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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 46. Berlin, 13. Oktober 1740.

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[Beginn Spaltensatz] stiegen diese Völker unter dem Schuze der Musqueterie
von den Schiffen auf der Jnsel Anastasia aus, und be-
mächtigten sich einer feindlichen Wache. Den 24 ging
der Capitain Warron mit allen Chaloupen, und andern
kleinen Fahrzeugen in den Hafen, und nachdem er auf
einen Canonen Schuß seinen Anker ausgeworfen, er
hielt er sich daselbst bis den 7ten Julii, um die Kriegs-
Geräthschaften und Lebens=Mittel an Land zu sezen,
welches, ungeachtet die Feinde stark canonirten, am hel-
len Tage geschahe. Man muß gestehen, daß die engli-
schen Bootsleute sich bey dieser Gelegenheit ungemein
wohl gehalten. Jn eben dieser Nacht errichtete man
2 Batterien, eine von 4 Canonen von 18 Pfund, und
die andern von zwoen auch von 18 Pfund, welchen
noch ein grosser Mörser zugefüget war, der mit
20 andern Mortieren sofort anfing zu spielen. Jch
war damals auf dem Lande, und wie es mir fürkam,
so waren die Batterien zu weit entfernet, als daß sie
rechte Würkung hätten thun können. Den 8ten ließ
der General Oglethorpe den spanischen Gouverneur auf-
bieten, sich zu ergeben, welcher ihm zur Antwort wissen
ließ, daß es ihm angenehm seyn würde Oglethorpen
die Hand in der Festung zu reichen. Diese Hochmü-
tige Antwort rührte ohne Zweifel von dem Vortheile
her, den 500 Spanier über 80 Leute aus dem Gebür-
ge vor kurzem erhalten hatten, die von jenen im Schla-
fe überfallen worden waren, und die laut der Aussage
zweener Deserteurs ihr Leben so theuer verkauft haben,
daß der dritte Theil der Spanier zugleich auf dem Plaze
geblieben. Als am 10ten der Wind aufstieg, wurden die
Kriegs=Schiffe genöthiget ihre Anker zu lichten, und
in See zu gehen. Zweene Tage vorher ging der Ge-
neral mit seinen regulirten Völkern, und mit den Jndia-
nern über den Fluß, und sezte sich näher gegen die
Stadt, weil wir aber gezwungen wurden mit den
Schiffen zurük zu gehen, so kan ich von dem weitern
Erfolg dieser Belagerung nichts zuverläßiges melden.
Das Schiff der Flamborough ist 3 Tage nach uns in
Virginien angekommen, welches berichtete, daß der
General denselben Tag, als er unter Segel gegangen
die Feinde zweymal zurük getrieben, welche beyde male
einen Ausfall gewagt. Die Lage von St. Augustin
ist überaus vortheilhaft wegen der Graben, welche das-
selbe umgeben. auf welchen die Spanier unter den
Wällen kleine Galeren liegen haben. Uberhaupt kann
kein Krieges=Schiff weder der Stadt noch dem Schlosse
näher als auf 3 Meilen kommen.

[Spaltenumbruch]
Londen, vom 26. September.

Einige wollen wissen, daß sich in Schottland ein
grosses Wetter über Engelland zusammen ziehe, wel-
ches für diese Krone noch weit gefährlicher seyn dürfte,
als daß sich Franckreich für Spanien nunmehro öffent-
lich erklahret hat. Sie versichern, daß die Parthey
des Hertzogs von Argyle immer stärcker werde; so will
man auch unter der Hand erfahren haben, daß dieser
Herr damit umgehe, sein Vaterland von der genauen
Verbindung, in welche es mit Engelland gesetzt worden ist,
gänzlich wieder loß zu machen. Andere hingegen lachen
über dieses alles. Sie sehen das heimliche Gerüchte
von den Unternehmungen des Herzogs von Argyle, als
eine Erfindung müßiger, oder auch wohl übel gesinnter
Köpfe an, und gründen sich darauf, daß man noch
nicht die geringste Spur habe, daß die Hof=Parthey,
der doch sonst dergleichen Dinge nicht unbekannt blei-
ben könnten, hiervon etwas wisse. So thun sie
auch, als ob sich Engelland wegen der französischen
Flotte gar nichts zu befürchten habe. Weil man weiß,
daß der Admiral Vernon Befehl erhalten, der spani-
schen Flotte entgegen zu segeln, und sie anzugreifen; so
wollen einige Staatskluge gar nicht daran zweifeln,
daß er sie nicht auch schlagen sollte, zumahl, da er an
Schiffen eben so starck ist, als der aus Ferrol in See
gegangene spanische Admiral. Solchergestalt, meynen
sie, würde die französische Flotte entweder wieder zurük
gehen, oder von dem Admiral Vernon eben auch ei-
nen Angrif zu erwarten haben. Sollte es sich denn
gleich zu tragen; daß die Hülfs=Flotte der Franzosen,
sich mit der spanischen vereinigte, ehe der Admiral
Vernon die leztere angreifen könnte; so würde sich
zwar derselbe zurük ziehen, und in den Hafen von Ja-
maica legen müssen; sie sind aber auch solchen Falls
ganz unbesorget. Denn sie verlassen sich auf die 93
Krieges=Schiffe, welche aufs neue nach America segeln,
und die mit Lebens=Mitteln auf ein halbes Jahr ver-
sehen werden sollen. Jnzwischen scheinet das Miß-
vergnügen allhier immer grösser zu werden, nach-
dem die Flotte des Admiral Norris in Spitehead
wieder angelanget ist. Jnsonderheit ist man sehr übel
damit zu frieden, daß auf 200 Kauffardey=Schiffe,
welche seit dem Januario und Februario schon zwey-
mahl mit Lebens=Mitteln sind versehen worden, in der
Hofnung, unter dem Schutz des Admiral Norris si-
cher auslauffen zu können, nunmehro genöthiget wer-
den, in die englischen Hafen wieder zurük zukehren, oh-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] stiegen diese Völker unter dem Schuze der Musqueterie
von den Schiffen auf der Jnsel Anastasia aus, und be-
mächtigten sich einer feindlichen Wache. Den 24 ging
der Capitain Warron mit allen Chaloupen, und andern
kleinen Fahrzeugen in den Hafen, und nachdem er auf
einen Canonen Schuß seinen Anker ausgeworfen, er
hielt er sich daselbst bis den 7ten Julii, um die Kriegs-
Geräthschaften und Lebens=Mittel an Land zu sezen,
welches, ungeachtet die Feinde stark canonirten, am hel-
len Tage geschahe. Man muß gestehen, daß die engli-
schen Bootsleute sich bey dieser Gelegenheit ungemein
wohl gehalten. Jn eben dieser Nacht errichtete man
2 Batterien, eine von 4 Canonen von 18 Pfund, und
die andern von zwoen auch von 18 Pfund, welchen
noch ein grosser Mörser zugefüget war, der mit
20 andern Mortieren sofort anfing zu spielen. Jch
war damals auf dem Lande, und wie es mir fürkam,
so waren die Batterien zu weit entfernet, als daß sie
rechte Würkung hätten thun können. Den 8ten ließ
der General Oglethorpe den spanischen Gouverneur auf-
bieten, sich zu ergeben, welcher ihm zur Antwort wissen
ließ, daß es ihm angenehm seyn würde Oglethorpen
die Hand in der Festung zu reichen. Diese Hochmü-
tige Antwort rührte ohne Zweifel von dem Vortheile
her, den 500 Spanier über 80 Leute aus dem Gebür-
ge vor kurzem erhalten hatten, die von jenen im Schla-
fe überfallen worden waren, und die laut der Aussage
zweener Deserteurs ihr Leben so theuer verkauft haben,
daß der dritte Theil der Spanier zugleich auf dem Plaze
geblieben. Als am 10ten der Wind aufstieg, wurden die
Kriegs=Schiffe genöthiget ihre Anker zu lichten, und
in See zu gehen. Zweene Tage vorher ging der Ge-
neral mit seinen regulirten Völkern, und mit den Jndia-
nern über den Fluß, und sezte sich näher gegen die
Stadt, weil wir aber gezwungen wurden mit den
Schiffen zurük zu gehen, so kan ich von dem weitern
Erfolg dieser Belagerung nichts zuverläßiges melden.
Das Schiff der Flamborough ist 3 Tage nach uns in
Virginien angekommen, welches berichtete, daß der
General denselben Tag, als er unter Segel gegangen
die Feinde zweymal zurük getrieben, welche beyde male
einen Ausfall gewagt. Die Lage von St. Augustin
ist überaus vortheilhaft wegen der Graben, welche das-
selbe umgeben. auf welchen die Spanier unter den
Wällen kleine Galeren liegen haben. Uberhaupt kann
kein Krieges=Schiff weder der Stadt noch dem Schlosse
näher als auf 3 Meilen kommen.

[Spaltenumbruch]
Londen, vom 26. September.

Einige wollen wissen, daß sich in Schottland ein
grosses Wetter über Engelland zusammen ziehe, wel-
ches für diese Krone noch weit gefährlicher seyn dürfte,
als daß sich Franckreich für Spanien nunmehro öffent-
lich erklahret hat. Sie versichern, daß die Parthey
des Hertzogs von Argyle immer stärcker werde; so will
man auch unter der Hand erfahren haben, daß dieser
Herr damit umgehe, sein Vaterland von der genauen
Verbindung, in welche es mit Engelland gesetzt worden ist,
gänzlich wieder loß zu machen. Andere hingegen lachen
über dieses alles. Sie sehen das heimliche Gerüchte
von den Unternehmungen des Herzogs von Argyle, als
eine Erfindung müßiger, oder auch wohl übel gesinnter
Köpfe an, und gründen sich darauf, daß man noch
nicht die geringste Spur habe, daß die Hof=Parthey,
der doch sonst dergleichen Dinge nicht unbekannt blei-
ben könnten, hiervon etwas wisse. So thun sie
auch, als ob sich Engelland wegen der französischen
Flotte gar nichts zu befürchten habe. Weil man weiß,
daß der Admiral Vernon Befehl erhalten, der spani-
schen Flotte entgegen zu segeln, und sie anzugreifen; so
wollen einige Staatskluge gar nicht daran zweifeln,
daß er sie nicht auch schlagen sollte, zumahl, da er an
Schiffen eben so starck ist, als der aus Ferrol in See
gegangene spanische Admiral. Solchergestalt, meynen
sie, würde die französische Flotte entweder wieder zurük
gehen, oder von dem Admiral Vernon eben auch ei-
nen Angrif zu erwarten haben. Sollte es sich denn
gleich zu tragen; daß die Hülfs=Flotte der Franzosen,
sich mit der spanischen vereinigte, ehe der Admiral
Vernon die leztere angreifen könnte; so würde sich
zwar derselbe zurük ziehen, und in den Hafen von Ja-
maica legen müssen; sie sind aber auch solchen Falls
ganz unbesorget. Denn sie verlassen sich auf die 93
Krieges=Schiffe, welche aufs neue nach America segeln,
und die mit Lebens=Mitteln auf ein halbes Jahr ver-
sehen werden sollen. Jnzwischen scheinet das Miß-
vergnügen allhier immer grösser zu werden, nach-
dem die Flotte des Admiral Norris in Spitehead
wieder angelanget ist. Jnsonderheit ist man sehr übel
damit zu frieden, daß auf 200 Kauffardey=Schiffe,
welche seit dem Januario und Februario schon zwey-
mahl mit Lebens=Mitteln sind versehen worden, in der
Hofnung, unter dem Schutz des Admiral Norris si-
cher auslauffen zu können, nunmehro genöthiget wer-
den, in die englischen Hafen wieder zurük zukehren, oh-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 46. Berlin, 13. Oktober 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin046_1740/2>, abgerufen am 21.11.2024.