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Badener Zeitung. Nr. 95, Baden (Niederösterreich), 25.11.1896.

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Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. Nr. 95

[Spaltenumbruch] vor, daß er erst seit einigen Tagen diesem Bezirke
vorstehe und es ihm deshalb eine besondere Freude
bereite, gleich zu Beginn seiner Amtsthätigkeit Zeuge
zu sein von dem Gemeinsinn und der Opferwilligkeit
einer der ersten Gemeinden seines Bezirkes. Er spricht
allen Factoren, die mitgeholfen, für die Erziehung
der Jugend ein so prachtvolles, allen Anforderungen
der Hygiene entsprechendes Heim zu schaffen, und
zwar dem Fabriksbesitzer Herrn Arthur Krupp, der
Gemeindevertretung, dem Ortsschulrathe, dem Archi-
tekten und Baumeister den Dank und die Anerkennung
aus und hofft, daß der Lehrkörper stets seine ganze
Kraft einsetzen werde, um die ihm anvertraute Jugend
zu nützlichen Gliedern des Staates zu erziehen.

Hierauf trugen zwei Schülerinnen, und zwar
Therese Wallner und Hermine Rotter, je ein Gedicht
vor, und fanden wegen der guten Betonung und des
lauten Vortrages reichen Beifall.

Zum Schluß betrat Herr Oberlehrer Alois
Rotter das Podium und richtete an die Ver-
sammelten eine Ansprache, in welcher er vor Allem
die Verdienste der Gemeinde um den Schulbau her-
vorhob und dann fortfuhr:

"Mit Freuden begrüße ich die frohe Festes-
stunde, um der löblichen Marktgemeinde und deren
Vertretung, sowie dem löblichen Ortsschulrathe für
die gebrachten großen Opfer, welche die Herstellung
dieses schönen Baues ermöglichten, als auch für die
stets bewiesene schul- und lehrerfreundliche Gesinnung
und das gute Einvernehmen mit der Schulleitung,
um welche Bethätigung ich auch ferner bitte, herzlichst
zu danken. Nicht minder danke ich den hohen Schul-
behörden für die Bewilligung der neuen Lehrkräfte,
und die gütige Unterstützung, die sie dem löblichen
Ortsschulrathe in dessen schulfreundlichem Wirken und
Schaffen angedeihen ließen. Ebenso erfülle ich nur
eine angenehme Pflicht, wenn ich dem hochverehrten
herrn Krupp für das der Schule stets entgegenge-
brachte gütige Wohlwollen den besten Dank sage.
Zugleich gebe ich als Leiter der Schule die bindende
Versicherung, daß wir Lehrer unsere ganze Kraft
einsetzen werden, das zu leisten, was das Gesetz von
uns fordert. Auf unser Panier wollen wir die
Worte schreiben: Für Gott, Kaiser und Vaterland!
Und für Gott, Kaiser und Vaterland wollen wir die
uns anvertraute Jugend auch erziehen.

Und nun wende ich mich an Euch, meine lieben
Schüler und Schülerinnen! Ihr habt heute Einzug
gehalten in das neue, schöne Schulhaus, das Euer
wegen erbaut wurde. Auch an Euch ist es daher, sich
dankbar zu erweisen, welche Dankbarkeit Ihr am
Besten dadurch bezeigen werdet, wenn Ihr das
Haus und dessen Einrichtung schonet, fleißig die
Schule besuchet, allerorts ein anständiges Benehmen
zeiget, Euren Lehrern, die es mit Euch so wohl
meinen, Achtung entgegenbringet und deren Anord-
nungen pünktlich befolget, stets Gott vor Augen
habt und seine Gebote haltet; so werdet Ihr zu
braven Menschen heranreifen, würdige Glieder der
Gemeinde und des Staates werden, der so viel thut
für die Bildung seiner Angehörigen, und Eure Be-
stimmung, zeitlich und ewig glücklich zu sein, erreichen.

Noch ein Gefühl des Dankes erfüllt uns in
dieser Festesstunde, wenn wir des Hortes und
Schirmes der Schule und der Bildung, unseres all-
geliebten Kaisers, gedenken. Diese Feier kann daher
keinen würdigeren Abschluß finden, als wenn ich Sie,
hochverehrte Festgäste, bitte, mit mir einzustimmen
auf ein dreifaches Hoch: Se. Majestät, unser allge-
liebter Kaiser, Er lebe hoch! hoch! hoch!"

Begeistert stimmten Alle in den Ruf ein und
mit Begleitung der Capelle sangen die Schüler der
vierten und fünften Classe die zwei ersten Strophen
der Volkshymne.

Unter Führung der Mitglieder des Ortsschul-
rathes und des Architekten Herrn Baumann wurden
nun die einzelnen Räumlichkeiten besichtigt und fand
besonders die Einrichtung den Beifall Aller. Alle
einzelnen Lehrzimmer, welche nicht besonders groß
ausgefallen sind, denn jedes hat nur einen Fassungs-
raum für höchstens 72 Kinder, sind mit der St. Pöltner
Schulbank, die ein Schreib[-] und Lesepult besitzt und
keinen großen Raum einnimmt, eingerichtet. Die
Räume des Hauses sind durch Dampfheizung gleich-
mäßig und angenehm erwärmt und sehr gut ventilirt.
Die Aborte sind mit Wasserspülung versehen. Die
Einrichtung des Turnsaales hat die bekannte Firma
Plaschkowitz in Wien besorgt.

Im großen Saale der Speiseanstalt, dessen
Mitteltract durch den Krupp'schen Obergärtner
Schramm in eine von würzigem Harzgeruch erfüllte,
ringsum von hohen Fichten eingeschlossene Laube ver-
wandelt worden war, fand um halb 1 Uhr Mittags
ein Bankett statt, an dem die k. k. Behörden, die
[Spaltenumbruch] Mitglieder des Bezirksschulrathes, die Gemeindever-
tretung, die Mitglieder des Ortsschulrathes, der Lehr-
körper, die Bürgermeister der Nachbargemeinden, die
Oberbeamten und älteren Meister der Krupp'schen
Fabrik, die Vorstände der hiesigen Vereine, im
Ganzen gegen 80 Personen theilnahmen. Das Streich-
orchester der Feuerwehrcapelle besorgte die Tafelmusik
und fand reichen Beifall. Daß das Arrangement der
Tafel selbst die Verwöhntesten überraschte und der
Gaumen eines jeden Feinschmeckers seine Rechnung
fand, wird man begreiflich finden, wenn man
erfährt, daß Herr Krupp selbst der Gestgeber war.

Als der Champagner servirt wurde, sprach der
Bürgermeister Herr Ferd. Harlles den Toast auf
den Kaiser, den Schutz- und Schirmherrn des Reichs-
Volksschulgesetzes.

Weitere Toaste brachten noch aus: Der k. k.
Bezirkshauptmann auf die Gemeinde Berndorf, der
k. k. Landesschulinspector auf Herrn Arthur Krupp,
Herr Gemeinderath Schmid auf den k. k. Landes-
schulinspector, Herr Rich. Hoffmann auf den
Architekteu Baumann, der k. k. Bezirksschulinspector
J. Marek auf zwei bekannte Wohlthäterinnen des
Triestingthales, Herr Oberlehrer A. Rotter auf
den k. k. Bezirksschulinspector, Herr Director Garn-
haft
auf den Lehrkörper und viele Andere. Das
Bankett verlief in der animirtesten Stimmung und
wird den Theilnehmern noch lange in angenehmer
Erinnerung bleiben.




Correspondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der "Badener Zeitung."]
(Derzweite diesjährige Beamten-
abend)

findet am 5. December, und zwar wieder
als Concertabend mit einer Reihe von wirksamen
Nummern statt.

(Die Hörerschaft des Francisco-
Josefinums)

veranstaltet am 28. l. M. im
großen Saale des Hotels "Stadt Mödling" eine
Akademie mit Tanzkränzchen, welche Veranstaltung
gleichwie in den Vorjahren sich eines lebhaften
Besuches erfreuen dürfte.

(Bei dem Baue)

der k. k. Bezirkshaupt-
mannschaft wird soeben die letzte Hand angelegt,
damit der Eröffnung Mitte December nichts mehr
im Wege steht. In den meisten der prächtigen hohen
Räume sind die inneren Arbeiten, Brettellegung,
Anstreicherarbeiten u s. w., bereits vollendet, und in
einem Theile der Localitäten wird tüchtig geheizt.

(Das Katharinenfest)

in Müller's Gast-
hof "zum Adler" verlief am letzten Sonntag bei
sehr gutem Besuche in höchst animirter Weise.

(Die Versuche),

eine Organisation der hier
bediensteten Privatbeamten herbeizuführen, scheinen an
der Theilnahmslosigkeit der Mehrzahl zu scheitern. Bei
der für den 22. l. M. anberaumten Privatbeamten-
Versammlung im Hotel "Eisenbahn" hatten sich kaum
30 Personen eingefunden, so daß der Einberufer Herr
Hussak sich zur Aeußerung veranlaßt sah, daß die
hiesigen Privatbeamten offenbar infolge ihrer augen-
blicklich günstigen Lage auf eine Altersversorgung und
dergleichen Vortheile verzichten zu können meinen und
weitere Anstrengungen in der bisherigen Weise frucht-
los wären. Erst über erfolgte eindringliche Zusprache
seitens mehrerer Redner entschloß sich der Vorkämpfer
für diese nützliche Organisation, auch weiterhin seine
Bestrebungen fortsetzen zu wollen. Es ist in der That
befremdlich, daß sich so viele Beamte, welche nicht, sowie
die Fabriksbeamten, den Anschluß an einen schon be-
stehenden größeren Verein finden können, diesen lediglich
ihr Wohl fördernden Absichten des obgenannten Herrn
nicht eifriger anschließen wollen.

(Allerlei Unfug)

wird wieder in der jüngsten
Zeit getrieben. Mehrere bis jetzt unbekannt gebliebene
allzu lustige Bursche machten sich kürzlich das Ver-
gnügen, mehrere von der Firma Bittl und Hawlik
an verschiedenen Straßenecken aufgehängten Photo-
graphiekasten herabzureißen und an minder beleuchteten
Orten wieder hinzulegen. -- Sehr unangenehm für
das Publicum mag es auch sein, wenn in gewissen
Straßen das Gas abgedreht und die Leute gezwungen
werden, ganz im Finstern heimzukehren. Bei den Ver-
suchen, die Flamme eines Gascandelabers in der Neu-
siedlerstraße abzudrehen, wurden mehrere junge Leute
von einem Wachmanne in dem Augenblicke betreten,
als Einer auf die Schultern des Anderen gestiegen
war. Kurz vorher hatte die Wache entdeckt,
daß aus einigen Laternen die Glühlichtkörper ent-
nommen und auf die Straße geworfen worden waren.
Im Garten des Francisco-Josefinums waren die
Stangen von vier Brunnen zerbrochen und anderer
Unfug verübt worden. Die Thäter sind bis nun un-
[Spaltenumbruch] bekannt. Auch Herr Professor Fischer blieb von den
Bubenstreichen nicht verschont, indem mehrere Fenster
seiner in der Neusiedlerstraße gelegenen Wohnung ein-
geschlagen wurden. -- Endlich ereignete sich ein von
ernsteren Folgen begleiteter Zwischenfall in einem
hiesigen Cafe, in welchem eine Anzahl junger Leute,
sowie mehrere Bürger anwesend waren. Als plötzlich
einer der Ersteren laut wurde und mit dem Stock auf
die Tischplatte schlug, entfernten sich etliche Gäste,
worauf sich zwischen beiden Parteien noch auf der
Straße ein Wortgefecht entwickelte, das schließlich zur
Beanständung eines jungen Mannes führen sollte.
Dieser äußerte sich sodann gegen den erschienenen
Wachmann in ungeziemender Weise, welche eine Wache-
beleidigung in sich schloß, so daß sich das hiesige Be-
zirksgericht mit der Bestrafung des Angeschuldigten zu
beschäftigen haben wird.

(Die Liedertafel)

des aus Arbeitern ver-
schiedener Fabriken zusammengesetzten M.-G.-V. "Frei-
sinn" fand am 22. l. M. bei sehr gutem Besuche
im Hotel "Eisenbahn" in der Zeit von 7 Uhr Abends
bis 5 Uhr Früh statt. Es wurden mehrere sehr hübsche
Vorträge abgehalten, welche die gute Schulung der
Mitglieder durch den Chormeister bekundeten. Wir
kommen auf das Fest noch zurück.

(Der Circus Hammerschmidt)

wird
in den nächsten Tagen hier eintreffen und alsbald
seine Vorstellungen in der "Bieglerhütte" beginnen.

(Hoffmann-Theater.)

Als dritte Vor-
stellung wurde am verflossenen Donnerstag die
Kaiser'sche "Posse als Medicin" aufgeführt. Die
Direction hatte, wohlgemeinten Rathschlägen folgend,
in der Person des Herrn Högler einen neuen
Regisseur acceptirt, der sich denn auch gleich am
ersten Abende als "Weißmann" gut einführte und,
unterstützt von den bereits bewährten Kräften, ins-
besondere den Damen Hoffmann, seine unleugbare
Begabung ins beste Licht stellen konnte. Herr Director
Hoffmann, sowie Vater Illich waren auch nicht
lässig, Holzer half wacker mit, und so wickelte sich
denn die "Posse als Medicin" so glatt und in
animirter Weise ab, daß dem der Mehrzahl nach
aus geschulten Theaterbesuchern bestehenden Publi-
cum der Abend prächtig verlief. -- Der dar-
auffolgende Samstag brachte eine Posse mit
Gesang "Ein Florentiner Strohhut" in fünf
Acten von Juin und Flerx, die beifällig aufge-
nommen wurde. Herr Högler als Thomas Haserl
rief durch seine Mimik und seine gelungenen Couplet-
einlagen lauten Beifall und Heiterkeit hervor, allein
auch Herr Director Hoffmann wußte seinen Hans
Nuschler mit allen der Natur abgelauschten Eigen-
thümlichkeiten auszustatten, was großen Beifall
hervorrief. Frl. Marie Hoffmann in ihrer Rolle als
"Baronin Leyerthan" gefiel, da sie die vornehme
angebliche Kunstkennerin trefflich copirte. Aber auch
Frl. Poldi Hoffmann und Frl. Mayer, dann die
Herren Holzer und Illich thaten ihr Bestes und
bekamen ihr redlich Theil von dem wiederholten
Applaus der Zuhörer. -- Sonntags gab es einen
noch nicht dagewesenen Andrang zum Theatersaale.
Mindestens 150 Personen, die vor Beginn der Vor-
stellung angelangt waren, mußten wegen Platzmangel
wieder umkehren. Vor gedrängt vollem Raume ging
die Vorstellung von "Drei Paar Schuhe" vor sich.
Wieder hatte sich Fr. Bertha Hoffmann eingefunden,
die denn auch durch ihre Verve und ihr temperament-
volles Wesen ihre Collegen und Colleginnen, sowie
das Publicum hinriß. Besonders die letzte Scene,
wo sie als Leni Flink dem "Bal Champetre" bei-
wohnt, gelang ihr vortrefflich. Herr Director Hoff-
mann als Flink, sowie der muntere Herr Högler
als H. v. Nachtfalter, dann Frl. P. Hoffmann als
kecker Seppl, Frl. Marie Hoffmann als Clara, die
Herren Holzer (Theaterdiener und Kellner), Hottinger
(Börsenspeculant) halfen wacker zum Gelingen des
Ganzen. Das Paar Illich und Fälschlein (als Guts-
besitzer Varoshazi) trafen den ungarisch-deutschen
Dialect recht gut.




Gerichtssaal.
Fundverheimlichung.

Vor dem Erkenntniß-
senate des Kreisgerichtes Wiener-Neustadt hatte sich
am 23. l. M die 37jährige Handelsgärtnersgattin
Maria Wellisch, wegen Fundverheimlichung eines im
Monate August am grünen Markte gefundenen Ohr-
gehänges, das von dem hiesigen Juwelier Julius
Meisel auf 60 fl. geschätzt wurde, zu verantworten.
Die Angeklagte verantwortet sich dahin, daß sie das
Ohrgehänge bei ihrem Standplatze in Baden gefunden
habe, welches sie für werthlos hielt. Dessenunge-
achtet ließ Maria Wellisch das gefundene Ohrgehänge
abschätzen und wollte dasselbe verkaufen. Der Juwelier,

Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. Nr. 95

[Spaltenumbruch] vor, daß er erſt ſeit einigen Tagen dieſem Bezirke
vorſtehe und es ihm deshalb eine beſondere Freude
bereite, gleich zu Beginn ſeiner Amtsthätigkeit Zeuge
zu ſein von dem Gemeinſinn und der Opferwilligkeit
einer der erſten Gemeinden ſeines Bezirkes. Er ſpricht
allen Factoren, die mitgeholfen, für die Erziehung
der Jugend ein ſo prachtvolles, allen Anforderungen
der Hygiene entſprechendes Heim zu ſchaffen, und
zwar dem Fabriksbeſitzer Herrn Arthur Krupp, der
Gemeindevertretung, dem Ortsſchulrathe, dem Archi-
tekten und Baumeiſter den Dank und die Anerkennung
aus und hofft, daß der Lehrkörper ſtets ſeine ganze
Kraft einſetzen werde, um die ihm anvertraute Jugend
zu nützlichen Gliedern des Staates zu erziehen.

Hierauf trugen zwei Schülerinnen, und zwar
Thereſe Wallner und Hermine Rotter, je ein Gedicht
vor, und fanden wegen der guten Betonung und des
lauten Vortrages reichen Beifall.

Zum Schluß betrat Herr Oberlehrer Alois
Rotter das Podium und richtete an die Ver-
ſammelten eine Anſprache, in welcher er vor Allem
die Verdienſte der Gemeinde um den Schulbau her-
vorhob und dann fortfuhr:

„Mit Freuden begrüße ich die frohe Feſtes-
ſtunde, um der löblichen Marktgemeinde und deren
Vertretung, ſowie dem löblichen Ortsſchulrathe für
die gebrachten großen Opfer, welche die Herſtellung
dieſes ſchönen Baues ermöglichten, als auch für die
ſtets bewieſene ſchul- und lehrerfreundliche Geſinnung
und das gute Einvernehmen mit der Schulleitung,
um welche Bethätigung ich auch ferner bitte, herzlichſt
zu danken. Nicht minder danke ich den hohen Schul-
behörden für die Bewilligung der neuen Lehrkräfte,
und die gütige Unterſtützung, die ſie dem löblichen
Ortsſchulrathe in deſſen ſchulfreundlichem Wirken und
Schaffen angedeihen ließen. Ebenſo erfülle ich nur
eine angenehme Pflicht, wenn ich dem hochverehrten
herrn Krupp für das der Schule ſtets entgegenge-
brachte gütige Wohlwollen den beſten Dank ſage.
Zugleich gebe ich als Leiter der Schule die bindende
Verſicherung, daß wir Lehrer unſere ganze Kraft
einſetzen werden, das zu leiſten, was das Geſetz von
uns fordert. Auf unſer Panier wollen wir die
Worte ſchreiben: Für Gott, Kaiſer und Vaterland!
Und für Gott, Kaiſer und Vaterland wollen wir die
uns anvertraute Jugend auch erziehen.

Und nun wende ich mich an Euch, meine lieben
Schüler und Schülerinnen! Ihr habt heute Einzug
gehalten in das neue, ſchöne Schulhaus, das Euer
wegen erbaut wurde. Auch an Euch iſt es daher, ſich
dankbar zu erweiſen, welche Dankbarkeit Ihr am
Beſten dadurch bezeigen werdet, wenn Ihr das
Haus und deſſen Einrichtung ſchonet, fleißig die
Schule beſuchet, allerorts ein anſtändiges Benehmen
zeiget, Euren Lehrern, die es mit Euch ſo wohl
meinen, Achtung entgegenbringet und deren Anord-
nungen pünktlich befolget, ſtets Gott vor Augen
habt und ſeine Gebote haltet; ſo werdet Ihr zu
braven Menſchen heranreifen, würdige Glieder der
Gemeinde und des Staates werden, der ſo viel thut
für die Bildung ſeiner Angehörigen, und Eure Be-
ſtimmung, zeitlich und ewig glücklich zu ſein, erreichen.

Noch ein Gefühl des Dankes erfüllt uns in
dieſer Feſtesſtunde, wenn wir des Hortes und
Schirmes der Schule und der Bildung, unſeres all-
geliebten Kaiſers, gedenken. Dieſe Feier kann daher
keinen würdigeren Abſchluß finden, als wenn ich Sie,
hochverehrte Feſtgäſte, bitte, mit mir einzuſtimmen
auf ein dreifaches Hoch: Se. Majeſtät, unſer allge-
liebter Kaiſer, Er lebe hoch! hoch! hoch!“

Begeiſtert ſtimmten Alle in den Ruf ein und
mit Begleitung der Capelle ſangen die Schüler der
vierten und fünften Claſſe die zwei erſten Strophen
der Volkshymne.

Unter Führung der Mitglieder des Ortsſchul-
rathes und des Architekten Herrn Baumann wurden
nun die einzelnen Räumlichkeiten beſichtigt und fand
beſonders die Einrichtung den Beifall Aller. Alle
einzelnen Lehrzimmer, welche nicht beſonders groß
ausgefallen ſind, denn jedes hat nur einen Faſſungs-
raum für höchſtens 72 Kinder, ſind mit der St. Pöltner
Schulbank, die ein Schreib[-] und Leſepult beſitzt und
keinen großen Raum einnimmt, eingerichtet. Die
Räume des Hauſes ſind durch Dampfheizung gleich-
mäßig und angenehm erwärmt und ſehr gut ventilirt.
Die Aborte ſind mit Waſſerſpülung verſehen. Die
Einrichtung des Turnſaales hat die bekannte Firma
Plaſchkowitz in Wien beſorgt.

Im großen Saale der Speiſeanſtalt, deſſen
Mitteltract durch den Krupp’ſchen Obergärtner
Schramm in eine von würzigem Harzgeruch erfüllte,
ringsum von hohen Fichten eingeſchloſſene Laube ver-
wandelt worden war, fand um halb 1 Uhr Mittags
ein Bankett ſtatt, an dem die k. k. Behörden, die
[Spaltenumbruch] Mitglieder des Bezirksſchulrathes, die Gemeindever-
tretung, die Mitglieder des Ortsſchulrathes, der Lehr-
körper, die Bürgermeiſter der Nachbargemeinden, die
Oberbeamten und älteren Meiſter der Krupp’ſchen
Fabrik, die Vorſtände der hieſigen Vereine, im
Ganzen gegen 80 Perſonen theilnahmen. Das Streich-
orcheſter der Feuerwehrcapelle beſorgte die Tafelmuſik
und fand reichen Beifall. Daß das Arrangement der
Tafel ſelbſt die Verwöhnteſten überraſchte und der
Gaumen eines jeden Feinſchmeckers ſeine Rechnung
fand, wird man begreiflich finden, wenn man
erfährt, daß Herr Krupp ſelbſt der Geſtgeber war.

Als der Champagner ſervirt wurde, ſprach der
Bürgermeiſter Herr Ferd. Harlles den Toaſt auf
den Kaiſer, den Schutz- und Schirmherrn des Reichs-
Volksſchulgeſetzes.

Weitere Toaſte brachten noch aus: Der k. k.
Bezirkshauptmann auf die Gemeinde Berndorf, der
k. k. Landesſchulinſpector auf Herrn Arthur Krupp,
Herr Gemeinderath Schmid auf den k. k. Landes-
ſchulinſpector, Herr Rich. Hoffmann auf den
Architekteu Baumann, der k. k. Bezirksſchulinſpector
J. Marek auf zwei bekannte Wohlthäterinnen des
Trieſtingthales, Herr Oberlehrer A. Rotter auf
den k. k. Bezirksſchulinſpector, Herr Director Garn-
haft
auf den Lehrkörper und viele Andere. Das
Bankett verlief in der animirteſten Stimmung und
wird den Theilnehmern noch lange in angenehmer
Erinnerung bleiben.




Correſpondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“]
(Derzweite diesjährige Beamten-
abend)

findet am 5. December, und zwar wieder
als Concertabend mit einer Reihe von wirkſamen
Nummern ſtatt.

(Die Hörerſchaft des Francisco-
Joſefinums)

veranſtaltet am 28. l. M. im
großen Saale des Hotels „Stadt Mödling“ eine
Akademie mit Tanzkränzchen, welche Veranſtaltung
gleichwie in den Vorjahren ſich eines lebhaften
Beſuches erfreuen dürfte.

(Bei dem Baue)

der k. k. Bezirkshaupt-
mannſchaft wird ſoeben die letzte Hand angelegt,
damit der Eröffnung Mitte December nichts mehr
im Wege ſteht. In den meiſten der prächtigen hohen
Räume ſind die inneren Arbeiten, Brettellegung,
Anſtreicherarbeiten u ſ. w., bereits vollendet, und in
einem Theile der Localitäten wird tüchtig geheizt.

(Das Katharinenfeſt)

in Müller’s Gaſt-
hof „zum Adler“ verlief am letzten Sonntag bei
ſehr gutem Beſuche in höchſt animirter Weiſe.

(Die Verſuche),

eine Organiſation der hier
bedienſteten Privatbeamten herbeizuführen, ſcheinen an
der Theilnahmsloſigkeit der Mehrzahl zu ſcheitern. Bei
der für den 22. l. M. anberaumten Privatbeamten-
Verſammlung im Hotel „Eiſenbahn“ hatten ſich kaum
30 Perſonen eingefunden, ſo daß der Einberufer Herr
Huſſak ſich zur Aeußerung veranlaßt ſah, daß die
hieſigen Privatbeamten offenbar infolge ihrer augen-
blicklich günſtigen Lage auf eine Altersverſorgung und
dergleichen Vortheile verzichten zu können meinen und
weitere Anſtrengungen in der bisherigen Weiſe frucht-
los wären. Erſt über erfolgte eindringliche Zuſprache
ſeitens mehrerer Redner entſchloß ſich der Vorkämpfer
für dieſe nützliche Organiſation, auch weiterhin ſeine
Beſtrebungen fortſetzen zu wollen. Es iſt in der That
befremdlich, daß ſich ſo viele Beamte, welche nicht, ſowie
die Fabriksbeamten, den Anſchluß an einen ſchon be-
ſtehenden größeren Verein finden können, dieſen lediglich
ihr Wohl fördernden Abſichten des obgenannten Herrn
nicht eifriger anſchließen wollen.

(Allerlei Unfug)

wird wieder in der jüngſten
Zeit getrieben. Mehrere bis jetzt unbekannt gebliebene
allzu luſtige Burſche machten ſich kürzlich das Ver-
gnügen, mehrere von der Firma Bittl und Hawlik
an verſchiedenen Straßenecken aufgehängten Photo-
graphiekaſten herabzureißen und an minder beleuchteten
Orten wieder hinzulegen. — Sehr unangenehm für
das Publicum mag es auch ſein, wenn in gewiſſen
Straßen das Gas abgedreht und die Leute gezwungen
werden, ganz im Finſtern heimzukehren. Bei den Ver-
ſuchen, die Flamme eines Gascandelabers in der Neu-
ſiedlerſtraße abzudrehen, wurden mehrere junge Leute
von einem Wachmanne in dem Augenblicke betreten,
als Einer auf die Schultern des Anderen geſtiegen
war. Kurz vorher hatte die Wache entdeckt,
daß aus einigen Laternen die Glühlichtkörper ent-
nommen und auf die Straße geworfen worden waren.
Im Garten des Francisco-Joſefinums waren die
Stangen von vier Brunnen zerbrochen und anderer
Unfug verübt worden. Die Thäter ſind bis nun un-
[Spaltenumbruch] bekannt. Auch Herr Profeſſor Fiſcher blieb von den
Bubenſtreichen nicht verſchont, indem mehrere Fenſter
ſeiner in der Neuſiedlerſtraße gelegenen Wohnung ein-
geſchlagen wurden. — Endlich ereignete ſich ein von
ernſteren Folgen begleiteter Zwiſchenfall in einem
hieſigen Café, in welchem eine Anzahl junger Leute,
ſowie mehrere Bürger anweſend waren. Als plötzlich
einer der Erſteren laut wurde und mit dem Stock auf
die Tiſchplatte ſchlug, entfernten ſich etliche Gäſte,
worauf ſich zwiſchen beiden Parteien noch auf der
Straße ein Wortgefecht entwickelte, das ſchließlich zur
Beanſtändung eines jungen Mannes führen ſollte.
Dieſer äußerte ſich ſodann gegen den erſchienenen
Wachmann in ungeziemender Weiſe, welche eine Wache-
beleidigung in ſich ſchloß, ſo daß ſich das hieſige Be-
zirksgericht mit der Beſtrafung des Angeſchuldigten zu
beſchäftigen haben wird.

(Die Liedertafel)

des aus Arbeitern ver-
ſchiedener Fabriken zuſammengeſetzten M.-G.-V. „Frei-
ſinn“ fand am 22. l. M. bei ſehr gutem Beſuche
im Hotel „Eiſenbahn“ in der Zeit von 7 Uhr Abends
bis 5 Uhr Früh ſtatt. Es wurden mehrere ſehr hübſche
Vorträge abgehalten, welche die gute Schulung der
Mitglieder durch den Chormeiſter bekundeten. Wir
kommen auf das Feſt noch zurück.

(Der Circus Hammerſchmidt)

wird
in den nächſten Tagen hier eintreffen und alsbald
ſeine Vorſtellungen in der „Bieglerhütte“ beginnen.

(Hoffmann-Theater.)

Als dritte Vor-
ſtellung wurde am verfloſſenen Donnerstag die
Kaiſer’ſche „Poſſe als Medicin“ aufgeführt. Die
Direction hatte, wohlgemeinten Rathſchlägen folgend,
in der Perſon des Herrn Högler einen neuen
Regiſſeur acceptirt, der ſich denn auch gleich am
erſten Abende als „Weißmann“ gut einführte und,
unterſtützt von den bereits bewährten Kräften, ins-
beſondere den Damen Hoffmann, ſeine unleugbare
Begabung ins beſte Licht ſtellen konnte. Herr Director
Hoffmann, ſowie Vater Illich waren auch nicht
läſſig, Holzer half wacker mit, und ſo wickelte ſich
denn die „Poſſe als Medicin“ ſo glatt und in
animirter Weiſe ab, daß dem der Mehrzahl nach
aus geſchulten Theaterbeſuchern beſtehenden Publi-
cum der Abend prächtig verlief. — Der dar-
auffolgende Samstag brachte eine Poſſe mit
Geſang „Ein Florentiner Strohhut“ in fünf
Acten von Juin und Flerx, die beifällig aufge-
nommen wurde. Herr Högler als Thomas Haſerl
rief durch ſeine Mimik und ſeine gelungenen Couplet-
einlagen lauten Beifall und Heiterkeit hervor, allein
auch Herr Director Hoffmann wußte ſeinen Hans
Nuſchler mit allen der Natur abgelauſchten Eigen-
thümlichkeiten auszuſtatten, was großen Beifall
hervorrief. Frl. Marie Hoffmann in ihrer Rolle als
„Baronin Leyerthan“ gefiel, da ſie die vornehme
angebliche Kunſtkennerin trefflich copirte. Aber auch
Frl. Poldi Hoffmann und Frl. Mayer, dann die
Herren Holzer und Illich thaten ihr Beſtes und
bekamen ihr redlich Theil von dem wiederholten
Applaus der Zuhörer. — Sonntags gab es einen
noch nicht dageweſenen Andrang zum Theaterſaale.
Mindeſtens 150 Perſonen, die vor Beginn der Vor-
ſtellung angelangt waren, mußten wegen Platzmangel
wieder umkehren. Vor gedrängt vollem Raume ging
die Vorſtellung von „Drei Paar Schuhe“ vor ſich.
Wieder hatte ſich Fr. Bertha Hoffmann eingefunden,
die denn auch durch ihre Verve und ihr temperament-
volles Weſen ihre Collegen und Colleginnen, ſowie
das Publicum hinriß. Beſonders die letzte Scene,
wo ſie als Leni Flink dem „Bal Champêtre“ bei-
wohnt, gelang ihr vortrefflich. Herr Director Hoff-
mann als Flink, ſowie der muntere Herr Högler
als H. v. Nachtfalter, dann Frl. P. Hoffmann als
kecker Seppl, Frl. Marie Hoffmann als Clara, die
Herren Holzer (Theaterdiener und Kellner), Hottinger
(Börſenſpeculant) halfen wacker zum Gelingen des
Ganzen. Das Paar Illich und Fälſchlein (als Guts-
beſitzer Varoshazi) trafen den ungariſch-deutſchen
Dialect recht gut.




Gerichtsſaal.
Fundverheimlichung.

Vor dem Erkenntniß-
ſenate des Kreisgerichtes Wiener-Neuſtadt hatte ſich
am 23. l. M die 37jährige Handelsgärtnersgattin
Maria Welliſch, wegen Fundverheimlichung eines im
Monate Auguſt am grünen Markte gefundenen Ohr-
gehänges, das von dem hieſigen Juwelier Julius
Meiſel auf 60 fl. geſchätzt wurde, zu verantworten.
Die Angeklagte verantwortet ſich dahin, daß ſie das
Ohrgehänge bei ihrem Standplatze in Baden gefunden
habe, welches ſie für werthlos hielt. Deſſenunge-
achtet ließ Maria Welliſch das gefundene Ohrgehänge
abſchätzen und wollte dasſelbe verkaufen. Der Juwelier,

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There&#x017F;e Wallner und Hermine Rotter, je ein Gedicht<lb/>
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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. Nr. 95 vor, daß er erſt ſeit einigen Tagen dieſem Bezirke vorſtehe und es ihm deshalb eine beſondere Freude bereite, gleich zu Beginn ſeiner Amtsthätigkeit Zeuge zu ſein von dem Gemeinſinn und der Opferwilligkeit einer der erſten Gemeinden ſeines Bezirkes. Er ſpricht allen Factoren, die mitgeholfen, für die Erziehung der Jugend ein ſo prachtvolles, allen Anforderungen der Hygiene entſprechendes Heim zu ſchaffen, und zwar dem Fabriksbeſitzer Herrn Arthur Krupp, der Gemeindevertretung, dem Ortsſchulrathe, dem Archi- tekten und Baumeiſter den Dank und die Anerkennung aus und hofft, daß der Lehrkörper ſtets ſeine ganze Kraft einſetzen werde, um die ihm anvertraute Jugend zu nützlichen Gliedern des Staates zu erziehen. Hierauf trugen zwei Schülerinnen, und zwar Thereſe Wallner und Hermine Rotter, je ein Gedicht vor, und fanden wegen der guten Betonung und des lauten Vortrages reichen Beifall. Zum Schluß betrat Herr Oberlehrer Alois Rotter das Podium und richtete an die Ver- ſammelten eine Anſprache, in welcher er vor Allem die Verdienſte der Gemeinde um den Schulbau her- vorhob und dann fortfuhr: „Mit Freuden begrüße ich die frohe Feſtes- ſtunde, um der löblichen Marktgemeinde und deren Vertretung, ſowie dem löblichen Ortsſchulrathe für die gebrachten großen Opfer, welche die Herſtellung dieſes ſchönen Baues ermöglichten, als auch für die ſtets bewieſene ſchul- und lehrerfreundliche Geſinnung und das gute Einvernehmen mit der Schulleitung, um welche Bethätigung ich auch ferner bitte, herzlichſt zu danken. Nicht minder danke ich den hohen Schul- behörden für die Bewilligung der neuen Lehrkräfte, und die gütige Unterſtützung, die ſie dem löblichen Ortsſchulrathe in deſſen ſchulfreundlichem Wirken und Schaffen angedeihen ließen. Ebenſo erfülle ich nur eine angenehme Pflicht, wenn ich dem hochverehrten herrn Krupp für das der Schule ſtets entgegenge- brachte gütige Wohlwollen den beſten Dank ſage. Zugleich gebe ich als Leiter der Schule die bindende Verſicherung, daß wir Lehrer unſere ganze Kraft einſetzen werden, das zu leiſten, was das Geſetz von uns fordert. Auf unſer Panier wollen wir die Worte ſchreiben: Für Gott, Kaiſer und Vaterland! Und für Gott, Kaiſer und Vaterland wollen wir die uns anvertraute Jugend auch erziehen. Und nun wende ich mich an Euch, meine lieben Schüler und Schülerinnen! Ihr habt heute Einzug gehalten in das neue, ſchöne Schulhaus, das Euer wegen erbaut wurde. Auch an Euch iſt es daher, ſich dankbar zu erweiſen, welche Dankbarkeit Ihr am Beſten dadurch bezeigen werdet, wenn Ihr das Haus und deſſen Einrichtung ſchonet, fleißig die Schule beſuchet, allerorts ein anſtändiges Benehmen zeiget, Euren Lehrern, die es mit Euch ſo wohl meinen, Achtung entgegenbringet und deren Anord- nungen pünktlich befolget, ſtets Gott vor Augen habt und ſeine Gebote haltet; ſo werdet Ihr zu braven Menſchen heranreifen, würdige Glieder der Gemeinde und des Staates werden, der ſo viel thut für die Bildung ſeiner Angehörigen, und Eure Be- ſtimmung, zeitlich und ewig glücklich zu ſein, erreichen. Noch ein Gefühl des Dankes erfüllt uns in dieſer Feſtesſtunde, wenn wir des Hortes und Schirmes der Schule und der Bildung, unſeres all- geliebten Kaiſers, gedenken. Dieſe Feier kann daher keinen würdigeren Abſchluß finden, als wenn ich Sie, hochverehrte Feſtgäſte, bitte, mit mir einzuſtimmen auf ein dreifaches Hoch: Se. Majeſtät, unſer allge- liebter Kaiſer, Er lebe hoch! hoch! hoch!“ Begeiſtert ſtimmten Alle in den Ruf ein und mit Begleitung der Capelle ſangen die Schüler der vierten und fünften Claſſe die zwei erſten Strophen der Volkshymne. Unter Führung der Mitglieder des Ortsſchul- rathes und des Architekten Herrn Baumann wurden nun die einzelnen Räumlichkeiten beſichtigt und fand beſonders die Einrichtung den Beifall Aller. Alle einzelnen Lehrzimmer, welche nicht beſonders groß ausgefallen ſind, denn jedes hat nur einen Faſſungs- raum für höchſtens 72 Kinder, ſind mit der St. Pöltner Schulbank, die ein Schreib- und Leſepult beſitzt und keinen großen Raum einnimmt, eingerichtet. Die Räume des Hauſes ſind durch Dampfheizung gleich- mäßig und angenehm erwärmt und ſehr gut ventilirt. Die Aborte ſind mit Waſſerſpülung verſehen. Die Einrichtung des Turnſaales hat die bekannte Firma Plaſchkowitz in Wien beſorgt. Im großen Saale der Speiſeanſtalt, deſſen Mitteltract durch den Krupp’ſchen Obergärtner Schramm in eine von würzigem Harzgeruch erfüllte, ringsum von hohen Fichten eingeſchloſſene Laube ver- wandelt worden war, fand um halb 1 Uhr Mittags ein Bankett ſtatt, an dem die k. k. Behörden, die Mitglieder des Bezirksſchulrathes, die Gemeindever- tretung, die Mitglieder des Ortsſchulrathes, der Lehr- körper, die Bürgermeiſter der Nachbargemeinden, die Oberbeamten und älteren Meiſter der Krupp’ſchen Fabrik, die Vorſtände der hieſigen Vereine, im Ganzen gegen 80 Perſonen theilnahmen. Das Streich- orcheſter der Feuerwehrcapelle beſorgte die Tafelmuſik und fand reichen Beifall. Daß das Arrangement der Tafel ſelbſt die Verwöhnteſten überraſchte und der Gaumen eines jeden Feinſchmeckers ſeine Rechnung fand, wird man begreiflich finden, wenn man erfährt, daß Herr Krupp ſelbſt der Geſtgeber war. Als der Champagner ſervirt wurde, ſprach der Bürgermeiſter Herr Ferd. Harlles den Toaſt auf den Kaiſer, den Schutz- und Schirmherrn des Reichs- Volksſchulgeſetzes. Weitere Toaſte brachten noch aus: Der k. k. Bezirkshauptmann auf die Gemeinde Berndorf, der k. k. Landesſchulinſpector auf Herrn Arthur Krupp, Herr Gemeinderath Schmid auf den k. k. Landes- ſchulinſpector, Herr Rich. Hoffmann auf den Architekteu Baumann, der k. k. Bezirksſchulinſpector J. Marek auf zwei bekannte Wohlthäterinnen des Trieſtingthales, Herr Oberlehrer A. Rotter auf den k. k. Bezirksſchulinſpector, Herr Director Garn- haft auf den Lehrkörper und viele Andere. Das Bankett verlief in der animirteſten Stimmung und wird den Theilnehmern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. Correſpondenzen. Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“] (Derzweite diesjährige Beamten- abend) findet am 5. December, und zwar wieder als Concertabend mit einer Reihe von wirkſamen Nummern ſtatt. (Die Hörerſchaft des Francisco- Joſefinums) veranſtaltet am 28. l. M. im großen Saale des Hotels „Stadt Mödling“ eine Akademie mit Tanzkränzchen, welche Veranſtaltung gleichwie in den Vorjahren ſich eines lebhaften Beſuches erfreuen dürfte. (Bei dem Baue) der k. k. Bezirkshaupt- mannſchaft wird ſoeben die letzte Hand angelegt, damit der Eröffnung Mitte December nichts mehr im Wege ſteht. In den meiſten der prächtigen hohen Räume ſind die inneren Arbeiten, Brettellegung, Anſtreicherarbeiten u ſ. w., bereits vollendet, und in einem Theile der Localitäten wird tüchtig geheizt. (Das Katharinenfeſt) in Müller’s Gaſt- hof „zum Adler“ verlief am letzten Sonntag bei ſehr gutem Beſuche in höchſt animirter Weiſe. (Die Verſuche), eine Organiſation der hier bedienſteten Privatbeamten herbeizuführen, ſcheinen an der Theilnahmsloſigkeit der Mehrzahl zu ſcheitern. Bei der für den 22. l. M. anberaumten Privatbeamten- Verſammlung im Hotel „Eiſenbahn“ hatten ſich kaum 30 Perſonen eingefunden, ſo daß der Einberufer Herr Huſſak ſich zur Aeußerung veranlaßt ſah, daß die hieſigen Privatbeamten offenbar infolge ihrer augen- blicklich günſtigen Lage auf eine Altersverſorgung und dergleichen Vortheile verzichten zu können meinen und weitere Anſtrengungen in der bisherigen Weiſe frucht- los wären. Erſt über erfolgte eindringliche Zuſprache ſeitens mehrerer Redner entſchloß ſich der Vorkämpfer für dieſe nützliche Organiſation, auch weiterhin ſeine Beſtrebungen fortſetzen zu wollen. Es iſt in der That befremdlich, daß ſich ſo viele Beamte, welche nicht, ſowie die Fabriksbeamten, den Anſchluß an einen ſchon be- ſtehenden größeren Verein finden können, dieſen lediglich ihr Wohl fördernden Abſichten des obgenannten Herrn nicht eifriger anſchließen wollen. (Allerlei Unfug) wird wieder in der jüngſten Zeit getrieben. Mehrere bis jetzt unbekannt gebliebene allzu luſtige Burſche machten ſich kürzlich das Ver- gnügen, mehrere von der Firma Bittl und Hawlik an verſchiedenen Straßenecken aufgehängten Photo- graphiekaſten herabzureißen und an minder beleuchteten Orten wieder hinzulegen. — Sehr unangenehm für das Publicum mag es auch ſein, wenn in gewiſſen Straßen das Gas abgedreht und die Leute gezwungen werden, ganz im Finſtern heimzukehren. Bei den Ver- ſuchen, die Flamme eines Gascandelabers in der Neu- ſiedlerſtraße abzudrehen, wurden mehrere junge Leute von einem Wachmanne in dem Augenblicke betreten, als Einer auf die Schultern des Anderen geſtiegen war. Kurz vorher hatte die Wache entdeckt, daß aus einigen Laternen die Glühlichtkörper ent- nommen und auf die Straße geworfen worden waren. Im Garten des Francisco-Joſefinums waren die Stangen von vier Brunnen zerbrochen und anderer Unfug verübt worden. Die Thäter ſind bis nun un- bekannt. Auch Herr Profeſſor Fiſcher blieb von den Bubenſtreichen nicht verſchont, indem mehrere Fenſter ſeiner in der Neuſiedlerſtraße gelegenen Wohnung ein- geſchlagen wurden. — Endlich ereignete ſich ein von ernſteren Folgen begleiteter Zwiſchenfall in einem hieſigen Café, in welchem eine Anzahl junger Leute, ſowie mehrere Bürger anweſend waren. Als plötzlich einer der Erſteren laut wurde und mit dem Stock auf die Tiſchplatte ſchlug, entfernten ſich etliche Gäſte, worauf ſich zwiſchen beiden Parteien noch auf der Straße ein Wortgefecht entwickelte, das ſchließlich zur Beanſtändung eines jungen Mannes führen ſollte. Dieſer äußerte ſich ſodann gegen den erſchienenen Wachmann in ungeziemender Weiſe, welche eine Wache- beleidigung in ſich ſchloß, ſo daß ſich das hieſige Be- zirksgericht mit der Beſtrafung des Angeſchuldigten zu beſchäftigen haben wird. (Die Liedertafel) des aus Arbeitern ver- ſchiedener Fabriken zuſammengeſetzten M.-G.-V. „Frei- ſinn“ fand am 22. l. M. bei ſehr gutem Beſuche im Hotel „Eiſenbahn“ in der Zeit von 7 Uhr Abends bis 5 Uhr Früh ſtatt. Es wurden mehrere ſehr hübſche Vorträge abgehalten, welche die gute Schulung der Mitglieder durch den Chormeiſter bekundeten. Wir kommen auf das Feſt noch zurück. (Der Circus Hammerſchmidt) wird in den nächſten Tagen hier eintreffen und alsbald ſeine Vorſtellungen in der „Bieglerhütte“ beginnen. (Hoffmann-Theater.) Als dritte Vor- ſtellung wurde am verfloſſenen Donnerstag die Kaiſer’ſche „Poſſe als Medicin“ aufgeführt. Die Direction hatte, wohlgemeinten Rathſchlägen folgend, in der Perſon des Herrn Högler einen neuen Regiſſeur acceptirt, der ſich denn auch gleich am erſten Abende als „Weißmann“ gut einführte und, unterſtützt von den bereits bewährten Kräften, ins- beſondere den Damen Hoffmann, ſeine unleugbare Begabung ins beſte Licht ſtellen konnte. Herr Director Hoffmann, ſowie Vater Illich waren auch nicht läſſig, Holzer half wacker mit, und ſo wickelte ſich denn die „Poſſe als Medicin“ ſo glatt und in animirter Weiſe ab, daß dem der Mehrzahl nach aus geſchulten Theaterbeſuchern beſtehenden Publi- cum der Abend prächtig verlief. — Der dar- auffolgende Samstag brachte eine Poſſe mit Geſang „Ein Florentiner Strohhut“ in fünf Acten von Juin und Flerx, die beifällig aufge- nommen wurde. Herr Högler als Thomas Haſerl rief durch ſeine Mimik und ſeine gelungenen Couplet- einlagen lauten Beifall und Heiterkeit hervor, allein auch Herr Director Hoffmann wußte ſeinen Hans Nuſchler mit allen der Natur abgelauſchten Eigen- thümlichkeiten auszuſtatten, was großen Beifall hervorrief. Frl. Marie Hoffmann in ihrer Rolle als „Baronin Leyerthan“ gefiel, da ſie die vornehme angebliche Kunſtkennerin trefflich copirte. Aber auch Frl. Poldi Hoffmann und Frl. Mayer, dann die Herren Holzer und Illich thaten ihr Beſtes und bekamen ihr redlich Theil von dem wiederholten Applaus der Zuhörer. — Sonntags gab es einen noch nicht dageweſenen Andrang zum Theaterſaale. Mindeſtens 150 Perſonen, die vor Beginn der Vor- ſtellung angelangt waren, mußten wegen Platzmangel wieder umkehren. Vor gedrängt vollem Raume ging die Vorſtellung von „Drei Paar Schuhe“ vor ſich. Wieder hatte ſich Fr. Bertha Hoffmann eingefunden, die denn auch durch ihre Verve und ihr temperament- volles Weſen ihre Collegen und Colleginnen, ſowie das Publicum hinriß. Beſonders die letzte Scene, wo ſie als Leni Flink dem „Bal Champêtre“ bei- wohnt, gelang ihr vortrefflich. Herr Director Hoff- mann als Flink, ſowie der muntere Herr Högler als H. v. Nachtfalter, dann Frl. P. Hoffmann als kecker Seppl, Frl. Marie Hoffmann als Clara, die Herren Holzer (Theaterdiener und Kellner), Hottinger (Börſenſpeculant) halfen wacker zum Gelingen des Ganzen. Das Paar Illich und Fälſchlein (als Guts- beſitzer Varoshazi) trafen den ungariſch-deutſchen Dialect recht gut. Gerichtsſaal. Fundverheimlichung. Vor dem Erkenntniß- ſenate des Kreisgerichtes Wiener-Neuſtadt hatte ſich am 23. l. M die 37jährige Handelsgärtnersgattin Maria Welliſch, wegen Fundverheimlichung eines im Monate Auguſt am grünen Markte gefundenen Ohr- gehänges, das von dem hieſigen Juwelier Julius Meiſel auf 60 fl. geſchätzt wurde, zu verantworten. Die Angeklagte verantwortet ſich dahin, daß ſie das Ohrgehänge bei ihrem Standplatze in Baden gefunden habe, welches ſie für werthlos hielt. Deſſenunge- achtet ließ Maria Welliſch das gefundene Ohrgehänge abſchätzen und wollte dasſelbe verkaufen. Der Juwelier,

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 95, Baden (Niederösterreich), 25.11.1896, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener095_1896/4>, abgerufen am 25.11.2024.