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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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und Deutschland, das sich damals eben zum Lande der Träumerei, der einheimischen Hetzerei und der Charakterlosigkeit dem Auslande gegenüber qualificirte, erzeugte die meisten bedeutenden Alchemisten. Nach vielen Nachrichten haben einzelne Gold gemacht, ohne daß Schaustücke aufbewahrt wurden, denn die Künstler blieben immer geheimnißvoll, den golddurstigen Fürsten aber, in deren Dienst unzählige waren, hat keiner Gold geliefert, was manchem Folter, Gefängniß und Tod einbrachte. Aus der A. entstand aber durch zufällige Entdeckungen allmälig die Chemie, besonders seitdem aus der Astrologie die Astronomie hervorging, wodurch der Glauben an die wunderbare Einwirkung der Gestirne und der correspondirenden irdischen Elemente auf das Schicksal und das phys. Leben der Menschen verdrängt wurde. Wahrscheinlich haben die Alchemisten manchen Farbestoff erfunden, jedenfalls aber den Phosphor und das Porzellan.


Alchemilla, Sinau, Frauenmantel, wegen seiner zierlich ausgeschnittenen Blätter so genannt, nach L. 4 Kl. 1 Ord., wächst in Wäldern und an Zäunen wild, war ehemals officinell (gelind zusammenziehend).


Alciati, Andrea, 1462 in Alzate bei Como geb., Rechtslehrer oder Anwalt in Bourges, Avignon, Mailand, Bologna, Pavia, wo er 1550 st., erläuterte geistvoll das röm. Recht. Letzte Ausg. s. Werke: Frankfurt 1717, 4 Bde. fol.


Alcibiades, gb. 450 v. Chr., aus edlem Geschlechte, reich, schön, beredt, tapfer und kriegskundig, voll Geist, war als Jüngling Schüler des Sokrates, ohne daß jedoch dieser einen dauernden Einfluß auf ihn gewann, vielmehr überließ sich A. einem zügellosen Leben, aus dem ihn nur sein Ehrgeiz einigermaßen herausriß. Er wollte der erste Athener und Hellene sein, wurde auch bald Liebling des Volkes, stürzte es aber in Unglück, weil er nichts achtete als sein eigenes Interesse. Er veranlaßte 415 den Feldzug nach Sicilien, wurde wegen eines Frevels an den Hermen verbannt und schadete nun seiner Vaterstadt so viel er konnte. Später jedoch leistete er Athen wieder wesentl. Dienste, wurde zurückgerufen und zum Feldherrn erwählt, doch abermals verbannt, weil er an einem Verluste zur See schuldig sein sollte. Er trieb sich nun in Kleinasien herum und intriguirte bei den pers. Paschen, bis ihn einer, Pharnabaz, 404 auf Anstiften der Spartaner ermorden ließ.


Alcinous, König der Phäaken, der den Odysseus gastlich aufnahm und reichbeschenkt nach Ithaka bringen ließ. (Wunderliebliche Schilderungen in Homers Odyssee.)


Alciphron, um 200 nach Chr., schrieb die attisch. Sprache mit Glück nachbildend 116 Briefe, in welchen er Fischer, Hirten, Parasiten, Hetären u. s. w. ihre Beobachtungen und Erlebnisse erzählen läßt; zuletzt herausgegeb. von J. A. Wagner Leipz. 1798.


Alcira, feste Stadt am Xucar, 4 M. von Valencia, 9000 E., Seidenzucht und Reisbau.


Alcobaca, im District Leiria der portug. Estremadura, alte Bernhardinerabtei und Begräbniß portug. Könige; 1811 von den Franzosen verbrannt und geplündert.


al corso, ital., nach dem Curse.


Alcoy, Stadt in der span. Provinz Valencia, 15000 E., Tuch- und Papierfabriken.


Alcudia, Manuel de Godoy, Herzog von -, der Friedensfürst, aus edler Familie 1767 zu Badajoz geboren, kam 1787 zur königl. Garde, wurde Liebling der Königin und dadurch des Königs und stieg in weniger als 10 Jahren zum Generaladjutanten, Generallieutenant, Herzog, Granden erster Classe, Inhaber der höchsten Orden, erstem Minister empor und bereicherte sich namhaft; 1797 wurde er sogar mit einer Princessin aus königl. Blute vermählt. Er leitete die Politik Spaniens, schwankte 1806 gegen Napoleon, um sich ihm 1808 ganz hinzugeben. Dies und der Abscheu des Volkes gegen das Verhältniß Godoys zur königlichen Familie, der unselige Prozeß gegen den Kronprinzen Ferdinand veranlaßten einen Volksaufstand, der die königl. Familie

und Deutschland, das sich damals eben zum Lande der Träumerei, der einheimischen Hetzerei und der Charakterlosigkeit dem Auslande gegenüber qualificirte, erzeugte die meisten bedeutenden Alchemisten. Nach vielen Nachrichten haben einzelne Gold gemacht, ohne daß Schaustücke aufbewahrt wurden, denn die Künstler blieben immer geheimnißvoll, den golddurstigen Fürsten aber, in deren Dienst unzählige waren, hat keiner Gold geliefert, was manchem Folter, Gefängniß und Tod einbrachte. Aus der A. entstand aber durch zufällige Entdeckungen allmälig die Chemie, besonders seitdem aus der Astrologie die Astronomie hervorging, wodurch der Glauben an die wunderbare Einwirkung der Gestirne und der correspondirenden irdischen Elemente auf das Schicksal und das phys. Leben der Menschen verdrängt wurde. Wahrscheinlich haben die Alchemisten manchen Farbestoff erfunden, jedenfalls aber den Phosphor und das Porzellan.


Alchemilla, Sinau, Frauenmantel, wegen seiner zierlich ausgeschnittenen Blätter so genannt, nach L. 4 Kl. 1 Ord., wächst in Wäldern und an Zäunen wild, war ehemals officinell (gelind zusammenziehend).


Alciati, Andrea, 1462 in Alzate bei Como geb., Rechtslehrer oder Anwalt in Bourges, Avignon, Mailand, Bologna, Pavia, wo er 1550 st., erläuterte geistvoll das röm. Recht. Letzte Ausg. s. Werke: Frankfurt 1717, 4 Bde. fol.


Alcibiades, gb. 450 v. Chr., aus edlem Geschlechte, reich, schön, beredt, tapfer und kriegskundig, voll Geist, war als Jüngling Schüler des Sokrates, ohne daß jedoch dieser einen dauernden Einfluß auf ihn gewann, vielmehr überließ sich A. einem zügellosen Leben, aus dem ihn nur sein Ehrgeiz einigermaßen herausriß. Er wollte der erste Athener und Hellene sein, wurde auch bald Liebling des Volkes, stürzte es aber in Unglück, weil er nichts achtete als sein eigenes Interesse. Er veranlaßte 415 den Feldzug nach Sicilien, wurde wegen eines Frevels an den Hermen verbannt und schadete nun seiner Vaterstadt so viel er konnte. Später jedoch leistete er Athen wieder wesentl. Dienste, wurde zurückgerufen und zum Feldherrn erwählt, doch abermals verbannt, weil er an einem Verluste zur See schuldig sein sollte. Er trieb sich nun in Kleinasien herum und intriguirte bei den pers. Paschen, bis ihn einer, Pharnabaz, 404 auf Anstiften der Spartaner ermorden ließ.


Alcinous, König der Phäaken, der den Odysseus gastlich aufnahm und reichbeschenkt nach Ithaka bringen ließ. (Wunderliebliche Schilderungen in Homers Odyssee.)


Alciphron, um 200 nach Chr., schrieb die attisch. Sprache mit Glück nachbildend 116 Briefe, in welchen er Fischer, Hirten, Parasiten, Hetären u. s. w. ihre Beobachtungen und Erlebnisse erzählen läßt; zuletzt herausgegeb. von J. A. Wagner Leipz. 1798.


Alcira, feste Stadt am Xucar, 4 M. von Valencia, 9000 E., Seidenzucht und Reisbau.


Alcobaça, im District Leiria der portug. Estremadura, alte Bernhardinerabtei und Begräbniß portug. Könige; 1811 von den Franzosen verbrannt und geplündert.


al corso, ital., nach dem Curse.


Alcoy, Stadt in der span. Provinz Valencia, 15000 E., Tuch- und Papierfabriken.


Alcudia, Manuel de Godoy, Herzog von –, der Friedensfürst, aus edler Familie 1767 zu Badajoz geboren, kam 1787 zur königl. Garde, wurde Liebling der Königin und dadurch des Königs und stieg in weniger als 10 Jahren zum Generaladjutanten, Generallieutenant, Herzog, Granden erster Classe, Inhaber der höchsten Orden, erstem Minister empor und bereicherte sich namhaft; 1797 wurde er sogar mit einer Princessin aus königl. Blute vermählt. Er leitete die Politik Spaniens, schwankte 1806 gegen Napoleon, um sich ihm 1808 ganz hinzugeben. Dies und der Abscheu des Volkes gegen das Verhältniß Godoys zur königlichen Familie, der unselige Prozeß gegen den Kronprinzen Ferdinand veranlaßten einen Volksaufstand, der die königl. Familie

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[103/0104] und Deutschland, das sich damals eben zum Lande der Träumerei, der einheimischen Hetzerei und der Charakterlosigkeit dem Auslande gegenüber qualificirte, erzeugte die meisten bedeutenden Alchemisten. Nach vielen Nachrichten haben einzelne Gold gemacht, ohne daß Schaustücke aufbewahrt wurden, denn die Künstler blieben immer geheimnißvoll, den golddurstigen Fürsten aber, in deren Dienst unzählige waren, hat keiner Gold geliefert, was manchem Folter, Gefängniß und Tod einbrachte. Aus der A. entstand aber durch zufällige Entdeckungen allmälig die Chemie, besonders seitdem aus der Astrologie die Astronomie hervorging, wodurch der Glauben an die wunderbare Einwirkung der Gestirne und der correspondirenden irdischen Elemente auf das Schicksal und das phys. Leben der Menschen verdrängt wurde. Wahrscheinlich haben die Alchemisten manchen Farbestoff erfunden, jedenfalls aber den Phosphor und das Porzellan. Alchemilla, Sinau, Frauenmantel, wegen seiner zierlich ausgeschnittenen Blätter so genannt, nach L. 4 Kl. 1 Ord., wächst in Wäldern und an Zäunen wild, war ehemals officinell (gelind zusammenziehend). Alciati, Andrea, 1462 in Alzate bei Como geb., Rechtslehrer oder Anwalt in Bourges, Avignon, Mailand, Bologna, Pavia, wo er 1550 st., erläuterte geistvoll das röm. Recht. Letzte Ausg. s. Werke: Frankfurt 1717, 4 Bde. fol. Alcibiades, gb. 450 v. Chr., aus edlem Geschlechte, reich, schön, beredt, tapfer und kriegskundig, voll Geist, war als Jüngling Schüler des Sokrates, ohne daß jedoch dieser einen dauernden Einfluß auf ihn gewann, vielmehr überließ sich A. einem zügellosen Leben, aus dem ihn nur sein Ehrgeiz einigermaßen herausriß. Er wollte der erste Athener und Hellene sein, wurde auch bald Liebling des Volkes, stürzte es aber in Unglück, weil er nichts achtete als sein eigenes Interesse. Er veranlaßte 415 den Feldzug nach Sicilien, wurde wegen eines Frevels an den Hermen verbannt und schadete nun seiner Vaterstadt so viel er konnte. Später jedoch leistete er Athen wieder wesentl. Dienste, wurde zurückgerufen und zum Feldherrn erwählt, doch abermals verbannt, weil er an einem Verluste zur See schuldig sein sollte. Er trieb sich nun in Kleinasien herum und intriguirte bei den pers. Paschen, bis ihn einer, Pharnabaz, 404 auf Anstiften der Spartaner ermorden ließ. Alcinous, König der Phäaken, der den Odysseus gastlich aufnahm und reichbeschenkt nach Ithaka bringen ließ. (Wunderliebliche Schilderungen in Homers Odyssee.) Alciphron, um 200 nach Chr., schrieb die attisch. Sprache mit Glück nachbildend 116 Briefe, in welchen er Fischer, Hirten, Parasiten, Hetären u. s. w. ihre Beobachtungen und Erlebnisse erzählen läßt; zuletzt herausgegeb. von J. A. Wagner Leipz. 1798. Alcira, feste Stadt am Xucar, 4 M. von Valencia, 9000 E., Seidenzucht und Reisbau. Alcobaça, im District Leiria der portug. Estremadura, alte Bernhardinerabtei und Begräbniß portug. Könige; 1811 von den Franzosen verbrannt und geplündert. al corso, ital., nach dem Curse. Alcoy, Stadt in der span. Provinz Valencia, 15000 E., Tuch- und Papierfabriken. Alcudia, Manuel de Godoy, Herzog von –, der Friedensfürst, aus edler Familie 1767 zu Badajoz geboren, kam 1787 zur königl. Garde, wurde Liebling der Königin und dadurch des Königs und stieg in weniger als 10 Jahren zum Generaladjutanten, Generallieutenant, Herzog, Granden erster Classe, Inhaber der höchsten Orden, erstem Minister empor und bereicherte sich namhaft; 1797 wurde er sogar mit einer Princessin aus königl. Blute vermählt. Er leitete die Politik Spaniens, schwankte 1806 gegen Napoleon, um sich ihm 1808 ganz hinzugeben. Dies und der Abscheu des Volkes gegen das Verhältniß Godoys zur königlichen Familie, der unselige Prozeß gegen den Kronprinzen Ferdinand veranlaßten einen Volksaufstand, der die königl. Familie

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/104>, abgerufen am 24.11.2024.