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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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sein Flußgebiet umspannt 126000 #M. Der 2. südamerikan. Riesenstrom, der Rio de la Plata, entspringt auf der Serra Mantiqueira, strömt unter dem Namen Parana südwestl., nimmt den Pardo, Paraguay. Tinte und Paranapanema auf, verläßt aber B. an der Gränze von Paraguay. Zwischen dem Marannon und Plata münden der Para und der San Francisko in den atlant. Ocean. Die wichtigsten andern Küstenflüsse sind: der Paraneba, Turiassu, Belmonte, Rio Doce. Paraibo, Rio Grande do Sul. - Da B. fast ausschließlich Tropenland ist, so ist sein Klima das heiße, es wird aber durch die Erhebung des Landes, durch Wälder und Ströme beträchtlich gemäßigt, so daß selbst an der Küste die mittlere Temperatur = 19°R. ist. Die trockene Jahreszeit, hier die kalte, dauert Juni bis September, weil B. südl. Breite hat, die nasse, heiße, Octob. bis Febr. Die größte Hitze herrscht in der Stromebene des Marannon; dieser und seine Nebenströme treten durch die tropischen Regengüsse weit über ihre Ufer und gleichen dann einem bewaldeten Meere; diese Ueberschwemmung erzeugt eine unbändig reiche Vegetation, hindert aber auch die Ansiedelung an den Stromufern und ist die Ursache vieler Krankheiten, welche besonders den Europäer treffen. - Der Productenreichthum B.s ist außerordentlich; alle Erzeugnisse der heißen und gemäßigten Zone kommen fast neben einander fort. Die Wälder liefern vortreffliches Holz zum Schiffbau, zu Tischlerarbeiten, zu Farben; einheimische und verpflanzte Palmenarten gedeihen vortrefflich, ebenso der Brotfruchtbaum, die Banane, Baumwolle, Tabak, Kaffe, Zuckerrohr, Indigo, Reis, Mais, Weizen, Gerste, Maniok und Pataten; an Arzneipflanzen ist Ueberfluß, ebenso an prächtigen Blumen (Orchideen). Aus dem Thierreiche sind die Vögel, Amphibien. Insekten, Weichthiere und Schalenthiere in Arten und Individuen sehr zahlreich, dagegen sind die Arten der einheimischen Säugethiere weder so zahlreich wie in der alten Welt, noch erreichen sie dieselbe Mächtigkeit der Entwicklung, z. B. die großen Katzen Jaguar u. Kuguar, der Tapir. verschiedene Arten von Affen u. Schweinen. Die eingeführten Hausthiere von Europa kommen gut fort, ebenso die Biene und Seidenraupe. Das Mineralreich liefert Gold, Diamanten, Topase, Rubinen, Silber, Kupfer, Blei, Zinn, unermeßliche Lager von Eisenerzen und Steinkohlen harren noch der Ausbeute. - Die Einwohnerzahl wird auf 7 Mill. angegeben, wovon 6% auf die Ureinwohner, 49% auf die Neger, 23% auf die Weißen und 22% auf die Mischlinge kommen. Die Ureinwohner, Indianer, sind in die Wälder zurückgedrängt, nur wenige Stämme sind durch die alten Missionen dem Christenthum gewonnen; die andern leben von Jagd und etwas Ackerbau und verfolgen einander mit grausamer Tücke. Von den Negern ist ungefähr die Hälfte frei, die Hälfte Sklaven; seit durch die Engländer die Sklaveneinfuhr fast unmöglich ist, gibt sich die Regierung viele Mühe statt derselben deutsche u. ostind. Kulis einzuführen. Die Farbigen, die Mischlinge. werden als sehr leichtsinnig, wollüstig und arbeitsscheu geschildert und die Brasilier der portugies. Abstammung, die eigentlichen Herren des Landes, haben kein besseres Lob; ihre Treulosigkeit gegen deutsche Einwanderer ist notorisch. Bei einer thätigeren Bevölkerung wären alle Verhältnisse des Reichs günstiger; so wird die Ausfuhr an Gold, Diamanten u. s. w. (ohne was hinaus geschmuggelt wird) auf jährliche 17 Mill. Thlr. berechnet, die von Kasse, Tabak, Zucker, Vanille, Baumwolle. Cacao, Farbe- und Tischlerhölzern, Häuten, Arzneipflanzen etc. auf 40-50 Mill. Thlr. Der Großhandel befindet sich fast ausschließlich in den Händen der Ausländer, der Engländer. Nordamerikaner, Franzosen, Deutschen, Schweizer etc. und den Nordamerikanern ist auch die Befahrung des Marannon mit Dampfschiffen überlassen. Haupthandelsplätze sind: Rio Janeiro, Bahia, Pernambuco, Para, San Luis, Ceara, Macayo und Parahyba. - B. ist ein constitutionelles Kaiserthum; der jetzige Kaiser ist Don Pedro II., geb. 1824, regierte unter Vormundschaft 1831-40. Die Verfassung ist in allen

sein Flußgebiet umspannt 126000 □M. Der 2. südamerikan. Riesenstrom, der Rio de la Plata, entspringt auf der Serra Mantiqueira, strömt unter dem Namen Parana südwestl., nimmt den Pardo, Paraguay. Tinte und Paranapanema auf, verläßt aber B. an der Gränze von Paraguay. Zwischen dem Marannon und Plata münden der Para und der San Francisko in den atlant. Ocean. Die wichtigsten andern Küstenflüsse sind: der Paraneba, Turiassu, Belmonte, Rio Doce. Paraibo, Rio Grande do Sul. – Da B. fast ausschließlich Tropenland ist, so ist sein Klima das heiße, es wird aber durch die Erhebung des Landes, durch Wälder und Ströme beträchtlich gemäßigt, so daß selbst an der Küste die mittlere Temperatur = 19°R. ist. Die trockene Jahreszeit, hier die kalte, dauert Juni bis September, weil B. südl. Breite hat, die nasse, heiße, Octob. bis Febr. Die größte Hitze herrscht in der Stromebene des Marannon; dieser und seine Nebenströme treten durch die tropischen Regengüsse weit über ihre Ufer und gleichen dann einem bewaldeten Meere; diese Ueberschwemmung erzeugt eine unbändig reiche Vegetation, hindert aber auch die Ansiedelung an den Stromufern und ist die Ursache vieler Krankheiten, welche besonders den Europäer treffen. – Der Productenreichthum B.s ist außerordentlich; alle Erzeugnisse der heißen und gemäßigten Zone kommen fast neben einander fort. Die Wälder liefern vortreffliches Holz zum Schiffbau, zu Tischlerarbeiten, zu Farben; einheimische und verpflanzte Palmenarten gedeihen vortrefflich, ebenso der Brotfruchtbaum, die Banane, Baumwolle, Tabak, Kaffe, Zuckerrohr, Indigo, Reis, Mais, Weizen, Gerste, Maniok und Pataten; an Arzneipflanzen ist Ueberfluß, ebenso an prächtigen Blumen (Orchideen). Aus dem Thierreiche sind die Vögel, Amphibien. Insekten, Weichthiere und Schalenthiere in Arten und Individuen sehr zahlreich, dagegen sind die Arten der einheimischen Säugethiere weder so zahlreich wie in der alten Welt, noch erreichen sie dieselbe Mächtigkeit der Entwicklung, z. B. die großen Katzen Jaguar u. Kuguar, der Tapir. verschiedene Arten von Affen u. Schweinen. Die eingeführten Hausthiere von Europa kommen gut fort, ebenso die Biene und Seidenraupe. Das Mineralreich liefert Gold, Diamanten, Topase, Rubinen, Silber, Kupfer, Blei, Zinn, unermeßliche Lager von Eisenerzen und Steinkohlen harren noch der Ausbeute. – Die Einwohnerzahl wird auf 7 Mill. angegeben, wovon 6% auf die Ureinwohner, 49% auf die Neger, 23% auf die Weißen und 22% auf die Mischlinge kommen. Die Ureinwohner, Indianer, sind in die Wälder zurückgedrängt, nur wenige Stämme sind durch die alten Missionen dem Christenthum gewonnen; die andern leben von Jagd und etwas Ackerbau und verfolgen einander mit grausamer Tücke. Von den Negern ist ungefähr die Hälfte frei, die Hälfte Sklaven; seit durch die Engländer die Sklaveneinfuhr fast unmöglich ist, gibt sich die Regierung viele Mühe statt derselben deutsche u. ostind. Kulis einzuführen. Die Farbigen, die Mischlinge. werden als sehr leichtsinnig, wollüstig und arbeitsscheu geschildert und die Brasilier der portugies. Abstammung, die eigentlichen Herren des Landes, haben kein besseres Lob; ihre Treulosigkeit gegen deutsche Einwanderer ist notorisch. Bei einer thätigeren Bevölkerung wären alle Verhältnisse des Reichs günstiger; so wird die Ausfuhr an Gold, Diamanten u. s. w. (ohne was hinaus geschmuggelt wird) auf jährliche 17 Mill. Thlr. berechnet, die von Kasse, Tabak, Zucker, Vanille, Baumwolle. Cacao, Farbe- und Tischlerhölzern, Häuten, Arzneipflanzen etc. auf 40–50 Mill. Thlr. Der Großhandel befindet sich fast ausschließlich in den Händen der Ausländer, der Engländer. Nordamerikaner, Franzosen, Deutschen, Schweizer etc. und den Nordamerikanern ist auch die Befahrung des Marannon mit Dampfschiffen überlassen. Haupthandelsplätze sind: Rio Janeiro, Bahia, Pernambuco, Para, San Luis, Ceara, Macayo und Parahyba. – B. ist ein constitutionelles Kaiserthum; der jetzige Kaiser ist Don Pedro II., geb. 1824, regierte unter Vormundschaft 1831–40. Die Verfassung ist in allen

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[651/0652] sein Flußgebiet umspannt 126000 □M. Der 2. südamerikan. Riesenstrom, der Rio de la Plata, entspringt auf der Serra Mantiqueira, strömt unter dem Namen Parana südwestl., nimmt den Pardo, Paraguay. Tinte und Paranapanema auf, verläßt aber B. an der Gränze von Paraguay. Zwischen dem Marannon und Plata münden der Para und der San Francisko in den atlant. Ocean. Die wichtigsten andern Küstenflüsse sind: der Paraneba, Turiassu, Belmonte, Rio Doce. Paraibo, Rio Grande do Sul. – Da B. fast ausschließlich Tropenland ist, so ist sein Klima das heiße, es wird aber durch die Erhebung des Landes, durch Wälder und Ströme beträchtlich gemäßigt, so daß selbst an der Küste die mittlere Temperatur = 19°R. ist. Die trockene Jahreszeit, hier die kalte, dauert Juni bis September, weil B. südl. Breite hat, die nasse, heiße, Octob. bis Febr. Die größte Hitze herrscht in der Stromebene des Marannon; dieser und seine Nebenströme treten durch die tropischen Regengüsse weit über ihre Ufer und gleichen dann einem bewaldeten Meere; diese Ueberschwemmung erzeugt eine unbändig reiche Vegetation, hindert aber auch die Ansiedelung an den Stromufern und ist die Ursache vieler Krankheiten, welche besonders den Europäer treffen. – Der Productenreichthum B.s ist außerordentlich; alle Erzeugnisse der heißen und gemäßigten Zone kommen fast neben einander fort. Die Wälder liefern vortreffliches Holz zum Schiffbau, zu Tischlerarbeiten, zu Farben; einheimische und verpflanzte Palmenarten gedeihen vortrefflich, ebenso der Brotfruchtbaum, die Banane, Baumwolle, Tabak, Kaffe, Zuckerrohr, Indigo, Reis, Mais, Weizen, Gerste, Maniok und Pataten; an Arzneipflanzen ist Ueberfluß, ebenso an prächtigen Blumen (Orchideen). Aus dem Thierreiche sind die Vögel, Amphibien. Insekten, Weichthiere und Schalenthiere in Arten und Individuen sehr zahlreich, dagegen sind die Arten der einheimischen Säugethiere weder so zahlreich wie in der alten Welt, noch erreichen sie dieselbe Mächtigkeit der Entwicklung, z. B. die großen Katzen Jaguar u. Kuguar, der Tapir. verschiedene Arten von Affen u. Schweinen. Die eingeführten Hausthiere von Europa kommen gut fort, ebenso die Biene und Seidenraupe. Das Mineralreich liefert Gold, Diamanten, Topase, Rubinen, Silber, Kupfer, Blei, Zinn, unermeßliche Lager von Eisenerzen und Steinkohlen harren noch der Ausbeute. – Die Einwohnerzahl wird auf 7 Mill. angegeben, wovon 6% auf die Ureinwohner, 49% auf die Neger, 23% auf die Weißen und 22% auf die Mischlinge kommen. Die Ureinwohner, Indianer, sind in die Wälder zurückgedrängt, nur wenige Stämme sind durch die alten Missionen dem Christenthum gewonnen; die andern leben von Jagd und etwas Ackerbau und verfolgen einander mit grausamer Tücke. Von den Negern ist ungefähr die Hälfte frei, die Hälfte Sklaven; seit durch die Engländer die Sklaveneinfuhr fast unmöglich ist, gibt sich die Regierung viele Mühe statt derselben deutsche u. ostind. Kulis einzuführen. Die Farbigen, die Mischlinge. werden als sehr leichtsinnig, wollüstig und arbeitsscheu geschildert und die Brasilier der portugies. Abstammung, die eigentlichen Herren des Landes, haben kein besseres Lob; ihre Treulosigkeit gegen deutsche Einwanderer ist notorisch. Bei einer thätigeren Bevölkerung wären alle Verhältnisse des Reichs günstiger; so wird die Ausfuhr an Gold, Diamanten u. s. w. (ohne was hinaus geschmuggelt wird) auf jährliche 17 Mill. Thlr. berechnet, die von Kasse, Tabak, Zucker, Vanille, Baumwolle. Cacao, Farbe- und Tischlerhölzern, Häuten, Arzneipflanzen etc. auf 40–50 Mill. Thlr. Der Großhandel befindet sich fast ausschließlich in den Händen der Ausländer, der Engländer. Nordamerikaner, Franzosen, Deutschen, Schweizer etc. und den Nordamerikanern ist auch die Befahrung des Marannon mit Dampfschiffen überlassen. Haupthandelsplätze sind: Rio Janeiro, Bahia, Pernambuco, Para, San Luis, Ceara, Macayo und Parahyba. – B. ist ein constitutionelles Kaiserthum; der jetzige Kaiser ist Don Pedro II., geb. 1824, regierte unter Vormundschaft 1831–40. Die Verfassung ist in allen

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/652>, abgerufen am 22.11.2024.