gene Person verlieben: Von denen wird man schwerlich glauben, daß sie höflich und wohl erzogen sind; sondern ihnen vielmehr das Zeugnüs ihrer groben Un- bescheidenheit schrifftlich geben und ver- fassen lassen.
Weil ein höflicher Mensch gerne etwas lernet, um sich bey der galanten Welt mehr und mehr beliebt zu machen, so wird er bey Zusammenkünfften und Gesell- schafften, wie auch bey Besuchung ver- trauter Freunde, fleißig zuhören, was selbige vernünfftig erzehlen und vorbrin- gen, und mit seinen Zwischen-Reden nicht plumper Dings hinein fallen; Zumahlen wenn man von Sachen redet, welche den Horizont seiner Vernunfft übersteigen, oder wovon er eigentlich noch nicht genug informrt und berichtet ist: Denn da kan man sich, bey verständigen Leuten, am allerersten zum Gelächter machen, wenn man aus Zeitungen und andern Bege- benheiten etwas erzehlen will, und hat kei- nen Jnbegriff noch Känntnüs der Sache, oder der fremden Wörter, von welchen man redet. Da wird das Französische,
Latei-
gene Perſon verlieben: Von denen wird man ſchwerlich glauben, daß ſie hoͤflich und wohl erzogen ſind; ſondern ihnen vielmehr das Zeugnuͤs ihrer groben Un- beſcheidenheit ſchrifftlich geben und ver- faſſen laſſen.
Weil ein hoͤflicher Menſch gerne etwas lernet, um ſich bey der galanten Welt mehr und mehr beliebt zu machen, ſo wird er bey Zuſammenkuͤnfften und Geſell- ſchafften, wie auch bey Beſuchung ver- trauter Freunde, fleißig zuhoͤren, was ſelbige vernuͤnfftig erzehlen und vorbrin- gen, und mit ſeinen Zwiſchen-Reden nicht plumper Dings hinein fallen; Zumahlen wenn man von Sachen redet, welche den Horizont ſeiner Vernunfft uͤberſteigen, oder wovon er eigentlich noch nicht genug informrt und berichtet iſt: Denn da kan man ſich, bey verſtaͤndigen Leuten, am allererſten zum Gelaͤchter machen, wenn man aus Zeitungen und andern Bege- benheiten etwas erzehlen will, und hat kei- nen Jnbegriff noch Kaͤnntnuͤs der Sache, oder der fremden Woͤrter, von welchen man redet. Da wird das Franzoͤſiſche,
Latei-
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gene Perſon verlieben: Von denen wird
man ſchwerlich glauben, daß ſie hoͤflich
und wohl erzogen ſind; ſondern ihnen
vielmehr das Zeugnuͤs ihrer groben Un-
beſcheidenheit ſchrifftlich geben und ver-
faſſen laſſen.
Weil ein hoͤflicher Menſch gerne etwas
lernet, um ſich bey der galanten Welt
mehr und mehr beliebt zu machen, ſo wird
er bey Zuſammenkuͤnfften und Geſell-
ſchafften, wie auch bey Beſuchung ver-
trauter Freunde, fleißig zuhoͤren, was
ſelbige vernuͤnfftig erzehlen und vorbrin-
gen, und mit ſeinen Zwiſchen-Reden nicht
plumper Dings hinein fallen; Zumahlen
wenn man von Sachen redet, welche den
Horizont ſeiner Vernunfft uͤberſteigen,
oder wovon er eigentlich noch nicht genug
informrt und berichtet iſt: Denn da kan
man ſich, bey verſtaͤndigen Leuten, am
allererſten zum Gelaͤchter machen, wenn
man aus Zeitungen und andern Bege-
benheiten etwas erzehlen will, und hat kei-
nen Jnbegriff noch Kaͤnntnuͤs der Sache,
oder der fremden Woͤrter, von welchen
man redet. Da wird das Franzoͤſiſche,
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/20>, abgerufen am 16.02.2025.
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