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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 35. Berlin, 23. März 1741.

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[Beginn Spaltensatz] Erklärung von der Wahrscheinlichkeit scheinet uns
nicht genug zu sagen, wenn der Hr. Verfasser sie für
etwas ausgiebt, dessen Wirklichkeit wir nicht gewiß
wissen; welches aber doch keinen Wiederspruch in
sich fasset. Es würde sehr schwehr seyn, einen an-
dern Begriff von dem bloß möglichen zu machen,
wenn dieses der rechte von der Wahrscheinlichkeit
wäre. Ferner behauptet der Hr. Professor, daß
eine jede Wissenschaft ihre besondere Lehrart hätte.
Eine Lehrart wird von allen Weltweisen diejenige
Art der Zusammensetzung der Theile einer vorzutra-
genden Wissenschaft genennet, welche man wählet
in der Absicht deutlich zu seyn. Da es aber nicht
mehr als eine rechte Art deutlich zu seyn giebt, so
ist auch nicht mehr als eine Lehrart, welche folglich
bey allen Wissenschaften einerley ist. Die Logik ist
eine vortrefliche Wissenschaft, drum empfielt sie der
Hr. Verfasser allen Rednern auf das beste. Der
Unterscheid, welcher noch unter der Redekunst und
Beredsamkeit gezeiget werden soll, ist gleichfalls sehr
unrichtig, wenn die Redekunst nur in einer vollkom-
menen Erkenntniß der Sprache, Wortfügung und
zierlichen Ausdrückungen bestehen soll. Melanchton
beschreibt sie, quod sit ars, quae docet viam ac ra-
tionem recte & ornate dicendi
. Und alle Lehrer
dieser Kunst stimmen hierinnen überein, und theilen
den Gegenstand derselben in die Wohlredenheit und
Beredsamkeit ab. Folglich begreift die Redekunst
beyde in sich, indem sie eine Lehre ist, wodurch wir
so wohl die Wohlredenheit als Beredsamkeit lernen
können. Es wundert uns, daß der Hr. Verfasser
dieses nicht in der ausführlichen Redekunst des
Hrn. Professor Gottscheds gefunden, welcher
mit besserer Gründlichkeit den Unterschied der Rede-
kunst und Beredsamkeit darinnen gefunden, daß jene
in den theoretischen, diese aber in dem pracktischen
[Spaltenumbruch] bestehet. Uebrigens ist nicht zu läugnen, daß der
Hr. Verfasser viel gutes von der Beredsamkeit ge-
sagt hat, ausser daß er sich zuweilen bey Kleinigkei-
ten zu lange aufgehalten und das bewiesen hat, was
schon bewiesen ist, und niemand in Zweifel zieht.

Nebst diesen Lehrsätzen von der Beredsamkeit, ha-
ben wir auch einige Trostzeilen an einen Kaufmann,
wegen des Absterbens seines aeltesten Sohnes er-
blickt, welche den Hrn. Denso gleichfalls zum Ver-
fertiger haben. Die Schreibart ist so dunkel, daß
wir am Ende nicht wissen würden, was wir gelesen
hätten, wenn uns der Hr. Verfasser nicht mit grossen
Buchstaben gesagt hätte, er wolle darthun, daß der
Tod junger Leute ein starker Beweis des ewigen Le-
bens sey. Es wird zu der Ausführung dieses Be-
weises so scharfsinnig ausgeholt, daß wir nicht un-
tersuchen wollen, ob Hr. Denso die Trostzeilen mehr
für die Weltweisen, als für seinen Freund geschrie-
ben hat. Allein, in der That hat sich der Hr. Ver-
fasser etwas edles vorgenommen, diesen Satz zu be-
haupten. Wir finden die größten Ursachen diesen
Vorsatz zu loben, aber auch eben deswegen, die nicht
zum besten gerathene Ausführung anders zu wün-
schen. Hr. Denso verräth uns die Absicht, sich als
einen guten Wolfianer zu zeigen, mehr als zu deutlich.
Allein man zweifelt sehr daran, ob Hr. Wolf
alles billigen werde, was in dem Anfange dieser
Trostschrift enthalten ist. Es scheinet, der Hr. Ver-
fasser habe das bloß mögliche und würkliche nicht
genugsam von einander unterschieden, sondern alles
mögliche angesehen, als ob es würcklich wäre.
Leute, die gerne unter dem Schein der Schädlichkeit
der Wolfischen Philosophie andern in die Haare
wollen, könnten hieraus gar leicht etwas spinosisti-
sches erzwingen wollen.

[Ende Spaltensatz]

Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.

I. Heilbrunners Versuch einer mathematischen Historie 8vo. 4. Gr.

II. Haeneli Silesiographia renovata 2. Tom. 4to 3. Thlr.

III. Hennings Erörterung der Frage: Ob ein Christ sich oder dem andern Creutz wünschen könne 2. Gr.

IV. Die wohl aufgerichtete hohe Schule des Ehestandes, oder Unterricht wie Schulen vor lediges Frauen-
zimmer beschaffen seyn, auch worinnen und wie sie unterwiesen werden, imgleichen wie sie die Freyer
prüfen sollen, und einer unglücklichen Ehe entgehen können. 8vo 8. Gr.

Heute wird das Achte Blatt vom Weltbürger vor 6. Pf. ausgegeben.




Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mal, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem
Köngl. und der Societät der Wissenschafften privilegirten Buchhändler Ambrosius Haude,
und dem Königl. Hof=Post=Amte ausgegeben.

[Beginn Spaltensatz] Erklärung von der Wahrscheinlichkeit scheinet uns
nicht genug zu sagen, wenn der Hr. Verfasser sie für
etwas ausgiebt, dessen Wirklichkeit wir nicht gewiß
wissen; welches aber doch keinen Wiederspruch in
sich fasset. Es würde sehr schwehr seyn, einen an-
dern Begriff von dem bloß möglichen zu machen,
wenn dieses der rechte von der Wahrscheinlichkeit
wäre. Ferner behauptet der Hr. Professor, daß
eine jede Wissenschaft ihre besondere Lehrart hätte.
Eine Lehrart wird von allen Weltweisen diejenige
Art der Zusammensetzung der Theile einer vorzutra-
genden Wissenschaft genennet, welche man wählet
in der Absicht deutlich zu seyn. Da es aber nicht
mehr als eine rechte Art deutlich zu seyn giebt, so
ist auch nicht mehr als eine Lehrart, welche folglich
bey allen Wissenschaften einerley ist. Die Logik ist
eine vortrefliche Wissenschaft, drum empfielt sie der
Hr. Verfasser allen Rednern auf das beste. Der
Unterscheid, welcher noch unter der Redekunst und
Beredsamkeit gezeiget werden soll, ist gleichfalls sehr
unrichtig, wenn die Redekunst nur in einer vollkom-
menen Erkenntniß der Sprache, Wortfügung und
zierlichen Ausdrückungen bestehen soll. Melanchton
beschreibt sie, quod ſit ars, quæ docet viam ac ra-
tionem recte & ornate dicendi
. Und alle Lehrer
dieser Kunst stimmen hierinnen überein, und theilen
den Gegenstand derselben in die Wohlredenheit und
Beredsamkeit ab. Folglich begreift die Redekunst
beyde in sich, indem sie eine Lehre ist, wodurch wir
so wohl die Wohlredenheit als Beredsamkeit lernen
können. Es wundert uns, daß der Hr. Verfasser
dieses nicht in der ausführlichen Redekunst des
Hrn. Professor Gottscheds gefunden, welcher
mit besserer Gründlichkeit den Unterschied der Rede-
kunst und Beredsamkeit darinnen gefunden, daß jene
in den theoretischen, diese aber in dem pracktischen
[Spaltenumbruch] bestehet. Uebrigens ist nicht zu läugnen, daß der
Hr. Verfasser viel gutes von der Beredsamkeit ge-
sagt hat, ausser daß er sich zuweilen bey Kleinigkei-
ten zu lange aufgehalten und das bewiesen hat, was
schon bewiesen ist, und niemand in Zweifel zieht.

Nebst diesen Lehrsätzen von der Beredsamkeit, ha-
ben wir auch einige Trostzeilen an einen Kaufmann,
wegen des Absterbens seines aeltesten Sohnes er-
blickt, welche den Hrn. Denso gleichfalls zum Ver-
fertiger haben. Die Schreibart ist so dunkel, daß
wir am Ende nicht wissen würden, was wir gelesen
hätten, wenn uns der Hr. Verfasser nicht mit grossen
Buchstaben gesagt hätte, er wolle darthun, daß der
Tod junger Leute ein starker Beweis des ewigen Le-
bens sey. Es wird zu der Ausführung dieses Be-
weises so scharfsinnig ausgeholt, daß wir nicht un-
tersuchen wollen, ob Hr. Denso die Trostzeilen mehr
für die Weltweisen, als für seinen Freund geschrie-
ben hat. Allein, in der That hat sich der Hr. Ver-
fasser etwas edles vorgenommen, diesen Satz zu be-
haupten. Wir finden die größten Ursachen diesen
Vorsatz zu loben, aber auch eben deswegen, die nicht
zum besten gerathene Ausführung anders zu wün-
schen. Hr. Denso verräth uns die Absicht, sich als
einen guten Wolfianer zu zeigen, mehr als zu deutlich.
Allein man zweifelt sehr daran, ob Hr. Wolf
alles billigen werde, was in dem Anfange dieser
Trostschrift enthalten ist. Es scheinet, der Hr. Ver-
fasser habe das bloß mögliche und würkliche nicht
genugsam von einander unterschieden, sondern alles
mögliche angesehen, als ob es würcklich wäre.
Leute, die gerne unter dem Schein der Schädlichkeit
der Wolfischen Philosophie andern in die Haare
wollen, könnten hieraus gar leicht etwas spinosisti-
sches erzwingen wollen.

[Ende Spaltensatz]

Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.

I. Heilbrunners Versuch einer mathematischen Historie 8vo. 4. Gr.

II. Hæneli Sileſiographia renovata 2. Tom. 4to 3. Thlr.

III. Hennings Erörterung der Frage: Ob ein Christ sich oder dem andern Creutz wünschen könne 2. Gr.

IV. Die wohl aufgerichtete hohe Schule des Ehestandes, oder Unterricht wie Schulen vor lediges Frauen-
zimmer beschaffen seyn, auch worinnen und wie sie unterwiesen werden, imgleichen wie sie die Freyer
prüfen sollen, und einer unglücklichen Ehe entgehen können. 8vo 8. Gr.

Heute wird das Achte Blatt vom Weltbürger vor 6. Pf. ausgegeben.




Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mal, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem
Köngl. und der Societät der Wissenschafften privilegirten Buchhändler Ambrosius Haude,
und dem Königl. Hof=Post=Amte ausgegeben.

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 35. Berlin, 23. März 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin035_1741/4>, abgerufen am 22.11.2024.