Badener Zeitung. Nr. 73, Baden (Niederösterreich), 12.09.1906. Nr. 73. Mittwoch Badener Zeitung 12. September 1906. [Spaltenumbruch] auf Anraten der Aerzte die projektierte Reise nach Sobald sich die erste Beunruhigung durch die Lokal-Nachrichten. -- Hoher Besuch im städtischen Rollet[t]- Museum. Montag, den 10. d. M., um 3 Uhr -- Hofnachrichten. Sonntag vormittags -- Schulnachricht. Das Schuljahr beginnt -- Kirchenmusik. Obwohl es nicht Gepflo- -- Fremdenfrequenz. Die letzterschienene -- Gemeindeausschußsitzung. Gestern * Wetterbericht. Nachdem die Sonne längere -- Jahresversammlung der Gustav Adolf-Stiftung in Baden. Der evangelische [Spaltenumbruch] Doch wozu? Seien wir offen gegen einander. Es ist "Wehe! Sprechen Sie nicht weiter, teurer Hugo" "Und doch muß ich!" entgegnet Hugo, ihrem "Wenn Sie so denken, dann ist es freilich Bleich sind ihre Wangen, das brennende Auge "Aber um Gotteswillen, Eudoxia, wo gibt es "Nein, nein! Ich hatte es ihm zugesagt und [Spaltenumbruch] "Das ist doch unmenschlich! Sie haben sich ihm "Eine Braut darf ihrem gegebenen Jaworte "Und Ihr Lebensglück wollen Sie einem Vor- "Wie Sie mich kränken! Wenn ich anders handeln "Also sehen Sie, Eudoxia, daß es wohl besser "Und ich bleibe hier -- doch reisen Sie, es "Niemals vergesse ich dein, du ideales, tapferes "Nicht eigensinnig!" erwidert Eudoxia. "Es "Wie Sie wollen, Eudoxia! Für das Trauern "Kommen Sie jetzt, auf daß wir dem Vater Bevor Hugo antwortet, führt sie ihn in die Bald erscheint auch Marino. "Was treibt ihr denn hier? Wozu diese Vor- "Gut!" entgegnete Hugo mit er wungener Leichte, lichtgraue Nebelschwaden zogen sich um Nr. 73. Mittwoch Badener Zeitung 12. September 1906. [Spaltenumbruch] auf Anraten der Aerzte die projektierte Reiſe nach Sobald ſich die erſte Beunruhigung durch die Lokal-Nachrichten. — Hoher Beſuch im ſtädtiſchen Rollet[t]- Muſeum. Montag, den 10. d. M., um 3 Uhr — Hofnachrichten. Sonntag vormittags — Schulnachricht. Das Schuljahr beginnt — Kirchenmuſik. Obwohl es nicht Gepflo- — Fremdenfrequenz. Die letzterſchienene — Gemeindeausſchußſitzung. Geſtern * Wetterbericht. Nachdem die Sonne längere — Jahresverſammlung der Guſtav Adolf-Stiftung in Baden. Der evangeliſche [Spaltenumbruch] Doch wozu? Seien wir offen gegen einander. Es iſt „Wehe! Sprechen Sie nicht weiter, teurer Hugo“ „Und doch muß ich!“ entgegnet Hugo, ihrem „Wenn Sie ſo denken, dann iſt es freilich Bleich ſind ihre Wangen, das brennende Auge „Aber um Gotteswillen, Eudoxia, wo gibt es „Nein, nein! Ich hatte es ihm zugeſagt und [Spaltenumbruch] „Das iſt doch unmenſchlich! Sie haben ſich ihm „Eine Braut darf ihrem gegebenen Jaworte „Und Ihr Lebensglück wollen Sie einem Vor- „Wie Sie mich kränken! Wenn ich anders handeln „Alſo ſehen Sie, Eudoxia, daß es wohl beſſer „Und ich bleibe hier — doch reiſen Sie, es „Niemals vergeſſe ich dein, du ideales, tapferes „Nicht eigenſinnig!“ erwidert Eudoxia. „Es „Wie Sie wollen, Eudoxia! Für das Trauern „Kommen Sie jetzt, auf daß wir dem Vater Bevor Hugo antwortet, führt ſie ihn in die Bald erſcheint auch Marino. „Was treibt ihr denn hier? Wozu dieſe Vor- „Gut!“ entgegnete Hugo mit er wungener Leichte, lichtgraue Nebelſchwaden zogen ſich um <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Nr. 73. Mittwoch Badener Zeitung 12. September 1906.</hi> </hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="uebersicht2" prev="#uebersicht1" type="jArticle" n="2"> <p>auf Anraten der Aerzte die projektierte Reiſe nach<lb/> Dalmatien aufgegeben habe. (Dort finden näm-<lb/> lich in dieſen Tagen Landungsmanöver zwiſchen zwei<lb/> Schiffsdiviſionen und den aus ganz Dalmatien, aus<lb/> Bosnien und der Herzegovina zuſammengezogenen<lb/> Landtruppen ſtatt.)</p><lb/> <p>Sobald ſich die erſte Beunruhigung durch die<lb/> Verſicherung, daß der Kaiſer nur an einer leichten<lb/> Erkältung leide, ſeine Regierungsgeſchäfte in gewohnter<lb/> Weiſe beſorge, gelegt hatte, wurden aber mancherlei<lb/> Vermutungen über die Gründe zu dieſem Entſchluſſe<lb/> laut: Die einen ſagten, es ſei ein Proteſt von Bal-<lb/> kanſtaaten oder von deren beſondern Beſchützern daran<lb/> ſchuld, andere meinten, daß der Kaiſer unter keinem<lb/> paſſenden Titel das dem Sultan gehörige Land habe<lb/> beſuchen können, da dieſes nur von einem hohen<lb/> Beamten Öſterreich-Ungarns verwaltet werde! Eine<lb/> dritte Gruppe war der Anſicht, daß die Vorgänge<lb/> beim Beſuche der tſchechiſchen Sokoliſten im Litorale<lb/> und in Cetinje die Inſpektionsreiſe vereitelt hätten!<lb/> Nun ſind das nur vage Kombinationen. Öſterreichs<lb/> Völker ſind erfreut und Gott dankbar, daß ſie es<lb/> wiſſen, ihr Kaiſer ſei geſund!</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Lokal-Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Hoher Beſuch im ſtädtiſchen Rollet<supplied>t</supplied>-<lb/> Muſeum.</hi> </head> <p>Montag, den 10. d. M., um 3 Uhr<lb/> nachmittags, beehrten Ihre kaiſ. Hoheiten Erzherzogin<lb/><hi rendition="#g">Maria Alice</hi> und der junge Erzherzog <hi rendition="#g">Albrecht</hi><lb/> das ſtädtiſche Rollett-Muſeum mit ihrem Beſuche.<lb/> Die hohen Herrſchaften waren in Begleitung des Fräu-<lb/> leins <hi rendition="#g">Mercier</hi> und des Herrn <hi rendition="#aq">Dr. theol.</hi> <hi rendition="#g">Mesz<hi rendition="#aq">á</hi>ros</hi><lb/> erſchienen und wurden in Abweſenheit des Kuſtos<lb/> Profeſſor Dr. R. v. <hi rendition="#g">Reinöhl</hi> von deſſen Stellver-<lb/> treter Herrn Bürgerſchul-Fachlehrer E. <hi rendition="#g">Ebenführer,</hi><lb/> ferner von Fräulein Lina <hi rendition="#g">Rollett,</hi> der Tochter des<lb/> Dichters, und Herrn Schriftſteller Paul <hi rendition="#g">Tauſig</hi><lb/> empfangen und durch die Räume des Muſeums ge-<lb/> leitet. Bei eindreiviertelſtündlichem Verweilen beſich-<lb/> tigten die hohen Herrſchaften die vielen Sehenswür-<lb/> digkeiten der Sammlungen; ſie zeigten für alles<lb/> regſtes Intereſſe und verſtändnisvolle Wißbegierde.<lb/> Sie wurden nicht müde, nach allen Einzelheiten der<lb/> ihnen erläuterten Merkwürdigkeiten zu fragen, waren<lb/> vom Geſehenen äußerſt befriedigt und konnten ſich<lb/> vom Muſeum nur ſchwer trennen. Beſonderes Wohl-<lb/> gefallen fand der junge Erzherzog als paſſionierter<lb/> Sammler an den ſchönen Schmetterlingen, während<lb/> Erzherzogin Alice namentlich für die weiblichen<lb/> Handarbeiten viel Intereſſe zeigte. Zum Schluſſe<lb/> ſchrieben ſich die hohen Beſucher zur bleibenden Er-<lb/> innerung ins Gedenkbuch ein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Hofnachrichten.</hi> </head> <p>Sonntag vormittags<lb/> fand in der Weilburg die Taufe der neugeborenen<lb/> Prinzeſſin ſtatt. Als Taufpatin fungierte Erzherzogin<lb/><hi rendition="#g">Marie Rainer,</hi> in deren Stellvertretung Erz-<lb/> herzog <hi rendition="#g">Rainer</hi> erſchien. Als Stellvertreter des<lb/> Kaiſers erſchien Erzherzog Leopold <hi rendition="#g">Salvator;</hi><lb/> ferner waren bei der heiligen Handlung zugegen der<lb/> Großvater der neugeborenen Prinzeſſin, Herzog Robert<lb/><cb/> von <hi rendition="#g">Parma,</hi> Bezirkshauptmann Freiherr v. <hi rendition="#g">Egger,</hi><lb/> Stationskommandant Oberſt <hi rendition="#g">Krebs v. Sturm-<lb/> wall,</hi> ſeitens der beiden Gemeinden Baden und<lb/> Weikersdorf die beiden Vizebürgermeiſter <hi rendition="#g">Bruſatti</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Gall</hi> u. ſ. w. Den Taufakt ſelbſt vollzog der<lb/> herzoglich Parma’ſche Schloßkaplan Monſignore <hi rendition="#g">Tra-<lb/> ver<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>.</hi> Die Neugeborene erhielt die Namen <hi rendition="#g">Marie<lb/> Antoinette.</hi> Nach der Taufe fand ein Diner zu<lb/> 32 Gedecken ſtatt, zu dem die vorgenannten Perſön-<lb/> lichkeiten zugezogen waren. — Erzherzog <hi rendition="#g">Friedrich</hi><lb/> und Erzherzogin <hi rendition="#g">Iſabelle</hi> überſiedeln am 12. d. M.<lb/> von der Weilburg nach Preßburg, während Erz-<lb/> herzogin <hi rendition="#g">Marie Anna,</hi> die Mutter der neuge-<lb/> borenen Prinzeſſin <hi rendition="#g">Marie Antoinette,</hi> mit ihrem<lb/> Gemahl noch für einige Zeit hier verweilt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Schulnachricht.</hi> </head> <p>Das Schuljahr beginnt<lb/> an den allgemeinen Volks- und Bürgerſchulen in<lb/> Baden am 15. September d. J. Die Aufnahme der<lb/> neueintretenden Schulkinder findet am 12., 13. und<lb/> 14. September, von 8—12 Uhr vormittags, in den<lb/> Schulkanzleien ſtatt. Diejenigen Kinder, welche nicht<lb/> in Baden geboren ſind, haben einen Taufſchein, reſp.<lb/> Geburtsſchein, alle ohne Ausnahme jedoch einen<lb/> Impfſchein beizubringen. Jene Kinder, welche bei<lb/> Beginn des Schuljahres (15. September l. J.) das<lb/> ſechſte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, dürfen<lb/> nur dann aufgenommen werden, wenn ſich deren<lb/> Eltern mit der zur Aufnahme ſolcher Kinder geſetzlich<lb/> geforderten Bewilligung des Ortsſchulrates ausweiſen<lb/> können. Formularien zu dem Zwecke ſind an den<lb/> Einſchreibtagen in den Schulkanzleien erforderlich.<lb/> Samstag, den 15. d. M., haben ſämtliche Schul-<lb/> kinder um ¾8 Uhr morgens ſich in ihren Klaſſen zu ver-<lb/> ſammeln, weil um 8 Uhr der Schulgottesdienſt ſtattfindet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Kirchenmuſik.</hi> </head> <p>Obwohl es nicht Gepflo-<lb/> genheit iſt, ſich mit Kirchenmuſik-Kritik, außer in<lb/> Fachzeitſchriften, zu befaſſen, hat uns doch die Mit-<lb/> teilung, daß in der Hofkirche (Frauenkirche) Samstag<lb/> (Marie-Geburt) und Sonntag (Maria-Namen) drei<lb/> Soli geſungen werden, hiezu angeſpornt. Grund zur<lb/> Kritik der Kirchenmuſik in unſeren Gotteshäuſern<lb/> wäre allerdings im weiteſten Sinne vorhanden, doch<lb/> dieſe Art Muſik und Geſang dient eben zur Ehre<lb/> Gottes und da iſt keine kritiſche Betrachtung recht am<lb/> Platze. Maria-Geburt konnten wir alſo außer den<lb/> überwältigenden Tönen der neuen Orgel vor allem der<lb/> von dem Obmanne des Wiener M.-G.-V. „Lieder-<lb/> heim“, Herrn <hi rendition="#g">Haureich,</hi> geſungenen Einlage <hi rendition="#aq">„Domine<lb/> ne in furore tuo“</hi> lauſchen. Das war Geſang! Man<lb/> hörte nicht nur eine ſehr wohlklingende Stimme, ſondern<lb/> vernahm auch des Sängers tiefes, inniges Verſtänd-<lb/> nis und Empfinden mit der im Liede ausgedrückten<lb/> Bitte. Das zweite Solo, von der ruſſiſchen Opern-<lb/> ſängerin Anna <hi rendition="#g">Rosnowa</hi> vorgetragen, wurde eben-<lb/> falls äußerſt gelungen zu Gehöhr gebracht. Als Chor-<lb/> geſang wurde von einigen Damen und Herren eine<lb/> Meſſe von Kemptner ſehr treffſicher aufgeführt, was<lb/> umſo höher anzuſchlagen iſt, als man hiebei mit keinen<lb/> Proben rechnen kann. Sonntag gelangte die herrliche<lb/> Schubert’ſche Deutſche Meſſe zum Vortrage, wobei<lb/> ſich letzterwähnter Umſtand — jedoch nur für die<lb/> ſcharfen Kritiker — etwas bemerkbar machte. Oder<lb/><cb/> ſollte die Orgel im Verhältniſſe zum Chor etwas zu<lb/> kraftvoll ſein? Das an dieſem Tage von Fräulein<lb/> Grete <hi rendition="#g">Springer</hi> geſungene Ave Maria ließ uns<lb/> eine ſehr gut geſchulte, klangvolle Stimme erkennen.<lb/> Zum Schluſſe wollen wir noch der Organiſtin, Frau<lb/> Göllinger, lobend Erwähnung tun, die in meiſterhafter<lb/> Weiſe ihre Sängerſchar zuſammenhält.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Fremdenfrequenz.</hi> </head> <p>Die letzterſchienene<lb/> Kurliſte vom 11. September weiſt 8.561 Parteien<lb/> mit 28.346 Perſonen aus (gegen 26.913 des gleichen<lb/> Tages des Vorjahres). Die anhaltend günſtige<lb/> Witterung brachte namentlich an den beiden Feier-<lb/> tagen eine ziemlich lebhafte Fremdenfrequenz mit ſich,<lb/> welche denn auch zur Folge hatte, daß ſo manche<lb/> gaſtliche Stätte mit einem „Ausverkauft“ paradieren<lb/> konnte. Aufmerkſamen Beobachtern wird es nicht<lb/> entgangen ſein, daß namentlich die Fern-Schnellzüge<lb/> uns eine ziemlich anſehnliche Anzahl Kurgäſte brachten,<lb/> die Baden als Uebergangsſtation benützen, und er-<lb/> wieſenermaßen findet ſich auch zur beginnenden Herbſt-<lb/> ſaiſon ein kaufkräftigeres Publikum ein, als dies in<lb/> der Hochſaiſon der Fall zu ſein pflegt und dieſer<lb/> Umſtand mag uns vielleicht einigermaßen für den<lb/> durch den Schulbeginn unvermeidlichen Ausfall an<lb/> Sommergäſten entſchädigen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Gemeindeausſchußſitzung.</hi> </head> <p>Geſtern<lb/> Dienstag ſollte eine Gemeindeausſchußſitzung ſtattfinden,<lb/> auf deren Tagesordnung Mitteilungen des Vorſitzenden,<lb/> die Wahl der Delegierten der Stadtgemeinde Baden<lb/> zum <hi rendition="#aq">V.</hi> deutſchöſterreichiſchen Städtetag in Wels und<lb/> Vornahme einer Ergänzungswahl an Stelle des ver-<lb/> ſtorbenen Vertrauensmannes Herrn Julius <hi rendition="#g">Meiſel</hi><lb/> gemäß § 199 P.-St.-G., ſtanden. Da trotz mehr als<lb/> halbſtündigen Wartens nicht die nötige Anzahl Ge-<lb/> meindevertreter erſchienen waren, konnte die Sitzung<lb/> nicht eröffnet werden.</p> </div> </div><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head>* <hi rendition="#g">Wetterbericht.</hi> </head> <p>Nachdem die Sonne längere<lb/> Zeit hindurch, beſonders aber in den letzten Tagen,<lb/> ihre wärmſten Strahlen auf die Erde geſandt hatte,<lb/> trübte ſich in den Nachmittagsſtunden des Sonntags<lb/> der Himmel, es kamen mehrere Gewitterwolken von<lb/> Weſten her und es gab einige kleine Güſſe. Doch<lb/> bald heiterte ſich der Himmel wieder aus, es ward<lb/> dunſtig ſchwül, bis dann abends und in der Nacht<lb/> ein ergiebiger Regenfall eine Abkühlung brachte, die<lb/> in den Morgenſtunden mit 13° <hi rendition="#aq">C</hi> notiert wurde. Die<lb/> aufſteigende Sonne aber erwärmte bald wieder die<lb/> Luft und den gut angefeuchteten Boden. Einen aus-<lb/> giebigen Guß erhielten wir jedoch Montags. Um die<lb/> Mittagsſtunde türmten ſich gewaltige Gewitterwolken<lb/> am Himmel auf, die ſich dann auch bald entluden,<lb/> u. zw. in ſo ausgiebiger Menge, daß binnen wenigen<lb/> Minuten Straßen und Plätze überſchwemmt waren<lb/> und die Temperatur empfindlich beeinträchtigt wurde.<lb/> Dem Ackersmann mag der Regen nicht unerwünſcht ge-<lb/> kommenſein, denn jetzt heißt es die Winterſaaten beſtellen!</p> </div> </div><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="jahresversammlung1" next="#jahresversammlung2" type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Jahresverſammlung der Guſtav<lb/> Adolf-Stiftung in Baden.</hi> </head> <p>Der evangeliſche<lb/> Verein der „Guſtav Adolf-Stiftung“ hält Samstag,<lb/> den 15. und Sonntag, den 16. d. M. in Baden<lb/> ſeine 44. Jahresverſammlung ab. Das Programm<lb/> derſelben iſt folgendes: Freitag, den 14. d. M.,</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#perle4" xml:id="perle3" prev="#perle2" type="jArticle" n="2"> <p>Doch wozu? Seien wir offen gegen einander. Es iſt<lb/> Ihnen bekannt, wie ich Sie liebe — —“</p><lb/> <p>„Wehe! Sprechen Sie nicht weiter, teurer Hugo“<lb/> — zum erſten Male nannte ſie ihn beim Namen —<lb/> „quälen Sie nicht mein Herz, das ohnedies traurig<lb/> genug iſt. Haben Sie Erbarmen mit mir und bleiben<lb/> Sie mein Freund wie bisher — von der Abreiſe<lb/> aber ſprechen Sie nicht mehr!“</p><lb/> <p>„Und doch muß ich!“ entgegnet Hugo, ihrem<lb/> Blicke ausweichend. „In einem nutzloſen Kampfe<lb/> quälen wir uns ab und können uns nicht retten, ſo<lb/> lange Sie den unglückſeligen Gedanken nicht fallen<lb/> laſſen, der Sie nur mit Schmerz überhäuft — —<lb/> Marino lieben Sie nicht — und doch wollen Sie<lb/> ihm die Hand reichen!“</p><lb/> <p>„Wenn Sie ſo denken, dann iſt es freilich<lb/> beſſer, daß Sie abreiſen“, unterb<supplied>r</supplied>icht ihn das Mädchen<lb/> betrübt. „Es iſt vielleicht — beſſer — für Sie,<lb/> wenn Sie mich allein laſſen“.</p><lb/> <p>Bleich ſind ihre Wangen, das brennende Auge<lb/> hat keine Tränen.</p><lb/> <p>„Aber um Gotteswillen, Eudoxia, wo gibt es<lb/> dagegen Hilfe? Hören Sie mich, ſagen Sie es dem<lb/> Marino offen, daß Sie ihn nicht mögen, daß Sie<lb/> ſein Weib nicht werden können“.</p><lb/> <p>„Nein, nein! Ich hatte es ihm zugeſagt und<lb/> wenn er mich nicht ſelbſt freigibt, kann ich mich dieſer<lb/> Feſſeln nicht entledigen. Freigeben aber wird er mich<lb/> nie, obwohl mein Herz dahinſiechen wird. Er pocht<lb/> auf ſein Recht und kein Menſch kann es ihm ab-<lb/> ſprechen, und ich am wenigſten!“</p><lb/> <cb/> <p>„Das iſt doch unmenſchlich! Sie haben ſich ihm<lb/> doch nicht mit Leib und Seele verkauft!“</p><lb/> <p>„Eine Braut darf ihrem gegebenen Jaworte<lb/> nicht untreu werden. Kein Menſch würde mich mehr<lb/> anſehen!“</p><lb/> <p>„Und Ihr Lebensglück wollen Sie einem Vor-<lb/> urteile opfern, einem voreilig, dazu noch gegen den<lb/> Willen der Eltern gegebenen Worte! Ihr junges<lb/> Leben wollen Sie unter ein Joch beugen, das Sie<lb/> bis zum Tode drücken ſoll? Und nicht allein Ihr<lb/> eigenes Glück, Eudoxia, opfern Sie hin, ſondern auch<lb/> das eines anderen — wegen einer unbedachten<lb/> Zuſage“.</p><lb/> <p>„Wie Sie mich kränken! Wenn ich anders handeln<lb/> könnte — heute ſage ich es Ihnen offenherzig: wenn<lb/> ich anders dürfte, niemals ſollten Sie durch mich<lb/> einen Schmerz erfahren. Eine andere würde vielleicht<lb/> den Tod wählen — ich nehme feſten Herzens auf<lb/> mich, was immer die Zukunft bringen mag; ich weiß<lb/> wohl, ſie bringt mir nur Schmerz und Leid!“</p><lb/> <p>„Alſo ſehen Sie, Eudoxia, daß es wohl beſſer<lb/> iſt, wenn ich fortziehe. Schauen Sie, wie der Rauch<lb/> aus dem Schlote ſteigt. Morgen führt mich der<lb/> Dampfer in die Heimat!“</p><lb/> <p>„Und ich bleibe hier — doch reiſen Sie, es<lb/> muß ja ſo ſein! Wer weiß es, was noch geſchehen<lb/> könnte! Wir wollen als Freunde ſcheiden; nur das<lb/> verſprechen Sie mir“, ſpricht Eudoxia halbleiſe.</p><lb/> <p>„Niemals vergeſſe ich dein, du ideales, tapferes<lb/> Mädchen! Der himmliſche Vater möge dich ſegnen<lb/> und dir die Bürde erleichtern, die du ſo eigenſinnig<lb/><cb/> auf dich nimmſt“, antwortet Hugo und drückt ihr<lb/> die Hand.</p><lb/> <p>„Nicht eigenſinnig!“ erwidert Eudoxia. „Es<lb/> gab eine Zeit, da ich nur Marino kannte und da<lb/> ich mit ihm glücklich zu werden hoffte. Damals ver-<lb/> lobte ich mich ihm. Und es kam eine Zeit, da ich<lb/> ihm im Herzen untreu wurde — —. Jetzt iſt alles<lb/> vorbei! — — — Laſſen wir dieſe Gedanken. Wir<lb/> wollen den heutigen Tag verleben, als hätten wir<lb/> gar nichts geſprochen“.</p><lb/> <p>„Wie Sie wollen, Eudoxia! Für das Trauern<lb/> dürfte uns noch Zeit genug zugebote ſtehen“.</p><lb/> <p>„Kommen Sie jetzt, auf daß wir dem Vater<lb/> unſere Barke in Ordnung bringen helfen. Wie freue<lb/> ich mich auf die nachmittägige Fahrt! Es wird ja<lb/> meine letzte Freude ſein — —. Wo werden Sie<lb/> morgen um dieſe Zeit ſein?“</p><lb/> <p>Bevor Hugo antwortet, führt ſie ihn in die<lb/> nächſte Stube, wo der alte Kapitän alle Taue unter-<lb/> ſucht und einem Schiffer Aufträge erteilt, wie die<lb/> Boote herzurichten ſeien für die nachmittägige Wett-<lb/> fahrt in der Bucht.</p><lb/> <p>Bald erſcheint auch Marino.</p><lb/> <p>„Was treibt ihr denn hier? Wozu dieſe Vor-<lb/> bereitungen? Eudoxia und Ihr“, ſprach er zum<lb/> Vater gewendet, „werdet doch mit mir fahren!“</p><lb/> <p>„Gut!“ entgegnete Hugo mit er wungener<lb/> Fröhlichkeit, „die Mutter wird mein Boot benützen.<lb/> Bin neugierig, wer zuerſt am Ziele ankommt“.</p><lb/> <p>Leichte, lichtgraue Nebelſchwaden zogen ſich um<lb/> die Gipfel der kahlen Hochberge, ein Zeichen, da<supplied>ß</supplied> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 73. Mittwoch Badener Zeitung 12. September 1906.
auf Anraten der Aerzte die projektierte Reiſe nach
Dalmatien aufgegeben habe. (Dort finden näm-
lich in dieſen Tagen Landungsmanöver zwiſchen zwei
Schiffsdiviſionen und den aus ganz Dalmatien, aus
Bosnien und der Herzegovina zuſammengezogenen
Landtruppen ſtatt.)
Sobald ſich die erſte Beunruhigung durch die
Verſicherung, daß der Kaiſer nur an einer leichten
Erkältung leide, ſeine Regierungsgeſchäfte in gewohnter
Weiſe beſorge, gelegt hatte, wurden aber mancherlei
Vermutungen über die Gründe zu dieſem Entſchluſſe
laut: Die einen ſagten, es ſei ein Proteſt von Bal-
kanſtaaten oder von deren beſondern Beſchützern daran
ſchuld, andere meinten, daß der Kaiſer unter keinem
paſſenden Titel das dem Sultan gehörige Land habe
beſuchen können, da dieſes nur von einem hohen
Beamten Öſterreich-Ungarns verwaltet werde! Eine
dritte Gruppe war der Anſicht, daß die Vorgänge
beim Beſuche der tſchechiſchen Sokoliſten im Litorale
und in Cetinje die Inſpektionsreiſe vereitelt hätten!
Nun ſind das nur vage Kombinationen. Öſterreichs
Völker ſind erfreut und Gott dankbar, daß ſie es
wiſſen, ihr Kaiſer ſei geſund!
Lokal-Nachrichten.
— Hoher Beſuch im ſtädtiſchen Rollett-
Muſeum. Montag, den 10. d. M., um 3 Uhr
nachmittags, beehrten Ihre kaiſ. Hoheiten Erzherzogin
Maria Alice und der junge Erzherzog Albrecht
das ſtädtiſche Rollett-Muſeum mit ihrem Beſuche.
Die hohen Herrſchaften waren in Begleitung des Fräu-
leins Mercier und des Herrn Dr. theol. Meszáros
erſchienen und wurden in Abweſenheit des Kuſtos
Profeſſor Dr. R. v. Reinöhl von deſſen Stellver-
treter Herrn Bürgerſchul-Fachlehrer E. Ebenführer,
ferner von Fräulein Lina Rollett, der Tochter des
Dichters, und Herrn Schriftſteller Paul Tauſig
empfangen und durch die Räume des Muſeums ge-
leitet. Bei eindreiviertelſtündlichem Verweilen beſich-
tigten die hohen Herrſchaften die vielen Sehenswür-
digkeiten der Sammlungen; ſie zeigten für alles
regſtes Intereſſe und verſtändnisvolle Wißbegierde.
Sie wurden nicht müde, nach allen Einzelheiten der
ihnen erläuterten Merkwürdigkeiten zu fragen, waren
vom Geſehenen äußerſt befriedigt und konnten ſich
vom Muſeum nur ſchwer trennen. Beſonderes Wohl-
gefallen fand der junge Erzherzog als paſſionierter
Sammler an den ſchönen Schmetterlingen, während
Erzherzogin Alice namentlich für die weiblichen
Handarbeiten viel Intereſſe zeigte. Zum Schluſſe
ſchrieben ſich die hohen Beſucher zur bleibenden Er-
innerung ins Gedenkbuch ein.
— Hofnachrichten. Sonntag vormittags
fand in der Weilburg die Taufe der neugeborenen
Prinzeſſin ſtatt. Als Taufpatin fungierte Erzherzogin
Marie Rainer, in deren Stellvertretung Erz-
herzog Rainer erſchien. Als Stellvertreter des
Kaiſers erſchien Erzherzog Leopold Salvator;
ferner waren bei der heiligen Handlung zugegen der
Großvater der neugeborenen Prinzeſſin, Herzog Robert
von Parma, Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger,
Stationskommandant Oberſt Krebs v. Sturm-
wall, ſeitens der beiden Gemeinden Baden und
Weikersdorf die beiden Vizebürgermeiſter Bruſatti
und Gall u. ſ. w. Den Taufakt ſelbſt vollzog der
herzoglich Parma’ſche Schloßkaplan Monſignore Tra-
ver_. Die Neugeborene erhielt die Namen Marie
Antoinette. Nach der Taufe fand ein Diner zu
32 Gedecken ſtatt, zu dem die vorgenannten Perſön-
lichkeiten zugezogen waren. — Erzherzog Friedrich
und Erzherzogin Iſabelle überſiedeln am 12. d. M.
von der Weilburg nach Preßburg, während Erz-
herzogin Marie Anna, die Mutter der neuge-
borenen Prinzeſſin Marie Antoinette, mit ihrem
Gemahl noch für einige Zeit hier verweilt.
— Schulnachricht. Das Schuljahr beginnt
an den allgemeinen Volks- und Bürgerſchulen in
Baden am 15. September d. J. Die Aufnahme der
neueintretenden Schulkinder findet am 12., 13. und
14. September, von 8—12 Uhr vormittags, in den
Schulkanzleien ſtatt. Diejenigen Kinder, welche nicht
in Baden geboren ſind, haben einen Taufſchein, reſp.
Geburtsſchein, alle ohne Ausnahme jedoch einen
Impfſchein beizubringen. Jene Kinder, welche bei
Beginn des Schuljahres (15. September l. J.) das
ſechſte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, dürfen
nur dann aufgenommen werden, wenn ſich deren
Eltern mit der zur Aufnahme ſolcher Kinder geſetzlich
geforderten Bewilligung des Ortsſchulrates ausweiſen
können. Formularien zu dem Zwecke ſind an den
Einſchreibtagen in den Schulkanzleien erforderlich.
Samstag, den 15. d. M., haben ſämtliche Schul-
kinder um ¾8 Uhr morgens ſich in ihren Klaſſen zu ver-
ſammeln, weil um 8 Uhr der Schulgottesdienſt ſtattfindet.
— Kirchenmuſik. Obwohl es nicht Gepflo-
genheit iſt, ſich mit Kirchenmuſik-Kritik, außer in
Fachzeitſchriften, zu befaſſen, hat uns doch die Mit-
teilung, daß in der Hofkirche (Frauenkirche) Samstag
(Marie-Geburt) und Sonntag (Maria-Namen) drei
Soli geſungen werden, hiezu angeſpornt. Grund zur
Kritik der Kirchenmuſik in unſeren Gotteshäuſern
wäre allerdings im weiteſten Sinne vorhanden, doch
dieſe Art Muſik und Geſang dient eben zur Ehre
Gottes und da iſt keine kritiſche Betrachtung recht am
Platze. Maria-Geburt konnten wir alſo außer den
überwältigenden Tönen der neuen Orgel vor allem der
von dem Obmanne des Wiener M.-G.-V. „Lieder-
heim“, Herrn Haureich, geſungenen Einlage „Domine
ne in furore tuo“ lauſchen. Das war Geſang! Man
hörte nicht nur eine ſehr wohlklingende Stimme, ſondern
vernahm auch des Sängers tiefes, inniges Verſtänd-
nis und Empfinden mit der im Liede ausgedrückten
Bitte. Das zweite Solo, von der ruſſiſchen Opern-
ſängerin Anna Rosnowa vorgetragen, wurde eben-
falls äußerſt gelungen zu Gehöhr gebracht. Als Chor-
geſang wurde von einigen Damen und Herren eine
Meſſe von Kemptner ſehr treffſicher aufgeführt, was
umſo höher anzuſchlagen iſt, als man hiebei mit keinen
Proben rechnen kann. Sonntag gelangte die herrliche
Schubert’ſche Deutſche Meſſe zum Vortrage, wobei
ſich letzterwähnter Umſtand — jedoch nur für die
ſcharfen Kritiker — etwas bemerkbar machte. Oder
ſollte die Orgel im Verhältniſſe zum Chor etwas zu
kraftvoll ſein? Das an dieſem Tage von Fräulein
Grete Springer geſungene Ave Maria ließ uns
eine ſehr gut geſchulte, klangvolle Stimme erkennen.
Zum Schluſſe wollen wir noch der Organiſtin, Frau
Göllinger, lobend Erwähnung tun, die in meiſterhafter
Weiſe ihre Sängerſchar zuſammenhält.
— Fremdenfrequenz. Die letzterſchienene
Kurliſte vom 11. September weiſt 8.561 Parteien
mit 28.346 Perſonen aus (gegen 26.913 des gleichen
Tages des Vorjahres). Die anhaltend günſtige
Witterung brachte namentlich an den beiden Feier-
tagen eine ziemlich lebhafte Fremdenfrequenz mit ſich,
welche denn auch zur Folge hatte, daß ſo manche
gaſtliche Stätte mit einem „Ausverkauft“ paradieren
konnte. Aufmerkſamen Beobachtern wird es nicht
entgangen ſein, daß namentlich die Fern-Schnellzüge
uns eine ziemlich anſehnliche Anzahl Kurgäſte brachten,
die Baden als Uebergangsſtation benützen, und er-
wieſenermaßen findet ſich auch zur beginnenden Herbſt-
ſaiſon ein kaufkräftigeres Publikum ein, als dies in
der Hochſaiſon der Fall zu ſein pflegt und dieſer
Umſtand mag uns vielleicht einigermaßen für den
durch den Schulbeginn unvermeidlichen Ausfall an
Sommergäſten entſchädigen.
— Gemeindeausſchußſitzung. Geſtern
Dienstag ſollte eine Gemeindeausſchußſitzung ſtattfinden,
auf deren Tagesordnung Mitteilungen des Vorſitzenden,
die Wahl der Delegierten der Stadtgemeinde Baden
zum V. deutſchöſterreichiſchen Städtetag in Wels und
Vornahme einer Ergänzungswahl an Stelle des ver-
ſtorbenen Vertrauensmannes Herrn Julius Meiſel
gemäß § 199 P.-St.-G., ſtanden. Da trotz mehr als
halbſtündigen Wartens nicht die nötige Anzahl Ge-
meindevertreter erſchienen waren, konnte die Sitzung
nicht eröffnet werden.
* Wetterbericht. Nachdem die Sonne längere
Zeit hindurch, beſonders aber in den letzten Tagen,
ihre wärmſten Strahlen auf die Erde geſandt hatte,
trübte ſich in den Nachmittagsſtunden des Sonntags
der Himmel, es kamen mehrere Gewitterwolken von
Weſten her und es gab einige kleine Güſſe. Doch
bald heiterte ſich der Himmel wieder aus, es ward
dunſtig ſchwül, bis dann abends und in der Nacht
ein ergiebiger Regenfall eine Abkühlung brachte, die
in den Morgenſtunden mit 13° C notiert wurde. Die
aufſteigende Sonne aber erwärmte bald wieder die
Luft und den gut angefeuchteten Boden. Einen aus-
giebigen Guß erhielten wir jedoch Montags. Um die
Mittagsſtunde türmten ſich gewaltige Gewitterwolken
am Himmel auf, die ſich dann auch bald entluden,
u. zw. in ſo ausgiebiger Menge, daß binnen wenigen
Minuten Straßen und Plätze überſchwemmt waren
und die Temperatur empfindlich beeinträchtigt wurde.
Dem Ackersmann mag der Regen nicht unerwünſcht ge-
kommenſein, denn jetzt heißt es die Winterſaaten beſtellen!
— Jahresverſammlung der Guſtav
Adolf-Stiftung in Baden. Der evangeliſche
Verein der „Guſtav Adolf-Stiftung“ hält Samstag,
den 15. und Sonntag, den 16. d. M. in Baden
ſeine 44. Jahresverſammlung ab. Das Programm
derſelben iſt folgendes: Freitag, den 14. d. M.,
Doch wozu? Seien wir offen gegen einander. Es iſt
Ihnen bekannt, wie ich Sie liebe — —“
„Wehe! Sprechen Sie nicht weiter, teurer Hugo“
— zum erſten Male nannte ſie ihn beim Namen —
„quälen Sie nicht mein Herz, das ohnedies traurig
genug iſt. Haben Sie Erbarmen mit mir und bleiben
Sie mein Freund wie bisher — von der Abreiſe
aber ſprechen Sie nicht mehr!“
„Und doch muß ich!“ entgegnet Hugo, ihrem
Blicke ausweichend. „In einem nutzloſen Kampfe
quälen wir uns ab und können uns nicht retten, ſo
lange Sie den unglückſeligen Gedanken nicht fallen
laſſen, der Sie nur mit Schmerz überhäuft — —
Marino lieben Sie nicht — und doch wollen Sie
ihm die Hand reichen!“
„Wenn Sie ſo denken, dann iſt es freilich
beſſer, daß Sie abreiſen“, unterbricht ihn das Mädchen
betrübt. „Es iſt vielleicht — beſſer — für Sie,
wenn Sie mich allein laſſen“.
Bleich ſind ihre Wangen, das brennende Auge
hat keine Tränen.
„Aber um Gotteswillen, Eudoxia, wo gibt es
dagegen Hilfe? Hören Sie mich, ſagen Sie es dem
Marino offen, daß Sie ihn nicht mögen, daß Sie
ſein Weib nicht werden können“.
„Nein, nein! Ich hatte es ihm zugeſagt und
wenn er mich nicht ſelbſt freigibt, kann ich mich dieſer
Feſſeln nicht entledigen. Freigeben aber wird er mich
nie, obwohl mein Herz dahinſiechen wird. Er pocht
auf ſein Recht und kein Menſch kann es ihm ab-
ſprechen, und ich am wenigſten!“
„Das iſt doch unmenſchlich! Sie haben ſich ihm
doch nicht mit Leib und Seele verkauft!“
„Eine Braut darf ihrem gegebenen Jaworte
nicht untreu werden. Kein Menſch würde mich mehr
anſehen!“
„Und Ihr Lebensglück wollen Sie einem Vor-
urteile opfern, einem voreilig, dazu noch gegen den
Willen der Eltern gegebenen Worte! Ihr junges
Leben wollen Sie unter ein Joch beugen, das Sie
bis zum Tode drücken ſoll? Und nicht allein Ihr
eigenes Glück, Eudoxia, opfern Sie hin, ſondern auch
das eines anderen — wegen einer unbedachten
Zuſage“.
„Wie Sie mich kränken! Wenn ich anders handeln
könnte — heute ſage ich es Ihnen offenherzig: wenn
ich anders dürfte, niemals ſollten Sie durch mich
einen Schmerz erfahren. Eine andere würde vielleicht
den Tod wählen — ich nehme feſten Herzens auf
mich, was immer die Zukunft bringen mag; ich weiß
wohl, ſie bringt mir nur Schmerz und Leid!“
„Alſo ſehen Sie, Eudoxia, daß es wohl beſſer
iſt, wenn ich fortziehe. Schauen Sie, wie der Rauch
aus dem Schlote ſteigt. Morgen führt mich der
Dampfer in die Heimat!“
„Und ich bleibe hier — doch reiſen Sie, es
muß ja ſo ſein! Wer weiß es, was noch geſchehen
könnte! Wir wollen als Freunde ſcheiden; nur das
verſprechen Sie mir“, ſpricht Eudoxia halbleiſe.
„Niemals vergeſſe ich dein, du ideales, tapferes
Mädchen! Der himmliſche Vater möge dich ſegnen
und dir die Bürde erleichtern, die du ſo eigenſinnig
auf dich nimmſt“, antwortet Hugo und drückt ihr
die Hand.
„Nicht eigenſinnig!“ erwidert Eudoxia. „Es
gab eine Zeit, da ich nur Marino kannte und da
ich mit ihm glücklich zu werden hoffte. Damals ver-
lobte ich mich ihm. Und es kam eine Zeit, da ich
ihm im Herzen untreu wurde — —. Jetzt iſt alles
vorbei! — — — Laſſen wir dieſe Gedanken. Wir
wollen den heutigen Tag verleben, als hätten wir
gar nichts geſprochen“.
„Wie Sie wollen, Eudoxia! Für das Trauern
dürfte uns noch Zeit genug zugebote ſtehen“.
„Kommen Sie jetzt, auf daß wir dem Vater
unſere Barke in Ordnung bringen helfen. Wie freue
ich mich auf die nachmittägige Fahrt! Es wird ja
meine letzte Freude ſein — —. Wo werden Sie
morgen um dieſe Zeit ſein?“
Bevor Hugo antwortet, führt ſie ihn in die
nächſte Stube, wo der alte Kapitän alle Taue unter-
ſucht und einem Schiffer Aufträge erteilt, wie die
Boote herzurichten ſeien für die nachmittägige Wett-
fahrt in der Bucht.
Bald erſcheint auch Marino.
„Was treibt ihr denn hier? Wozu dieſe Vor-
bereitungen? Eudoxia und Ihr“, ſprach er zum
Vater gewendet, „werdet doch mit mir fahren!“
„Gut!“ entgegnete Hugo mit er wungener
Fröhlichkeit, „die Mutter wird mein Boot benützen.
Bin neugierig, wer zuerſt am Ziele ankommt“.
Leichte, lichtgraue Nebelſchwaden zogen ſich um
die Gipfel der kahlen Hochberge, ein Zeichen, daß
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