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Die Bayerische Presse. Nr. 136. Würzburg, 7. Juni 1850.

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[Spaltenumbruch] tagnarde, worunter namentlich Ledru=Rollin, be-
freite. Dafür wurde ihm nun so viel Weihrauch
gestreut, daß er sich selbstständig fühlte. Man
überreichte ihm einen Ehrendegen, das Journal
Le Pays war sogar taktvoll genug, eine Sub-
seription für eine Geldbelohnung zu eröffnen, die
nur durch Changarnier's Erklärung, er brauche
kein Geld, vereitelt wurde. Nach dem 13. Juni
war also die Stellung Changarnier's zum Präsi-
denten völlig verändert. Die Majorität der Na-
tionalversammlung erblickte in ihm ein heilsames
Gegengewicht gegen eine etwaige Erinnerung an
den 18. Brumaire. Mit diesem Zeitpunkte ge-
nießt Changarnier eine Verehrung von der Ma-
jorität, die man wohl im Elysee etwas übertrie-
ben finden dürfte. Gerüchte sprechen unaufhörlich
von Eifersüchteleien zwischen dem Manne in den
Tuilerin und dem Manne im Elysee. Der Na-
tional scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu ha-
ben, hier einen Bruch herbei zu führen. Bald
hetzt er den General, bald den Präsidenten. Vor
Kurzem reitzte er die Bonapartisten durch seine
Erzählung, daß Changarnier für den Fall einer
Jnsurrektion allen Generalen der Pariser Armee
befohlen habe, nur von ihm Befehle anzunehmen.
Der Moniteur enthält vorgestern eine Berichti-
gung, welche nach der Versicherung eines Blattes
aufgenommen wurde, bloß um die Empfindlichkeit
des Kriegsministers zu beruhigen. Jn derselben
heißt es: "die Details über einen Zwist Chan-
garniers und d'Hautpauls seien ungenau berichtet
worden," und hinzugefügt, "der Präsident der Re-
publik ertheile Befehle dem Kriegsminister, dieser
aber dem General Changarnier. Heute hetzt nun
der National den General Changarnier durch ei-
nen Artikel unter der Ueberschrift: "Die dem
General Changarnier zugefügte grobe Beleidi-
gung." Es wird von einer Scene im Elysee ge-
sprochen, welche gewiß übertrieben dargestellt, doch
wohl nicht ganz ohne Begründung ist. Changar-
nier soll nämlich im Elysee ex abrupto den
Befehl erhalten haben, sein Commando niederzu-
legen. Die Art und Weise, wie dieser Befehl
zurückgenommen wurde, möge aber der National
selbst erzählen: "Bloß durch Vorstellungen, Bit-
ten und Betheuerungen seiner Ergebenheit brachte
es Changarnier dahin, den Präsidenten der Repu-
blik zu erweichen. Changarnier führte eine Wi-
derholung seiner berüchtigten Scene mit Marschall
Bugeaud auf. Jn Paris war er aber glücklicher
als in Afrika. Er bemühte sich so sehr zu er-
weichen, daß er einen Bruch vermied. Die Lec-
tion, welche ihm gegeben wurde, war ehrenvoll
für Hrn. Bonaparte. Schweige der Moniteur etwa
deßhalb darüber? Hr. Bonaparte wird von seinen
Ministern so wohl bedient, daß wir versucht sind,
es zu glauben." Dieser Artikel, dem bekannten
Obersten Charrao zugeschrieben, erregt Aufsehen.
Man ist begierig, ob er widerlegt wird.

C Paris, 4. Juni. Gesetzgebende Versamm-
lung: Den Vorsitz führt Dupin. Mit 439 ge-
gen 102 Stimmen wird ohne Debatte dem Bud-
get der Ehrenlegion für 1848 ein Supplementar-
Kredit von 16,584 Fr. für unvorhergesehene Aus-
gaben bewilligt. -- Jm Conferenzsaale der Na-
tionalversammlung erfuhr man heute, daß viel-
leicht noch in der laufenden Sitzung, längstens
aber morgen ein Gesetzes = Entwurf eingebracht
werden wird, den Gehalt des Präsidenten auf
drei Millionen zu erhöhen. -- Der Pariser Schnei-
dermeister Fabieu hat den bei ihm bestellten Krö-
nungsmantel des Kaisers Sonlanque nach Hayti
expedirt. Der Mantel ist von Sammt, mit Gold
und Edelsteinen verziert und kostet 50,000 Fr.

Jtalien.

Rom, 26. Mai. Mit Jndignation liest man
hier die fortwährend eingehenden Berichte über die
persiden englischen Umtriebe in Piemont. Es ist
Thatsache, daß die meisten dortigen Journale mit
dem Gelde der englischen Propaganda bezahlt sind,
und offen den Protestantismus predigen. -- Vor-
gestern erhielt der Pabst einen offiziellen Bericht
[Spaltenumbruch] über das wunderbare Ereigniß in Rimini. Ein
auf Leinwand gemaltes Marienbild im dortigen
Missionshause begann am 11. d. M. die Augen
in ganz bemerkbarer Weise zu öffnen und zu
schließen. Wegen des großen Zudrangs mußte
das Bild in die Domkirche gebracht werden, wo
die wunderbare Erscheinung aber unverändert fort-
währte. Die Abnahme des das Bild umfassenden
Krystall= und Goldrahmens, darauf die Entfer-
nung aller etwaigen Lichteinwirkungen, brachten
keine Aenderung hervor, sondern machte die Be-
wegung noch sichtbarer. Zeitungen und Privat-
briefe bestätigen die Thatsache in gleicher Weise.
Das Zusammenströmen von Menschen nach Ri-
mini soll außerordentlich sein. Nach den dem
Berichte an den h. Vater beigelegten Zeichnungen
muß das Emporziehen der Augenlieder sehr bedeu-
tend und selbst in ziemlicher Ferne bemerkbar sein.

   
Vermischte Rachrichten.

Weimar, 4. Juni. Gestern ist die erste Com-
pagnie Militär von hier nach Neustadt a. d. O.
aufgebrochen, wo es bei Gelegenheit des Jahr-
markts zwischen dem Volke und den Soldaten zu
einem Zusammenstoß gekommen ist. Einige vom
Lagerbier begeisterte Bauern haben das Militär
geneckt, bis einer von ihnen verhaftet wurde. Dies
veranlaßte einen Auflauf, das Volk verlangte mit
Ungestüm die Freilassung des Verhafteten und
machte Versuche, ihn gewaltsam zu befreien. Der
kommandirende Offzier versprach, den Gefangenen
herauszugeben, wenn die Versammelten dann ruhig
auseinander gehen wollten. Sie sagten es zu;
kaum war aber der Verhaftete entlassen, so fing
der Spuck von Neuem an, und der kommandi-
rende Offizier sah sich genöthigt, eine Attaque
gegen die Widerspenstigen ausführen zu lassen,
wodurch viele Personen ( man sagt von einigen
dreißig ) mehr oder weniger schwer verwundet
wurden. -- Auch hier ist es am vergangenen
Sonntag zwischen preußischen Soldaten, welche
von Erfurt ausgerückt und hier einquartirt wa-
ren, auf einem nahen Dorfe zu heftigen Schlä-
gereien gekommen. Die Betheiligten waren Schle-
sier und Polen: Veranlassung soll die verschieden-
artige Meinung über die gegenwärtigen politischen
Zustände gegeben haben. Einige waren so übel
zugerichtet, daß sie nicht transportabel waren und
zurückbleiben mußten.

   

Der "Oesterr. Volksbote" schreibt: Frage:
Weßhalb hat der König von Preußen die Unions-
fürsten nach Berlin berufen? -- Antwort: weil
er der Erlöser von Deutschland sein will, hat er
gesagt: "Lasset die Kleinen zu mir kommen."

Neuestes.

* Würzburg, 7. Juni. Jm Lokale des hiesigen
Arbeiterbildungsvereins fand heute Haussuchung
statt, wobei der Vereinsbibliothek besondere Recherche
gewidmet wurde.

Nürnberg, 6. Juni. Laut Bekanntmachung
des kgl. Telegraphenamtes wird die Telegraphen-
linie von Augsburg bis Bamberg als Fortsetzung
der bereits dem Betrieb übergebenen Linie von
Salzburg über München nach Augsburg am 10.
d. M. eröffnet.

   

Stuttgart, 5. Juni. Dem Vernehmen nach
hat der Ausschuß der Landesversammlung, gestützt
auf §. 188 der Verfassungs = Urkunde eine Bitte
au die königliche Staatsregierung um Einberuf-
ung einer außerordentlichen Versammlung zum
Zweck der Berathung der beantragten Ministeran-
klage beschlossen, welche heute an die königliche
Staatsregierung abgehen soll. -- Nachdem das
königl. württembergische Obertribunal in Stutt-
gart am 1. Mai erklärt hat, daß es sich in sei-
ner ferneren Funktionen als oberste Appellations-
instanz für die Rechtspflege der beiden hohen-
zollernschen Fürstenihümer als enthoben betrachte
und jedes weitere Verfahren eingestellt hat, so ist
ein Ersatz dringend nöthig geworden und die C.
C. glaubt, daß ein nächstgelegenes preußisches
[Spaltenumbruch] Obergericht, etwa der Justiz=Senat in Ehrenbreit-
stein, als Appellationsgricht für die Fürstenthümer
bestellt werden solle. Die höchste Jnstanz würde
dann das Obertribunal in Berlin bilden.

Gießen, 5. Juni. Gestern starb hier der or-
dentliche Prefessor der Rechte Dr. Karl Otto v.
Madai.

Koblenz, 4. Juni. Gestern ward hier der
Grundstein zu einem katholischen Waisenhause ge-
legt. Die Prinzessin von Preußen sowie die
Staats = und Gemeindebehörden betheiligten sich
persönlich an der Feier.

T. D. Wien, 3. Juni. Kaiser Franz Joseph
ist nach Warschau abgereist.

   

Berlin, 4. Juni. Wie wir hören, ist in
Hannover ein Mann festgenommen worden, auf
welchen wegen mancherlei bedenklicher Anzeichen
die ernste Aufmerksamkeit der Behörden gerichtet
ist. Derselbe ist in halb unzurechnungsfähigem
Zustande und war, heimlich mit einem Dolch in
rothem Futteral bewaffnet, auf der Reise nach
Berlin begriffen. Er hat sich früher in der Ge-
gend von Köln aufgehalten u. dort mit den hervor-
ragensten Demokraten verkehrt; gegenwärtig kommt
er von London, wo er nach gewissen Anzeichen
mit einem der verworfensten Flüchtlinge, welcher
in den dortigen geheimen Gesellschaften sehr thä-
tig ist, in genauer Verbindung stand.

§ London, 3. Juni. England soll vom Papste
12000 Pf. St. Entschädigung für englische Un-
terthanen verlangen.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 6. Juni 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien...... 1085 1090
   "   5% Metallique....79 3 / 878 5 / 8
   "   4%   "   ....61 1 / 262
   "   3%   "   ....46 3 / 846 1 / 8
   "   2 1 / 2 %   "   ....4242 1 / 2
   "   4 1 / 2 % Bethmann...75 1 / 276
   "   4%   "   ...--68 1 / 2
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.9494 1 / 2
   "   " 500   " "   1834.148 1 / 2149
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 2 87
   "   Trhl. 50 Prämien Scheine.102 1 / 2 --
Bayern3 1 / 2 % Obligationen   ... 8383 1 / 2
   "   "   4%   "   ....88 1 / 888 5 / 8
   "   "   5%   "   ....100 3 / 4 101 1 / 4
Württemberg3 1 / 4 % "   ....81 1 / 8 82 3 / 8
   "   4 1 / 2    "   ....96 1 / 496 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   "   ....80 1 / 2 81
   "   fl. 35 Loose   ...... 3232 1 / 4
   "   "   50   "   ......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 "   ......24 3 / 8 24 5 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 5 / 875 1 / 8
"   "   "   25   "   ...26 3 / 4 27
Polen fl. 300   "   ...127--
Sardinien Fes. 36   "...3333 1 / 2

Die am 1. März d. J. fällig gewesenen frei-
herrl. Groß von Trockau'schen Zins = Coupons
des Anlehens von 58,000 fl. werden von heute
an bei mir bezahlt.


Fremden=Anzeige.

Adler: Kflte.: Pabst u. Mayer v. Frkft., Schramm v.
Offenbach, Berger v. Bremen, Berlieu v. Cöln, Reknagel v.
Nürnberg.

Kronprinz: Dr. Schulz v. Deidesheim. Kflte.: Leve-
ring v. Elberfeld, Benz v. Kannstadt, Schöller v. Hildburg-
hausen, Völklein in Fam. v. Hamburg.

Russ. Hof: Frau Gräfin v. Sagan v. Sagan in
Schlessen. Kflte.: Müller v. Crefeld, Schmayer v. Frankft.,
Käseberg v. Magdeburg.

Wittelsbacherhof: Geyer, Rent. v. Ulm. Anernhei-
mer, Fabrik. d. Lpzg. Schmitt, Oekon. v. Neustadt. Kflte.:
Honer m. Frl. Tochter v. Ravensburg, Wucherer v. Nürub.
Deneke v. Frkft.

Württembergerhof: Hübsch, Domainenrath von
Werth. Bar. v. Müller v. Saarburg. März, Buchbdlr. v.
Nürnb. Feller, Hofmstr v. Ronneburg. Frl.: Feller u. Güthe,
u. Frau Lindner v. Rethenbg. Kflte.: Pour v. Wien, Filler
v. Lübek.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

[Spaltenumbruch] tagnarde, worunter namentlich Ledru=Rollin, be-
freite. Dafür wurde ihm nun so viel Weihrauch
gestreut, daß er sich selbstständig fühlte. Man
überreichte ihm einen Ehrendegen, das Journal
Le Pays war sogar taktvoll genug, eine Sub-
seription für eine Geldbelohnung zu eröffnen, die
nur durch Changarnier's Erklärung, er brauche
kein Geld, vereitelt wurde. Nach dem 13. Juni
war also die Stellung Changarnier's zum Präsi-
denten völlig verändert. Die Majorität der Na-
tionalversammlung erblickte in ihm ein heilsames
Gegengewicht gegen eine etwaige Erinnerung an
den 18. Brumaire. Mit diesem Zeitpunkte ge-
nießt Changarnier eine Verehrung von der Ma-
jorität, die man wohl im Elysee etwas übertrie-
ben finden dürfte. Gerüchte sprechen unaufhörlich
von Eifersüchteleien zwischen dem Manne in den
Tuilerin und dem Manne im Elysee. Der Na-
tional scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu ha-
ben, hier einen Bruch herbei zu führen. Bald
hetzt er den General, bald den Präsidenten. Vor
Kurzem reitzte er die Bonapartisten durch seine
Erzählung, daß Changarnier für den Fall einer
Jnsurrektion allen Generalen der Pariser Armee
befohlen habe, nur von ihm Befehle anzunehmen.
Der Moniteur enthält vorgestern eine Berichti-
gung, welche nach der Versicherung eines Blattes
aufgenommen wurde, bloß um die Empfindlichkeit
des Kriegsministers zu beruhigen. Jn derselben
heißt es: „die Details über einen Zwist Chan-
garniers und d'Hautpauls seien ungenau berichtet
worden,“ und hinzugefügt, „der Präsident der Re-
publik ertheile Befehle dem Kriegsminister, dieser
aber dem General Changarnier. Heute hetzt nun
der National den General Changarnier durch ei-
nen Artikel unter der Ueberschrift: „Die dem
General Changarnier zugefügte grobe Beleidi-
gung.“ Es wird von einer Scene im Elysee ge-
sprochen, welche gewiß übertrieben dargestellt, doch
wohl nicht ganz ohne Begründung ist. Changar-
nier soll nämlich im Elysee ex abrupto den
Befehl erhalten haben, sein Commando niederzu-
legen. Die Art und Weise, wie dieser Befehl
zurückgenommen wurde, möge aber der National
selbst erzählen: „Bloß durch Vorstellungen, Bit-
ten und Betheuerungen seiner Ergebenheit brachte
es Changarnier dahin, den Präsidenten der Repu-
blik zu erweichen. Changarnier führte eine Wi-
derholung seiner berüchtigten Scene mit Marschall
Bugeaud auf. Jn Paris war er aber glücklicher
als in Afrika. Er bemühte sich so sehr zu er-
weichen, daß er einen Bruch vermied. Die Lec-
tion, welche ihm gegeben wurde, war ehrenvoll
für Hrn. Bonaparte. Schweige der Moniteur etwa
deßhalb darüber? Hr. Bonaparte wird von seinen
Ministern so wohl bedient, daß wir versucht sind,
es zu glauben.“ Dieser Artikel, dem bekannten
Obersten Charrao zugeschrieben, erregt Aufsehen.
Man ist begierig, ob er widerlegt wird.

C Paris, 4. Juni. Gesetzgebende Versamm-
lung: Den Vorsitz führt Dupin. Mit 439 ge-
gen 102 Stimmen wird ohne Debatte dem Bud-
get der Ehrenlegion für 1848 ein Supplementar-
Kredit von 16,584 Fr. für unvorhergesehene Aus-
gaben bewilligt. -- Jm Conferenzsaale der Na-
tionalversammlung erfuhr man heute, daß viel-
leicht noch in der laufenden Sitzung, längstens
aber morgen ein Gesetzes = Entwurf eingebracht
werden wird, den Gehalt des Präsidenten auf
drei Millionen zu erhöhen. -- Der Pariser Schnei-
dermeister Fabieu hat den bei ihm bestellten Krö-
nungsmantel des Kaisers Sonlanque nach Hayti
expedirt. Der Mantel ist von Sammt, mit Gold
und Edelsteinen verziert und kostet 50,000 Fr.

Jtalien.

Rom, 26. Mai. Mit Jndignation liest man
hier die fortwährend eingehenden Berichte über die
persiden englischen Umtriebe in Piemont. Es ist
Thatsache, daß die meisten dortigen Journale mit
dem Gelde der englischen Propaganda bezahlt sind,
und offen den Protestantismus predigen. -- Vor-
gestern erhielt der Pabst einen offiziellen Bericht
[Spaltenumbruch] über das wunderbare Ereigniß in Rimini. Ein
auf Leinwand gemaltes Marienbild im dortigen
Missionshause begann am 11. d. M. die Augen
in ganz bemerkbarer Weise zu öffnen und zu
schließen. Wegen des großen Zudrangs mußte
das Bild in die Domkirche gebracht werden, wo
die wunderbare Erscheinung aber unverändert fort-
währte. Die Abnahme des das Bild umfassenden
Krystall= und Goldrahmens, darauf die Entfer-
nung aller etwaigen Lichteinwirkungen, brachten
keine Aenderung hervor, sondern machte die Be-
wegung noch sichtbarer. Zeitungen und Privat-
briefe bestätigen die Thatsache in gleicher Weise.
Das Zusammenströmen von Menschen nach Ri-
mini soll außerordentlich sein. Nach den dem
Berichte an den h. Vater beigelegten Zeichnungen
muß das Emporziehen der Augenlieder sehr bedeu-
tend und selbst in ziemlicher Ferne bemerkbar sein.

   
Vermischte Rachrichten.

Weimar, 4. Juni. Gestern ist die erste Com-
pagnie Militär von hier nach Neustadt a. d. O.
aufgebrochen, wo es bei Gelegenheit des Jahr-
markts zwischen dem Volke und den Soldaten zu
einem Zusammenstoß gekommen ist. Einige vom
Lagerbier begeisterte Bauern haben das Militär
geneckt, bis einer von ihnen verhaftet wurde. Dies
veranlaßte einen Auflauf, das Volk verlangte mit
Ungestüm die Freilassung des Verhafteten und
machte Versuche, ihn gewaltsam zu befreien. Der
kommandirende Offzier versprach, den Gefangenen
herauszugeben, wenn die Versammelten dann ruhig
auseinander gehen wollten. Sie sagten es zu;
kaum war aber der Verhaftete entlassen, so fing
der Spuck von Neuem an, und der kommandi-
rende Offizier sah sich genöthigt, eine Attaque
gegen die Widerspenstigen ausführen zu lassen,
wodurch viele Personen ( man sagt von einigen
dreißig ) mehr oder weniger schwer verwundet
wurden. -- Auch hier ist es am vergangenen
Sonntag zwischen preußischen Soldaten, welche
von Erfurt ausgerückt und hier einquartirt wa-
ren, auf einem nahen Dorfe zu heftigen Schlä-
gereien gekommen. Die Betheiligten waren Schle-
sier und Polen: Veranlassung soll die verschieden-
artige Meinung über die gegenwärtigen politischen
Zustände gegeben haben. Einige waren so übel
zugerichtet, daß sie nicht transportabel waren und
zurückbleiben mußten.

   

Der „Oesterr. Volksbote“ schreibt: Frage:
Weßhalb hat der König von Preußen die Unions-
fürsten nach Berlin berufen? -- Antwort: weil
er der Erlöser von Deutschland sein will, hat er
gesagt: „Lasset die Kleinen zu mir kommen.“

Neuestes.

* Würzburg, 7. Juni. Jm Lokale des hiesigen
Arbeiterbildungsvereins fand heute Haussuchung
statt, wobei der Vereinsbibliothek besondere Recherche
gewidmet wurde.

Nürnberg, 6. Juni. Laut Bekanntmachung
des kgl. Telegraphenamtes wird die Telegraphen-
linie von Augsburg bis Bamberg als Fortsetzung
der bereits dem Betrieb übergebenen Linie von
Salzburg über München nach Augsburg am 10.
d. M. eröffnet.

   

Stuttgart, 5. Juni. Dem Vernehmen nach
hat der Ausschuß der Landesversammlung, gestützt
auf §. 188 der Verfassungs = Urkunde eine Bitte
au die königliche Staatsregierung um Einberuf-
ung einer außerordentlichen Versammlung zum
Zweck der Berathung der beantragten Ministeran-
klage beschlossen, welche heute an die königliche
Staatsregierung abgehen soll. -- Nachdem das
königl. württembergische Obertribunal in Stutt-
gart am 1. Mai erklärt hat, daß es sich in sei-
ner ferneren Funktionen als oberste Appellations-
instanz für die Rechtspflege der beiden hohen-
zollernschen Fürstenihümer als enthoben betrachte
und jedes weitere Verfahren eingestellt hat, so ist
ein Ersatz dringend nöthig geworden und die C.
C. glaubt, daß ein nächstgelegenes preußisches
[Spaltenumbruch] Obergericht, etwa der Justiz=Senat in Ehrenbreit-
stein, als Appellationsgricht für die Fürstenthümer
bestellt werden solle. Die höchste Jnstanz würde
dann das Obertribunal in Berlin bilden.

Gießen, 5. Juni. Gestern starb hier der or-
dentliche Prefessor der Rechte Dr. Karl Otto v.
Madai.

Koblenz, 4. Juni. Gestern ward hier der
Grundstein zu einem katholischen Waisenhause ge-
legt. Die Prinzessin von Preußen sowie die
Staats = und Gemeindebehörden betheiligten sich
persönlich an der Feier.

T. D. Wien, 3. Juni. Kaiser Franz Joseph
ist nach Warschau abgereist.

   

Berlin, 4. Juni. Wie wir hören, ist in
Hannover ein Mann festgenommen worden, auf
welchen wegen mancherlei bedenklicher Anzeichen
die ernste Aufmerksamkeit der Behörden gerichtet
ist. Derselbe ist in halb unzurechnungsfähigem
Zustande und war, heimlich mit einem Dolch in
rothem Futteral bewaffnet, auf der Reise nach
Berlin begriffen. Er hat sich früher in der Ge-
gend von Köln aufgehalten u. dort mit den hervor-
ragensten Demokraten verkehrt; gegenwärtig kommt
er von London, wo er nach gewissen Anzeichen
mit einem der verworfensten Flüchtlinge, welcher
in den dortigen geheimen Gesellschaften sehr thä-
tig ist, in genauer Verbindung stand.

§ London, 3. Juni. England soll vom Papste
12000 Pf. St. Entschädigung für englische Un-
terthanen verlangen.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 6. Juni 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien...... 1085 1090
   „   5% Metallique....79 3 / 878 5 / 8
   „   4%   „   ....61 1 / 262
   „   3%   „   ....46 3 / 846 1 / 8
   „   2 1 / 2 %   „   ....4242 1 / 2
   „   4 1 / 2 % Bethmann...75 1 / 276
   „   4%   „   ...--68 1 / 2
   „   fl. 250 Loose v. J. 1839.9494 1 / 2
   „   „ 500   „ „   1834.148 1 / 2149
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 2 87
   „   Trhl. 50 Prämien Scheine.102 1 / 2 --
Bayern3 1 / 2 % Obligationen   ... 8383 1 / 2
   „   „   4%   „   ....88 1 / 888 5 / 8
   „   „   5%   „   ....100 3 / 4 101 1 / 4
Württemberg3 1 / 4 % „   ....81 1 / 8 82 3 / 8
   „   4 1 / 2    „   ....96 1 / 496 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   „   ....80 1 / 2 81
   „   fl. 35 Loose   ...... 3232 1 / 4
   „   „   50   „   ......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 „   ......24 3 / 8 24 5 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 5 / 875 1 / 8
„   „   „   25   „   ...26 3 / 4 27
Polen fl. 300   „   ...127--
Sardinien Fes. 36   „...3333 1 / 2

Die am 1. März d. J. fällig gewesenen frei-
herrl. Groß von Trockau'schen Zins = Coupons
des Anlehens von 58,000 fl. werden von heute
an bei mir bezahlt.


Fremden=Anzeige.

Adler: Kflte.: Pabst u. Mayer v. Frkft., Schramm v.
Offenbach, Berger v. Bremen, Berlieu v. Cöln, Reknagel v.
Nürnberg.

Kronprinz: Dr. Schulz v. Deidesheim. Kflte.: Leve-
ring v. Elberfeld, Benz v. Kannstadt, Schöller v. Hildburg-
hausen, Völklein in Fam. v. Hamburg.

Russ. Hof: Frau Gräfin v. Sagan v. Sagan in
Schlessen. Kflte.: Müller v. Crefeld, Schmayer v. Frankft.,
Käseberg v. Magdeburg.

Wittelsbacherhof: Geyer, Rent. v. Ulm. Anernhei-
mer, Fabrik. d. Lpzg. Schmitt, Oekon. v. Neustadt. Kflte.:
Honer m. Frl. Tochter v. Ravensburg, Wucherer v. Nürub.
Deneke v. Frkft.

Württembergerhof: Hübsch, Domainenrath von
Werth. Bar. v. Müller v. Saarburg. März, Buchbdlr. v.
Nürnb. Feller, Hofmstr v. Ronneburg. Frl.: Feller u. Güthe,
u. Frau Lindner v. Rethenbg. Kflte.: Pour v. Wien, Filler
v. Lübek.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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[0004] tagnarde, worunter namentlich Ledru=Rollin, be- freite. Dafür wurde ihm nun so viel Weihrauch gestreut, daß er sich selbstständig fühlte. Man überreichte ihm einen Ehrendegen, das Journal Le Pays war sogar taktvoll genug, eine Sub- seription für eine Geldbelohnung zu eröffnen, die nur durch Changarnier's Erklärung, er brauche kein Geld, vereitelt wurde. Nach dem 13. Juni war also die Stellung Changarnier's zum Präsi- denten völlig verändert. Die Majorität der Na- tionalversammlung erblickte in ihm ein heilsames Gegengewicht gegen eine etwaige Erinnerung an den 18. Brumaire. Mit diesem Zeitpunkte ge- nießt Changarnier eine Verehrung von der Ma- jorität, die man wohl im Elysee etwas übertrie- ben finden dürfte. Gerüchte sprechen unaufhörlich von Eifersüchteleien zwischen dem Manne in den Tuilerin und dem Manne im Elysee. Der Na- tional scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu ha- ben, hier einen Bruch herbei zu führen. Bald hetzt er den General, bald den Präsidenten. Vor Kurzem reitzte er die Bonapartisten durch seine Erzählung, daß Changarnier für den Fall einer Jnsurrektion allen Generalen der Pariser Armee befohlen habe, nur von ihm Befehle anzunehmen. Der Moniteur enthält vorgestern eine Berichti- gung, welche nach der Versicherung eines Blattes aufgenommen wurde, bloß um die Empfindlichkeit des Kriegsministers zu beruhigen. Jn derselben heißt es: „die Details über einen Zwist Chan- garniers und d'Hautpauls seien ungenau berichtet worden,“ und hinzugefügt, „der Präsident der Re- publik ertheile Befehle dem Kriegsminister, dieser aber dem General Changarnier. Heute hetzt nun der National den General Changarnier durch ei- nen Artikel unter der Ueberschrift: „Die dem General Changarnier zugefügte grobe Beleidi- gung.“ Es wird von einer Scene im Elysee ge- sprochen, welche gewiß übertrieben dargestellt, doch wohl nicht ganz ohne Begründung ist. Changar- nier soll nämlich im Elysee ex abrupto den Befehl erhalten haben, sein Commando niederzu- legen. Die Art und Weise, wie dieser Befehl zurückgenommen wurde, möge aber der National selbst erzählen: „Bloß durch Vorstellungen, Bit- ten und Betheuerungen seiner Ergebenheit brachte es Changarnier dahin, den Präsidenten der Repu- blik zu erweichen. Changarnier führte eine Wi- derholung seiner berüchtigten Scene mit Marschall Bugeaud auf. Jn Paris war er aber glücklicher als in Afrika. Er bemühte sich so sehr zu er- weichen, daß er einen Bruch vermied. Die Lec- tion, welche ihm gegeben wurde, war ehrenvoll für Hrn. Bonaparte. Schweige der Moniteur etwa deßhalb darüber? Hr. Bonaparte wird von seinen Ministern so wohl bedient, daß wir versucht sind, es zu glauben.“ Dieser Artikel, dem bekannten Obersten Charrao zugeschrieben, erregt Aufsehen. Man ist begierig, ob er widerlegt wird. C Paris, 4. Juni. Gesetzgebende Versamm- lung: Den Vorsitz führt Dupin. Mit 439 ge- gen 102 Stimmen wird ohne Debatte dem Bud- get der Ehrenlegion für 1848 ein Supplementar- Kredit von 16,584 Fr. für unvorhergesehene Aus- gaben bewilligt. -- Jm Conferenzsaale der Na- tionalversammlung erfuhr man heute, daß viel- leicht noch in der laufenden Sitzung, längstens aber morgen ein Gesetzes = Entwurf eingebracht werden wird, den Gehalt des Präsidenten auf drei Millionen zu erhöhen. -- Der Pariser Schnei- dermeister Fabieu hat den bei ihm bestellten Krö- nungsmantel des Kaisers Sonlanque nach Hayti expedirt. Der Mantel ist von Sammt, mit Gold und Edelsteinen verziert und kostet 50,000 Fr. Jtalien. Rom, 26. Mai. Mit Jndignation liest man hier die fortwährend eingehenden Berichte über die persiden englischen Umtriebe in Piemont. Es ist Thatsache, daß die meisten dortigen Journale mit dem Gelde der englischen Propaganda bezahlt sind, und offen den Protestantismus predigen. -- Vor- gestern erhielt der Pabst einen offiziellen Bericht über das wunderbare Ereigniß in Rimini. Ein auf Leinwand gemaltes Marienbild im dortigen Missionshause begann am 11. d. M. die Augen in ganz bemerkbarer Weise zu öffnen und zu schließen. Wegen des großen Zudrangs mußte das Bild in die Domkirche gebracht werden, wo die wunderbare Erscheinung aber unverändert fort- währte. Die Abnahme des das Bild umfassenden Krystall= und Goldrahmens, darauf die Entfer- nung aller etwaigen Lichteinwirkungen, brachten keine Aenderung hervor, sondern machte die Be- wegung noch sichtbarer. Zeitungen und Privat- briefe bestätigen die Thatsache in gleicher Weise. Das Zusammenströmen von Menschen nach Ri- mini soll außerordentlich sein. Nach den dem Berichte an den h. Vater beigelegten Zeichnungen muß das Emporziehen der Augenlieder sehr bedeu- tend und selbst in ziemlicher Ferne bemerkbar sein. ( Dtsch. V.=H. ) Vermischte Rachrichten. Weimar, 4. Juni. Gestern ist die erste Com- pagnie Militär von hier nach Neustadt a. d. O. aufgebrochen, wo es bei Gelegenheit des Jahr- markts zwischen dem Volke und den Soldaten zu einem Zusammenstoß gekommen ist. Einige vom Lagerbier begeisterte Bauern haben das Militär geneckt, bis einer von ihnen verhaftet wurde. Dies veranlaßte einen Auflauf, das Volk verlangte mit Ungestüm die Freilassung des Verhafteten und machte Versuche, ihn gewaltsam zu befreien. Der kommandirende Offzier versprach, den Gefangenen herauszugeben, wenn die Versammelten dann ruhig auseinander gehen wollten. Sie sagten es zu; kaum war aber der Verhaftete entlassen, so fing der Spuck von Neuem an, und der kommandi- rende Offizier sah sich genöthigt, eine Attaque gegen die Widerspenstigen ausführen zu lassen, wodurch viele Personen ( man sagt von einigen dreißig ) mehr oder weniger schwer verwundet wurden. -- Auch hier ist es am vergangenen Sonntag zwischen preußischen Soldaten, welche von Erfurt ausgerückt und hier einquartirt wa- ren, auf einem nahen Dorfe zu heftigen Schlä- gereien gekommen. Die Betheiligten waren Schle- sier und Polen: Veranlassung soll die verschieden- artige Meinung über die gegenwärtigen politischen Zustände gegeben haben. Einige waren so übel zugerichtet, daß sie nicht transportabel waren und zurückbleiben mußten. ( Frkf. J. ) Der „Oesterr. Volksbote“ schreibt: Frage: Weßhalb hat der König von Preußen die Unions- fürsten nach Berlin berufen? -- Antwort: weil er der Erlöser von Deutschland sein will, hat er gesagt: „Lasset die Kleinen zu mir kommen.“ Neuestes. * Würzburg, 7. Juni. Jm Lokale des hiesigen Arbeiterbildungsvereins fand heute Haussuchung statt, wobei der Vereinsbibliothek besondere Recherche gewidmet wurde. Nürnberg, 6. Juni. Laut Bekanntmachung des kgl. Telegraphenamtes wird die Telegraphen- linie von Augsburg bis Bamberg als Fortsetzung der bereits dem Betrieb übergebenen Linie von Salzburg über München nach Augsburg am 10. d. M. eröffnet. ( N. Corresp. ) Stuttgart, 5. Juni. Dem Vernehmen nach hat der Ausschuß der Landesversammlung, gestützt auf §. 188 der Verfassungs = Urkunde eine Bitte au die königliche Staatsregierung um Einberuf- ung einer außerordentlichen Versammlung zum Zweck der Berathung der beantragten Ministeran- klage beschlossen, welche heute an die königliche Staatsregierung abgehen soll. -- Nachdem das königl. württembergische Obertribunal in Stutt- gart am 1. Mai erklärt hat, daß es sich in sei- ner ferneren Funktionen als oberste Appellations- instanz für die Rechtspflege der beiden hohen- zollernschen Fürstenihümer als enthoben betrachte und jedes weitere Verfahren eingestellt hat, so ist ein Ersatz dringend nöthig geworden und die C. C. glaubt, daß ein nächstgelegenes preußisches Obergericht, etwa der Justiz=Senat in Ehrenbreit- stein, als Appellationsgricht für die Fürstenthümer bestellt werden solle. Die höchste Jnstanz würde dann das Obertribunal in Berlin bilden. Gießen, 5. Juni. Gestern starb hier der or- dentliche Prefessor der Rechte Dr. Karl Otto v. Madai. Koblenz, 4. Juni. Gestern ward hier der Grundstein zu einem katholischen Waisenhause ge- legt. Die Prinzessin von Preußen sowie die Staats = und Gemeindebehörden betheiligten sich persönlich an der Feier. T. D. Wien, 3. Juni. Kaiser Franz Joseph ist nach Warschau abgereist. ( K. Z. ) Berlin, 4. Juni. Wie wir hören, ist in Hannover ein Mann festgenommen worden, auf welchen wegen mancherlei bedenklicher Anzeichen die ernste Aufmerksamkeit der Behörden gerichtet ist. Derselbe ist in halb unzurechnungsfähigem Zustande und war, heimlich mit einem Dolch in rothem Futteral bewaffnet, auf der Reise nach Berlin begriffen. Er hat sich früher in der Ge- gend von Köln aufgehalten u. dort mit den hervor- ragensten Demokraten verkehrt; gegenwärtig kommt er von London, wo er nach gewissen Anzeichen mit einem der verworfensten Flüchtlinge, welcher in den dortigen geheimen Gesellschaften sehr thä- tig ist, in genauer Verbindung stand. § London, 3. Juni. England soll vom Papste 12000 Pf. St. Entschädigung für englische Un- terthanen verlangen. Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Frankfurter Cours. Den 6. Juni 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1085 1090 „ 5% Metallique.... 79 3 / 8 78 5 / 8 „ 4% „ .... 61 1 / 2 62 „ 3% „ .... 46 3 / 8 46 1 / 8 „ 2 1 / 2 % „ .... 42 42 1 / 2 „ 4 1 / 2 % Bethmann... 75 1 / 2 76 „ 4% „ ... -- 68 1 / 2 „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 94 94 1 / 2 „ „ 500 „ „ 1834. 148 1 / 2 149 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 86 1 / 2 87 „ Trhl. 50 Prämien Scheine. 102 1 / 2 -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen ... 83 83 1 / 2 „ „ 4% „ .... 88 1 / 8 88 5 / 8 „ „ 5% „ .... 100 3 / 4 101 1 / 4 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 81 1 / 8 82 3 / 8 „ 4 1 / 2 „ .... 96 1 / 4 96 3 / 4 Baden 3 1 / 2 % „ .... 80 1 / 2 81 „ fl. 35 Loose ...... 32 32 1 / 4 „ „ 50 „ ...... 52 5 / 8 53 1 / 8 Nassau fl. 25 „ ...... 24 3 / 8 24 5 / 8 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 74 5 / 8 75 1 / 8 „ „ „ 25 „ ... 26 3 / 4 27 Polen fl. 300 „ ... 127 -- Sardinien Fes. 36 „... 33 33 1 / 2 Die am 1. März d. J. fällig gewesenen frei- herrl. Groß von Trockau'schen Zins = Coupons des Anlehens von 58,000 fl. werden von heute an bei mir bezahlt. Würzburg den 5. Juni 1850. J. J. v. Hirsch. Fremden=Anzeige. Den 6. Juni 1850. Adler: Kflte.: Pabst u. Mayer v. Frkft., Schramm v. Offenbach, Berger v. Bremen, Berlieu v. Cöln, Reknagel v. Nürnberg. Kronprinz: Dr. Schulz v. Deidesheim. Kflte.: Leve- ring v. Elberfeld, Benz v. Kannstadt, Schöller v. Hildburg- hausen, Völklein in Fam. v. Hamburg. Russ. Hof: Frau Gräfin v. Sagan v. Sagan in Schlessen. Kflte.: Müller v. Crefeld, Schmayer v. Frankft., Käseberg v. Magdeburg. Wittelsbacherhof: Geyer, Rent. v. Ulm. Anernhei- mer, Fabrik. d. Lpzg. Schmitt, Oekon. v. Neustadt. Kflte.: Honer m. Frl. Tochter v. Ravensburg, Wucherer v. Nürub. Deneke v. Frkft. Württembergerhof: Hübsch, Domainenrath von Werth. Bar. v. Müller v. Saarburg. März, Buchbdlr. v. Nürnb. Feller, Hofmstr v. Ronneburg. Frl.: Feller u. Güthe, u. Frau Lindner v. Rethenbg. Kflte.: Pour v. Wien, Filler v. Lübek. Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 136. Würzburg, 7. Juni 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische136_1850/4>, abgerufen am 27.04.2024.