Die Bayerische Presse. Nr. 233. Würzburg, 28. September 1850.( Maurerei in Preußen. ) Jn den Län- Neuestes. Frankenthal, 24. Sept. Beim hiesigen Zucht- Linz, 24. Sept. Die vierte Generalversamm- T. D. Berlin, 24. Sept. Der " Staatsanzei- Paris, 25. Sept. Die Permanenzcommission hat Berlin, 25. Sept. JJ. MM. der Kaiser Posen, 23. Sept. Das allgemeine Stadt- Turin, 20. Sept. Das klerikale Blatt Ar- Die demagogischen Blätter "Opinone" und Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Jn der Steib' schen Buchdruckerei ( Marktgasse No. 318 ) Der fränkische Hausfreund. Volkskalender für 1851. Drit- Derselbe enthält nebst dem kirchlich=astronomischen Theile, Unter der Presse befinden sich Taschen=, Wand = und Theater=Anzeige, Sonntag den 29. Sept. 1850. Morgen Mittag zwischen 1 und Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 78. ( Maurerei in Preußen. ) Jn den Län- Neuestes. Frankenthal, 24. Sept. Beim hiesigen Zucht- Linz, 24. Sept. Die vierte Generalversamm- T. D. Berlin, 24. Sept. Der „ Staatsanzei- Paris, 25. Sept. Die Permanenzcommission hat Berlin, 25. Sept. JJ. MM. der Kaiser Posen, 23. Sept. Das allgemeine Stadt- Turin, 20. Sept. Das klerikale Blatt Ar- Die demagogischen Blätter „Opinone“ und Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Jn der Steib' schen Buchdruckerei ( Marktgasse No. 318 ) Der fränkische Hausfreund. Volkskalender für 1851. Drit- Derselbe enthält nebst dem kirchlich=astronomischen Theile, Unter der Presse befinden sich Taschen=, Wand = und Theater=Anzeige, Sonntag den 29. Sept. 1850. ☞ Morgen Mittag zwischen 1 und Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 78. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0004"/> <div n="2"> <p>( <hi rendition="#g">Maurerei in Preußen.</hi> ) Jn den Län-<lb/> dern, wo der Regent, oder ein Prinz, oder sonsti-<lb/> ger Verwandter der Fürstenfamilie Freimaurer ist,<lb/> übernimmt derselbe meist das Protectorat seiner<lb/> Logen. Die Loge besteht aus Ehrenmitgliedern,<lb/> Mitgliedern, musikalischen Brüdern, Dienern, Brü-<lb/> dern, aus Lehrlingen, Gesellen, Meistern. Der<lb/> Lufton ( Sohn eines Maurers ) genießt bei Auf-<lb/> nahme Vortheile. Luftonlogen sind größtentheils<lb/> Pflegschulen der ächten Logen. Die höhern Grade<lb/> sind mehr Ausschüsse der verständigern, durch die<lb/> Zeit bewährten Brüder, man nennt sie Erkenntniß-<lb/> stufen. Mehr dienen sie, um Ausschüsse für die<lb/> Großlogen zu gründen, die unter Aufsicht des<lb/> Staates stehen. Es gibt Töchterlogen, Mutter-<lb/> logen, Provinziallogen ( Westphalen hat keine und<lb/> steht direkt unter der National=Mutterloge zu den<lb/> 3 Weltkugeln, die in Berlin unter Prinz Wil-<lb/> helm von Preußen arbeitet ) . Großlogen haben<lb/> Großmeister, Großbeamte <abbr>ec.</abbr> -- Friedrich der<lb/> Große ward 1738 als Kronprinz Maurer in<lb/> Braunschweig und gründete als Monarch 1740<lb/> die National=Mutterloge zu den 3 Weltkugeln in<lb/> Berlin, welche in kurzer Zeit 14 Töchterlogen<lb/> zählte. Es gehörte zum guten Ton, Mitglied<lb/> der Loge zu sein. Papst Clemens <hi rendition="#aq">XII</hi>. belegte<lb/> die Freimaurerei 1738 mit Bann und Excommu-<lb/> nication, die Papst Benedict <hi rendition="#aq">XIV</hi>. 1751 bestä-<lb/> tigte. Da in Westphalen keine Maurer waren,<lb/> sind die Breven hier nicht publicirt; Viele bezeich-<lb/> nen den Generalvikar Domdechanten Spiegel, spä-<lb/> tern Erzbischof von Köln, als Maurer, und an-<lb/> dere Fürstbischöfe Münsters. Beim deutschen<lb/> Reichstage wurde 1794 vom Kaiser Franz dar-<lb/> auf angetragen, alle geheimen Gesellschaften zu<lb/> verbieten. -- Der gegenwärtige Zustand der Frei-<lb/> maurerei ist nun folgender für Deutschland und<lb/> zwar zunächst für Preußen. Keine Freimaurerlo-<lb/> gen hatte 1847 Oesterreich, Kurhessen, Baden,<lb/> Dessau, Köthen, Homburg, Hechingen, Sigmarin-<lb/> gen, Liechtenstein, Detmold, Schaumburg, Nassau,<lb/> Reuß=Rudolstadt=Sondershausen. -- Jn Preußen,<lb/> wo die Freimaurerei sich selbst im vormärzlichen<lb/> absoluten Staate am thätigsten zeigte, hat der<lb/> Prinz von Preußen, Wilhelm, nach seiner Auf-<lb/> nahme 1840 die Leitung der Freimaurer ( sei-<lb/> nem Bruder in der Würde folgend ) als Groß-<lb/> meister sämmtlicher Systeme übernommen. <hi rendition="#aq">a ) </hi><lb/> Die National=Mutterloge in Berlin hat in 89<lb/> arbeitendem Töchterlogen etwa 7500 Mitglieder,<lb/> die nach dem aus der stricten Observanz entstan-<lb/> denen Systeme arbeiten, und hat mit den Johan-<lb/> nisgraden 7 Grade. <hi rendition="#aq">b</hi> ) Die große Landesloge<lb/> in Berlin zählt in 53 Töchterlogen 3770 Mit-<lb/> glieder, bearbeitet nach dem von Zinzendorfschen<lb/> altschwedischen Systeme und hat 7 Grade. Die<lb/> National=Mutterloge und Landesloge lassen sich<lb/> seit 1841 gegenseitig in dem 4. Grade zu. <hi rendition="#aq">c ) </hi><lb/> Die Loge Royal York zur Freundschaft in Ber-<lb/> lin zahlt 35 Töchterlogen, 1440 Mitglieder. Sie<lb/> hat der höhern Grade 6 Erkenntnißstufen. -- Die<lb/> 61 deutschen Logen verschiedener Systeme mögen,<lb/> außer den 164 preußischen, etwa 4600 Brüder,<lb/> und mit jenen in 225 Logen 17,500 Brüder im<lb/> Jahre 1847 zahlen. Eine der Hauptlogen Ber-<lb/> lins hat den Beschluß gefaßt, aus ihren Statuten<lb/> denjenigen Paragraphen wegfallen zu lassen, wel-<lb/> cher den Eintritt in dieselbe vom christlichen Glau-<lb/> bensbekenntnisse abhängig macht; der Prinz von<lb/> Preußen hat dieser Umänderung seine Zustimmung<lb/> nicht versagen zu dürfen geglaubt. -- Was die<lb/> Maurerei in ihrer Beziehung „zur katholischen<lb/> Kirche“ betrifft, so wird letztere jene stets als<lb/> ein der Haresie huldigendes Jnstitut verwerfen<lb/> und ihm ihre Anerkennung versagen müssen, wo-<lb/> gegen auch der Entwurf: „daß die Maurerer Re-<lb/> ligion und Sittlichkeit nicht gefahrde,“ fur uner-<lb/> heblich anerkannt wird. -- Westphalen hat viele<lb/> Logen, dagegen das Münsterland außer zu Mün-<lb/> ster ( Warendorf vorübergehend ) keine. Zuerst war<lb/> in Münster die Loge auf dem Domplatz in der<lb/> Wohnung des J. C. Gritse, dann bei Friseur<lb/> Lucke, jetzt in der Lutturgasse. -- Unter den Preu-<lb/><cb/> ßen, besonders unter dem Meister Blücher, Fürst<lb/> Feldmarschall, kam die Maurerei sehr in Aufnahme<lb/> und fand man Adel, Patricier, Beamte, Kaufleute<lb/> in der Loge, von welcher aus alle Wahlen u. dgl.,<lb/> jede Repräsentation in die Hand genommen wird.<lb/> Jn allen Vereinen sieht man Maurer an der<lb/> Spitze. Am Schluß will ich, da der Bruch zwi-<lb/> schen den Beamten und dem Fürsten in Hessen<lb/> und die Sympathie offizieller preußischer Organe<lb/> mich darauf bringen, bemerken, daß der Kurfürst<lb/> schon als Kurprinz=Mitregent die Maurerei unter-<lb/> sagte. -- Jetzt frage aber einer die Räthe und<lb/> Beamten der Stadt Münster bis zum Amtsdie-<lb/> ner herab, ob sie Maurer seien und man wird<lb/> fast nichts anders als Freimaurer finden, und so<lb/> geht's noch an vielen Stellen mit den Lieferan-<lb/> ten u. s. w.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#c #fr"><hi rendition="#g">Neuestes</hi>.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <p>Frankenthal, 24. Sept. Beim hiesigen Zucht-<lb/> polizeigericht wurden in 4 Sachen 24 Jndividuen<lb/> wegen verleumderischer Denunziation bestraft. Sie<lb/> gehörten früher sämmtlich demokratischen Vereinen<lb/> an. ( Was sagt die Speyerer Zeitung dazu, die<lb/> kürzlich solche verächtliche Denunziationen „den<lb/> Piusvereinlern und der Muckersekte“ zuschrieb? ) </p><lb/> <space dim="horizontal"/> <byline>( Pf. Z. )</byline> </div><lb/> <div n="2"> <p>Linz, 24. Sept. Die vierte Generalversamm-<lb/> lung der kath. Vereine Deutschlands hat gestern<lb/> ihre Eröffnung gefunden. Die Zahl der dießjäh-<lb/> rigen Mitglieder, die sich schon auf dreihundert<lb/> beläuft, beweist, daß das Jnteresse und Bedürf-<lb/> niß dieser Versammlungen unter den Katholiken<lb/> immer mehr gefühlt wird, und wir wollen uns<lb/> nicht beirren lassen, wenn selbst die A. Allg. Z.,<lb/> die jüngst über den lutherischen Kirchentag in<lb/> Stuttgart sich so ausführlich verbreitete, von<lb/> dieser so wenig wie von der vorjährigen General-<lb/> versammlung in Regensburg Notiz nehmen wird.<lb/> Es hat einen rührenden Eindruck gemacht, als<lb/> diesen Morgen der greise und noch dazu blinde<lb/> Kirchenfürst von Linz, von Andern geführt, die<lb/> Tribüne bestieg, und -- selber eine lebendige Pre-<lb/> digt -- ergreifende Worte an die versammelten<lb/> Tausende richtete. Auch der Hochwürdigste Bi-<lb/> schof von Regensburg, sowie die HH. Prälaten<lb/> von Metten, Kremsmünster, Herzogenburg u. A.<lb/> befinden sich unter den Anwesenden, auch Ungarn<lb/> fehlen nicht, und so weit dort die deutsche Zunge<lb/> klingt, hat sie ihre Abgeordneten hieher gesandt.<lb/> Von Mähren sind nicht weniger als 46 Vereine<lb/> repräsentirt. Der erste Redner des Tages war<lb/> und blieb Pfarrer Eberhard aus Kelheim, Mün-<lb/> chens hochberühmter Kanzelredner, und was er<lb/> über den jugendlichen Kaiser von Oesterreich und<lb/> die Aufnahme, die ihm von der Vorsehung zum<lb/> Heile der Kirche wie des Staates gestellt sei,<lb/> sprach, gehört wohl zu dem ergreifendsten, was je<lb/> einem Redner zu sagen gegeben sein mag. Der<lb/> Eindruck war so mächtig, daß die Versammlung<lb/> sofort beendigt wurde, um ihn nicht zu verwischen.<lb/> Diesen Abend wird der Präsident der ganzen Ver-<lb/> sammlung gewählt werden, alle Stimmen neigen<lb/> sich auf den Freiherrn von Andlaw aus Baden.<lb/> Buß wird noch erwartet, Döllinger ist bereits hier,<lb/> und außerdem aus München an zehn Abgeordnete.</p><lb/> <space dim="horizontal"/> <byline>( A. P. )</byline> </div><lb/> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq">T. D</hi>. Berlin, 24. Sept. Der „ Staatsanzei-<lb/> ger “ bringt die Ernennung des Herrn v. 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Das allgemeine Stadt-<lb/> gespräch bilden hier gegenwärtig die Mystifica-<lb/> tionen, deren Opfer mehrere hohen Geistlichen<lb/> durch die unerhörte Frechheit des nunmehr als<lb/> gemeiner Betrüger erkannten angeblichen Fürsten<lb/> Altieri geworden sind. -- Wie man jetzt hier<lb/> wissen will, ist dieser Pseudo=Fürst ein <hi rendition="#g">Jude.</hi><lb/> Uebrigens hat er hier fließend Lateinisch gespro-<lb/> chen und sich mit allen Klerikalverhältnissen durch-<lb/> aus vertraut gezeigt, sich aber auf kluge Weise<lb/> gehütet, irgend eine geistliche Handlung vorzu-<lb/> nehmen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Turin, 20. Sept. Das klerikale Blatt Ar-<lb/> monia bringt eine Korrespondenz aus Rom vom<lb/> 13., woraus hervorgeht, daß Pinelli schließlich<lb/> von dem heil. Vater an eine eigens bestellte Kar-<lb/> dinalkommission gewiesen worden ist. Pinelli habe<lb/> in Erwartung längerer Dauer der Verhandlungen<lb/> ein Quartier gemiethet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <p>Die demagogischen Blätter „Opinone“ und<lb/> die „Croce di Savoia“ berichten, daß 6 Bischöfe<lb/> Piemonts mit Vollmachten mehrerer ihrer Colle-<lb/> gen ausgestattet, sich zu Villanoveta versammelt,<lb/> und von da den heiligen Vater schriftlich ersucht<lb/> hätten, die Siccardi'schen Gesetze anzuerkennen.<lb/> Die „Croce“ ist ungeschickt genug, die Namen<lb/> dieser sechs Prälaten anzugeben. Es sind solche<lb/> die zu seiner Zeit gegen die Gesetze des Herrn<lb/> Siccardi und für den Hochwürdigsten Hrn. Erz-<lb/> bischof von Turin am kräftigsten protestirt ha-<lb/> ben! 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Hauses, den 100jährigen Kalender,<lb/> Uebersicht der in Würzburg ankommenden und abgehenden<lb/> Posten, Briefportotarif des deutsch=österreichischen Postvereins,<lb/> Gradationsstempelnorm, Boten=, Fuhr=, und Schiffsgelegen-<lb/> heiten, Zinsenberechungstabelle zu 3,3 1 / 2, 4,4 1 / 2, und 5<lb/> pCt., Wurftabelle der Kronen = und Preußischen Thaler<lb/> und ein umfassendes Jahrmärkteverzeichniß. -- An erzählen-<lb/> dem Texte: Der Tod Melchiors von Zobel, dessen. Ursache<lb/> und Folgen ( 1544--1567 ) ; der St. Kilianstag im Jahre<lb/> 1850; die Schlacht bei Würzburg 1796; der Thalermann;<lb/> Mannigfaltiges ( eine Auswahl von Anekdoten <abbr>ec.</abbr> ) ; die<lb/> Lehnin'sche Weissagung, betreffend die Schicksale Preußens<lb/> und seiner Regenten. 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Sept.<lb/><hi rendition="#g">Norma.</hi><lb/> Große Oper in 3 Akten von Bellini.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <p>☞ <hi rendition="#g">Morgen Mittag zwischen</hi> 1 <hi rendition="#g">und</hi><lb/> 2 <hi rendition="#g">Uhr wird eine Beilage ausgegeben.</hi> </p> </div><lb/> <cb type="end"/> <div n="1"> <p><space dim="horizontal"/>Druck von Joseph Steib in Würzburg.<space dim="horizontal"/>Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 78.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0004]
( Maurerei in Preußen. ) Jn den Län-
dern, wo der Regent, oder ein Prinz, oder sonsti-
ger Verwandter der Fürstenfamilie Freimaurer ist,
übernimmt derselbe meist das Protectorat seiner
Logen. Die Loge besteht aus Ehrenmitgliedern,
Mitgliedern, musikalischen Brüdern, Dienern, Brü-
dern, aus Lehrlingen, Gesellen, Meistern. Der
Lufton ( Sohn eines Maurers ) genießt bei Auf-
nahme Vortheile. Luftonlogen sind größtentheils
Pflegschulen der ächten Logen. Die höhern Grade
sind mehr Ausschüsse der verständigern, durch die
Zeit bewährten Brüder, man nennt sie Erkenntniß-
stufen. Mehr dienen sie, um Ausschüsse für die
Großlogen zu gründen, die unter Aufsicht des
Staates stehen. Es gibt Töchterlogen, Mutter-
logen, Provinziallogen ( Westphalen hat keine und
steht direkt unter der National=Mutterloge zu den
3 Weltkugeln, die in Berlin unter Prinz Wil-
helm von Preußen arbeitet ) . Großlogen haben
Großmeister, Großbeamte ec. -- Friedrich der
Große ward 1738 als Kronprinz Maurer in
Braunschweig und gründete als Monarch 1740
die National=Mutterloge zu den 3 Weltkugeln in
Berlin, welche in kurzer Zeit 14 Töchterlogen
zählte. Es gehörte zum guten Ton, Mitglied
der Loge zu sein. Papst Clemens XII. belegte
die Freimaurerei 1738 mit Bann und Excommu-
nication, die Papst Benedict XIV. 1751 bestä-
tigte. Da in Westphalen keine Maurer waren,
sind die Breven hier nicht publicirt; Viele bezeich-
nen den Generalvikar Domdechanten Spiegel, spä-
tern Erzbischof von Köln, als Maurer, und an-
dere Fürstbischöfe Münsters. Beim deutschen
Reichstage wurde 1794 vom Kaiser Franz dar-
auf angetragen, alle geheimen Gesellschaften zu
verbieten. -- Der gegenwärtige Zustand der Frei-
maurerei ist nun folgender für Deutschland und
zwar zunächst für Preußen. Keine Freimaurerlo-
gen hatte 1847 Oesterreich, Kurhessen, Baden,
Dessau, Köthen, Homburg, Hechingen, Sigmarin-
gen, Liechtenstein, Detmold, Schaumburg, Nassau,
Reuß=Rudolstadt=Sondershausen. -- Jn Preußen,
wo die Freimaurerei sich selbst im vormärzlichen
absoluten Staate am thätigsten zeigte, hat der
Prinz von Preußen, Wilhelm, nach seiner Auf-
nahme 1840 die Leitung der Freimaurer ( sei-
nem Bruder in der Würde folgend ) als Groß-
meister sämmtlicher Systeme übernommen. a )
Die National=Mutterloge in Berlin hat in 89
arbeitendem Töchterlogen etwa 7500 Mitglieder,
die nach dem aus der stricten Observanz entstan-
denen Systeme arbeiten, und hat mit den Johan-
nisgraden 7 Grade. b ) Die große Landesloge
in Berlin zählt in 53 Töchterlogen 3770 Mit-
glieder, bearbeitet nach dem von Zinzendorfschen
altschwedischen Systeme und hat 7 Grade. Die
National=Mutterloge und Landesloge lassen sich
seit 1841 gegenseitig in dem 4. Grade zu. c )
Die Loge Royal York zur Freundschaft in Ber-
lin zahlt 35 Töchterlogen, 1440 Mitglieder. Sie
hat der höhern Grade 6 Erkenntnißstufen. -- Die
61 deutschen Logen verschiedener Systeme mögen,
außer den 164 preußischen, etwa 4600 Brüder,
und mit jenen in 225 Logen 17,500 Brüder im
Jahre 1847 zahlen. Eine der Hauptlogen Ber-
lins hat den Beschluß gefaßt, aus ihren Statuten
denjenigen Paragraphen wegfallen zu lassen, wel-
cher den Eintritt in dieselbe vom christlichen Glau-
bensbekenntnisse abhängig macht; der Prinz von
Preußen hat dieser Umänderung seine Zustimmung
nicht versagen zu dürfen geglaubt. -- Was die
Maurerei in ihrer Beziehung „zur katholischen
Kirche“ betrifft, so wird letztere jene stets als
ein der Haresie huldigendes Jnstitut verwerfen
und ihm ihre Anerkennung versagen müssen, wo-
gegen auch der Entwurf: „daß die Maurerer Re-
ligion und Sittlichkeit nicht gefahrde,“ fur uner-
heblich anerkannt wird. -- Westphalen hat viele
Logen, dagegen das Münsterland außer zu Mün-
ster ( Warendorf vorübergehend ) keine. Zuerst war
in Münster die Loge auf dem Domplatz in der
Wohnung des J. C. Gritse, dann bei Friseur
Lucke, jetzt in der Lutturgasse. -- Unter den Preu-
ßen, besonders unter dem Meister Blücher, Fürst
Feldmarschall, kam die Maurerei sehr in Aufnahme
und fand man Adel, Patricier, Beamte, Kaufleute
in der Loge, von welcher aus alle Wahlen u. dgl.,
jede Repräsentation in die Hand genommen wird.
Jn allen Vereinen sieht man Maurer an der
Spitze. Am Schluß will ich, da der Bruch zwi-
schen den Beamten und dem Fürsten in Hessen
und die Sympathie offizieller preußischer Organe
mich darauf bringen, bemerken, daß der Kurfürst
schon als Kurprinz=Mitregent die Maurerei unter-
sagte. -- Jetzt frage aber einer die Räthe und
Beamten der Stadt Münster bis zum Amtsdie-
ner herab, ob sie Maurer seien und man wird
fast nichts anders als Freimaurer finden, und so
geht's noch an vielen Stellen mit den Lieferan-
ten u. s. w.
Neuestes.
Frankenthal, 24. Sept. Beim hiesigen Zucht-
polizeigericht wurden in 4 Sachen 24 Jndividuen
wegen verleumderischer Denunziation bestraft. Sie
gehörten früher sämmtlich demokratischen Vereinen
an. ( Was sagt die Speyerer Zeitung dazu, die
kürzlich solche verächtliche Denunziationen „den
Piusvereinlern und der Muckersekte“ zuschrieb? )
( Pf. Z. )
Linz, 24. Sept. Die vierte Generalversamm-
lung der kath. Vereine Deutschlands hat gestern
ihre Eröffnung gefunden. Die Zahl der dießjäh-
rigen Mitglieder, die sich schon auf dreihundert
beläuft, beweist, daß das Jnteresse und Bedürf-
niß dieser Versammlungen unter den Katholiken
immer mehr gefühlt wird, und wir wollen uns
nicht beirren lassen, wenn selbst die A. Allg. Z.,
die jüngst über den lutherischen Kirchentag in
Stuttgart sich so ausführlich verbreitete, von
dieser so wenig wie von der vorjährigen General-
versammlung in Regensburg Notiz nehmen wird.
Es hat einen rührenden Eindruck gemacht, als
diesen Morgen der greise und noch dazu blinde
Kirchenfürst von Linz, von Andern geführt, die
Tribüne bestieg, und -- selber eine lebendige Pre-
digt -- ergreifende Worte an die versammelten
Tausende richtete. Auch der Hochwürdigste Bi-
schof von Regensburg, sowie die HH. Prälaten
von Metten, Kremsmünster, Herzogenburg u. A.
befinden sich unter den Anwesenden, auch Ungarn
fehlen nicht, und so weit dort die deutsche Zunge
klingt, hat sie ihre Abgeordneten hieher gesandt.
Von Mähren sind nicht weniger als 46 Vereine
repräsentirt. Der erste Redner des Tages war
und blieb Pfarrer Eberhard aus Kelheim, Mün-
chens hochberühmter Kanzelredner, und was er
über den jugendlichen Kaiser von Oesterreich und
die Aufnahme, die ihm von der Vorsehung zum
Heile der Kirche wie des Staates gestellt sei,
sprach, gehört wohl zu dem ergreifendsten, was je
einem Redner zu sagen gegeben sein mag. Der
Eindruck war so mächtig, daß die Versammlung
sofort beendigt wurde, um ihn nicht zu verwischen.
Diesen Abend wird der Präsident der ganzen Ver-
sammlung gewählt werden, alle Stimmen neigen
sich auf den Freiherrn von Andlaw aus Baden.
Buß wird noch erwartet, Döllinger ist bereits hier,
und außerdem aus München an zehn Abgeordnete.
( A. P. )
T. D. Berlin, 24. Sept. Der „ Staatsanzei-
ger “ bringt die Ernennung des Herrn v. Rado-
witz zum Minister der auswärtigen Angelegenhei-
ten. -- Eine an den kgl. Geschäftsträger am
kurfurstl. hessischen Hofe, Herrn v. Thile, gerich-
tete preußische Note vom 23. Sept. 1850, be-
zeichnet den Widerstand des kurhessischen Volks
als einen legalen und das Unternehmen des kur-
hessischen Ministeriums als Verfassungbruch; dies
sei als Ansicht des preußischen Gouvernements
mitzutheilen. Hieran schließt sich die Mahnung
zur Rückkehr auf den verfassungsmäßigen Weg.
-- Hannover und Bayern haben beim Bundestag
einen formellen Protest gegen eine proponirt ge-
meinsame Bundesverwaltungscommission eingereicht.
Paris, 25. Sept. Die Permanenzcommission hat
die beantragte sofortige Einberufung der gesetzgeben-
den Versammlung mit einer Mehrheit von nur 2 Stim-
men verworfen, worauf die Course fielen. Auf mor-
gen ( 26. d. M. ) ist eine abermalige Sitzung
derselben Commission anberaumt.
( F. O.=Z. )
Berlin, 25. Sept. JJ. MM. der Kaiser
und die Kaiserin von Rußland werden unserm
Könige auf Erdmannsdorf einen Besuch abstatten
und zwar wird der 28. Sept. als der Tag der
Ankunft des hohen Paares daselbst bezeichnet.
Wie man hört, wird Kaiser Nikolaus einige
Tage auf Erdmannsdorf verweilen, während die
Kaiserinn ihre Reise nach Jschl baldigst fortsetzen
wird.
Posen, 23. Sept. Das allgemeine Stadt-
gespräch bilden hier gegenwärtig die Mystifica-
tionen, deren Opfer mehrere hohen Geistlichen
durch die unerhörte Frechheit des nunmehr als
gemeiner Betrüger erkannten angeblichen Fürsten
Altieri geworden sind. -- Wie man jetzt hier
wissen will, ist dieser Pseudo=Fürst ein Jude.
Uebrigens hat er hier fließend Lateinisch gespro-
chen und sich mit allen Klerikalverhältnissen durch-
aus vertraut gezeigt, sich aber auf kluge Weise
gehütet, irgend eine geistliche Handlung vorzu-
nehmen.
Turin, 20. Sept. Das klerikale Blatt Ar-
monia bringt eine Korrespondenz aus Rom vom
13., woraus hervorgeht, daß Pinelli schließlich
von dem heil. Vater an eine eigens bestellte Kar-
dinalkommission gewiesen worden ist. Pinelli habe
in Erwartung längerer Dauer der Verhandlungen
ein Quartier gemiethet.
Die demagogischen Blätter „Opinone“ und
die „Croce di Savoia“ berichten, daß 6 Bischöfe
Piemonts mit Vollmachten mehrerer ihrer Colle-
gen ausgestattet, sich zu Villanoveta versammelt,
und von da den heiligen Vater schriftlich ersucht
hätten, die Siccardi'schen Gesetze anzuerkennen.
Die „Croce“ ist ungeschickt genug, die Namen
dieser sechs Prälaten anzugeben. Es sind solche
die zu seiner Zeit gegen die Gesetze des Herrn
Siccardi und für den Hochwürdigsten Hrn. Erz-
bischof von Turin am kräftigsten protestirt ha-
ben! Wir glauben nicht mehr sagen zu brauchen.
Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.
Jn der Steib' schen Buchdruckerei ( Marktgasse No. 318 )
ist so eben erschienen:
Der fränkische Hausfreund. Volkskalender für 1851. Drit-
ter Jahrgang. 4. mit farbigem Umschlage und vier
Holzschnitten. Preis gleich dem der Vorjahre.
Derselbe enthält nebst dem kirchlich=astronomischen Theile,
die Genealogie des k. Hauses, den 100jährigen Kalender,
Uebersicht der in Würzburg ankommenden und abgehenden
Posten, Briefportotarif des deutsch=österreichischen Postvereins,
Gradationsstempelnorm, Boten=, Fuhr=, und Schiffsgelegen-
heiten, Zinsenberechungstabelle zu 3,3 1 / 2, 4,4 1 / 2, und 5
pCt., Wurftabelle der Kronen = und Preußischen Thaler
und ein umfassendes Jahrmärkteverzeichniß. -- An erzählen-
dem Texte: Der Tod Melchiors von Zobel, dessen. Ursache
und Folgen ( 1544--1567 ) ; der St. Kilianstag im Jahre
1850; die Schlacht bei Würzburg 1796; der Thalermann;
Mannigfaltiges ( eine Auswahl von Anekdoten ec. ) ; die
Lehnin'sche Weissagung, betreffend die Schicksale Preußens
und seiner Regenten. Schließlich als Gemeinnütziges; Mittel
gegen Vergiftungen, Verbrennungen ec.
Unter der Presse befinden sich Taschen=, Wand = und
Comptoirkalender.
Theater=Anzeige,
Sonntag den 29. Sept. 1850.
Erste Vorstellung im ersten Abonnement.
Zur Eröffnung der Bühne:
Die Schule des Lebens,
oder:
Königstochter und Bettlerin.
Romantisches Schauspiel in 5 Akten von Raupach.
Montag den 30. Sept.
Norma.
Große Oper in 3 Akten von Bellini.
☞ Morgen Mittag zwischen 1 und
2 Uhr wird eine Beilage ausgegeben.
Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 78.
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Transkription
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
Weitere Informationen:Siehe Dokumentation
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