Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 90. Berlin, 29. Juli 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] Lissabon zu schicken, völlig entdeckt, und die vor-
nehmsten darunter sind folgende: Franckreich hält bey
jetzigen Umständen vor höchst nöthig, den König von
Portugall mit in sein Jnteresse zu ziehen, und es hat
bereits wircklich Mittel gefunden, den Portugisischen
Minister in Paris, Don Louis d'Acunha, nach und
nach zu gewinnen. Diesem wurde nun ohnlängst der
Vorschlag gethan, seinen König zu Schliessung einer
genauen Alliantz mit Franckreich überreden zu helffen.
So bald Se. Portugisische Majest. hiervon Nach-
richt empfingen, fragten Sie den Cardinal la
Motta um Rath, welchen der Frantzösische Mini-
ster zu Lissabon, Herr von Chavigni, auch schon ziem-
lich zum Jnteresse des Hofes zu Versailles gelenckt
hatte, und selbiger versicherte seinen König, daß
Portugall sich von einer solchen Alliantz die wichtig-
sten Vortheile gewiß versprechen könnte. Denn Se.
Allerchristl. Majest. wären gesonnen, dem König
von Portugall in Seinen Jndianischen Staaten Ru-
he zu schaffen, und durch Absendung eines starcken
Corps Frantzösischer Truppen nach Goa die Jndianer
zu zwingen, daß sie ehestens die Belagerung des er-
wehnten Platzes wieder aufheben müsten. Ausser-
dem wolle der Hof zu Versailles den Portugisen we-
gen des Commercii in Franckreich, besonders aber wegen
des Juwelen= Handels, viele Vorzüge verstatten.
Nur möchten Se. Portugisische Maj. geruhen, von
der Alliantz mit Engelland abzutreten. Allein dieses
ist eben die Haupt= Verhinderung, und der rechte
Stein des Anstossens; weil Portugall besorgt, es
dürften die Engelländer, welche ihm doch die meisten
Lebens=Mittel liefern, gar zu heftig zum Zorn ge-
reitzt werden. Jnzwischen sucht der Herr von Cha-
vigni die Sache noch immer mit besonderer Grschick-
lichkeit zu treiben, und der Cardinal la Motta un-
terstützt seine Absichten so kräftig, als behutsam. Die
jüngsten Briefe von Turin sind voller Klagen über
das unvermuthete Absterben der Königin, und die
Oesterreichische Parthey am dasigen Hofe befürchtet
eine sehr nachtheilige Veränderung. Nichts desto
weniger tröstet sie sich in ihrer Bekümmerniß mit der
Hoffnung, daß durch eine in Vorschlag zu bringen-
de Vermählung des Königs von Sardinien mit der
zweyten Ertz= Hertzogin allen übeln Folgen glücklich
könne vorgebeuget werden.

Die jüngsten Pariser Briefe berichten, es sey der
Marschall von Belle=Jsle schon wieder von dannen
[Spaltenumbruch] abgereiset, niemand aber wisse noch zur Zeit, wohin
er seinen Weg genommen habe; doch glaube man
nicht, daß er gerade nach Franckfurt gehen werde.

Brüssel, vom 19. Julii.

Die Durchlauchtigste Ertz=Hertzogin, unsere gnä-
digste Gouvernantin, befindet sich wieder sehr kranck.
Den neuesten Briefen aus Commercy zu folge, wäre
die verwittwete Hertzogin von Lothringen über die
Nachricht von dem Absterben Jhrer Tochter, der Kö-
nigin von Sardinien, so heftig erschrocken, daß Sie
der Schlag gerühret hätte.

Rom, vom 12. Julii.

Neulich langete ein Orientalischer Printz, welcher
sich vor einen nahen Vetter des Groß=Moguls aus-
giebt, in hiesiger Stadt an. Er ist bisher zu Nea-
polis gewesen, und Se. Sicilianische Majestät ha-
ben ihm daselbst alle seiner Geburt zukommende Eh-
ren Bezeigungen erwiesen, ihn auch auf Dero Kosten
anhero geschafft. Dieser Printz will sich gern in
den Grund=Sätzen der Catholischen Religion unterich-
ten lassen.

Regensburg, vom 22. Julii.

Jn hiesigen Gegenden wird jetzo gar kein Geheim-
niß mehr daraus gemacht, daß ohnweit der Chur-
Bayerischen Stadt Scharding ein Lager vor 30000
Mann ist abgestochen worden; es haben auch zwey
Bayerische Regimenter, Moravitzki, und Lerchen-
feld, ihren Marsch in gröster Eil landwärts dahin
angetreten. Vorgestern fuhren 5 Schiffe, welche
mit Proviant beladen waren, und von Jngolstadt
kamen, auf der Donan hier vorbey nach gemeldetem
Lager. Die gantze Chur=Bayerische Armee hat
schon Ordre erhalten, gleich nach der Erndte
aufzubrechen, und in das Lager einzurücken. Sonst
haben Se. Churfürstl. Durchl. von Bayern in Dero
sämmtlichen Landen ein neues und ungemein scharfes
Patent, den Unterschleif beym Tobacks=Apalto be-
treffend, bekannt machen lassen, krafft dessen diejeni-
gen, welche darwieder handeln, das erstemahl
10 Thaler Straffe erlegen, das anderemahl gebrannt-
marckt, und zur Staupe geschlagen, das drittemahl
aber mit dem Schwerdte hingerichtet werden sollen.
Man siehet hier unter der Hand ein Schreiben des
Herrn Feld=Marschalls, Baron von Schmettau, an
Jhro Majestät die Königin von Ungarn und Böh-
men, de Dato Torgau, in Sachsen, vom 15 May,
worinnen gedachter Herr Feld=Marschall die Ursa-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Lissabon zu schicken, völlig entdeckt, und die vor-
nehmsten darunter sind folgende: Franckreich hält bey
jetzigen Umständen vor höchst nöthig, den König von
Portugall mit in sein Jnteresse zu ziehen, und es hat
bereits wircklich Mittel gefunden, den Portugisischen
Minister in Paris, Don Louis d'Acunha, nach und
nach zu gewinnen. Diesem wurde nun ohnlängst der
Vorschlag gethan, seinen König zu Schliessung einer
genauen Alliantz mit Franckreich überreden zu helffen.
So bald Se. Portugisische Majest. hiervon Nach-
richt empfingen, fragten Sie den Cardinal la
Motta um Rath, welchen der Frantzösische Mini-
ster zu Lissabon, Herr von Chavigni, auch schon ziem-
lich zum Jnteresse des Hofes zu Versailles gelenckt
hatte, und selbiger versicherte seinen König, daß
Portugall sich von einer solchen Alliantz die wichtig-
sten Vortheile gewiß versprechen könnte. Denn Se.
Allerchristl. Majest. wären gesonnen, dem König
von Portugall in Seinen Jndianischen Staaten Ru-
he zu schaffen, und durch Absendung eines starcken
Corps Frantzösischer Truppen nach Goa die Jndianer
zu zwingen, daß sie ehestens die Belagerung des er-
wehnten Platzes wieder aufheben müsten. Ausser-
dem wolle der Hof zu Versailles den Portugisen we-
gen des Commercii in Franckreich, besonders aber wegen
des Juwelen= Handels, viele Vorzüge verstatten.
Nur möchten Se. Portugisische Maj. geruhen, von
der Alliantz mit Engelland abzutreten. Allein dieses
ist eben die Haupt= Verhinderung, und der rechte
Stein des Anstossens; weil Portugall besorgt, es
dürften die Engelländer, welche ihm doch die meisten
Lebens=Mittel liefern, gar zu heftig zum Zorn ge-
reitzt werden. Jnzwischen sucht der Herr von Cha-
vigni die Sache noch immer mit besonderer Grschick-
lichkeit zu treiben, und der Cardinal la Motta un-
terstützt seine Absichten so kräftig, als behutsam. Die
jüngsten Briefe von Turin sind voller Klagen über
das unvermuthete Absterben der Königin, und die
Oesterreichische Parthey am dasigen Hofe befürchtet
eine sehr nachtheilige Veränderung. Nichts desto
weniger tröstet sie sich in ihrer Bekümmerniß mit der
Hoffnung, daß durch eine in Vorschlag zu bringen-
de Vermählung des Königs von Sardinien mit der
zweyten Ertz= Hertzogin allen übeln Folgen glücklich
könne vorgebeuget werden.

Die jüngsten Pariser Briefe berichten, es sey der
Marschall von Belle=Jsle schon wieder von dannen
[Spaltenumbruch] abgereiset, niemand aber wisse noch zur Zeit, wohin
er seinen Weg genommen habe; doch glaube man
nicht, daß er gerade nach Franckfurt gehen werde.

Brüssel, vom 19. Julii.

Die Durchlauchtigste Ertz=Hertzogin, unsere gnä-
digste Gouvernantin, befindet sich wieder sehr kranck.
Den neuesten Briefen aus Commercy zu folge, wäre
die verwittwete Hertzogin von Lothringen über die
Nachricht von dem Absterben Jhrer Tochter, der Kö-
nigin von Sardinien, so heftig erschrocken, daß Sie
der Schlag gerühret hätte.

Rom, vom 12. Julii.

Neulich langete ein Orientalischer Printz, welcher
sich vor einen nahen Vetter des Groß=Moguls aus-
giebt, in hiesiger Stadt an. Er ist bisher zu Nea-
polis gewesen, und Se. Sicilianische Majestät ha-
ben ihm daselbst alle seiner Geburt zukommende Eh-
ren Bezeigungen erwiesen, ihn auch auf Dero Kosten
anhero geschafft. Dieser Printz will sich gern in
den Grund=Sätzen der Catholischen Religion unterich-
ten lassen.

Regensburg, vom 22. Julii.

Jn hiesigen Gegenden wird jetzo gar kein Geheim-
niß mehr daraus gemacht, daß ohnweit der Chur-
Bayerischen Stadt Scharding ein Lager vor 30000
Mann ist abgestochen worden; es haben auch zwey
Bayerische Regimenter, Moravitzki, und Lerchen-
feld, ihren Marsch in gröster Eil landwärts dahin
angetreten. Vorgestern fuhren 5 Schiffe, welche
mit Proviant beladen waren, und von Jngolstadt
kamen, auf der Donan hier vorbey nach gemeldetem
Lager. Die gantze Chur=Bayerische Armee hat
schon Ordre erhalten, gleich nach der Erndte
aufzubrechen, und in das Lager einzurücken. Sonst
haben Se. Churfürstl. Durchl. von Bayern in Dero
sämmtlichen Landen ein neues und ungemein scharfes
Patent, den Unterschleif beym Tobacks=Apalto be-
treffend, bekannt machen lassen, krafft dessen diejeni-
gen, welche darwieder handeln, das erstemahl
10 Thaler Straffe erlegen, das anderemahl gebrannt-
marckt, und zur Staupe geschlagen, das drittemahl
aber mit dem Schwerdte hingerichtet werden sollen.
Man siehet hier unter der Hand ein Schreiben des
Herrn Feld=Marschalls, Baron von Schmettau, an
Jhro Majestät die Königin von Ungarn und Böh-
men, de Dato Torgau, in Sachsen, vom 15 May,
worinnen gedachter Herr Feld=Marschall die Ursa-
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0002"/><cb type="start"/>
Lissabon zu schicken, völlig entdeckt, und die vor-<lb/>
nehmsten darunter sind folgende: Franckreich hält bey<lb/>
jetzigen Umständen vor höchst nöthig, den König von<lb/>
Portugall mit in sein Jnteresse zu ziehen, und es hat<lb/>
bereits wircklich Mittel gefunden, den Portugisischen<lb/>
Minister in Paris, Don Louis d'Acunha, nach und<lb/>
nach zu gewinnen. Diesem wurde nun ohnlängst der<lb/>
Vorschlag gethan, seinen König zu Schliessung einer<lb/>
genauen Alliantz mit Franckreich überreden zu helffen.<lb/>
So bald Se. Portugisische Majest. hiervon Nach-<lb/>
richt empfingen, fragten Sie den Cardinal la<lb/>
Motta um Rath, welchen der Frantzösische Mini-<lb/>
ster zu Lissabon, Herr von Chavigni, auch schon ziem-<lb/>
lich zum Jnteresse des Hofes zu Versailles gelenckt<lb/>
hatte, und selbiger versicherte seinen König, daß<lb/>
Portugall sich von einer solchen Alliantz die wichtig-<lb/>
sten Vortheile gewiß versprechen könnte. Denn Se.<lb/>
Allerchristl. Majest. wären gesonnen, dem König<lb/>
von Portugall in Seinen Jndianischen Staaten Ru-<lb/>
he zu schaffen, und durch Absendung eines starcken<lb/>
Corps Frantzösischer Truppen nach Goa die Jndianer<lb/>
zu zwingen, daß sie ehestens die Belagerung des er-<lb/>
wehnten Platzes wieder aufheben müsten. Ausser-<lb/>
dem wolle der Hof zu Versailles den Portugisen we-<lb/>
gen des Commercii in Franckreich, besonders aber wegen<lb/>
des Juwelen= Handels, viele Vorzüge verstatten.<lb/>
Nur möchten Se. Portugisische Maj. geruhen, von<lb/>
der Alliantz mit Engelland abzutreten. Allein dieses<lb/>
ist eben die Haupt= Verhinderung, und der rechte<lb/>
Stein des Anstossens; weil Portugall besorgt, es<lb/>
dürften die Engelländer, welche ihm doch die meisten<lb/>
Lebens=Mittel liefern, gar zu heftig zum Zorn ge-<lb/>
reitzt werden. Jnzwischen sucht der Herr von Cha-<lb/>
vigni die Sache noch immer mit besonderer Grschick-<lb/>
lichkeit zu treiben, und der Cardinal la Motta un-<lb/>
terstützt seine Absichten so kräftig, als behutsam. Die<lb/>
jüngsten Briefe von Turin sind voller Klagen über<lb/>
das unvermuthete Absterben der Königin, und die<lb/>
Oesterreichische Parthey am dasigen Hofe befürchtet<lb/>
eine sehr nachtheilige Veränderung. Nichts desto<lb/>
weniger tröstet sie sich in ihrer Bekümmerniß mit der<lb/>
Hoffnung, daß durch eine in Vorschlag zu bringen-<lb/>
de Vermählung des Königs von Sardinien mit der<lb/>
zweyten Ertz= Hertzogin allen übeln Folgen glücklich<lb/>
könne vorgebeuget werden.</p><lb/>
          <p>Die jüngsten Pariser Briefe berichten, es sey der<lb/>
Marschall von Belle=Jsle schon wieder von dannen<lb/><cb n="2"/>
abgereiset, niemand aber wisse noch zur Zeit, wohin<lb/>
er seinen Weg genommen habe; doch glaube man<lb/>
nicht, daß er gerade nach Franckfurt gehen werde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>Brüssel, vom 19. Julii.</head><lb/>
          <p>Die Durchlauchtigste Ertz=Hertzogin, unsere gnä-<lb/>
digste Gouvernantin, befindet sich wieder sehr kranck.<lb/>
Den neuesten Briefen aus Commercy zu folge, wäre<lb/>
die verwittwete Hertzogin von Lothringen über die<lb/>
Nachricht von dem Absterben Jhrer Tochter, der Kö-<lb/>
nigin von Sardinien, so heftig erschrocken, daß Sie<lb/>
der Schlag gerühret hätte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>Rom, vom 12. Julii.</head><lb/>
          <p>Neulich langete ein Orientalischer Printz, welcher<lb/>
sich vor einen nahen Vetter des Groß=Moguls aus-<lb/>
giebt, in hiesiger Stadt an. Er ist bisher zu Nea-<lb/>
polis gewesen, und Se. Sicilianische Majestät ha-<lb/>
ben ihm daselbst alle seiner Geburt zukommende Eh-<lb/>
ren Bezeigungen erwiesen, ihn auch auf Dero Kosten<lb/>
anhero geschafft. Dieser Printz will sich gern in<lb/>
den Grund=Sätzen der Catholischen Religion unterich-<lb/>
ten lassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head>Regensburg, vom 22. Julii.</head><lb/>
          <p>Jn hiesigen Gegenden wird jetzo gar kein Geheim-<lb/>
niß mehr daraus gemacht, daß ohnweit der Chur-<lb/>
Bayerischen Stadt Scharding ein Lager vor 30000<lb/>
Mann ist abgestochen worden; es haben auch zwey<lb/>
Bayerische Regimenter, Moravitzki, und Lerchen-<lb/>
feld, ihren Marsch in gröster Eil landwärts dahin<lb/>
angetreten. Vorgestern fuhren 5 Schiffe, welche<lb/>
mit Proviant beladen waren, und von Jngolstadt<lb/>
kamen, auf der Donan hier vorbey nach gemeldetem<lb/>
Lager. Die gantze Chur=Bayerische Armee hat<lb/>
schon Ordre erhalten, gleich nach der Erndte<lb/>
aufzubrechen, und in das Lager einzurücken. Sonst<lb/>
haben Se. Churfürstl. Durchl. von Bayern in Dero<lb/>
sämmtlichen Landen ein neues und ungemein scharfes<lb/>
Patent, den Unterschleif beym Tobacks=Apalto be-<lb/>
treffend, bekannt machen lassen, krafft dessen diejeni-<lb/>
gen, welche darwieder handeln, das erstemahl<lb/>
10 Thaler Straffe erlegen, das anderemahl gebrannt-<lb/>
marckt, und zur Staupe geschlagen, das drittemahl<lb/>
aber mit dem Schwerdte hingerichtet werden sollen.<lb/>
Man siehet hier unter der Hand ein Schreiben des<lb/>
Herrn Feld=Marschalls, Baron von Schmettau, an<lb/>
Jhro Majestät die Königin von Ungarn und Böh-<lb/>
men, <hi rendition="#aq">de Dato</hi> Torgau, in Sachsen, vom 15 May,<lb/>
worinnen gedachter Herr Feld=Marschall die Ursa-<lb/><cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0002] Lissabon zu schicken, völlig entdeckt, und die vor- nehmsten darunter sind folgende: Franckreich hält bey jetzigen Umständen vor höchst nöthig, den König von Portugall mit in sein Jnteresse zu ziehen, und es hat bereits wircklich Mittel gefunden, den Portugisischen Minister in Paris, Don Louis d'Acunha, nach und nach zu gewinnen. Diesem wurde nun ohnlängst der Vorschlag gethan, seinen König zu Schliessung einer genauen Alliantz mit Franckreich überreden zu helffen. So bald Se. Portugisische Majest. hiervon Nach- richt empfingen, fragten Sie den Cardinal la Motta um Rath, welchen der Frantzösische Mini- ster zu Lissabon, Herr von Chavigni, auch schon ziem- lich zum Jnteresse des Hofes zu Versailles gelenckt hatte, und selbiger versicherte seinen König, daß Portugall sich von einer solchen Alliantz die wichtig- sten Vortheile gewiß versprechen könnte. Denn Se. Allerchristl. Majest. wären gesonnen, dem König von Portugall in Seinen Jndianischen Staaten Ru- he zu schaffen, und durch Absendung eines starcken Corps Frantzösischer Truppen nach Goa die Jndianer zu zwingen, daß sie ehestens die Belagerung des er- wehnten Platzes wieder aufheben müsten. Ausser- dem wolle der Hof zu Versailles den Portugisen we- gen des Commercii in Franckreich, besonders aber wegen des Juwelen= Handels, viele Vorzüge verstatten. Nur möchten Se. Portugisische Maj. geruhen, von der Alliantz mit Engelland abzutreten. Allein dieses ist eben die Haupt= Verhinderung, und der rechte Stein des Anstossens; weil Portugall besorgt, es dürften die Engelländer, welche ihm doch die meisten Lebens=Mittel liefern, gar zu heftig zum Zorn ge- reitzt werden. Jnzwischen sucht der Herr von Cha- vigni die Sache noch immer mit besonderer Grschick- lichkeit zu treiben, und der Cardinal la Motta un- terstützt seine Absichten so kräftig, als behutsam. Die jüngsten Briefe von Turin sind voller Klagen über das unvermuthete Absterben der Königin, und die Oesterreichische Parthey am dasigen Hofe befürchtet eine sehr nachtheilige Veränderung. Nichts desto weniger tröstet sie sich in ihrer Bekümmerniß mit der Hoffnung, daß durch eine in Vorschlag zu bringen- de Vermählung des Königs von Sardinien mit der zweyten Ertz= Hertzogin allen übeln Folgen glücklich könne vorgebeuget werden. Die jüngsten Pariser Briefe berichten, es sey der Marschall von Belle=Jsle schon wieder von dannen abgereiset, niemand aber wisse noch zur Zeit, wohin er seinen Weg genommen habe; doch glaube man nicht, daß er gerade nach Franckfurt gehen werde. Brüssel, vom 19. Julii. Die Durchlauchtigste Ertz=Hertzogin, unsere gnä- digste Gouvernantin, befindet sich wieder sehr kranck. Den neuesten Briefen aus Commercy zu folge, wäre die verwittwete Hertzogin von Lothringen über die Nachricht von dem Absterben Jhrer Tochter, der Kö- nigin von Sardinien, so heftig erschrocken, daß Sie der Schlag gerühret hätte. Rom, vom 12. Julii. Neulich langete ein Orientalischer Printz, welcher sich vor einen nahen Vetter des Groß=Moguls aus- giebt, in hiesiger Stadt an. Er ist bisher zu Nea- polis gewesen, und Se. Sicilianische Majestät ha- ben ihm daselbst alle seiner Geburt zukommende Eh- ren Bezeigungen erwiesen, ihn auch auf Dero Kosten anhero geschafft. Dieser Printz will sich gern in den Grund=Sätzen der Catholischen Religion unterich- ten lassen. Regensburg, vom 22. Julii. Jn hiesigen Gegenden wird jetzo gar kein Geheim- niß mehr daraus gemacht, daß ohnweit der Chur- Bayerischen Stadt Scharding ein Lager vor 30000 Mann ist abgestochen worden; es haben auch zwey Bayerische Regimenter, Moravitzki, und Lerchen- feld, ihren Marsch in gröster Eil landwärts dahin angetreten. Vorgestern fuhren 5 Schiffe, welche mit Proviant beladen waren, und von Jngolstadt kamen, auf der Donan hier vorbey nach gemeldetem Lager. Die gantze Chur=Bayerische Armee hat schon Ordre erhalten, gleich nach der Erndte aufzubrechen, und in das Lager einzurücken. Sonst haben Se. Churfürstl. Durchl. von Bayern in Dero sämmtlichen Landen ein neues und ungemein scharfes Patent, den Unterschleif beym Tobacks=Apalto be- treffend, bekannt machen lassen, krafft dessen diejeni- gen, welche darwieder handeln, das erstemahl 10 Thaler Straffe erlegen, das anderemahl gebrannt- marckt, und zur Staupe geschlagen, das drittemahl aber mit dem Schwerdte hingerichtet werden sollen. Man siehet hier unter der Hand ein Schreiben des Herrn Feld=Marschalls, Baron von Schmettau, an Jhro Majestät die Königin von Ungarn und Böh- men, de Dato Torgau, in Sachsen, vom 15 May, worinnen gedachter Herr Feld=Marschall die Ursa-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin090_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin090_1741/2
Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 90. Berlin, 29. Juli 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin090_1741/2>, abgerufen am 17.07.2024.