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Die Bayerische Presse. Nr. 191. Würzburg, 10. August 1850.

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[Spaltenumbruch] hindern können. Während des letzten Monats
sind bei den Forts um Paris mehr als 10 Mord-
versuche und Angriffe geschehen, deren Gegenstände
einzelne Soldaten waren. Jn den Provinzen kom-
men derartige Vorfälle nicht minder häufig vor.
Jn solcher Weise bekunden die socialistischen De-
mokraten ihre Sympathien für ihre Brüder in der
Armee. Wir haben mehr als einmal auf die
Tactik hingewiesen, welche von den Demagogen
bezüglich der Armee befolgt wurde. Früher über-
luden sie dieselbe mit Schmeicheleien und Liebko-
sungen, sandten Emissäre an sie ab und belager-
ten sie mit Flugschriften. Jhr Zweck ließ sich
leicht errathen. Sie hofften, die Armee durch an-
scheinende Freundlichkeit zu verführen und dahin zu
bringen, daß sie eidbrüchig die Fahne der Ehre
verlasse, um sich unter die Fahne der Unordnung
zu schaaren. Diese Hoffnung ist gescheitert. Die
Armee -- "der Feind," wie die rothen Journale
sie benennen -- kämpfte tapfer und entschlossen
gegen die römischen Revolutionäre, wie gegen die
meuterischen Demagogen im Jnnern, und seitdem
hat der Geist der Ordnung, der Hingebung und
Mannszucht im Heere nur noch zugenommen. Die
Demagogie hat daher die Maske abgenommen und
sich wieder so gezeigt, wie sie am 24. Febr. war,
als sie unsere Regimenter entwaffnete und sie aus
Paris trieb; wie sie in den schrecklichen Junitagen
war, als die Blüthe unseres Heeres unter den
Kugeln der hinter Barrikaden geschützten Jnsur-
genten fiel. Nur mit dem Unterschied, daß sie
jetzt, weil sie der Gefahr offenen Kampfes nicht
mehr zu trotzen wagt, im Dunkeln ihre Abgeord-
neten ausschickt, um einzeln gehende Soldaten an-
zugreifen. Es ist hohe Zeit, diesem schändlichen
Banditenwesen ein Ende zu machen. An der Re-
gierung ist es, durch Wachsamkeit, und an unsern
Militärbehörden: durch Festigkeit unsere braven
Soldaten gegen solche meuchlerische Angriffe zu
schützen."

Jtalien.

Die unlängst vom Cardinal Antonelli im Na-
men des h. Vaters gegen das kirchenfeindliche Be-
nehmen des piemontesischen Cabinets erlassene
Note wird in den radikalen und ministeriellen
Blättern Sardiniens fortwährend mit Bitterkeit
besprochen. Sie sind höchst ungehalten über die
energische Sprache des erwähnten Documentes u.
insbesondere über die Stelle, wo der h. Vater
die Zuversicht ausspricht, der König von Sardi-
nien und seine Regierung würden "Alles aufbie-
ten, damit er nicht in die harte Nothwendigkeit
versetzt werde, im Angesichte der Kirche und der
katholischen Welt zu förmlichen Maßregeln seine
Zuflucht nehmen zu müssen, wie es die schweren
Pflichten seines apostolischen Amtes erfordern".
Die "Concordia" findet in diesen Worten eine
Bedrohung der Excommunication oder des Jnter-
dictes. Das "Risorgimento" will es dem sardi-
nischen Geschäftsträger in Rom noch immer nicht
verzeihen, daß er es nicht vermochte, das Akten-
stück zu unterdrücken, oder doch dahin zu wirken,
daß diese Stelle zurückgenommen würde. Die
"Opinion" antwortet der Note mit dem Texte
der Verurtheilung des Hochwürdigen Bischofs von
Sessari, Msgr. Varesini. Alle Blätter nehmen
Veranlassung, sich über das erwähnte Aktenstück
mit jener dummen Lächerlichkeit, welche die dema-
gogischen Blätter überhaupt, besondert aber in
Piemont charakterisirt, lustig zu machen. Die be-
sonnene "Armonia" antwortet heute: "Es ist noch
nicht lange, daß die Excommunication die römi-
schen Republikaner getroffen hat; vernichtet, zer-
streut, verachtet von ganz Europa, irren sie im
Exile umher. So war es immer. Schreiben sie
dieses Zusammentreffen dem Zufalle, dem Glücke
der Waffen, dem Verrathe zu, versuchen Sie das-
selbe auf alle mögliche Weise zu erklären; merken
Sie aber auf die Geschichte: diese bezeugt es,
daß die gegen die Gewalten dieser Erde ausge-
sprochenen kirchlichen Censuren stets große Ergeb-
nisse zur Folge gehabt haben. Dieses geben die
Protestanten sogar zu, denn es ist ein Factum,
welches der Unwissende nur leugnen kann. Die
[Spaltenumbruch] Katholiken kennen den Grund dieses Factums, sie
wissen, daß der Papst Statthalter Christi ist, und
daß dem Allerhöchsten Niemand ungestraft wider-
stehen kann. Der Papst braucht nur ein Wort
auszusprechen, und wenn er es ausspricht, so wehe
dem, den es trifft. -- Die "Gazetta piemon-
tese " veröffentlicht ein königliches Dekret vom 28.
Juli, durch welches der Minister des Jnnern
Galvagno interimistisch das Ackerbau= und Han-
delsministerium übertragen wird." -- Das " Uni-
vers " sagt zu den in dem "Journal de Bruk"
mitgetheilten Nachrichten aus Rom: "Diese Nach-
richten stimmen genau mit dem überein, was auch
unser Correspondent uns mittheilt, und ähnliche
Einzelheiten sind auch in einem Schreiben aus
Rom in der "Armonia" enthalten. Wir glauben
diese Thatsachen richtig; sie bedürfen jedoch einer
Erklärung. Unter denjenigen, die im nächsten
Consistorium zu Cardinälen promovirt werden sol-
len, sind einige, für die die respectiven Regierun-
gen den Hut gewünscht haben, andere, dienen der
h. Vater aus eigenem Antriebe das Billet zu
überreichen beabsichtigt, das wohl unterschieden
werden muß. Ob Msgr. Wisemann auf die Be-
dingung, in Rom zu residiren, eingegangen ist,
wissen wir nicht; für die Katholiken in England
würde seine Abreise ein harter Verlust sein." --
Briefe aus Neapel versichern, daß die Angele-
genheit in Betreff der englischen Entschädigungs-
forderungen so zu sagen beigelegt ist. Der Kö-
nig hat sich zu einem Vergleiche entschlossen,
kraft dessen die fragliche Summe aus dem Staats-
schatze von Sicilien bezahlt werden soll.

   
Vermischte Nachrichten.

Danton und Robespierre sind doch nur Stüm-
per gewesen gegen Siedenburg, den "Schreiber"
der Mecklenburgischen Dorfzeitung, aus deren letzte
Nummer wir einem "Blut!" überschriebenen Ar-
tikel Folgendes entnehmen: "Da haben wir's --
Die Soldaten mit ihren Unteroffizieren stehen wie
die Eichbäume im Gewehr= und Kanonenfeuer.
Der gemeine Holsteiner, er schlägt sich wie ein
Löwe. Jch habe Kerls gesehen, die zwei Dänen
zugleich durch und durch gespießt auf dem Bajo-
nette hatten und sie hoch durch die Luft herunter-
schleuterten, um in der Blutarbeit Raum zu ge-
winnen. -- Blut, Blut, Blut! -- Wenn das
nicht in Strömen fließt, geht Holstein zu Grunde.
-- Wir haben bei Jdstedt 24,000 gegen 43,000
gestanden, und -- weichen müssen. Lächerlich! --
Wie kann man weichen? -- Wenn man nicht
mehr Munition hat und zum Rückzuge komman-
dirt wird. -- Hoho! -- Dagegen müssen Kriegs-
gesetze wirksam sei. Bei jedem Regimente eine
Köpfmaschine, Guillotine, hinter der Fronte auf-
gefahren. Wer nicht gehörig für Munition sorgte:
Kopf ab! -- Wer sich zurückzieht: Kopf ab! --
Dies ist aber noch nicht genug. Jeder Offizier,
der eine Minute zögert, den fünffach überlegenen
Feind anzugreifen: Kopf ab! -- Jeder Soldat,
der früher schießt, bis ihm der Feind auf dreißig
Schritt nahe ist: Kopf ab! -- Thun das ganze
Bataillone, der fünfte Mann immer: Kopf ab!
-- Jede Jnfanterie, in welche feindliche Reiterei
einbricht, der fünfte Mann immer: Kopf ab! --
Jede Reiterei, die nicht in die dänischen Kolonnen
einzubrechen tauchte, der fünfte Mann immer:
Kopf ab! -- Jeder Anführer und Offizier, der
ein Gefecht, eine Schlacht verliert, gleich weshalb:
Kopf ab! -- Reicht die Köpfmaschine nicht aus
für die Arbeit, so werden, wie Feldmarschall Su-
warow that, hinter den Truppen Kartätschen auf-
gefahren und sie damit angespornt. -- Blut,
Blut und nochmals Blut! -- Ob Tausende von
Menschen mehr fallen, das ist spottegal, da wo
die ganze Welt krank ist, wo Völker gegen Völ-
ker kämpfen. -- Besser vertilgt, als unterworfen!
-- Jn einer feigen, überstudirten, verätherischen
Zeit giebt es nur Eins, was die Nerven stärkt,
die Menschen kräftigt: Blut, Blut und abermals
Blut!"

[Spaltenumbruch]
Neuestes.

Baden, 6. August. Jm Laufe dieser Woche
erwartet man noch den Präsidenten von Frankreich,
Louis Napoleon, zum Besuche bei seiner erlauchten
Tante, der Frau Großherzogin Stephanie, und
den König der Belgier. Der Aufenthalt sämmt-
licher genannter Häupter scheint sich nur auf 10
Tage zu beschränken, da sie vorläufig auf nicht
länger gemiethet haben.

   

Karlsruhe, 6. August. Unser Ministerium
will den Großmächten trotzen, und der österreichi-
schen Circulardepesche gegen die Abführung unse-
rer Truppen nach Preußen durch Thaten antwor-
ten. Vergangenen Freitag war Staatsraths-
sitzung, die Depesche wurde vorgelegt und obwohl
von dem einen und andern unserer Minister schüch-
terne Bedenken gegen die Beibehaltung des bis-
herigen Systems laut wurden, so drang doch die
Meinung des von Preußen über uns gesetzten
Landvogts durch, dahin gehend, daß nur um so
eher jetzt auf dem Abmarsch des übrigen Theils
unserer Truppen bestanden werden müsse. Jn die-
ser hochpolitischen Auffassung wurde Hr. v. Klü-
ber kräftigst durch den Justizminister Hrn. Stabel
unterstützt. Am Sonntag soll dieser Beschluß un-
serem Großherzog, der sich in Baden aufhält, zur
Unterschrift vorgelegt worden sein.

Karlsruhe, 7. August. Einer der von den
französischen Behörden ausgelieferten Mörder Au-
erswalds und Lichnowskys ist auf der Eisenbahn
nach Frankfurt gebracht worden.

Karlsruhe, 8. August. Durch Verfügung des
großh. Generalcommissärs für den Mittelrheinkreis
ist das in Stuttgart erscheinende "Dtsch. V.=Bl."
für die Dauer des Kriegszustandes verboten wor-
den.

   

Darmstadt, 8. August. So eben vernimmt
man, daß Hr. v. Dalwigk an die Spitze des Mi-
nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten getre-
ten ist.

Dresden, 8. August. Die 1. Kammer ist in
der Competenzfrage den Beschlüssen der 2. Kam-
mer einstimmig beigetreten.

   

Leipzig, 6. August. Dem Abgeordneten der
Universität zur 1. Kammer, Prof. Tuch, ist be-
kanntlich von der Kammer aufgegeben worden, vor
seiner Aufnahme die Vollmacht der Universität bei-
zubringen. Die Universität hat ihm dieselbe ver-
weigert und statt ihrer die Protokolle der beiden
Sitzungen, in welcher sie die Wahl zum Landtag
verweigerte, zur Disposition gestellt. Jn Folge
dessen ist man hier nicht ohne Furcht, daß das
Ministerium eine Anzahl Professoren vom Amte
entfernen werde. Auch die Vertreter des hiesigen
Handelsstandes haben es mit ihrem Gewissen nicht
vereinbar gefunden, bei dem Landtag zu erschei-
nen, und einen dahin zielenden Protest dahin ab-
gesandt.

   

Hamburg, 8. August. Der durch die Ex-
plosion des Laboratoriums in Rendsburg ange-
richtete Schaden ist bedeutend, auch an Menschen-
leben. 80 Todte sind bereits begraben; die Zahl
der Todten und der schwer Verwundeten wird auf
200 angegeben. Jn der Altstadt sind alle Häu-
ser beschädigt. 387 dänische Gefangene sind aus
Rendsburg nach Altona gebracht worden; die Post
nach Friedrichsstadt mußte umkehren.

Rendsburg, 8. August. Auf der ganzen Linie
wird recognoscirt, woraus ein ernsthaftes Vorpo-
stengefecht entspringt, welches jedoch resultatlos
bleibt. Friedrichsstadt und Husum sind von den
Dänen beseßt worden.

Wien, 5. August. Gestern starb hier in Folge
eines Schlagaufalls der reiche Bankier Goldstein.

Berlin, 7. Aug. Der gestrigen Hoffestlich-
keit im neuen Palais bei Potsdam, welche durch
das Auftreten der Demois. Rachel auf dem Schloß-
theater einen besondern Reitz erhielt, wohnten der
Graf v. Chambord und der F.=Z.=M. v. Haynau
bei. Dem Erstern, welcher sich von hier nach
Wiesbaden begibt, wurde von allen Seiten große
Aufmerksamkeit erwiesen. -- Se. Maj. gaben ge-
stern in Sanssouci ein großes Fest, zu welchem
auch der F.=Z.=M. v. Haynau und die sämmtli-

[Spaltenumbruch] hindern können. Während des letzten Monats
sind bei den Forts um Paris mehr als 10 Mord-
versuche und Angriffe geschehen, deren Gegenstände
einzelne Soldaten waren. Jn den Provinzen kom-
men derartige Vorfälle nicht minder häufig vor.
Jn solcher Weise bekunden die socialistischen De-
mokraten ihre Sympathien für ihre Brüder in der
Armee. Wir haben mehr als einmal auf die
Tactik hingewiesen, welche von den Demagogen
bezüglich der Armee befolgt wurde. Früher über-
luden sie dieselbe mit Schmeicheleien und Liebko-
sungen, sandten Emissäre an sie ab und belager-
ten sie mit Flugschriften. Jhr Zweck ließ sich
leicht errathen. Sie hofften, die Armee durch an-
scheinende Freundlichkeit zu verführen und dahin zu
bringen, daß sie eidbrüchig die Fahne der Ehre
verlasse, um sich unter die Fahne der Unordnung
zu schaaren. Diese Hoffnung ist gescheitert. Die
Armee -- „der Feind,“ wie die rothen Journale
sie benennen -- kämpfte tapfer und entschlossen
gegen die römischen Revolutionäre, wie gegen die
meuterischen Demagogen im Jnnern, und seitdem
hat der Geist der Ordnung, der Hingebung und
Mannszucht im Heere nur noch zugenommen. Die
Demagogie hat daher die Maske abgenommen und
sich wieder so gezeigt, wie sie am 24. Febr. war,
als sie unsere Regimenter entwaffnete und sie aus
Paris trieb; wie sie in den schrecklichen Junitagen
war, als die Blüthe unseres Heeres unter den
Kugeln der hinter Barrikaden geschützten Jnsur-
genten fiel. Nur mit dem Unterschied, daß sie
jetzt, weil sie der Gefahr offenen Kampfes nicht
mehr zu trotzen wagt, im Dunkeln ihre Abgeord-
neten ausschickt, um einzeln gehende Soldaten an-
zugreifen. Es ist hohe Zeit, diesem schändlichen
Banditenwesen ein Ende zu machen. An der Re-
gierung ist es, durch Wachsamkeit, und an unsern
Militärbehörden: durch Festigkeit unsere braven
Soldaten gegen solche meuchlerische Angriffe zu
schützen.“

Jtalien.

Die unlängst vom Cardinal Antonelli im Na-
men des h. Vaters gegen das kirchenfeindliche Be-
nehmen des piemontesischen Cabinets erlassene
Note wird in den radikalen und ministeriellen
Blättern Sardiniens fortwährend mit Bitterkeit
besprochen. Sie sind höchst ungehalten über die
energische Sprache des erwähnten Documentes u.
insbesondere über die Stelle, wo der h. Vater
die Zuversicht ausspricht, der König von Sardi-
nien und seine Regierung würden „Alles aufbie-
ten, damit er nicht in die harte Nothwendigkeit
versetzt werde, im Angesichte der Kirche und der
katholischen Welt zu förmlichen Maßregeln seine
Zuflucht nehmen zu müssen, wie es die schweren
Pflichten seines apostolischen Amtes erfordern“.
Die „Concordia“ findet in diesen Worten eine
Bedrohung der Excommunication oder des Jnter-
dictes. Das „Risorgimento“ will es dem sardi-
nischen Geschäftsträger in Rom noch immer nicht
verzeihen, daß er es nicht vermochte, das Akten-
stück zu unterdrücken, oder doch dahin zu wirken,
daß diese Stelle zurückgenommen würde. Die
„Opinion“ antwortet der Note mit dem Texte
der Verurtheilung des Hochwürdigen Bischofs von
Sessari, Msgr. Varesini. Alle Blätter nehmen
Veranlassung, sich über das erwähnte Aktenstück
mit jener dummen Lächerlichkeit, welche die dema-
gogischen Blätter überhaupt, besondert aber in
Piemont charakterisirt, lustig zu machen. Die be-
sonnene „Armonia“ antwortet heute: „Es ist noch
nicht lange, daß die Excommunication die römi-
schen Republikaner getroffen hat; vernichtet, zer-
streut, verachtet von ganz Europa, irren sie im
Exile umher. So war es immer. Schreiben sie
dieses Zusammentreffen dem Zufalle, dem Glücke
der Waffen, dem Verrathe zu, versuchen Sie das-
selbe auf alle mögliche Weise zu erklären; merken
Sie aber auf die Geschichte: diese bezeugt es,
daß die gegen die Gewalten dieser Erde ausge-
sprochenen kirchlichen Censuren stets große Ergeb-
nisse zur Folge gehabt haben. Dieses geben die
Protestanten sogar zu, denn es ist ein Factum,
welches der Unwissende nur leugnen kann. Die
[Spaltenumbruch] Katholiken kennen den Grund dieses Factums, sie
wissen, daß der Papst Statthalter Christi ist, und
daß dem Allerhöchsten Niemand ungestraft wider-
stehen kann. Der Papst braucht nur ein Wort
auszusprechen, und wenn er es ausspricht, so wehe
dem, den es trifft. -- Die „Gazetta piemon-
tese “ veröffentlicht ein königliches Dekret vom 28.
Juli, durch welches der Minister des Jnnern
Galvagno interimistisch das Ackerbau= und Han-
delsministerium übertragen wird.“ -- Das „ Uni-
vers “ sagt zu den in dem „Journal de Bruk“
mitgetheilten Nachrichten aus Rom: „Diese Nach-
richten stimmen genau mit dem überein, was auch
unser Correspondent uns mittheilt, und ähnliche
Einzelheiten sind auch in einem Schreiben aus
Rom in der „Armonia“ enthalten. Wir glauben
diese Thatsachen richtig; sie bedürfen jedoch einer
Erklärung. Unter denjenigen, die im nächsten
Consistorium zu Cardinälen promovirt werden sol-
len, sind einige, für die die respectiven Regierun-
gen den Hut gewünscht haben, andere, dienen der
h. Vater aus eigenem Antriebe das Billet zu
überreichen beabsichtigt, das wohl unterschieden
werden muß. Ob Msgr. Wisemann auf die Be-
dingung, in Rom zu residiren, eingegangen ist,
wissen wir nicht; für die Katholiken in England
würde seine Abreise ein harter Verlust sein.“ --
Briefe aus Neapel versichern, daß die Angele-
genheit in Betreff der englischen Entschädigungs-
forderungen so zu sagen beigelegt ist. Der Kö-
nig hat sich zu einem Vergleiche entschlossen,
kraft dessen die fragliche Summe aus dem Staats-
schatze von Sicilien bezahlt werden soll.

   
Vermischte Nachrichten.

Danton und Robespierre sind doch nur Stüm-
per gewesen gegen Siedenburg, den „Schreiber“
der Mecklenburgischen Dorfzeitung, aus deren letzte
Nummer wir einem „Blut!“ überschriebenen Ar-
tikel Folgendes entnehmen: „Da haben wir's --
Die Soldaten mit ihren Unteroffizieren stehen wie
die Eichbäume im Gewehr= und Kanonenfeuer.
Der gemeine Holsteiner, er schlägt sich wie ein
Löwe. Jch habe Kerls gesehen, die zwei Dänen
zugleich durch und durch gespießt auf dem Bajo-
nette hatten und sie hoch durch die Luft herunter-
schleuterten, um in der Blutarbeit Raum zu ge-
winnen. -- Blut, Blut, Blut! -- Wenn das
nicht in Strömen fließt, geht Holstein zu Grunde.
-- Wir haben bei Jdstedt 24,000 gegen 43,000
gestanden, und -- weichen müssen. Lächerlich! --
Wie kann man weichen? -- Wenn man nicht
mehr Munition hat und zum Rückzuge komman-
dirt wird. -- Hoho! -- Dagegen müssen Kriegs-
gesetze wirksam sei. Bei jedem Regimente eine
Köpfmaschine, Guillotine, hinter der Fronte auf-
gefahren. Wer nicht gehörig für Munition sorgte:
Kopf ab! -- Wer sich zurückzieht: Kopf ab! --
Dies ist aber noch nicht genug. Jeder Offizier,
der eine Minute zögert, den fünffach überlegenen
Feind anzugreifen: Kopf ab! -- Jeder Soldat,
der früher schießt, bis ihm der Feind auf dreißig
Schritt nahe ist: Kopf ab! -- Thun das ganze
Bataillone, der fünfte Mann immer: Kopf ab!
-- Jede Jnfanterie, in welche feindliche Reiterei
einbricht, der fünfte Mann immer: Kopf ab! --
Jede Reiterei, die nicht in die dänischen Kolonnen
einzubrechen tauchte, der fünfte Mann immer:
Kopf ab! -- Jeder Anführer und Offizier, der
ein Gefecht, eine Schlacht verliert, gleich weshalb:
Kopf ab! -- Reicht die Köpfmaschine nicht aus
für die Arbeit, so werden, wie Feldmarschall Su-
warow that, hinter den Truppen Kartätschen auf-
gefahren und sie damit angespornt. -- Blut,
Blut und nochmals Blut! -- Ob Tausende von
Menschen mehr fallen, das ist spottegal, da wo
die ganze Welt krank ist, wo Völker gegen Völ-
ker kämpfen. -- Besser vertilgt, als unterworfen!
-- Jn einer feigen, überstudirten, verätherischen
Zeit giebt es nur Eins, was die Nerven stärkt,
die Menschen kräftigt: Blut, Blut und abermals
Blut!“

[Spaltenumbruch]
Neuestes.

Baden, 6. August. Jm Laufe dieser Woche
erwartet man noch den Präsidenten von Frankreich,
Louis Napoleon, zum Besuche bei seiner erlauchten
Tante, der Frau Großherzogin Stephanie, und
den König der Belgier. Der Aufenthalt sämmt-
licher genannter Häupter scheint sich nur auf 10
Tage zu beschränken, da sie vorläufig auf nicht
länger gemiethet haben.

   

Karlsruhe, 6. August. Unser Ministerium
will den Großmächten trotzen, und der österreichi-
schen Circulardepesche gegen die Abführung unse-
rer Truppen nach Preußen durch Thaten antwor-
ten. Vergangenen Freitag war Staatsraths-
sitzung, die Depesche wurde vorgelegt und obwohl
von dem einen und andern unserer Minister schüch-
terne Bedenken gegen die Beibehaltung des bis-
herigen Systems laut wurden, so drang doch die
Meinung des von Preußen über uns gesetzten
Landvogts durch, dahin gehend, daß nur um so
eher jetzt auf dem Abmarsch des übrigen Theils
unserer Truppen bestanden werden müsse. Jn die-
ser hochpolitischen Auffassung wurde Hr. v. Klü-
ber kräftigst durch den Justizminister Hrn. Stabel
unterstützt. Am Sonntag soll dieser Beschluß un-
serem Großherzog, der sich in Baden aufhält, zur
Unterschrift vorgelegt worden sein.

Karlsruhe, 7. August. Einer der von den
französischen Behörden ausgelieferten Mörder Au-
erswalds und Lichnowskys ist auf der Eisenbahn
nach Frankfurt gebracht worden.

Karlsruhe, 8. August. Durch Verfügung des
großh. Generalcommissärs für den Mittelrheinkreis
ist das in Stuttgart erscheinende „Dtsch. V.=Bl.“
für die Dauer des Kriegszustandes verboten wor-
den.

   

Darmstadt, 8. August. So eben vernimmt
man, daß Hr. v. Dalwigk an die Spitze des Mi-
nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten getre-
ten ist.

Dresden, 8. August. Die 1. Kammer ist in
der Competenzfrage den Beschlüssen der 2. Kam-
mer einstimmig beigetreten.

   

Leipzig, 6. August. Dem Abgeordneten der
Universität zur 1. Kammer, Prof. Tuch, ist be-
kanntlich von der Kammer aufgegeben worden, vor
seiner Aufnahme die Vollmacht der Universität bei-
zubringen. Die Universität hat ihm dieselbe ver-
weigert und statt ihrer die Protokolle der beiden
Sitzungen, in welcher sie die Wahl zum Landtag
verweigerte, zur Disposition gestellt. Jn Folge
dessen ist man hier nicht ohne Furcht, daß das
Ministerium eine Anzahl Professoren vom Amte
entfernen werde. Auch die Vertreter des hiesigen
Handelsstandes haben es mit ihrem Gewissen nicht
vereinbar gefunden, bei dem Landtag zu erschei-
nen, und einen dahin zielenden Protest dahin ab-
gesandt.

   

Hamburg, 8. August. Der durch die Ex-
plosion des Laboratoriums in Rendsburg ange-
richtete Schaden ist bedeutend, auch an Menschen-
leben. 80 Todte sind bereits begraben; die Zahl
der Todten und der schwer Verwundeten wird auf
200 angegeben. Jn der Altstadt sind alle Häu-
ser beschädigt. 387 dänische Gefangene sind aus
Rendsburg nach Altona gebracht worden; die Post
nach Friedrichsstadt mußte umkehren.

Rendsburg, 8. August. Auf der ganzen Linie
wird recognoscirt, woraus ein ernsthaftes Vorpo-
stengefecht entspringt, welches jedoch resultatlos
bleibt. Friedrichsstadt und Husum sind von den
Dänen beseßt worden.

Wien, 5. August. Gestern starb hier in Folge
eines Schlagaufalls der reiche Bankier Goldstein.

Berlin, 7. Aug. Der gestrigen Hoffestlich-
keit im neuen Palais bei Potsdam, welche durch
das Auftreten der Demois. Rachel auf dem Schloß-
theater einen besondern Reitz erhielt, wohnten der
Graf v. Chambord und der F.=Z.=M. v. Haynau
bei. Dem Erstern, welcher sich von hier nach
Wiesbaden begibt, wurde von allen Seiten große
Aufmerksamkeit erwiesen. -- Se. Maj. gaben ge-
stern in Sanssouci ein großes Fest, zu welchem
auch der F.=Z.=M. v. Haynau und die sämmtli-

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[0003] hindern können. Während des letzten Monats sind bei den Forts um Paris mehr als 10 Mord- versuche und Angriffe geschehen, deren Gegenstände einzelne Soldaten waren. Jn den Provinzen kom- men derartige Vorfälle nicht minder häufig vor. Jn solcher Weise bekunden die socialistischen De- mokraten ihre Sympathien für ihre Brüder in der Armee. Wir haben mehr als einmal auf die Tactik hingewiesen, welche von den Demagogen bezüglich der Armee befolgt wurde. Früher über- luden sie dieselbe mit Schmeicheleien und Liebko- sungen, sandten Emissäre an sie ab und belager- ten sie mit Flugschriften. Jhr Zweck ließ sich leicht errathen. Sie hofften, die Armee durch an- scheinende Freundlichkeit zu verführen und dahin zu bringen, daß sie eidbrüchig die Fahne der Ehre verlasse, um sich unter die Fahne der Unordnung zu schaaren. Diese Hoffnung ist gescheitert. Die Armee -- „der Feind,“ wie die rothen Journale sie benennen -- kämpfte tapfer und entschlossen gegen die römischen Revolutionäre, wie gegen die meuterischen Demagogen im Jnnern, und seitdem hat der Geist der Ordnung, der Hingebung und Mannszucht im Heere nur noch zugenommen. Die Demagogie hat daher die Maske abgenommen und sich wieder so gezeigt, wie sie am 24. Febr. war, als sie unsere Regimenter entwaffnete und sie aus Paris trieb; wie sie in den schrecklichen Junitagen war, als die Blüthe unseres Heeres unter den Kugeln der hinter Barrikaden geschützten Jnsur- genten fiel. Nur mit dem Unterschied, daß sie jetzt, weil sie der Gefahr offenen Kampfes nicht mehr zu trotzen wagt, im Dunkeln ihre Abgeord- neten ausschickt, um einzeln gehende Soldaten an- zugreifen. Es ist hohe Zeit, diesem schändlichen Banditenwesen ein Ende zu machen. An der Re- gierung ist es, durch Wachsamkeit, und an unsern Militärbehörden: durch Festigkeit unsere braven Soldaten gegen solche meuchlerische Angriffe zu schützen.“ Jtalien. Die unlängst vom Cardinal Antonelli im Na- men des h. Vaters gegen das kirchenfeindliche Be- nehmen des piemontesischen Cabinets erlassene Note wird in den radikalen und ministeriellen Blättern Sardiniens fortwährend mit Bitterkeit besprochen. Sie sind höchst ungehalten über die energische Sprache des erwähnten Documentes u. insbesondere über die Stelle, wo der h. Vater die Zuversicht ausspricht, der König von Sardi- nien und seine Regierung würden „Alles aufbie- ten, damit er nicht in die harte Nothwendigkeit versetzt werde, im Angesichte der Kirche und der katholischen Welt zu förmlichen Maßregeln seine Zuflucht nehmen zu müssen, wie es die schweren Pflichten seines apostolischen Amtes erfordern“. Die „Concordia“ findet in diesen Worten eine Bedrohung der Excommunication oder des Jnter- dictes. Das „Risorgimento“ will es dem sardi- nischen Geschäftsträger in Rom noch immer nicht verzeihen, daß er es nicht vermochte, das Akten- stück zu unterdrücken, oder doch dahin zu wirken, daß diese Stelle zurückgenommen würde. Die „Opinion“ antwortet der Note mit dem Texte der Verurtheilung des Hochwürdigen Bischofs von Sessari, Msgr. Varesini. Alle Blätter nehmen Veranlassung, sich über das erwähnte Aktenstück mit jener dummen Lächerlichkeit, welche die dema- gogischen Blätter überhaupt, besondert aber in Piemont charakterisirt, lustig zu machen. Die be- sonnene „Armonia“ antwortet heute: „Es ist noch nicht lange, daß die Excommunication die römi- schen Republikaner getroffen hat; vernichtet, zer- streut, verachtet von ganz Europa, irren sie im Exile umher. So war es immer. Schreiben sie dieses Zusammentreffen dem Zufalle, dem Glücke der Waffen, dem Verrathe zu, versuchen Sie das- selbe auf alle mögliche Weise zu erklären; merken Sie aber auf die Geschichte: diese bezeugt es, daß die gegen die Gewalten dieser Erde ausge- sprochenen kirchlichen Censuren stets große Ergeb- nisse zur Folge gehabt haben. Dieses geben die Protestanten sogar zu, denn es ist ein Factum, welches der Unwissende nur leugnen kann. Die Katholiken kennen den Grund dieses Factums, sie wissen, daß der Papst Statthalter Christi ist, und daß dem Allerhöchsten Niemand ungestraft wider- stehen kann. Der Papst braucht nur ein Wort auszusprechen, und wenn er es ausspricht, so wehe dem, den es trifft. -- Die „Gazetta piemon- tese “ veröffentlicht ein königliches Dekret vom 28. Juli, durch welches der Minister des Jnnern Galvagno interimistisch das Ackerbau= und Han- delsministerium übertragen wird.“ -- Das „ Uni- vers “ sagt zu den in dem „Journal de Bruk“ mitgetheilten Nachrichten aus Rom: „Diese Nach- richten stimmen genau mit dem überein, was auch unser Correspondent uns mittheilt, und ähnliche Einzelheiten sind auch in einem Schreiben aus Rom in der „Armonia“ enthalten. Wir glauben diese Thatsachen richtig; sie bedürfen jedoch einer Erklärung. Unter denjenigen, die im nächsten Consistorium zu Cardinälen promovirt werden sol- len, sind einige, für die die respectiven Regierun- gen den Hut gewünscht haben, andere, dienen der h. Vater aus eigenem Antriebe das Billet zu überreichen beabsichtigt, das wohl unterschieden werden muß. Ob Msgr. Wisemann auf die Be- dingung, in Rom zu residiren, eingegangen ist, wissen wir nicht; für die Katholiken in England würde seine Abreise ein harter Verlust sein.“ -- Briefe aus Neapel versichern, daß die Angele- genheit in Betreff der englischen Entschädigungs- forderungen so zu sagen beigelegt ist. Der Kö- nig hat sich zu einem Vergleiche entschlossen, kraft dessen die fragliche Summe aus dem Staats- schatze von Sicilien bezahlt werden soll. ( D. Vlksh. ) Vermischte Nachrichten. Danton und Robespierre sind doch nur Stüm- per gewesen gegen Siedenburg, den „Schreiber“ der Mecklenburgischen Dorfzeitung, aus deren letzte Nummer wir einem „Blut!“ überschriebenen Ar- tikel Folgendes entnehmen: „Da haben wir's -- Die Soldaten mit ihren Unteroffizieren stehen wie die Eichbäume im Gewehr= und Kanonenfeuer. Der gemeine Holsteiner, er schlägt sich wie ein Löwe. Jch habe Kerls gesehen, die zwei Dänen zugleich durch und durch gespießt auf dem Bajo- nette hatten und sie hoch durch die Luft herunter- schleuterten, um in der Blutarbeit Raum zu ge- winnen. -- Blut, Blut, Blut! -- Wenn das nicht in Strömen fließt, geht Holstein zu Grunde. -- Wir haben bei Jdstedt 24,000 gegen 43,000 gestanden, und -- weichen müssen. Lächerlich! -- Wie kann man weichen? -- Wenn man nicht mehr Munition hat und zum Rückzuge komman- dirt wird. -- Hoho! -- Dagegen müssen Kriegs- gesetze wirksam sei. Bei jedem Regimente eine Köpfmaschine, Guillotine, hinter der Fronte auf- gefahren. Wer nicht gehörig für Munition sorgte: Kopf ab! -- Wer sich zurückzieht: Kopf ab! -- Dies ist aber noch nicht genug. Jeder Offizier, der eine Minute zögert, den fünffach überlegenen Feind anzugreifen: Kopf ab! -- Jeder Soldat, der früher schießt, bis ihm der Feind auf dreißig Schritt nahe ist: Kopf ab! -- Thun das ganze Bataillone, der fünfte Mann immer: Kopf ab! -- Jede Jnfanterie, in welche feindliche Reiterei einbricht, der fünfte Mann immer: Kopf ab! -- Jede Reiterei, die nicht in die dänischen Kolonnen einzubrechen tauchte, der fünfte Mann immer: Kopf ab! -- Jeder Anführer und Offizier, der ein Gefecht, eine Schlacht verliert, gleich weshalb: Kopf ab! -- Reicht die Köpfmaschine nicht aus für die Arbeit, so werden, wie Feldmarschall Su- warow that, hinter den Truppen Kartätschen auf- gefahren und sie damit angespornt. -- Blut, Blut und nochmals Blut! -- Ob Tausende von Menschen mehr fallen, das ist spottegal, da wo die ganze Welt krank ist, wo Völker gegen Völ- ker kämpfen. -- Besser vertilgt, als unterworfen! -- Jn einer feigen, überstudirten, verätherischen Zeit giebt es nur Eins, was die Nerven stärkt, die Menschen kräftigt: Blut, Blut und abermals Blut!“ Neuestes. Baden, 6. August. Jm Laufe dieser Woche erwartet man noch den Präsidenten von Frankreich, Louis Napoleon, zum Besuche bei seiner erlauchten Tante, der Frau Großherzogin Stephanie, und den König der Belgier. Der Aufenthalt sämmt- licher genannter Häupter scheint sich nur auf 10 Tage zu beschränken, da sie vorläufig auf nicht länger gemiethet haben. ( D. Vksbl. ) Karlsruhe, 6. August. Unser Ministerium will den Großmächten trotzen, und der österreichi- schen Circulardepesche gegen die Abführung unse- rer Truppen nach Preußen durch Thaten antwor- ten. Vergangenen Freitag war Staatsraths- sitzung, die Depesche wurde vorgelegt und obwohl von dem einen und andern unserer Minister schüch- terne Bedenken gegen die Beibehaltung des bis- herigen Systems laut wurden, so drang doch die Meinung des von Preußen über uns gesetzten Landvogts durch, dahin gehend, daß nur um so eher jetzt auf dem Abmarsch des übrigen Theils unserer Truppen bestanden werden müsse. Jn die- ser hochpolitischen Auffassung wurde Hr. v. Klü- ber kräftigst durch den Justizminister Hrn. Stabel unterstützt. Am Sonntag soll dieser Beschluß un- serem Großherzog, der sich in Baden aufhält, zur Unterschrift vorgelegt worden sein. Karlsruhe, 7. August. Einer der von den französischen Behörden ausgelieferten Mörder Au- erswalds und Lichnowskys ist auf der Eisenbahn nach Frankfurt gebracht worden. Karlsruhe, 8. August. Durch Verfügung des großh. Generalcommissärs für den Mittelrheinkreis ist das in Stuttgart erscheinende „Dtsch. V.=Bl.“ für die Dauer des Kriegszustandes verboten wor- den. ( K. Z. ) Darmstadt, 8. August. So eben vernimmt man, daß Hr. v. Dalwigk an die Spitze des Mi- nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten getre- ten ist. Dresden, 8. August. Die 1. Kammer ist in der Competenzfrage den Beschlüssen der 2. Kam- mer einstimmig beigetreten. ( L. Z. ) Leipzig, 6. August. Dem Abgeordneten der Universität zur 1. Kammer, Prof. Tuch, ist be- kanntlich von der Kammer aufgegeben worden, vor seiner Aufnahme die Vollmacht der Universität bei- zubringen. Die Universität hat ihm dieselbe ver- weigert und statt ihrer die Protokolle der beiden Sitzungen, in welcher sie die Wahl zum Landtag verweigerte, zur Disposition gestellt. Jn Folge dessen ist man hier nicht ohne Furcht, daß das Ministerium eine Anzahl Professoren vom Amte entfernen werde. Auch die Vertreter des hiesigen Handelsstandes haben es mit ihrem Gewissen nicht vereinbar gefunden, bei dem Landtag zu erschei- nen, und einen dahin zielenden Protest dahin ab- gesandt. ( Frk. O.P.A.=Z. ) Hamburg, 8. August. Der durch die Ex- plosion des Laboratoriums in Rendsburg ange- richtete Schaden ist bedeutend, auch an Menschen- leben. 80 Todte sind bereits begraben; die Zahl der Todten und der schwer Verwundeten wird auf 200 angegeben. Jn der Altstadt sind alle Häu- ser beschädigt. 387 dänische Gefangene sind aus Rendsburg nach Altona gebracht worden; die Post nach Friedrichsstadt mußte umkehren. Rendsburg, 8. August. Auf der ganzen Linie wird recognoscirt, woraus ein ernsthaftes Vorpo- stengefecht entspringt, welches jedoch resultatlos bleibt. Friedrichsstadt und Husum sind von den Dänen beseßt worden. Wien, 5. August. Gestern starb hier in Folge eines Schlagaufalls der reiche Bankier Goldstein. Berlin, 7. Aug. Der gestrigen Hoffestlich- keit im neuen Palais bei Potsdam, welche durch das Auftreten der Demois. Rachel auf dem Schloß- theater einen besondern Reitz erhielt, wohnten der Graf v. Chambord und der F.=Z.=M. v. Haynau bei. Dem Erstern, welcher sich von hier nach Wiesbaden begibt, wurde von allen Seiten große Aufmerksamkeit erwiesen. -- Se. Maj. gaben ge- stern in Sanssouci ein großes Fest, zu welchem auch der F.=Z.=M. v. Haynau und die sämmtli-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 191. Würzburg, 10. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische191_1850/3>, abgerufen am 24.11.2024.