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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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heimgefallenes Lehen in Anspruch und belehnte seinen Sohn damit, doch wurde die Mark von dem Hause Bayern nicht besonders beachtet und später gegen eine Geldsumme an Karl IV. abgetreten. der seinen zweiten 11jährigen Sohn Sigismund damit belehnte. Unter seiner Regierung gerieth das Land in Verwirrung, Sigismund selbst in arge Schulden und er setzte nun, nachdem er Kaiser geworden, den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern zum Statthalter in der Kurmark ein und ertheilte ihm 1415 gegen eine Geldsumme und Tilgung einer Schuldforderung die Kurwürde und das Erzkämmereramt, worin er 1417 auf dem Concil zu Konstanz als Kurfürst Friedrich I. belehnt wurde. Mit diesem Fürsten, unter dessen Nachfolgern die Mark an Umfang wie an Macht und Ansehen stets zunahm, beginnt die eigentliche Entstehung des preuß. Staates.


Brandenburg, das alte Brennabor der Wenden, Preußens älteste Stadt. im jetzigen Reg.-Bez. Potsdam, an der Havel und der Berlin-Magdeburger Eisenbahn, mit 17000 E., einem Kreisgericht. Hauptsteueramt, Ritterakademie, Gymnasium und einer höhern Bürgerschule; unter den ältern Gebäuden sind besonders die St. Katharinakirche und der Dom bemerkenswerth. Bedeutende Fabriken in Seide- und Wollenwaaren. Leinwand, Barchent, Leder und Oel; auch Schiffahrt und Fischerei sind beträchtlich. Das 986 gestiftete Bisthum ging 1539 durch die Reformation ein.


Brandenburg, Friedrich Wilhelm Graf von, geb. 1792, Sohn Friedrich Wilhelms II. aus dessen morganatischer Ehe mit Sophie von Dönhoff. trat frühe in die preuß. Armee und zeichnete sich durch besonnene Tapferkeit aus, besonders 1814 nach der Niederlage von Montmirail. 1848 commandirte er als Generallieutenant in Schlesien und den 3. Nov. wurde er Präsident des Ministeriums, das die Herrschaft des Königs wieder herstellte. Bei der 1850 durch die Unionspolitik entstandenen Spannung gegen Oesterreich wurde er als Bevollmächtigter nach Warschau an den Kaiser von Rußland geschickt; er widersetzte sich den Anträgen des General Radowitz, wurde jedoch schon am 6. Nov. ein Opfer der Gehirnentzündung. Seine 2 ältesten Söhne dienen in der preuß. Armee.


Brander, sind Fahrzeuge. welche mit Pulver und andern brennbaren Stoffen kunstgemäß angefüllt u. mit Enterhacken versehen durch günstigen Wind unter die feindlichen Schiffe getrieben oder durch eine entschlossene Mannschaft dahin geführt werden; diese entflieht dann auf Booten.


Brandes, Johann Christian, geb. 1735 zu Stettin, der sein Abenteurerleben selbst beschrieb (2. Aufl. Berlin 1802-1805. 3 Bde.), dichtete das erste deutsche Melodrama "Ariadne auf Naxos". wozu Benda die Musik setzte, zahlreiche Vor- und Nachspiele sowie beliebte Lustspiele, z. B. der Zweifler, der Graf von Olshausen, der geadelte Kaufmann u. a. m. (dramat. Werke Leipzig 1790-91. 8 Bde.); st. 1799. Seine als Schauspielerin u. Sängerin berühmte Tochter st. schon 1788 zu Hamburg. - B., Heinrich Wilhelm von Groden bei Ritzenbüttel. wurde 1801 Deichconducteur im Oldenburgischen, 1811 Prof. der Mathematik in Breslau, 1826 der Physik zu Leipzig und st. 1834. Schrieb Lehrbücher der höhern Geometrie, über die Gesetze des Gleichgewichts fester und flüssiger Körper, sowie Vorlesungen über Astronomie (Leipzig 1827 2 Theile), eine geschätzte Naturlehre (ebend. 18305 Bde.) u. a. m. - B., Rudolph, geb. 1795 zu Salzufeln in Lippe-Detmold, wurde 1821 Hauptbegründer des norddeutschen Apothekervereines und gab das Archiv und die Annalen desselben, sowie ein Repertorium für Chemie und mit Cap die "Elemente der Pharmacie" heraus; st. 1842 als waldek'scher Medizinalrath.


Brandgeschosse, Geschosse. deren man sich im Kriege bedient, um entfernte Gegenstände in Brand zu stecken. Die jetzt gebräuchlichen sind: die Brandkugel oder Carkasse, eine aus kreuzweise über einander laufenden eisernen Ringen gebildete u. mit Zwillich überzogene Kugel, die mit Pech, Pulver, Schwefel etc. gefüllt, dann in Pech getaucht und mit

heimgefallenes Lehen in Anspruch und belehnte seinen Sohn damit, doch wurde die Mark von dem Hause Bayern nicht besonders beachtet und später gegen eine Geldsumme an Karl IV. abgetreten. der seinen zweiten 11jährigen Sohn Sigismund damit belehnte. Unter seiner Regierung gerieth das Land in Verwirrung, Sigismund selbst in arge Schulden und er setzte nun, nachdem er Kaiser geworden, den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern zum Statthalter in der Kurmark ein und ertheilte ihm 1415 gegen eine Geldsumme und Tilgung einer Schuldforderung die Kurwürde und das Erzkämmereramt, worin er 1417 auf dem Concil zu Konstanz als Kurfürst Friedrich I. belehnt wurde. Mit diesem Fürsten, unter dessen Nachfolgern die Mark an Umfang wie an Macht und Ansehen stets zunahm, beginnt die eigentliche Entstehung des preuß. Staates.


Brandenburg, das alte Brennabor der Wenden, Preußens älteste Stadt. im jetzigen Reg.-Bez. Potsdam, an der Havel und der Berlin-Magdeburger Eisenbahn, mit 17000 E., einem Kreisgericht. Hauptsteueramt, Ritterakademie, Gymnasium und einer höhern Bürgerschule; unter den ältern Gebäuden sind besonders die St. Katharinakirche und der Dom bemerkenswerth. Bedeutende Fabriken in Seide- und Wollenwaaren. Leinwand, Barchent, Leder und Oel; auch Schiffahrt und Fischerei sind beträchtlich. Das 986 gestiftete Bisthum ging 1539 durch die Reformation ein.


Brandenburg, Friedrich Wilhelm Graf von, geb. 1792, Sohn Friedrich Wilhelms II. aus dessen morganatischer Ehe mit Sophie von Dönhoff. trat frühe in die preuß. Armee und zeichnete sich durch besonnene Tapferkeit aus, besonders 1814 nach der Niederlage von Montmirail. 1848 commandirte er als Generallieutenant in Schlesien und den 3. Nov. wurde er Präsident des Ministeriums, das die Herrschaft des Königs wieder herstellte. Bei der 1850 durch die Unionspolitik entstandenen Spannung gegen Oesterreich wurde er als Bevollmächtigter nach Warschau an den Kaiser von Rußland geschickt; er widersetzte sich den Anträgen des General Radowitz, wurde jedoch schon am 6. Nov. ein Opfer der Gehirnentzündung. Seine 2 ältesten Söhne dienen in der preuß. Armee.


Brander, sind Fahrzeuge. welche mit Pulver und andern brennbaren Stoffen kunstgemäß angefüllt u. mit Enterhacken versehen durch günstigen Wind unter die feindlichen Schiffe getrieben oder durch eine entschlossene Mannschaft dahin geführt werden; diese entflieht dann auf Booten.


Brandes, Johann Christian, geb. 1735 zu Stettin, der sein Abenteurerleben selbst beschrieb (2. Aufl. Berlin 1802–1805. 3 Bde.), dichtete das erste deutsche Melodrama „Ariadne auf Naxos“. wozu Benda die Musik setzte, zahlreiche Vor- und Nachspiele sowie beliebte Lustspiele, z. B. der Zweifler, der Graf von Olshausen, der geadelte Kaufmann u. a. m. (dramat. Werke Leipzig 1790–91. 8 Bde.); st. 1799. Seine als Schauspielerin u. Sängerin berühmte Tochter st. schon 1788 zu Hamburg. – B., Heinrich Wilhelm von Groden bei Ritzenbüttel. wurde 1801 Deichconducteur im Oldenburgischen, 1811 Prof. der Mathematik in Breslau, 1826 der Physik zu Leipzig und st. 1834. Schrieb Lehrbücher der höhern Geometrie, über die Gesetze des Gleichgewichts fester und flüssiger Körper, sowie Vorlesungen über Astronomie (Leipzig 1827 2 Theile), eine geschätzte Naturlehre (ebend. 18305 Bde.) u. a. m. – B., Rudolph, geb. 1795 zu Salzufeln in Lippe-Detmold, wurde 1821 Hauptbegründer des norddeutschen Apothekervereines und gab das Archiv und die Annalen desselben, sowie ein Repertorium für Chemie und mit Cap die „Elemente der Pharmacie“ heraus; st. 1842 als waldekʼscher Medizinalrath.


Brandgeschosse, Geschosse. deren man sich im Kriege bedient, um entfernte Gegenstände in Brand zu stecken. Die jetzt gebräuchlichen sind: die Brandkugel oder Carkasse, eine aus kreuzweise über einander laufenden eisernen Ringen gebildete u. mit Zwillich überzogene Kugel, die mit Pech, Pulver, Schwefel etc. gefüllt, dann in Pech getaucht und mit

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[647/0648] heimgefallenes Lehen in Anspruch und belehnte seinen Sohn damit, doch wurde die Mark von dem Hause Bayern nicht besonders beachtet und später gegen eine Geldsumme an Karl IV. abgetreten. der seinen zweiten 11jährigen Sohn Sigismund damit belehnte. Unter seiner Regierung gerieth das Land in Verwirrung, Sigismund selbst in arge Schulden und er setzte nun, nachdem er Kaiser geworden, den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern zum Statthalter in der Kurmark ein und ertheilte ihm 1415 gegen eine Geldsumme und Tilgung einer Schuldforderung die Kurwürde und das Erzkämmereramt, worin er 1417 auf dem Concil zu Konstanz als Kurfürst Friedrich I. belehnt wurde. Mit diesem Fürsten, unter dessen Nachfolgern die Mark an Umfang wie an Macht und Ansehen stets zunahm, beginnt die eigentliche Entstehung des preuß. Staates. Brandenburg, das alte Brennabor der Wenden, Preußens älteste Stadt. im jetzigen Reg.-Bez. Potsdam, an der Havel und der Berlin-Magdeburger Eisenbahn, mit 17000 E., einem Kreisgericht. Hauptsteueramt, Ritterakademie, Gymnasium und einer höhern Bürgerschule; unter den ältern Gebäuden sind besonders die St. Katharinakirche und der Dom bemerkenswerth. Bedeutende Fabriken in Seide- und Wollenwaaren. Leinwand, Barchent, Leder und Oel; auch Schiffahrt und Fischerei sind beträchtlich. Das 986 gestiftete Bisthum ging 1539 durch die Reformation ein. Brandenburg, Friedrich Wilhelm Graf von, geb. 1792, Sohn Friedrich Wilhelms II. aus dessen morganatischer Ehe mit Sophie von Dönhoff. trat frühe in die preuß. Armee und zeichnete sich durch besonnene Tapferkeit aus, besonders 1814 nach der Niederlage von Montmirail. 1848 commandirte er als Generallieutenant in Schlesien und den 3. Nov. wurde er Präsident des Ministeriums, das die Herrschaft des Königs wieder herstellte. Bei der 1850 durch die Unionspolitik entstandenen Spannung gegen Oesterreich wurde er als Bevollmächtigter nach Warschau an den Kaiser von Rußland geschickt; er widersetzte sich den Anträgen des General Radowitz, wurde jedoch schon am 6. Nov. ein Opfer der Gehirnentzündung. Seine 2 ältesten Söhne dienen in der preuß. Armee. Brander, sind Fahrzeuge. welche mit Pulver und andern brennbaren Stoffen kunstgemäß angefüllt u. mit Enterhacken versehen durch günstigen Wind unter die feindlichen Schiffe getrieben oder durch eine entschlossene Mannschaft dahin geführt werden; diese entflieht dann auf Booten. Brandes, Johann Christian, geb. 1735 zu Stettin, der sein Abenteurerleben selbst beschrieb (2. Aufl. Berlin 1802–1805. 3 Bde.), dichtete das erste deutsche Melodrama „Ariadne auf Naxos“. wozu Benda die Musik setzte, zahlreiche Vor- und Nachspiele sowie beliebte Lustspiele, z. B. der Zweifler, der Graf von Olshausen, der geadelte Kaufmann u. a. m. (dramat. Werke Leipzig 1790–91. 8 Bde.); st. 1799. Seine als Schauspielerin u. Sängerin berühmte Tochter st. schon 1788 zu Hamburg. – B., Heinrich Wilhelm von Groden bei Ritzenbüttel. wurde 1801 Deichconducteur im Oldenburgischen, 1811 Prof. der Mathematik in Breslau, 1826 der Physik zu Leipzig und st. 1834. Schrieb Lehrbücher der höhern Geometrie, über die Gesetze des Gleichgewichts fester und flüssiger Körper, sowie Vorlesungen über Astronomie (Leipzig 1827 2 Theile), eine geschätzte Naturlehre (ebend. 18305 Bde.) u. a. m. – B., Rudolph, geb. 1795 zu Salzufeln in Lippe-Detmold, wurde 1821 Hauptbegründer des norddeutschen Apothekervereines und gab das Archiv und die Annalen desselben, sowie ein Repertorium für Chemie und mit Cap die „Elemente der Pharmacie“ heraus; st. 1842 als waldekʼscher Medizinalrath. Brandgeschosse, Geschosse. deren man sich im Kriege bedient, um entfernte Gegenstände in Brand zu stecken. Die jetzt gebräuchlichen sind: die Brandkugel oder Carkasse, eine aus kreuzweise über einander laufenden eisernen Ringen gebildete u. mit Zwillich überzogene Kugel, die mit Pech, Pulver, Schwefel etc. gefüllt, dann in Pech getaucht und mit

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/648>, abgerufen am 22.11.2024.