Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.niemand über 500 Juch. von dem Staatslande besitzen und nicht über 100 St. Großvieh auf die Staatsweide treiben sollte. Das Gesetz wurde aber nicht gehandhabt, weil die vornehmen Plebejer das gleiche Interesse wie die Patricier verfolgten, das besitzlose Volk wuchs immer mehr an, und als Tiber. Grachus und sein Bruder (s. Grachen) das Gesetz erneuerten, war es schon zu spät und sie verloren ihr Leben in dem darüber entstandenen Aufruhre. (134 v. Chr. u. 121.) Andere Vorschläge und Maßregeln zu Ackervertheilungen unter die Bürger, Soldaten u. s. w. heißen ebenfalls leges agrariae, meistens gingen sie von vornehmen Männern aus, welche damit den Pöbel gewinnen wollten. (Zu unterscheiden sind von diesen leg. agragiae unter der Republik die Gesetze über den Grundbesitz, Feldpolizei u. s. w.). 2. Agrarische Gesetze nennt man heute alle diejenigen, welche sich auf den Grundbesitz beziehen. Agrarischer Mord nennen die Engländer die Tödtung des Grundherrn, wenn diese dadurch veranlaßt wird, daß er seine Rechte streng geltend macht; kommt besonders in Irland vor, wo der Grundbesitz den Landeseingebornen durch die Engländer größtentheils entrissen wurde. Agraviados, span. Partei, verlangte 1826 die Wiedereinführung der Inquisition; sie waren die Vorläufer der Karlisten. Agreable, frz., angenehm. Agreda, eigentl. Maria Coronel, seit 1627 Superiorin des Klosters von der unbefleckten Empfängniß Mariä in Agreda, Prov. Soria, soll ein Buch über das Leben der hl. Jungfrau geschrieben haben, dessen Inhalt ihr in Visionen zu Theil geworden. Es geschahen mehrfache Anträge auf ihre Canonisation vor dem hl. Stuhle, ohne aber ein Resultat zu erlangen. A. st. 1665. Agrement, franz. (spr. -mang), Vergnügen, Anmuth, auf der Schaubühne Nebenbelustigung. Agrements, franz. (spr. -mang), in der Musik Vorschläge, Triller; sonst Locken, Schönheitspflästerchen u. dgl. Agrest, bäurisch, roh. 2. Eine Essigsorte von besonders herbem Geschmacke aus unreifen Weinbeeren bereitet. Agrianen, ein thrac. Volksstamm in Macedonien, berühmte Bogenschützen. Agricola, Cn. I., aus Forum Julii, Sohn des J. Gräcinus den Caligula hinrichten ließ; Agricola erhielt in Massilia seine Bildung und that unter Suetonius Paulinus in Britannien die ersten Kriegsdienste. Unter Vespasian stieg er rasch, wurde Consul und erhielt die Statthalterschaft über Britannien. In 8 Jahren bezwang er es bis an den Clyde und Forth und sicherte es durch Schanzen gegen die Kaledonier; die Ordnung und Gerechtigkeit, mit welcher er verwaltete, gewann ihm die Unterworfenen und er gewöhnte sie an die römische Cultur mit überraschendem Erfolge. Der eifersüchtige Domitian rief ihn zurück; Agricola entzog sich vorsichtig allen Staatsgeschäften, starb aber 54 J. alt, 98 nach Chr. Sein Schwiegersohn, der Geschichtschreiber Tacitus, hat ihm in seiner Lebensbeschreibung ein unvergängliches Denkmal gesetzt. 2. Namen mehrer Heiligen und Martyrer, deren Andenken am 17. März, 3. u. 16. Dec. gefeiert wird. 3. Latinisirter Name mehrer deutschen Gelehrten: a. Rud. von Baflen bei Gröningen, 1443, einer der bedeutendsten Humanisten, lebte, studierte und lehrte lange Zeit in Italien, zuletzt in Worms und Heidelberg; st. 1485. b. Georg, geb. zu Glauchau 1490, st. zu Chemniz 1555, ein vielgelehrter Mann, der erste eigentliche Mineraloge in Deutschland, Arzt, Bergbaukundiger; blieb dem kath. Glauben treu und wurde deßwegen viel gehaßt und verfolgt. Sein Leichnam durfte nicht auf dem luther. Gottesacker in Chemniz begraben werden und wurde nach Zeitz abgeführt. c. Joh., eigentl. Schneider, aus Eisleben, geb. 1492, eifriger Anhänger seines Landsmannes Luther, 1525 Pfarrer in Eisleben, 1537 in den Antinomistenstreit gegen Melanchton verwickelt, durch Luthers Einfluß nach Brandenburg vertrieben, wo er reformirte und sich mit Luthern wieder aussöhnte. Sein Antheil an der Abfassung des Interims 1548 zog ihm die Anklage der Verrätherei an dem niemand über 500 Juch. von dem Staatslande besitzen und nicht über 100 St. Großvieh auf die Staatsweide treiben sollte. Das Gesetz wurde aber nicht gehandhabt, weil die vornehmen Plebejer das gleiche Interesse wie die Patricier verfolgten, das besitzlose Volk wuchs immer mehr an, und als Tiber. Grachus und sein Bruder (s. Grachen) das Gesetz erneuerten, war es schon zu spät und sie verloren ihr Leben in dem darüber entstandenen Aufruhre. (134 v. Chr. u. 121.) Andere Vorschläge und Maßregeln zu Ackervertheilungen unter die Bürger, Soldaten u. s. w. heißen ebenfalls leges agrariae, meistens gingen sie von vornehmen Männern aus, welche damit den Pöbel gewinnen wollten. (Zu unterscheiden sind von diesen leg. agragiae unter der Republik die Gesetze über den Grundbesitz, Feldpolizei u. s. w.). 2. Agrarische Gesetze nennt man heute alle diejenigen, welche sich auf den Grundbesitz beziehen. Agrarischer Mord nennen die Engländer die Tödtung des Grundherrn, wenn diese dadurch veranlaßt wird, daß er seine Rechte streng geltend macht; kommt besonders in Irland vor, wo der Grundbesitz den Landeseingebornen durch die Engländer größtentheils entrissen wurde. Agraviados, span. Partei, verlangte 1826 die Wiedereinführung der Inquisition; sie waren die Vorläufer der Karlisten. Agréable, frz., angenehm. Agreda, eigentl. Maria Coronel, seit 1627 Superiorin des Klosters von der unbefleckten Empfängniß Mariä in Agreda, Prov. Soria, soll ein Buch über das Leben der hl. Jungfrau geschrieben haben, dessen Inhalt ihr in Visionen zu Theil geworden. Es geschahen mehrfache Anträge auf ihre Canonisation vor dem hl. Stuhle, ohne aber ein Resultat zu erlangen. A. st. 1665. Agrement, franz. (spr. –mang), Vergnügen, Anmuth, auf der Schaubühne Nebenbelustigung. Agrements, franz. (spr. –mang), in der Musik Vorschläge, Triller; sonst Locken, Schönheitspflästerchen u. dgl. Agrest, bäurisch, roh. 2. Eine Essigsorte von besonders herbem Geschmacke aus unreifen Weinbeeren bereitet. Agrianen, ein thrac. Volksstamm in Macedonien, berühmte Bogenschützen. Agricola, Cn. I., aus Forum Julii, Sohn des J. Gräcinus den Caligula hinrichten ließ; Agricola erhielt in Massilia seine Bildung und that unter Suetonius Paulinus in Britannien die ersten Kriegsdienste. Unter Vespasian stieg er rasch, wurde Consul und erhielt die Statthalterschaft über Britannien. In 8 Jahren bezwang er es bis an den Clyde und Forth und sicherte es durch Schanzen gegen die Kaledonier; die Ordnung und Gerechtigkeit, mit welcher er verwaltete, gewann ihm die Unterworfenen und er gewöhnte sie an die römische Cultur mit überraschendem Erfolge. Der eifersüchtige Domitian rief ihn zurück; Agricola entzog sich vorsichtig allen Staatsgeschäften, starb aber 54 J. alt, 98 nach Chr. Sein Schwiegersohn, der Geschichtschreiber Tacitus, hat ihm in seiner Lebensbeschreibung ein unvergängliches Denkmal gesetzt. 2. Namen mehrer Heiligen und Martyrer, deren Andenken am 17. März, 3. u. 16. Dec. gefeiert wird. 3. Latinisirter Name mehrer deutschen Gelehrten: a. Rud. von Baflen bei Gröningen, 1443, einer der bedeutendsten Humanisten, lebte, studierte und lehrte lange Zeit in Italien, zuletzt in Worms und Heidelberg; st. 1485. b. Georg, geb. zu Glauchau 1490, st. zu Chemniz 1555, ein vielgelehrter Mann, der erste eigentliche Mineraloge in Deutschland, Arzt, Bergbaukundiger; blieb dem kath. Glauben treu und wurde deßwegen viel gehaßt und verfolgt. Sein Leichnam durfte nicht auf dem luther. Gottesacker in Chemniz begraben werden und wurde nach Zeitz abgeführt. c. Joh., eigentl. Schneider, aus Eisleben, geb. 1492, eifriger Anhänger seines Landsmannes Luther, 1525 Pfarrer in Eisleben, 1537 in den Antinomistenstreit gegen Melanchton verwickelt, durch Luthers Einfluß nach Brandenburg vertrieben, wo er reformirte und sich mit Luthern wieder aussöhnte. 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Agraviados, span. Partei, verlangte 1826 die Wiedereinführung der Inquisition; sie waren die Vorläufer der Karlisten.
Agréable, frz., angenehm.
Agreda, eigentl. Maria Coronel, seit 1627 Superiorin des Klosters von der unbefleckten Empfängniß Mariä in Agreda, Prov. Soria, soll ein Buch über das Leben der hl. Jungfrau geschrieben haben, dessen Inhalt ihr in Visionen zu Theil geworden. Es geschahen mehrfache Anträge auf ihre Canonisation vor dem hl. Stuhle, ohne aber ein Resultat zu erlangen. A. st. 1665.
Agrement, franz. (spr. –mang), Vergnügen, Anmuth, auf der Schaubühne Nebenbelustigung.
Agrements, franz. (spr. –mang), in der Musik Vorschläge, Triller; sonst Locken, Schönheitspflästerchen u. dgl.
Agrest, bäurisch, roh. 2. Eine Essigsorte von besonders herbem Geschmacke aus unreifen Weinbeeren bereitet.
Agrianen, ein thrac. Volksstamm in Macedonien, berühmte Bogenschützen.
Agricola, Cn. I., aus Forum Julii, Sohn des J. Gräcinus den Caligula hinrichten ließ; Agricola erhielt in Massilia seine Bildung und that unter Suetonius Paulinus in Britannien die ersten Kriegsdienste. Unter Vespasian stieg er rasch, wurde Consul und erhielt die Statthalterschaft über Britannien. In 8 Jahren bezwang er es bis an den Clyde und Forth und sicherte es durch Schanzen gegen die Kaledonier; die Ordnung und Gerechtigkeit, mit welcher er verwaltete, gewann ihm die Unterworfenen und er gewöhnte sie an die römische Cultur mit überraschendem Erfolge. Der eifersüchtige Domitian rief ihn zurück; Agricola entzog sich vorsichtig allen Staatsgeschäften, starb aber 54 J. alt, 98 nach Chr. Sein Schwiegersohn, der Geschichtschreiber Tacitus, hat ihm in seiner Lebensbeschreibung ein unvergängliches Denkmal gesetzt. 2. Namen mehrer Heiligen und Martyrer, deren Andenken am 17. März, 3. u. 16. Dec. gefeiert wird. 3. Latinisirter Name mehrer deutschen Gelehrten: a. Rud. von Baflen bei Gröningen, 1443, einer der bedeutendsten Humanisten, lebte, studierte und lehrte lange Zeit in Italien, zuletzt in Worms und Heidelberg; st. 1485. b. Georg, geb. zu Glauchau 1490, st. zu Chemniz 1555, ein vielgelehrter Mann, der erste eigentliche Mineraloge in Deutschland, Arzt, Bergbaukundiger; blieb dem kath. Glauben treu und wurde deßwegen viel gehaßt und verfolgt. Sein Leichnam durfte nicht auf dem luther. Gottesacker in Chemniz begraben werden und wurde nach Zeitz abgeführt. c. Joh., eigentl. Schneider, aus Eisleben, geb. 1492, eifriger Anhänger seines Landsmannes Luther, 1525 Pfarrer in Eisleben, 1537 in den Antinomistenstreit gegen Melanchton verwickelt, durch Luthers Einfluß nach Brandenburg vertrieben, wo er reformirte und sich mit Luthern wieder aussöhnte. Sein Antheil an der Abfassung des Interims 1548 zog ihm die Anklage der Verrätherei an dem
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