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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Königsburg, mit dreifacher Mauer umgeben, deren äußerste 11/2, die andere 1, die innere 1/2, deutsche Meile im Umfange hatte; der Tempel des Bel mit dem Thurm, der mit einem Durchmesser von 600' an der Basis sich in acht Terassen ungefähr zu der gleichen Höhe erhob; von außen angebrachte Treppen, die rundum gingen, führten zu seiner Spitze. Die östl. Stadt war mit der westl. durch eine Brücke aus Quadern und (nach Diodor) durch einen Tunnel verbunden; in ihr lag der Palast des Nebukadnezar der alten Königsburg gegenüber; die hängenden Gärten der Semiramis waren nach Berosus von Nebukadnezar für seine med. Gemahlin gebaut. Die neue Glanzzeit B.s durch Nebukadnezar dauerte nicht lange; schon 538 eroberte Cyrus die Stadt und zerstörte einen Theil; bei einer Rebellion gegen Darius Hystaspis traf sie noch härtere Strafe und die Mauern wurden theilweise geschleift. Alexander der Große hatte B. zur Hauptstadt seines Weltreiches bestimmt, aber die griech.-syr. Nachfolger desselben, die Seleuciden, vernachläßigten Babylon und ruinirten es durch die Erbauung von Seleucia, das nun den Handelsverkehr Mittelasiens an sich zog. B. zerfiel und unter der parth. Herrschaft war die Stadt öde, ein Aufenthalt der wilden Thiere; das ihr von den Propheten als Strafe für die Unterdrückung anderer Völker und ihre Ausschweifungen verkündete Schicksal hatte sich in seinem ganzem Umfange erfüllt. Die Stätte B.s ist durch unabsehbare Schutthaufen bezeichnet; die Thonerde der ungebrannten Backsteine ist zu Hügeln verwittert, deren hervorragendster Birs Nimrud, als der Rest des Belsthurmes gilt. Die Trümmer sind erst seit Rich (1818) untersucht; seitdem haben Rawlinson und Layard vieles zu Tage gefördert, namentlich eine Masse von Inschriften in Keilschrift, die wissenschaftliche Ausbeute ist aber noch nicht vollendet, da die Schrift noch nicht ganz entziffert ist.


Babylonisches Exil, B. Gefangenschaft beginnt mit der Unterwerfung des Reiches Juda durch Nebukadnezar 606 v. Chr., der 18000 Juden nach Babylon versetzte; 599 erfolgte eine zweite noch größere Deportation und 588 die Zerstörung Jerusalems und die Wegführung der Volksmasse; das Exil dauerte bis 536, dem Jahre der Eroberung Babylons durch Cyrus, also von 606-536, 70 Jahre, wie Jeremias verkündet hatte.


Babylonische Felle, in der Heraldik so viel als Hermelinfelle.


Babylonische Stunden, Stunden vom Sonnenaufgang an gezählt.


Babylonische Weide, dasselbe was Trauerweide.


Bacca, lat., Beere.


Baccalaureus (wahrscheinl. von bacca laurea, Lorbeer, also der mit dem Lorbeer geschmückte, oder von baculus, Stock, der als Ehrenzeichen getragen wurde, nach andern von bas chevaliers, Mann von unterem Rittersgrad, junger Adeliger, der noch nicht selbstständig ist), war der niederste Grad der akademischen Würde, der jedoch zu Vorlesungen berechtigte. In Deutschland und Frankreich hat das Baccalaureat aufgehört; dauert jedoch in England noch fort, obwohl es selten allein genommen wird; der engl. bachelor (Bätschler) wird es entweder durch ein Examen (formed b.) oder durch ein Diplom (current b.).


Baccanaristen (Paccanaristen) oder regulirte Kleriker des Glaubens Jesu von Nicolao Baccanari 1798 zu Spoleto gestiftet, eine Fortsetzung des Jesuitenordens, die sich unter verschiedenen Schicksalen bis 1814 erhielt und sich mit dem wieder kirchlich eingeführten Orden der Gesellschaft Jesu vereinigte,


Baccarat, Stadt in Frankreich, 3 M. von Luneville, 3000 E., Baumwollenfabrikation, die größte Krystallglasfabrik in Frankreich, mit mehr als 1000 Arbeitern; in der Nähe Eisenbergwerke.


Bacciferae, Bacciferen, beerentragende Pflanzen.


Baccio (Badscho) della Porta, geb. 1469 zu Savignano in Toscana, bekannter unter dem Namen Fra Bartolomeo, Maler aus der florentin. Schule, kräftig in Composition und Colorit, besonders ausgezeichnet im Faltenwurf, wurde in die Bewegungen seiner Vaterstadt Florenz hineingerissen, nahm Partei

Königsburg, mit dreifacher Mauer umgeben, deren äußerste 11/2, die andere 1, die innere 1/2, deutsche Meile im Umfange hatte; der Tempel des Bel mit dem Thurm, der mit einem Durchmesser von 600' an der Basis sich in acht Terassen ungefähr zu der gleichen Höhe erhob; von außen angebrachte Treppen, die rundum gingen, führten zu seiner Spitze. Die östl. Stadt war mit der westl. durch eine Brücke aus Quadern und (nach Diodor) durch einen Tunnel verbunden; in ihr lag der Palast des Nebukadnezar der alten Königsburg gegenüber; die hängenden Gärten der Semiramis waren nach Berosus von Nebukadnezar für seine med. Gemahlin gebaut. Die neue Glanzzeit B.s durch Nebukadnezar dauerte nicht lange; schon 538 eroberte Cyrus die Stadt und zerstörte einen Theil; bei einer Rebellion gegen Darius Hystaspis traf sie noch härtere Strafe und die Mauern wurden theilweise geschleift. Alexander der Große hatte B. zur Hauptstadt seines Weltreiches bestimmt, aber die griech.-syr. Nachfolger desselben, die Seleuciden, vernachläßigten Babylon und ruinirten es durch die Erbauung von Seleucia, das nun den Handelsverkehr Mittelasiens an sich zog. B. zerfiel und unter der parth. Herrschaft war die Stadt öde, ein Aufenthalt der wilden Thiere; das ihr von den Propheten als Strafe für die Unterdrückung anderer Völker und ihre Ausschweifungen verkündete Schicksal hatte sich in seinem ganzem Umfange erfüllt. Die Stätte B.s ist durch unabsehbare Schutthaufen bezeichnet; die Thonerde der ungebrannten Backsteine ist zu Hügeln verwittert, deren hervorragendster Birs Nimrud, als der Rest des Belsthurmes gilt. Die Trümmer sind erst seit Rich (1818) untersucht; seitdem haben Rawlinson und Layard vieles zu Tage gefördert, namentlich eine Masse von Inschriften in Keilschrift, die wissenschaftliche Ausbeute ist aber noch nicht vollendet, da die Schrift noch nicht ganz entziffert ist.


Babylonisches Exil, B. Gefangenschaft beginnt mit der Unterwerfung des Reiches Juda durch Nebukadnezar 606 v. Chr., der 18000 Juden nach Babylon versetzte; 599 erfolgte eine zweite noch größere Deportation und 588 die Zerstörung Jerusalems und die Wegführung der Volksmasse; das Exil dauerte bis 536, dem Jahre der Eroberung Babylons durch Cyrus, also von 606–536, 70 Jahre, wie Jeremias verkündet hatte.


Babylonische Felle, in der Heraldik so viel als Hermelinfelle.


Babylonische Stunden, Stunden vom Sonnenaufgang an gezählt.


Babylonische Weide, dasselbe was Trauerweide.


Bacca, lat., Beere.


Baccalaureus (wahrscheinl. von bacca laurea, Lorbeer, also der mit dem Lorbeer geschmückte, oder von baculus, Stock, der als Ehrenzeichen getragen wurde, nach andern von bas chevaliers, Mann von unterem Rittersgrad, junger Adeliger, der noch nicht selbstständig ist), war der niederste Grad der akademischen Würde, der jedoch zu Vorlesungen berechtigte. In Deutschland und Frankreich hat das Baccalaureat aufgehört; dauert jedoch in England noch fort, obwohl es selten allein genommen wird; der engl. bachelor (Bätschler) wird es entweder durch ein Examen (formed b.) oder durch ein Diplom (current b.).


Baccanaristen (Paccanaristen) oder regulirte Kleriker des Glaubens Jesu von Nicolao Baccanari 1798 zu Spoleto gestiftet, eine Fortsetzung des Jesuitenordens, die sich unter verschiedenen Schicksalen bis 1814 erhielt und sich mit dem wieder kirchlich eingeführten Orden der Gesellschaft Jesu vereinigte,


Baccarat, Stadt in Frankreich, 3 M. von Luneville, 3000 E., Baumwollenfabrikation, die größte Krystallglasfabrik in Frankreich, mit mehr als 1000 Arbeitern; in der Nähe Eisenbergwerke.


Bacciferae, Bacciferen, beerentragende Pflanzen.


Baccio (Badscho) della Porta, geb. 1469 zu Savignano in Toscana, bekannter unter dem Namen Fra Bartolomeo, Maler aus der florentin. Schule, kräftig in Composition und Colorit, besonders ausgezeichnet im Faltenwurf, wurde in die Bewegungen seiner Vaterstadt Florenz hineingerissen, nahm Partei

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[366/0367] Königsburg, mit dreifacher Mauer umgeben, deren äußerste 11/2, die andere 1, die innere 1/2, deutsche Meile im Umfange hatte; der Tempel des Bel mit dem Thurm, der mit einem Durchmesser von 600' an der Basis sich in acht Terassen ungefähr zu der gleichen Höhe erhob; von außen angebrachte Treppen, die rundum gingen, führten zu seiner Spitze. Die östl. Stadt war mit der westl. durch eine Brücke aus Quadern und (nach Diodor) durch einen Tunnel verbunden; in ihr lag der Palast des Nebukadnezar der alten Königsburg gegenüber; die hängenden Gärten der Semiramis waren nach Berosus von Nebukadnezar für seine med. Gemahlin gebaut. Die neue Glanzzeit B.s durch Nebukadnezar dauerte nicht lange; schon 538 eroberte Cyrus die Stadt und zerstörte einen Theil; bei einer Rebellion gegen Darius Hystaspis traf sie noch härtere Strafe und die Mauern wurden theilweise geschleift. Alexander der Große hatte B. zur Hauptstadt seines Weltreiches bestimmt, aber die griech.-syr. Nachfolger desselben, die Seleuciden, vernachläßigten Babylon und ruinirten es durch die Erbauung von Seleucia, das nun den Handelsverkehr Mittelasiens an sich zog. B. zerfiel und unter der parth. Herrschaft war die Stadt öde, ein Aufenthalt der wilden Thiere; das ihr von den Propheten als Strafe für die Unterdrückung anderer Völker und ihre Ausschweifungen verkündete Schicksal hatte sich in seinem ganzem Umfange erfüllt. Die Stätte B.s ist durch unabsehbare Schutthaufen bezeichnet; die Thonerde der ungebrannten Backsteine ist zu Hügeln verwittert, deren hervorragendster Birs Nimrud, als der Rest des Belsthurmes gilt. Die Trümmer sind erst seit Rich (1818) untersucht; seitdem haben Rawlinson und Layard vieles zu Tage gefördert, namentlich eine Masse von Inschriften in Keilschrift, die wissenschaftliche Ausbeute ist aber noch nicht vollendet, da die Schrift noch nicht ganz entziffert ist. Babylonisches Exil, B. Gefangenschaft beginnt mit der Unterwerfung des Reiches Juda durch Nebukadnezar 606 v. Chr., der 18000 Juden nach Babylon versetzte; 599 erfolgte eine zweite noch größere Deportation und 588 die Zerstörung Jerusalems und die Wegführung der Volksmasse; das Exil dauerte bis 536, dem Jahre der Eroberung Babylons durch Cyrus, also von 606–536, 70 Jahre, wie Jeremias verkündet hatte. Babylonische Felle, in der Heraldik so viel als Hermelinfelle. Babylonische Stunden, Stunden vom Sonnenaufgang an gezählt. Babylonische Weide, dasselbe was Trauerweide. Bacca, lat., Beere. Baccalaureus (wahrscheinl. von bacca laurea, Lorbeer, also der mit dem Lorbeer geschmückte, oder von baculus, Stock, der als Ehrenzeichen getragen wurde, nach andern von bas chevaliers, Mann von unterem Rittersgrad, junger Adeliger, der noch nicht selbstständig ist), war der niederste Grad der akademischen Würde, der jedoch zu Vorlesungen berechtigte. In Deutschland und Frankreich hat das Baccalaureat aufgehört; dauert jedoch in England noch fort, obwohl es selten allein genommen wird; der engl. bachelor (Bätschler) wird es entweder durch ein Examen (formed b.) oder durch ein Diplom (current b.). Baccanaristen (Paccanaristen) oder regulirte Kleriker des Glaubens Jesu von Nicolao Baccanari 1798 zu Spoleto gestiftet, eine Fortsetzung des Jesuitenordens, die sich unter verschiedenen Schicksalen bis 1814 erhielt und sich mit dem wieder kirchlich eingeführten Orden der Gesellschaft Jesu vereinigte, Baccarat, Stadt in Frankreich, 3 M. von Luneville, 3000 E., Baumwollenfabrikation, die größte Krystallglasfabrik in Frankreich, mit mehr als 1000 Arbeitern; in der Nähe Eisenbergwerke. Bacciferae, Bacciferen, beerentragende Pflanzen. Baccio (Badscho) della Porta, geb. 1469 zu Savignano in Toscana, bekannter unter dem Namen Fra Bartolomeo, Maler aus der florentin. Schule, kräftig in Composition und Colorit, besonders ausgezeichnet im Faltenwurf, wurde in die Bewegungen seiner Vaterstadt Florenz hineingerissen, nahm Partei

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/367>, abgerufen am 24.11.2024.