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Badener Zeitung. Nr. 27, Baden (Niederösterreich), 04.01.1908.

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Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908.

[Spaltenumbruch] Bezirksbote einen interessanten erschöpfenden Bericht,
auf den wir noch zurückkommen werden.

*(Vortrag.)

Im Na[m]en des Mödlinger
Museumsvereines hält der Direktor des Landesreal-
obergymnasiums Herr Franz Roch morgen, den
2. d. M. einen zweifellos sehr interessanten Ski-
optikonvortrag über die "Römerstadt Carnuntum und
das Museum in Carnuntum". Anfang des Vortrages
bei freiem Eintritt 1/27 Uhr abends.

*(Turnhalle-Stiftungsfest).

Am 4. d. M.
findet im großen Saale des Brunner-Brauereihof-
Hotels das Turnhalle-Stiftungsfest statt, wobei die
Kapelle Drescher den musikalischen Teil besorgt. Eine
Stunde vor Mitternacht beginnt ein sicherlich sehr
animiertes Tanzkränzchen. Im Gemütlichen produzieren
sich die "Bieglerbuam".

* (Konzert.)

Das zweite und letzte Konzert
des Quarttets Fitzner findet am 6. d. M. im
Saale des Hotels "Stadt Mödling" statt. Da außer
den bekannt vorzüglichen Leistungen dieses Quartetts
Lieder von Liszt und Hugo Wolf (vorgetragen von
der Konzertsängerin Frau Amalie Löwe) geboten
werden, kann man mit vollster Sicherheit auf
einen genußreichen Abend rechnen.

* (Lyzeumverein.)

Am 3. d. M. findet im
Hotel "Kaiser von Oesterreich" eine außerordentliche
Generalversammlung des früheren Lyzeumbauvereines
statt, der unter dem neuen Titel "Mödlinger Lyzeum-
verein" auf Grund der geänderten Statuten auch
einen neuen Vereinsausschuß bekommen soll. Wir
wünschen diesem Vereine, durch dessen Tätigkeit das
höchst ersprießlich wirkende Mädchenlyzeum eine
gesicherte finanzielle Grundlage gewinnt, das erfolg-
reichste Gedeihen.

* (Dilettantentheater.)

Die Lorbeeren
des letzterwähnten Dilettantentheaters lassen den Ar-
beitertheaterverein "Anzengruber" nicht ruhen und so
kommt es, daß im Brunner Brauerei-Hotel am
5. d. M. der "Meineidbauer" zur Aufführung
kommt -- gewiß ein edler Wettstreit unter Arbeiter-
vereinigungen.




Korrespondenzen.
[Eigenberichte der "Badener Zeitung".]
Berndorf.
(Gaunerstreiche.)

In der Nacht
von Freitag auf Samstag voriger Woche haben
wieder einige lichtscheue Individuen ihrer rohen Zer-
störungswut freie Zügel gelassen. Zwei von den
Bänken, welche der Verschönerungsverein am Wald-
steige aufgestellt hat und die bis zirka 1/2 m in der
Erde stecken, wurden herausgerissen, dann wurde an
manchen Stellen die Einplankung der parallel zum
Waldsteige laufenden Staatsbahn arg zerstört. Als
die sauberen Gesellen unten am Steige nichts mehr
zu verwüsten fanden, stiegen sie auf den, vom Wald-
steige steil emporführenden Berg und rollten von hier
Steine im beiläufigen Durchmesser von zirka 3/4 m
herab. Es muß nur als ein Glück bezeichnet werden,
daß unten am Wege gerade niemand ging, als die
Steine herabsausten, die den unten am Wege befind-
lichen Stacheldrahtzaun mehrfach zerstörten. Die
Steine rollten bis knapp auf den Bahnkörper und
einige mußte der Streckenwächter gelegentlich seines
Kontrollganges beseitigen. Samstag abends besichtigte
Herr Krupp den Ort dieser abscheulichen Gauner-
stückchen und ließ sich von dem, zufällig auf dem
Geleise daherkommenden Streckenwächter erzählen,
was dieser von der Sache wußte. Von den Tätern
fehlt bisher jede Spur. -- Hoffentlich wird endlich
einmal eine radikale Aktion gegen dieses rohe Gesindel
eingeleitet, deren nächtliches Auftreten sich besonders
in letzter Zeit wiederholt bemerkbar machte.

(Theater.)

Mittwoch, den 1. April, 8 Uhr
abends, gelangt die Operette "Die Landstreicher"
zur Aufführung.

Vöslau.
(Wählerversammlung).

Der
Hausherrnverein für Vöslau und Umgebung hielt
Sonntag nachmittags im Hotel Zwierschütz eine all-
gemein zugängliche Versammlung ab, die sich vor
allem mit der Aufstellung der Kandidaten für die
Gemeindevertretung befaßte. Nachdem Herr Hoff-
mannrichter
mit wenigen Worten die Versamm-
lung über den Zweck des Vereines aufgellärt hatte
und besonders hervorhob, daß die Kandidaten aus
einer freien Versammlung hervorgegangen, unabhängig,
also weder einer einzigen Person, noch einer Partei
oder einem Vereine zu Dank verpflichtet seien, wird
ein Komitee gewählt, u. zw. bestehend aus der
Leitung des Vereines und den Herren: Gräf,
Hausenberger,
Jakob Maschler und Schaumann,
welches nach kurzer Beratung folgende Kandidaten
[Spaltenumbruch] aufstellte: I. Wahlkörper die Herren: von Schlum-
berger,
von Penzig-Franz, Dr. Adler,
Zwierschütz;
als Ersatzmänner: Hansy und
Pfleger. II. Wahlkörper die Herren: Anton Bauer,
Anton Kainrath, Josef Witzmann und Sparrer;
als Ersatzmann: Franz Grandl. III. Wahlkörper
die Herren: Breyer, Prewein, Karl Reithofer,
Schnöller;
als Ersatzmann: Rudolf Kirchner.
Der Obmann des Vereines Herr Iskat ersucht,
die Wahl dieser Herren zu unterstützen und führt
aus, wie die Leitung, fern von jedem persönlichen
Interesse bestrebt war, seine Mitglieder zu schützen
und wie sie als Gemeindevertreter das Wohl des
Kurortes anstreben. "Es ist nicht vorteilhaft", sagt
der Redner weiter, "wenn eine Gemeinde nur von
einigen geführt wird, und alle übrigen zu den An-
trägen des Gemeinderates Ja und Amen sagen;
obwohl man uns nicht gern sah, weil wir Opposition
machten, so wollen wir unsere Ansichten verfechten
und durchsetzen, daß diese berücksichtigt werden. Es
wird eine schwere Aufgabe der Zukunft sein, eine
weitere Erhöhung der Umlage zu vermeiden und
dennoch zu schaffen, was eines Kurortes würdig ist,
also nur für unbedingt notwendige Anträge zu
stimmen. Wenn bis jetzt viel für die Waldwiese
geschah, muß in der nächsten Zeit für Straßen,
Uebergänge und Trottoirs viel angewendet werden.
Bezüglich der Ausgestaltung des Bades sollen die
bereits abgezahlten 170.000 K herausgenommen, d. h.
auf eine längere Zeit verteilt werden -- es mögen
auch die Nachkommen einige Lasten auf sich nehmen
-- denn es muß eine neue vergrößerte Kabinenan-
lage, nebstbei eine Art Heilanstalt geschaffen und die
Kolonnade verlängert werden. Als Kurort brauchen
wir unbedingt eine Wasserleitung, die Kanalisierung
und die Pflasterung. Herr Hoffmannrichter
führt aus: der Bahnhofbau interressiert uns ebenfalls
und wir werden uns energisch gegen eine Brücke wehren.
Es gibt also Arbeit in Hülle und Fülle. Wenn von
anderer Seite nun von verlotterter Wirtschaft ge-
sprochen wird, so will ich noch folgendes bemerken:
ich bin seit 3 Jahren im Gemeindeausschusse und
gewiß einer, der Opposition machte, aber es ist mit
der Wirtschaft nicht so schlecht, es sind alte Fehler
da, die suzessive verschwinden müssen, aber Recht muß
Recht sein; mögen auch Leute an der Spitze stehen,
die vielen nicht angenehm sind, so erfüllen sie ihre
Pflicht und ich betone, daß eine musterhafte Wirt-
schaft in der Buchführung herrscht. Herr Fleisch-
mann
will von einer Kandidatur des Herrn Direktors
von Penzig-Franz nichts wissen, worauf Herr Iskat
unter Beifall der Anwesenden hinweist, daß ein Mann,
der einem so großen Etablissement vorsteht, auch in
die Gemeindevertretung gehört und bittet, den Antrag
des Herrn Fleischmann als nicht gehört zu betrachten,
umsomehr als die Kandidatenliste schon fertiggestellt
sei. Es sei noch erwähnt, daß zum Schlusse der
Versammlung Herr Hajek durch den Vortrag seiner
"wohlgesetzten, manchmal etwas verschrobenen Rede"
große Heiterkeit erregte.

(Wählerversammlung.)

Montag abends,
also vor Beginn der Wahlen, hatte Herr Rudolf
Lettmüller in einer Versammlung im Gasthause
des Herrn Appel einen Teil der Wähler vereinigt,
die teils aus Interesse an der Sache, aber vielfach
auch deshalb hingingen, um einen vergnügten Abend
zu haben. Seine Kritik ist nur eine Wiederholung
aller jener Angriffe gegen den Herrn Bürgermeister
Reiter, die den Vöslauern zur Genüge bekannt
sind; neu war, daß Herr Reiter einen Jahresgehalt
von 3200 Kr. beziehe. Hier wurde aber der Redner
von Herrn Anton Kainrath, Architekt und Bau-
meister, dahin aufgeklärt, daß dieser Posten im Budget
nur durch eine Nachzahlung von 800 Kr. ent-
standen sei, somit der Gehalt nach wie vor nur
2400 Kr. betrage. Herr Lettmüller zählt als Werke des
Herrn Bürgermeisters (eine Gemeindervertretung muß
damals nicht existiert haben) die Kurkommission auf,
die eine Gemeinde in der Gemeinde sei, bespricht die
Bierumlage, die ihren Zweck, Regulierung der Mühl-
gasse, Uebergänge etc. zu schaffen, nicht erfüllt habe
(wer hindert die Regulierung? Herr Kohn durch seine
nicht entsprechenden Forderungen), verlangt Auf-
klärung über die 36.000 Kr. als Erträgnis dieser
Umlage, führt die Drasche-Villa, die Erhöhung der
Umlage und den Verkauf des Hotels Kommunal an,
dessen Pächter ein Riesengeschäft mache. Die Benefizien
der Hausherren im Bade seien derart, daß wir
30 Heller im unteren Teiche zahlen müssen, wo die
Musiker des Herrn Schwarz 20 Heller zahlen, die
Aenderung der Dienstpragmatik wegen eines zu
wählenden Ausschußmitgliedes sei nicht am Platze,
die Verpachtung des Kaffeehauses war nicht richtig,
da man keine Konzession besaß (man kann sie ja be-
[Spaltenumbruch] kommen), das Hotel Kommunal solle im Offertwege
verkauft werden, das Vorgehen des Herrn Bürger-
meisters bei den Bauten sei nicht gleichmäßig, die
Vergebung der Bauarbeiten erfolge zu seinen Gunsten,
Redner selbst werden zurückgesetzt, während z. B. die
Herren Spika, Tremel, P. Teufel Erde aus der
Schlammgrube bezogen, konnte er keine Fuhr Grotten-
steine bekommen, auch die Beleuchtung am Waldes-
rande der in der Waldandachtstraße stehenden Neu-
bauten fehle noch immer, man komme ihm gar nicht
entgegen, obwohl z. B. auf seine Anregung dort
zwei weitere Villen entstanden sind und die Herren
von Schlumberger, Ludwig Schneider, Kummer, Heger
und Brünner nur auf seine Empfehlung hin elektrische
Motore aufgestellt hätten. Man müsse sich Baden zum
Muster nehmen, wo Straßen und Beleuchtung schon
da sind, bevor gebaut werde, Vöslau sei um
200 Jahre zurück. Zum Schlusse empfiehlt Herr
R. Lettmüller seine Kandidaten.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Freitag, den 27. März: "Der Veilchen-
fresser",
Herr Max Devrient, k. k. Hofschau-
spieler, als Gast.

Wieder ein Gast aus dem Hofburgtheater! Und
noch dazu ein so seltener. Wer weiß, wann diese
Gelegenheit wiederkehrt, dachte unser ständiges Pub-
likum und beeilte sich, so schnell als möglich, trotz
der an Gastspielen und Premieren jetzt auf einmal
so überreich bedachten und deshalb ohnehin zu fast
täglichem Theaterbesuch verlockenden Saison-Schluß-
zeit, in den Besitz der für dieses besondere Theater-
ereignis notwendigen Legitimationen, resp. Eintritts-
karten zu setzen.

Herr Max Devrient gab den Husaren-Leut-
nant Viktor v. Berndt, den Veilchenfresser in dem
gleichnamigen, altbewährten Lustspiele Gustav von
Moser's und riß durch seine bezwingenden Natür-
lichkeiten in der Charakterisierung dieser so liebens-
würdig und männlich-tatkräftig gezeichneten Lustspiel-
figur das bis auf das letzte Plätzchen gefüllte Haus
zu stürmischen Ovationen hin.

Sehr vorteilhaft in der nächsten Umgebung des
illustren Gastes hob sich diesmal der Referendar von
Feldt des Herrn Neufeld ab. Dem jungen Schau-
spieler liegen diese schüchternen Liebhaber vortrefflich
und es kostete ihm eigentlich nur ein wenig Fleiß,
um immer das Publikum so zufrieden zu stellen wie
diesmal.

Fräulein Mastne war eine bildschöne Frau
von Wildenheim, leider aber nicht so sicher, als es
diese schwierige Aufgabe verlangte. Ueberhaupt ver-
schleppte sich das Tempo der Vorstellung, besonders
im ersten Akte, derart, daß es zeitweise direkt unbe-
haglich wurde.

Samstag, den 28. v. M., zum ersten Male:
"Die Förster-Christl", Operette in drei Akten
von Bernhard Buchbinder. Musik von Georg Jarno.

Nun durften wir zu guterletzt, knapp vor Tor-
schluß, wahrscheinlich als eine Art Entschädigung für
die direktionell versprochenen, aber nicht zur Auf-
führung gebrachten Novitäten im Bereiche der Operette,
vielleicht auch als Beschwichtigungsfaktor für die in
jenem Genre heuer begangenen Sünden, doch noch
die "Förster-Christl", die letzte Operettennovität der
Jarno'schen Bühnen, auf unseren heimatlichen Brettern
bewillkommnen. Eine Operette, mit der man in Wien
sehr viel Aufhebens machte, zu dem aber entschieden
die Berechtigung mangelt. Weder Musik noch Text
sind so außerordentlich, daß sie die Novität über das
Niveau hinausheben, welches Mittelmäßigkeit, wenn
auch diesmal mit den Beiworten gefällig und liebens-
würdig, bedeutet.

Ein bischen ungarisches Milien aus dem "Schnur-
bart", ein Stückchen Sentimentalität aus dem
"Walzertraum" und dazu irgend eine der einer ganz
speziellen Volksliteratur nach legionweisen Avanturen
Kaiser Josefs -- und das Libretto ist fertig. Bern-
hard Buchbinder arbeitet diesmal sogar ziemlich viel
in Gefühlsduselei -- freilich, das Karltheater hat ja
die herrschende Richtung angegeben und steuert noch
immer schnurgerade darnach -- aber von dem präch-
tigen Humor des gewiegten Bühnenmannes merkt
man in seinem neuesten Erzeugnis verzweifelt wenig.
Das ist schade, denn eine tüchtige Portion Komik
kann unbeschadet der Sentimentalität im Operetten-
genre noch immer existieren.


Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908.

[Spaltenumbruch] Bezirksbote einen intereſſanten erſchöpfenden Bericht,
auf den wir noch zurückkommen werden.

*(Vortrag.)

Im Na[m]en des Mödlinger
Muſeumsvereines hält der Direktor des Landesreal-
obergymnaſiums Herr Franz Roch morgen, den
2. d. M. einen zweifellos ſehr intereſſanten Ski-
optikonvortrag über die „Römerſtadt Carnuntum und
das Muſeum in Carnuntum“. Anfang des Vortrages
bei freiem Eintritt ½7 Uhr abends.

*(Turnhalle-Stiftungsfeſt).

Am 4. d. M.
findet im großen Saale des Brunner-Brauereihof-
Hotels das Turnhalle-Stiftungsfeſt ſtatt, wobei die
Kapelle Dreſcher den muſikaliſchen Teil beſorgt. Eine
Stunde vor Mitternacht beginnt ein ſicherlich ſehr
animiertes Tanzkränzchen. Im Gemütlichen produzieren
ſich die „Bieglerbuam“.

* (Konzert.)

Das zweite und letzte Konzert
des Quarttets Fitzner findet am 6. d. M. im
Saale des Hotels „Stadt Mödling“ ſtatt. Da außer
den bekannt vorzüglichen Leiſtungen dieſes Quartetts
Lieder von Liszt und Hugo Wolf (vorgetragen von
der Konzertſängerin Frau Amalie Löwe) geboten
werden, kann man mit vollſter Sicherheit auf
einen genußreichen Abend rechnen.

* (Lyzeumverein.)

Am 3. d. M. findet im
Hotel „Kaiſer von Oeſterreich“ eine außerordentliche
Generalverſammlung des früheren Lyzeumbauvereines
ſtatt, der unter dem neuen Titel „Mödlinger Lyzeum-
verein“ auf Grund der geänderten Statuten auch
einen neuen Vereinsausſchuß bekommen ſoll. Wir
wünſchen dieſem Vereine, durch deſſen Tätigkeit das
höchſt erſprießlich wirkende Mädchenlyzeum eine
geſicherte finanzielle Grundlage gewinnt, das erfolg-
reichſte Gedeihen.

* (Dilettantentheater.)

Die Lorbeeren
des letzterwähnten Dilettantentheaters laſſen den Ar-
beitertheaterverein „Anzengruber“ nicht ruhen und ſo
kommt es, daß im Brunner Brauerei-Hotel am
5. d. M. der „Meineidbauer“ zur Aufführung
kommt — gewiß ein edler Wettſtreit unter Arbeiter-
vereinigungen.




Korreſpondenzen.
[Eigenberichte der „Badener Zeitung“.]
Berndorf.
(Gaunerſtreiche.)

In der Nacht
von Freitag auf Samstag voriger Woche haben
wieder einige lichtſcheue Individuen ihrer rohen Zer-
ſtörungswut freie Zügel gelaſſen. Zwei von den
Bänken, welche der Verſchönerungsverein am Wald-
ſteige aufgeſtellt hat und die bis zirka ½ m in der
Erde ſtecken, wurden herausgeriſſen, dann wurde an
manchen Stellen die Einplankung der parallel zum
Waldſteige laufenden Staatsbahn arg zerſtört. Als
die ſauberen Geſellen unten am Steige nichts mehr
zu verwüſten fanden, ſtiegen ſie auf den, vom Wald-
ſteige ſteil emporführenden Berg und rollten von hier
Steine im beiläufigen Durchmeſſer von zirka ¾ m
herab. Es muß nur als ein Glück bezeichnet werden,
daß unten am Wege gerade niemand ging, als die
Steine herabſauſten, die den unten am Wege befind-
lichen Stacheldrahtzaun mehrfach zerſtörten. Die
Steine rollten bis knapp auf den Bahnkörper und
einige mußte der Streckenwächter gelegentlich ſeines
Kontrollganges beſeitigen. Samstag abends beſichtigte
Herr Krupp den Ort dieſer abſcheulichen Gauner-
ſtückchen und ließ ſich von dem, zufällig auf dem
Geleiſe daherkommenden Streckenwächter erzählen,
was dieſer von der Sache wußte. Von den Tätern
fehlt bisher jede Spur. — Hoffentlich wird endlich
einmal eine radikale Aktion gegen dieſes rohe Geſindel
eingeleitet, deren nächtliches Auftreten ſich beſonders
in letzter Zeit wiederholt bemerkbar machte.

(Theater.)

Mittwoch, den 1. April, 8 Uhr
abends, gelangt die Operette „Die Landſtreicher“
zur Aufführung.

Vöslau.
(Wählerverſammlung).

Der
Hausherrnverein für Vöslau und Umgebung hielt
Sonntag nachmittags im Hotel Zwierſchütz eine all-
gemein zugängliche Verſammlung ab, die ſich vor
allem mit der Aufſtellung der Kandidaten für die
Gemeindevertretung befaßte. Nachdem Herr Hoff-
mannrichter
mit wenigen Worten die Verſamm-
lung über den Zweck des Vereines aufgellärt hatte
und beſonders hervorhob, daß die Kandidaten aus
einer freien Verſammlung hervorgegangen, unabhängig,
alſo weder einer einzigen Perſon, noch einer Partei
oder einem Vereine zu Dank verpflichtet ſeien, wird
ein Komitée gewählt, u. zw. beſtehend aus der
Leitung des Vereines und den Herren: Gräf,
Hauſenberger,
Jakob Maſchler und Schaumann,
welches nach kurzer Beratung folgende Kandidaten
[Spaltenumbruch] aufſtellte: I. Wahlkörper die Herren: von Schlum-
berger,
von Penzig-Franz, Dr. Adler,
Zwierſchütz;
als Erſatzmänner: Hanſy und
Pfleger. II. Wahlkörper die Herren: Anton Bauer,
Anton Kainrath, Joſef Witzmann und Sparrer;
als Erſatzmann: Franz Grandl. III. Wahlkörper
die Herren: Breyer, Prewein, Karl Reithofer,
Schnöller;
als Erſatzmann: Rudolf Kirchner.
Der Obmann des Vereines Herr Iskat erſucht,
die Wahl dieſer Herren zu unterſtützen und führt
aus, wie die Leitung, fern von jedem perſönlichen
Intereſſe beſtrebt war, ſeine Mitglieder zu ſchützen
und wie ſie als Gemeindevertreter das Wohl des
Kurortes anſtreben. „Es iſt nicht vorteilhaft“, ſagt
der Redner weiter, „wenn eine Gemeinde nur von
einigen geführt wird, und alle übrigen zu den An-
trägen des Gemeinderates Ja und Amen ſagen;
obwohl man uns nicht gern ſah, weil wir Oppoſition
machten, ſo wollen wir unſere Anſichten verfechten
und durchſetzen, daß dieſe berückſichtigt werden. Es
wird eine ſchwere Aufgabe der Zukunft ſein, eine
weitere Erhöhung der Umlage zu vermeiden und
dennoch zu ſchaffen, was eines Kurortes würdig iſt,
alſo nur für unbedingt notwendige Anträge zu
ſtimmen. Wenn bis jetzt viel für die Waldwieſe
geſchah, muß in der nächſten Zeit für Straßen,
Uebergänge und Trottoirs viel angewendet werden.
Bezüglich der Ausgeſtaltung des Bades ſollen die
bereits abgezahlten 170.000 K herausgenommen, d. h.
auf eine längere Zeit verteilt werden — es mögen
auch die Nachkommen einige Laſten auf ſich nehmen
— denn es muß eine neue vergrößerte Kabinenan-
lage, nebſtbei eine Art Heilanſtalt geſchaffen und die
Kolonnade verlängert werden. Als Kurort brauchen
wir unbedingt eine Waſſerleitung, die Kanaliſierung
und die Pflaſterung. Herr Hoffmannrichter
führt aus: der Bahnhofbau interreſſiert uns ebenfalls
und wir werden uns energiſch gegen eine Brücke wehren.
Es gibt alſo Arbeit in Hülle und Fülle. Wenn von
anderer Seite nun von verlotterter Wirtſchaft ge-
ſprochen wird, ſo will ich noch folgendes bemerken:
ich bin ſeit 3 Jahren im Gemeindeausſchuſſe und
gewiß einer, der Oppoſition machte, aber es iſt mit
der Wirtſchaft nicht ſo ſchlecht, es ſind alte Fehler
da, die ſuzeſſive verſchwinden müſſen, aber Recht muß
Recht ſein; mögen auch Leute an der Spitze ſtehen,
die vielen nicht angenehm ſind, ſo erfüllen ſie ihre
Pflicht und ich betone, daß eine muſterhafte Wirt-
ſchaft in der Buchführung herrſcht. Herr Fleiſch-
mann
will von einer Kandidatur des Herrn Direktors
von Penzig-Franz nichts wiſſen, worauf Herr Iskat
unter Beifall der Anweſenden hinweiſt, daß ein Mann,
der einem ſo großen Etabliſſement vorſteht, auch in
die Gemeindevertretung gehört und bittet, den Antrag
des Herrn Fleiſchmann als nicht gehört zu betrachten,
umſomehr als die Kandidatenliſte ſchon fertiggeſtellt
ſei. Es ſei noch erwähnt, daß zum Schluſſe der
Verſammlung Herr Hajek durch den Vortrag ſeiner
„wohlgeſetzten, manchmal etwas verſchrobenen Rede“
große Heiterkeit erregte.

(Wählerverſammlung.)

Montag abends,
alſo vor Beginn der Wahlen, hatte Herr Rudolf
Lettmüller in einer Verſammlung im Gaſthauſe
des Herrn Appel einen Teil der Wähler vereinigt,
die teils aus Intereſſe an der Sache, aber vielfach
auch deshalb hingingen, um einen vergnügten Abend
zu haben. Seine Kritik iſt nur eine Wiederholung
aller jener Angriffe gegen den Herrn Bürgermeiſter
Reiter, die den Vöslauern zur Genüge bekannt
ſind; neu war, daß Herr Reiter einen Jahresgehalt
von 3200 Kr. beziehe. Hier wurde aber der Redner
von Herrn Anton Kainrath, Architekt und Bau-
meiſter, dahin aufgeklärt, daß dieſer Poſten im Budget
nur durch eine Nachzahlung von 800 Kr. ent-
ſtanden ſei, ſomit der Gehalt nach wie vor nur
2400 Kr. betrage. Herr Lettmüller zählt als Werke des
Herrn Bürgermeiſters (eine Gemeindervertretung muß
damals nicht exiſtiert haben) die Kurkommiſſion auf,
die eine Gemeinde in der Gemeinde ſei, beſpricht die
Bierumlage, die ihren Zweck, Regulierung der Mühl-
gaſſe, Uebergänge ꝛc. zu ſchaffen, nicht erfüllt habe
(wer hindert die Regulierung? Herr Kohn durch ſeine
nicht entſprechenden Forderungen), verlangt Auf-
klärung über die 36.000 Kr. als Erträgnis dieſer
Umlage, führt die Draſche-Villa, die Erhöhung der
Umlage und den Verkauf des Hotels Kommunal an,
deſſen Pächter ein Rieſengeſchäft mache. Die Benefizien
der Hausherren im Bade ſeien derart, daß wir
30 Heller im unteren Teiche zahlen müſſen, wo die
Muſiker des Herrn Schwarz 20 Heller zahlen, die
Aenderung der Dienſtpragmatik wegen eines zu
wählenden Ausſchußmitgliedes ſei nicht am Platze,
die Verpachtung des Kaffeehauſes war nicht richtig,
da man keine Konzeſſion beſaß (man kann ſie ja be-
[Spaltenumbruch] kommen), das Hotel Kommunal ſolle im Offertwege
verkauft werden, das Vorgehen des Herrn Bürger-
meiſters bei den Bauten ſei nicht gleichmäßig, die
Vergebung der Bauarbeiten erfolge zu ſeinen Gunſten,
Redner ſelbſt werden zurückgeſetzt, während z. B. die
Herren Spika, Tremel, P. Teufel Erde aus der
Schlammgrube bezogen, konnte er keine Fuhr Grotten-
ſteine bekommen, auch die Beleuchtung am Waldes-
rande der in der Waldandachtſtraße ſtehenden Neu-
bauten fehle noch immer, man komme ihm gar nicht
entgegen, obwohl z. B. auf ſeine Anregung dort
zwei weitere Villen entſtanden ſind und die Herren
von Schlumberger, Ludwig Schneider, Kummer, Heger
und Brünner nur auf ſeine Empfehlung hin elektriſche
Motore aufgeſtellt hätten. Man müſſe ſich Baden zum
Muſter nehmen, wo Straßen und Beleuchtung ſchon
da ſind, bevor gebaut werde, Vöslau ſei um
200 Jahre zurück. Zum Schluſſe empfiehlt Herr
R. Lettmüller ſeine Kandidaten.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Freitag, den 27. März: „Der Veilchen-
freſſer“,
Herr Max Devrient, k. k. Hofſchau-
ſpieler, als Gaſt.

Wieder ein Gaſt aus dem Hofburgtheater! Und
noch dazu ein ſo ſeltener. Wer weiß, wann dieſe
Gelegenheit wiederkehrt, dachte unſer ſtändiges Pub-
likum und beeilte ſich, ſo ſchnell als möglich, trotz
der an Gaſtſpielen und Premieren jetzt auf einmal
ſo überreich bedachten und deshalb ohnehin zu faſt
täglichem Theaterbeſuch verlockenden Saiſon-Schluß-
zeit, in den Beſitz der für dieſes beſondere Theater-
ereignis notwendigen Legitimationen, reſp. Eintritts-
karten zu ſetzen.

Herr Max Devrient gab den Huſaren-Leut-
nant Viktor v. Berndt, den Veilchenfreſſer in dem
gleichnamigen, altbewährten Luſtſpiele Guſtav von
Moſer’s und riß durch ſeine bezwingenden Natür-
lichkeiten in der Charakteriſierung dieſer ſo liebens-
würdig und männlich-tatkräftig gezeichneten Luſtſpiel-
figur das bis auf das letzte Plätzchen gefüllte Haus
zu ſtürmiſchen Ovationen hin.

Sehr vorteilhaft in der nächſten Umgebung des
illuſtren Gaſtes hob ſich diesmal der Referendar von
Feldt des Herrn Neufeld ab. Dem jungen Schau-
ſpieler liegen dieſe ſchüchternen Liebhaber vortrefflich
und es koſtete ihm eigentlich nur ein wenig Fleiß,
um immer das Publikum ſo zufrieden zu ſtellen wie
diesmal.

Fräulein Maſtné war eine bildſchöne Frau
von Wildenheim, leider aber nicht ſo ſicher, als es
dieſe ſchwierige Aufgabe verlangte. Ueberhaupt ver-
ſchleppte ſich das Tempo der Vorſtellung, beſonders
im erſten Akte, derart, daß es zeitweiſe direkt unbe-
haglich wurde.

Samstag, den 28. v. M., zum erſten Male:
„Die Förſter-Chriſtl“, Operette in drei Akten
von Bernhard Buchbinder. Muſik von Georg Jarno.

Nun durften wir zu guterletzt, knapp vor Tor-
ſchluß, wahrſcheinlich als eine Art Entſchädigung für
die direktionell verſprochenen, aber nicht zur Auf-
führung gebrachten Novitäten im Bereiche der Operette,
vielleicht auch als Beſchwichtigungsfaktor für die in
jenem Genre heuer begangenen Sünden, doch noch
die „Förſter-Chriſtl“, die letzte Operettennovität der
Jarno’ſchen Bühnen, auf unſeren heimatlichen Brettern
bewillkommnen. Eine Operette, mit der man in Wien
ſehr viel Aufhebens machte, zu dem aber entſchieden
die Berechtigung mangelt. Weder Muſik noch Text
ſind ſo außerordentlich, daß ſie die Novität über das
Niveau hinausheben, welches Mittelmäßigkeit, wenn
auch diesmal mit den Beiworten gefällig und liebens-
würdig, bedeutet.

Ein bischen ungariſches Milien aus dem „Schnur-
bart“, ein Stückchen Sentimentalität aus dem
„Walzertraum“ und dazu irgend eine der einer ganz
ſpeziellen Volksliteratur nach legionweiſen Avanturen
Kaiſer Joſefs — und das Libretto iſt fertig. Bern-
hard Buchbinder arbeitet diesmal ſogar ziemlich viel
in Gefühlsduſelei — freilich, das Karltheater hat ja
die herrſchende Richtung angegeben und ſteuert noch
immer ſchnurgerade darnach — aber von dem präch-
tigen Humor des gewiegten Bühnenmannes merkt
man in ſeinem neueſten Erzeugnis verzweifelt wenig.
Das iſt ſchade, denn eine tüchtige Portion Komik
kann unbeſchadet der Sentimentalität im Operetten-
genre noch immer exiſtieren.


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[5/0005] Nr. 27. Mittwoch Badener Zeitung 1. April 1908. Bezirksbote einen intereſſanten erſchöpfenden Bericht, auf den wir noch zurückkommen werden. *(Vortrag.) Im Namen des Mödlinger Muſeumsvereines hält der Direktor des Landesreal- obergymnaſiums Herr Franz Roch morgen, den 2. d. M. einen zweifellos ſehr intereſſanten Ski- optikonvortrag über die „Römerſtadt Carnuntum und das Muſeum in Carnuntum“. Anfang des Vortrages bei freiem Eintritt ½7 Uhr abends. *(Turnhalle-Stiftungsfeſt). Am 4. d. M. findet im großen Saale des Brunner-Brauereihof- Hotels das Turnhalle-Stiftungsfeſt ſtatt, wobei die Kapelle Dreſcher den muſikaliſchen Teil beſorgt. Eine Stunde vor Mitternacht beginnt ein ſicherlich ſehr animiertes Tanzkränzchen. Im Gemütlichen produzieren ſich die „Bieglerbuam“. * (Konzert.) Das zweite und letzte Konzert des Quarttets Fitzner findet am 6. d. M. im Saale des Hotels „Stadt Mödling“ ſtatt. Da außer den bekannt vorzüglichen Leiſtungen dieſes Quartetts Lieder von Liszt und Hugo Wolf (vorgetragen von der Konzertſängerin Frau Amalie Löwe) geboten werden, kann man mit vollſter Sicherheit auf einen genußreichen Abend rechnen. * (Lyzeumverein.) Am 3. d. M. findet im Hotel „Kaiſer von Oeſterreich“ eine außerordentliche Generalverſammlung des früheren Lyzeumbauvereines ſtatt, der unter dem neuen Titel „Mödlinger Lyzeum- verein“ auf Grund der geänderten Statuten auch einen neuen Vereinsausſchuß bekommen ſoll. Wir wünſchen dieſem Vereine, durch deſſen Tätigkeit das höchſt erſprießlich wirkende Mädchenlyzeum eine geſicherte finanzielle Grundlage gewinnt, das erfolg- reichſte Gedeihen. * (Dilettantentheater.) Die Lorbeeren des letzterwähnten Dilettantentheaters laſſen den Ar- beitertheaterverein „Anzengruber“ nicht ruhen und ſo kommt es, daß im Brunner Brauerei-Hotel am 5. d. M. der „Meineidbauer“ zur Aufführung kommt — gewiß ein edler Wettſtreit unter Arbeiter- vereinigungen. Korreſpondenzen. [Eigenberichte der „Badener Zeitung“.] Berndorf. (Gaunerſtreiche.) In der Nacht von Freitag auf Samstag voriger Woche haben wieder einige lichtſcheue Individuen ihrer rohen Zer- ſtörungswut freie Zügel gelaſſen. Zwei von den Bänken, welche der Verſchönerungsverein am Wald- ſteige aufgeſtellt hat und die bis zirka ½ m in der Erde ſtecken, wurden herausgeriſſen, dann wurde an manchen Stellen die Einplankung der parallel zum Waldſteige laufenden Staatsbahn arg zerſtört. Als die ſauberen Geſellen unten am Steige nichts mehr zu verwüſten fanden, ſtiegen ſie auf den, vom Wald- ſteige ſteil emporführenden Berg und rollten von hier Steine im beiläufigen Durchmeſſer von zirka ¾ m herab. Es muß nur als ein Glück bezeichnet werden, daß unten am Wege gerade niemand ging, als die Steine herabſauſten, die den unten am Wege befind- lichen Stacheldrahtzaun mehrfach zerſtörten. Die Steine rollten bis knapp auf den Bahnkörper und einige mußte der Streckenwächter gelegentlich ſeines Kontrollganges beſeitigen. Samstag abends beſichtigte Herr Krupp den Ort dieſer abſcheulichen Gauner- ſtückchen und ließ ſich von dem, zufällig auf dem Geleiſe daherkommenden Streckenwächter erzählen, was dieſer von der Sache wußte. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. — Hoffentlich wird endlich einmal eine radikale Aktion gegen dieſes rohe Geſindel eingeleitet, deren nächtliches Auftreten ſich beſonders in letzter Zeit wiederholt bemerkbar machte. (Theater.) Mittwoch, den 1. April, 8 Uhr abends, gelangt die Operette „Die Landſtreicher“ zur Aufführung. Vöslau. (Wählerverſammlung). Der Hausherrnverein für Vöslau und Umgebung hielt Sonntag nachmittags im Hotel Zwierſchütz eine all- gemein zugängliche Verſammlung ab, die ſich vor allem mit der Aufſtellung der Kandidaten für die Gemeindevertretung befaßte. Nachdem Herr Hoff- mannrichter mit wenigen Worten die Verſamm- lung über den Zweck des Vereines aufgellärt hatte und beſonders hervorhob, daß die Kandidaten aus einer freien Verſammlung hervorgegangen, unabhängig, alſo weder einer einzigen Perſon, noch einer Partei oder einem Vereine zu Dank verpflichtet ſeien, wird ein Komitée gewählt, u. zw. beſtehend aus der Leitung des Vereines und den Herren: Gräf, Hauſenberger, Jakob Maſchler und Schaumann, welches nach kurzer Beratung folgende Kandidaten aufſtellte: I. Wahlkörper die Herren: von Schlum- berger, von Penzig-Franz, Dr. Adler, Zwierſchütz; als Erſatzmänner: Hanſy und Pfleger. II. Wahlkörper die Herren: Anton Bauer, Anton Kainrath, Joſef Witzmann und Sparrer; als Erſatzmann: Franz Grandl. III. Wahlkörper die Herren: Breyer, Prewein, Karl Reithofer, Schnöller; als Erſatzmann: Rudolf Kirchner. Der Obmann des Vereines Herr Iskat erſucht, die Wahl dieſer Herren zu unterſtützen und führt aus, wie die Leitung, fern von jedem perſönlichen Intereſſe beſtrebt war, ſeine Mitglieder zu ſchützen und wie ſie als Gemeindevertreter das Wohl des Kurortes anſtreben. „Es iſt nicht vorteilhaft“, ſagt der Redner weiter, „wenn eine Gemeinde nur von einigen geführt wird, und alle übrigen zu den An- trägen des Gemeinderates Ja und Amen ſagen; obwohl man uns nicht gern ſah, weil wir Oppoſition machten, ſo wollen wir unſere Anſichten verfechten und durchſetzen, daß dieſe berückſichtigt werden. Es wird eine ſchwere Aufgabe der Zukunft ſein, eine weitere Erhöhung der Umlage zu vermeiden und dennoch zu ſchaffen, was eines Kurortes würdig iſt, alſo nur für unbedingt notwendige Anträge zu ſtimmen. Wenn bis jetzt viel für die Waldwieſe geſchah, muß in der nächſten Zeit für Straßen, Uebergänge und Trottoirs viel angewendet werden. Bezüglich der Ausgeſtaltung des Bades ſollen die bereits abgezahlten 170.000 K herausgenommen, d. h. auf eine längere Zeit verteilt werden — es mögen auch die Nachkommen einige Laſten auf ſich nehmen — denn es muß eine neue vergrößerte Kabinenan- lage, nebſtbei eine Art Heilanſtalt geſchaffen und die Kolonnade verlängert werden. Als Kurort brauchen wir unbedingt eine Waſſerleitung, die Kanaliſierung und die Pflaſterung. Herr Hoffmannrichter führt aus: der Bahnhofbau interreſſiert uns ebenfalls und wir werden uns energiſch gegen eine Brücke wehren. Es gibt alſo Arbeit in Hülle und Fülle. Wenn von anderer Seite nun von verlotterter Wirtſchaft ge- ſprochen wird, ſo will ich noch folgendes bemerken: ich bin ſeit 3 Jahren im Gemeindeausſchuſſe und gewiß einer, der Oppoſition machte, aber es iſt mit der Wirtſchaft nicht ſo ſchlecht, es ſind alte Fehler da, die ſuzeſſive verſchwinden müſſen, aber Recht muß Recht ſein; mögen auch Leute an der Spitze ſtehen, die vielen nicht angenehm ſind, ſo erfüllen ſie ihre Pflicht und ich betone, daß eine muſterhafte Wirt- ſchaft in der Buchführung herrſcht. Herr Fleiſch- mann will von einer Kandidatur des Herrn Direktors von Penzig-Franz nichts wiſſen, worauf Herr Iskat unter Beifall der Anweſenden hinweiſt, daß ein Mann, der einem ſo großen Etabliſſement vorſteht, auch in die Gemeindevertretung gehört und bittet, den Antrag des Herrn Fleiſchmann als nicht gehört zu betrachten, umſomehr als die Kandidatenliſte ſchon fertiggeſtellt ſei. Es ſei noch erwähnt, daß zum Schluſſe der Verſammlung Herr Hajek durch den Vortrag ſeiner „wohlgeſetzten, manchmal etwas verſchrobenen Rede“ große Heiterkeit erregte. (Wählerverſammlung.) Montag abends, alſo vor Beginn der Wahlen, hatte Herr Rudolf Lettmüller in einer Verſammlung im Gaſthauſe des Herrn Appel einen Teil der Wähler vereinigt, die teils aus Intereſſe an der Sache, aber vielfach auch deshalb hingingen, um einen vergnügten Abend zu haben. Seine Kritik iſt nur eine Wiederholung aller jener Angriffe gegen den Herrn Bürgermeiſter Reiter, die den Vöslauern zur Genüge bekannt ſind; neu war, daß Herr Reiter einen Jahresgehalt von 3200 Kr. beziehe. Hier wurde aber der Redner von Herrn Anton Kainrath, Architekt und Bau- meiſter, dahin aufgeklärt, daß dieſer Poſten im Budget nur durch eine Nachzahlung von 800 Kr. ent- ſtanden ſei, ſomit der Gehalt nach wie vor nur 2400 Kr. betrage. Herr Lettmüller zählt als Werke des Herrn Bürgermeiſters (eine Gemeindervertretung muß damals nicht exiſtiert haben) die Kurkommiſſion auf, die eine Gemeinde in der Gemeinde ſei, beſpricht die Bierumlage, die ihren Zweck, Regulierung der Mühl- gaſſe, Uebergänge ꝛc. zu ſchaffen, nicht erfüllt habe (wer hindert die Regulierung? Herr Kohn durch ſeine nicht entſprechenden Forderungen), verlangt Auf- klärung über die 36.000 Kr. als Erträgnis dieſer Umlage, führt die Draſche-Villa, die Erhöhung der Umlage und den Verkauf des Hotels Kommunal an, deſſen Pächter ein Rieſengeſchäft mache. Die Benefizien der Hausherren im Bade ſeien derart, daß wir 30 Heller im unteren Teiche zahlen müſſen, wo die Muſiker des Herrn Schwarz 20 Heller zahlen, die Aenderung der Dienſtpragmatik wegen eines zu wählenden Ausſchußmitgliedes ſei nicht am Platze, die Verpachtung des Kaffeehauſes war nicht richtig, da man keine Konzeſſion beſaß (man kann ſie ja be- kommen), das Hotel Kommunal ſolle im Offertwege verkauft werden, das Vorgehen des Herrn Bürger- meiſters bei den Bauten ſei nicht gleichmäßig, die Vergebung der Bauarbeiten erfolge zu ſeinen Gunſten, Redner ſelbſt werden zurückgeſetzt, während z. B. die Herren Spika, Tremel, P. Teufel Erde aus der Schlammgrube bezogen, konnte er keine Fuhr Grotten- ſteine bekommen, auch die Beleuchtung am Waldes- rande der in der Waldandachtſtraße ſtehenden Neu- bauten fehle noch immer, man komme ihm gar nicht entgegen, obwohl z. B. auf ſeine Anregung dort zwei weitere Villen entſtanden ſind und die Herren von Schlumberger, Ludwig Schneider, Kummer, Heger und Brünner nur auf ſeine Empfehlung hin elektriſche Motore aufgeſtellt hätten. Man müſſe ſich Baden zum Muſter nehmen, wo Straßen und Beleuchtung ſchon da ſind, bevor gebaut werde, Vöslau ſei um 200 Jahre zurück. Zum Schluſſe empfiehlt Herr R. Lettmüller ſeine Kandidaten. Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, den 27. März: „Der Veilchen- freſſer“, Herr Max Devrient, k. k. Hofſchau- ſpieler, als Gaſt. Wieder ein Gaſt aus dem Hofburgtheater! Und noch dazu ein ſo ſeltener. Wer weiß, wann dieſe Gelegenheit wiederkehrt, dachte unſer ſtändiges Pub- likum und beeilte ſich, ſo ſchnell als möglich, trotz der an Gaſtſpielen und Premieren jetzt auf einmal ſo überreich bedachten und deshalb ohnehin zu faſt täglichem Theaterbeſuch verlockenden Saiſon-Schluß- zeit, in den Beſitz der für dieſes beſondere Theater- ereignis notwendigen Legitimationen, reſp. Eintritts- karten zu ſetzen. Herr Max Devrient gab den Huſaren-Leut- nant Viktor v. Berndt, den Veilchenfreſſer in dem gleichnamigen, altbewährten Luſtſpiele Guſtav von Moſer’s und riß durch ſeine bezwingenden Natür- lichkeiten in der Charakteriſierung dieſer ſo liebens- würdig und männlich-tatkräftig gezeichneten Luſtſpiel- figur das bis auf das letzte Plätzchen gefüllte Haus zu ſtürmiſchen Ovationen hin. Sehr vorteilhaft in der nächſten Umgebung des illuſtren Gaſtes hob ſich diesmal der Referendar von Feldt des Herrn Neufeld ab. Dem jungen Schau- ſpieler liegen dieſe ſchüchternen Liebhaber vortrefflich und es koſtete ihm eigentlich nur ein wenig Fleiß, um immer das Publikum ſo zufrieden zu ſtellen wie diesmal. Fräulein Maſtné war eine bildſchöne Frau von Wildenheim, leider aber nicht ſo ſicher, als es dieſe ſchwierige Aufgabe verlangte. Ueberhaupt ver- ſchleppte ſich das Tempo der Vorſtellung, beſonders im erſten Akte, derart, daß es zeitweiſe direkt unbe- haglich wurde. Samstag, den 28. v. M., zum erſten Male: „Die Förſter-Chriſtl“, Operette in drei Akten von Bernhard Buchbinder. Muſik von Georg Jarno. Nun durften wir zu guterletzt, knapp vor Tor- ſchluß, wahrſcheinlich als eine Art Entſchädigung für die direktionell verſprochenen, aber nicht zur Auf- führung gebrachten Novitäten im Bereiche der Operette, vielleicht auch als Beſchwichtigungsfaktor für die in jenem Genre heuer begangenen Sünden, doch noch die „Förſter-Chriſtl“, die letzte Operettennovität der Jarno’ſchen Bühnen, auf unſeren heimatlichen Brettern bewillkommnen. Eine Operette, mit der man in Wien ſehr viel Aufhebens machte, zu dem aber entſchieden die Berechtigung mangelt. Weder Muſik noch Text ſind ſo außerordentlich, daß ſie die Novität über das Niveau hinausheben, welches Mittelmäßigkeit, wenn auch diesmal mit den Beiworten gefällig und liebens- würdig, bedeutet. Ein bischen ungariſches Milien aus dem „Schnur- bart“, ein Stückchen Sentimentalität aus dem „Walzertraum“ und dazu irgend eine der einer ganz ſpeziellen Volksliteratur nach legionweiſen Avanturen Kaiſer Joſefs — und das Libretto iſt fertig. Bern- hard Buchbinder arbeitet diesmal ſogar ziemlich viel in Gefühlsduſelei — freilich, das Karltheater hat ja die herrſchende Richtung angegeben und ſteuert noch immer ſchnurgerade darnach — aber von dem präch- tigen Humor des gewiegten Bühnenmannes merkt man in ſeinem neueſten Erzeugnis verzweifelt wenig. Das iſt ſchade, denn eine tüchtige Portion Komik kann unbeſchadet der Sentimentalität im Operetten- genre noch immer exiſtieren.

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 27, Baden (Niederösterreich), 04.01.1908, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener027_1908/5>, abgerufen am 16.04.2024.