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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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eigenthümlich sind A.: die Bezoarziege, die angorische und tibetanische Ziege, der Dschigetal, der Buckelochs, das grunzende Rind, der Orangutang, das Moschusthier, die Kropfgazelle, das einhornige Nashorn, der indische Elephant, der Königstiger, Pfau, die indianische Schwalbe, der Gavial, die Brillenschlange, die Seidenraupe u. s. w. An Metallen scheint A. nicht so reich zu sein als Amerika, oder wir müssen eher sagen, der oben liegende Verrath an edlen Metallen ist in A. seit alter Zeit her erschöpft worden; denn daß es einmal wie Amerika Gold in Menge hatte, beweisen die Reichthümer des Krösus und der persischen Schatzkammern, sowie das in den sibirischen Tschudengräbern gefundene Gold; bekanntlich hat sich seit 2 Jahrzehnten im asiatischen Rußland eine Goldquelle aufgeschlossen, die nur von der kalifornischen und australischen an Reichthum übertroffen wird. An trefflichem Eisen hat übrigens A. Ueberfluß; das beste Kupfer liefern die russ. Bergwerke, die türkischen bei Trebisonde, besonders aber die japanischen; das meiste und beste Zinn führen die Holländer aus Hinterindien ein; die herrlichsten Diamante und Rubine liefert A. und der persische Meerbusen nebst dem Meere bei Ceylon die edelsten Perlen. - Die Bevölkerung A.s wird auf 6-700 Mill. berechnet; sie gehören im Westen und Süden vorwiegend der kaukasischen Race, im Norden und Osten der mongolischen an; in Hinterindien und auf den südl. Inseln überwiegen die Malaien, und negerartige Stämme finden sich zerstreut und ohne Bedeutung im Süden und auf den Australien nahen Inseln. Die neuere Geographie faßt die asiatischen Völker in folgende Gruppen: 1. die ostasiatische Gruppe, mongolischen Stammes, Tibetaner, Chinesen, Koreaner, Indochinesen, Japaner, mit verschiedenen Sprachen, in Cultur und Religion ziemlich übereinstimmend; Ackerbau, mechanisches Gewerbe zum Theil in möglichster Ausbildung, die Bevölkerung ungemein dicht; Religion der Buddhismus in verschiedenen Ausartungen. 2. Die tatarische Gruppe mit den Tungusen, denen die Mandschu angehören, den eigentlichen Mongolen, den Türken; sie gehört im Hochlande dem Buddhismus an, im turanischen Tieflande und dem vorderasiatischen Hochlande dem Islam; sie hat A. und Europa mit den furchtbarsten Verwüstungszügen heimgesucht und in den Osmanen noch im 16. Jahrh. Europa bedroht. 3. Die sibirische Gruppe mit den ehemals kräftigen Tschutschken, den Samojeden, Ostiaken, Koriäken, Kamtschadalen, Kurilen, verkümmerte Völker, gehören größtentheils der elendesten aller heidnischen Religionsformen, dem Schamanismus, an; die russ.-griech. Kirche, oder wie sie sich selbst nennt, die orthodoxe, hat für ihre Bekehrung so viel wie nichts gethan. 4. Die malayische auf den Inseln, zum Theil mit sehr entwickelter Cultur, dem Buddhismus oder Islam angehörig; die Anlagen sind edel, aber die Race ist größentheils durch die Schuld der Europäer u. der früheren Eroberer Indiens zur Grausamkeit und Räuberei ausgeartet. 5. Die Gruppe im vorderindischen Dekan, Tamulen, Canaresen, Telugus und Singalesen (Ceyloner), ohne politische Bedeutung, dem Bramaismus und Buddhismus angehörig. 6. Die indogermanische Gruppe mit den eigentlichen Hindu, den Iraniern, den Armeniern, dem Brahmaismus, Buddhismus, Islam, zum geringsten Theile der Zendreligion u. dem Christenthum dienend, uralte Culturvölker, mit herrlichen Sprachen, deren Studium in unseren Tagen einen Blick in das älteste Völkerleben eröffnet. 7. Die Kaukasier mit ihren vielnamigen Stämmen, tapfere, schöne, unzähmbare Völker, in ihrem Gebirgshorste der russ. Macht noch immer, wenn auch immer schwerer, Widerstand leistend, - Moslemin bis auf die schönen aber entarteten Georgier im Vorlande. 8. Die Semiten, denen vor Zeiten auch die Bewohner Mesopotamiens angehörten, die Syrer, Phönizier, Juden, alle für die Entwicklung der vorderasiatischen, nordafrikanischen und europäischen Menschheit von der größten Bedeutung, in den Arabern die Urheber einer Bewegung, welche A., Afrika und Europa theilweise umgestaltete; die Semiten sind von der ältesten Zeit derjenige Stamm des Menschengeschlechtes,

eigenthümlich sind A.: die Bezoarziege, die angorische und tibetanische Ziege, der Dschigetal, der Buckelochs, das grunzende Rind, der Orangutang, das Moschusthier, die Kropfgazelle, das einhornige Nashorn, der indische Elephant, der Königstiger, Pfau, die indianische Schwalbe, der Gavial, die Brillenschlange, die Seidenraupe u. s. w. An Metallen scheint A. nicht so reich zu sein als Amerika, oder wir müssen eher sagen, der oben liegende Verrath an edlen Metallen ist in A. seit alter Zeit her erschöpft worden; denn daß es einmal wie Amerika Gold in Menge hatte, beweisen die Reichthümer des Krösus und der persischen Schatzkammern, sowie das in den sibirischen Tschudengräbern gefundene Gold; bekanntlich hat sich seit 2 Jahrzehnten im asiatischen Rußland eine Goldquelle aufgeschlossen, die nur von der kalifornischen und australischen an Reichthum übertroffen wird. An trefflichem Eisen hat übrigens A. Ueberfluß; das beste Kupfer liefern die russ. Bergwerke, die türkischen bei Trebisonde, besonders aber die japanischen; das meiste und beste Zinn führen die Holländer aus Hinterindien ein; die herrlichsten Diamante und Rubine liefert A. und der persische Meerbusen nebst dem Meere bei Ceylon die edelsten Perlen. – Die Bevölkerung A.s wird auf 6–700 Mill. berechnet; sie gehören im Westen und Süden vorwiegend der kaukasischen Race, im Norden und Osten der mongolischen an; in Hinterindien und auf den südl. Inseln überwiegen die Malaien, und negerartige Stämme finden sich zerstreut und ohne Bedeutung im Süden und auf den Australien nahen Inseln. Die neuere Geographie faßt die asiatischen Völker in folgende Gruppen: 1. die ostasiatische Gruppe, mongolischen Stammes, Tibetaner, Chinesen, Koreaner, Indochinesen, Japaner, mit verschiedenen Sprachen, in Cultur und Religion ziemlich übereinstimmend; Ackerbau, mechanisches Gewerbe zum Theil in möglichster Ausbildung, die Bevölkerung ungemein dicht; Religion der Buddhismus in verschiedenen Ausartungen. 2. Die tatarische Gruppe mit den Tungusen, denen die Mandschu angehören, den eigentlichen Mongolen, den Türken; sie gehört im Hochlande dem Buddhismus an, im turanischen Tieflande und dem vorderasiatischen Hochlande dem Islam; sie hat A. und Europa mit den furchtbarsten Verwüstungszügen heimgesucht und in den Osmanen noch im 16. Jahrh. Europa bedroht. 3. Die sibirische Gruppe mit den ehemals kräftigen Tschutschken, den Samojeden, Ostiaken, Koriäken, Kamtschadalen, Kurilen, verkümmerte Völker, gehören größtentheils der elendesten aller heidnischen Religionsformen, dem Schamanismus, an; die russ.-griech. Kirche, oder wie sie sich selbst nennt, die orthodoxe, hat für ihre Bekehrung so viel wie nichts gethan. 4. Die malayische auf den Inseln, zum Theil mit sehr entwickelter Cultur, dem Buddhismus oder Islam angehörig; die Anlagen sind edel, aber die Race ist größentheils durch die Schuld der Europäer u. der früheren Eroberer Indiens zur Grausamkeit und Räuberei ausgeartet. 5. Die Gruppe im vorderindischen Dekan, Tamulen, Canaresen, Telugus und Singalesen (Ceyloner), ohne politische Bedeutung, dem Bramaismus und Buddhismus angehörig. 6. Die indogermanische Gruppe mit den eigentlichen Hindu, den Iraniern, den Armeniern, dem Brahmaismus, Buddhismus, Islam, zum geringsten Theile der Zendreligion u. dem Christenthum dienend, uralte Culturvölker, mit herrlichen Sprachen, deren Studium in unseren Tagen einen Blick in das älteste Völkerleben eröffnet. 7. Die Kaukasier mit ihren vielnamigen Stämmen, tapfere, schöne, unzähmbare Völker, in ihrem Gebirgshorste der russ. Macht noch immer, wenn auch immer schwerer, Widerstand leistend, – Moslemin bis auf die schönen aber entarteten Georgier im Vorlande. 8. Die Semiten, denen vor Zeiten auch die Bewohner Mesopotamiens angehörten, die Syrer, Phönizier, Juden, alle für die Entwicklung der vorderasiatischen, nordafrikanischen und europäischen Menschheit von der größten Bedeutung, in den Arabern die Urheber einer Bewegung, welche A., Afrika und Europa theilweise umgestaltete; die Semiten sind von der ältesten Zeit derjenige Stamm des Menschengeschlechtes,

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[288/0289] eigenthümlich sind A.: die Bezoarziege, die angorische und tibetanische Ziege, der Dschigetal, der Buckelochs, das grunzende Rind, der Orangutang, das Moschusthier, die Kropfgazelle, das einhornige Nashorn, der indische Elephant, der Königstiger, Pfau, die indianische Schwalbe, der Gavial, die Brillenschlange, die Seidenraupe u. s. w. An Metallen scheint A. nicht so reich zu sein als Amerika, oder wir müssen eher sagen, der oben liegende Verrath an edlen Metallen ist in A. seit alter Zeit her erschöpft worden; denn daß es einmal wie Amerika Gold in Menge hatte, beweisen die Reichthümer des Krösus und der persischen Schatzkammern, sowie das in den sibirischen Tschudengräbern gefundene Gold; bekanntlich hat sich seit 2 Jahrzehnten im asiatischen Rußland eine Goldquelle aufgeschlossen, die nur von der kalifornischen und australischen an Reichthum übertroffen wird. An trefflichem Eisen hat übrigens A. Ueberfluß; das beste Kupfer liefern die russ. Bergwerke, die türkischen bei Trebisonde, besonders aber die japanischen; das meiste und beste Zinn führen die Holländer aus Hinterindien ein; die herrlichsten Diamante und Rubine liefert A. und der persische Meerbusen nebst dem Meere bei Ceylon die edelsten Perlen. – Die Bevölkerung A.s wird auf 6–700 Mill. berechnet; sie gehören im Westen und Süden vorwiegend der kaukasischen Race, im Norden und Osten der mongolischen an; in Hinterindien und auf den südl. Inseln überwiegen die Malaien, und negerartige Stämme finden sich zerstreut und ohne Bedeutung im Süden und auf den Australien nahen Inseln. Die neuere Geographie faßt die asiatischen Völker in folgende Gruppen: 1. die ostasiatische Gruppe, mongolischen Stammes, Tibetaner, Chinesen, Koreaner, Indochinesen, Japaner, mit verschiedenen Sprachen, in Cultur und Religion ziemlich übereinstimmend; Ackerbau, mechanisches Gewerbe zum Theil in möglichster Ausbildung, die Bevölkerung ungemein dicht; Religion der Buddhismus in verschiedenen Ausartungen. 2. Die tatarische Gruppe mit den Tungusen, denen die Mandschu angehören, den eigentlichen Mongolen, den Türken; sie gehört im Hochlande dem Buddhismus an, im turanischen Tieflande und dem vorderasiatischen Hochlande dem Islam; sie hat A. und Europa mit den furchtbarsten Verwüstungszügen heimgesucht und in den Osmanen noch im 16. Jahrh. Europa bedroht. 3. Die sibirische Gruppe mit den ehemals kräftigen Tschutschken, den Samojeden, Ostiaken, Koriäken, Kamtschadalen, Kurilen, verkümmerte Völker, gehören größtentheils der elendesten aller heidnischen Religionsformen, dem Schamanismus, an; die russ.-griech. Kirche, oder wie sie sich selbst nennt, die orthodoxe, hat für ihre Bekehrung so viel wie nichts gethan. 4. Die malayische auf den Inseln, zum Theil mit sehr entwickelter Cultur, dem Buddhismus oder Islam angehörig; die Anlagen sind edel, aber die Race ist größentheils durch die Schuld der Europäer u. der früheren Eroberer Indiens zur Grausamkeit und Räuberei ausgeartet. 5. Die Gruppe im vorderindischen Dekan, Tamulen, Canaresen, Telugus und Singalesen (Ceyloner), ohne politische Bedeutung, dem Bramaismus und Buddhismus angehörig. 6. Die indogermanische Gruppe mit den eigentlichen Hindu, den Iraniern, den Armeniern, dem Brahmaismus, Buddhismus, Islam, zum geringsten Theile der Zendreligion u. dem Christenthum dienend, uralte Culturvölker, mit herrlichen Sprachen, deren Studium in unseren Tagen einen Blick in das älteste Völkerleben eröffnet. 7. Die Kaukasier mit ihren vielnamigen Stämmen, tapfere, schöne, unzähmbare Völker, in ihrem Gebirgshorste der russ. Macht noch immer, wenn auch immer schwerer, Widerstand leistend, – Moslemin bis auf die schönen aber entarteten Georgier im Vorlande. 8. Die Semiten, denen vor Zeiten auch die Bewohner Mesopotamiens angehörten, die Syrer, Phönizier, Juden, alle für die Entwicklung der vorderasiatischen, nordafrikanischen und europäischen Menschheit von der größten Bedeutung, in den Arabern die Urheber einer Bewegung, welche A., Afrika und Europa theilweise umgestaltete; die Semiten sind von der ältesten Zeit derjenige Stamm des Menschengeschlechtes,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/289>, abgerufen am 22.11.2024.