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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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trug mehr als dieser bei, um das schreckliche Gesetz vom 22. Prairial durchzusetzen, welches die Richter aller gerichtlichen Formen entband, erregte jedoch im Wohlfahrtsausschusse allmälig die Eifersucht Robespierres und arbeitete aus Sorge für den eigenen Kopf am Sturze des Nebenbuhlers. Nach dem 9. Thermidor trat B. mit Fouquier-Tinville u. a. zwar freiwillig aus dem Wohlfahrtsausschusse, wurde aber dennoch in Anklagestand versetzt und nach Cayenne deportirt. Er entfloh und soll romanhafte Abenteuer in Mexiko und auf St. Domingo erlebt haben, doch gelten seine 1821 erschienenen Memoiren für unächt; st. 1819 als Verbannter.


Billbergia, s. Bromeliaceae.


Bille, die Billardkugel.


Bille, kleiner Fluß, Holstein und Lauenburg scheidend, ergießt sich nach einem Laufe von 7 M. in die Elbe.


Bille (Steen Andersen), dän. Seemann, geb. zu Assens in Fünen 1751, trat jung in die Marine, wurde 1785 Kapitän und schlug 1796 die Seemacht des Pascha von Tripolis. 1807 leitete er die Vertheidigung von Kopenhagen während der Belagerung durch die Engländer, wurde 1809 Contreadmiral, 1825 Viceadmiral und 1829 Admiral. B. war der Gründer der neuen dän. Flotte, st. 1833 zu Kopenhagen. - B., Steen Andersen. Sohn des Vorigen. geb. 1797 zu Kopenhagen, diente zuerst im franz. Heere, kehrte später nach Dänemark zurück und machte 1840 die Expedition der Bellona nach Nordamerika mit. Von 1845-47 machte er eine Reise um die Welt, mit reichem Gewinn für die Wissenschaft, worüber sein Bericht "Beretning om Corvetten Galatheas Reise omkring Jorden" 3 Bde. 1849-51. Im Schlesw.-Holst. Kriege commandirte er 1849 das Geschwader, welches die Elbe blokirte. 1852 ward er Marineminister u. Contreadmiral. - Sein Neffe, Christian B., ist Gesandter und bevollmächtigter Minister zu London und dessen Bruder, Steen Andersen B., dän. Generalconsul für die vereinigten Staaten von Nordamerika.


Billet (frz. Biljeh), Briefchen, Schein, schriftlicher Ausweis: billet doux (duh), d'amour, Liebesbrief. - In Frankreich ist B. in der kaufmännischen Sprache der eigene od. trockene Wechsel. welchen der Aussteller selbst bezahlt, der an Ordre gestellte Wechsel. B. a ordre, der domicilirte eigene Wechsel, B. a domicile. Handelsbillet, Schuldschein über auf Credit gekaufte Waaren, ein nicht wechselkräftiges Papier, obwohl es in einigen deutschen Staaten beim Schuldprozesse bevorzugt ist. - Billeteur (Biljetör), der die Billete schreibt und ausgibt; B.amt, Einquartierungsamt.


Billigkeit (aequitas), nennt man im Rechtswesen die mildernde Modifikation eines Rechts oder Gesetzes nach den besondern Umständen und Verhältnissen des einzelnen Falles. Sie ist begründet in der natürlichen Forderung einer vernünftigen Anwendung der Gesetze, indem die strenge Anwendung eines Gesetzes oder Rechtes oft im einzelnen Falle eine unbillige werden kann. In allen Fällen aber. in denen nicht voraus schon gesetzliche Bestimmungen der B. gegeben sind, ist die B. Sache des Wohlwollens und kann nicht rechtlich erzwungen werden. Im röm. Recht machte die B. einen Theil des Civilrechts unter dem Namen Jus honorarium. Ebenso fand die B. eine besondere Berücksichtigung in der engl. Gesetzgebung durch die Billigkeitsgerichte (Courts of equity), an welche Appellation in Richtersprüchen erlaubt ist.


Billington (Billingt'n), Elisabeth, Tochter eines deutschen Musikers, wurde 1770 zu London geboren, gab 7jährig Klavierconzerte u. 11jährig solche eigener Composition. Klavierlehrer B. entführte sie nach Dublin. hier und in Paris bildete sie sich zur Sängerin aus u. wurde in London am Coventgardentheater mit dem damals noch ungeheuern Gehalt von 1000 Pfd. nebst einer Benefizvorstellung angestellt. 1793 Triumphe in Italien, bald zweite Heirath, 1798 Herausgabe ihrer Memoiren. 1801 stand sie in London besonders als Mandane auf dem Gipfel ihrer Kunst und übertraf die Catalani und Mara an musikalischer Kenntniß und Fertigkeit; 1809 zog sie sich von der Bühne zurück, verließ 1817 London und st. 1818 auf einer Villa bei Venedig. Ihren ausschweifenden

trug mehr als dieser bei, um das schreckliche Gesetz vom 22. Prairial durchzusetzen, welches die Richter aller gerichtlichen Formen entband, erregte jedoch im Wohlfahrtsausschusse allmälig die Eifersucht Robespierres und arbeitete aus Sorge für den eigenen Kopf am Sturze des Nebenbuhlers. Nach dem 9. Thermidor trat B. mit Fouquier-Tinville u. a. zwar freiwillig aus dem Wohlfahrtsausschusse, wurde aber dennoch in Anklagestand versetzt und nach Cayenne deportirt. Er entfloh und soll romanhafte Abenteuer in Mexiko und auf St. Domingo erlebt haben, doch gelten seine 1821 erschienenen Memoiren für unächt; st. 1819 als Verbannter.


Billbergia, s. Bromeliaceae.


Bille, die Billardkugel.


Bille, kleiner Fluß, Holstein und Lauenburg scheidend, ergießt sich nach einem Laufe von 7 M. in die Elbe.


Bille (Steen Andersen), dän. Seemann, geb. zu Assens in Fünen 1751, trat jung in die Marine, wurde 1785 Kapitän und schlug 1796 die Seemacht des Pascha von Tripolis. 1807 leitete er die Vertheidigung von Kopenhagen während der Belagerung durch die Engländer, wurde 1809 Contreadmiral, 1825 Viceadmiral und 1829 Admiral. B. war der Gründer der neuen dän. Flotte, st. 1833 zu Kopenhagen. – B., Steen Andersen. Sohn des Vorigen. geb. 1797 zu Kopenhagen, diente zuerst im franz. Heere, kehrte später nach Dänemark zurück und machte 1840 die Expedition der Bellona nach Nordamerika mit. Von 1845–47 machte er eine Reise um die Welt, mit reichem Gewinn für die Wissenschaft, worüber sein Bericht „Beretning om Corvetten Galatheas Reise omkring Jorden“ 3 Bde. 1849–51. Im Schlesw.-Holst. Kriege commandirte er 1849 das Geschwader, welches die Elbe blokirte. 1852 ward er Marineminister u. Contreadmiral. – Sein Neffe, Christian B., ist Gesandter und bevollmächtigter Minister zu London und dessen Bruder, Steen Andersen B., dän. Generalconsul für die vereinigten Staaten von Nordamerika.


Billet (frz. Biljeh), Briefchen, Schein, schriftlicher Ausweis: billet doux (duh), dʼamour, Liebesbrief. – In Frankreich ist B. in der kaufmännischen Sprache der eigene od. trockene Wechsel. welchen der Aussteller selbst bezahlt, der an Ordre gestellte Wechsel. B. à ordre, der domicilirte eigene Wechsel, B. à domicile. Handelsbillet, Schuldschein über auf Credit gekaufte Waaren, ein nicht wechselkräftiges Papier, obwohl es in einigen deutschen Staaten beim Schuldprozesse bevorzugt ist. – Billeteur (Biljetör), der die Billete schreibt und ausgibt; B.amt, Einquartierungsamt.


Billigkeit (aequitas), nennt man im Rechtswesen die mildernde Modifikation eines Rechts oder Gesetzes nach den besondern Umständen und Verhältnissen des einzelnen Falles. Sie ist begründet in der natürlichen Forderung einer vernünftigen Anwendung der Gesetze, indem die strenge Anwendung eines Gesetzes oder Rechtes oft im einzelnen Falle eine unbillige werden kann. In allen Fällen aber. in denen nicht voraus schon gesetzliche Bestimmungen der B. gegeben sind, ist die B. Sache des Wohlwollens und kann nicht rechtlich erzwungen werden. Im röm. Recht machte die B. einen Theil des Civilrechts unter dem Namen Jus honorarium. Ebenso fand die B. eine besondere Berücksichtigung in der engl. Gesetzgebung durch die Billigkeitsgerichte (Courts of equity), an welche Appellation in Richtersprüchen erlaubt ist.


Billington (Billingtʼn), Elisabeth, Tochter eines deutschen Musikers, wurde 1770 zu London geboren, gab 7jährig Klavierconzerte u. 11jährig solche eigener Composition. Klavierlehrer B. entführte sie nach Dublin. hier und in Paris bildete sie sich zur Sängerin aus u. wurde in London am Coventgardentheater mit dem damals noch ungeheuern Gehalt von 1000 Pfd. nebst einer Benefizvorstellung angestellt. 1793 Triumphe in Italien, bald zweite Heirath, 1798 Herausgabe ihrer Memoiren. 1801 stand sie in London besonders als Mandane auf dem Gipfel ihrer Kunst und übertraf die Catalani und Mara an musikalischer Kenntniß und Fertigkeit; 1809 zog sie sich von der Bühne zurück, verließ 1817 London und st. 1818 auf einer Villa bei Venedig. Ihren ausschweifenden

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[543/0544] trug mehr als dieser bei, um das schreckliche Gesetz vom 22. Prairial durchzusetzen, welches die Richter aller gerichtlichen Formen entband, erregte jedoch im Wohlfahrtsausschusse allmälig die Eifersucht Robespierres und arbeitete aus Sorge für den eigenen Kopf am Sturze des Nebenbuhlers. Nach dem 9. Thermidor trat B. mit Fouquier-Tinville u. a. zwar freiwillig aus dem Wohlfahrtsausschusse, wurde aber dennoch in Anklagestand versetzt und nach Cayenne deportirt. Er entfloh und soll romanhafte Abenteuer in Mexiko und auf St. Domingo erlebt haben, doch gelten seine 1821 erschienenen Memoiren für unächt; st. 1819 als Verbannter. Billbergia, s. Bromeliaceae. Bille, die Billardkugel. Bille, kleiner Fluß, Holstein und Lauenburg scheidend, ergießt sich nach einem Laufe von 7 M. in die Elbe. Bille (Steen Andersen), dän. Seemann, geb. zu Assens in Fünen 1751, trat jung in die Marine, wurde 1785 Kapitän und schlug 1796 die Seemacht des Pascha von Tripolis. 1807 leitete er die Vertheidigung von Kopenhagen während der Belagerung durch die Engländer, wurde 1809 Contreadmiral, 1825 Viceadmiral und 1829 Admiral. B. war der Gründer der neuen dän. Flotte, st. 1833 zu Kopenhagen. – B., Steen Andersen. Sohn des Vorigen. geb. 1797 zu Kopenhagen, diente zuerst im franz. Heere, kehrte später nach Dänemark zurück und machte 1840 die Expedition der Bellona nach Nordamerika mit. Von 1845–47 machte er eine Reise um die Welt, mit reichem Gewinn für die Wissenschaft, worüber sein Bericht „Beretning om Corvetten Galatheas Reise omkring Jorden“ 3 Bde. 1849–51. Im Schlesw.-Holst. Kriege commandirte er 1849 das Geschwader, welches die Elbe blokirte. 1852 ward er Marineminister u. Contreadmiral. – Sein Neffe, Christian B., ist Gesandter und bevollmächtigter Minister zu London und dessen Bruder, Steen Andersen B., dän. Generalconsul für die vereinigten Staaten von Nordamerika. Billet (frz. Biljeh), Briefchen, Schein, schriftlicher Ausweis: billet doux (duh), dʼamour, Liebesbrief. – In Frankreich ist B. in der kaufmännischen Sprache der eigene od. trockene Wechsel. welchen der Aussteller selbst bezahlt, der an Ordre gestellte Wechsel. B. à ordre, der domicilirte eigene Wechsel, B. à domicile. Handelsbillet, Schuldschein über auf Credit gekaufte Waaren, ein nicht wechselkräftiges Papier, obwohl es in einigen deutschen Staaten beim Schuldprozesse bevorzugt ist. – Billeteur (Biljetör), der die Billete schreibt und ausgibt; B.amt, Einquartierungsamt. Billigkeit (aequitas), nennt man im Rechtswesen die mildernde Modifikation eines Rechts oder Gesetzes nach den besondern Umständen und Verhältnissen des einzelnen Falles. Sie ist begründet in der natürlichen Forderung einer vernünftigen Anwendung der Gesetze, indem die strenge Anwendung eines Gesetzes oder Rechtes oft im einzelnen Falle eine unbillige werden kann. In allen Fällen aber. in denen nicht voraus schon gesetzliche Bestimmungen der B. gegeben sind, ist die B. Sache des Wohlwollens und kann nicht rechtlich erzwungen werden. Im röm. Recht machte die B. einen Theil des Civilrechts unter dem Namen Jus honorarium. Ebenso fand die B. eine besondere Berücksichtigung in der engl. Gesetzgebung durch die Billigkeitsgerichte (Courts of equity), an welche Appellation in Richtersprüchen erlaubt ist. Billington (Billingtʼn), Elisabeth, Tochter eines deutschen Musikers, wurde 1770 zu London geboren, gab 7jährig Klavierconzerte u. 11jährig solche eigener Composition. Klavierlehrer B. entführte sie nach Dublin. hier und in Paris bildete sie sich zur Sängerin aus u. wurde in London am Coventgardentheater mit dem damals noch ungeheuern Gehalt von 1000 Pfd. nebst einer Benefizvorstellung angestellt. 1793 Triumphe in Italien, bald zweite Heirath, 1798 Herausgabe ihrer Memoiren. 1801 stand sie in London besonders als Mandane auf dem Gipfel ihrer Kunst und übertraf die Catalani und Mara an musikalischer Kenntniß und Fertigkeit; 1809 zog sie sich von der Bühne zurück, verließ 1817 London und st. 1818 auf einer Villa bei Venedig. Ihren ausschweifenden

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/544>, abgerufen am 22.11.2024.