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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 35. Berlin, 23. März 1741.

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Das Gerüchte, daß der Cardinal Tencin dem
grossen Cardinale von Fleury nachfolgen würde,
im Falle, wenn Frankreich diesen Minister verlieren
sollte, wird durch verschiedene bestätiget. Allein an
dem französischen Hofe hört man nur den Cardinal
von Polignac nennen, welcher im voraus hierzu be-
stimmet ist.

Wien, vom 12. Merz.

Die Königinn ist wegen einiger Stände ihrer
Staaten sehr besorgt, indem sich viele dem ihr schul-
digen Gehorsame zu entziehen trachten. Von dem
Churfürsten von Maynz vernimmt man, daß er sich
nicht in Person bey dem Wahltage zu Frankfurt ein-
finden wird, und zwar unter dem Vorwande der
Schwächlichkeit seiner Gesundheit. Ja man be-
hauptet gar, daß sich nicht ein einziger von den Chur-
fürsten dahinn begeben, sondern die Wahl durch Ab-
geordnete vor sich gehen wird. Vor jezo weis
man noch nicht, in wie weit dieses Gerüchte ge-
gründet ist, wenigstens wird hier an so vielen präch-
tigen Livereyen gearbeitet, daß man schwehrlich glau-
ben kann, daß dieselben nur für das Gefolge abgeord-
neter Minister sollen gebraucht werden.

Von einem allgemeinen Aufsitze in Ungarn ist al-
les stille; es äußern sich verschiedene Schwierigkeiten
hierbey, und die Ungarn selbst sind bey weiten nicht
so geneigt hierzu, als man bisher ausgesprenget hat.
Vor einigen Tagen wurde der Graf von Colloredo
Oberster von Deutschmeisterischen Regimente, mit
neuen Befehlen an den Guverneur zu Mayland ab-
gef [unleserliches Material - 7 Zeichen fehlen]ertiget. Man versichert das Frankreich dem
Herzoge von Lothringen bey der Kayserwahl grosse
Schwierigkeiten machen wird.

Unsere Truppen ziehen sich im Toskanischen stark
zusammen, und aus den Anstallten, welche zu Livor-
no gemacht werden, kann man noch nicht sicher
schliessen, daß die Engländer diesen Hafen werden
eingeräumet bekommen, zumal da man aus Londen
Nachricht haben will, daß der Eifer für das Haus
Oesterreich um ein grosses nachläßt.

Frankfurt, vom 14. Merz.

Es hat alles Ansehen, daß die Kayserwahl noch
könne aufgeschoben werden. Denn ob sich gleich viele
fremde Minister hier einfinden: So scheint es doch,
als ob sie sich nur der Wahlzeit zum Vorwandte
[Spaltenumbruch] bedienten, damit man indessen über alles einig wer-
den kann, welches zu einem Generalplane von einem
Frieden gehört, wodurch alle künftigen Streitigkei-
ten zwischen verschiedenen Machten im voraus kön-
nen gehoben werden. Wie man sagt, so haben die
Churfürsten beschlossen, die Abgeordneten des Herzogs
von Toskana, nicht zu der Kayserwahl zu lassen,
indem der Königinn von Böhmen das Recht abge-
sprochen worden, eine Würde auf einen andern zu
bringen, zu welcher sie selbst in der goldenen Bulle
und Capitulation des Kaysers Carls des VI. für
untüchtig erkläret worden. Man behauptet, daß die
Reichsstände niemals hiervon abgehen werden.
Was man von der Vermehrung der bayerischen
Truppen und deren Bewegungen gesagt hat, solches
wird bestätiget.

Petersburg, vom 1. Merz.

Nachdem die Großfürstinn Regentinn erfahrnen,
daß die Tartarn an der türkischen Grenze einige Un-
ordnung vorgenommen haben: So ist an die Besa-
tzungen in den dasigen Gegenden Befehl ergangen,
ein wachsames Auge auf sie zu haben, und sie so gleich
als Feinde anzusehen, im Falle, wenn sie einige
Bewegungen machen würden.



Gelehrte Sachen.

Es ist uns vor einigen Tagen eine kurze Schrift
in die Hände gekommen, worinnen Hr. Jo-
hann Daniel Denso, Professor an dem Gymnasio
zu Stargard, alle geehrtesten Gönner und Freunde
zur Anhörung zwölf kurzer Reden eingeladen. Bey
dieser Gelegenheit handelt der Hr. Professor einige
Lehrsätze von der Beredsamkeit ab. Dieses Werk-
chen hat alles was zu einem kleinen Buche gehört.
Erst erblicken wir eine Vorrede, worinnen die Ein-
ladung geschiehet, und die Ursachen der Abhand-
lung von einigen Lehrsätzen der Beredsamkeit enthal-
ten sind. Der Hr. Professor will uns nämlich von
seiner Lehrart in der Redekunst Rechenschaft geben.
Hernach finden wir die Abhandlung selbst, und
den Beschluß macht ein vollständiges Register von
12. jungen Rednern. Der Hr. Verfasser trägt
seine Lehrsätze in verschiedenen Capiteln vor. Das
erste handelt von der Beredsamkeit ins gemein.
Wir finden viele wahre Sätze hierinnen, allein die
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Das Gerüchte, daß der Cardinal Tencin dem
grossen Cardinale von Fleury nachfolgen würde,
im Falle, wenn Frankreich diesen Minister verlieren
sollte, wird durch verschiedene bestätiget. Allein an
dem französischen Hofe hört man nur den Cardinal
von Polignac nennen, welcher im voraus hierzu be-
stimmet ist.

Wien, vom 12. Merz.

Die Königinn ist wegen einiger Stände ihrer
Staaten sehr besorgt, indem sich viele dem ihr schul-
digen Gehorsame zu entziehen trachten. Von dem
Churfürsten von Maynz vernimmt man, daß er sich
nicht in Person bey dem Wahltage zu Frankfurt ein-
finden wird, und zwar unter dem Vorwande der
Schwächlichkeit seiner Gesundheit. Ja man be-
hauptet gar, daß sich nicht ein einziger von den Chur-
fürsten dahinn begeben, sondern die Wahl durch Ab-
geordnete vor sich gehen wird. Vor jezo weis
man noch nicht, in wie weit dieses Gerüchte ge-
gründet ist, wenigstens wird hier an so vielen präch-
tigen Livereyen gearbeitet, daß man schwehrlich glau-
ben kann, daß dieselben nur für das Gefolge abgeord-
neter Minister sollen gebraucht werden.

Von einem allgemeinen Aufsitze in Ungarn ist al-
les stille; es äußern sich verschiedene Schwierigkeiten
hierbey, und die Ungarn selbst sind bey weiten nicht
so geneigt hierzu, als man bisher ausgesprenget hat.
Vor einigen Tagen wurde der Graf von Colloredo
Oberster von Deutschmeisterischen Regimente, mit
neuen Befehlen an den Guverneur zu Mayland ab-
gef [unleserliches Material – 7 Zeichen fehlen]ertiget. Man versichert das Frankreich dem
Herzoge von Lothringen bey der Kayserwahl grosse
Schwierigkeiten machen wird.

Unsere Truppen ziehen sich im Toskanischen stark
zusammen, und aus den Anstallten, welche zu Livor-
no gemacht werden, kann man noch nicht sicher
schliessen, daß die Engländer diesen Hafen werden
eingeräumet bekommen, zumal da man aus Londen
Nachricht haben will, daß der Eifer für das Haus
Oesterreich um ein grosses nachläßt.

Frankfurt, vom 14. Merz.

Es hat alles Ansehen, daß die Kayserwahl noch
könne aufgeschoben werden. Denn ob sich gleich viele
fremde Minister hier einfinden: So scheint es doch,
als ob sie sich nur der Wahlzeit zum Vorwandte
[Spaltenumbruch] bedienten, damit man indessen über alles einig wer-
den kann, welches zu einem Generalplane von einem
Frieden gehört, wodurch alle künftigen Streitigkei-
ten zwischen verschiedenen Machten im voraus kön-
nen gehoben werden. Wie man sagt, so haben die
Churfürsten beschlossen, die Abgeordneten des Herzogs
von Toskana, nicht zu der Kayserwahl zu lassen,
indem der Königinn von Böhmen das Recht abge-
sprochen worden, eine Würde auf einen andern zu
bringen, zu welcher sie selbst in der goldenen Bulle
und Capitulation des Kaysers Carls des VI. für
untüchtig erkläret worden. Man behauptet, daß die
Reichsstände niemals hiervon abgehen werden.
Was man von der Vermehrung der bayerischen
Truppen und deren Bewegungen gesagt hat, solches
wird bestätiget.

Petersburg, vom 1. Merz.

Nachdem die Großfürstinn Regentinn erfahr̄en,
daß die Tartarn an der türkischen Grenze einige Un-
ordnung vorgenommen haben: So ist an die Besa-
tzungen in den dasigen Gegenden Befehl ergangen,
ein wachsames Auge auf sie zu haben, und sie so gleich
als Feinde anzusehen, im Falle, wenn sie einige
Bewegungen machen würden.



Gelehrte Sachen.

Es ist uns vor einigen Tagen eine kurze Schrift
in die Hände gekommen, worinnen Hr. Jo-
hann Daniel Denso, Professor an dem Gymnasio
zu Stargard, alle geehrtesten Gönner und Freunde
zur Anhörung zwölf kurzer Reden eingeladen. Bey
dieser Gelegenheit handelt der Hr. Professor einige
Lehrsätze von der Beredsamkeit ab. Dieses Werk-
chen hat alles was zu einem kleinen Buche gehört.
Erst erblicken wir eine Vorrede, worinnen die Ein-
ladung geschiehet, und die Ursachen der Abhand-
lung von einigen Lehrsätzen der Beredsamkeit enthal-
ten sind. Der Hr. Professor will uns nämlich von
seiner Lehrart in der Redekunst Rechenschaft geben.
Hernach finden wir die Abhandlung selbst, und
den Beschluß macht ein vollständiges Register von
12. jungen Rednern. Der Hr. Verfasser trägt
seine Lehrsätze in verschiedenen Capiteln vor. Das
erste handelt von der Beredsamkeit ins gemein.
Wir finden viele wahre Sätze hierinnen, allein die
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 35. Berlin, 23. März 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin035_1741/3>, abgerufen am 22.11.2024.