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Die Bayerische Presse. Nr. 208. Würzburg, 30. August 1850.

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[Spaltenumbruch] lungsstufe, allein von Bestand sein können! Mit
diesem Wunsche erkläre ich nun die erste Sitzung
für eröffnet.

Mainz, 26. August. Das Rundschreiben un-
seres Hrn. Bischofs an die hochwürdige Geist-
lichkeit unserer Diöese, worin zu den im Oktober
hier zu haltenden Exercitien eingeladen wird,
nimmt Bezug auf das von den vor zwei Jahren
zu Würzburg versammelten Bischöfen Deutschlands
erlassene Sendschreiben, und führt unter Anderem
die Worte an: "Lasset uns aus den Unruhen
des äußeren Lebens gern und oft uns zurückzie-
hen in unsere innere Welt und das so lange ver-
nachläßigte Feld heiliger Ascesen von Neuem an-
bauen. Lasset uns durch öftere Beichten und Buß-
übungen und insbesondere durch geistige Exercitien
die Reinheit und innere Heiligung steigern, ohne
die wir nicht wagen dürfen, tagtäglich mit dem
Göttlichen zu verkehren." Worauf dann das
Rundschreiben unseres Hrn. Bischofs fortfährt:
"Diese Worte haben genügt, um die geistlichen
Exercitien über fast alle Diöcesen Deutschlands
zu verbreiten. Ueberall sehen wir, wie Bischöfe
und Priester in dem Gebrauche dieses erhabenen
Mittels wetteifern, um sich in ihrem hohen Be-
ruse zu vervollkommnen. -- Meinem Hochwürdig-
sten Hrn. Vorgänger war es nur vergönnt, die
in Würzburg erlassenen Hirtenbrirfe und somit
auch vorstehende Ermahnung noch bekannt zu ma-
chen. Er starb bald nachher, und so mußte die
Abhaltung der Exercitien bis zur Wiederbesetzung
des bischöflichen Stuhles in der hiesigen Diöcese
ausgesetzt bleiben. Jch habe es daher für eine
meiner ersten Pflichten gehalten, in dieser Bezieh-
ung das Nöthige einzuleiten, und bin nun in der
Lage, Jhnen mittheilen zu können, daß der Hr.
Pfarrer Westhoff aus der Diöcese Münster im
hiesigen Seminargebäude vom 14. bis 18. Okt.
die geistlichen Uebungen leiten wird. -- Jndem
ich Jhnen hievon Kenntniß gebe, so zweifle ich
nicht, daß Sie, geliebteste Brüder, mit Freuden
diese Zeit des Heils benützen werden. Es würde
mir zum unaussprechlichen Troste gereichen, die
Tage mit recht vielen meiner Mitbrüder in der
Betrachtung und dem Gebete zubringen zu kön-
nen. -- -- Da beabsichtigte, die Exercitien,
wenn sich hinreichende Theilnahme zeigt, in zwei
aufeinander folgenden Wochen aufhalten zu lassen,
so ist zum Wechsel unter mehreren Geistlichen der-
selben Pfarre Gelegenheit gegeben, und die Pa-
storalverhältnisse stehen somit der Anwohnung der
Uebungen nicht mehr entgegen. Um nun die Theil-
nahme übersehen und die nöthigen Vorkehrungen
treffen zu können, fordere ich die HH. Geistlichen,
die Antheil nehmen wollen, auf, die Anmeldung
direkt bei mir einzureichen.

Die Constit. Corresp. meldet: Die bereits
im Jahre 1847 beabsichtigt gewesene Conferenz
von Bevollmächtigten der bei dem Eisenbahn-
Paßkarten=Verein betheiligten Regierungen wird
in diesem Jahre, und zwar am 18. Oktober, zu
Dresden stattfinden. Es sind auch die bisher
dem Verein nicht beigetretenen Regierungen, na-
mentlich die von Oesterreich, Bayern, Baden,
Großherzogthum Hessen, Nassau, Frankfurt a.
M. und Hamburg zur Betheiligung eingeladen
worden.

Berlin, 26. Aug. Preußen hat die Anmuthung
England's die Statthalterschaft zu veranlassen, den
Frieden, welchen Preußen im Namen des deut-
schen Bundes mit Dänemark abgeschlossen habe,
zu respektiren und den Krieg, welchen ein einzel-
nes deutsches Bundesland mit einer auswärtigen
Macht auf eigene Hand führe, einzustellen, abge-
lehnt und seine Weigerung namentlich durch vier
Punkte motivirt: 1 ) die Statthalterschaft sei
nicht eine von Preußen, sondern von der deutschen
Centralgewalt, dem damaligen Reichsverweser, le-
gal eingesetzte Behörde, könne also nur von der
Gesammtheit der deutschen Bundesstaaten und
nicht von Preußen allein Befehle empfangen; 2 )
der von Preußen vorgeschlagene einfache Friede
bedeute aber nichts anderes, als daß die Entschei-
dung der Streitfrage als eine innere Angelegen-
heit betrachtet und also den Herzogthümern selbst
[Spaltenumbruch] überlassen bleiben solle; 3 ) dieser Friede seie zwar
von Preußen vorgeschlagen, aber von den übrigen
Mitgliedern des deutschen Bundes nicht ratificirt
worden; er bestehe daher nicht als Vertrag, und
man habe also auch kein Recht, seine Beobachtung
zu fordern; 4 ) wollte man indeß auch diesseits
wirklich Schritte thun für die Herstellung des
Friedens in den Herzogthümern, so könne Preu-
ßen solche Schritte nur im Auftrag des deutschen
Bundes, nicht aber auf eigene Hand unternehmen
und es würde daher ein derartiger Auftrag immer
erst durch Vereinbarung mit den übrigen deutschen
Regierungen ausgewirkt werden müssen. -- Wie sich
also England bei einer etwaigen russischen Jnter-
vention verhalten würde, leuchtet aus obiger An-
muthung von selbst ein.

Schwurgerichtsverhandlung.

+ Würzburg, 29. August. Wiederum eine
Tödtung in Folge von Eifersucht war Gegenstand
der Verhandlung. M. Werthmüller, ein Maue-
rergeselle aus Wüstensachsen, hatte am 12. Febr.
d. J. ( es war Fastnacht ) Nachts 11 Uhr den
Leimbach aus Melberg, welcher die Dienstmagd
Rehm, auf welcher Werthmüller eifersüchtig war,
nach Hause begleitete, mit einem gewissen Faul-
stich überfallen. Faulstich hatte zuerst dem Leim-
bach eine Ohrfeige versetzt und während dieser sich
umwandte, versetzte Werthmüller mit einem Mes-
ser den Leimbach einen Stich, daß er nach 11
Tagen starb. Die Geschworenen sprachen auch
hier den Angeklagten schuldig der Körperverletzung
mit Vorbedacht und der Wahrscheinlichkeit des
nachfolgenden Todes, worauf der Schwurgerichts-
hof 9 Jahr Zuchthausstrafe verhängte. Präsident
war Kreisrath Dr. Steppes; Staatsanwalt: Kr. -
Ger.=Assessor Zinn; Vertheidiger: Anwalt Koch
aus Rothenfels.

Neuestes.

* Würzburg, 30. August. Heute früh tra-
ten eine halbe Batterie reitende und eine halbe
6pfünder Batterie ihren Marsch nach Aschaffen-
burg an, die eine nimmt ihren Weg über Esel-
bach, die andere über Lohr.

** Lohr, 29. August. Vor einigen Tagen
kam ein Dampfschiff stromaufwärts, welches in
unserer Nähe einen Kahn, der über den Fluß
setzen wollte, umstürzte. Die in demselben sich
befindlichen Personen, ein Mann und dessen Magd,
wurden gerettet, seine schwangere Frau und sein
Kind aber ertranken. -- Ein weiter drohendes
Unglück durch die sich steigernde Wuth der sich sam-
melnden Menschen gegen den an diesem Falle schul-
dig geglaubten Schiffskapitän wurde durch die
Thätigkeit der zufällig anwesenden zwei Gendar-
merie=Brigadiere verhütet.

Karlsruhe, 27. August. Der junge Eng-
länder, welcher unlängst in Baden wegen Thät-
lichkeiten gegen einen Bankangestellten verhaftet
wurde, ist der englische Gesandte in der Schweiz
Herr Peel. Er wurde sogleich wieder freigelassen.

Karlsruhe, 28. August. Diesen Nachmittag
um halb 4 Uhr ist Seine Königliche Hoheit der
Prinz von Preußen von Frankfurt hier angekom-
men und ebenfalls im Großherzoglichen Schlosse
abgestiegen.

Heidelberg, 24. August. Die Einladungen
zu der an hiesigem Orte zu veranstaltenden Ver-
sammlung der Professoren und Docenten der
deutschen Universitäten haben so wenig Anklang
gefunden, daß man sich genöthigt gesehen hat, von
der Verwirklichung dieser wenigstens für dieses
Jahr abzustehen. Absagungsschreiben in dem ge-
dachten Sinne sind an sämmtliche deutsche Uni-
versitäten erlassen worden.

Hannover, 24. Aug. Der Lieutenant Bau-
sen vom 2. leichten Bataillon, der unbefugter
Weise eine militärische Promenade nach Schles-
wig unternommen und die Schlacht bei Jdstedt
mitgemacht hatte, ist kriegsrechtlich zu 4 Wochen
Festungsarrest verurtheilt worden.

   
[Spaltenumbruch]

Wien, 26. Aug. Der amnestirte Graf Ste-
phan Batthyany sammt Gattin ist hier aus Kon-
stantinopel angekommen.

Das "K. B. a. B." meldet, daß Se. Emi-
nenz der Kardinal=Erzbischof den Gedanken bege,
in Prag einen Verein von Theologen zu bilden,
welche die Aufgabe haben sollen, sich stets auf
der Höhe der Wiffenschaft zu halten, um auf der-
selben "leitend u. veredelnd einwirken zu können."

Wien, 26. August. Fürst Schwarzenberg
hat vor drei Tagen Depeschen des Cardinals An-
tonelli erhalten, worin derselbe offiziel um eine
Jntervention Oesterreichs zur Wahrung der päpst-
lichen Gerechtsame anspricht, da sonst die Wie-
dereinsetzung des heiligen Vaters auf seinen Thron
"ein unvollständiger Akt" wäre. Den letzten
sichern Nachrichten zufolge fängt das sardinische
Ministerium an, sich nachgiebiger zu zeigen; auch
der König wünscht die Streitigkeiten beigelegt zu
sehen. Es ist daher zu erwarten, daß auf die
Vermittlung Oesterreichs, welches in Jtalien im-
mer zu einer gemäßigten und versöhnenden Poli-
tik gerathen hat, ein gütliches Uebereinkommen
zu Stande kommen wird.

Berlin, 27. August. Gestern früh wurden
die Bevollmächtigten zum Fürstenkollegium zu ei-
ner außerordentlichen Sitzung zusammenberufen.
Hr. v. Radowitz präsidirte dieser Sitzung, in wel-
cher dem Fürstenkollegium die Antwort der preuß.
Regierung auf die österreich. Einladung zur Be-
schickung des Bundestages mitgetheilt wurde. Wie
wir hören, ist der wesentliche Jnhalt dieser Ant-
wort der, daß Preußen zur Theilnahme an freien
Conferenzen bereit ist, am Bundestage aber sich
nicht betheiligen wird.

   

Durch den Privatbericht eines Reisenden, der
kürzlich in Kopenhagen war, bestätigt es sich, daß
die Friedenspartei bedeutend angewachsen und daß
ein Umschwung in der Behandlung der schl.=holst.
Frage, aber auch erst dann zu erwarten ist, wenn
die Minister Clausen und Madvig zum Austritt
genöthigt sein werden. Bis dahin sei an Unter-
handlungen nicht zu denken.

London, 26. August. Ueber die letzten Au-
genblicke des vormaligen Königs der Franzosen,
Ludwig Philipp, erfahren wir das Folgende: Seit
gestern Morgen war er von seinem rettungslosen
Zustande in Kenntniß gesetzt. Er empfing die
traurige Nachricht mit Ruhe und bereitete sich zu
seinem Scheiden vor. Nach einem kurzen Gespräch
mit der Königin dictirte er mit seltener Geistes-
klarheit den Schluß seiner Denkwürdigkeiten, welche
ihn die Krankheit zu unterbrechen genöthigt hatte.
Er verlangte dann seinen Kaplan, den Abbe Guelle,
zu sehen, ebenso die in Claremont anwesenden Kinder
und Enkel. Jn Gegenwart der Königin und sei-
ner Familie erfüllte er seine religiösen Pflichten
mit christlicher Ergebung und großem Gleichmuth.
Einige Zeit blieb seine Familie noch um ihn.
Gegen 7 Uhr Abends fühlte er sich weniger schwach,
dann stellte sich ein heftiges Fieber ein, welches
die ganze Nacht dauerte, ohne die geistigen Fähig-
keiten zu stören. Um 8 Uhr Morgens starb der
König bei voller Besinnung, umgeben von seiner
ganzen Familie, den Herzog von Montpensier und
dessen Gemahlin ausgenommen.

T. D. Athen, 18. Aug. Das Ministerium
ist nun vervollständigt in folgender Weise: Kriesis
Marine und Präsidentschaft des Conseils; Nota-
ras Jnneres; Christides Finanzen; Deliyanni Aus-
wärtiges; Korfiotakis Cultus, Laikos Justiz, Mi-
lios Krieg.

   
Die Bekenntnisse des J. Stauff.

Wir erfüllen unser gegebenes Versprechen, in-
dem wir den Lesern nachstehend eine ausführliche
und aus zuverlässiger Quelle geschöpfte Mitthei-
lung aus den neuen Staufschen Depositionen ge-
ben und diese ihrem Urtheil überlassen. Jndem
er die Vorereignisse des verhängnißvollen Tags
als bekannt voraussetzte und darüber hinwegging,
gelangte Stauff zu der fünften Nachmittagsstunde,
um welche er der Gräfin seinen Abgang ins großh.
Palais melden wollte, deßhalb hinaufging und

[Spaltenumbruch] lungsstufe, allein von Bestand sein können! Mit
diesem Wunsche erkläre ich nun die erste Sitzung
für eröffnet.

Mainz, 26. August. Das Rundschreiben un-
seres Hrn. Bischofs an die hochwürdige Geist-
lichkeit unserer Diöese, worin zu den im Oktober
hier zu haltenden Exercitien eingeladen wird,
nimmt Bezug auf das von den vor zwei Jahren
zu Würzburg versammelten Bischöfen Deutschlands
erlassene Sendschreiben, und führt unter Anderem
die Worte an: „Lasset uns aus den Unruhen
des äußeren Lebens gern und oft uns zurückzie-
hen in unsere innere Welt und das so lange ver-
nachläßigte Feld heiliger Ascesen von Neuem an-
bauen. Lasset uns durch öftere Beichten und Buß-
übungen und insbesondere durch geistige Exercitien
die Reinheit und innere Heiligung steigern, ohne
die wir nicht wagen dürfen, tagtäglich mit dem
Göttlichen zu verkehren.“ Worauf dann das
Rundschreiben unseres Hrn. Bischofs fortfährt:
„Diese Worte haben genügt, um die geistlichen
Exercitien über fast alle Diöcesen Deutschlands
zu verbreiten. Ueberall sehen wir, wie Bischöfe
und Priester in dem Gebrauche dieses erhabenen
Mittels wetteifern, um sich in ihrem hohen Be-
ruse zu vervollkommnen. -- Meinem Hochwürdig-
sten Hrn. Vorgänger war es nur vergönnt, die
in Würzburg erlassenen Hirtenbrirfe und somit
auch vorstehende Ermahnung noch bekannt zu ma-
chen. Er starb bald nachher, und so mußte die
Abhaltung der Exercitien bis zur Wiederbesetzung
des bischöflichen Stuhles in der hiesigen Diöcese
ausgesetzt bleiben. Jch habe es daher für eine
meiner ersten Pflichten gehalten, in dieser Bezieh-
ung das Nöthige einzuleiten, und bin nun in der
Lage, Jhnen mittheilen zu können, daß der Hr.
Pfarrer Westhoff aus der Diöcese Münster im
hiesigen Seminargebäude vom 14. bis 18. Okt.
die geistlichen Uebungen leiten wird. -- Jndem
ich Jhnen hievon Kenntniß gebe, so zweifle ich
nicht, daß Sie, geliebteste Brüder, mit Freuden
diese Zeit des Heils benützen werden. Es würde
mir zum unaussprechlichen Troste gereichen, die
Tage mit recht vielen meiner Mitbrüder in der
Betrachtung und dem Gebete zubringen zu kön-
nen. -- -- Da beabsichtigte, die Exercitien,
wenn sich hinreichende Theilnahme zeigt, in zwei
aufeinander folgenden Wochen aufhalten zu lassen,
so ist zum Wechsel unter mehreren Geistlichen der-
selben Pfarre Gelegenheit gegeben, und die Pa-
storalverhältnisse stehen somit der Anwohnung der
Uebungen nicht mehr entgegen. Um nun die Theil-
nahme übersehen und die nöthigen Vorkehrungen
treffen zu können, fordere ich die HH. Geistlichen,
die Antheil nehmen wollen, auf, die Anmeldung
direkt bei mir einzureichen.

Die Constit. Corresp. meldet: Die bereits
im Jahre 1847 beabsichtigt gewesene Conferenz
von Bevollmächtigten der bei dem Eisenbahn-
Paßkarten=Verein betheiligten Regierungen wird
in diesem Jahre, und zwar am 18. Oktober, zu
Dresden stattfinden. Es sind auch die bisher
dem Verein nicht beigetretenen Regierungen, na-
mentlich die von Oesterreich, Bayern, Baden,
Großherzogthum Hessen, Nassau, Frankfurt a.
M. und Hamburg zur Betheiligung eingeladen
worden.

Berlin, 26. Aug. Preußen hat die Anmuthung
England's die Statthalterschaft zu veranlassen, den
Frieden, welchen Preußen im Namen des deut-
schen Bundes mit Dänemark abgeschlossen habe,
zu respektiren und den Krieg, welchen ein einzel-
nes deutsches Bundesland mit einer auswärtigen
Macht auf eigene Hand führe, einzustellen, abge-
lehnt und seine Weigerung namentlich durch vier
Punkte motivirt: 1 ) die Statthalterschaft sei
nicht eine von Preußen, sondern von der deutschen
Centralgewalt, dem damaligen Reichsverweser, le-
gal eingesetzte Behörde, könne also nur von der
Gesammtheit der deutschen Bundesstaaten und
nicht von Preußen allein Befehle empfangen; 2 )
der von Preußen vorgeschlagene einfache Friede
bedeute aber nichts anderes, als daß die Entschei-
dung der Streitfrage als eine innere Angelegen-
heit betrachtet und also den Herzogthümern selbst
[Spaltenumbruch] überlassen bleiben solle; 3 ) dieser Friede seie zwar
von Preußen vorgeschlagen, aber von den übrigen
Mitgliedern des deutschen Bundes nicht ratificirt
worden; er bestehe daher nicht als Vertrag, und
man habe also auch kein Recht, seine Beobachtung
zu fordern; 4 ) wollte man indeß auch diesseits
wirklich Schritte thun für die Herstellung des
Friedens in den Herzogthümern, so könne Preu-
ßen solche Schritte nur im Auftrag des deutschen
Bundes, nicht aber auf eigene Hand unternehmen
und es würde daher ein derartiger Auftrag immer
erst durch Vereinbarung mit den übrigen deutschen
Regierungen ausgewirkt werden müssen. -- Wie sich
also England bei einer etwaigen russischen Jnter-
vention verhalten würde, leuchtet aus obiger An-
muthung von selbst ein.

Schwurgerichtsverhandlung.

+ Würzburg, 29. August. Wiederum eine
Tödtung in Folge von Eifersucht war Gegenstand
der Verhandlung. M. Werthmüller, ein Maue-
rergeselle aus Wüstensachsen, hatte am 12. Febr.
d. J. ( es war Fastnacht ) Nachts 11 Uhr den
Leimbach aus Melberg, welcher die Dienstmagd
Rehm, auf welcher Werthmüller eifersüchtig war,
nach Hause begleitete, mit einem gewissen Faul-
stich überfallen. Faulstich hatte zuerst dem Leim-
bach eine Ohrfeige versetzt und während dieser sich
umwandte, versetzte Werthmüller mit einem Mes-
ser den Leimbach einen Stich, daß er nach 11
Tagen starb. Die Geschworenen sprachen auch
hier den Angeklagten schuldig der Körperverletzung
mit Vorbedacht und der Wahrscheinlichkeit des
nachfolgenden Todes, worauf der Schwurgerichts-
hof 9 Jahr Zuchthausstrafe verhängte. Präsident
war Kreisrath Dr. Steppes; Staatsanwalt: Kr. -
Ger.=Assessor Zinn; Vertheidiger: Anwalt Koch
aus Rothenfels.

Neuestes.

* Würzburg, 30. August. Heute früh tra-
ten eine halbe Batterie reitende und eine halbe
6pfünder Batterie ihren Marsch nach Aschaffen-
burg an, die eine nimmt ihren Weg über Esel-
bach, die andere über Lohr.

** Lohr, 29. August. Vor einigen Tagen
kam ein Dampfschiff stromaufwärts, welches in
unserer Nähe einen Kahn, der über den Fluß
setzen wollte, umstürzte. Die in demselben sich
befindlichen Personen, ein Mann und dessen Magd,
wurden gerettet, seine schwangere Frau und sein
Kind aber ertranken. -- Ein weiter drohendes
Unglück durch die sich steigernde Wuth der sich sam-
melnden Menschen gegen den an diesem Falle schul-
dig geglaubten Schiffskapitän wurde durch die
Thätigkeit der zufällig anwesenden zwei Gendar-
merie=Brigadiere verhütet.

Karlsruhe, 27. August. Der junge Eng-
länder, welcher unlängst in Baden wegen Thät-
lichkeiten gegen einen Bankangestellten verhaftet
wurde, ist der englische Gesandte in der Schweiz
Herr Peel. Er wurde sogleich wieder freigelassen.

Karlsruhe, 28. August. Diesen Nachmittag
um halb 4 Uhr ist Seine Königliche Hoheit der
Prinz von Preußen von Frankfurt hier angekom-
men und ebenfalls im Großherzoglichen Schlosse
abgestiegen.

Heidelberg, 24. August. Die Einladungen
zu der an hiesigem Orte zu veranstaltenden Ver-
sammlung der Professoren und Docenten der
deutschen Universitäten haben so wenig Anklang
gefunden, daß man sich genöthigt gesehen hat, von
der Verwirklichung dieser wenigstens für dieses
Jahr abzustehen. Absagungsschreiben in dem ge-
dachten Sinne sind an sämmtliche deutsche Uni-
versitäten erlassen worden.

Hannover, 24. Aug. Der Lieutenant Bau-
sen vom 2. leichten Bataillon, der unbefugter
Weise eine militärische Promenade nach Schles-
wig unternommen und die Schlacht bei Jdstedt
mitgemacht hatte, ist kriegsrechtlich zu 4 Wochen
Festungsarrest verurtheilt worden.

   
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Wien, 26. Aug. Der amnestirte Graf Ste-
phan Batthyany sammt Gattin ist hier aus Kon-
stantinopel angekommen.

Das „K. B. a. B.“ meldet, daß Se. Emi-
nenz der Kardinal=Erzbischof den Gedanken bege,
in Prag einen Verein von Theologen zu bilden,
welche die Aufgabe haben sollen, sich stets auf
der Höhe der Wiffenschaft zu halten, um auf der-
selben „leitend u. veredelnd einwirken zu können.“

Wien, 26. August. Fürst Schwarzenberg
hat vor drei Tagen Depeschen des Cardinals An-
tonelli erhalten, worin derselbe offiziel um eine
Jntervention Oesterreichs zur Wahrung der päpst-
lichen Gerechtsame anspricht, da sonst die Wie-
dereinsetzung des heiligen Vaters auf seinen Thron
„ein unvollständiger Akt“ wäre. Den letzten
sichern Nachrichten zufolge fängt das sardinische
Ministerium an, sich nachgiebiger zu zeigen; auch
der König wünscht die Streitigkeiten beigelegt zu
sehen. Es ist daher zu erwarten, daß auf die
Vermittlung Oesterreichs, welches in Jtalien im-
mer zu einer gemäßigten und versöhnenden Poli-
tik gerathen hat, ein gütliches Uebereinkommen
zu Stande kommen wird.

Berlin, 27. August. Gestern früh wurden
die Bevollmächtigten zum Fürstenkollegium zu ei-
ner außerordentlichen Sitzung zusammenberufen.
Hr. v. Radowitz präsidirte dieser Sitzung, in wel-
cher dem Fürstenkollegium die Antwort der preuß.
Regierung auf die österreich. Einladung zur Be-
schickung des Bundestages mitgetheilt wurde. Wie
wir hören, ist der wesentliche Jnhalt dieser Ant-
wort der, daß Preußen zur Theilnahme an freien
Conferenzen bereit ist, am Bundestage aber sich
nicht betheiligen wird.

   

Durch den Privatbericht eines Reisenden, der
kürzlich in Kopenhagen war, bestätigt es sich, daß
die Friedenspartei bedeutend angewachsen und daß
ein Umschwung in der Behandlung der schl.=holst.
Frage, aber auch erst dann zu erwarten ist, wenn
die Minister Clausen und Madvig zum Austritt
genöthigt sein werden. Bis dahin sei an Unter-
handlungen nicht zu denken.

London, 26. August. Ueber die letzten Au-
genblicke des vormaligen Königs der Franzosen,
Ludwig Philipp, erfahren wir das Folgende: Seit
gestern Morgen war er von seinem rettungslosen
Zustande in Kenntniß gesetzt. Er empfing die
traurige Nachricht mit Ruhe und bereitete sich zu
seinem Scheiden vor. Nach einem kurzen Gespräch
mit der Königin dictirte er mit seltener Geistes-
klarheit den Schluß seiner Denkwürdigkeiten, welche
ihn die Krankheit zu unterbrechen genöthigt hatte.
Er verlangte dann seinen Kaplan, den Abbe Guelle,
zu sehen, ebenso die in Claremont anwesenden Kinder
und Enkel. Jn Gegenwart der Königin und sei-
ner Familie erfüllte er seine religiösen Pflichten
mit christlicher Ergebung und großem Gleichmuth.
Einige Zeit blieb seine Familie noch um ihn.
Gegen 7 Uhr Abends fühlte er sich weniger schwach,
dann stellte sich ein heftiges Fieber ein, welches
die ganze Nacht dauerte, ohne die geistigen Fähig-
keiten zu stören. Um 8 Uhr Morgens starb der
König bei voller Besinnung, umgeben von seiner
ganzen Familie, den Herzog von Montpensier und
dessen Gemahlin ausgenommen.

T. D. Athen, 18. Aug. Das Ministerium
ist nun vervollständigt in folgender Weise: Kriesis
Marine und Präsidentschaft des Conseils; Nota-
ras Jnneres; Christides Finanzen; Deliyanni Aus-
wärtiges; Korfiotakis Cultus, Laikos Justiz, Mi-
lios Krieg.

   
Die Bekenntnisse des J. Stauff.

Wir erfüllen unser gegebenes Versprechen, in-
dem wir den Lesern nachstehend eine ausführliche
und aus zuverlässiger Quelle geschöpfte Mitthei-
lung aus den neuen Staufschen Depositionen ge-
ben und diese ihrem Urtheil überlassen. Jndem
er die Vorereignisse des verhängnißvollen Tags
als bekannt voraussetzte und darüber hinwegging,
gelangte Stauff zu der fünften Nachmittagsstunde,
um welche er der Gräfin seinen Abgang ins großh.
Palais melden wollte, deßhalb hinaufging und

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[0003] lungsstufe, allein von Bestand sein können! Mit diesem Wunsche erkläre ich nun die erste Sitzung für eröffnet. Mainz, 26. August. Das Rundschreiben un- seres Hrn. Bischofs an die hochwürdige Geist- lichkeit unserer Diöese, worin zu den im Oktober hier zu haltenden Exercitien eingeladen wird, nimmt Bezug auf das von den vor zwei Jahren zu Würzburg versammelten Bischöfen Deutschlands erlassene Sendschreiben, und führt unter Anderem die Worte an: „Lasset uns aus den Unruhen des äußeren Lebens gern und oft uns zurückzie- hen in unsere innere Welt und das so lange ver- nachläßigte Feld heiliger Ascesen von Neuem an- bauen. Lasset uns durch öftere Beichten und Buß- übungen und insbesondere durch geistige Exercitien die Reinheit und innere Heiligung steigern, ohne die wir nicht wagen dürfen, tagtäglich mit dem Göttlichen zu verkehren.“ Worauf dann das Rundschreiben unseres Hrn. Bischofs fortfährt: „Diese Worte haben genügt, um die geistlichen Exercitien über fast alle Diöcesen Deutschlands zu verbreiten. Ueberall sehen wir, wie Bischöfe und Priester in dem Gebrauche dieses erhabenen Mittels wetteifern, um sich in ihrem hohen Be- ruse zu vervollkommnen. -- Meinem Hochwürdig- sten Hrn. Vorgänger war es nur vergönnt, die in Würzburg erlassenen Hirtenbrirfe und somit auch vorstehende Ermahnung noch bekannt zu ma- chen. Er starb bald nachher, und so mußte die Abhaltung der Exercitien bis zur Wiederbesetzung des bischöflichen Stuhles in der hiesigen Diöcese ausgesetzt bleiben. Jch habe es daher für eine meiner ersten Pflichten gehalten, in dieser Bezieh- ung das Nöthige einzuleiten, und bin nun in der Lage, Jhnen mittheilen zu können, daß der Hr. Pfarrer Westhoff aus der Diöcese Münster im hiesigen Seminargebäude vom 14. bis 18. Okt. die geistlichen Uebungen leiten wird. -- Jndem ich Jhnen hievon Kenntniß gebe, so zweifle ich nicht, daß Sie, geliebteste Brüder, mit Freuden diese Zeit des Heils benützen werden. Es würde mir zum unaussprechlichen Troste gereichen, die Tage mit recht vielen meiner Mitbrüder in der Betrachtung und dem Gebete zubringen zu kön- nen. -- -- Da beabsichtigte, die Exercitien, wenn sich hinreichende Theilnahme zeigt, in zwei aufeinander folgenden Wochen aufhalten zu lassen, so ist zum Wechsel unter mehreren Geistlichen der- selben Pfarre Gelegenheit gegeben, und die Pa- storalverhältnisse stehen somit der Anwohnung der Uebungen nicht mehr entgegen. Um nun die Theil- nahme übersehen und die nöthigen Vorkehrungen treffen zu können, fordere ich die HH. Geistlichen, die Antheil nehmen wollen, auf, die Anmeldung direkt bei mir einzureichen. Die Constit. Corresp. meldet: Die bereits im Jahre 1847 beabsichtigt gewesene Conferenz von Bevollmächtigten der bei dem Eisenbahn- Paßkarten=Verein betheiligten Regierungen wird in diesem Jahre, und zwar am 18. Oktober, zu Dresden stattfinden. Es sind auch die bisher dem Verein nicht beigetretenen Regierungen, na- mentlich die von Oesterreich, Bayern, Baden, Großherzogthum Hessen, Nassau, Frankfurt a. M. und Hamburg zur Betheiligung eingeladen worden. Berlin, 26. Aug. Preußen hat die Anmuthung England's die Statthalterschaft zu veranlassen, den Frieden, welchen Preußen im Namen des deut- schen Bundes mit Dänemark abgeschlossen habe, zu respektiren und den Krieg, welchen ein einzel- nes deutsches Bundesland mit einer auswärtigen Macht auf eigene Hand führe, einzustellen, abge- lehnt und seine Weigerung namentlich durch vier Punkte motivirt: 1 ) die Statthalterschaft sei nicht eine von Preußen, sondern von der deutschen Centralgewalt, dem damaligen Reichsverweser, le- gal eingesetzte Behörde, könne also nur von der Gesammtheit der deutschen Bundesstaaten und nicht von Preußen allein Befehle empfangen; 2 ) der von Preußen vorgeschlagene einfache Friede bedeute aber nichts anderes, als daß die Entschei- dung der Streitfrage als eine innere Angelegen- heit betrachtet und also den Herzogthümern selbst überlassen bleiben solle; 3 ) dieser Friede seie zwar von Preußen vorgeschlagen, aber von den übrigen Mitgliedern des deutschen Bundes nicht ratificirt worden; er bestehe daher nicht als Vertrag, und man habe also auch kein Recht, seine Beobachtung zu fordern; 4 ) wollte man indeß auch diesseits wirklich Schritte thun für die Herstellung des Friedens in den Herzogthümern, so könne Preu- ßen solche Schritte nur im Auftrag des deutschen Bundes, nicht aber auf eigene Hand unternehmen und es würde daher ein derartiger Auftrag immer erst durch Vereinbarung mit den übrigen deutschen Regierungen ausgewirkt werden müssen. -- Wie sich also England bei einer etwaigen russischen Jnter- vention verhalten würde, leuchtet aus obiger An- muthung von selbst ein. Schwurgerichtsverhandlung. + Würzburg, 29. August. Wiederum eine Tödtung in Folge von Eifersucht war Gegenstand der Verhandlung. M. Werthmüller, ein Maue- rergeselle aus Wüstensachsen, hatte am 12. Febr. d. J. ( es war Fastnacht ) Nachts 11 Uhr den Leimbach aus Melberg, welcher die Dienstmagd Rehm, auf welcher Werthmüller eifersüchtig war, nach Hause begleitete, mit einem gewissen Faul- stich überfallen. Faulstich hatte zuerst dem Leim- bach eine Ohrfeige versetzt und während dieser sich umwandte, versetzte Werthmüller mit einem Mes- ser den Leimbach einen Stich, daß er nach 11 Tagen starb. Die Geschworenen sprachen auch hier den Angeklagten schuldig der Körperverletzung mit Vorbedacht und der Wahrscheinlichkeit des nachfolgenden Todes, worauf der Schwurgerichts- hof 9 Jahr Zuchthausstrafe verhängte. Präsident war Kreisrath Dr. Steppes; Staatsanwalt: Kr. - Ger.=Assessor Zinn; Vertheidiger: Anwalt Koch aus Rothenfels. Neuestes. * Würzburg, 30. August. Heute früh tra- ten eine halbe Batterie reitende und eine halbe 6pfünder Batterie ihren Marsch nach Aschaffen- burg an, die eine nimmt ihren Weg über Esel- bach, die andere über Lohr. ** Lohr, 29. August. Vor einigen Tagen kam ein Dampfschiff stromaufwärts, welches in unserer Nähe einen Kahn, der über den Fluß setzen wollte, umstürzte. Die in demselben sich befindlichen Personen, ein Mann und dessen Magd, wurden gerettet, seine schwangere Frau und sein Kind aber ertranken. -- Ein weiter drohendes Unglück durch die sich steigernde Wuth der sich sam- melnden Menschen gegen den an diesem Falle schul- dig geglaubten Schiffskapitän wurde durch die Thätigkeit der zufällig anwesenden zwei Gendar- merie=Brigadiere verhütet. Karlsruhe, 27. August. Der junge Eng- länder, welcher unlängst in Baden wegen Thät- lichkeiten gegen einen Bankangestellten verhaftet wurde, ist der englische Gesandte in der Schweiz Herr Peel. Er wurde sogleich wieder freigelassen. Karlsruhe, 28. August. Diesen Nachmittag um halb 4 Uhr ist Seine Königliche Hoheit der Prinz von Preußen von Frankfurt hier angekom- men und ebenfalls im Großherzoglichen Schlosse abgestiegen. Heidelberg, 24. August. Die Einladungen zu der an hiesigem Orte zu veranstaltenden Ver- sammlung der Professoren und Docenten der deutschen Universitäten haben so wenig Anklang gefunden, daß man sich genöthigt gesehen hat, von der Verwirklichung dieser wenigstens für dieses Jahr abzustehen. Absagungsschreiben in dem ge- dachten Sinne sind an sämmtliche deutsche Uni- versitäten erlassen worden. Hannover, 24. Aug. Der Lieutenant Bau- sen vom 2. leichten Bataillon, der unbefugter Weise eine militärische Promenade nach Schles- wig unternommen und die Schlacht bei Jdstedt mitgemacht hatte, ist kriegsrechtlich zu 4 Wochen Festungsarrest verurtheilt worden. ( N. C. ) Wien, 26. Aug. Der amnestirte Graf Ste- phan Batthyany sammt Gattin ist hier aus Kon- stantinopel angekommen. Das „K. B. a. B.“ meldet, daß Se. Emi- nenz der Kardinal=Erzbischof den Gedanken bege, in Prag einen Verein von Theologen zu bilden, welche die Aufgabe haben sollen, sich stets auf der Höhe der Wiffenschaft zu halten, um auf der- selben „leitend u. veredelnd einwirken zu können.“ Wien, 26. August. Fürst Schwarzenberg hat vor drei Tagen Depeschen des Cardinals An- tonelli erhalten, worin derselbe offiziel um eine Jntervention Oesterreichs zur Wahrung der päpst- lichen Gerechtsame anspricht, da sonst die Wie- dereinsetzung des heiligen Vaters auf seinen Thron „ein unvollständiger Akt“ wäre. Den letzten sichern Nachrichten zufolge fängt das sardinische Ministerium an, sich nachgiebiger zu zeigen; auch der König wünscht die Streitigkeiten beigelegt zu sehen. Es ist daher zu erwarten, daß auf die Vermittlung Oesterreichs, welches in Jtalien im- mer zu einer gemäßigten und versöhnenden Poli- tik gerathen hat, ein gütliches Uebereinkommen zu Stande kommen wird. Berlin, 27. August. Gestern früh wurden die Bevollmächtigten zum Fürstenkollegium zu ei- ner außerordentlichen Sitzung zusammenberufen. Hr. v. Radowitz präsidirte dieser Sitzung, in wel- cher dem Fürstenkollegium die Antwort der preuß. Regierung auf die österreich. Einladung zur Be- schickung des Bundestages mitgetheilt wurde. Wie wir hören, ist der wesentliche Jnhalt dieser Ant- wort der, daß Preußen zur Theilnahme an freien Conferenzen bereit ist, am Bundestage aber sich nicht betheiligen wird. ( N. Pr. Z. ) Durch den Privatbericht eines Reisenden, der kürzlich in Kopenhagen war, bestätigt es sich, daß die Friedenspartei bedeutend angewachsen und daß ein Umschwung in der Behandlung der schl.=holst. Frage, aber auch erst dann zu erwarten ist, wenn die Minister Clausen und Madvig zum Austritt genöthigt sein werden. Bis dahin sei an Unter- handlungen nicht zu denken. London, 26. August. Ueber die letzten Au- genblicke des vormaligen Königs der Franzosen, Ludwig Philipp, erfahren wir das Folgende: Seit gestern Morgen war er von seinem rettungslosen Zustande in Kenntniß gesetzt. Er empfing die traurige Nachricht mit Ruhe und bereitete sich zu seinem Scheiden vor. Nach einem kurzen Gespräch mit der Königin dictirte er mit seltener Geistes- klarheit den Schluß seiner Denkwürdigkeiten, welche ihn die Krankheit zu unterbrechen genöthigt hatte. Er verlangte dann seinen Kaplan, den Abbe Guelle, zu sehen, ebenso die in Claremont anwesenden Kinder und Enkel. Jn Gegenwart der Königin und sei- ner Familie erfüllte er seine religiösen Pflichten mit christlicher Ergebung und großem Gleichmuth. Einige Zeit blieb seine Familie noch um ihn. Gegen 7 Uhr Abends fühlte er sich weniger schwach, dann stellte sich ein heftiges Fieber ein, welches die ganze Nacht dauerte, ohne die geistigen Fähig- keiten zu stören. Um 8 Uhr Morgens starb der König bei voller Besinnung, umgeben von seiner ganzen Familie, den Herzog von Montpensier und dessen Gemahlin ausgenommen. T. D. Athen, 18. Aug. Das Ministerium ist nun vervollständigt in folgender Weise: Kriesis Marine und Präsidentschaft des Conseils; Nota- ras Jnneres; Christides Finanzen; Deliyanni Aus- wärtiges; Korfiotakis Cultus, Laikos Justiz, Mi- lios Krieg. ( N. M. Z. ) Die Bekenntnisse des J. Stauff. Wir erfüllen unser gegebenes Versprechen, in- dem wir den Lesern nachstehend eine ausführliche und aus zuverlässiger Quelle geschöpfte Mitthei- lung aus den neuen Staufschen Depositionen ge- ben und diese ihrem Urtheil überlassen. Jndem er die Vorereignisse des verhängnißvollen Tags als bekannt voraussetzte und darüber hinwegging, gelangte Stauff zu der fünften Nachmittagsstunde, um welche er der Gräfin seinen Abgang ins großh. Palais melden wollte, deßhalb hinaufging und

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 208. Würzburg, 30. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische208_1850/3>, abgerufen am 27.12.2024.