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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Reuber, Freher, Schilter, Goldast, Perz, Heineccius, Leibnitz, Meibom, Menken, Leuckfeld u. s. w. Neuester Zeit hat die 1819 von dem Freiherrn v. Stein gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde unterm Schutze des deutschen Bundes zu Herausgabe des großen Quellenwerks: "Monumenta Germaniae historica inde ab anno Christi 500 usque ad annum 1500" unter der Leitung von Perz begonnen. Für das Studium der Urkunden sind die Regesten von Böhmer von der größten Bedeutung. Ueber die neuere Geschichte mangeln uns Urkundensammlungen, wie sie z. B. England besitzt, beinahe vollständig; dafür besitzen wir um so mehr Schriftsteller, welche aus den Quellen geschöpft haben, z. B. Ranke, Raumer, K. A. Menzel, Hurter, Buchholz, Mohr, Stähnlen, Perz, Hormayr, Schlosser, Droysen, Tillier, Meyer v. Knonau, Kopp, Varnhagen v. Ense, Barthold, Aschbach etc. außer vielen Kirchenhistorikern. Vgl. deutsche Literatur.


Deutsche Kunst. Dieselbe entwickelte sich wie die aller neueren Völker in Europa, d. h. sie schloß sich zunächst an die romanische und byzantinische an, und erhielt durch den Alles durchdringenden Geist der Kirche ihre weitere Entwicklung, zerfiel bei der Glaubensspaltung vollständig, ist aber in neuester Zeit wieder neu aufgeblüht. Die Baukunst war in Deutschland wie im alten Griechenland diejenige Kunst, welche Sculptur und Malerei in das Leben rief und groß zog; die Baukunst selbst entfaltete sich wie dort im Tempel-, hier im Kirchenbau. Die ersten Kirchenbaumeister waren in den Städten die Bischöfe, auf dem Lande die Mönche; von ihnen stammt die Symbolik des sog. goth. Styls, der im 14. Jahrh. von den Gesellschaften (Hütten) der Maurer zur höchsten Vollendung gebracht wurde (s. Baukunst), so daß sie in dem eigentlichen Deutschland, in den reichen Städten, die meisten und großartigsten Werke schuf und auch auf die goth. Baukunst der andern Völker ihre Rückwirkung äußerte. Namentlich gehört die Ausbildung des massenhaften und doch leichten, wie Schnitzwerk errichteten Thurms Deutschland an. Die Plastik übte sich ebenfalls in der Kirche; der Steinmetze arbeitete die Ornamente der Säulen, Spitzbögen, Fenster etc. aus, meißelte aus Stein Bildsäulen u. Denkmäler; an ihn schlossen sich der kunstfertigere Bildschnitzer an, sehr frühe auch der Erzgießer (s. Bernward); unsere alten Dome in Hildesheim, Nürnberg, Bamberg, Köln, Wien, Freiburg u. s. w. enthalten der Beweise jener meisterhaften Kunst in Menge; die Broncegüsse des Peter Vischer in Nürnberg erscheinen fast als unvergleichlich. Die Malerei, die seit dem 8. Jahrh., d. h. seit der Christianisirung Deutschlands, der Ausschmückung der Kirchen und durch Miniaturen zur Verzierung d. Handschriften diente, ist anfänglich ganz byzantinisch (vergl. byzant. Kunst), die Zeichnung also hart, mit wenigen Zügen, die Farben grell, wenn auch nicht unangenehm, der Grund golden. Bald entwickelte sich jedoch mehr Freiheit, indem die Kunst des Porträtirens wieder aufgefunden wurde, wozu wohl die Gewohnheit, Stifter und Wohlthäter von Kirchen durch Abbildungen zu verewigen, hauptsächlich Veranlassung gab. Die erste deutsche Malerschule erstand unter Karl IV. in Böhmen; im 14. u. zu Anfang des 15. Jahrh. eine andere in den rhein. Städten, sodann die flandr. Schule durch die Brüder van Eyk, welche zugleich durch die Erfindung der Oelmalerei Epoche machen. Zu Ende des 15. und im 16. Jahrh. blühte die Malerkunst besonders im südwestl. Deutschland, wie die Namen Schön, Holbein, Dürer, Kranach etc. bezeugen. Die Glasmalerei steht daneben als eigenthümlicher Zweig und entwickelte eine früher ungeahnte Farbenpracht; wie die andere Malerei wurde sie mehr und mehr zu nichtkirchlichen Zwecken benutzt; Paläste, Rathsäle, Zunftstuben u. s. w. wurden mit Gemälden ausgeschmückt, selbst die Außenseite der Häuser zierten Wappen, bibl. Gemälde, Darstellung von Heiligen, Rittern u. dgl. In allen deutschen Gemälden ist jedoch eine gewisse Härte und Strenge zurückgeblieben; dagegen zeichnen sie sich aus durch einen charakteristischen Ausdruck frommer Innigkeit, durch sinnreiche Anordnung, natürliche, genaue

Reuber, Freher, Schilter, Goldast, Perz, Heineccius, Leibnitz, Meibom, Menken, Leuckfeld u. s. w. Neuester Zeit hat die 1819 von dem Freiherrn v. Stein gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde unterm Schutze des deutschen Bundes zu Herausgabe des großen Quellenwerks: „Monumenta Germaniae historica inde ab anno Christi 500 usque ad annum 1500“ unter der Leitung von Perz begonnen. Für das Studium der Urkunden sind die Regesten von Böhmer von der größten Bedeutung. Ueber die neuere Geschichte mangeln uns Urkundensammlungen, wie sie z. B. England besitzt, beinahe vollständig; dafür besitzen wir um so mehr Schriftsteller, welche aus den Quellen geschöpft haben, z. B. Ranke, Raumer, K. A. Menzel, Hurter, Buchholz, Mohr, Stähnlen, Perz, Hormayr, Schlosser, Droysen, Tillier, Meyer v. Knonau, Kopp, Varnhagen v. Ense, Barthold, Aschbach etc. außer vielen Kirchenhistorikern. Vgl. deutsche Literatur.


Deutsche Kunst. Dieselbe entwickelte sich wie die aller neueren Völker in Europa, d. h. sie schloß sich zunächst an die romanische und byzantinische an, und erhielt durch den Alles durchdringenden Geist der Kirche ihre weitere Entwicklung, zerfiel bei der Glaubensspaltung vollständig, ist aber in neuester Zeit wieder neu aufgeblüht. Die Baukunst war in Deutschland wie im alten Griechenland diejenige Kunst, welche Sculptur und Malerei in das Leben rief und groß zog; die Baukunst selbst entfaltete sich wie dort im Tempel-, hier im Kirchenbau. Die ersten Kirchenbaumeister waren in den Städten die Bischöfe, auf dem Lande die Mönche; von ihnen stammt die Symbolik des sog. goth. Styls, der im 14. Jahrh. von den Gesellschaften (Hütten) der Maurer zur höchsten Vollendung gebracht wurde (s. Baukunst), so daß sie in dem eigentlichen Deutschland, in den reichen Städten, die meisten und großartigsten Werke schuf und auch auf die goth. Baukunst der andern Völker ihre Rückwirkung äußerte. Namentlich gehört die Ausbildung des massenhaften und doch leichten, wie Schnitzwerk errichteten Thurms Deutschland an. Die Plastik übte sich ebenfalls in der Kirche; der Steinmetze arbeitete die Ornamente der Säulen, Spitzbögen, Fenster etc. aus, meißelte aus Stein Bildsäulen u. Denkmäler; an ihn schlossen sich der kunstfertigere Bildschnitzer an, sehr frühe auch der Erzgießer (s. Bernward); unsere alten Dome in Hildesheim, Nürnberg, Bamberg, Köln, Wien, Freiburg u. s. w. enthalten der Beweise jener meisterhaften Kunst in Menge; die Broncegüsse des Peter Vischer in Nürnberg erscheinen fast als unvergleichlich. Die Malerei, die seit dem 8. Jahrh., d. h. seit der Christianisirung Deutschlands, der Ausschmückung der Kirchen und durch Miniaturen zur Verzierung d. Handschriften diente, ist anfänglich ganz byzantinisch (vergl. byzant. Kunst), die Zeichnung also hart, mit wenigen Zügen, die Farben grell, wenn auch nicht unangenehm, der Grund golden. Bald entwickelte sich jedoch mehr Freiheit, indem die Kunst des Porträtirens wieder aufgefunden wurde, wozu wohl die Gewohnheit, Stifter und Wohlthäter von Kirchen durch Abbildungen zu verewigen, hauptsächlich Veranlassung gab. Die erste deutsche Malerschule erstand unter Karl IV. in Böhmen; im 14. u. zu Anfang des 15. Jahrh. eine andere in den rhein. Städten, sodann die flandr. Schule durch die Brüder van Eyk, welche zugleich durch die Erfindung der Oelmalerei Epoche machen. Zu Ende des 15. und im 16. Jahrh. blühte die Malerkunst besonders im südwestl. Deutschland, wie die Namen Schön, Holbein, Dürer, Kranach etc. bezeugen. Die Glasmalerei steht daneben als eigenthümlicher Zweig und entwickelte eine früher ungeahnte Farbenpracht; wie die andere Malerei wurde sie mehr und mehr zu nichtkirchlichen Zwecken benutzt; Paläste, Rathsäle, Zunftstuben u. s. w. wurden mit Gemälden ausgeschmückt, selbst die Außenseite der Häuser zierten Wappen, bibl. Gemälde, Darstellung von Heiligen, Rittern u. dgl. In allen deutschen Gemälden ist jedoch eine gewisse Härte und Strenge zurückgeblieben; dagegen zeichnen sie sich aus durch einen charakteristischen Ausdruck frommer Innigkeit, durch sinnreiche Anordnung, natürliche, genaue

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[340/0341] Reuber, Freher, Schilter, Goldast, Perz, Heineccius, Leibnitz, Meibom, Menken, Leuckfeld u. s. w. Neuester Zeit hat die 1819 von dem Freiherrn v. Stein gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde unterm Schutze des deutschen Bundes zu Herausgabe des großen Quellenwerks: „Monumenta Germaniae historica inde ab anno Christi 500 usque ad annum 1500“ unter der Leitung von Perz begonnen. Für das Studium der Urkunden sind die Regesten von Böhmer von der größten Bedeutung. Ueber die neuere Geschichte mangeln uns Urkundensammlungen, wie sie z. B. England besitzt, beinahe vollständig; dafür besitzen wir um so mehr Schriftsteller, welche aus den Quellen geschöpft haben, z. B. Ranke, Raumer, K. A. Menzel, Hurter, Buchholz, Mohr, Stähnlen, Perz, Hormayr, Schlosser, Droysen, Tillier, Meyer v. Knonau, Kopp, Varnhagen v. Ense, Barthold, Aschbach etc. außer vielen Kirchenhistorikern. Vgl. deutsche Literatur. Deutsche Kunst. Dieselbe entwickelte sich wie die aller neueren Völker in Europa, d. h. sie schloß sich zunächst an die romanische und byzantinische an, und erhielt durch den Alles durchdringenden Geist der Kirche ihre weitere Entwicklung, zerfiel bei der Glaubensspaltung vollständig, ist aber in neuester Zeit wieder neu aufgeblüht. Die Baukunst war in Deutschland wie im alten Griechenland diejenige Kunst, welche Sculptur und Malerei in das Leben rief und groß zog; die Baukunst selbst entfaltete sich wie dort im Tempel-, hier im Kirchenbau. Die ersten Kirchenbaumeister waren in den Städten die Bischöfe, auf dem Lande die Mönche; von ihnen stammt die Symbolik des sog. goth. Styls, der im 14. Jahrh. von den Gesellschaften (Hütten) der Maurer zur höchsten Vollendung gebracht wurde (s. Baukunst), so daß sie in dem eigentlichen Deutschland, in den reichen Städten, die meisten und großartigsten Werke schuf und auch auf die goth. Baukunst der andern Völker ihre Rückwirkung äußerte. Namentlich gehört die Ausbildung des massenhaften und doch leichten, wie Schnitzwerk errichteten Thurms Deutschland an. Die Plastik übte sich ebenfalls in der Kirche; der Steinmetze arbeitete die Ornamente der Säulen, Spitzbögen, Fenster etc. aus, meißelte aus Stein Bildsäulen u. Denkmäler; an ihn schlossen sich der kunstfertigere Bildschnitzer an, sehr frühe auch der Erzgießer (s. Bernward); unsere alten Dome in Hildesheim, Nürnberg, Bamberg, Köln, Wien, Freiburg u. s. w. enthalten der Beweise jener meisterhaften Kunst in Menge; die Broncegüsse des Peter Vischer in Nürnberg erscheinen fast als unvergleichlich. Die Malerei, die seit dem 8. Jahrh., d. h. seit der Christianisirung Deutschlands, der Ausschmückung der Kirchen und durch Miniaturen zur Verzierung d. Handschriften diente, ist anfänglich ganz byzantinisch (vergl. byzant. Kunst), die Zeichnung also hart, mit wenigen Zügen, die Farben grell, wenn auch nicht unangenehm, der Grund golden. Bald entwickelte sich jedoch mehr Freiheit, indem die Kunst des Porträtirens wieder aufgefunden wurde, wozu wohl die Gewohnheit, Stifter und Wohlthäter von Kirchen durch Abbildungen zu verewigen, hauptsächlich Veranlassung gab. Die erste deutsche Malerschule erstand unter Karl IV. in Böhmen; im 14. u. zu Anfang des 15. Jahrh. eine andere in den rhein. Städten, sodann die flandr. Schule durch die Brüder van Eyk, welche zugleich durch die Erfindung der Oelmalerei Epoche machen. Zu Ende des 15. und im 16. Jahrh. blühte die Malerkunst besonders im südwestl. Deutschland, wie die Namen Schön, Holbein, Dürer, Kranach etc. bezeugen. Die Glasmalerei steht daneben als eigenthümlicher Zweig und entwickelte eine früher ungeahnte Farbenpracht; wie die andere Malerei wurde sie mehr und mehr zu nichtkirchlichen Zwecken benutzt; Paläste, Rathsäle, Zunftstuben u. s. w. wurden mit Gemälden ausgeschmückt, selbst die Außenseite der Häuser zierten Wappen, bibl. Gemälde, Darstellung von Heiligen, Rittern u. dgl. In allen deutschen Gemälden ist jedoch eine gewisse Härte und Strenge zurückgeblieben; dagegen zeichnen sie sich aus durch einen charakteristischen Ausdruck frommer Innigkeit, durch sinnreiche Anordnung, natürliche, genaue

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/341>, abgerufen am 22.11.2024.