Genüge, daß man auch, mit der Zeit, das unbescheidene Wesen ablegen, und mit der so beliebt-als belobten Höflichkeit verwechslen könne.
Ausser dem Hofleben kan man auch vieles von der Höflichkeit sehen und hören, bey den Gelehrten, wenn selbige, von ernsthafften Sachen, mit Vernunfft und Klugheit, reden, und sich nicht durch Je- mands Widerspruch, zum Zorn und ra- sender Hitze verleiten lassen. Denn klu- ge Leute bringen, so wohl Frage als Ant- wort, mit einer bescheidenen Sanfftmut vor, und halten sich versichert, daß sie auch, aus allen Beantwortungen ihres Gegen- partes, etwas gutes und nützliches lernen und profitiren können.
Wie aber nicht alle Gelehrte eben von vornehmen Geschlecht und Geblüte ent- sprossen, sondern auch offt der gemeinsten Leute Kinder zu grosser Weisheit und Höflichkeit gelanget; so findet man auch unter vielen Personen, Bürgerlichen Standes, einen guten natürlichen Ver- stand, der sich, zu Begreiffung vieler
schweh-
Genuͤge, daß man auch, mit der Zeit, das unbeſcheidene Weſen ablegen, und mit der ſo beliebt-als belobten Hoͤflichkeit verwechslen koͤnne.
Auſſer dem Hofleben kan man auch vieles von der Hoͤflichkeit ſehen und hoͤren, bey den Gelehrten, wenn ſelbige, von ernſthafften Sachen, mit Vernunfft und Klugheit, reden, und ſich nicht durch Je- mands Widerſpruch, zum Zorn und ra- ſender Hitze verleiten laſſen. Denn klu- ge Leute bringen, ſo wohl Frage als Ant- wort, mit einer beſcheidenen Sanfftmut vor, und halten ſich verſichert, daß ſie auch, aus allen Beantwortungen ihres Gegen- partes, etwas gutes und nuͤtzliches lernen und profitiren koͤnnen.
Wie aber nicht alle Gelehrte eben von vornehmen Geſchlecht und Gebluͤte ent- ſproſſen, ſondern auch offt der gemeinſten Leute Kinder zu groſſer Weisheit und Hoͤflichkeit gelanget; ſo findet man auch unter vielen Perſonen, Buͤrgerlichen Standes, einen guten natuͤrlichen Ver- ſtand, der ſich, zu Begreiffung vieler
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Genuͤge, daß man auch, mit der Zeit,
das unbeſcheidene Weſen ablegen, und
mit der ſo beliebt-als belobten Hoͤflichkeit
verwechslen koͤnne.
Auſſer dem Hofleben kan man auch
vieles von der Hoͤflichkeit ſehen und hoͤren,
bey den Gelehrten, wenn ſelbige, von
ernſthafften Sachen, mit Vernunfft und
Klugheit, reden, und ſich nicht durch Je-
mands Widerſpruch, zum Zorn und ra-
ſender Hitze verleiten laſſen. Denn klu-
ge Leute bringen, ſo wohl Frage als Ant-
wort, mit einer beſcheidenen Sanfftmut
vor, und halten ſich verſichert, daß ſie auch,
aus allen Beantwortungen ihres Gegen-
partes, etwas gutes und nuͤtzliches lernen
und profitiren koͤnnen.
Wie aber nicht alle Gelehrte eben von
vornehmen Geſchlecht und Gebluͤte ent-
ſproſſen, ſondern auch offt der gemeinſten
Leute Kinder zu groſſer Weisheit und
Hoͤflichkeit gelanget; ſo findet man auch
unter vielen Perſonen, Buͤrgerlichen
Standes, einen guten natuͤrlichen Ver-
ſtand, der ſich, zu Begreiffung vieler
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/14>, abgerufen am 16.02.2025.
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