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Die Bayerische Presse. Nr. 191. Würzburg, 10. August 1850.

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[Spaltenumbruch] chen Minister eingeladen waren. Die Gäste Sei-
ner Majestät wurden Abends 11 Uhr mit einem
Extrazug nach Berlin zurückbefördert. Hr. v. Man-
teuffel, der schon gegen 3 Uhr Berlin verlassen
hatte, war nicht bei dem Feste zugegen.

Berlin, 7. August. Heute stand der Schau-
spieler Trzeciak, welcher im vorigen Jahre wäh-
rend der pfälzisch=badischen Revolution in das
Sensenmänner=Corps Fenner von Fenneberg ge-
treten, dann Lieutenant im Bureau des Generals
Snayde und endlich Oberlieutenant und Adjutant
( Ordonnanzoffizier ) des Generals Mieroslawsky
gewesen war, wegen der Theilnahme an jenem
Aufstande, des Hochverraths angeklagt, vor den
Geschwornen. Er hatte in der Voruntersuchung
alle jene Thatsachen zugestanden, sich sogar selbst
beim Staatsanwalt gemeldet und demselben frei-
willig sein Lieutenantspatent übergeben. Bei der
heutigen Verhandlung nahm er seine frühere geständige
Aussage, die er "in einem Anfall von Wahnsinn ge-
macht haben müsse," zurück, schob alle Handlungen,
die seine Anklage motivirten, einem andern jun-
gen Manne und Polen gleichen Namens zu und
leugnete seine Theilnahme an jenem Aufstande
gänzlich. Nachdem er darauf selbst einen Alibi-
Beweis, der aber durch keine Zeugenaussagen un-
terstützt war, zu führen versucht, trug der Staats-
anwalt darauf an, die Sitzung aufzuheben und
erst dann wieder einen Termin anzusetzen, wenn
die in Bezug genommenen Zeugen vernommen
seien. Da plötzlich nahm der Angeklagte die
heute gemachten Aussagen zurück und erklärte die
früher abgegebenen als die richtigen. Zwischen
dem Staatsanwalt und dem Vertheidiger ( Justiz-
commissär Deycks ) war es streitig, ob das Ver-
brechen Hochverrath oder Aufruhr sei, jenes war die
Ansicht des Staatsanwalts, dieses die des Vertheidi-
gers. Der Gerichtshof trat der Erstern bei u. nahm
an, daß die pfälzisch=badische Bewegung gegen den
deutschen Bund gerichtet und also auch Hochver-
rath gegen Preußen gewesen sei; er verurtheilte
den Angeklagten demnächst nach §. 94 Th. II.,
Tit. 20 A.L.R. zum Tode durch das Beil. Die
gesetzliche Strafe des Todes durch das Rad von
unten wurde in Berücksichtigung der Jugend des
Angeklagten und des Umstandes, daß er nicht zu
den Rädelsführern gehörte, in die durch das Beil
gemildert.

   

Paris, 7. Aug. Das Vorhaben der Regie-
rung, ein Uebungslager bei Versailles zu errichten,
ist aufgegeben und die Vorarbeiten zu jenem
Zwecke sind eingestellt.

Hannover, 30. Juli. Die Montagsnumer
der hannöver. Ztg. enthält unter der Aufschrift:
"Schleswig=Holstein und der deutsche Bund," fol-
genden ( Stüve'schen ) Artikel: Zu keiner Zeit sind
die Menschen geneigter, der Aufregung des Ge-
fühls Gehör zu geben, und zu keiner Zeit ist es
dennoch nothwendiger, von kalter Erwägung der
Zwecke und Mittel auch kein Haarbreit abzuwei-
chen, als wenn es sich um Krieg handelt, und vor
Allem, wenn einem befreundeten Heere Uebles wi-
derfährt. Da wetteifern Mitgefühl, Muth, Ehr-
liebe, überhaupt die edelsten Neigungen der mensch-
lichen Herzen zu raschem Handeln zu treiben; aber
Mancher redet auch um so lauter, je weniger er
geneigt ist, selbst Hand anzulegen oder rechte Opfer
zu bringen. Mancher möchte losschlagen, weil ihm
der kalte Muth fehlt, den rechten Augenblick ab-
zuwarten und bis dahin etwas zu erdulden; und
Mancher schwatzt von Ehre, weil ihm das wahre
Ehrgefühl fehlt und er sich einbildet, es komme
eben auf eine französirende gloire de la grande
nation
an. Und wie vieles noch schlimmere Ge-
würm versteckt sich auch in diesem Grase und die-
sen Blüthen: Selbstsucht, Rachsucht, Hoffnung auf
unlautern Gewinn, auf Beförderung von Zwecken,
die mit der eigentlichen Sache gar nichts gemein
haben. Jn solchen Augenblicken prüft sich's, ob
die Völker für Staatsleben und Freiheit fähig
sind. Kennen sie in solchen Augenblicken sich selbst,
[Spaltenumbruch] ihre eigene Kraft und Schwäche; erwägen sie Recht
und Unrecht mehr als Vorliebe und Abneigung;
sehen sie nicht blos auf den Augenblick, sondern
auf die Folgen: dann wird man ihnen die Fä-
higkeit zu Freiheit und politischer Geltung nicht
absprechen können. Fahren sie aber auf wie die
Kinder, verlangen sie Gewaltschritte, ohne zu fra-
gen: ob sie oder ihre Freunde recht haben; dür-
sten sie nach Krieg und Kriegsruhm, ohne die La-
sten, die Opfer, die damit unzertrennlich verbun-
den sind, zu bedenken; ohne den festen Entschluß,
diese Lasten und Opfer längere Zeit hindurch zu
tragen, -- so beweisen sie nur, daß sie der Frei-
heit nicht fahig sind, sondern der Herrschaft be-
dürfen. Zum Kriegführen gehört nicht blos, daß
man heftig fortstürmt; man muß auch mit Ruhe
und Selbstverläugnung über sich, sein Gut, seine
Familie, Brand, Verheerung und Gewaltthat
hingehen lassen können, bis die Zeit kommt.
-- Es ist gut, unter solchen Umständen die Staats-
männer des großen Alterthums zu befragen. Was
rettete Griechenland in den Perserkriegen? Daß
die Athener den Muth hatten, ihre Stadt Preis
zu geben. -- Was richtete Athen im peloponesi-
schen Kriege zu Grunde? Daß der Plan des Pe-
rikles, das Gebiet der Plünderung und Verheer-
ung Preis zu geben, von schwächern Männern
nicht aufrecht gehalten werden konnte. Der Krieg
ist ein gewaltiger Herr, der nach Freiheit und
Wohlsein nicht fragt; und siegen kann nur der,
der beide nicht achtet; zumal siegen im eignen
Lande: denn hier sind die Volksaufregungen und
Stürme stets die schlimmsten, und selten wird ein
Krieg gut gerathen, der unter solchem Einflusse
geführt werden soll. Jm Einflusse dieser Stim-
mungen finden wir auch das Unglück Schleswig-
Holsteins. Jm Jahre 1848 wollte man Flens-
burg schützen und lag darnieder bei Bau. Jm
Jahre 1850 hat man Schleswig schützen wollen
und hat sich, wenn die Schlachtberichte nicht täu-
schen, abermals in eine Stellung gewagt, die den
Kräften nicht angemessen war. Wollte Gott, man
hätte -- was man nun gezwungen muß -- Schles-
wig aufgegeben, einen Kampf nicht hervorgerufen,
bei dem im glücklichen Falle nichts zu gewinnen
war, und dessen übler Ausgang nun nothwendig
der dänischen Kriegspartei noch mehr den Sinn
heben wird. Wie 1848, so war es jetzt durch
die Umstände geboten, an der Eider stehen zu blei-
ben, und den Weg der Verhandlung einzuschla-
gen; so wie damals wäre jetzt Hoffnung auf Er-
folg gewesen, wenn nicht jene Nachgiebigkeit ge-
gen Volksstimmungen und andere Einflüsse die
Sache verdorben hätten. Die Schuld dieses Un-
heils fällt auf jeden, der durch Zureden, durch
Sammlungen, deren Resultat doch kaum des Nen-
nens werth ist, dazu geholfen, die Dinge zu ver-
derben und einen über die Kräfte hinaus gehen-
den Kriegsmuth hervorzurufen. -- Es wäre zu
bewundern, wenn bei uns in solcher Nähe nicht
ähnliche Aufregung entstanden wäre, zumal ja bei
dergleichen allgemeinen Dingen der Einzelne gern
vergißt, daß am Ende die Sache auf seine Rech-
nung kommt. Dazu kommt noch, daß bekannte
"Patrioten" aus Hildesheim, Celle u. s. w. diese
Gelegenheit gern benutzen, um für ihr Spiel die
Karten zu mischen. Jst doch wie im vorigen
Jahre Ungarn, so jetzt Schleswig=Hol-
stein so unglücklich, die Hoffnung der
Partei des Umsturzes zu sein; haben
doch die Aufruhrstifter von allen Seiten
sich dort in die Nähe ( aufs Schlachtfeld
schwerlich ) begeben, und hat die Kriegs-
partei den unbegreiflichen Fehler began-
gen, eben dieser Partei im Lande selbst
das Heft in die Hände zu geben.

    ( Schluß folgt. )

General v. Willisen.

Der General v. Willisen ist gegenwärtig 60
Jahre alt. Einer preußischen Adelsfamilie ange-
hörig, wurde er bereits in früher Jugend für die
militärische Laufbahn bestimmt, und diente wäh-
[Spaltenumbruch] rend des Feldzugs vom Jahre 1806 in einem
Jnfanterieregiment als Junker. Nachdem die va-
terländische Armee bei Jena und Auerstädt zer-
sprengt worden war, zog er sich nach der Uni-
versitätsstadt Halle zurück, wo er, den Studien
sich widmend, mehrere Jahre in stiller Zurückge-
zogenheit verlebte. Da der Saalkreis zum west-
phälischen Königreich geschlagen wurde, so verfiel
auch Willisen der nach französischem Vorbild ge-
ordneten Militärkonskription; sein Versuch, sich
derselben zu entziehen, mißlang. Er wurde nach
der damaligen Hauptstadt Kassel abgeführt und
dort kurze Zeit in einem Thurm eingesperrt ge-
halten. Das geschah im Jahr 1809, als eben
Oesterreich im Begriff stand, zum vierten Male
seine Waffen gegen Frankreich zu erheben. Diese
Weltverhältnisse waren Willisen's Flucht, welche
er mit anscheinend großer Verwegenheit ausführte,
günstig. Er wendete sich nach Wien, diente da-
rauf in einem Freikorps, mit dem er in Tyrol
und Jtalien focht, und trat einige Jahre später
in preußische Dienste zurück. Während der Jahre
1813 bis 1815 finden wir ihn als Hauptmann
im Generalstabe des Feldmarschalls Fürst Blücher.
Es war dies damals eine gute Schule. Anfangs
von Scharnhorst, dann von Gneisenau geleitet,
und Männer, wie die spätern Generäle v. Clause-
witz und Grolmann in sich schließend, sammelten
sich in diesem kleinen Offiziercorps außergewöhn-
liche Jntelligenzen. Nach dem Friedensschlusse
verblieb Willisen eine Zeitlang in der gedachten
Stellung, und übernahm zu Ende der zwanziger
Jahre den Unterricht in der Kriegsgeschichte im
III. Cursus der "Allgemeinen Kriegsschule" zu
Berlin. Dieser Unterricht fußte auf einem festen
und geschlossenen System der Kriegsführung, wel-
ches, wesentlich sein eigenes Werk und unabhängig
ausgearbeitet, in Hinsicht auf die Grundsätze aber
mit den Schriften des jetzigen kaiserlich russischen
Generals v. Jomini die meiste Verwandtschaft
hat. Von dem Satze ausgehend: "Die Aufgabe
der Kriegskunst ist der Sieg" und "der Sieg
das Erreichen des militärischen Zweckes", erkennt
es in der Armee das Werkzeug zu diesem Zwecke,
und schreibt ihr, als solchem, zwei Haupteigen-
schaften zu, nemlich als erste und hauptsächliche
die Bedürftigkeit, und als zweite die Schlagfähig-
keit. Der ersteren Eigenschaft zu genügen, ist
aber die Sache der "Lehre von den Verbindun-
gen ", oder der Strategie, und der andern die der
Taktik oder der "Gefechtslehre". Hieraus nun
folgert Willisen, daß der Sieg über den Feind
oder seine Vernichtung auf zwei Wegen zu errei-
chen ist, je nachdem man ihn in seiner Bedürftig-
keit oder in seiner Schlagfertigkeit angreift, d. h.
sich auf seine Verbindungen stellt, oder ihn schlägt.

    ( Fortsetzung folgt. )



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.




Frankfurter Cours.
Den 9. August 1850.
Geld. Papier.
Oesterreich Bankaktien......1218 1223
   "   5% Metallique....82 3 / 882 5 / 8
   "   4%   "   ....63 3 / 8 63 7 / 8
   "   3%   "   ....47 7 / 848 3 / 8
   "   2 1 / 2 %   "   ....43 3 / 444
   "   4 1 / 2 % Bethmann...77 3 / 478 1 / 4
   "   4%   "   ... 67--
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.101101 1 / 2
   "   "   500   "   "   1834.156 3 / 4157 1 / 4
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.8686 1 / 2
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.107 3 / 4 --
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...84 1 / 4 84 1 / 2
   "   4%   "   .... 8787 1 / 2
   "   5%   "   ....100 1 / 4 100 3 / 4
Württemberg3 1 / 4 % "   ....84 1 / 2 85
   "   4 1 / 2    "   ....98 1 / 498 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   "   ....82 1 / 4 82 3 / 4
   "   fl. 35 Loose   ......31 3 / 432
   "   "   50   "   ......53 1 / 254
Nassau fl. 25 "   ......24 7 / 825 1 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 1 / 874 5 / 8
   "   "   "   25   "   ...2828 1 / 2
Polen fl. 300   "   ...137--
Sardinien Fcs. 36   "...33 1 / 4 33 3 / 4
[Ende Spaltensatz] Druck von Joseph Steib in Würzburg.   Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 63.

[Spaltenumbruch] chen Minister eingeladen waren. Die Gäste Sei-
ner Majestät wurden Abends 11 Uhr mit einem
Extrazug nach Berlin zurückbefördert. Hr. v. Man-
teuffel, der schon gegen 3 Uhr Berlin verlassen
hatte, war nicht bei dem Feste zugegen.

Berlin, 7. August. Heute stand der Schau-
spieler Trzeciak, welcher im vorigen Jahre wäh-
rend der pfälzisch=badischen Revolution in das
Sensenmänner=Corps Fenner von Fenneberg ge-
treten, dann Lieutenant im Bureau des Generals
Snayde und endlich Oberlieutenant und Adjutant
( Ordonnanzoffizier ) des Generals Mieroslawsky
gewesen war, wegen der Theilnahme an jenem
Aufstande, des Hochverraths angeklagt, vor den
Geschwornen. Er hatte in der Voruntersuchung
alle jene Thatsachen zugestanden, sich sogar selbst
beim Staatsanwalt gemeldet und demselben frei-
willig sein Lieutenantspatent übergeben. Bei der
heutigen Verhandlung nahm er seine frühere geständige
Aussage, die er „in einem Anfall von Wahnsinn ge-
macht haben müsse,“ zurück, schob alle Handlungen,
die seine Anklage motivirten, einem andern jun-
gen Manne und Polen gleichen Namens zu und
leugnete seine Theilnahme an jenem Aufstande
gänzlich. Nachdem er darauf selbst einen Alibi-
Beweis, der aber durch keine Zeugenaussagen un-
terstützt war, zu führen versucht, trug der Staats-
anwalt darauf an, die Sitzung aufzuheben und
erst dann wieder einen Termin anzusetzen, wenn
die in Bezug genommenen Zeugen vernommen
seien. Da plötzlich nahm der Angeklagte die
heute gemachten Aussagen zurück und erklärte die
früher abgegebenen als die richtigen. Zwischen
dem Staatsanwalt und dem Vertheidiger ( Justiz-
commissär Deycks ) war es streitig, ob das Ver-
brechen Hochverrath oder Aufruhr sei, jenes war die
Ansicht des Staatsanwalts, dieses die des Vertheidi-
gers. Der Gerichtshof trat der Erstern bei u. nahm
an, daß die pfälzisch=badische Bewegung gegen den
deutschen Bund gerichtet und also auch Hochver-
rath gegen Preußen gewesen sei; er verurtheilte
den Angeklagten demnächst nach §. 94 Th. II.,
Tit. 20 A.L.R. zum Tode durch das Beil. Die
gesetzliche Strafe des Todes durch das Rad von
unten wurde in Berücksichtigung der Jugend des
Angeklagten und des Umstandes, daß er nicht zu
den Rädelsführern gehörte, in die durch das Beil
gemildert.

   

Paris, 7. Aug. Das Vorhaben der Regie-
rung, ein Uebungslager bei Versailles zu errichten,
ist aufgegeben und die Vorarbeiten zu jenem
Zwecke sind eingestellt.

Hannover, 30. Juli. Die Montagsnumer
der hannöver. Ztg. enthält unter der Aufschrift:
„Schleswig=Holstein und der deutsche Bund,“ fol-
genden ( Stüve'schen ) Artikel: Zu keiner Zeit sind
die Menschen geneigter, der Aufregung des Ge-
fühls Gehör zu geben, und zu keiner Zeit ist es
dennoch nothwendiger, von kalter Erwägung der
Zwecke und Mittel auch kein Haarbreit abzuwei-
chen, als wenn es sich um Krieg handelt, und vor
Allem, wenn einem befreundeten Heere Uebles wi-
derfährt. Da wetteifern Mitgefühl, Muth, Ehr-
liebe, überhaupt die edelsten Neigungen der mensch-
lichen Herzen zu raschem Handeln zu treiben; aber
Mancher redet auch um so lauter, je weniger er
geneigt ist, selbst Hand anzulegen oder rechte Opfer
zu bringen. Mancher möchte losschlagen, weil ihm
der kalte Muth fehlt, den rechten Augenblick ab-
zuwarten und bis dahin etwas zu erdulden; und
Mancher schwatzt von Ehre, weil ihm das wahre
Ehrgefühl fehlt und er sich einbildet, es komme
eben auf eine französirende gloire de la grande
nation
an. Und wie vieles noch schlimmere Ge-
würm versteckt sich auch in diesem Grase und die-
sen Blüthen: Selbstsucht, Rachsucht, Hoffnung auf
unlautern Gewinn, auf Beförderung von Zwecken,
die mit der eigentlichen Sache gar nichts gemein
haben. Jn solchen Augenblicken prüft sich's, ob
die Völker für Staatsleben und Freiheit fähig
sind. Kennen sie in solchen Augenblicken sich selbst,
[Spaltenumbruch] ihre eigene Kraft und Schwäche; erwägen sie Recht
und Unrecht mehr als Vorliebe und Abneigung;
sehen sie nicht blos auf den Augenblick, sondern
auf die Folgen: dann wird man ihnen die Fä-
higkeit zu Freiheit und politischer Geltung nicht
absprechen können. Fahren sie aber auf wie die
Kinder, verlangen sie Gewaltschritte, ohne zu fra-
gen: ob sie oder ihre Freunde recht haben; dür-
sten sie nach Krieg und Kriegsruhm, ohne die La-
sten, die Opfer, die damit unzertrennlich verbun-
den sind, zu bedenken; ohne den festen Entschluß,
diese Lasten und Opfer längere Zeit hindurch zu
tragen, -- so beweisen sie nur, daß sie der Frei-
heit nicht fahig sind, sondern der Herrschaft be-
dürfen. Zum Kriegführen gehört nicht blos, daß
man heftig fortstürmt; man muß auch mit Ruhe
und Selbstverläugnung über sich, sein Gut, seine
Familie, Brand, Verheerung und Gewaltthat
hingehen lassen können, bis die Zeit kommt.
-- Es ist gut, unter solchen Umständen die Staats-
männer des großen Alterthums zu befragen. Was
rettete Griechenland in den Perserkriegen? Daß
die Athener den Muth hatten, ihre Stadt Preis
zu geben. -- Was richtete Athen im peloponesi-
schen Kriege zu Grunde? Daß der Plan des Pe-
rikles, das Gebiet der Plünderung und Verheer-
ung Preis zu geben, von schwächern Männern
nicht aufrecht gehalten werden konnte. Der Krieg
ist ein gewaltiger Herr, der nach Freiheit und
Wohlsein nicht fragt; und siegen kann nur der,
der beide nicht achtet; zumal siegen im eignen
Lande: denn hier sind die Volksaufregungen und
Stürme stets die schlimmsten, und selten wird ein
Krieg gut gerathen, der unter solchem Einflusse
geführt werden soll. Jm Einflusse dieser Stim-
mungen finden wir auch das Unglück Schleswig-
Holsteins. Jm Jahre 1848 wollte man Flens-
burg schützen und lag darnieder bei Bau. Jm
Jahre 1850 hat man Schleswig schützen wollen
und hat sich, wenn die Schlachtberichte nicht täu-
schen, abermals in eine Stellung gewagt, die den
Kräften nicht angemessen war. Wollte Gott, man
hätte -- was man nun gezwungen muß -- Schles-
wig aufgegeben, einen Kampf nicht hervorgerufen,
bei dem im glücklichen Falle nichts zu gewinnen
war, und dessen übler Ausgang nun nothwendig
der dänischen Kriegspartei noch mehr den Sinn
heben wird. Wie 1848, so war es jetzt durch
die Umstände geboten, an der Eider stehen zu blei-
ben, und den Weg der Verhandlung einzuschla-
gen; so wie damals wäre jetzt Hoffnung auf Er-
folg gewesen, wenn nicht jene Nachgiebigkeit ge-
gen Volksstimmungen und andere Einflüsse die
Sache verdorben hätten. Die Schuld dieses Un-
heils fällt auf jeden, der durch Zureden, durch
Sammlungen, deren Resultat doch kaum des Nen-
nens werth ist, dazu geholfen, die Dinge zu ver-
derben und einen über die Kräfte hinaus gehen-
den Kriegsmuth hervorzurufen. -- Es wäre zu
bewundern, wenn bei uns in solcher Nähe nicht
ähnliche Aufregung entstanden wäre, zumal ja bei
dergleichen allgemeinen Dingen der Einzelne gern
vergißt, daß am Ende die Sache auf seine Rech-
nung kommt. Dazu kommt noch, daß bekannte
„Patrioten“ aus Hildesheim, Celle u. s. w. diese
Gelegenheit gern benutzen, um für ihr Spiel die
Karten zu mischen. Jst doch wie im vorigen
Jahre Ungarn, so jetzt Schleswig=Hol-
stein so unglücklich, die Hoffnung der
Partei des Umsturzes zu sein; haben
doch die Aufruhrstifter von allen Seiten
sich dort in die Nähe ( aufs Schlachtfeld
schwerlich ) begeben, und hat die Kriegs-
partei den unbegreiflichen Fehler began-
gen, eben dieser Partei im Lande selbst
das Heft in die Hände zu geben.

    ( Schluß folgt. )

General v. Willisen.

Der General v. Willisen ist gegenwärtig 60
Jahre alt. Einer preußischen Adelsfamilie ange-
hörig, wurde er bereits in früher Jugend für die
militärische Laufbahn bestimmt, und diente wäh-
[Spaltenumbruch] rend des Feldzugs vom Jahre 1806 in einem
Jnfanterieregiment als Junker. Nachdem die va-
terländische Armee bei Jena und Auerstädt zer-
sprengt worden war, zog er sich nach der Uni-
versitätsstadt Halle zurück, wo er, den Studien
sich widmend, mehrere Jahre in stiller Zurückge-
zogenheit verlebte. Da der Saalkreis zum west-
phälischen Königreich geschlagen wurde, so verfiel
auch Willisen der nach französischem Vorbild ge-
ordneten Militärkonskription; sein Versuch, sich
derselben zu entziehen, mißlang. Er wurde nach
der damaligen Hauptstadt Kassel abgeführt und
dort kurze Zeit in einem Thurm eingesperrt ge-
halten. Das geschah im Jahr 1809, als eben
Oesterreich im Begriff stand, zum vierten Male
seine Waffen gegen Frankreich zu erheben. Diese
Weltverhältnisse waren Willisen's Flucht, welche
er mit anscheinend großer Verwegenheit ausführte,
günstig. Er wendete sich nach Wien, diente da-
rauf in einem Freikorps, mit dem er in Tyrol
und Jtalien focht, und trat einige Jahre später
in preußische Dienste zurück. Während der Jahre
1813 bis 1815 finden wir ihn als Hauptmann
im Generalstabe des Feldmarschalls Fürst Blücher.
Es war dies damals eine gute Schule. Anfangs
von Scharnhorst, dann von Gneisenau geleitet,
und Männer, wie die spätern Generäle v. Clause-
witz und Grolmann in sich schließend, sammelten
sich in diesem kleinen Offiziercorps außergewöhn-
liche Jntelligenzen. Nach dem Friedensschlusse
verblieb Willisen eine Zeitlang in der gedachten
Stellung, und übernahm zu Ende der zwanziger
Jahre den Unterricht in der Kriegsgeschichte im
III. Cursus der „Allgemeinen Kriegsschule“ zu
Berlin. Dieser Unterricht fußte auf einem festen
und geschlossenen System der Kriegsführung, wel-
ches, wesentlich sein eigenes Werk und unabhängig
ausgearbeitet, in Hinsicht auf die Grundsätze aber
mit den Schriften des jetzigen kaiserlich russischen
Generals v. Jomini die meiste Verwandtschaft
hat. Von dem Satze ausgehend: „Die Aufgabe
der Kriegskunst ist der Sieg“ und „der Sieg
das Erreichen des militärischen Zweckes“, erkennt
es in der Armee das Werkzeug zu diesem Zwecke,
und schreibt ihr, als solchem, zwei Haupteigen-
schaften zu, nemlich als erste und hauptsächliche
die Bedürftigkeit, und als zweite die Schlagfähig-
keit. Der ersteren Eigenschaft zu genügen, ist
aber die Sache der „Lehre von den Verbindun-
gen “, oder der Strategie, und der andern die der
Taktik oder der „Gefechtslehre“. Hieraus nun
folgert Willisen, daß der Sieg über den Feind
oder seine Vernichtung auf zwei Wegen zu errei-
chen ist, je nachdem man ihn in seiner Bedürftig-
keit oder in seiner Schlagfertigkeit angreift, d. h.
sich auf seine Verbindungen stellt, oder ihn schlägt.

    ( Fortsetzung folgt. )



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.




Frankfurter Cours.
Den 9. August 1850.
Geld. Papier.
Oesterreich Bankaktien......1218 1223
   „   5% Metallique....82 3 / 882 5 / 8
   „   4%   „   ....63 3 / 8 63 7 / 8
   „   3%   „   ....47 7 / 848 3 / 8
   „   2 1 / 2 %   „   ....43 3 / 444
   „   4 1 / 2 % Bethmann...77 3 / 478 1 / 4
   „   4%   „   ... 67--
   „   fl. 250 Loose v. J. 1839.101101 1 / 2
   „   „   500   „   „   1834.156 3 / 4157 1 / 4
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.8686 1 / 2
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Bayern3 1 / 2 % Obligationen...84 1 / 4 84 1 / 2
   „   4%   „   .... 8787 1 / 2
   „   5%   „   ....100 1 / 4 100 3 / 4
Württemberg3 1 / 4 % „   ....84 1 / 2 85
   „   4 1 / 2    „   ....98 1 / 498 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   „   ....82 1 / 4 82 3 / 4
   „   fl. 35 Loose   ......31 3 / 432
   „   „   50   „   ......53 1 / 254
Nassau fl. 25 „   ......24 7 / 825 1 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 1 / 874 5 / 8
   „   „   „   25   „   ...2828 1 / 2
Polen fl. 300   „   ...137--
Sardinien Fcs. 36   „...33 1 / 4 33 3 / 4
[Ende Spaltensatz] Druck von Joseph Steib in Würzburg.   Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 63.
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[0004] chen Minister eingeladen waren. Die Gäste Sei- ner Majestät wurden Abends 11 Uhr mit einem Extrazug nach Berlin zurückbefördert. Hr. v. Man- teuffel, der schon gegen 3 Uhr Berlin verlassen hatte, war nicht bei dem Feste zugegen. ( C. Z. ) Berlin, 7. August. Heute stand der Schau- spieler Trzeciak, welcher im vorigen Jahre wäh- rend der pfälzisch=badischen Revolution in das Sensenmänner=Corps Fenner von Fenneberg ge- treten, dann Lieutenant im Bureau des Generals Snayde und endlich Oberlieutenant und Adjutant ( Ordonnanzoffizier ) des Generals Mieroslawsky gewesen war, wegen der Theilnahme an jenem Aufstande, des Hochverraths angeklagt, vor den Geschwornen. Er hatte in der Voruntersuchung alle jene Thatsachen zugestanden, sich sogar selbst beim Staatsanwalt gemeldet und demselben frei- willig sein Lieutenantspatent übergeben. Bei der heutigen Verhandlung nahm er seine frühere geständige Aussage, die er „in einem Anfall von Wahnsinn ge- macht haben müsse,“ zurück, schob alle Handlungen, die seine Anklage motivirten, einem andern jun- gen Manne und Polen gleichen Namens zu und leugnete seine Theilnahme an jenem Aufstande gänzlich. Nachdem er darauf selbst einen Alibi- Beweis, der aber durch keine Zeugenaussagen un- terstützt war, zu führen versucht, trug der Staats- anwalt darauf an, die Sitzung aufzuheben und erst dann wieder einen Termin anzusetzen, wenn die in Bezug genommenen Zeugen vernommen seien. Da plötzlich nahm der Angeklagte die heute gemachten Aussagen zurück und erklärte die früher abgegebenen als die richtigen. Zwischen dem Staatsanwalt und dem Vertheidiger ( Justiz- commissär Deycks ) war es streitig, ob das Ver- brechen Hochverrath oder Aufruhr sei, jenes war die Ansicht des Staatsanwalts, dieses die des Vertheidi- gers. Der Gerichtshof trat der Erstern bei u. nahm an, daß die pfälzisch=badische Bewegung gegen den deutschen Bund gerichtet und also auch Hochver- rath gegen Preußen gewesen sei; er verurtheilte den Angeklagten demnächst nach §. 94 Th. II., Tit. 20 A.L.R. zum Tode durch das Beil. Die gesetzliche Strafe des Todes durch das Rad von unten wurde in Berücksichtigung der Jugend des Angeklagten und des Umstandes, daß er nicht zu den Rädelsführern gehörte, in die durch das Beil gemildert. ( F. J. ) Paris, 7. Aug. Das Vorhaben der Regie- rung, ein Uebungslager bei Versailles zu errichten, ist aufgegeben und die Vorarbeiten zu jenem Zwecke sind eingestellt. Hannover, 30. Juli. Die Montagsnumer der hannöver. Ztg. enthält unter der Aufschrift: „Schleswig=Holstein und der deutsche Bund,“ fol- genden ( Stüve'schen ) Artikel: Zu keiner Zeit sind die Menschen geneigter, der Aufregung des Ge- fühls Gehör zu geben, und zu keiner Zeit ist es dennoch nothwendiger, von kalter Erwägung der Zwecke und Mittel auch kein Haarbreit abzuwei- chen, als wenn es sich um Krieg handelt, und vor Allem, wenn einem befreundeten Heere Uebles wi- derfährt. Da wetteifern Mitgefühl, Muth, Ehr- liebe, überhaupt die edelsten Neigungen der mensch- lichen Herzen zu raschem Handeln zu treiben; aber Mancher redet auch um so lauter, je weniger er geneigt ist, selbst Hand anzulegen oder rechte Opfer zu bringen. Mancher möchte losschlagen, weil ihm der kalte Muth fehlt, den rechten Augenblick ab- zuwarten und bis dahin etwas zu erdulden; und Mancher schwatzt von Ehre, weil ihm das wahre Ehrgefühl fehlt und er sich einbildet, es komme eben auf eine französirende gloire de la grande nation an. Und wie vieles noch schlimmere Ge- würm versteckt sich auch in diesem Grase und die- sen Blüthen: Selbstsucht, Rachsucht, Hoffnung auf unlautern Gewinn, auf Beförderung von Zwecken, die mit der eigentlichen Sache gar nichts gemein haben. Jn solchen Augenblicken prüft sich's, ob die Völker für Staatsleben und Freiheit fähig sind. Kennen sie in solchen Augenblicken sich selbst, ihre eigene Kraft und Schwäche; erwägen sie Recht und Unrecht mehr als Vorliebe und Abneigung; sehen sie nicht blos auf den Augenblick, sondern auf die Folgen: dann wird man ihnen die Fä- higkeit zu Freiheit und politischer Geltung nicht absprechen können. Fahren sie aber auf wie die Kinder, verlangen sie Gewaltschritte, ohne zu fra- gen: ob sie oder ihre Freunde recht haben; dür- sten sie nach Krieg und Kriegsruhm, ohne die La- sten, die Opfer, die damit unzertrennlich verbun- den sind, zu bedenken; ohne den festen Entschluß, diese Lasten und Opfer längere Zeit hindurch zu tragen, -- so beweisen sie nur, daß sie der Frei- heit nicht fahig sind, sondern der Herrschaft be- dürfen. Zum Kriegführen gehört nicht blos, daß man heftig fortstürmt; man muß auch mit Ruhe und Selbstverläugnung über sich, sein Gut, seine Familie, Brand, Verheerung und Gewaltthat hingehen lassen können, bis die Zeit kommt. -- Es ist gut, unter solchen Umständen die Staats- männer des großen Alterthums zu befragen. Was rettete Griechenland in den Perserkriegen? Daß die Athener den Muth hatten, ihre Stadt Preis zu geben. -- Was richtete Athen im peloponesi- schen Kriege zu Grunde? Daß der Plan des Pe- rikles, das Gebiet der Plünderung und Verheer- ung Preis zu geben, von schwächern Männern nicht aufrecht gehalten werden konnte. Der Krieg ist ein gewaltiger Herr, der nach Freiheit und Wohlsein nicht fragt; und siegen kann nur der, der beide nicht achtet; zumal siegen im eignen Lande: denn hier sind die Volksaufregungen und Stürme stets die schlimmsten, und selten wird ein Krieg gut gerathen, der unter solchem Einflusse geführt werden soll. Jm Einflusse dieser Stim- mungen finden wir auch das Unglück Schleswig- Holsteins. Jm Jahre 1848 wollte man Flens- burg schützen und lag darnieder bei Bau. Jm Jahre 1850 hat man Schleswig schützen wollen und hat sich, wenn die Schlachtberichte nicht täu- schen, abermals in eine Stellung gewagt, die den Kräften nicht angemessen war. Wollte Gott, man hätte -- was man nun gezwungen muß -- Schles- wig aufgegeben, einen Kampf nicht hervorgerufen, bei dem im glücklichen Falle nichts zu gewinnen war, und dessen übler Ausgang nun nothwendig der dänischen Kriegspartei noch mehr den Sinn heben wird. Wie 1848, so war es jetzt durch die Umstände geboten, an der Eider stehen zu blei- ben, und den Weg der Verhandlung einzuschla- gen; so wie damals wäre jetzt Hoffnung auf Er- folg gewesen, wenn nicht jene Nachgiebigkeit ge- gen Volksstimmungen und andere Einflüsse die Sache verdorben hätten. Die Schuld dieses Un- heils fällt auf jeden, der durch Zureden, durch Sammlungen, deren Resultat doch kaum des Nen- nens werth ist, dazu geholfen, die Dinge zu ver- derben und einen über die Kräfte hinaus gehen- den Kriegsmuth hervorzurufen. -- Es wäre zu bewundern, wenn bei uns in solcher Nähe nicht ähnliche Aufregung entstanden wäre, zumal ja bei dergleichen allgemeinen Dingen der Einzelne gern vergißt, daß am Ende die Sache auf seine Rech- nung kommt. Dazu kommt noch, daß bekannte „Patrioten“ aus Hildesheim, Celle u. s. w. diese Gelegenheit gern benutzen, um für ihr Spiel die Karten zu mischen. Jst doch wie im vorigen Jahre Ungarn, so jetzt Schleswig=Hol- stein so unglücklich, die Hoffnung der Partei des Umsturzes zu sein; haben doch die Aufruhrstifter von allen Seiten sich dort in die Nähe ( aufs Schlachtfeld schwerlich ) begeben, und hat die Kriegs- partei den unbegreiflichen Fehler began- gen, eben dieser Partei im Lande selbst das Heft in die Hände zu geben. ( Schluß folgt. ) General v. Willisen. Der General v. Willisen ist gegenwärtig 60 Jahre alt. Einer preußischen Adelsfamilie ange- hörig, wurde er bereits in früher Jugend für die militärische Laufbahn bestimmt, und diente wäh- rend des Feldzugs vom Jahre 1806 in einem Jnfanterieregiment als Junker. Nachdem die va- terländische Armee bei Jena und Auerstädt zer- sprengt worden war, zog er sich nach der Uni- versitätsstadt Halle zurück, wo er, den Studien sich widmend, mehrere Jahre in stiller Zurückge- zogenheit verlebte. Da der Saalkreis zum west- phälischen Königreich geschlagen wurde, so verfiel auch Willisen der nach französischem Vorbild ge- ordneten Militärkonskription; sein Versuch, sich derselben zu entziehen, mißlang. Er wurde nach der damaligen Hauptstadt Kassel abgeführt und dort kurze Zeit in einem Thurm eingesperrt ge- halten. Das geschah im Jahr 1809, als eben Oesterreich im Begriff stand, zum vierten Male seine Waffen gegen Frankreich zu erheben. Diese Weltverhältnisse waren Willisen's Flucht, welche er mit anscheinend großer Verwegenheit ausführte, günstig. Er wendete sich nach Wien, diente da- rauf in einem Freikorps, mit dem er in Tyrol und Jtalien focht, und trat einige Jahre später in preußische Dienste zurück. Während der Jahre 1813 bis 1815 finden wir ihn als Hauptmann im Generalstabe des Feldmarschalls Fürst Blücher. Es war dies damals eine gute Schule. Anfangs von Scharnhorst, dann von Gneisenau geleitet, und Männer, wie die spätern Generäle v. Clause- witz und Grolmann in sich schließend, sammelten sich in diesem kleinen Offiziercorps außergewöhn- liche Jntelligenzen. Nach dem Friedensschlusse verblieb Willisen eine Zeitlang in der gedachten Stellung, und übernahm zu Ende der zwanziger Jahre den Unterricht in der Kriegsgeschichte im III. Cursus der „Allgemeinen Kriegsschule“ zu Berlin. Dieser Unterricht fußte auf einem festen und geschlossenen System der Kriegsführung, wel- ches, wesentlich sein eigenes Werk und unabhängig ausgearbeitet, in Hinsicht auf die Grundsätze aber mit den Schriften des jetzigen kaiserlich russischen Generals v. Jomini die meiste Verwandtschaft hat. Von dem Satze ausgehend: „Die Aufgabe der Kriegskunst ist der Sieg“ und „der Sieg das Erreichen des militärischen Zweckes“, erkennt es in der Armee das Werkzeug zu diesem Zwecke, und schreibt ihr, als solchem, zwei Haupteigen- schaften zu, nemlich als erste und hauptsächliche die Bedürftigkeit, und als zweite die Schlagfähig- keit. Der ersteren Eigenschaft zu genügen, ist aber die Sache der „Lehre von den Verbindun- gen “, oder der Strategie, und der andern die der Taktik oder der „Gefechtslehre“. Hieraus nun folgert Willisen, daß der Sieg über den Feind oder seine Vernichtung auf zwei Wegen zu errei- chen ist, je nachdem man ihn in seiner Bedürftig- keit oder in seiner Schlagfertigkeit angreift, d. h. sich auf seine Verbindungen stellt, oder ihn schlägt. ( Fortsetzung folgt. ) Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Frankfurter Cours. Den 9. August 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1218 1223 „ 5% Metallique.... 82 3 / 8 82 5 / 8 „ 4% „ .... 63 3 / 8 63 7 / 8 „ 3% „ .... 47 7 / 8 48 3 / 8 „ 2 1 / 2 % „ .... 43 3 / 4 44 „ 4 1 / 2 % Bethmann... 77 3 / 4 78 1 / 4 „ 4% „ ... 67 -- „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 101 101 1 / 2 „ „ 500 „ „ 1834. 156 3 / 4 157 1 / 4 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 86 86 1 / 2 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. 107 3 / 4 -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 84 1 / 4 84 1 / 2 „ 4% „ .... 87 87 1 / 2 „ 5% „ .... 100 1 / 4 100 3 / 4 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 84 1 / 2 85 „ 4 1 / 2 „ .... 98 1 / 4 98 3 / 4 Baden 3 1 / 2 % „ .... 82 1 / 4 82 3 / 4 „ fl. 35 Loose ...... 31 3 / 4 32 „ „ 50 „ ...... 53 1 / 2 54 Nassau fl. 25 „ ...... 24 7 / 8 25 1 / 8 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 74 1 / 8 74 5 / 8 „ „ „ 25 „ ... 28 28 1 / 2 Polen fl. 300 „ ... 137 -- Sardinien Fcs. 36 „... 33 1 / 4 33 3 / 4 Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 63.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 191. Würzburg, 10. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische191_1850/4>, abgerufen am 24.11.2024.