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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 109. Berlin, 12. Spetember 1741.

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[Beginn Spaltensatz] kannt, aber doch den Werth seiner fürtreflichen Be-
trachtungen über die Augsburgische Confeßion einge-
sehen hat, an denselben aus der Haupt=Stadt ei-
nes weit entfernten Reichs abgelassen, und verdienet
allerdings, daß man ihm hier einen Platz einräumet:

Hochwürdiger Herr,
Hochweiser Herr Consistorial=Rath,

Jch habe nicht das Glück, Ewe: Hochwürden
anders als aus Dero fürtreflichen Betrachtungen
über die Augsburgische Confeßion zu kennen. Jn
solchen habe ich so viel Deutlichkeit und Gründlich-
keit, so viele Merckmahle eines selbst überzeugten
und andere völlig überzeugenden Lehrers gefunden;
daß ich meinem ungeduldigen Verlangen nicht länger
wiederstehen kan, Ewr Hochwürden meine gantz be-
sondere Hochachtung und recht hertzliche Danckbar-
keit zu bezeugen. Jch freue mich von Hertzen, daß
GOtt in unserer Evangelischen Kirchen einen Mann
erwecket, der die Wahrheit unserer theuersten Reli-
gion, so wohl als ihre Schönheit, in ein rechtes Licht
setzet. Und ich dancke GOtt, der sein fürtrefliches
Evangelium mit so vieler Uberzeugung begleitet, und
seiner rechtgläubigen Kirche solche Säulen schencket,
die die Wahrheit und Ehre unsers allerliebsten Hey-
landes durch seine Gnade aufrecht halten.

So wenig man auch an einem so entfernten Orte
aus der Republick der Gelehrten höret; so vernehme
doch, daß es weder Ewr Hochwürden an Feinden,
noch Dero Schriften an Gegnern fehle. Das ist
das Schicksal von Dero gleichen. Grosse Männer
haben allemahl grossen Wiederspruch, und die herr-
lichsten Bemühungen die schwersten Hindernisse ge-
funden. Ewr Hochwürden Schriften gewinnen
dadurch einen neuen Vortheil. Die Anmuth des
Lichts fället nie besser in die Augen, als wenn man
ihm Finsterniß oder Schatten entgegen stellet. Recht-
schaffene Gemüther sehen auch mit inniglicher Ver-
gnügung, daß Ew: Hochwürden Sich selbst jeder-
zeit gleich seyn, wie bey dem Vortrag, also auch bey
der Vertheidigung der Wahrheit: allenthalben starck,
weise, ruhig; eben so sanftmüthig als durchdringend,
eben so gottselig als gelehrt.

Solches dienet nicht nur uns andern geringern
Dienern Christi zur Ermunterung und Vorbilde;
[Spaltenumbruch] sondern es machet auch unsere Zuversicht gewiß, daß
Ew: Hochwürden in Dero höchst nützlichen Vor-
nehmen, der Wiedersacher wegen, nicht ermüden
werden. Deroselben Werck gefället GOtt wohl.
Diese Betrachtung allein kan das Hertz völlig beru-
higen: zugeschweigen, daß Dieselben den vernünf-
tigsten und besten Theil der Welt allezeit auf Dero
Seite haben werden.

Jch habe zu Ewr Hochwürden ausnehmenden
Güte das Vertrauen, daß Dieselben mir folgende
zwo Bitten nicht abschlagen werden.

Erstlich erkühne mich gehorsamst zu vernehmen,
wie balde wir den vierten Theil der Augsburgischen
Betrachtungen erwarten dürfen. Woferne die bis-
herige Verzögerung von den abgedrungenen Streit-
Schriften herrühret, so bedauren alle verständige
von Hertzen, daß ihnen das Vergnügen, welches sie
aus diesen unvergleichlichen Schriften schöpfen, so
unbillig gestöhret werde. Jch bitte aber gehorsamst,
daß Ew: Hochwürden durch die Luftstreiche der
erbärmlichen Schatten=Fechter Sich nicht gar zu
viel von Dero edlen Zeit verderben lassen. Es wird
gewißlich ausser dem an wohlmeinenden und geschick-
ten Federn nicht mangeln, welche den M * * * *
und B * * * * die Köpfe zu rechte setzen, unterdes-
sen daß Dieselben die angefangene heilsame Arbeit
fortsetzen.

Zweytens ersuche gantz ergebenst, mir ein voll-
ständiges Verzeichniß zukommen zu lassen, von allen
und jeden Schriften, auch eintzelnen gedruckten Pre-
digten, welche Dieselben biß jetzo ausgegeben haben.
So gering ich bin in meinen Augen, so freue mich
doch darüber, daß ich Einsicht genung besitze, Dero-
selben Gedancken hoch zu schätzen.

Jch ruffe unsern GOtt in JEsu Christo an, daß
er Ew: Hochwürden zum Trost, Heyl und Schutz
unserer Evangelischen Kirchen, noch ferner segnen,
stärcken und ausrüsten wolle; damit sein Wort unter
uns lauffe und wachse, und das helle Licht des
Evangelii je mehr und mehr hervor leuchte. Jn
welchem Wunsche ich mit gantz ausnehmender Hoch-
achtung lebenslang verharre.

    Moscau,     Ewr Hochwürden
den 9. Novembr.     gehorsamst ergebener Diener,

    20.     Nicolaus Winter.
1738.Die Fortsetzung folget künftig.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] kannt, aber doch den Werth seiner fürtreflichen Be-
trachtungen über die Augsburgische Confeßion einge-
sehen hat, an denselben aus der Haupt=Stadt ei-
nes weit entfernten Reichs abgelassen, und verdienet
allerdings, daß man ihm hier einen Platz einräumet:

Hochwürdiger Herr,
Hochweiser Herr Consistorial=Rath,

Jch habe nicht das Glück, Ewe: Hochwürden
anders als aus Dero fürtreflichen Betrachtungen
über die Augsburgische Confeßion zu kennen. Jn
solchen habe ich so viel Deutlichkeit und Gründlich-
keit, so viele Merckmahle eines selbst überzeugten
und andere völlig überzeugenden Lehrers gefunden;
daß ich meinem ungeduldigen Verlangen nicht länger
wiederstehen kan, Ewr Hochwürden meine gantz be-
sondere Hochachtung und recht hertzliche Danckbar-
keit zu bezeugen. Jch freue mich von Hertzen, daß
GOtt in unserer Evangelischen Kirchen einen Mann
erwecket, der die Wahrheit unserer theuersten Reli-
gion, so wohl als ihre Schönheit, in ein rechtes Licht
setzet. Und ich dancke GOtt, der sein fürtrefliches
Evangelium mit so vieler Uberzeugung begleitet, und
seiner rechtgläubigen Kirche solche Säulen schencket,
die die Wahrheit und Ehre unsers allerliebsten Hey-
landes durch seine Gnade aufrecht halten.

So wenig man auch an einem so entfernten Orte
aus der Republick der Gelehrten höret; so vernehme
doch, daß es weder Ewr Hochwürden an Feinden,
noch Dero Schriften an Gegnern fehle. Das ist
das Schicksal von Dero gleichen. Grosse Männer
haben allemahl grossen Wiederspruch, und die herr-
lichsten Bemühungen die schwersten Hindernisse ge-
funden. Ewr Hochwürden Schriften gewinnen
dadurch einen neuen Vortheil. Die Anmuth des
Lichts fället nie besser in die Augen, als wenn man
ihm Finsterniß oder Schatten entgegen stellet. Recht-
schaffene Gemüther sehen auch mit inniglicher Ver-
gnügung, daß Ew: Hochwürden Sich selbst jeder-
zeit gleich seyn, wie bey dem Vortrag, also auch bey
der Vertheidigung der Wahrheit: allenthalben starck,
weise, ruhig; eben so sanftmüthig als durchdringend,
eben so gottselig als gelehrt.

Solches dienet nicht nur uns andern geringern
Dienern Christi zur Ermunterung und Vorbilde;
[Spaltenumbruch] sondern es machet auch unsere Zuversicht gewiß, daß
Ew: Hochwürden in Dero höchst nützlichen Vor-
nehmen, der Wiedersacher wegen, nicht ermüden
werden. Deroselben Werck gefället GOtt wohl.
Diese Betrachtung allein kan das Hertz völlig beru-
higen: zugeschweigen, daß Dieselben den vernünf-
tigsten und besten Theil der Welt allezeit auf Dero
Seite haben werden.

Jch habe zu Ewr Hochwürden ausnehmenden
Güte das Vertrauen, daß Dieselben mir folgende
zwo Bitten nicht abschlagen werden.

Erstlich erkühne mich gehorsamst zu vernehmen,
wie balde wir den vierten Theil der Augsburgischen
Betrachtungen erwarten dürfen. Woferne die bis-
herige Verzögerung von den abgedrungenen Streit-
Schriften herrühret, so bedauren alle verständige
von Hertzen, daß ihnen das Vergnügen, welches sie
aus diesen unvergleichlichen Schriften schöpfen, so
unbillig gestöhret werde. Jch bitte aber gehorsamst,
daß Ew: Hochwürden durch die Luftstreiche der
erbärmlichen Schatten=Fechter Sich nicht gar zu
viel von Dero edlen Zeit verderben lassen. Es wird
gewißlich ausser dem an wohlmeinenden und geschick-
ten Federn nicht mangeln, welche den M * * * *
und B * * * * die Köpfe zu rechte setzen, unterdes-
sen daß Dieselben die angefangene heilsame Arbeit
fortsetzen.

Zweytens ersuche gantz ergebenst, mir ein voll-
ständiges Verzeichniß zukommen zu lassen, von allen
und jeden Schriften, auch eintzelnen gedruckten Pre-
digten, welche Dieselben biß jetzo ausgegeben haben.
So gering ich bin in meinen Augen, so freue mich
doch darüber, daß ich Einsicht genung besitze, Dero-
selben Gedancken hoch zu schätzen.

Jch ruffe unsern GOtt in JEsu Christo an, daß
er Ew: Hochwürden zum Trost, Heyl und Schutz
unserer Evangelischen Kirchen, noch ferner segnen,
stärcken und ausrüsten wolle; damit sein Wort unter
uns lauffe und wachse, und das helle Licht des
Evangelii je mehr und mehr hervor leuchte. Jn
welchem Wunsche ich mit gantz ausnehmender Hoch-
achtung lebenslang verharre.

    Moscau,     Ewr Hochwürden
den 9. Novembr.     gehorsamst ergebener Diener,

    20.     Nicolaus Winter.
1738.Die Fortsetzung folget künftig.

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 109. Berlin, 12. Spetember 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin109_1741/4>, abgerufen am 29.06.2024.