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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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und hat einen trefflichen Hafen. Es besteht aus dem eigentlichen C., an der Stelle des 1629 verbrannten Opslo von Christian IV. regelmäßig angelegt, der Altstadt, 4 Vorstädten, der alten Bergfeste Aggerhuus, ist Sitz der Regierung, eines Bischofs, der Versammlungsort des Storthing, hat die Universität Norwegens, die mit Sammlungen etc. gut ausgestattet ist. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 32000; die Industrie beschäftigt sich mit Seife, Tabak, Eisenwaaren, Tuch, Papier, Alaun etc. Der Ausfuhrhandel ist sehr lebhaft, besonders in Zimmerholz u. Brettern, Theer, Eisen, Alaun, Leinsamen, Knochen, Eichenrinde etc. In C. befindet sich an einer Wand der nördlichste Weinstock unter freiem Himmel in Europa.


Christianisation. Christianisirung, Bekehrung zum Christenthume, daher christianisiren; Christianismus, der christliche Glaube, wenn derselbe andern Religionen parallel gestellt wird.


Christianissimus, Allerchristlichster, Titel der Könige von Frankreich seit Ludwig XI., von den Päpsten verliehen zum Andenken an Chlodewig, der den deutschen arianischen Fürsten gegenüber der einzige katholische war.


Christiansand, norwegisches Stift, südlichste Provinz, 641 #M. groß mit 230000 E.; der gleichnamige Hauptort liegt an einer tiefen Bucht, ist Bischofssitz, hat einen guten Hafen und 8500 E., welche besonders vom Schiffsbau, der Gerberei, der Ausfuhr der Waldproducte und dem Fischfange leben.


Christiansdor, dänische Goldmünze = 5 Thlr. 17 Sgr. 2 Pf. = 8 fl. C.-M.


Christiansfeld, Herrnhutergemeinde im nordschleswigschen Amte Hadersleben mit 800 E., einem Erziehungsinstitute, beträchtlichem Gewerbsfleiße in Leinen, Baumwolle, Leder, Seife und Talglichtern.


Christianstad, Festung und Hauptort des gleichnamigen Län in Südschweden (115 #M. mit 185000 E.), Hafen, Ausfuhr von Alaun, Theer, Holz und Fischen.


Christiansted, fester Hauptort der dänischen Antilleninsel St. Croix, Sitz des Gouverneurs der dän. Antillen, 6000 E.; Seehandel nach Dänemark.


Christina, St., geb. zu Tyrus in Toscana, Martyrin in der diocletianischen Verfolgung; ihr Leichnam ist in Palermo; Gedächtnißtag 24. Juli.


Christinchen, schwed. Silbermünze = 6 Sgr. 41/2 Pf. = 19 kr. C.-M.


Christine, Königin von Schweden, Tochter Gustav Adolfs und der Marie Eleonore von Brandenburg, regierte unter Vormundschaft von 1632-1644, selbstständig von 1644-1654, wo sie gegen eine Pension die Regierung an den Pfalzgrafen Karl Gustav abtrat. Sie begab sich zuerst nach Brüssel, wo sie zur kath. Kirche zurücktrat, welchen Act sie feierlich zu Innsbruck am 3. November 1655 wiederholte. Hierauf zog sie nach Rom, besuchte 1656 und das folgende Jahr Frankreich, 1660 Schweden, abermals 1666, lebte übrigens meistens in Rom, wo sie 1689 den 19. April st. und in der St. Peterskirche begraben wurde. C. war von Natur ein Mannweib und wurde auch nicht weiblich erzogen; sie erwarb sich alle Kenntnisse, die ein Regent nöthig hat, leitete die Politik Schwedens trotz dem erfahrensten Staatsmanne, war entschlossen und kühn wie ihr Vater, dabei Freundin und Kennerin der Kunst und in den schönen Wissenschaften bewanderter als mancher Professor. Sie sammelte einen Kreis gelehrter Männer um sich, unter denselben H. Grotius, Isaak Vossius, Huetius, Meibomius, Descartes etc.; ihre Bibliothek und Kunstsammlung gehörte zu den ausgezeichnetsten. Schon früher war sie auf Willkürlichkeiten des protestantischen Systems gestoßen, aufmerksamer geworden fand sie deren immer mehr, eigenes Studium und der Umgang mit kath. Theologen überzeugte sie von der irrthümlichen Grundlage des Protestantismus und anderseits von der Wahrheit der kathol. Religion. Sie kehrte in den Schoß der Kirche zurück, obwohl sie diesem Schritte die Krone und in den Augen der Welt als Tochter Gustav Adolfs die kindliche Liebe opfern mußte. (Grauert, Christine von Schweden und ihr Hof; Bonn 1838-42. Archenholz, Memoiren der

und hat einen trefflichen Hafen. Es besteht aus dem eigentlichen C., an der Stelle des 1629 verbrannten Opslo von Christian IV. regelmäßig angelegt, der Altstadt, 4 Vorstädten, der alten Bergfeste Aggerhuus, ist Sitz der Regierung, eines Bischofs, der Versammlungsort des Storthing, hat die Universität Norwegens, die mit Sammlungen etc. gut ausgestattet ist. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 32000; die Industrie beschäftigt sich mit Seife, Tabak, Eisenwaaren, Tuch, Papier, Alaun etc. Der Ausfuhrhandel ist sehr lebhaft, besonders in Zimmerholz u. Brettern, Theer, Eisen, Alaun, Leinsamen, Knochen, Eichenrinde etc. In C. befindet sich an einer Wand der nördlichste Weinstock unter freiem Himmel in Europa.


Christianisation. Christianisirung, Bekehrung zum Christenthume, daher christianisiren; Christianismus, der christliche Glaube, wenn derselbe andern Religionen parallel gestellt wird.


Christianissimus, Allerchristlichster, Titel der Könige von Frankreich seit Ludwig XI., von den Päpsten verliehen zum Andenken an Chlodewig, der den deutschen arianischen Fürsten gegenüber der einzige katholische war.


Christiansand, norwegisches Stift, südlichste Provinz, 641 □M. groß mit 230000 E.; der gleichnamige Hauptort liegt an einer tiefen Bucht, ist Bischofssitz, hat einen guten Hafen und 8500 E., welche besonders vom Schiffsbau, der Gerberei, der Ausfuhr der Waldproducte und dem Fischfange leben.


Christiansdor, dänische Goldmünze = 5 Thlr. 17 Sgr. 2 Pf. = 8 fl. C.-M.


Christiansfeld, Herrnhutergemeinde im nordschleswigschen Amte Hadersleben mit 800 E., einem Erziehungsinstitute, beträchtlichem Gewerbsfleiße in Leinen, Baumwolle, Leder, Seife und Talglichtern.


Christianstad, Festung und Hauptort des gleichnamigen Län in Südschweden (115 □M. mit 185000 E.), Hafen, Ausfuhr von Alaun, Theer, Holz und Fischen.


Christiansted, fester Hauptort der dänischen Antilleninsel St. Croix, Sitz des Gouverneurs der dän. Antillen, 6000 E.; Seehandel nach Dänemark.


Christina, St., geb. zu Tyrus in Toscana, Martyrin in der diocletianischen Verfolgung; ihr Leichnam ist in Palermo; Gedächtnißtag 24. Juli.


Christinchen, schwed. Silbermünze = 6 Sgr. 41/2 Pf. = 19 kr. C.-M.


Christine, Königin von Schweden, Tochter Gustav Adolfs und der Marie Eleonore von Brandenburg, regierte unter Vormundschaft von 1632–1644, selbstständig von 1644–1654, wo sie gegen eine Pension die Regierung an den Pfalzgrafen Karl Gustav abtrat. Sie begab sich zuerst nach Brüssel, wo sie zur kath. Kirche zurücktrat, welchen Act sie feierlich zu Innsbruck am 3. November 1655 wiederholte. Hierauf zog sie nach Rom, besuchte 1656 und das folgende Jahr Frankreich, 1660 Schweden, abermals 1666, lebte übrigens meistens in Rom, wo sie 1689 den 19. April st. und in der St. Peterskirche begraben wurde. C. war von Natur ein Mannweib und wurde auch nicht weiblich erzogen; sie erwarb sich alle Kenntnisse, die ein Regent nöthig hat, leitete die Politik Schwedens trotz dem erfahrensten Staatsmanne, war entschlossen und kühn wie ihr Vater, dabei Freundin und Kennerin der Kunst und in den schönen Wissenschaften bewanderter als mancher Professor. Sie sammelte einen Kreis gelehrter Männer um sich, unter denselben H. Grotius, Isaak Vossius, Huetius, Meibomius, Descartes etc.; ihre Bibliothek und Kunstsammlung gehörte zu den ausgezeichnetsten. Schon früher war sie auf Willkürlichkeiten des protestantischen Systems gestoßen, aufmerksamer geworden fand sie deren immer mehr, eigenes Studium und der Umgang mit kath. Theologen überzeugte sie von der irrthümlichen Grundlage des Protestantismus und anderseits von der Wahrheit der kathol. Religion. Sie kehrte in den Schoß der Kirche zurück, obwohl sie diesem Schritte die Krone und in den Augen der Welt als Tochter Gustav Adolfs die kindliche Liebe opfern mußte. (Grauert, Christine von Schweden und ihr Hof; Bonn 1838–42. Archenholz, Memoiren der

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/110>, abgerufen am 17.05.2024.