtet und gegen die Poeten, deren Werke diese Luft athmeten, sie ist aber zugleich eine die vielfachen Blößen der Menschen jedes Zeitalters launig darstellende, und dabei geht ein Grundton tiefen Mitgefühls durch das Ganze, jene edle Trauer über menschliches Unglück u. Gebrechen, die alle großen Werke des poet. Genius aller Völker und Zeitalter durchdringt. – Ein Wiederabdruck der sämmtlichen Werke des C. erschien zu Paris 1841 bei Baudri; seinen Don Quixote haben bekanntlich Tieck, Soltau und Heine in das Deutsche übersetzt. Cervena, Dorf an der Mündung der Jantra in die Donau, Sieg der Türken den 28. Aug. 1810, der Russen den 7. Sept. 1810. Cervera, feste Stadt in Catalonien, 5700 E.; Handel mit Landeserzeugnissen; auch 2 kleine Städte in Altcastilien heißen C. Cervia (Tsch–), Stadt und Bischofssitz im Kirchenstaate südöstl. von Ravenna, 5600 E.; Hafen, lebhafter Handel, Seesalzbereitung. Cervical, was zum Nacken gehört. Cesare (Tsch–), Giuseppe di, geb. 1783 zu Neapel, schrieb die Geschichte des Hohenstaufen Manfred, 2 Bde. Neapel 1837 und den histor. Roman „Arrigo di Abbate“. Cesari, Alessandro, lebte um 1550, ausgezeichneter Medailleur und Edelsteinschneider, dessen Arbeiten sehr theuer bezahlt werden. Cesari, Antonio, geb. zu Verona 1760, gest. 1828 zu Ravenna, übersetzte den Terenz, die Oden des Horaz und Ciceros Briefe vortrefflich und gab eine bereicherte Ausgabe des Wörterbuchs der Academia della Crusca heraus. Cesari , Giuseppe, genannt il Cavaliere dʼArpino, geb. zu Rom 1570, gest. um 1640, Maler, unter den sog. Manieristen der berühmteste. Cesarotti (Tsches–), Melchiore, geb. 1730 zu Padua, gest. daselbst als Professor der griech. und hebr. Sprache 1808, italien. Schriftsteller, Uebersetzer Ossians, der Iliade Homers, der Biographien Plutarchs, für seine Landsleute dadurch von Bedeutung, weil er sie anregte, die Nachahmung ihrer älteren Literatur aufzugeben und die Sprachformen freier zu behandeln; sein Styl ist deßwegen kräftiger als ihn die neueren

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/52>, abgerufen am 05.12.2024.