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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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Lateinische und Welsche offt so zerhackt
und gestümmelt, daß die Fasen davon
möchten herunter hangen. Jnsonderheit
aber muß man nicht wenig lachen, wenn
die jungen Pursche, oder auch das weibli-
che Geschlecht, mit ihrem campabel so offt
angestochen kommt, mit welchem Wort
sich auch jene Jungfer so weit vergangen,
daß, als sie ein Student nach Hause zu be-
gleiten erbote, sie sich dagegen, daß sie die-
ser Ehre nicht campambel wäre, entschul-
diget. Jn diesem Stuck thut ein beschei-
dener, höflicher Mensch besser, wenn er
andere reden und sich in rechter Benen-
nung der fremden Wörter den Vorgang
machen lässet: Denn solcher gestalt kan er
nach und nach sich in dergleichen Dingen
immer besser informiren, und zur andern
Zeit vernünfftiger davon sprechen. Je-
doch, wenn er ja eine Sache gründlich
weiß, darf er schon mit Manier und Be-
scheidenheit seine Meinung davon hören
lassen: Denn aus einer vernünfftigen
Rede und Beurtheilung wird des Men-
schen Witz und Verstand erkennt; dahin-
gegen andere, welche gar, als stumme
Hölzer, in denen Gesellschafften sitzen,

sich

Lateiniſche und Welſche offt ſo zerhackt
und geſtuͤmmelt, daß die Faſen davon
moͤchten herunter hangen. Jnſonderheit
aber muß man nicht wenig lachen, wenn
die jungen Purſche, oder auch das weibli-
che Geſchlecht, mit ihrem campabel ſo offt
angeſtochen kommt, mit welchem Wort
ſich auch jene Jungfer ſo weit vergangen,
daß, als ſie ein Student nach Hauſe zu be-
gleiten erbote, ſie ſich dagegen, daß ſie die-
ſer Ehre nicht campambel waͤre, entſchul-
diget. Jn dieſem Stuck thut ein beſchei-
dener, hoͤflicher Menſch beſſer, wenn er
andere reden und ſich in rechter Benen-
nung der fremden Woͤrter den Vorgang
machen laͤſſet: Denn ſolcher geſtalt kan er
nach und nach ſich in dergleichen Dingen
immer beſſer informiren, und zur andern
Zeit vernuͤnfftiger davon ſprechen. Je-
doch, wenn er ja eine Sache gruͤndlich
weiß, darf er ſchon mit Manier und Be-
ſcheidenheit ſeine Meinung davon hoͤren
laſſen: Denn aus einer vernuͤnfftigen
Rede und Beurtheilung wird des Men-
ſchen Witz und Verſtand erkennt; dahin-
gegen andere, welche gar, als ſtumme
Hoͤlzer, in denen Geſellſchafften ſitzen,

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[15/0021] Lateiniſche und Welſche offt ſo zerhackt und geſtuͤmmelt, daß die Faſen davon moͤchten herunter hangen. Jnſonderheit aber muß man nicht wenig lachen, wenn die jungen Purſche, oder auch das weibli- che Geſchlecht, mit ihrem campabel ſo offt angeſtochen kommt, mit welchem Wort ſich auch jene Jungfer ſo weit vergangen, daß, als ſie ein Student nach Hauſe zu be- gleiten erbote, ſie ſich dagegen, daß ſie die- ſer Ehre nicht campambel waͤre, entſchul- diget. Jn dieſem Stuck thut ein beſchei- dener, hoͤflicher Menſch beſſer, wenn er andere reden und ſich in rechter Benen- nung der fremden Woͤrter den Vorgang machen laͤſſet: Denn ſolcher geſtalt kan er nach und nach ſich in dergleichen Dingen immer beſſer informiren, und zur andern Zeit vernuͤnfftiger davon ſprechen. Je- doch, wenn er ja eine Sache gruͤndlich weiß, darf er ſchon mit Manier und Be- ſcheidenheit ſeine Meinung davon hoͤren laſſen: Denn aus einer vernuͤnfftigen Rede und Beurtheilung wird des Men- ſchen Witz und Verſtand erkennt; dahin- gegen andere, welche gar, als ſtumme Hoͤlzer, in denen Geſellſchafften ſitzen, ſich

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/21>, abgerufen am 29.03.2024.