Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.u. s. w., und bei diesen Bauwerken finden sich immer auch Sculpturen, meistens Reliefe, seltener freie Statuen, in einzelnen Exemplaren kolossale Götzenbilder. Es ist bekannt, daß die Mexikaner zur Zeit der Eroberung durch Cortez eine organisirte Monarchie mit kriegerischem Adel, ummauerte Städte, einen Göttercult hatten, den eine förmliche Priesterschaft besorgte; ebenso wissen wir aus den Berichten einiger Augenzeugen, wie gräßlich die Götzenbilder waren, und diesen entsprechend der Cult, der Menschenopfer in großer Anzahl, namentlich an hohen Festen, verlangte. Die mexikanischen Priester hatten auch eine eigene Bilderschrift, notirten besondere Erscheinungen des gestirnten Himmels, führten eine Art Jahrbücher, wir begegnen demnach in Mexiko denselben Erscheinungen der Cultur, die wir in ausgebildeteren Formen in Asien und Aegypten getroffen haben, selbst den Anfänger des Pyramidenbaus, ohne daß an einen asiatischen Einfluß nur zu denken ist, ein Beweis, daß die sich selbst überlassene Menschheit überall so ziemlich dasselbe producirt. Die Denkmäler in Nord-A., namentlich in dem großen Strombecken des Missisippi, weisen keine massiven Gebäudetrümmer auf, sondern bestehen in Treppen zu Flüssen oder aufwärts zu Höhen, in Dämmen, besonders aber in großen Umwallungen, die einen kriegerischen Zweck gehabt haben müssen; auch findet man Geräthschaften, Schmuck u. Waffen aus Kupfer, Glimmer, Muscheln, Obsidian u. s. w. Die jetzigen Indianer haben nicht einmal eine Sage von den Menschen, welche diese Dinge hinterlassen haben, und die Resultate der Untersuchungen, welche in neuester Zeit mit großem Eifer aufgenommen werden, gewähren noch keine Sicherheit und es scheinen die neulich berichteten amerikanischen ziemlich verdächtig. - Mit der Entdeckung A's. durch Christoph Columbus beginnt die eigentliche Geschichte A's. (12. Octbr. 1492), denn obwohl die Normänner von Island und Norwegen. aus nicht nur Grönland, Labrador und Neuschottland entdeckt, sondern selbst einzelne Fahrten bis Masachussets und Rhode Island gemacht hatten, so waren diese Unternehmungen weder auf die amerikanischen, noch die europäischen Völker von besonderem Einfluß, erst mit Columbus beginnt A's. weltgeschichtliche Bedeutung. Nachdem er den Weg gezeigt, wurde ein Theil des großen Festlandes nach dem anderen entdeckt und in Besitz genommen; 1497 Neufundland und Labrador durch Engländer u. Franzosen, 1508 durch Aubert Canada; der Portugiese Cabral gerieth 1500 nach Brasilien, Diaz de Solis kam 1507 nach Yukatan, 1517 Grijalva an die mexikanische Küste, 1519 eroberte Cortez das Reich Montezumas, Pizarro von 1526 bis 1531 Peru, Cabot Paragay, die deutschen Welser Venezuela, Bezarra Californien, 1534 Belalcazar Quito, Almagro 1535 Chili, Mendoza die Länder am Platastrom, Soto 1537 Florida, 1542 befuhr Orellana den Marannon, 1556 eroberte Mendoza Chaco in Süd-A. Gegen Ende des 16. Jahrh. gründeten die Franzosen ihre Colonien am Lorenzstrom, die Engländer unter Raleigh in Virginien, die Portugiesen in Brasilien. Die Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt veranlaßten durch Davis, Fuca, Bassin, Hudson die Auffindung der nach diesen Seefahrern benannten Straßen, Busen und Länder (1585-1611). Die Kriege in Europa wurden auch in die Colonien übertragen, die Holländer besetzten Brasilien 1630 manche Jahre u. behaupteten Surinam; fast gleichzeitig benutzten Dänen und Schweden die Schwäche Spaniens und besetzten einige Inseln; weitere Ausdehnung gestattete ihnen die Eifersucht der Holländer nicht. Die Kriege Englands, Hollands, Spaniens und Frankreichs drehten sich von jetzt an um die amerik. und ostindischen Colonien, d. h. um die Seeherrschaft und den Besitz des Welthandels, und da Ludwig XIV. durch seine Angriffe auf das europäische Spanien dessen Kraft erschöpfte, so gelang es England allmälig das Uebergewicht im atlantischen Meere zu gewinnen. Eine neue Epoche trat mit dem Unabhängigkeitskriege der engl. Colonien in Nord-A. ein, der 1783 zur Gründung des ersten amerik, Staates führte. u. s. w., und bei diesen Bauwerken finden sich immer auch Sculpturen, meistens Reliefe, seltener freie Statuen, in einzelnen Exemplaren kolossale Götzenbilder. Es ist bekannt, daß die Mexikaner zur Zeit der Eroberung durch Cortez eine organisirte Monarchie mit kriegerischem Adel, ummauerte Städte, einen Göttercult hatten, den eine förmliche Priesterschaft besorgte; ebenso wissen wir aus den Berichten einiger Augenzeugen, wie gräßlich die Götzenbilder waren, und diesen entsprechend der Cult, der Menschenopfer in großer Anzahl, namentlich an hohen Festen, verlangte. Die mexikanischen Priester hatten auch eine eigene Bilderschrift, notirten besondere Erscheinungen des gestirnten Himmels, führten eine Art Jahrbücher, wir begegnen demnach in Mexiko denselben Erscheinungen der Cultur, die wir in ausgebildeteren Formen in Asien und Aegypten getroffen haben, selbst den Anfänger des Pyramidenbaus, ohne daß an einen asiatischen Einfluß nur zu denken ist, ein Beweis, daß die sich selbst überlassene Menschheit überall so ziemlich dasselbe producirt. Die Denkmäler in Nord-A., namentlich in dem großen Strombecken des Missisippi, weisen keine massiven Gebäudetrümmer auf, sondern bestehen in Treppen zu Flüssen oder aufwärts zu Höhen, in Dämmen, besonders aber in großen Umwallungen, die einen kriegerischen Zweck gehabt haben müssen; auch findet man Geräthschaften, Schmuck u. Waffen aus Kupfer, Glimmer, Muscheln, Obsidian u. s. w. Die jetzigen Indianer haben nicht einmal eine Sage von den Menschen, welche diese Dinge hinterlassen haben, und die Resultate der Untersuchungen, welche in neuester Zeit mit großem Eifer aufgenommen werden, gewähren noch keine Sicherheit und es scheinen die neulich berichteten amerikanischen ziemlich verdächtig. – Mit der Entdeckung Aʼs. durch Christoph Columbus beginnt die eigentliche Geschichte Aʼs. (12. Octbr. 1492), denn obwohl die Normänner von Island und Norwegen. aus nicht nur Grönland, Labrador und Neuschottland entdeckt, sondern selbst einzelne Fahrten bis Masachussets und Rhode Island gemacht hatten, so waren diese Unternehmungen weder auf die amerikanischen, noch die europäischen Völker von besonderem Einfluß, erst mit Columbus beginnt Aʼs. weltgeschichtliche Bedeutung. Nachdem er den Weg gezeigt, wurde ein Theil des großen Festlandes nach dem anderen entdeckt und in Besitz genommen; 1497 Neufundland und Labrador durch Engländer u. Franzosen, 1508 durch Aubert Canada; der Portugiese Cabral gerieth 1500 nach Brasilien, Diaz de Solis kam 1507 nach Yukatan, 1517 Grijalva an die mexikanische Küste, 1519 eroberte Cortez das Reich Montezumas, Pizarro von 1526 bis 1531 Peru, Cabot Paragay, die deutschen Welser Venezuela, Bezarra Californien, 1534 Belalcazar Quito, Almagro 1535 Chili, Mendoza die Länder am Platastrom, Soto 1537 Florida, 1542 befuhr Orellana den Marannon, 1556 eroberte Mendoza Chaco in Süd-A. Gegen Ende des 16. Jahrh. gründeten die Franzosen ihre Colonien am Lorenzstrom, die Engländer unter Raleigh in Virginien, die Portugiesen in Brasilien. Die Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt veranlaßten durch Davis, Fuca, Bassin, Hudson die Auffindung der nach diesen Seefahrern benannten Straßen, Busen und Länder (1585–1611). Die Kriege in Europa wurden auch in die Colonien übertragen, die Holländer besetzten Brasilien 1630 manche Jahre u. behaupteten Surinam; fast gleichzeitig benutzten Dänen und Schweden die Schwäche Spaniens und besetzten einige Inseln; weitere Ausdehnung gestattete ihnen die Eifersucht der Holländer nicht. Die Kriege Englands, Hollands, Spaniens und Frankreichs drehten sich von jetzt an um die amerik. und ostindischen Colonien, d. h. um die Seeherrschaft und den Besitz des Welthandels, und da Ludwig XIV. durch seine Angriffe auf das europäische Spanien dessen Kraft erschöpfte, so gelang es England allmälig das Uebergewicht im atlantischen Meere zu gewinnen. Eine neue Epoche trat mit dem Unabhängigkeitskriege der engl. 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Die mexikanischen Priester hatten auch eine eigene Bilderschrift, notirten besondere Erscheinungen des gestirnten Himmels, führten eine Art Jahrbücher, wir begegnen demnach in Mexiko denselben Erscheinungen der Cultur, die wir in ausgebildeteren Formen in Asien und Aegypten getroffen haben, selbst den Anfänger des Pyramidenbaus, ohne daß an einen asiatischen Einfluß nur zu denken ist, ein Beweis, daß die sich selbst überlassene Menschheit überall so ziemlich dasselbe producirt. Die Denkmäler in Nord-A., namentlich in dem großen Strombecken des Missisippi, weisen keine massiven Gebäudetrümmer auf, sondern bestehen in Treppen zu Flüssen oder aufwärts zu Höhen, in Dämmen, besonders aber in großen Umwallungen, die einen kriegerischen Zweck gehabt haben müssen; auch findet man Geräthschaften, Schmuck u. Waffen aus Kupfer, Glimmer, Muscheln, Obsidian u. s. w. Die jetzigen Indianer haben nicht einmal eine Sage von den Menschen, welche diese Dinge hinterlassen haben, und die Resultate der Untersuchungen, welche in neuester Zeit mit großem Eifer aufgenommen werden, gewähren noch keine Sicherheit und es scheinen die neulich berichteten amerikanischen ziemlich verdächtig. – Mit der Entdeckung Aʼs. durch Christoph Columbus beginnt die eigentliche Geschichte Aʼs. (12. Octbr. 1492), denn obwohl die Normänner von Island und Norwegen. aus nicht nur Grönland, Labrador und Neuschottland entdeckt, sondern selbst einzelne Fahrten bis Masachussets und Rhode Island gemacht hatten, so waren diese Unternehmungen weder auf die amerikanischen, noch die europäischen Völker von besonderem Einfluß, erst mit Columbus beginnt Aʼs. weltgeschichtliche Bedeutung. Nachdem er den Weg gezeigt, wurde ein Theil des großen Festlandes nach dem anderen entdeckt und in Besitz genommen; 1497 Neufundland und Labrador durch Engländer u. Franzosen, 1508 durch Aubert Canada; der Portugiese Cabral gerieth 1500 nach Brasilien, Diaz de Solis kam 1507 nach Yukatan, 1517 Grijalva an die mexikanische Küste, 1519 eroberte Cortez das Reich Montezumas, Pizarro von 1526 bis 1531 Peru, Cabot Paragay, die deutschen Welser Venezuela, Bezarra Californien, 1534 Belalcazar Quito, Almagro 1535 Chili, Mendoza die Länder am Platastrom, Soto 1537 Florida, 1542 befuhr Orellana den Marannon, 1556 eroberte Mendoza Chaco in Süd-A. Gegen Ende des 16. Jahrh. gründeten die Franzosen ihre Colonien am Lorenzstrom, die Engländer unter Raleigh in Virginien, die Portugiesen in Brasilien. Die Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt veranlaßten durch Davis, Fuca, Bassin, Hudson die Auffindung der nach diesen Seefahrern benannten Straßen, Busen und Länder (1585–1611). Die Kriege in Europa wurden auch in die Colonien übertragen, die Holländer besetzten Brasilien 1630 manche Jahre u. behaupteten Surinam; fast gleichzeitig benutzten Dänen und Schweden die Schwäche Spaniens und besetzten einige Inseln; weitere Ausdehnung gestattete ihnen die Eifersucht der Holländer nicht. Die Kriege Englands, Hollands, Spaniens und Frankreichs drehten sich von jetzt an um die amerik. und ostindischen Colonien, d. h. um die Seeherrschaft und den Besitz des Welthandels, und da Ludwig XIV. durch seine Angriffe auf das europäische Spanien dessen Kraft erschöpfte, so gelang es England allmälig das Uebergewicht im atlantischen Meere zu gewinnen. Eine neue Epoche trat mit dem Unabhängigkeitskriege der engl. Colonien in Nord-A. ein, der 1783 zur Gründung des ersten amerik, Staates führte. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0157]
u. s. w., und bei diesen Bauwerken finden sich immer auch Sculpturen, meistens Reliefe, seltener freie Statuen, in einzelnen Exemplaren kolossale Götzenbilder. Es ist bekannt, daß die Mexikaner zur Zeit der Eroberung durch Cortez eine organisirte Monarchie mit kriegerischem Adel, ummauerte Städte, einen Göttercult hatten, den eine förmliche Priesterschaft besorgte; ebenso wissen wir aus den Berichten einiger Augenzeugen, wie gräßlich die Götzenbilder waren, und diesen entsprechend der Cult, der Menschenopfer in großer Anzahl, namentlich an hohen Festen, verlangte. Die mexikanischen Priester hatten auch eine eigene Bilderschrift, notirten besondere Erscheinungen des gestirnten Himmels, führten eine Art Jahrbücher, wir begegnen demnach in Mexiko denselben Erscheinungen der Cultur, die wir in ausgebildeteren Formen in Asien und Aegypten getroffen haben, selbst den Anfänger des Pyramidenbaus, ohne daß an einen asiatischen Einfluß nur zu denken ist, ein Beweis, daß die sich selbst überlassene Menschheit überall so ziemlich dasselbe producirt. Die Denkmäler in Nord-A., namentlich in dem großen Strombecken des Missisippi, weisen keine massiven Gebäudetrümmer auf, sondern bestehen in Treppen zu Flüssen oder aufwärts zu Höhen, in Dämmen, besonders aber in großen Umwallungen, die einen kriegerischen Zweck gehabt haben müssen; auch findet man Geräthschaften, Schmuck u. Waffen aus Kupfer, Glimmer, Muscheln, Obsidian u. s. w. Die jetzigen Indianer haben nicht einmal eine Sage von den Menschen, welche diese Dinge hinterlassen haben, und die Resultate der Untersuchungen, welche in neuester Zeit mit großem Eifer aufgenommen werden, gewähren noch keine Sicherheit und es scheinen die neulich berichteten amerikanischen ziemlich verdächtig. – Mit der Entdeckung Aʼs. durch Christoph Columbus beginnt die eigentliche Geschichte Aʼs. (12. Octbr. 1492), denn obwohl die Normänner von Island und Norwegen. aus nicht nur Grönland, Labrador und Neuschottland entdeckt, sondern selbst einzelne Fahrten bis Masachussets und Rhode Island gemacht hatten, so waren diese Unternehmungen weder auf die amerikanischen, noch die europäischen Völker von besonderem Einfluß, erst mit Columbus beginnt Aʼs. weltgeschichtliche Bedeutung. Nachdem er den Weg gezeigt, wurde ein Theil des großen Festlandes nach dem anderen entdeckt und in Besitz genommen; 1497 Neufundland und Labrador durch Engländer u. Franzosen, 1508 durch Aubert Canada; der Portugiese Cabral gerieth 1500 nach Brasilien, Diaz de Solis kam 1507 nach Yukatan, 1517 Grijalva an die mexikanische Küste, 1519 eroberte Cortez das Reich Montezumas, Pizarro von 1526 bis 1531 Peru, Cabot Paragay, die deutschen Welser Venezuela, Bezarra Californien, 1534 Belalcazar Quito, Almagro 1535 Chili, Mendoza die Länder am Platastrom, Soto 1537 Florida, 1542 befuhr Orellana den Marannon, 1556 eroberte Mendoza Chaco in Süd-A. Gegen Ende des 16. Jahrh. gründeten die Franzosen ihre Colonien am Lorenzstrom, die Engländer unter Raleigh in Virginien, die Portugiesen in Brasilien. Die Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt veranlaßten durch Davis, Fuca, Bassin, Hudson die Auffindung der nach diesen Seefahrern benannten Straßen, Busen und Länder (1585–1611). Die Kriege in Europa wurden auch in die Colonien übertragen, die Holländer besetzten Brasilien 1630 manche Jahre u. behaupteten Surinam; fast gleichzeitig benutzten Dänen und Schweden die Schwäche Spaniens und besetzten einige Inseln; weitere Ausdehnung gestattete ihnen die Eifersucht der Holländer nicht. Die Kriege Englands, Hollands, Spaniens und Frankreichs drehten sich von jetzt an um die amerik. und ostindischen Colonien, d. h. um die Seeherrschaft und den Besitz des Welthandels, und da Ludwig XIV. durch seine Angriffe auf das europäische Spanien dessen Kraft erschöpfte, so gelang es England allmälig das Uebergewicht im atlantischen Meere zu gewinnen. Eine neue Epoche trat mit dem Unabhängigkeitskriege der engl. Colonien in Nord-A. ein, der 1783 zur Gründung des ersten amerik, Staates führte.
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