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Die Bayerische Presse. Nr. 282. Würzburg, 25. November 1850.

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[Spaltenumbruch] mit Ersolg in Angriff genommen worden. Auch
die sonstigen öffentlichen Arbeiten haben in befrie-
digender Weise Fortgang genommen und zur Ver-
besserung der Lage der dabei beschäftigten Klassen
wesentlich beigetragen. Jn Folge der fortschrei-
tenden Befestigung des Vertrauens haben sich
Handel und Gewerbe im Laufe des Jahres ge-
hoben und zum Theil eines lebhaften Aufschwungs
erfreut. Der Schiffffahrtsverkehr in den Häfen
des Landes ließ eine steigende Regsamkeit in den
Unternehmungen erkennen. Die eingeführten Ver-
besserungen des Postwesens, denen sich ein umfas-
sender Postvereinsvertrag mit andern deutschen
Staaten und Verhandlungen mit auswärtigen Re-
gierungen zum Zweck der fernern Erleichterungen
des gegenseitigen Verkehrs angereiht haben, lassen
ihren ersprießlichen Einfluß bereits erkennen. Schon
fingen wir an, uns der wiederkehrenden Sicherheit
zu erfreuen, als ein Mordversuch gegen Mich
selbst uns einen Blick in den sittlichen Abgrund
eröffnete, an dem wir uns noch immer befinden.
Jch rede nicht von Meinem Leben -- es steht in
der Hand des Allmächtigen -- die Gefahr, aus
der Jch wunderbar errettet worden bin, hat Mir
die Genugthuung verschafft, unzählige Beweise von
Anhänglichkeit und Treue aus allen Theilen des
Landes zu empfangen; Jch rede von der tiefen
Verwirrung aller Begriffe, welche zum Königs-
mord aufruft, von der Mißachtung göttlicher und
menschlicher Gesetze, die bei dieser traurigen Ge-
legenheit zu bemerken gewesen ist. Die Presse
des Umsturzes trägt einen nicht geringen Theil
der Schuld, und da es in der letzten Kammer-
sitzung nicht möglich war, die provisorische, als
unzulänglich erkannte Preßverordnung vom 30.
Juni pr. zu berathen, so hat Meine Regierung
es für ihre Pflicht gehalten, auf Grund des Art.
63 der Versassungsurkunde eine weitere vorläufige
Preßverordnung zu erfassen. Diese Verordnung
sollte aber nur ein vorübergehendes Mittel zur
Beseitigung offenkundiger Uebelstände sein. Es
wird Jhnen deshalb zugleich mit derselben der
Entwurf eines umfassenden, auf die Dauer berech-
neten Preßgesetzes vorgelegt werden. Bei der Be-
rathung desselben werden Sie mit Meiner Regie-
gierung bemüht sein, die Ansprüche vernünftiger Frei-
heit mit den Bedingungen der Sicherheit des Staats
u. der Gesellschaft in Uebereinstimmung zu bringen.
Die Vorbereitungen zur Ausführung der in der
Verfassungs=Urkunde enthaltenen Bestimmungen
über das Verhältniß der Kirche zum Staat sind
im unausgesetzten Betriebe, und Meine Regierung
wird es sich angelegen sein lassen, die ihr hierin
gestellte schwere Aufgabe in gebührender Berück-
sichtigung aller berechtigten Jnteressen möglichst
bald zu lösen. Der Entwurf des Unterrichts-
Gesetzes ist seiner Vollendung nahe. Nur der
Umfang der Vorarbeiten macht es unmöglich, den-
selben Jhnen schon bei Eröffnung der Kammer-
sitzungen vorzulegen. Ein Gesetzes=Entwurf über
die Medizinal=Verfassung wird Jhnen in nächster
Zeit mitgetheilt werden. Auch der lange vorbe-
reitete Entwurf zum Strafrecht wartet Jhrer
Berathung. Die Vereinigung der Hohenzollern-
schen Lande mit der Monarchie macht den Erlaß
eines Wahlgesetzes für dieselben erforderlich; Jch
empfehle Jhnen die beschleunigte Berathung dieses
Entwurfs, denn Sie werden mit Mir wünschen,
die Vertreter jener Landestheile bald in Jhrer
Mitte zu sehen. Meine Herren Abgeordneten,
aus dem Staatshaushalts=Etat für das Jahr
1851 werden Sie entnehmen, daß nicht nur im
Allgemeinen eine Steigerung der Staats=Ein-
nahme eingetreten, sondern auch auf möglichste
Beschränkung der Ausgaben Bedacht genommen
ist. Dennoch ist es nicht ausführbar, mit den
gewöhnlichen Einnahmen den in Nachwirkung der
Erschütterung des Jahres 1848 erhöhten Bedarf
des Staats zu decken. Eine außergewöhnliche
Anspannung der Steuerkraft des Landes ist des-
halb nicht zu vermeiden. Die Prüfung der dar-
auf gerichteten Vorschläge Meiner Regie-
rung empfehle ich Jhrer sorgsamsten Erwägung.
Ueber die Benutzung des Credits von Achtzehn
Millionen Thalern zu militärischen Zwecken wird
[Spaltenumbruch] Jhnen vollständige Rechenschaft gegeben werden.
Noch sind aber die Gefahren, durch welche Sie
zu jener Bewilligung vermocht worden, nicht be-
seitigt. Meine friedlichen Beziehungen zu den
europäischen Großmächten sind zwar nicht unter-
brochen, aber leider war Meine Absicht, den deut-
schen Staaten eine ihren Bedürfnissen entsprechende
Verfassung zu verschaffen, bisher nicht zu erreichen.
Jch halte an dem Gedanken, der Meinen bisher-
igen Bestrebungen zum Grunde liegt, in Hoffnung
auf die Zukunft fest, werde aber dessen Verwirk-
lichung auf neuen Grundlagen erst dann wieder
aufnehmen, wenn über die künftige Gestaltung des
gesammten Deutschen Bundes entschieden sein wird.
Jch hoffe, daß die hierauf bezüglichen Verhand-
lungen bald zu einem gedeihlichen Ende führen
werden. Der Friede mit Danemark ist abge-
schlossen und ratifizirt, hat aber noch nicht in al-
len Punkten ausgeführt werden können. Jn einem
benachbarten deutschen Lande haben Zerwurfnisse
der widerwärtigsten Art stattgefunden. Ein von
einer Seite gemachter Versuch, in dieselben ein-
zugreifen, drohte die Rechte Preußens zu verletzen
und hat zu Mißverständnissen gesührt, in welche
wir unmittelbar verwickelt sind. Unsere auf die
Bedingungen unserer geographischen sowohl, als
auch der militairischen Lage gegründeten Einwen-
dungen haben bei dem Landesherrn und bei seinen
Verbündeten bisher nicht die gehörige Beachtung
gefunden. Außerdem haben auch in Gegenden,
welche fern von dem Schauplatze jener Verwick-
lungen liegen, in der Nähe unserer Grenzen,
Truppen=Zusammenziehungen stattgefunden, durch
welche die Sicherheit der Monarchie bedroht ward.
Da habe auch Jch das lange Beanstandete nicht
länger aufschieben dürfen, Jch habe die vollste
Kriegskraft des Landes aufgerufen, mit Stolz und
Freude sehe Jch, daß mein wehrhaftes Volk sich
allenthalben erhebt wie Ein Mann und sich Mei-
nem in Tapferkeit und Treue bewährten Heere
anschließt. Jn kürzester Zeit werden wir stärker
gerüstet dastehen, als jemals in alten oder
neuen Zeiten. Wir suchen nicht den Krieg, wir
wollen Niemandes Rechte schmälern, Niemandem
unsere Vorschläge aufzwingen, aber wir fordern
eine Einrichtung des Gesammtvaterlandes, die un-
serer gegenwärtigen Stellung in Deutschland und
Europa angemessen ist und der Summe der Rechte
entspricht, welche Gott in unsere Hand gelegt hat.
Wir haben ein gutes Recht, das wollen wir ver-
theidigen und so lange in kräftiger Rüstung unter
den Waffen bleiben, bis wir der Geltung dieses
Rechts gewiß sind! Das sind wir Preußen, das
sind wir Deutschland schuldig, Jch hoffe, daß
unsere Erhebung genügen wird, unser Recht zu
wahren, sie ist, wenn dieses erreicht wird, gefahr-
los für die Ruhe von Europa, denn Mein Volk
ist in demselben Maaße besonnen, wie es kräftig
ist. An Jhnen, Meine Herren, ist es, Mir
die Mittel zu gewähren, durch welche die
Erreichung des Zweckes bedingt ist. Jch beklage
die Opfer, welche deshalb der Nation auferlegt
werden müssen, aber Jch weiß, Jhr Eifer, Meine
Herren Abgeordneten, wird hinter dem des ge-
sammten Volkes nicht zurückbleiben; Sie werden
uns den Beweis liefern, daß unsere Verfassung,
an der ich unverbrüchlich festhalte, ein kräftiges
Handeln nicht lähmt, sondern fördert. Und wie
in dem Aufschwung des Momentes alle Parteien
im Volke verschwunden sind, wie Volk und Heer sich
mit Mir und untereinander Eins fühlen, so werden
auch Sie, die Vertreter dieses herrlichen Volkes,
einmüthig und fest zu Mir stehen in den Gefah-
ren der Gegenwart. Wohlan denn: Unsere Lo-
sung sei: "Eintracht in Treue, Gottvertrauen in
Einem Geiste -- im alten ächten preußischen
Geiste." Damit hat uns Gott oft und weit ge-
holfen, und wird uns noch weiter helfen. Das
ist Meine Zuversicht!"

Ein tiefes Schweigen der Versammlung be-
gleitete den Eingang und den von den materiellen
Jnteressen und Gesetzes=Vorlagen sprechenden Theil
der Rede und ein tiefer Eindruck war bemerklich,
als Se. Majestät von dem Mordattentat auf
Seine Person und von der glücklichen Rettung
[Spaltenumbruch] sprachen. Bei den Worten Sr. Majestät, daß
Er die von Jhm gegebene Verfassung unter al-
len Umständen aufrecht erhalten werde, brach die
Versammlung in einen freudigen Zuruf aus, der
sich, die Rede unterbrechend, wiederholte, als von
der Kriegsmacht die Rede war, welche Preußen
zur Vertheidigung seiner Rechte in diesem Augen-
blick aufstelle. Als aber Se. Majestät mit erho-
bener Stimme die Stellung Preußens in Deutsch-
land darlegten und zum Schluß die unbedingte
Wahrung der "Rechte" Preußens verkündeten, da
brach ein wahrhaft stürmischer Jubel aus, das
Hurrah unter den Abgeordneten und von den
Tribünen wiederholte sich mehrere Minuten lang,
immer auf's Neue, die Versammlung, selbst die
königlichen Prinzen, schwenkten begeistert die Hüte.
Darauf trat der Minister=Präsident vor, empfing
aus den Händen Sr. Majestät die Thronrede
zurück, erklärte im Namen des Königs die Kam-
mern für eröffnet und ersuchte die Mitglieder, sich
in die bereit gehaltenen Amtslokale zu begeben.
Unter dem wiederholten Ruf der ganzen Ver-
sammlung: Es lebe Se. Majestät der König!
erhoben Allerhöchstdieselben Sich vom Thron, be-
grüßten die Versammlung und verließen in der
früheren Reihenfolge den Saal, worauf sich die
Abgeordneten in ihre Lokale begaben.

Berlin, 22. Rov. Heute wurden in der
zweiten Kammer Graf Schwerin zum Präsidenten
und Tribunalrath Dr. Simson von Königsberg,
zum Vicepräsidenten, beide mit großer Mehrheit,
gewählt. -- Jn der ersten Kammer wurde Graf
Rittberg durch 85 Stimmen zum Präsidenten er-
nannt; Staatsminister Camphausen erhielt 45
Stimmen.

   

Berlin, 22. Nov. Wird Preußen losschla-
gen? Man bezweifelt es allgemein. Das Mini-
sterium ist über diesen Punkt getheilter Ansicht,
der König will nichts von einem Kampfe wissen,
aus dem Preußen nur durch eine Verbindung mit
der revolutionären Partei siegreich hervorgehen
könnte. Man will die Sympathien der Völker
nicht in den Kampf führen, um ihnen nicht spä-
ter Concessionen machen zu müssen. Ein Gerücht
bezeichnete die Vermeidung eines Kampfes als
eine Gewissenssache Sr. Maj. des Königs; dieß
Gerücht gewinnt an Wahrscheinlichkeit, da die be-
rühmten Rechtsgelehrten v. Savigny und Stahl
ein Gutachten über die Differenzen zwischen Oe-
sterreich und Preußen haben abgeben müssen,
welches sich gegen einen Krieg aussprechen soll.

Vermischte Nachrichten.

Coburg. Das geht doch über'n Spaß. Wir
Coburger hätten beinahe für die ganze Union, die
schon im Sarge liegt und nur der Leichenrede
des Fürstencollegiums erwartet, büßen müssen.
Wir sahen von unserer nicht mehr jungfräulichen
Festung von den 30,000 Oesterreichern und Bay-
ern viele, die nicht da waren, und die da waren,
sahen uns und die Festung auch. Sie behaup-
teten, die Festung sei Unionsfestung gewesen und
jetzt herrenloses Gut und sie hätten vom Jahr
1562 her alte Ansprüche auf den Unionsnachlaß.
Da zog unser Herzog die preußische Kürrassiers-
uniform an, wir Coburger zeigten die Zähne und
unsere drei Lärmkanonen ihren gähnenden Schlund
durch die Schießscharten. Holt Euch den Vertrag
von 1562 selbst, er liegt auf der Festung! riefen
wir, und nach drei Tagen zogen die eingeschüch-
terten Bayern=Oesterreicher ab. Jetzt aber tragen
wir die Festung ab, um künftigen Verwechslungen
vorzubeugen. Von preuß. Regimentern, die uns an
der Grenze schützen sollen, wissen wir hier nichts.

   
Neuestes.

Frankfurt, 23. Nov. Um Täuschungen und
betrüglichen Spekutationen auswärts vorzubeugen,
diene hiemit unsern. Lesern zur Nachricht, daß der
nachstehende Artikel der "N. Würzb. Ztg. "

[Spaltenumbruch] mit Ersolg in Angriff genommen worden. Auch
die sonstigen öffentlichen Arbeiten haben in befrie-
digender Weise Fortgang genommen und zur Ver-
besserung der Lage der dabei beschäftigten Klassen
wesentlich beigetragen. Jn Folge der fortschrei-
tenden Befestigung des Vertrauens haben sich
Handel und Gewerbe im Laufe des Jahres ge-
hoben und zum Theil eines lebhaften Aufschwungs
erfreut. Der Schiffffahrtsverkehr in den Häfen
des Landes ließ eine steigende Regsamkeit in den
Unternehmungen erkennen. Die eingeführten Ver-
besserungen des Postwesens, denen sich ein umfas-
sender Postvereinsvertrag mit andern deutschen
Staaten und Verhandlungen mit auswärtigen Re-
gierungen zum Zweck der fernern Erleichterungen
des gegenseitigen Verkehrs angereiht haben, lassen
ihren ersprießlichen Einfluß bereits erkennen. Schon
fingen wir an, uns der wiederkehrenden Sicherheit
zu erfreuen, als ein Mordversuch gegen Mich
selbst uns einen Blick in den sittlichen Abgrund
eröffnete, an dem wir uns noch immer befinden.
Jch rede nicht von Meinem Leben -- es steht in
der Hand des Allmächtigen -- die Gefahr, aus
der Jch wunderbar errettet worden bin, hat Mir
die Genugthuung verschafft, unzählige Beweise von
Anhänglichkeit und Treue aus allen Theilen des
Landes zu empfangen; Jch rede von der tiefen
Verwirrung aller Begriffe, welche zum Königs-
mord aufruft, von der Mißachtung göttlicher und
menschlicher Gesetze, die bei dieser traurigen Ge-
legenheit zu bemerken gewesen ist. Die Presse
des Umsturzes trägt einen nicht geringen Theil
der Schuld, und da es in der letzten Kammer-
sitzung nicht möglich war, die provisorische, als
unzulänglich erkannte Preßverordnung vom 30.
Juni pr. zu berathen, so hat Meine Regierung
es für ihre Pflicht gehalten, auf Grund des Art.
63 der Versassungsurkunde eine weitere vorläufige
Preßverordnung zu erfassen. Diese Verordnung
sollte aber nur ein vorübergehendes Mittel zur
Beseitigung offenkundiger Uebelstände sein. Es
wird Jhnen deshalb zugleich mit derselben der
Entwurf eines umfassenden, auf die Dauer berech-
neten Preßgesetzes vorgelegt werden. Bei der Be-
rathung desselben werden Sie mit Meiner Regie-
gierung bemüht sein, die Ansprüche vernünftiger Frei-
heit mit den Bedingungen der Sicherheit des Staats
u. der Gesellschaft in Uebereinstimmung zu bringen.
Die Vorbereitungen zur Ausführung der in der
Verfassungs=Urkunde enthaltenen Bestimmungen
über das Verhältniß der Kirche zum Staat sind
im unausgesetzten Betriebe, und Meine Regierung
wird es sich angelegen sein lassen, die ihr hierin
gestellte schwere Aufgabe in gebührender Berück-
sichtigung aller berechtigten Jnteressen möglichst
bald zu lösen. Der Entwurf des Unterrichts-
Gesetzes ist seiner Vollendung nahe. Nur der
Umfang der Vorarbeiten macht es unmöglich, den-
selben Jhnen schon bei Eröffnung der Kammer-
sitzungen vorzulegen. Ein Gesetzes=Entwurf über
die Medizinal=Verfassung wird Jhnen in nächster
Zeit mitgetheilt werden. Auch der lange vorbe-
reitete Entwurf zum Strafrecht wartet Jhrer
Berathung. Die Vereinigung der Hohenzollern-
schen Lande mit der Monarchie macht den Erlaß
eines Wahlgesetzes für dieselben erforderlich; Jch
empfehle Jhnen die beschleunigte Berathung dieses
Entwurfs, denn Sie werden mit Mir wünschen,
die Vertreter jener Landestheile bald in Jhrer
Mitte zu sehen. Meine Herren Abgeordneten,
aus dem Staatshaushalts=Etat für das Jahr
1851 werden Sie entnehmen, daß nicht nur im
Allgemeinen eine Steigerung der Staats=Ein-
nahme eingetreten, sondern auch auf möglichste
Beschränkung der Ausgaben Bedacht genommen
ist. Dennoch ist es nicht ausführbar, mit den
gewöhnlichen Einnahmen den in Nachwirkung der
Erschütterung des Jahres 1848 erhöhten Bedarf
des Staats zu decken. Eine außergewöhnliche
Anspannung der Steuerkraft des Landes ist des-
halb nicht zu vermeiden. Die Prüfung der dar-
auf gerichteten Vorschläge Meiner Regie-
rung empfehle ich Jhrer sorgsamsten Erwägung.
Ueber die Benutzung des Credits von Achtzehn
Millionen Thalern zu militärischen Zwecken wird
[Spaltenumbruch] Jhnen vollständige Rechenschaft gegeben werden.
Noch sind aber die Gefahren, durch welche Sie
zu jener Bewilligung vermocht worden, nicht be-
seitigt. Meine friedlichen Beziehungen zu den
europäischen Großmächten sind zwar nicht unter-
brochen, aber leider war Meine Absicht, den deut-
schen Staaten eine ihren Bedürfnissen entsprechende
Verfassung zu verschaffen, bisher nicht zu erreichen.
Jch halte an dem Gedanken, der Meinen bisher-
igen Bestrebungen zum Grunde liegt, in Hoffnung
auf die Zukunft fest, werde aber dessen Verwirk-
lichung auf neuen Grundlagen erst dann wieder
aufnehmen, wenn über die künftige Gestaltung des
gesammten Deutschen Bundes entschieden sein wird.
Jch hoffe, daß die hierauf bezüglichen Verhand-
lungen bald zu einem gedeihlichen Ende führen
werden. Der Friede mit Danemark ist abge-
schlossen und ratifizirt, hat aber noch nicht in al-
len Punkten ausgeführt werden können. Jn einem
benachbarten deutschen Lande haben Zerwurfnisse
der widerwärtigsten Art stattgefunden. Ein von
einer Seite gemachter Versuch, in dieselben ein-
zugreifen, drohte die Rechte Preußens zu verletzen
und hat zu Mißverständnissen gesührt, in welche
wir unmittelbar verwickelt sind. Unsere auf die
Bedingungen unserer geographischen sowohl, als
auch der militairischen Lage gegründeten Einwen-
dungen haben bei dem Landesherrn und bei seinen
Verbündeten bisher nicht die gehörige Beachtung
gefunden. Außerdem haben auch in Gegenden,
welche fern von dem Schauplatze jener Verwick-
lungen liegen, in der Nähe unserer Grenzen,
Truppen=Zusammenziehungen stattgefunden, durch
welche die Sicherheit der Monarchie bedroht ward.
Da habe auch Jch das lange Beanstandete nicht
länger aufschieben dürfen, Jch habe die vollste
Kriegskraft des Landes aufgerufen, mit Stolz und
Freude sehe Jch, daß mein wehrhaftes Volk sich
allenthalben erhebt wie Ein Mann und sich Mei-
nem in Tapferkeit und Treue bewährten Heere
anschließt. Jn kürzester Zeit werden wir stärker
gerüstet dastehen, als jemals in alten oder
neuen Zeiten. Wir suchen nicht den Krieg, wir
wollen Niemandes Rechte schmälern, Niemandem
unsere Vorschläge aufzwingen, aber wir fordern
eine Einrichtung des Gesammtvaterlandes, die un-
serer gegenwärtigen Stellung in Deutschland und
Europa angemessen ist und der Summe der Rechte
entspricht, welche Gott in unsere Hand gelegt hat.
Wir haben ein gutes Recht, das wollen wir ver-
theidigen und so lange in kräftiger Rüstung unter
den Waffen bleiben, bis wir der Geltung dieses
Rechts gewiß sind! Das sind wir Preußen, das
sind wir Deutschland schuldig, Jch hoffe, daß
unsere Erhebung genügen wird, unser Recht zu
wahren, sie ist, wenn dieses erreicht wird, gefahr-
los für die Ruhe von Europa, denn Mein Volk
ist in demselben Maaße besonnen, wie es kräftig
ist. An Jhnen, Meine Herren, ist es, Mir
die Mittel zu gewähren, durch welche die
Erreichung des Zweckes bedingt ist. Jch beklage
die Opfer, welche deshalb der Nation auferlegt
werden müssen, aber Jch weiß, Jhr Eifer, Meine
Herren Abgeordneten, wird hinter dem des ge-
sammten Volkes nicht zurückbleiben; Sie werden
uns den Beweis liefern, daß unsere Verfassung,
an der ich unverbrüchlich festhalte, ein kräftiges
Handeln nicht lähmt, sondern fördert. Und wie
in dem Aufschwung des Momentes alle Parteien
im Volke verschwunden sind, wie Volk und Heer sich
mit Mir und untereinander Eins fühlen, so werden
auch Sie, die Vertreter dieses herrlichen Volkes,
einmüthig und fest zu Mir stehen in den Gefah-
ren der Gegenwart. Wohlan denn: Unsere Lo-
sung sei: „Eintracht in Treue, Gottvertrauen in
Einem Geiste -- im alten ächten preußischen
Geiste.“ Damit hat uns Gott oft und weit ge-
holfen, und wird uns noch weiter helfen. Das
ist Meine Zuversicht!“

Ein tiefes Schweigen der Versammlung be-
gleitete den Eingang und den von den materiellen
Jnteressen und Gesetzes=Vorlagen sprechenden Theil
der Rede und ein tiefer Eindruck war bemerklich,
als Se. Majestät von dem Mordattentat auf
Seine Person und von der glücklichen Rettung
[Spaltenumbruch] sprachen. Bei den Worten Sr. Majestät, daß
Er die von Jhm gegebene Verfassung unter al-
len Umständen aufrecht erhalten werde, brach die
Versammlung in einen freudigen Zuruf aus, der
sich, die Rede unterbrechend, wiederholte, als von
der Kriegsmacht die Rede war, welche Preußen
zur Vertheidigung seiner Rechte in diesem Augen-
blick aufstelle. Als aber Se. Majestät mit erho-
bener Stimme die Stellung Preußens in Deutsch-
land darlegten und zum Schluß die unbedingte
Wahrung der „Rechte“ Preußens verkündeten, da
brach ein wahrhaft stürmischer Jubel aus, das
Hurrah unter den Abgeordneten und von den
Tribünen wiederholte sich mehrere Minuten lang,
immer auf's Neue, die Versammlung, selbst die
königlichen Prinzen, schwenkten begeistert die Hüte.
Darauf trat der Minister=Präsident vor, empfing
aus den Händen Sr. Majestät die Thronrede
zurück, erklärte im Namen des Königs die Kam-
mern für eröffnet und ersuchte die Mitglieder, sich
in die bereit gehaltenen Amtslokale zu begeben.
Unter dem wiederholten Ruf der ganzen Ver-
sammlung: Es lebe Se. Majestät der König!
erhoben Allerhöchstdieselben Sich vom Thron, be-
grüßten die Versammlung und verließen in der
früheren Reihenfolge den Saal, worauf sich die
Abgeordneten in ihre Lokale begaben.

Berlin, 22. Rov. Heute wurden in der
zweiten Kammer Graf Schwerin zum Präsidenten
und Tribunalrath Dr. Simson von Königsberg,
zum Vicepräsidenten, beide mit großer Mehrheit,
gewählt. -- Jn der ersten Kammer wurde Graf
Rittberg durch 85 Stimmen zum Präsidenten er-
nannt; Staatsminister Camphausen erhielt 45
Stimmen.

   

Berlin, 22. Nov. Wird Preußen losschla-
gen? Man bezweifelt es allgemein. Das Mini-
sterium ist über diesen Punkt getheilter Ansicht,
der König will nichts von einem Kampfe wissen,
aus dem Preußen nur durch eine Verbindung mit
der revolutionären Partei siegreich hervorgehen
könnte. Man will die Sympathien der Völker
nicht in den Kampf führen, um ihnen nicht spä-
ter Concessionen machen zu müssen. Ein Gerücht
bezeichnete die Vermeidung eines Kampfes als
eine Gewissenssache Sr. Maj. des Königs; dieß
Gerücht gewinnt an Wahrscheinlichkeit, da die be-
rühmten Rechtsgelehrten v. Savigny und Stahl
ein Gutachten über die Differenzen zwischen Oe-
sterreich und Preußen haben abgeben müssen,
welches sich gegen einen Krieg aussprechen soll.

Vermischte Nachrichten.

Coburg. Das geht doch über'n Spaß. Wir
Coburger hätten beinahe für die ganze Union, die
schon im Sarge liegt und nur der Leichenrede
des Fürstencollegiums erwartet, büßen müssen.
Wir sahen von unserer nicht mehr jungfräulichen
Festung von den 30,000 Oesterreichern und Bay-
ern viele, die nicht da waren, und die da waren,
sahen uns und die Festung auch. Sie behaup-
teten, die Festung sei Unionsfestung gewesen und
jetzt herrenloses Gut und sie hätten vom Jahr
1562 her alte Ansprüche auf den Unionsnachlaß.
Da zog unser Herzog die preußische Kürrassiers-
uniform an, wir Coburger zeigten die Zähne und
unsere drei Lärmkanonen ihren gähnenden Schlund
durch die Schießscharten. Holt Euch den Vertrag
von 1562 selbst, er liegt auf der Festung! riefen
wir, und nach drei Tagen zogen die eingeschüch-
terten Bayern=Oesterreicher ab. Jetzt aber tragen
wir die Festung ab, um künftigen Verwechslungen
vorzubeugen. Von preuß. Regimentern, die uns an
der Grenze schützen sollen, wissen wir hier nichts.

   
Neuestes.

Frankfurt, 23. Nov. Um Täuschungen und
betrüglichen Spekutationen auswärts vorzubeugen,
diene hiemit unsern. Lesern zur Nachricht, daß der
nachstehende Artikel der „N. Würzb. Ztg.

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[0003] mit Ersolg in Angriff genommen worden. Auch die sonstigen öffentlichen Arbeiten haben in befrie- digender Weise Fortgang genommen und zur Ver- besserung der Lage der dabei beschäftigten Klassen wesentlich beigetragen. Jn Folge der fortschrei- tenden Befestigung des Vertrauens haben sich Handel und Gewerbe im Laufe des Jahres ge- hoben und zum Theil eines lebhaften Aufschwungs erfreut. Der Schiffffahrtsverkehr in den Häfen des Landes ließ eine steigende Regsamkeit in den Unternehmungen erkennen. Die eingeführten Ver- besserungen des Postwesens, denen sich ein umfas- sender Postvereinsvertrag mit andern deutschen Staaten und Verhandlungen mit auswärtigen Re- gierungen zum Zweck der fernern Erleichterungen des gegenseitigen Verkehrs angereiht haben, lassen ihren ersprießlichen Einfluß bereits erkennen. Schon fingen wir an, uns der wiederkehrenden Sicherheit zu erfreuen, als ein Mordversuch gegen Mich selbst uns einen Blick in den sittlichen Abgrund eröffnete, an dem wir uns noch immer befinden. Jch rede nicht von Meinem Leben -- es steht in der Hand des Allmächtigen -- die Gefahr, aus der Jch wunderbar errettet worden bin, hat Mir die Genugthuung verschafft, unzählige Beweise von Anhänglichkeit und Treue aus allen Theilen des Landes zu empfangen; Jch rede von der tiefen Verwirrung aller Begriffe, welche zum Königs- mord aufruft, von der Mißachtung göttlicher und menschlicher Gesetze, die bei dieser traurigen Ge- legenheit zu bemerken gewesen ist. Die Presse des Umsturzes trägt einen nicht geringen Theil der Schuld, und da es in der letzten Kammer- sitzung nicht möglich war, die provisorische, als unzulänglich erkannte Preßverordnung vom 30. Juni pr. zu berathen, so hat Meine Regierung es für ihre Pflicht gehalten, auf Grund des Art. 63 der Versassungsurkunde eine weitere vorläufige Preßverordnung zu erfassen. Diese Verordnung sollte aber nur ein vorübergehendes Mittel zur Beseitigung offenkundiger Uebelstände sein. Es wird Jhnen deshalb zugleich mit derselben der Entwurf eines umfassenden, auf die Dauer berech- neten Preßgesetzes vorgelegt werden. Bei der Be- rathung desselben werden Sie mit Meiner Regie- gierung bemüht sein, die Ansprüche vernünftiger Frei- heit mit den Bedingungen der Sicherheit des Staats u. der Gesellschaft in Uebereinstimmung zu bringen. Die Vorbereitungen zur Ausführung der in der Verfassungs=Urkunde enthaltenen Bestimmungen über das Verhältniß der Kirche zum Staat sind im unausgesetzten Betriebe, und Meine Regierung wird es sich angelegen sein lassen, die ihr hierin gestellte schwere Aufgabe in gebührender Berück- sichtigung aller berechtigten Jnteressen möglichst bald zu lösen. Der Entwurf des Unterrichts- Gesetzes ist seiner Vollendung nahe. Nur der Umfang der Vorarbeiten macht es unmöglich, den- selben Jhnen schon bei Eröffnung der Kammer- sitzungen vorzulegen. Ein Gesetzes=Entwurf über die Medizinal=Verfassung wird Jhnen in nächster Zeit mitgetheilt werden. Auch der lange vorbe- reitete Entwurf zum Strafrecht wartet Jhrer Berathung. Die Vereinigung der Hohenzollern- schen Lande mit der Monarchie macht den Erlaß eines Wahlgesetzes für dieselben erforderlich; Jch empfehle Jhnen die beschleunigte Berathung dieses Entwurfs, denn Sie werden mit Mir wünschen, die Vertreter jener Landestheile bald in Jhrer Mitte zu sehen. Meine Herren Abgeordneten, aus dem Staatshaushalts=Etat für das Jahr 1851 werden Sie entnehmen, daß nicht nur im Allgemeinen eine Steigerung der Staats=Ein- nahme eingetreten, sondern auch auf möglichste Beschränkung der Ausgaben Bedacht genommen ist. Dennoch ist es nicht ausführbar, mit den gewöhnlichen Einnahmen den in Nachwirkung der Erschütterung des Jahres 1848 erhöhten Bedarf des Staats zu decken. Eine außergewöhnliche Anspannung der Steuerkraft des Landes ist des- halb nicht zu vermeiden. Die Prüfung der dar- auf gerichteten Vorschläge Meiner Regie- rung empfehle ich Jhrer sorgsamsten Erwägung. Ueber die Benutzung des Credits von Achtzehn Millionen Thalern zu militärischen Zwecken wird Jhnen vollständige Rechenschaft gegeben werden. Noch sind aber die Gefahren, durch welche Sie zu jener Bewilligung vermocht worden, nicht be- seitigt. Meine friedlichen Beziehungen zu den europäischen Großmächten sind zwar nicht unter- brochen, aber leider war Meine Absicht, den deut- schen Staaten eine ihren Bedürfnissen entsprechende Verfassung zu verschaffen, bisher nicht zu erreichen. Jch halte an dem Gedanken, der Meinen bisher- igen Bestrebungen zum Grunde liegt, in Hoffnung auf die Zukunft fest, werde aber dessen Verwirk- lichung auf neuen Grundlagen erst dann wieder aufnehmen, wenn über die künftige Gestaltung des gesammten Deutschen Bundes entschieden sein wird. Jch hoffe, daß die hierauf bezüglichen Verhand- lungen bald zu einem gedeihlichen Ende führen werden. Der Friede mit Danemark ist abge- schlossen und ratifizirt, hat aber noch nicht in al- len Punkten ausgeführt werden können. Jn einem benachbarten deutschen Lande haben Zerwurfnisse der widerwärtigsten Art stattgefunden. Ein von einer Seite gemachter Versuch, in dieselben ein- zugreifen, drohte die Rechte Preußens zu verletzen und hat zu Mißverständnissen gesührt, in welche wir unmittelbar verwickelt sind. Unsere auf die Bedingungen unserer geographischen sowohl, als auch der militairischen Lage gegründeten Einwen- dungen haben bei dem Landesherrn und bei seinen Verbündeten bisher nicht die gehörige Beachtung gefunden. Außerdem haben auch in Gegenden, welche fern von dem Schauplatze jener Verwick- lungen liegen, in der Nähe unserer Grenzen, Truppen=Zusammenziehungen stattgefunden, durch welche die Sicherheit der Monarchie bedroht ward. Da habe auch Jch das lange Beanstandete nicht länger aufschieben dürfen, Jch habe die vollste Kriegskraft des Landes aufgerufen, mit Stolz und Freude sehe Jch, daß mein wehrhaftes Volk sich allenthalben erhebt wie Ein Mann und sich Mei- nem in Tapferkeit und Treue bewährten Heere anschließt. Jn kürzester Zeit werden wir stärker gerüstet dastehen, als jemals in alten oder neuen Zeiten. Wir suchen nicht den Krieg, wir wollen Niemandes Rechte schmälern, Niemandem unsere Vorschläge aufzwingen, aber wir fordern eine Einrichtung des Gesammtvaterlandes, die un- serer gegenwärtigen Stellung in Deutschland und Europa angemessen ist und der Summe der Rechte entspricht, welche Gott in unsere Hand gelegt hat. Wir haben ein gutes Recht, das wollen wir ver- theidigen und so lange in kräftiger Rüstung unter den Waffen bleiben, bis wir der Geltung dieses Rechts gewiß sind! Das sind wir Preußen, das sind wir Deutschland schuldig, Jch hoffe, daß unsere Erhebung genügen wird, unser Recht zu wahren, sie ist, wenn dieses erreicht wird, gefahr- los für die Ruhe von Europa, denn Mein Volk ist in demselben Maaße besonnen, wie es kräftig ist. An Jhnen, Meine Herren, ist es, Mir die Mittel zu gewähren, durch welche die Erreichung des Zweckes bedingt ist. Jch beklage die Opfer, welche deshalb der Nation auferlegt werden müssen, aber Jch weiß, Jhr Eifer, Meine Herren Abgeordneten, wird hinter dem des ge- sammten Volkes nicht zurückbleiben; Sie werden uns den Beweis liefern, daß unsere Verfassung, an der ich unverbrüchlich festhalte, ein kräftiges Handeln nicht lähmt, sondern fördert. Und wie in dem Aufschwung des Momentes alle Parteien im Volke verschwunden sind, wie Volk und Heer sich mit Mir und untereinander Eins fühlen, so werden auch Sie, die Vertreter dieses herrlichen Volkes, einmüthig und fest zu Mir stehen in den Gefah- ren der Gegenwart. Wohlan denn: Unsere Lo- sung sei: „Eintracht in Treue, Gottvertrauen in Einem Geiste -- im alten ächten preußischen Geiste.“ Damit hat uns Gott oft und weit ge- holfen, und wird uns noch weiter helfen. Das ist Meine Zuversicht!“ Ein tiefes Schweigen der Versammlung be- gleitete den Eingang und den von den materiellen Jnteressen und Gesetzes=Vorlagen sprechenden Theil der Rede und ein tiefer Eindruck war bemerklich, als Se. Majestät von dem Mordattentat auf Seine Person und von der glücklichen Rettung sprachen. Bei den Worten Sr. Majestät, daß Er die von Jhm gegebene Verfassung unter al- len Umständen aufrecht erhalten werde, brach die Versammlung in einen freudigen Zuruf aus, der sich, die Rede unterbrechend, wiederholte, als von der Kriegsmacht die Rede war, welche Preußen zur Vertheidigung seiner Rechte in diesem Augen- blick aufstelle. Als aber Se. Majestät mit erho- bener Stimme die Stellung Preußens in Deutsch- land darlegten und zum Schluß die unbedingte Wahrung der „Rechte“ Preußens verkündeten, da brach ein wahrhaft stürmischer Jubel aus, das Hurrah unter den Abgeordneten und von den Tribünen wiederholte sich mehrere Minuten lang, immer auf's Neue, die Versammlung, selbst die königlichen Prinzen, schwenkten begeistert die Hüte. Darauf trat der Minister=Präsident vor, empfing aus den Händen Sr. Majestät die Thronrede zurück, erklärte im Namen des Königs die Kam- mern für eröffnet und ersuchte die Mitglieder, sich in die bereit gehaltenen Amtslokale zu begeben. Unter dem wiederholten Ruf der ganzen Ver- sammlung: Es lebe Se. Majestät der König! erhoben Allerhöchstdieselben Sich vom Thron, be- grüßten die Versammlung und verließen in der früheren Reihenfolge den Saal, worauf sich die Abgeordneten in ihre Lokale begaben. Berlin, 22. Rov. Heute wurden in der zweiten Kammer Graf Schwerin zum Präsidenten und Tribunalrath Dr. Simson von Königsberg, zum Vicepräsidenten, beide mit großer Mehrheit, gewählt. -- Jn der ersten Kammer wurde Graf Rittberg durch 85 Stimmen zum Präsidenten er- nannt; Staatsminister Camphausen erhielt 45 Stimmen. ( F. O.=Z. ) Berlin, 22. Nov. Wird Preußen losschla- gen? Man bezweifelt es allgemein. Das Mini- sterium ist über diesen Punkt getheilter Ansicht, der König will nichts von einem Kampfe wissen, aus dem Preußen nur durch eine Verbindung mit der revolutionären Partei siegreich hervorgehen könnte. Man will die Sympathien der Völker nicht in den Kampf führen, um ihnen nicht spä- ter Concessionen machen zu müssen. Ein Gerücht bezeichnete die Vermeidung eines Kampfes als eine Gewissenssache Sr. Maj. des Königs; dieß Gerücht gewinnt an Wahrscheinlichkeit, da die be- rühmten Rechtsgelehrten v. Savigny und Stahl ein Gutachten über die Differenzen zwischen Oe- sterreich und Preußen haben abgeben müssen, welches sich gegen einen Krieg aussprechen soll. Vermischte Nachrichten. Coburg. Das geht doch über'n Spaß. Wir Coburger hätten beinahe für die ganze Union, die schon im Sarge liegt und nur der Leichenrede des Fürstencollegiums erwartet, büßen müssen. Wir sahen von unserer nicht mehr jungfräulichen Festung von den 30,000 Oesterreichern und Bay- ern viele, die nicht da waren, und die da waren, sahen uns und die Festung auch. Sie behaup- teten, die Festung sei Unionsfestung gewesen und jetzt herrenloses Gut und sie hätten vom Jahr 1562 her alte Ansprüche auf den Unionsnachlaß. Da zog unser Herzog die preußische Kürrassiers- uniform an, wir Coburger zeigten die Zähne und unsere drei Lärmkanonen ihren gähnenden Schlund durch die Schießscharten. Holt Euch den Vertrag von 1562 selbst, er liegt auf der Festung! riefen wir, und nach drei Tagen zogen die eingeschüch- terten Bayern=Oesterreicher ab. Jetzt aber tragen wir die Festung ab, um künftigen Verwechslungen vorzubeugen. Von preuß. Regimentern, die uns an der Grenze schützen sollen, wissen wir hier nichts. ( Dorfz. ) Neuestes. Frankfurt, 23. Nov. Um Täuschungen und betrüglichen Spekutationen auswärts vorzubeugen, diene hiemit unsern. Lesern zur Nachricht, daß der nachstehende Artikel der „N. Würzb. Ztg. “

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 282. Würzburg, 25. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische282_1850/3>, abgerufen am 25.04.2024.