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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Revolution ihr so viel Schaden gebracht hat, übersteigt das Staatsvermögen noch die 11/2 Mill. Fr. betragende Staatsschuld u. werden jährlich für den öffentlichen Unterricht 120000 Fr. ausgegeben.


Basel, Stadt am Rhein, der sie in Groß- und Kleinbasel scheidet (Rheinbrücke 715' lang), mit alten Mauern, Thürmen u. Wällen, in schöner, fruchtbarer Gegend, mit 27300 E. B. hat ein von Kaiser Heinrich II. erbautes Münster, eine 1495 gestiftete Universität mit guter Bibliothek u. verschiedenen Sammlungen; Gymnasium, Industrieschule, bedeutende Missionsanstalt mit Missionsseminar, Bibelgesellschaft u. s. w. Der Handel ist sehr bedeutend; B. ist mit der Elsässer Eisenbahn verbunden, nächstens wohl auch mit der badischen, und ist der Transitoweg zwischen Deutschland, Frankreich und Italien. Seine Industrie beschäftigt auf der Landschaft die meisten Seidenbandstühle, in der Stadt Färbereien, Webereien, Papiermühlen u. s. w. B. ist verhältnißmäßig die reichste Stadt auf dem Festlande (man rechnet mehr als 20 Millionäre); seine Kapitalien betheiligen sich an vielen Fabriken in der Schweiz, Frankreich u. Deutschland, an den großartigsten Handelsoperationen und Geldgeschäften. B. war schon in den Kaiserzeiten eine bedeutende Stadt; seine Hoheitsrechte verlor der Bischof von B. zur Zeit der Reformation und da die Stadt 1501 in den eidsgenöss. Bund getreten war, war sie eine förml. Republik, die sich mehr durch Kauf als Waffen ihr Gebiet erwarb, welches 1798 und 1833 ihr den Gehorsam kündete und sich zuletzt trennte. Von jeher hat sich B. durch Bürgerssinn und Wohlthätigkeit ausgezeichnet; von gelehrten Namen gehören ihm: Iselin, Euler, Merian, Bernouilli, Hagenbach.


Baselerconcil, das, wurde 1431 eröffnet, um die Reformation an Haupt und Gliedern zu vollenden, welche in Pisa u. Konstanz unvollendet geblieben, doch fügte es sich so, daß die Hauptarbeit des B. sich auf die Versöhnung der Hussiten beschränkte. Martin V. hatte noch das Concil berufen und den ausgezeichneten Cardinal Cäsarini zum Präsidenten desselben bestimmt. allein Eugen IV. betrachtete die Vereinigung mit der griech. Kirche als Hauptaufgabe der Zeit und stellte das B. in Folge übertriebener Berichte von Unruhen in und um Basel ein, um ein Concil in seine Nähe zu berufen. Das B. nahm aber die Grundsätze von Konstanz wieder auf. Eugen IV mußte auf die Verlegung verzichten, der Geist des Mißtrauens war damit geweckt und blieb thätig, obwohl die Schrift des Nikolaus Kusanus: "concordia catholica" beweist, daß das protestant. Prinzip der Subjektivität keine bewußte Herrschaft in der Baseler Versammlung ausübte. - Seit der letzten argen Niederlage bei Tauß verzweifelte Sigismund am Erfolg der Waffen gegen die Hussiten, die Väter zu Basel verfuhren versöhnlich und dies blieb nicht ohne Wirkung 1433 im Sommer erschien der große Prokop selbst in Basel, der Friede ward eingeleitet u. noch vor Ende des Jahres durch die Prager Compaktaten in 4 Artikeln geschlossen. Eine versöhnende Erklärung des Papstes veranlaßte einer Wortstreit der allzu mißtrauischen Väter und Eugen beendigte denselben, indem er eine Anerkennungsformel des B. unterzeichnete. In der 20. und 21. Sitzung wurden die Bestimmungen gegen Concubinat der Priester verschärft, Interdikt und Excommunication beschränkt, Annaten und Sporteln für Kirchenämter und verschiedene Mißbräuche beseitiget. Nicht sowohl die Bestimmungen der 23. Sitzung über päpstliche Reservationen u. Wahl der Päpste, sondern die Griechensache brachte neue Zwietracht zwischen Eugen IV. und das B. Der Papst berief, um das Einigungswerk mit der griech. Kirche zu Stande zu bringen, das Concil nach Ferrara, die Mehrheit der Väter in Basel wollte es in Basel oder in einer savoieschen Stadt, oder in Avignon vollziehen, des Papstes Gesandte eilten denen des Concils nach Konstantinopel voraus; die Minderheit der Baseler, darunter die intelligentesten Köpfe, zog nach Italien, die zurückbleibende Mehrheit aber suspendirte in der 31. Sitzung Eugen IV. und bedachte nicht, daß die Christenheit nichts ärger als ein neues Schisma scheue. Zwar erklärten sich die deutschen Fürsten neutral und

Revolution ihr so viel Schaden gebracht hat, übersteigt das Staatsvermögen noch die 11/2 Mill. Fr. betragende Staatsschuld u. werden jährlich für den öffentlichen Unterricht 120000 Fr. ausgegeben.


Basel, Stadt am Rhein, der sie in Groß- und Kleinbasel scheidet (Rheinbrücke 715' lang), mit alten Mauern, Thürmen u. Wällen, in schöner, fruchtbarer Gegend, mit 27300 E. B. hat ein von Kaiser Heinrich II. erbautes Münster, eine 1495 gestiftete Universität mit guter Bibliothek u. verschiedenen Sammlungen; Gymnasium, Industrieschule, bedeutende Missionsanstalt mit Missionsseminar, Bibelgesellschaft u. s. w. Der Handel ist sehr bedeutend; B. ist mit der Elsässer Eisenbahn verbunden, nächstens wohl auch mit der badischen, und ist der Transitoweg zwischen Deutschland, Frankreich und Italien. Seine Industrie beschäftigt auf der Landschaft die meisten Seidenbandstühle, in der Stadt Färbereien, Webereien, Papiermühlen u. s. w. B. ist verhältnißmäßig die reichste Stadt auf dem Festlande (man rechnet mehr als 20 Millionäre); seine Kapitalien betheiligen sich an vielen Fabriken in der Schweiz, Frankreich u. Deutschland, an den großartigsten Handelsoperationen und Geldgeschäften. B. war schon in den Kaiserzeiten eine bedeutende Stadt; seine Hoheitsrechte verlor der Bischof von B. zur Zeit der Reformation und da die Stadt 1501 in den eidsgenöss. Bund getreten war, war sie eine förml. Republik, die sich mehr durch Kauf als Waffen ihr Gebiet erwarb, welches 1798 und 1833 ihr den Gehorsam kündete und sich zuletzt trennte. Von jeher hat sich B. durch Bürgerssinn und Wohlthätigkeit ausgezeichnet; von gelehrten Namen gehören ihm: Iselin, Euler, Merian, Bernouilli, Hagenbach.


Baselerconcil, das, wurde 1431 eröffnet, um die Reformation an Haupt und Gliedern zu vollenden, welche in Pisa u. Konstanz unvollendet geblieben, doch fügte es sich so, daß die Hauptarbeit des B. sich auf die Versöhnung der Hussiten beschränkte. Martin V. hatte noch das Concil berufen und den ausgezeichneten Cardinal Cäsarini zum Präsidenten desselben bestimmt. allein Eugen IV. betrachtete die Vereinigung mit der griech. Kirche als Hauptaufgabe der Zeit und stellte das B. in Folge übertriebener Berichte von Unruhen in und um Basel ein, um ein Concil in seine Nähe zu berufen. Das B. nahm aber die Grundsätze von Konstanz wieder auf. Eugen IV mußte auf die Verlegung verzichten, der Geist des Mißtrauens war damit geweckt und blieb thätig, obwohl die Schrift des Nikolaus Kusanus: „concordia catholica“ beweist, daß das protestant. Prinzip der Subjektivität keine bewußte Herrschaft in der Baseler Versammlung ausübte. – Seit der letzten argen Niederlage bei Tauß verzweifelte Sigismund am Erfolg der Waffen gegen die Hussiten, die Väter zu Basel verfuhren versöhnlich und dies blieb nicht ohne Wirkung 1433 im Sommer erschien der große Prokop selbst in Basel, der Friede ward eingeleitet u. noch vor Ende des Jahres durch die Prager Compaktaten in 4 Artikeln geschlossen. Eine versöhnende Erklärung des Papstes veranlaßte einer Wortstreit der allzu mißtrauischen Väter und Eugen beendigte denselben, indem er eine Anerkennungsformel des B. unterzeichnete. In der 20. und 21. Sitzung wurden die Bestimmungen gegen Concubinat der Priester verschärft, Interdikt und Excommunication beschränkt, Annaten und Sporteln für Kirchenämter und verschiedene Mißbräuche beseitiget. Nicht sowohl die Bestimmungen der 23. Sitzung über päpstliche Reservationen u. Wahl der Päpste, sondern die Griechensache brachte neue Zwietracht zwischen Eugen IV. und das B. Der Papst berief, um das Einigungswerk mit der griech. Kirche zu Stande zu bringen, das Concil nach Ferrara, die Mehrheit der Väter in Basel wollte es in Basel oder in einer savoieschen Stadt, oder in Avignon vollziehen, des Papstes Gesandte eilten denen des Concils nach Konstantinopel voraus; die Minderheit der Baseler, darunter die intelligentesten Köpfe, zog nach Italien, die zurückbleibende Mehrheit aber suspendirte in der 31. Sitzung Eugen IV. und bedachte nicht, daß die Christenheit nichts ärger als ein neues Schisma scheue. Zwar erklärten sich die deutschen Fürsten neutral und

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[419/0420] Revolution ihr so viel Schaden gebracht hat, übersteigt das Staatsvermögen noch die 11/2 Mill. Fr. betragende Staatsschuld u. werden jährlich für den öffentlichen Unterricht 120000 Fr. ausgegeben. Basel, Stadt am Rhein, der sie in Groß- und Kleinbasel scheidet (Rheinbrücke 715' lang), mit alten Mauern, Thürmen u. Wällen, in schöner, fruchtbarer Gegend, mit 27300 E. B. hat ein von Kaiser Heinrich II. erbautes Münster, eine 1495 gestiftete Universität mit guter Bibliothek u. verschiedenen Sammlungen; Gymnasium, Industrieschule, bedeutende Missionsanstalt mit Missionsseminar, Bibelgesellschaft u. s. w. Der Handel ist sehr bedeutend; B. ist mit der Elsässer Eisenbahn verbunden, nächstens wohl auch mit der badischen, und ist der Transitoweg zwischen Deutschland, Frankreich und Italien. Seine Industrie beschäftigt auf der Landschaft die meisten Seidenbandstühle, in der Stadt Färbereien, Webereien, Papiermühlen u. s. w. B. ist verhältnißmäßig die reichste Stadt auf dem Festlande (man rechnet mehr als 20 Millionäre); seine Kapitalien betheiligen sich an vielen Fabriken in der Schweiz, Frankreich u. Deutschland, an den großartigsten Handelsoperationen und Geldgeschäften. B. war schon in den Kaiserzeiten eine bedeutende Stadt; seine Hoheitsrechte verlor der Bischof von B. zur Zeit der Reformation und da die Stadt 1501 in den eidsgenöss. Bund getreten war, war sie eine förml. Republik, die sich mehr durch Kauf als Waffen ihr Gebiet erwarb, welches 1798 und 1833 ihr den Gehorsam kündete und sich zuletzt trennte. Von jeher hat sich B. durch Bürgerssinn und Wohlthätigkeit ausgezeichnet; von gelehrten Namen gehören ihm: Iselin, Euler, Merian, Bernouilli, Hagenbach. Baselerconcil, das, wurde 1431 eröffnet, um die Reformation an Haupt und Gliedern zu vollenden, welche in Pisa u. Konstanz unvollendet geblieben, doch fügte es sich so, daß die Hauptarbeit des B. sich auf die Versöhnung der Hussiten beschränkte. Martin V. hatte noch das Concil berufen und den ausgezeichneten Cardinal Cäsarini zum Präsidenten desselben bestimmt. allein Eugen IV. betrachtete die Vereinigung mit der griech. Kirche als Hauptaufgabe der Zeit und stellte das B. in Folge übertriebener Berichte von Unruhen in und um Basel ein, um ein Concil in seine Nähe zu berufen. Das B. nahm aber die Grundsätze von Konstanz wieder auf. Eugen IV mußte auf die Verlegung verzichten, der Geist des Mißtrauens war damit geweckt und blieb thätig, obwohl die Schrift des Nikolaus Kusanus: „concordia catholica“ beweist, daß das protestant. Prinzip der Subjektivität keine bewußte Herrschaft in der Baseler Versammlung ausübte. – Seit der letzten argen Niederlage bei Tauß verzweifelte Sigismund am Erfolg der Waffen gegen die Hussiten, die Väter zu Basel verfuhren versöhnlich und dies blieb nicht ohne Wirkung 1433 im Sommer erschien der große Prokop selbst in Basel, der Friede ward eingeleitet u. noch vor Ende des Jahres durch die Prager Compaktaten in 4 Artikeln geschlossen. Eine versöhnende Erklärung des Papstes veranlaßte einer Wortstreit der allzu mißtrauischen Väter und Eugen beendigte denselben, indem er eine Anerkennungsformel des B. unterzeichnete. In der 20. und 21. Sitzung wurden die Bestimmungen gegen Concubinat der Priester verschärft, Interdikt und Excommunication beschränkt, Annaten und Sporteln für Kirchenämter und verschiedene Mißbräuche beseitiget. Nicht sowohl die Bestimmungen der 23. Sitzung über päpstliche Reservationen u. Wahl der Päpste, sondern die Griechensache brachte neue Zwietracht zwischen Eugen IV. und das B. Der Papst berief, um das Einigungswerk mit der griech. Kirche zu Stande zu bringen, das Concil nach Ferrara, die Mehrheit der Väter in Basel wollte es in Basel oder in einer savoieschen Stadt, oder in Avignon vollziehen, des Papstes Gesandte eilten denen des Concils nach Konstantinopel voraus; die Minderheit der Baseler, darunter die intelligentesten Köpfe, zog nach Italien, die zurückbleibende Mehrheit aber suspendirte in der 31. Sitzung Eugen IV. und bedachte nicht, daß die Christenheit nichts ärger als ein neues Schisma scheue. Zwar erklärten sich die deutschen Fürsten neutral und

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/420>, abgerufen am 25.11.2024.