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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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größtentheils Armenier (seit 1726), Leder- und Tuchfabriken, Handel mit Waaren und Vieh.


Armenische Kirche. Das Christenthum verbreitete sich in Armenien sehr frühe, die allgemeine Bekehrung fällt jedoch in den Anfang des 4. Jahrhds.; der Apostel der Armenier ist Gregor der Erleuchter, geb. 257. Anfangs war Armenien mit Rom im kirchlichen Verbande wie jede andere Kirchenprovinz, aber im 6. Jahrh. gewann die monophysitische Häresie durch den Patriarchen selbst Eingang und endlich das Uebergewicht, so daß sich als Folge davon auch in Disciplin und Cultus eine Verschiedenheit ausbildete und festsetzte, welche die Wiedervereinigung mit der Mutterkirche trotz einzelner Versuche, die zum Theil schon gelungen schienen, im allgemeinen bisher verhindert hat. Das Haupt der Armenier, der oberste Patriarch, residirt im Kloster Etschmiatschin, im russ. Armenien; neben diesem besteht das Patriarchat von Konstantinopel; dem von Etschmiatschin sind die Patriarchen von Sis und Gandsasar untergeordnet. - Diejenigen Armenier, welche sich der Kirchengemeinschaft wieder zugewandt haben, heißen unirte Armenier; sie haben ihre eigenen Bischöfe, ihre Kirchensprache und Liturgie.


Armenische Sprache und Literatur. Die altarmenische Sprache ist eine Ursprache, zu dem indogermanischen Sprachstamme gehörig, jetzt aber nur mehr Sprache der Kirche und Literatur; das Neuarmenische ist durch die Vermischung mit andern orientalischen Sprachen von der Ursprache bedeutend verschieden, namentlich hat das Türkische stark eingewirkt. Die Literatur der Armenier beginnt mit ihrer Bekehrung zum Christenthume und ist meistens theologischer und chronologischer Natur; viele der bedeutendsten Werke sind Uebersetzungen; so übersetzte Mesrop die Bibel, Sahag, Joseph, Eznich, Johann, Arzan, Leontes und Gorium übersetzten griechische und syrische Kirchenväter und Schriften des klassischen Alterthums, so daß uns einzelne Schriften des Basilius und Chrysostomus, das Chronicon des Eusebius u. a. nur in armenischer Uebersetzung erhalten sind. Unter den Geschichtschreibern und Geographen der Armenier ragt Moses von Chorene hervor, starb 487; ferner ist zu nennen Agathangelos, Zenob der Assyrer, Faustus Byzantinus, Elisäus, Lazarus aus Barb, alle aus dem 4. u. 5. Jahrh.; in neuester Zeit hat Tschamtschenanz die Geschicke seines Volkes beschrieben. Die poetische Literatur ist noch beschränkter; außer den Kirchenhymnen kennt man nur die Gedichte des Nerses Klajensis, die Fabeln des Mechitar Kosch und Vartan. Das Studium der armenischen Sprache und Literatur ist erst in neuester Zeit in Europa einheimisch geworden, besonders durch die Bemühungen der armenischen Mönche auf St. Lazzaro bei Venedig, wo seit 1826 armen. Schriftsteller herausgegeben werden. Vergl. Mechitaristen.


Armenrecht, die in Civilprocessen dem Armen als Partei gesetzlich zustehenden Wohlthaten.


Armenschulen, Unterrichtsanstalten für Kinder, deren Eltern nicht im Stande sind für den nothwendigen Unterricht aus eigenen Mitteln zu sorgen. Solche Anstalten sind zum Theil Privatstiftungen, theils Gemeinde-, theils Staatsanstalten, gewöhnlich wirkt Privatwohlthätigkeit, Gemeinde und Staat zusammen. Die Einrichtung dieser Schulen ist sehr verschieden, indem sie sich nach der künftigen Bestimmung der Schüler, dem Orte der Schule, ob in der Stadt oder auf dem Lande, und nach dem Vermögen der Anstalt richtet. Die meisten Armenschulen sind jetzt Armenerziehungsanstalten, indem die Kinder der Armen in dieselben aufgenommen, daselbst verpflegt, unterrichtet und erzogen werden. Im Allgemeinen wird in solchen Anstalten immer noch viel Zeit dem Schulunterrichte und zu wenig dem Lebensunterrichte, d. h. der eigentlichen, leiblichen Arbeit gewidmet; es wird noch zu sehr verkannt, daß die Arbeit das wichtigste Mittel der menschlichen Bildung ist, in dem sie Verstand, Gemüth, Körperkraft und Handfertigkeit ausbildet; denn die Arbeit lehrt denken, tragen, dulden, hoffen, freuen, lehrt erwerben und sparen, gibt Selbstgefühl, Kraft und Geschicklichkeit, bewahrt am meisten vor

größtentheils Armenier (seit 1726), Leder- und Tuchfabriken, Handel mit Waaren und Vieh.


Armenische Kirche. Das Christenthum verbreitete sich in Armenien sehr frühe, die allgemeine Bekehrung fällt jedoch in den Anfang des 4. Jahrhds.; der Apostel der Armenier ist Gregor der Erleuchter, geb. 257. Anfangs war Armenien mit Rom im kirchlichen Verbande wie jede andere Kirchenprovinz, aber im 6. Jahrh. gewann die monophysitische Häresie durch den Patriarchen selbst Eingang und endlich das Uebergewicht, so daß sich als Folge davon auch in Disciplin und Cultus eine Verschiedenheit ausbildete und festsetzte, welche die Wiedervereinigung mit der Mutterkirche trotz einzelner Versuche, die zum Theil schon gelungen schienen, im allgemeinen bisher verhindert hat. Das Haupt der Armenier, der oberste Patriarch, residirt im Kloster Etschmiatschin, im russ. Armenien; neben diesem besteht das Patriarchat von Konstantinopel; dem von Etschmiatschin sind die Patriarchen von Sis und Gandsasar untergeordnet. – Diejenigen Armenier, welche sich der Kirchengemeinschaft wieder zugewandt haben, heißen unirte Armenier; sie haben ihre eigenen Bischöfe, ihre Kirchensprache und Liturgie.


Armenische Sprache und Literatur. Die altarmenische Sprache ist eine Ursprache, zu dem indogermanischen Sprachstamme gehörig, jetzt aber nur mehr Sprache der Kirche und Literatur; das Neuarmenische ist durch die Vermischung mit andern orientalischen Sprachen von der Ursprache bedeutend verschieden, namentlich hat das Türkische stark eingewirkt. Die Literatur der Armenier beginnt mit ihrer Bekehrung zum Christenthume und ist meistens theologischer und chronologischer Natur; viele der bedeutendsten Werke sind Uebersetzungen; so übersetzte Mesrop die Bibel, Sahag, Joseph, Eznich, Johann, Arzan, Leontes und Gorium übersetzten griechische und syrische Kirchenväter und Schriften des klassischen Alterthums, so daß uns einzelne Schriften des Basilius und Chrysostomus, das Chronicon des Eusebius u. a. nur in armenischer Uebersetzung erhalten sind. Unter den Geschichtschreibern und Geographen der Armenier ragt Moses von Chorene hervor, starb 487; ferner ist zu nennen Agathangelos, Zenob der Assyrer, Faustus Byzantinus, Elisäus, Lazarus aus Barb, alle aus dem 4. u. 5. Jahrh.; in neuester Zeit hat Tschamtschenanz die Geschicke seines Volkes beschrieben. Die poetische Literatur ist noch beschränkter; außer den Kirchenhymnen kennt man nur die Gedichte des Nerses Klajensis, die Fabeln des Mechitar Kosch und Vartan. Das Studium der armenischen Sprache und Literatur ist erst in neuester Zeit in Europa einheimisch geworden, besonders durch die Bemühungen der armenischen Mönche auf St. Lazzaro bei Venedig, wo seit 1826 armen. Schriftsteller herausgegeben werden. Vergl. Mechitaristen.


Armenrecht, die in Civilprocessen dem Armen als Partei gesetzlich zustehenden Wohlthaten.


Armenschulen, Unterrichtsanstalten für Kinder, deren Eltern nicht im Stande sind für den nothwendigen Unterricht aus eigenen Mitteln zu sorgen. Solche Anstalten sind zum Theil Privatstiftungen, theils Gemeinde-, theils Staatsanstalten, gewöhnlich wirkt Privatwohlthätigkeit, Gemeinde und Staat zusammen. Die Einrichtung dieser Schulen ist sehr verschieden, indem sie sich nach der künftigen Bestimmung der Schüler, dem Orte der Schule, ob in der Stadt oder auf dem Lande, und nach dem Vermögen der Anstalt richtet. Die meisten Armenschulen sind jetzt Armenerziehungsanstalten, indem die Kinder der Armen in dieselben aufgenommen, daselbst verpflegt, unterrichtet und erzogen werden. Im Allgemeinen wird in solchen Anstalten immer noch viel Zeit dem Schulunterrichte und zu wenig dem Lebensunterrichte, d. h. der eigentlichen, leiblichen Arbeit gewidmet; es wird noch zu sehr verkannt, daß die Arbeit das wichtigste Mittel der menschlichen Bildung ist, in dem sie Verstand, Gemüth, Körperkraft und Handfertigkeit ausbildet; denn die Arbeit lehrt denken, tragen, dulden, hoffen, freuen, lehrt erwerben und sparen, gibt Selbstgefühl, Kraft und Geschicklichkeit, bewahrt am meisten vor

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[258/0259] größtentheils Armenier (seit 1726), Leder- und Tuchfabriken, Handel mit Waaren und Vieh. Armenische Kirche. Das Christenthum verbreitete sich in Armenien sehr frühe, die allgemeine Bekehrung fällt jedoch in den Anfang des 4. Jahrhds.; der Apostel der Armenier ist Gregor der Erleuchter, geb. 257. Anfangs war Armenien mit Rom im kirchlichen Verbande wie jede andere Kirchenprovinz, aber im 6. Jahrh. gewann die monophysitische Häresie durch den Patriarchen selbst Eingang und endlich das Uebergewicht, so daß sich als Folge davon auch in Disciplin und Cultus eine Verschiedenheit ausbildete und festsetzte, welche die Wiedervereinigung mit der Mutterkirche trotz einzelner Versuche, die zum Theil schon gelungen schienen, im allgemeinen bisher verhindert hat. Das Haupt der Armenier, der oberste Patriarch, residirt im Kloster Etschmiatschin, im russ. Armenien; neben diesem besteht das Patriarchat von Konstantinopel; dem von Etschmiatschin sind die Patriarchen von Sis und Gandsasar untergeordnet. – Diejenigen Armenier, welche sich der Kirchengemeinschaft wieder zugewandt haben, heißen unirte Armenier; sie haben ihre eigenen Bischöfe, ihre Kirchensprache und Liturgie. Armenische Sprache und Literatur. Die altarmenische Sprache ist eine Ursprache, zu dem indogermanischen Sprachstamme gehörig, jetzt aber nur mehr Sprache der Kirche und Literatur; das Neuarmenische ist durch die Vermischung mit andern orientalischen Sprachen von der Ursprache bedeutend verschieden, namentlich hat das Türkische stark eingewirkt. Die Literatur der Armenier beginnt mit ihrer Bekehrung zum Christenthume und ist meistens theologischer und chronologischer Natur; viele der bedeutendsten Werke sind Uebersetzungen; so übersetzte Mesrop die Bibel, Sahag, Joseph, Eznich, Johann, Arzan, Leontes und Gorium übersetzten griechische und syrische Kirchenväter und Schriften des klassischen Alterthums, so daß uns einzelne Schriften des Basilius und Chrysostomus, das Chronicon des Eusebius u. a. nur in armenischer Uebersetzung erhalten sind. Unter den Geschichtschreibern und Geographen der Armenier ragt Moses von Chorene hervor, starb 487; ferner ist zu nennen Agathangelos, Zenob der Assyrer, Faustus Byzantinus, Elisäus, Lazarus aus Barb, alle aus dem 4. u. 5. Jahrh.; in neuester Zeit hat Tschamtschenanz die Geschicke seines Volkes beschrieben. Die poetische Literatur ist noch beschränkter; außer den Kirchenhymnen kennt man nur die Gedichte des Nerses Klajensis, die Fabeln des Mechitar Kosch und Vartan. Das Studium der armenischen Sprache und Literatur ist erst in neuester Zeit in Europa einheimisch geworden, besonders durch die Bemühungen der armenischen Mönche auf St. Lazzaro bei Venedig, wo seit 1826 armen. Schriftsteller herausgegeben werden. Vergl. Mechitaristen. Armenrecht, die in Civilprocessen dem Armen als Partei gesetzlich zustehenden Wohlthaten. Armenschulen, Unterrichtsanstalten für Kinder, deren Eltern nicht im Stande sind für den nothwendigen Unterricht aus eigenen Mitteln zu sorgen. Solche Anstalten sind zum Theil Privatstiftungen, theils Gemeinde-, theils Staatsanstalten, gewöhnlich wirkt Privatwohlthätigkeit, Gemeinde und Staat zusammen. Die Einrichtung dieser Schulen ist sehr verschieden, indem sie sich nach der künftigen Bestimmung der Schüler, dem Orte der Schule, ob in der Stadt oder auf dem Lande, und nach dem Vermögen der Anstalt richtet. Die meisten Armenschulen sind jetzt Armenerziehungsanstalten, indem die Kinder der Armen in dieselben aufgenommen, daselbst verpflegt, unterrichtet und erzogen werden. Im Allgemeinen wird in solchen Anstalten immer noch viel Zeit dem Schulunterrichte und zu wenig dem Lebensunterrichte, d. h. der eigentlichen, leiblichen Arbeit gewidmet; es wird noch zu sehr verkannt, daß die Arbeit das wichtigste Mittel der menschlichen Bildung ist, in dem sie Verstand, Gemüth, Körperkraft und Handfertigkeit ausbildet; denn die Arbeit lehrt denken, tragen, dulden, hoffen, freuen, lehrt erwerben und sparen, gibt Selbstgefühl, Kraft und Geschicklichkeit, bewahrt am meisten vor

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/259>, abgerufen am 22.11.2024.