Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 39. Berlin, 27. September 1740.[Beginn Spaltensatz]
terstützt werden. Man weiß, daß es Länder giebt, wo Jhr kennt den Herrn L = = Er ist ein Sohn ei- Die Academie der Baukunst könnte auf eben den Fuß Künftig mehr. [Ende Spaltensatz] 1. Reflexions critiques sur la Poesie & la Peinture T. 2. p. 150. Paris 1733. 8vo. 2. De Piles, abrege de la vie des Peintres 12mo. Paris 1699.
[Beginn Spaltensatz]
terstützt werden. Man weiß, daß es Länder giebt, wo Jhr kennt den Herrn L = = Er ist ein Sohn ei- Die Academie der Baukunst könnte auf eben den Fuß Künftig mehr. [Ende Spaltensatz] 1. Reflexions critiques ſur la Poeſie & la Peinture T. 2. p. 150. Paris 1733. 8vo. 2. De Piles, abregé de la vie des Peintres 12mo. Paris 1699.
<TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <p><pb facs="#f0004"/><cb type="start"/> terstützt werden. Man weiß, daß es Länder giebt, wo<lb/> sie die Stelle der Barbarey eingenommen haben, so wie<lb/> man Länder sieht, wo eine fürchterliche Barbarey den<lb/> Wissenschaften gefolgt ist. Es kommt nur darauf an,<lb/> daß man den Verstand aufkläret, ob es gleich nicht zu<lb/> läugnen ist, daß diese Aufklärung bey dem einen mehr<lb/> Mühe kostet, als bey dem andern. Man muß unter<lb/> allen Nationen diejenigen auszusuchen wissen, welche am<lb/> geschicktesten sind, aufgemuntert zu werden, und hernach<lb/> muß man ihnen einen Vorzug einräumen Dieser<lb/> Vorzug wird die andern zur Nacheiferung reitzen. Wie<lb/> viele Bauren würden es nicht sehr weit gebracht haben,<lb/> wenn sie sich aus dem Staube hätten ziehen, und ihre<lb/> natürliche Fähigkeit anbringen können. Die Gegend<lb/> welche wir bewohnen, liegt ungefehr unter dem 52sten<lb/> Grade, man kann versichern, daß die Einwohner hier<lb/> mit allen demjenigen Vermögen gebohren werden, <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="8"/>wel-<lb/> ches zur Fortpflanzung der schönen Künste nöthig ist.<lb/> Jch will hier nicht die verschiedenen guten Meister in<lb/> allen Arten der Mahlerey herzehlen, welche Friedrich <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> ehedem nach Berlin gezogen weil die meisten von ih-<lb/> nen fremde waren. Jch könnte einige von ihnen nen-<lb/> nen, welche im Lande von niedrigen Eltern gebohren<lb/> worden, und die es durch ihre Geschicklichkeit in der<lb/> Art der Mahlerey, welche sie erwehlten weit gebracht ha-<lb/> ben. Hieher gehöret Ackermann, der fürtrefliche<lb/> Landschaften und Thiere, nach dem Geschmacke der<lb/> Bassans gemahlet hat. Man siehet auf dem Schlosse<lb/> zu Berlin verschiedene Stücke von seiner Art, und er<lb/> machte auch mosaische Arbeit. Dieser Mahler hatte<lb/> allein seine Fähigkeit und die Natur zum Lehrmeister,<lb/> denn er war in seiner ersten Jugend Tambur bey dem<lb/> Dörflingischen Regimente gewesen. Als er hernach<lb/> bey einem jungen Mahler in Dienste trat, die Farben<lb/> zu reiben, so reisete er mit seinem Meister nach Jtalien,<lb/> von wannen er nach einigen Jahren, weit geschickter zu-<lb/> rück kam, als sein Meister selbst, dessen Name ich nicht<lb/> erfahren können. Diese Umstände aber hat mir seine<lb/> Wittwe erzehlt. Allein, ob er gleich mit den Landschaf-<lb/> ten und den Thieren sehr glücklich war, so hat es ihm<lb/> doch mit den menschlichen Abbildungen nicht von Stat-<lb/> ten gehen wollen, ohne Zweifel weil er zu späte ange-<lb/> fangen hatte.</p><lb/> <note place="foot"> <p><space dim="horizontal"/> 1. <hi rendition="#aq">Reflexions critiques ſur la Poeſie & la Peinture T. 2. p. 150. 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Der eine war fürtreflich in den grossen Ge-<lb/> mählden, und der andere in Mignatür. Diese<lb/> Exempel beweisen, daß es unter allen Nationen<lb/> glückliche Köpfe giebt, und daß die Himmels= Gegend<lb/> nichts dazu beyträgt. Wann nun die Hauptstadt und das<lb/> Land mit guten Meistern versehen wären, so würde dieses<lb/> ein unfehlbares Mittel seyn, Fremde, und folglich auch ihr<lb/> Geld ins Land zu ziehen. Die Accise würde dieses bald<lb/> merken Allein ich muß es noch einmahl sagen, wenn dieser<lb/> Entwurf zu Stande kommen soll, so muß man damit an-<lb/> fangen, daß man die geschicktesten Künstler und Handwer-<lb/> ker in das Land zieht Man wird nicht Ursache haben, ein<lb/> kleines Gnadengehalt zu berenen, daß man ihnen reichen<lb/> muß, um sie desto bequemer zu setzen. 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Die würden allein in<lb/> der Hauptstadt und in den Provinzen Bedie-<lb/> nungen erhalten / welche nach vollbrachten<lb/> Lehrjahren, und nach einer hinlänglichen Reise<lb/> die geschicktesten wären. Selbst die Fremden,<lb/> welche Bedienungen verlangten, müßten von<lb/> der Untersuchung nicht aus geschlossen werden.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">Künftig mehr.</hi> </p><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [0004]
terstützt werden. Man weiß, daß es Länder giebt, wo
sie die Stelle der Barbarey eingenommen haben, so wie
man Länder sieht, wo eine fürchterliche Barbarey den
Wissenschaften gefolgt ist. Es kommt nur darauf an,
daß man den Verstand aufkläret, ob es gleich nicht zu
läugnen ist, daß diese Aufklärung bey dem einen mehr
Mühe kostet, als bey dem andern. Man muß unter
allen Nationen diejenigen auszusuchen wissen, welche am
geschicktesten sind, aufgemuntert zu werden, und hernach
muß man ihnen einen Vorzug einräumen Dieser
Vorzug wird die andern zur Nacheiferung reitzen. Wie
viele Bauren würden es nicht sehr weit gebracht haben,
wenn sie sich aus dem Staube hätten ziehen, und ihre
natürliche Fähigkeit anbringen können. Die Gegend
welche wir bewohnen, liegt ungefehr unter dem 52sten
Grade, man kann versichern, daß die Einwohner hier
mit allen demjenigen Vermögen gebohren werden, ________wel-
ches zur Fortpflanzung der schönen Künste nöthig ist.
Jch will hier nicht die verschiedenen guten Meister in
allen Arten der Mahlerey herzehlen, welche Friedrich I.
ehedem nach Berlin gezogen weil die meisten von ih-
nen fremde waren. Jch könnte einige von ihnen nen-
nen, welche im Lande von niedrigen Eltern gebohren
worden, und die es durch ihre Geschicklichkeit in der
Art der Mahlerey, welche sie erwehlten weit gebracht ha-
ben. Hieher gehöret Ackermann, der fürtrefliche
Landschaften und Thiere, nach dem Geschmacke der
Bassans gemahlet hat. Man siehet auf dem Schlosse
zu Berlin verschiedene Stücke von seiner Art, und er
machte auch mosaische Arbeit. Dieser Mahler hatte
allein seine Fähigkeit und die Natur zum Lehrmeister,
denn er war in seiner ersten Jugend Tambur bey dem
Dörflingischen Regimente gewesen. Als er hernach
bey einem jungen Mahler in Dienste trat, die Farben
zu reiben, so reisete er mit seinem Meister nach Jtalien,
von wannen er nach einigen Jahren, weit geschickter zu-
rück kam, als sein Meister selbst, dessen Name ich nicht
erfahren können. Diese Umstände aber hat mir seine
Wittwe erzehlt. Allein, ob er gleich mit den Landschaf-
ten und den Thieren sehr glücklich war, so hat es ihm
doch mit den menschlichen Abbildungen nicht von Stat-
ten gehen wollen, ohne Zweifel weil er zu späte ange-
fangen hatte.
Jhr kennt den Herrn L = = Er ist ein Sohn ei-
nes Bauern, in dem Amte Olesko in Preussen Die-
sen hat ebenfalls die Natur zum Mahler gemacht. Er
ist weit genug gekommen, ohne aus dem Lande zu ge-
hen, und er würde es gewiß sehr weit gebracht haben,
wenn er nach Jtalien hätte reisen können. Die Städ-
te Hamburg und Lübeck haben der Welt geschickte Mei-
ster gegeben. Klöckner, der Hofmahler zu Stockholm
war aus der ersten gebürtig. Der gelehrte Herr von
Piles 2. ein grosser Richter in der Mahlerey, macht
keine Schwierigkeit zu versichern, daß er der erste Mah-
ler zu seiner Zeit gewesen. Die Stadt Lübeck hat die
beyden Gebrüder Kneller herfür gebracht, welche we-
gen ihrer Geschicklichkeit nach Londen gerufen wur-
den. Der eine war fürtreflich in den grossen Ge-
mählden, und der andere in Mignatür. Diese
Exempel beweisen, daß es unter allen Nationen
glückliche Köpfe giebt, und daß die Himmels= Gegend
nichts dazu beyträgt. Wann nun die Hauptstadt und das
Land mit guten Meistern versehen wären, so würde dieses
ein unfehlbares Mittel seyn, Fremde, und folglich auch ihr
Geld ins Land zu ziehen. Die Accise würde dieses bald
merken Allein ich muß es noch einmahl sagen, wenn dieser
Entwurf zu Stande kommen soll, so muß man damit an-
fangen, daß man die geschicktesten Künstler und Handwer-
ker in das Land zieht Man wird nicht Ursache haben, ein
kleines Gnadengehalt zu berenen, daß man ihnen reichen
muß, um sie desto bequemer zu setzen. Wenn die Sache
einmal gut eingerichtet ist, so werden sich diese Gnadengel-
der von selbst verlieren, und der Nutzen wird dem Landes-
herrn bleiben.
Die Academie der Baukunst könnte auf eben den Fuß
errichtet werden, wie ich in dem 44sten Theile der Biblio-
theque germanique pag 105 angezeiget habe Um euch
der Mühe zu überheben, die Stelle nachzuschlagen, so will
ich euch meine Worte hieher setzen. Das Mittel, daß
es in einem Staate niemals an guten Baumei-
stern fehle, würde dieses seyn, daß man in der
Hauptstadt, wie in Paris, eine Academie der
Baukunst anlegte, der es weder an Mathemati-
cis, noch an guten practischen Baumeistern
mangelte, welche diejenigen unterrichten / die
sich dieser Kunst widmen. Die würden allein in
der Hauptstadt und in den Provinzen Bedie-
nungen erhalten / welche nach vollbrachten
Lehrjahren, und nach einer hinlänglichen Reise
die geschicktesten wären. Selbst die Fremden,
welche Bedienungen verlangten, müßten von
der Untersuchung nicht aus geschlossen werden.
Künftig mehr.
1. Reflexions critiques ſur la Poeſie & la Peinture T. 2. p. 150. Paris 1733. 8vo.
2. De Piles, abregé de la vie des Peintres 12mo. Paris 1699.
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Susanne Haaf, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation; Artikelstrukturierung
Weitere Informationen:Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.
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