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Die Bayerische Presse. Nr. 271. Würzburg, 12. November 1850.

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Die Bayerische Presse.

[Beginn Spaltensatz]
Abonnement:
Ganzjährig 6 fl.
Halbjährig 3 fl.
Vierteljährig 1 fl. 30 kr.
Monatlich für die Stadt 30 kr.

[Spaltenumbruch]
Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

[Spaltenumbruch]

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr.
Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe-
titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe
und Gelder frei.

[Ende Spaltensatz]

Nr. 271.
Würzburg, Dinstag den 12. November. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Der verderbliche Pfad des Berliner
Cabinetes.

Ein kurzer Ueberblick des heutigen Standes
der Dinge wird einem allgemein gefühlten Be-
dürfnisse des Publikums begegnen. -- Das Be-
nehmen Preußens in zwei flagranten Fragen des
Tages läßt nunmehr befürchten, daß jene so na-
türliche und so billige Grenzlinie nicht eingehalten,
und ein Uebergriff auf das selbsteigene Gebiet
der bundestreuen Regierungen versucht werden will.
Der König von Dänemark, als Herzog von Hol-
stein und Lauenburg Mitglied des deutschen Bun-
des, und in der Bundesversammlung zu Frank-
furt vertreten, hatte auf Grund des von Preu-
ßen selbst im Namen des Bundes abgeschlossenen
Friedens die Dazwischenkunft der Bundesversamm-
lung zum Behufe der Pazifizirung der Herzog-
thümer, und der Schlichtung des dort ausgebro-
chenen Kampfes in Anspruch genommen, und diese
Versammlung konnte, theils in einfacher Anwen-
dung der Grundgesetze des Bundes, theils in
Vollstreckung des in seinem Namen geschlossenen
Friedenstraktates, -- theils endlich, um nicht eine
vorzüglich deutsche Frage der sonst unfehlbar ein-
tretenden materiellen Einwirkung nicht deutscher
Mächte ausschließlich anheim zu geben -- nichts
anders, als jenem Begehren sofort zu willfahren.
Was thut Preußen? Es erklärt in, zur Kunde
des Publikums bereits gebrachten Aktenstücken --
ein solches durchweg gesetzmäßiges, von ganz Eu-
ropa gewünschtes, und dem von Preußen selbst
abgeschlossenen Frieden entsprechendes Beginnen
des Bundes -- nicht dulden zu wollen! Jn
Kurhessen andererseits entsteht in Folge der zwi-
schen dem Landesherrn und seinen Ständen einge-
tretenen Zerwürfnisse ein Zustand der Anarchie,
dem ein Ende gemacht werden muß, will man
nicht im Herzen Deutschlands der noch immer auf
ihre Wiedererstehung hoffenden Revolution eine will-
kommene Stätte der Vorbereitung und des Weiter-
greifens schaffen. Der Kurfürst erbittet sich zu
diesem Behufe die Hülfe des Bundes; und dieser
muß sie ihm leisten, will er nicht zugleich die
Grundgesetze seines Bestehens und seiner Pflicht,
dem Wiederaufkeimen der Revolution mit allen
seinen Mitteln entgegenzutreten, in die Schanze
schlagen. Allein auch hier begegnet er abermals
dem Widerspruche Preußens, welches, ohne An-
führung irgend eines Rechtsgrundes, und bloß aus
Rücksichten politischer Convenienz und sogenannten
Staatsinteresses es nicht erlauben will, daß ein
deutscher Fürst auf seinem eigenen Gebiete die
bundespflichtgemäße Hülfe seiner Mitverbündeten
verwende! Die Durchführung eines solchen Sy-
stems der Präpotenz und Einschüchterung würde
geraden Weges zur Vernichtung der Unabhängig-
keit aller deutschen Staaten und folgeweise zum
völligen Umsturz des von Europa anerkannten
deutschen Staatenbundes führen. Sie kann von
Oesterreich durchaus nicht zugelassen werden. Die
militärischen Kräfte des Kaiserstaates sind daher
in Bewegung gesetzt, um seinen diesfälligen Re-
monstrationen den gebührenden Nachdruck zu sichern.
Eine große Armee, versehen mit allen Hülfsmit-
teln zum Kriegführen, wird in diesem Augenblicke
an den geeigneten Aufstellungsplätzen versammelt.
[Spaltenumbruch] Endlich ist das in Vorarlberg aufgestellt gewesene
Korps unter dem Befehle des F.=M.=L. L. Lege-
dies bereits in Bayern eingerückt, um in Verbin-
dung mit den braven Truppen unsers treuen Ver-
bündeten, des Königs von Bayern, den Ereignis-
sen der Zukunft entgegen zu gehen. Auch in
Württemberg, in Sachsen und andern bundes-
treuer Ländern, rüstet man sich mit Macht, um
die eigene Selbstständigkeit zu sichern, die Rechte
des Bundes zu wahren und dessen Pflichten zu ge-
nügen. Wir haben die Ueberzeugung, daß bei
diesem Beginnen Oesterreichs Kaiser auf die treue
Mitwirkung seiner Völker, die fühlen müssen, daß
es sich bei jenen Fragen nicht nur um
die Rechte, sondern zugleich auch um die wichtig-
sten politischen und materiellen Jnteresse des Ge-
sammtreiches handelt, wird zählen können. Bis
zum letzten Augenblicke wollen wir aber die Hoff-
nung nicht aufgeben, daß Preußen noch Anstand
nehmen wird, durch eine Gewaltthat den Frieden,
dieses große Bedürfniß der vielgeprüften Zeit, --
zu Niemands Vortheil, es sei denn zu jenem der
ewigen Feinde des Völkerglücks und der Völker-
ruhe, zu brechen.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Fulda, 9. Nov. 1 Uhr Nachmittags. Eben
rücken die ersten bayer. Truppen bei uns ein. --
2 Uhr Nachmittags. Starke Massen Cheveauxle-
gers, Schützen, Jnfanterie und Artillerie im Ge-
folge des Oberbefehlshabers Fürsten von Thurn
und Taxis durchziehen mit klingendem Spiele die
Stadt und stellen sich auf dem Domplatze auf;
sie werden hier Quartier nehmen. -- Das Haupt-
quartier der Bundestruppen ist heute nach Fulda
verlegt worden. -- Abends Alle Feindseligkeiten
sind eingestellt. Die Preußen haben nicht blos
Fulda geräumt, sondern auch die Straße
nach Kassel freigegeben.
Sie behalten sich
blos ihre Etappenorte vor. Diese freundliche und
versöhnliche Ausgleichung muß jeden wahren Va-
terlandsfreund mit inniger Freude erfüllen; wir
hoffen, daß nun auch der gestrige betrübende Vor-
fall sich zu gegenseitiger Zufriedenheit ausgleichen
werde.

   

Von der obern Fulda, 9. Nov., Abends.
Ein großer Theil der Bundesarmee übernachtet
heute in der Stadt Fulda und der nächsten Um-
gegend. Morgen Vormittag wird derselbe wahr-
scheinlich über Marbach, Rückers und Künfeld,
auf der Straße nach Kassel weiter marschiren.
Auf dieser Straße werden die Bundestruppen jen-
seits Hünfeld die Orte Burghann, Rotenkirch,
Neukirchen, Odensachs, Ober= und Unterhaune be-
rühren, an Hersfeld ( Stadt von 7000 Einwoh-
nern, an der preußischen Clappenstraße gelegen )
vorübermarschiren, und ihren Weg über Friedlos,
Blankenheim und Breitenbach bis Bebra fortsetzen,
bei welchem letztern Orte sie auf der Eisenbahn
nach Kassel gelangen werden. Die Entfernung
von Fulda bis Bebra beträgt7 3 / 4 Meilen und
die von Bebra bis Kassel 6 Meilen; die Trup-
pen können also am 12. ds. M. in Kassel ein-
treffen.

   

Fulda, 9. Nov. Die bei Bronnzell verwun-
[Spaltenumbruch] deten Jäger wurden in dasselbe Wirthshaus ge-
tragen, wo der Fürst von Thurn und Taxis sich
einlogirt hatte; sie wurden von demselben sogleich
besucht, wobei der schwerer Verwundete nur eine
Klage hatte, die, daß sein Stutzen nicht geladen
gewesen und er schon auf die erste Charge von
Seiten der Preußen gefallen sei. Die Kugel ist
ihm durch die Brust und rechte Schulter gedrun-
gen, man hofft ihn indeß zu retten, der 2. ist an
der Knieescheibe verwundet, der 3. am Knöchel
und der 4. an der Wade.

   

Hanau, 9. Nov. Für die Verpflegung der
Bundestruppen ist folgendermaßen gesorgt. Von
hier gehen auf Anordnung des Militärkommandos
täglich nach den Hauptquartieren ab: 9000 Pfund
Fleisch, 18,000 Pfund Brod 40,000 Pfund Heu,
42,000 Pfund Stroh, 1000 Maas Branntwein,
1200 Pfund Salz und 50 Pfund Pfeffer.

   

Fulda, 10. Nov. Gestern Abend brachte das
hier cantonnirende Offizierkorps, unter Begleitung
einer solennen Fackelmusik, dem Oberbefehlshaber
der Bundestruppen, General der Cavallerie, Für-
sten v. Thurn und Taxis, seine Glückwünsche zu
dessen Namensfeste dar. Auf Befehl des Bun-
deskommissärs haben der Obergerichtspräsident v.
Warnsdorf, der Obergerichtsrath Pfeiffer, das
vormalige Mitglied der aufgelösten Ständever-
sammlung Dr. med. Weinzierl und der als Pri-
vatmann sich hier aufhaltende Louis von Schwei-
zer, jeder einen Offizier und fünfzig Mann als
Einquartierung erhalten. Die Bürgergarde ist
vom Garnisonsdienste entbunden worden, dagegen
nicht aufgelöst und entwaffnet. Sämmtliche Bun-
destruppen waren in den Dom heute Vormittag
zur Kirchenparade eingerückt.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Altona, 9. Nov. Der hiesige "Merkur" ent-
hält die folgende Erklärung: Jn einer am 24.
v. M. abgehaltenen Versammlung von Prälaten
und Gutsbesitzern der Herzogthümer Schleswig
und Holstein ist die Veröffentlichung der nachste-
henden Erklärung beschlossen worden: "Prälaten
und Gutsbesitzer der Herzogthümer Schleswig und
Holstein erklären, daß es sie tief bekümmert, noch
immer kein Zeichen der Beendigung des blutigen
Krieges zu sehen, der zwischen zwei Völkern ge-
führt wird, die seit Jahrhunderten denselben Herr-
scher hatten und durch so manche Bande und ge-
meinschaftliche Jnteressen eng an einander geknüpft
waren. Die einzigen Resultate, welche dieser
traurige Krieg gehabt hat und bei der Lage der
europäischen Verhältnisse aller Wahrscheinlichkeit
nach haben kann, sind nächst einer maßlosen
Erschöpfung der Kräfte beider Länder eine stei-
gende Erbitterung der Gemüther, welche die
Versöhnung von Tage zu Tage mehr erschwert.
Prälaten und Gutsbesitzer überzeugt, daß der
Streit zwischen Dänemark und den Herzogthü-
mern nicht durch das Schwert entschieden wird,
daß mithin ein ferneres Blutvergießen eben so
grausam wie nutzlos ist, halten es für ihre
Pflicht, laut und öffentlich ihr Verlangen nach

Die Bayerische Presse.

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Nr. 533.

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[Beginn Spaltensatz]
Der verderbliche Pfad des Berliner
Cabinetes.

Ein kurzer Ueberblick des heutigen Standes
der Dinge wird einem allgemein gefühlten Be-
dürfnisse des Publikums begegnen. -- Das Be-
nehmen Preußens in zwei flagranten Fragen des
Tages läßt nunmehr befürchten, daß jene so na-
türliche und so billige Grenzlinie nicht eingehalten,
und ein Uebergriff auf das selbsteigene Gebiet
der bundestreuen Regierungen versucht werden will.
Der König von Dänemark, als Herzog von Hol-
stein und Lauenburg Mitglied des deutschen Bun-
des, und in der Bundesversammlung zu Frank-
furt vertreten, hatte auf Grund des von Preu-
ßen selbst im Namen des Bundes abgeschlossenen
Friedens die Dazwischenkunft der Bundesversamm-
lung zum Behufe der Pazifizirung der Herzog-
thümer, und der Schlichtung des dort ausgebro-
chenen Kampfes in Anspruch genommen, und diese
Versammlung konnte, theils in einfacher Anwen-
dung der Grundgesetze des Bundes, theils in
Vollstreckung des in seinem Namen geschlossenen
Friedenstraktates, -- theils endlich, um nicht eine
vorzüglich deutsche Frage der sonst unfehlbar ein-
tretenden materiellen Einwirkung nicht deutscher
Mächte ausschließlich anheim zu geben -- nichts
anders, als jenem Begehren sofort zu willfahren.
Was thut Preußen? Es erklärt in, zur Kunde
des Publikums bereits gebrachten Aktenstücken --
ein solches durchweg gesetzmäßiges, von ganz Eu-
ropa gewünschtes, und dem von Preußen selbst
abgeschlossenen Frieden entsprechendes Beginnen
des Bundes -- nicht dulden zu wollen! Jn
Kurhessen andererseits entsteht in Folge der zwi-
schen dem Landesherrn und seinen Ständen einge-
tretenen Zerwürfnisse ein Zustand der Anarchie,
dem ein Ende gemacht werden muß, will man
nicht im Herzen Deutschlands der noch immer auf
ihre Wiedererstehung hoffenden Revolution eine will-
kommene Stätte der Vorbereitung und des Weiter-
greifens schaffen. Der Kurfürst erbittet sich zu
diesem Behufe die Hülfe des Bundes; und dieser
muß sie ihm leisten, will er nicht zugleich die
Grundgesetze seines Bestehens und seiner Pflicht,
dem Wiederaufkeimen der Revolution mit allen
seinen Mitteln entgegenzutreten, in die Schanze
schlagen. Allein auch hier begegnet er abermals
dem Widerspruche Preußens, welches, ohne An-
führung irgend eines Rechtsgrundes, und bloß aus
Rücksichten politischer Convenienz und sogenannten
Staatsinteresses es nicht erlauben will, daß ein
deutscher Fürst auf seinem eigenen Gebiete die
bundespflichtgemäße Hülfe seiner Mitverbündeten
verwende! Die Durchführung eines solchen Sy-
stems der Präpotenz und Einschüchterung würde
geraden Weges zur Vernichtung der Unabhängig-
keit aller deutschen Staaten und folgeweise zum
völligen Umsturz des von Europa anerkannten
deutschen Staatenbundes führen. Sie kann von
Oesterreich durchaus nicht zugelassen werden. Die
militärischen Kräfte des Kaiserstaates sind daher
in Bewegung gesetzt, um seinen diesfälligen Re-
monstrationen den gebührenden Nachdruck zu sichern.
Eine große Armee, versehen mit allen Hülfsmit-
teln zum Kriegführen, wird in diesem Augenblicke
an den geeigneten Aufstellungsplätzen versammelt.
[Spaltenumbruch] Endlich ist das in Vorarlberg aufgestellt gewesene
Korps unter dem Befehle des F.=M.=L. L. Lege-
dies bereits in Bayern eingerückt, um in Verbin-
dung mit den braven Truppen unsers treuen Ver-
bündeten, des Königs von Bayern, den Ereignis-
sen der Zukunft entgegen zu gehen. Auch in
Württemberg, in Sachsen und andern bundes-
treuer Ländern, rüstet man sich mit Macht, um
die eigene Selbstständigkeit zu sichern, die Rechte
des Bundes zu wahren und dessen Pflichten zu ge-
nügen. Wir haben die Ueberzeugung, daß bei
diesem Beginnen Oesterreichs Kaiser auf die treue
Mitwirkung seiner Völker, die fühlen müssen, daß
es sich bei jenen Fragen nicht nur um
die Rechte, sondern zugleich auch um die wichtig-
sten politischen und materiellen Jnteresse des Ge-
sammtreiches handelt, wird zählen können. Bis
zum letzten Augenblicke wollen wir aber die Hoff-
nung nicht aufgeben, daß Preußen noch Anstand
nehmen wird, durch eine Gewaltthat den Frieden,
dieses große Bedürfniß der vielgeprüften Zeit, --
zu Niemands Vortheil, es sei denn zu jenem der
ewigen Feinde des Völkerglücks und der Völker-
ruhe, zu brechen.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Fulda, 9. Nov. 1 Uhr Nachmittags. Eben
rücken die ersten bayer. Truppen bei uns ein. --
2 Uhr Nachmittags. Starke Massen Cheveauxle-
gers, Schützen, Jnfanterie und Artillerie im Ge-
folge des Oberbefehlshabers Fürsten von Thurn
und Taxis durchziehen mit klingendem Spiele die
Stadt und stellen sich auf dem Domplatze auf;
sie werden hier Quartier nehmen. -- Das Haupt-
quartier der Bundestruppen ist heute nach Fulda
verlegt worden. -- Abends Alle Feindseligkeiten
sind eingestellt. Die Preußen haben nicht blos
Fulda geräumt, sondern auch die Straße
nach Kassel freigegeben.
Sie behalten sich
blos ihre Etappenorte vor. Diese freundliche und
versöhnliche Ausgleichung muß jeden wahren Va-
terlandsfreund mit inniger Freude erfüllen; wir
hoffen, daß nun auch der gestrige betrübende Vor-
fall sich zu gegenseitiger Zufriedenheit ausgleichen
werde.

   

Von der obern Fulda, 9. Nov., Abends.
Ein großer Theil der Bundesarmee übernachtet
heute in der Stadt Fulda und der nächsten Um-
gegend. Morgen Vormittag wird derselbe wahr-
scheinlich über Marbach, Rückers und Künfeld,
auf der Straße nach Kassel weiter marschiren.
Auf dieser Straße werden die Bundestruppen jen-
seits Hünfeld die Orte Burghann, Rotenkirch,
Neukirchen, Odensachs, Ober= und Unterhaune be-
rühren, an Hersfeld ( Stadt von 7000 Einwoh-
nern, an der preußischen Clappenstraße gelegen )
vorübermarschiren, und ihren Weg über Friedlos,
Blankenheim und Breitenbach bis Bebra fortsetzen,
bei welchem letztern Orte sie auf der Eisenbahn
nach Kassel gelangen werden. Die Entfernung
von Fulda bis Bebra beträgt7 3 / 4 Meilen und
die von Bebra bis Kassel 6 Meilen; die Trup-
pen können also am 12. ds. M. in Kassel ein-
treffen.

   

Fulda, 9. Nov. Die bei Bronnzell verwun-
[Spaltenumbruch] deten Jäger wurden in dasselbe Wirthshaus ge-
tragen, wo der Fürst von Thurn und Taxis sich
einlogirt hatte; sie wurden von demselben sogleich
besucht, wobei der schwerer Verwundete nur eine
Klage hatte, die, daß sein Stutzen nicht geladen
gewesen und er schon auf die erste Charge von
Seiten der Preußen gefallen sei. Die Kugel ist
ihm durch die Brust und rechte Schulter gedrun-
gen, man hofft ihn indeß zu retten, der 2. ist an
der Knieescheibe verwundet, der 3. am Knöchel
und der 4. an der Wade.

   

Hanau, 9. Nov. Für die Verpflegung der
Bundestruppen ist folgendermaßen gesorgt. Von
hier gehen auf Anordnung des Militärkommandos
täglich nach den Hauptquartieren ab: 9000 Pfund
Fleisch, 18,000 Pfund Brod 40,000 Pfund Heu,
42,000 Pfund Stroh, 1000 Maas Branntwein,
1200 Pfund Salz und 50 Pfund Pfeffer.

   

Fulda, 10. Nov. Gestern Abend brachte das
hier cantonnirende Offizierkorps, unter Begleitung
einer solennen Fackelmusik, dem Oberbefehlshaber
der Bundestruppen, General der Cavallerie, Für-
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dessen Namensfeste dar. Auf Befehl des Bun-
deskommissärs haben der Obergerichtspräsident v.
Warnsdorf, der Obergerichtsrath Pfeiffer, das
vormalige Mitglied der aufgelösten Ständever-
sammlung Dr. med. Weinzierl und der als Pri-
vatmann sich hier aufhaltende Louis von Schwei-
zer, jeder einen Offizier und fünfzig Mann als
Einquartierung erhalten. Die Bürgergarde ist
vom Garnisonsdienste entbunden worden, dagegen
nicht aufgelöst und entwaffnet. Sämmtliche Bun-
destruppen waren in den Dom heute Vormittag
zur Kirchenparade eingerückt.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Altona, 9. Nov. Der hiesige „Merkur“ ent-
hält die folgende Erklärung: Jn einer am 24.
v. M. abgehaltenen Versammlung von Prälaten
und Gutsbesitzern der Herzogthümer Schleswig
und Holstein ist die Veröffentlichung der nachste-
henden Erklärung beschlossen worden: „Prälaten
und Gutsbesitzer der Herzogthümer Schleswig und
Holstein erklären, daß es sie tief bekümmert, noch
immer kein Zeichen der Beendigung des blutigen
Krieges zu sehen, der zwischen zwei Völkern ge-
führt wird, die seit Jahrhunderten denselben Herr-
scher hatten und durch so manche Bande und ge-
meinschaftliche Jnteressen eng an einander geknüpft
waren. Die einzigen Resultate, welche dieser
traurige Krieg gehabt hat und bei der Lage der
europäischen Verhältnisse aller Wahrscheinlichkeit
nach haben kann, sind nächst einer maßlosen
Erschöpfung der Kräfte beider Länder eine stei-
gende Erbitterung der Gemüther, welche die
Versöhnung von Tage zu Tage mehr erschwert.
Prälaten und Gutsbesitzer überzeugt, daß der
Streit zwischen Dänemark und den Herzogthü-
mern nicht durch das Schwert entschieden wird,
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grausam wie nutzlos ist, halten es für ihre
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[0001] Die Bayerische Presse. Abonnement: Ganzjährig 6 fl. Halbjährig 3 fl. Vierteljährig 1 fl. 30 kr. Monatlich für die Stadt 30 kr. Eine constitutionell-monarchische Zeitung. Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533. Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe- titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei. Nr. 271. Würzburg, Dinstag den 12. November. 1850. Der verderbliche Pfad des Berliner Cabinetes. Ein kurzer Ueberblick des heutigen Standes der Dinge wird einem allgemein gefühlten Be- dürfnisse des Publikums begegnen. -- Das Be- nehmen Preußens in zwei flagranten Fragen des Tages läßt nunmehr befürchten, daß jene so na- türliche und so billige Grenzlinie nicht eingehalten, und ein Uebergriff auf das selbsteigene Gebiet der bundestreuen Regierungen versucht werden will. Der König von Dänemark, als Herzog von Hol- stein und Lauenburg Mitglied des deutschen Bun- des, und in der Bundesversammlung zu Frank- furt vertreten, hatte auf Grund des von Preu- ßen selbst im Namen des Bundes abgeschlossenen Friedens die Dazwischenkunft der Bundesversamm- lung zum Behufe der Pazifizirung der Herzog- thümer, und der Schlichtung des dort ausgebro- chenen Kampfes in Anspruch genommen, und diese Versammlung konnte, theils in einfacher Anwen- dung der Grundgesetze des Bundes, theils in Vollstreckung des in seinem Namen geschlossenen Friedenstraktates, -- theils endlich, um nicht eine vorzüglich deutsche Frage der sonst unfehlbar ein- tretenden materiellen Einwirkung nicht deutscher Mächte ausschließlich anheim zu geben -- nichts anders, als jenem Begehren sofort zu willfahren. Was thut Preußen? Es erklärt in, zur Kunde des Publikums bereits gebrachten Aktenstücken -- ein solches durchweg gesetzmäßiges, von ganz Eu- ropa gewünschtes, und dem von Preußen selbst abgeschlossenen Frieden entsprechendes Beginnen des Bundes -- nicht dulden zu wollen! Jn Kurhessen andererseits entsteht in Folge der zwi- schen dem Landesherrn und seinen Ständen einge- tretenen Zerwürfnisse ein Zustand der Anarchie, dem ein Ende gemacht werden muß, will man nicht im Herzen Deutschlands der noch immer auf ihre Wiedererstehung hoffenden Revolution eine will- kommene Stätte der Vorbereitung und des Weiter- greifens schaffen. Der Kurfürst erbittet sich zu diesem Behufe die Hülfe des Bundes; und dieser muß sie ihm leisten, will er nicht zugleich die Grundgesetze seines Bestehens und seiner Pflicht, dem Wiederaufkeimen der Revolution mit allen seinen Mitteln entgegenzutreten, in die Schanze schlagen. Allein auch hier begegnet er abermals dem Widerspruche Preußens, welches, ohne An- führung irgend eines Rechtsgrundes, und bloß aus Rücksichten politischer Convenienz und sogenannten Staatsinteresses es nicht erlauben will, daß ein deutscher Fürst auf seinem eigenen Gebiete die bundespflichtgemäße Hülfe seiner Mitverbündeten verwende! Die Durchführung eines solchen Sy- stems der Präpotenz und Einschüchterung würde geraden Weges zur Vernichtung der Unabhängig- keit aller deutschen Staaten und folgeweise zum völligen Umsturz des von Europa anerkannten deutschen Staatenbundes führen. Sie kann von Oesterreich durchaus nicht zugelassen werden. Die militärischen Kräfte des Kaiserstaates sind daher in Bewegung gesetzt, um seinen diesfälligen Re- monstrationen den gebührenden Nachdruck zu sichern. Eine große Armee, versehen mit allen Hülfsmit- teln zum Kriegführen, wird in diesem Augenblicke an den geeigneten Aufstellungsplätzen versammelt. Endlich ist das in Vorarlberg aufgestellt gewesene Korps unter dem Befehle des F.=M.=L. L. Lege- dies bereits in Bayern eingerückt, um in Verbin- dung mit den braven Truppen unsers treuen Ver- bündeten, des Königs von Bayern, den Ereignis- sen der Zukunft entgegen zu gehen. Auch in Württemberg, in Sachsen und andern bundes- treuer Ländern, rüstet man sich mit Macht, um die eigene Selbstständigkeit zu sichern, die Rechte des Bundes zu wahren und dessen Pflichten zu ge- nügen. Wir haben die Ueberzeugung, daß bei diesem Beginnen Oesterreichs Kaiser auf die treue Mitwirkung seiner Völker, die fühlen müssen, daß es sich bei jenen Fragen nicht nur um die Rechte, sondern zugleich auch um die wichtig- sten politischen und materiellen Jnteresse des Ge- sammtreiches handelt, wird zählen können. Bis zum letzten Augenblicke wollen wir aber die Hoff- nung nicht aufgeben, daß Preußen noch Anstand nehmen wird, durch eine Gewaltthat den Frieden, dieses große Bedürfniß der vielgeprüften Zeit, -- zu Niemands Vortheil, es sei denn zu jenem der ewigen Feinde des Völkerglücks und der Völker- ruhe, zu brechen. Die Ereignisse in Kurhessen. Fulda, 9. Nov. 1 Uhr Nachmittags. Eben rücken die ersten bayer. Truppen bei uns ein. -- 2 Uhr Nachmittags. Starke Massen Cheveauxle- gers, Schützen, Jnfanterie und Artillerie im Ge- folge des Oberbefehlshabers Fürsten von Thurn und Taxis durchziehen mit klingendem Spiele die Stadt und stellen sich auf dem Domplatze auf; sie werden hier Quartier nehmen. -- Das Haupt- quartier der Bundestruppen ist heute nach Fulda verlegt worden. -- Abends Alle Feindseligkeiten sind eingestellt. Die Preußen haben nicht blos Fulda geräumt, sondern auch die Straße nach Kassel freigegeben. Sie behalten sich blos ihre Etappenorte vor. Diese freundliche und versöhnliche Ausgleichung muß jeden wahren Va- terlandsfreund mit inniger Freude erfüllen; wir hoffen, daß nun auch der gestrige betrübende Vor- fall sich zu gegenseitiger Zufriedenheit ausgleichen werde. ( F.=O.=Z. ) Von der obern Fulda, 9. Nov., Abends. Ein großer Theil der Bundesarmee übernachtet heute in der Stadt Fulda und der nächsten Um- gegend. Morgen Vormittag wird derselbe wahr- scheinlich über Marbach, Rückers und Künfeld, auf der Straße nach Kassel weiter marschiren. Auf dieser Straße werden die Bundestruppen jen- seits Hünfeld die Orte Burghann, Rotenkirch, Neukirchen, Odensachs, Ober= und Unterhaune be- rühren, an Hersfeld ( Stadt von 7000 Einwoh- nern, an der preußischen Clappenstraße gelegen ) vorübermarschiren, und ihren Weg über Friedlos, Blankenheim und Breitenbach bis Bebra fortsetzen, bei welchem letztern Orte sie auf der Eisenbahn nach Kassel gelangen werden. Die Entfernung von Fulda bis Bebra beträgt7 3 / 4 Meilen und die von Bebra bis Kassel 6 Meilen; die Trup- pen können also am 12. ds. M. in Kassel ein- treffen. ( F.=O.=Z. ) Fulda, 9. Nov. Die bei Bronnzell verwun- deten Jäger wurden in dasselbe Wirthshaus ge- tragen, wo der Fürst von Thurn und Taxis sich einlogirt hatte; sie wurden von demselben sogleich besucht, wobei der schwerer Verwundete nur eine Klage hatte, die, daß sein Stutzen nicht geladen gewesen und er schon auf die erste Charge von Seiten der Preußen gefallen sei. Die Kugel ist ihm durch die Brust und rechte Schulter gedrun- gen, man hofft ihn indeß zu retten, der 2. ist an der Knieescheibe verwundet, der 3. am Knöchel und der 4. an der Wade. ( K. Z. ) Hanau, 9. Nov. Für die Verpflegung der Bundestruppen ist folgendermaßen gesorgt. Von hier gehen auf Anordnung des Militärkommandos täglich nach den Hauptquartieren ab: 9000 Pfund Fleisch, 18,000 Pfund Brod 40,000 Pfund Heu, 42,000 Pfund Stroh, 1000 Maas Branntwein, 1200 Pfund Salz und 50 Pfund Pfeffer. ( K. Z. ) Fulda, 10. Nov. Gestern Abend brachte das hier cantonnirende Offizierkorps, unter Begleitung einer solennen Fackelmusik, dem Oberbefehlshaber der Bundestruppen, General der Cavallerie, Für- sten v. Thurn und Taxis, seine Glückwünsche zu dessen Namensfeste dar. Auf Befehl des Bun- deskommissärs haben der Obergerichtspräsident v. Warnsdorf, der Obergerichtsrath Pfeiffer, das vormalige Mitglied der aufgelösten Ständever- sammlung Dr. med. Weinzierl und der als Pri- vatmann sich hier aufhaltende Louis von Schwei- zer, jeder einen Offizier und fünfzig Mann als Einquartierung erhalten. Die Bürgergarde ist vom Garnisonsdienste entbunden worden, dagegen nicht aufgelöst und entwaffnet. Sämmtliche Bun- destruppen waren in den Dom heute Vormittag zur Kirchenparade eingerückt. ( F. O.=Z. ) Schleswig=holsteinische Ange- legenheiten . Altona, 9. Nov. Der hiesige „Merkur“ ent- hält die folgende Erklärung: Jn einer am 24. v. M. abgehaltenen Versammlung von Prälaten und Gutsbesitzern der Herzogthümer Schleswig und Holstein ist die Veröffentlichung der nachste- henden Erklärung beschlossen worden: „Prälaten und Gutsbesitzer der Herzogthümer Schleswig und Holstein erklären, daß es sie tief bekümmert, noch immer kein Zeichen der Beendigung des blutigen Krieges zu sehen, der zwischen zwei Völkern ge- führt wird, die seit Jahrhunderten denselben Herr- scher hatten und durch so manche Bande und ge- meinschaftliche Jnteressen eng an einander geknüpft waren. Die einzigen Resultate, welche dieser traurige Krieg gehabt hat und bei der Lage der europäischen Verhältnisse aller Wahrscheinlichkeit nach haben kann, sind nächst einer maßlosen Erschöpfung der Kräfte beider Länder eine stei- gende Erbitterung der Gemüther, welche die Versöhnung von Tage zu Tage mehr erschwert. Prälaten und Gutsbesitzer überzeugt, daß der Streit zwischen Dänemark und den Herzogthü- mern nicht durch das Schwert entschieden wird, daß mithin ein ferneres Blutvergießen eben so grausam wie nutzlos ist, halten es für ihre Pflicht, laut und öffentlich ihr Verlangen nach

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 271. Würzburg, 12. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische271_1850/1>, abgerufen am 21.11.2024.