tene Frau Gevatter erkläret: Sie dörf- te sich seinerwegen die geringste Un- kosten nicht machen, sondern nur sei- nem Kind ein schönes Andencken ge- ben.
An vielen Orten werden mehr, als ein Gevatter oder Pathe, erbetten, deren ge- meiniglich 3. oder 4. sind. Anderer Or- ten aber nur einer oder zwey, welche denn noch etliche Christliche Personen zur Tau- fe mit in die Kirche erbitten lassen; wie- wol solches nicht von allen und jeden will gebilliget werden. Die Gevatter-Brie- fe, welche manchmal in einer ziemlichen Anzahl ausgefertiget und an weite Orte verschicket werden, fallen vielen klugen Personen verdächtig, daß sie nach dem honetten Bettel riechen: Wie jener Schulmeister erwähnet, welcher gesagt: auf solche Art käme man, mit leichter Mühe, zu dem schönen ganzen G[o]l- de und Thalern.
Ein kluger Kinds-Vatter richtet hier- inn sein Herz auf Gottesfürchtige und er- bare Personen, die den allgemeinen Ruff
und
tene Frau Gevatter erklaͤret: Sie doͤrf- te ſich ſeinerwegen die geringſte Un- koſten nicht machen, ſondern nur ſei- nem Kind ein ſchoͤnes Andencken ge- ben.
An vielen Orten werden mehr, als ein Gevatter oder Pathe, erbetten, deren ge- meiniglich 3. oder 4. ſind. Anderer Or- ten aber nur einer oder zwey, welche denn noch etliche Chriſtliche Perſonen zur Tau- fe mit in die Kirche erbitten laſſen; wie- wol ſolches nicht von allen und jeden will gebilliget werden. Die Gevatter-Brie- fe, welche manchmal in einer ziemlichen Anzahl ausgefertiget und an weite Orte verſchicket werden, fallen vielen klugen Perſonen verdaͤchtig, daß ſie nach dem honetten Bettel riechen: Wie jener Schulmeiſter erwaͤhnet, welcher geſagt: auf ſolche Art kaͤme man, mit leichter Muͤhe, zu dem ſchoͤnen ganzen G[o]l- de und Thalern.
Ein kluger Kinds-Vatter richtet hier- inn ſein Herz auf Gottesfuͤrchtige und er- bare Perſonen, die den allgemeinen Ruff
und
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tene Frau Gevatter erklaͤret: Sie doͤrf-
te ſich ſeinerwegen die geringſte Un-
koſten nicht machen, ſondern nur ſei-
nem Kind ein ſchoͤnes Andencken ge-
ben.
An vielen Orten werden mehr, als ein
Gevatter oder Pathe, erbetten, deren ge-
meiniglich 3. oder 4. ſind. Anderer Or-
ten aber nur einer oder zwey, welche denn
noch etliche Chriſtliche Perſonen zur Tau-
fe mit in die Kirche erbitten laſſen; wie-
wol ſolches nicht von allen und jeden will
gebilliget werden. Die Gevatter-Brie-
fe, welche manchmal in einer ziemlichen
Anzahl ausgefertiget und an weite Orte
verſchicket werden, fallen vielen klugen
Perſonen verdaͤchtig, daß ſie nach dem
honetten Bettel riechen: Wie jener
Schulmeiſter erwaͤhnet, welcher geſagt:
auf ſolche Art kaͤme man, mit leichter
Muͤhe, zu dem ſchoͤnen ganzen Gol-
de und Thalern.
Ein kluger Kinds-Vatter richtet hier-
inn ſein Herz auf Gottesfuͤrchtige und er-
bare Perſonen, die den allgemeinen Ruff
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/49>, abgerufen am 16.02.2025.
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