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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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griff 1745 in einem "Versuche über Tugend u. Verdienst" das Christenthum verdeckt, 1746 in sog. "Pensees philosophiques" offen an. Das Buch wurde vom Henker verbrannt, und als ihn vollends der "Lettre sur les aveugles" 1749 auf kurze Zeit nach Vincennes brachte, galt er in jener Zeit als Märtyrer der Vernunft und griff das Christenthum nicht mehr bloß gelegentlich an, wie im "Dictionnaire de medecine", sondern bethätigte seinen Fortschritt vom Deismus zum Pantheismus und Atheismus in vielen mitunter sehr schlüpfrigen Romanen u. Theaterstücken. In Deutschland, wo Lessing D.s "natürlichen Sohn" u. den "Familienvater" übersetzte, half er das bürgerliche Trauer- u. weinerliche Lustspiel aufbringen. Seine Hauptthätigkeit jedoch war der Encyclopädie gewidmet, die er mit d'Alembert 1751 gründete u. mit sehr vielen Artikeln bereicherte, um mit beißendem Witze "aus dem Staate das Gesetz, aus der Moral die Freiheit, aus der Natur den Geist u. Gott" hinwegzuräsonniren. Er ging 1773 nach Petersburg zum Besuche der Kaiserin Katharina, welche 1765 seine Bibliothek angekauft hatte, wofür er ihr mit Voltaire wetteifernd schmeichelte, kehrte jedoch bald wieder heim und st. 1784. Sein Leben beschrieb seine Tochter, Madame de Vandeul, seine Werke gab unter anderm J. A. Naigeon heraus, Paris 1798, 3. Aufl. 1818.


Dido, Elissa, der Sage nach die Gründerin Karthagos um 900 v. Chr., Schwester des tyrischen Königs Pygmalion, der ihren Gatten Sichäus oder Acerbas umbringen ließ, worauf sie sich mit vielen Tyriern nach Afrika flüchtete und in der Nähe von Utika die neue Stadt gründete; den Heirathsanträgen des lybischen Königs Hiarbas entzog sie sich durch freiwilligen Tod. Wahrscheinlich ist die ganze Sage mißverstandener Mythus und enthält nur die eine Thatsache: daß innere Unruhen in Tyrus die Gründung von Karthago veranlaßt haben.


Didodekaedrisch, griech., doppelt zwölfflächig.


Didot (-do), franz. Buchhändler- und Buchdruckerfamilie, sehr verdient um die Vervollkommnung der Buchdruckerkunst. Francois Ambr. D., geb. 1730, gest. 1804, vervollkommnete die Presse, die Schriftschneide- u. Schrift gießkunst, sowie die Papierfabrikation. Seine Söhne Pierre D., geb. 1761, gest. 1854 u. Firmin D., geb. 1764, gest. 1836, übertrafen ihren Vater; ersterer lieferte Prachtausgaben alter und neuer klassischer Schriften, letzterer vervollkommnete die Stereotypie u. erfand eine Methode die Landkarten typographisch zu behandeln; er lieferte die correcteste, am schönsten gedruckte u. wohlfeilste Ausgabe franz. Klassiker, ebenso eine Handausgabe span. Klassiker. Beide Brüder waren zugleich Gelehrte, Firmin auch liberaler Deputirter. Die Firmen beider D. behaupten unter ihren Söhnen die ererbte ehrenvolle Stellung.


Didym, 1839 von Mosander entdecktes Erdmetall.


Didymisch, griech., doppelt, gepaart.


Didymus, alexandrin. Grammatiker zur Zeit des Augustus, der nach Angabe des Seneca nicht weniger als 4000 Schriften verfaßte, bei den Alten jedoch als Kritiker sehr geschätzt war.


Didymus (griech., Zwilling), der Blinde, lebte 308-395 zu Alexandrien und war trotz seiner Blindheit ein ausgezeichneter Katechet, welcher den Hieronymus, Isidor, Rufinus u. a. Größen der Kirche unterrichtete. Als eifriger Vertheidiger des Origenes ward er lange nach seinem Tode zum Ketzer erklärt. Von Schriften sind übrig: "de spiritu sancto" und der "enarratio in epistolas canonicas et in primam epist. S. Joannis", in des Hieronymus Uebersetzung "contra Manichaeos," "de Trinitate".


Didymus, Gabriel, ein Gehilfe Luthers, geb. 1487 zu Joachimsthal in Böhmen, 1502 zu Wittenberg Augustinermönch, 1512 Magister, 1513 Priester und nach dem Auftreten Luthers dessen eifriger Anhänger; er nahm an Karlstadts Bilderstürmerei Antheil und mußte Wittenberg verlassen, wurde 1523 Prediger in Torgau und bewirkte einen nächtlichen Angriff auf das Franziskanerkloster daselbst. Noch 1537 unterschrieb er die Schmalkalder Artikel, wurde aber 1549 vom Kurfürsten Moriz abgesetzt und st. 1558 im Elend.

griff 1745 in einem „Versuche über Tugend u. Verdienst“ das Christenthum verdeckt, 1746 in sog. „Pensées philosophiques“ offen an. Das Buch wurde vom Henker verbrannt, und als ihn vollends der „Lettre sur les aveugles“ 1749 auf kurze Zeit nach Vincennes brachte, galt er in jener Zeit als Märtyrer der Vernunft und griff das Christenthum nicht mehr bloß gelegentlich an, wie im „Dictionnaire de médecine“, sondern bethätigte seinen Fortschritt vom Deismus zum Pantheismus und Atheismus in vielen mitunter sehr schlüpfrigen Romanen u. Theaterstücken. In Deutschland, wo Lessing D.s „natürlichen Sohn“ u. den „Familienvater“ übersetzte, half er das bürgerliche Trauer- u. weinerliche Lustspiel aufbringen. Seine Hauptthätigkeit jedoch war der Encyclopädie gewidmet, die er mit dʼAlembert 1751 gründete u. mit sehr vielen Artikeln bereicherte, um mit beißendem Witze „aus dem Staate das Gesetz, aus der Moral die Freiheit, aus der Natur den Geist u. Gott“ hinwegzuräsonniren. Er ging 1773 nach Petersburg zum Besuche der Kaiserin Katharina, welche 1765 seine Bibliothek angekauft hatte, wofür er ihr mit Voltaire wetteifernd schmeichelte, kehrte jedoch bald wieder heim und st. 1784. Sein Leben beschrieb seine Tochter, Madame de Vandeul, seine Werke gab unter anderm J. A. Naigeon heraus, Paris 1798, 3. Aufl. 1818.


Dido, Elissa, der Sage nach die Gründerin Karthagos um 900 v. Chr., Schwester des tyrischen Königs Pygmalion, der ihren Gatten Sichäus oder Acerbas umbringen ließ, worauf sie sich mit vielen Tyriern nach Afrika flüchtete und in der Nähe von Utika die neue Stadt gründete; den Heirathsanträgen des lybischen Königs Hiarbas entzog sie sich durch freiwilligen Tod. Wahrscheinlich ist die ganze Sage mißverstandener Mythus und enthält nur die eine Thatsache: daß innere Unruhen in Tyrus die Gründung von Karthago veranlaßt haben.


Didodekaëdrisch, griech., doppelt zwölfflächig.


Didot (–do), franz. Buchhändler- und Buchdruckerfamilie, sehr verdient um die Vervollkommnung der Buchdruckerkunst. François Ambr. D., geb. 1730, gest. 1804, vervollkommnete die Presse, die Schriftschneide- u. Schrift gießkunst, sowie die Papierfabrikation. Seine Söhne Pierre D., geb. 1761, gest. 1854 u. Firmin D., geb. 1764, gest. 1836, übertrafen ihren Vater; ersterer lieferte Prachtausgaben alter und neuer klassischer Schriften, letzterer vervollkommnete die Stereotypie u. erfand eine Methode die Landkarten typographisch zu behandeln; er lieferte die correcteste, am schönsten gedruckte u. wohlfeilste Ausgabe franz. Klassiker, ebenso eine Handausgabe span. Klassiker. Beide Brüder waren zugleich Gelehrte, Firmin auch liberaler Deputirter. Die Firmen beider D. behaupten unter ihren Söhnen die ererbte ehrenvolle Stellung.


Didym, 1839 von Mosander entdecktes Erdmetall.


Didymisch, griech., doppelt, gepaart.


Didymus, alexandrin. Grammatiker zur Zeit des Augustus, der nach Angabe des Seneca nicht weniger als 4000 Schriften verfaßte, bei den Alten jedoch als Kritiker sehr geschätzt war.


Didymus (griech., Zwilling), der Blinde, lebte 308–395 zu Alexandrien und war trotz seiner Blindheit ein ausgezeichneter Katechet, welcher den Hieronymus, Isidor, Rufinus u. a. Größen der Kirche unterrichtete. Als eifriger Vertheidiger des Origenes ward er lange nach seinem Tode zum Ketzer erklärt. Von Schriften sind übrig: „de spiritu sancto“ und der „enarratio in epistolas canonicas et in primam epist. S. Joannis“, in des Hieronymus Uebersetzung „contra Manichaeos,“ „de Trinitate“.


Didymus, Gabriel, ein Gehilfe Luthers, geb. 1487 zu Joachimsthal in Böhmen, 1502 zu Wittenberg Augustinermönch, 1512 Magister, 1513 Priester und nach dem Auftreten Luthers dessen eifriger Anhänger; er nahm an Karlstadts Bilderstürmerei Antheil und mußte Wittenberg verlassen, wurde 1523 Prediger in Torgau und bewirkte einen nächtlichen Angriff auf das Franziskanerkloster daselbst. Noch 1537 unterschrieb er die Schmalkalder Artikel, wurde aber 1549 vom Kurfürsten Moriz abgesetzt und st. 1558 im Elend.

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[380/0381] griff 1745 in einem „Versuche über Tugend u. Verdienst“ das Christenthum verdeckt, 1746 in sog. „Pensées philosophiques“ offen an. Das Buch wurde vom Henker verbrannt, und als ihn vollends der „Lettre sur les aveugles“ 1749 auf kurze Zeit nach Vincennes brachte, galt er in jener Zeit als Märtyrer der Vernunft und griff das Christenthum nicht mehr bloß gelegentlich an, wie im „Dictionnaire de médecine“, sondern bethätigte seinen Fortschritt vom Deismus zum Pantheismus und Atheismus in vielen mitunter sehr schlüpfrigen Romanen u. Theaterstücken. In Deutschland, wo Lessing D.s „natürlichen Sohn“ u. den „Familienvater“ übersetzte, half er das bürgerliche Trauer- u. weinerliche Lustspiel aufbringen. Seine Hauptthätigkeit jedoch war der Encyclopädie gewidmet, die er mit dʼAlembert 1751 gründete u. mit sehr vielen Artikeln bereicherte, um mit beißendem Witze „aus dem Staate das Gesetz, aus der Moral die Freiheit, aus der Natur den Geist u. Gott“ hinwegzuräsonniren. Er ging 1773 nach Petersburg zum Besuche der Kaiserin Katharina, welche 1765 seine Bibliothek angekauft hatte, wofür er ihr mit Voltaire wetteifernd schmeichelte, kehrte jedoch bald wieder heim und st. 1784. Sein Leben beschrieb seine Tochter, Madame de Vandeul, seine Werke gab unter anderm J. A. Naigeon heraus, Paris 1798, 3. Aufl. 1818. Dido, Elissa, der Sage nach die Gründerin Karthagos um 900 v. Chr., Schwester des tyrischen Königs Pygmalion, der ihren Gatten Sichäus oder Acerbas umbringen ließ, worauf sie sich mit vielen Tyriern nach Afrika flüchtete und in der Nähe von Utika die neue Stadt gründete; den Heirathsanträgen des lybischen Königs Hiarbas entzog sie sich durch freiwilligen Tod. Wahrscheinlich ist die ganze Sage mißverstandener Mythus und enthält nur die eine Thatsache: daß innere Unruhen in Tyrus die Gründung von Karthago veranlaßt haben. Didodekaëdrisch, griech., doppelt zwölfflächig. Didot (–do), franz. Buchhändler- und Buchdruckerfamilie, sehr verdient um die Vervollkommnung der Buchdruckerkunst. François Ambr. D., geb. 1730, gest. 1804, vervollkommnete die Presse, die Schriftschneide- u. Schrift gießkunst, sowie die Papierfabrikation. Seine Söhne Pierre D., geb. 1761, gest. 1854 u. Firmin D., geb. 1764, gest. 1836, übertrafen ihren Vater; ersterer lieferte Prachtausgaben alter und neuer klassischer Schriften, letzterer vervollkommnete die Stereotypie u. erfand eine Methode die Landkarten typographisch zu behandeln; er lieferte die correcteste, am schönsten gedruckte u. wohlfeilste Ausgabe franz. Klassiker, ebenso eine Handausgabe span. Klassiker. Beide Brüder waren zugleich Gelehrte, Firmin auch liberaler Deputirter. Die Firmen beider D. behaupten unter ihren Söhnen die ererbte ehrenvolle Stellung. Didym, 1839 von Mosander entdecktes Erdmetall. Didymisch, griech., doppelt, gepaart. Didymus, alexandrin. Grammatiker zur Zeit des Augustus, der nach Angabe des Seneca nicht weniger als 4000 Schriften verfaßte, bei den Alten jedoch als Kritiker sehr geschätzt war. Didymus (griech., Zwilling), der Blinde, lebte 308–395 zu Alexandrien und war trotz seiner Blindheit ein ausgezeichneter Katechet, welcher den Hieronymus, Isidor, Rufinus u. a. Größen der Kirche unterrichtete. Als eifriger Vertheidiger des Origenes ward er lange nach seinem Tode zum Ketzer erklärt. Von Schriften sind übrig: „de spiritu sancto“ und der „enarratio in epistolas canonicas et in primam epist. S. Joannis“, in des Hieronymus Uebersetzung „contra Manichaeos,“ „de Trinitate“. Didymus, Gabriel, ein Gehilfe Luthers, geb. 1487 zu Joachimsthal in Böhmen, 1502 zu Wittenberg Augustinermönch, 1512 Magister, 1513 Priester und nach dem Auftreten Luthers dessen eifriger Anhänger; er nahm an Karlstadts Bilderstürmerei Antheil und mußte Wittenberg verlassen, wurde 1523 Prediger in Torgau und bewirkte einen nächtlichen Angriff auf das Franziskanerkloster daselbst. Noch 1537 unterschrieb er die Schmalkalder Artikel, wurde aber 1549 vom Kurfürsten Moriz abgesetzt und st. 1558 im Elend.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/381>, abgerufen am 28.06.2024.