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Badener Zeitung. Nr. 14, Baden (Niederösterreich), 16.02.1898.

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Mittwoch Badener Zeitung 16. Februar 1898. Nr. 14.

[Spaltenumbruch] aber die junge Welt, nahm den Eindruck mit sich,
dass diese Veranstaltung die Gelungenste und wohl
auch Vornehmste in diesem Fasching war, der doch
im allgemeinen schon mehr als seine Vorgänger ge-
boten hat.

(Eine Arretierung in luftiger
Höhe)

hat vor etlichen Tagen stattgefunden. Der
angeblich in Traiskirchen stationierte Dragoner Breier
verließ diesen Ort plötzlich und wollte sich über den
Richardshof nach Mödling begeben. Dort aber er-
blickte ihn ein Gendarm, der den Fremden zur
Ausweisleistung verhielt. Da machte Breier die
Angabe, dass er wegen Mißhandlung von Seite des
vorgesetzten Zugsführers den Stationsort verlassen
habe, um sich der k. k. Militärbehörde in Wien zu
stellen, welche Absicht er auch zwei Kameraden früher
mitgetheilt hatte. Breier wurde dem k. k. Stations-
commando wieder eingeliefert.

(Hoffmann-Theater.)

Donners[t]ag, den
10. Februar: Einmal eine wirkliche Novität, die
denn auch ihre Zugkraft bewährte! Das Volksstück
"'s Katherl" von Max Burghardt war von Fräulein
Marie Hoffmann zum Benefice gewählt worden, und
wenn die beliebte Darstellerin an diesem Abende
nicht schon ihretwegen auf guten Besuch hätte rechnen
dürfen, so musste doch die Novität das Übrige thun.
Das "Katherl" des Frl. Hoffmann war eine sehr
sympathische Erscheinung, deren Schicksal jedes doppelt
beklagenswert finden musste. Die Dame spielte, wie
immer, sicher und mit vollem Verständnis für die
Intentionen des Autors, besonders in der letzten
Scene im Krankenhause, wo das "Morbus viennensis"
unheilkündend über dem Bette des todtkranken "Katherl"
verzeichnet steht, traf Frl. Hoffmann die zu Herzen
gehende, richtige Sprache. Ohne hier in eine Erlän-
terung über den Inhalt dieses Volksstückes eingehen
zu können, wollen wir blos feststellen, dass es inhalt-
lich der "Bürgermeisterwahl" entschieden vorzuziehen
und dass die ganze Mache eine viel bessere ist. Um
die Darstellerin der Titelrolle gruppierten sich die
übrigen Mitwirkenden in mehr oder minder guter
Weise; im allgemeinen wurde aber diesmal recht
animiert gespielt. Unter den Damen waren Frl. Poldi
Hoffmann als "Frau Wurzinger", Fr. Jautz als
Fr. Merzeder, beide Figuren aus dem Leben gegriffen,
ferner Fr. Welz, die Gattin Koberl's, mit dem "Herzen
auf dem rechten Fleck", -- vollkommen entsprechend;
die Herren Holzer (Koberl), Ray-Roberty (Franz),
Illich (Merzeder) und Jautz (Revner) entledigten sich
insgesammt mit Geschick ihrer Aufgaben und nament-
lich die beiden erstgenannten erzielten wiederholt
Beifall. Schließlich sei bemerkt, dass die "Mali" (der
Frau Jautz zweite Rolle) vermöge ihrer Naivetät und
Genügsamkeit gerade so, wie die zungenfertige "Wur-
zinger", mehreremale stürmische Hetterkeit hervorrief. --
Samstag, 12. Februar: "Doctor Klaus", Lustspiel
in fünf Acten von Adolf L' Arronge. An diesem und
am folgenden Abende bot Dir. Hoffmann dem
Publicum eine angenehme Überraschung, indem er
Herrn Ferd. Stanzig gastieren ließ. Trotzdem hatte
sich das Publicum am ersten Abende nur spärlich
eingefunden. Die Titelrolle führte Herr Holzer in
zufriedenstellender Weise durch und errang namentlich
in der Scene, wo Dr. Klaus seiner Tochter Emma
(Frl. Marie Hoffmann) die Geschichte des Referendar
(Herr Jautz) erzählt, verdienten Beifall. Herr Stanzig
(Lubowski) verrieth bei den ersten Worten den
routinierten Schauspieler, auch machte sein Organ
einen wohlthuenden Eindruck. Der Gast, sowie die
Damen M. und P. Hoffmann und Welz, dann die
Herren Holzer, Roberty (M. v. Boden) und Illich
boten ein gelungenes Ensemble. -- Sonntag,
13. Februar: "Die Kreuzelschreiber." Diese treffliche
Bauernkomödie von Anzengruber, mit Herrn Stanzig
als "Steinklopferhans", brachte wieder einmal einen
vollen Saal. Alle überragte der Beneficiant durch
sein sicheres Spiel und den hübschen Vortrag der
Gesangsnummern. Ihm zunächst stand die "Josefa"
des Frl. M. Hoffmann, das wieder Anlass bot, ihre
Begabung und Vielseitigkeit zu bewundern. Herr
Roberty (Huber) fand sich gut in seine Rolle, die
Raufsceue, sowie das "Fensterln" wurde viel applaudiert,
es entsprach dem Geschmack des Publicums. Aber
auch die übrigen Mitwirkenden, wie Herr Dir. Hoff-
mann (Altlechner), Illich (Brenninger), Holzer (Michl)
u. s. w. thaten ihr möglichstes. Unter den Gesangs-
nummern gefiel "Bisserl christlich, bisserl gottlos",
ferner alle Anzengruber'schen auf jeden Zeitabschnitt
mehr oder minder anwendbaren Treffer. Das Publicum
amüsterte sich vortrefflich und dankte durch Applaus
wiederholt für den gebotenen Genuss.

(Das vormärzliche Fest)

des Männergesang-
vereines, welches am Fasching-Samstag, den 19. l. M.,
[Spaltenumbruch] im Hotel "Stadt Mödling" veranstaltet wird, schließt
die Reihe der großen Faschingsbelustigungen ab. Wir
erwähnen diesbezüglich noch etliche interessante Details:
Im Hintergrunde des Saales wird eine von Meister
Schmidt hergestellte effectvolle Decoration: "Der
Schrannenplatz", sichtbar sein, während der unermüdliche
Herr Biegler den alten Neptunbrunnen, dann das
Fasselrutschen u. a. im Gemüthlichen etabliert hat.
An Gruppen sind bereits angemeldet: Nationalgarden,
Kürassiere, Seressaner, Marketenderinnen u. s. w.
Es sei noch bemerkt, dass nichtcostümierte Besucher
Abzeichen a 50 kr. zu lösen haben.

Berndorf.
(Trauungs-Anzeige.)

Dienstag, den 15. d. M., findet in der Pfarrkirche
zu Leobersdorf die Trauung des Herrn August
Gebauer, Lehrer an der hiesigen Volksschule, mit
Frl. Marie Bock statt.

(Turnerkränzchen.)

Der hiesige Turn-
verein "Jahn" veranstaltet am Fasching-Samstag,
den 19. d. M., im großen Saale der Speiseanstalt
ein Kränzchen, eingeleitet mit turnerischen Vor-
sührungen und Musikvorträge der Capelle des k. u. k.
Infanterie Regiments Nr. 76 aus Ödenburg. Ein
etwaiges Reinerträgnis fließt dem Säckel zur An-
schaffung einer Vereinsfahne zu, zur Feier des zehn-
jährigen Vereinsbestandes, welche für den heurigen
Sommer geplant ist.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Freitag, 11. Februar blieb die Bühne geschlossen.

Samstag, 12. Februar: "Zwei kleine Vaga-
bunden" (Les deux Gosses), Sensationsschauspiel
in drei Acten von P. Decourcelle, deutsch von Krenn
und Lindau. Ließ schon die Premiere einen starken
Zuspruch erwarten, so war dies in noch erhöhtem
Maße dadurch der Fall, dass unsere allbeliebte Naive,
Frl. Anna Goldschmidt, an diesem Abende ihre
Beneficevorstellung hatte. Berge von Blumen,
Kränzen, Blumenkörben und wieder Blumen begrüßten
die anmuthige Beneficiantin bei ihrem Erscheinen
im dritten Bilde; donnernder Applaus, der schier
nicht enden zu wollen schien, empfing die gefeierte
Künstlerin, die sich in der verhältnismäßig kurzen
Zeit ihres Wirkens an der hiesigen Bühne die
Sympathien aller Kreise im Sturme erobert hat,
und immer und immer wieder ertönten neue Beifalls-
salven. Frl. Goldschmidt hat sich die Zuneigung
unseres Publicums redlich verdient. Wer gedenkt
nicht mit voller Befriedigung der vielen angenehmen
Stunden, welche die junge, talentierte und temperament-
volle Schauspielerin uns in einer longen Reihe
glänzend durchgeführter Rollen geboten hat, durchwegs
Leistungen, welche die Beneficiantin weit über das
Niveau emporheben, von dem aus man das Fach
der Naiven bisher zu betrachten gewohnt war. Im
Lustspiel, in der Posse und dem Schauspiel, überall
hat sie den ihr zugewiesenen Platz voll und ganz
ausgefüllt und mit jedesmaligen Auftreten reiche
Anerkennung und neidlose Bewunderung über ihre
echt künstlerische Vielseitigkeit geerntet. Man kann
ruhig sagen, dass wir in Frl. Goldschmidt eine
unserer allerbesten Kräfte besitzen, deren Abgang wir
dereinst schmerzlich empfinden werden. Aus diesen
Gründen waren denn auch die der Beneficiantin zu-
gedachten herzlichen Ovationen gut angebracht und
gereichen nicht nur der dadurch gefeierten Künstlerin
zur Ehre, sondern sie zeigen auch von dem guten
Geschmacke des Großtheiles unseres Stammpublicums.
Was die Darbietung selbst anbelangt, so haben wir
es hier mit einer sehr minderwertigen Leistung zu
thun. Das Sujet scheint sich an das bekannte Schau-
spiel "Die beiden Waisen" anlehnen zu wollen,
allein diese Absicht gelingt dem Verfasser ziemlich
schlecht. In sieben Bildern, die uns abwechselnd aus
den gräflichen Palast in die Diebshöhle abgefeimter
Vagabunden führen, machen wir die Bekanntschaft
einer Bande von Dieben, Räubern und noch
Schlimmerem und müssen an uns eine Reihe von
Scenen der widerlichsten Art vorüberziehen lassen.
Es ist der Schauerroman der Fünfkreuzer-Bibliothek,
auf die Bühne übertragen, und der Unterschied besteht
nur darin, dass der Leser des Romanes durch die
Phantasie des Verfassers über die unmöglichsten
Handlungen wenigstens durch langathmige Ent-
wicklungen getäuscht werden kann, während das
Theater dem Zuschauer diesen Vortheil, möchten wir
sagen, nicht bietet und dieser unvermittelt vor
Handlungen steht, deren Unwahrscheinlichkeit, ja
Lächerlichkeit, jedermann in die Augen springen muss.
[Spaltenumbruch] Der Reiz einer theatralischen Vorführung hört aber
dort auf, wo für den Zuhörer die Illusion schwindet
und deshalb können derartige Machwerke auf gebildete
Menschen nie von Eindruck sein. Es sind aber auch
keine sogenannten Volksstücke, denn nichts in ihnen
trägt zur Belehrung und Erziehung bei; und so
wie der Schauerroman nie die Lectüre vernünstiger,
intelligenter Leute sein und sein Publicum immer
nur unter der Halb- oder Unbildung finden wird,
so werden derartige "Sensationsschauspiele" auch
nur wieder in diesen Kreisen Beifall finden. --
Unser Ensemble hielt sich durchaus brav. Die
Beneficiantin fand als "Fanfan" selbstredend den
größten Beifall, ebenso ihre Partnerin, Frl. Zöhrer,
als "Claudinet". Die Damen Horak ("Helene") und
Corti (Carmen") kamen bestens zur Geltung und
Frl. Polany bot als "Zephyrine" besonders im
fünften Bilde eine ganz vorzügliche Leistung. Von
den Herren standen im Vordergrunde des Interesses
Herr Erl als "Limace", Herr Friedberg als "Graf
de Kerlor", Herr Schöpfer als "Favart", Herr
Wiegand als "Mulot", Herr Landau als "Capitän
d'Alboise". In kleinen Rollen waren noch die Damen
Zwerenz und Treumann, sowie die Herren Verstl,
Cisowsky, Parth, Röder, Mailler und Koch beschäftigt.
Das Stück hat zu seinen sonstigen Fehlern noch den
Nachtheil der Länge und der fast unerträglichen
Zwischenacte; es war fast zehn Uhr, als der Vorhang
zum letztenmale fiel, das ist entschieden zu viel
des Guten.

Sonntag, 13. Februar: "Zwei kleine Vaga-
bunden", zweite Aufführung. Das Haus war selbst-
verständlich ausverkauft und das alle Räume füllende
Sonntagspublicum, für das ja leider derartige Dar-
bietungen eine Delicatesse sind und das lacht, ohne
zu wissen warum, unterhielt sich vortrefflich. Gespielt
wurde, wie bei der Premiere, vortrefflich.

Montag, 14. Februar: "Brautschau", sodann:
"Eine Vorlesung bei der Hausmeisterin". Das
Dramolet unseres Regisseurs Verstl, sowie die alte
zugkräftige Posse wurden von dem wenig zahlreichen
Publicum freundlichst aufgenommen und die Dar-
steller, welche ihren Rollen nach jeder Richtung hin
gerecht wurden, fanden allseitigen Beifall.




Vermischtes.
Deutscher Schulverein.

In der Ausschuss-
sitzung am 8. Februar wurde der Frauenortsgruppe
Aussig für das sehr namhafte Ergebnis eines Balles,
der Ortsgruppe Klein-Borowitz für den Unterhaltungs-
abend, ferner der Stadtgemeinde Tachau, der Gemeinde
Mureck, dem Spar- und Vorschußvereine Miesa, der
Sparcasse in Jauernig, dem acad. Corps "Schacht"
in Leoben, der Tischgesellschaft "Brigade" in Pilsen
und Herrn C. W. Langguth in Traben a. d. Mosel
für Spenden, sowie endlich der Bezirksvertretung in
Tachau für einen Beitrag der geziemende Dank aus-
gesprochen. Nach Kenntnisnahme der Danksagung
der Schülerlade der deutschen Abtheilung am Gym-
nasium in Trient für eine Subvention und der
Volksbücherei in Wittuna für eine Bücherspende,
wurde für Kärnten ein allgemeiner Credit für
Lehrer-Remunerationen und Schulbüchereien bewilligt
und schließlich wurden Angelegenheiten von zwei
Vereinsanstalten berathen.

Land- und forstwirtschaftliche Inbiläums-
Ausstellung 1898.

In der letzten Sitzung des
Maschinen-Comites der land- und forstwirtschaftlichen
Jubilänms-Ansstellung erstattete der Obmann einen
interessanten Bericht über den Stand dieser Gruppe.
Der Obmann machte die erfreuliche Mittheilung,
dass infolge der zahlreich eingelaufenen Anmeldungen
nicht nur die ganze Maschinenhalle, welche sich längs
der Nordseite der Rotunde hinzieht, gefüllt sein
wird, sondern dass auch zahlreiche größere Objecte
im Parke selbst untergebracht werden müssen. Außer-
dem haben sechs große Firmen eigene Pavillons zur
Unterbringung ihrer Ausstellungsobjecte angemeldet.
Fast alle Maschinen werden im Betriebe gezeigt
werden, so dass die Beschauer auch die Leistungs-
fähigkeit der aufgestellten Maschinen beurtheilen
können. Besonderen Wert wird die große Kühlanlage
haben, da dieselbe nicht nur Ausstellungsobject sein
wird, sondern auch von den Ausstellern praktisch ver-
wertet werden kann. Vor dem Publicum wird Eis
erzeugt, während die Kühlzellen zur Aufbewahrung
von Fleisch und Getränken abgegeben werden.
Während in der Maschinengruppe nur rein land-
wirtschaftliche Maschinen und Geräthe zur Ausstellung
gelangen, werden noch zahlreiche andere Gruppen die
in den [b]etreffenden Betriebszweigen zur Verwendung
gelangenden Maschinen enthalten. So werden

Mittwoch Badener Zeitung 16. Februar 1898. Nr. 14.

[Spaltenumbruch] aber die junge Welt, nahm den Eindruck mit ſich,
daſs dieſe Veranſtaltung die Gelungenſte und wohl
auch Vornehmſte in dieſem Faſching war, der doch
im allgemeinen ſchon mehr als ſeine Vorgänger ge-
boten hat.

(Eine Arretierung in luftiger
Höhe)

hat vor etlichen Tagen ſtattgefunden. Der
angeblich in Traiskirchen ſtationierte Dragoner Breier
verließ dieſen Ort plötzlich und wollte ſich über den
Richardshof nach Mödling begeben. Dort aber er-
blickte ihn ein Gendarm, der den Fremden zur
Ausweisleiſtung verhielt. Da machte Breier die
Angabe, daſs er wegen Mißhandlung von Seite des
vorgeſetzten Zugsführers den Stationsort verlaſſen
habe, um ſich der k. k. Militärbehörde in Wien zu
ſtellen, welche Abſicht er auch zwei Kameraden früher
mitgetheilt hatte. Breier wurde dem k. k. Stations-
commando wieder eingeliefert.

(Hoffmann-Theater.)

Donners[t]ag, den
10. Februar: Einmal eine wirkliche Novität, die
denn auch ihre Zugkraft bewährte! Das Volksſtück
„’s Katherl“ von Max Burghardt war von Fräulein
Marie Hoffmann zum Benefice gewählt worden, und
wenn die beliebte Darſtellerin an dieſem Abende
nicht ſchon ihretwegen auf guten Beſuch hätte rechnen
dürfen, ſo muſste doch die Novität das Übrige thun.
Das „Katherl“ des Frl. Hoffmann war eine ſehr
ſympathiſche Erſcheinung, deren Schickſal jedes doppelt
beklagenswert finden muſste. Die Dame ſpielte, wie
immer, ſicher und mit vollem Verſtändnis für die
Intentionen des Autors, beſonders in der letzten
Scene im Krankenhauſe, wo das „Morbus viennensis“
unheilkündend über dem Bette des todtkranken „Katherl“
verzeichnet ſteht, traf Frl. Hoffmann die zu Herzen
gehende, richtige Sprache. Ohne hier in eine Erlän-
terung über den Inhalt dieſes Volksſtückes eingehen
zu können, wollen wir blos feſtſtellen, daſs es inhalt-
lich der „Bürgermeiſterwahl“ entſchieden vorzuziehen
und daſs die ganze Mache eine viel beſſere iſt. Um
die Darſtellerin der Titelrolle gruppierten ſich die
übrigen Mitwirkenden in mehr oder minder guter
Weiſe; im allgemeinen wurde aber diesmal recht
animiert geſpielt. Unter den Damen waren Frl. Poldi
Hoffmann als „Frau Wurzinger“, Fr. Jautz als
Fr. Merzeder, beide Figuren aus dem Leben gegriffen,
ferner Fr. Welz, die Gattin Koberl’s, mit dem „Herzen
auf dem rechten Fleck“, — vollkommen entſprechend;
die Herren Holzer (Koberl), Ray-Roberty (Franz),
Illich (Merzeder) und Jautz (Revner) entledigten ſich
insgeſammt mit Geſchick ihrer Aufgaben und nament-
lich die beiden erſtgenannten erzielten wiederholt
Beifall. Schließlich ſei bemerkt, daſs die „Mali“ (der
Frau Jautz zweite Rolle) vermöge ihrer Naivetät und
Genügſamkeit gerade ſo, wie die zungenfertige „Wur-
zinger“, mehreremale ſtürmiſche Hetterkeit hervorrief. —
Samstag, 12. Februar: „Doctor Klaus“, Luſtſpiel
in fünf Acten von Adolf L’ Arronge. An dieſem und
am folgenden Abende bot Dir. Hoffmann dem
Publicum eine angenehme Überraſchung, indem er
Herrn Ferd. Stanzig gaſtieren ließ. Trotzdem hatte
ſich das Publicum am erſten Abende nur ſpärlich
eingefunden. Die Titelrolle führte Herr Holzer in
zufriedenſtellender Weiſe durch und errang namentlich
in der Scene, wo Dr. Klaus ſeiner Tochter Emma
(Frl. Marie Hoffmann) die Geſchichte des Referendar
(Herr Jautz) erzählt, verdienten Beifall. Herr Stanzig
(Lubowski) verrieth bei den erſten Worten den
routinierten Schauſpieler, auch machte ſein Organ
einen wohlthuenden Eindruck. Der Gaſt, ſowie die
Damen M. und P. Hoffmann und Welz, dann die
Herren Holzer, Roberty (M. v. Boden) und Illich
boten ein gelungenes Enſemble. — Sonntag,
13. Februar: „Die Kreuzelſchreiber.“ Dieſe treffliche
Bauernkomödie von Anzengruber, mit Herrn Stanzig
als „Steinklopferhans“, brachte wieder einmal einen
vollen Saal. Alle überragte der Beneficiant durch
ſein ſicheres Spiel und den hübſchen Vortrag der
Geſangsnummern. Ihm zunächſt ſtand die „Joſefa“
des Frl. M. Hoffmann, das wieder Anlaſs bot, ihre
Begabung und Vielſeitigkeit zu bewundern. Herr
Roberty (Huber) fand ſich gut in ſeine Rolle, die
Raufſceue, ſowie das „Fenſterln“ wurde viel applaudiert,
es entſprach dem Geſchmack des Publicums. Aber
auch die übrigen Mitwirkenden, wie Herr Dir. Hoff-
mann (Altlechner), Illich (Brenninger), Holzer (Michl)
u. ſ. w. thaten ihr möglichſtes. Unter den Geſangs-
nummern gefiel „Biſſerl chriſtlich, biſſerl gottlos“,
ferner alle Anzengruber’ſchen auf jeden Zeitabſchnitt
mehr oder minder anwendbaren Treffer. Das Publicum
amüſterte ſich vortrefflich und dankte durch Applaus
wiederholt für den gebotenen Genuſs.

(Das vormärzliche Feſt)

des Männergeſang-
vereines, welches am Faſching-Samstag, den 19. l. M.,
[Spaltenumbruch] im Hotel „Stadt Mödling“ veranſtaltet wird, ſchließt
die Reihe der großen Faſchingsbeluſtigungen ab. Wir
erwähnen diesbezüglich noch etliche intereſſante Details:
Im Hintergrunde des Saales wird eine von Meiſter
Schmidt hergeſtellte effectvolle Decoration: „Der
Schrannenplatz“, ſichtbar ſein, während der unermüdliche
Herr Biegler den alten Neptunbrunnen, dann das
Faſſelrutſchen u. a. im Gemüthlichen etabliert hat.
An Gruppen ſind bereits angemeldet: Nationalgarden,
Küraſſiere, Sereſſaner, Marketenderinnen u. ſ. w.
Es ſei noch bemerkt, daſs nichtcoſtümierte Beſucher
Abzeichen à 50 kr. zu löſen haben.

Berndorf.
(Trauungs-Anzeige.)

Dienstag, den 15. d. M., findet in der Pfarrkirche
zu Leobersdorf die Trauung des Herrn Auguſt
Gebauer, Lehrer an der hieſigen Volksſchule, mit
Frl. Marie Bock ſtatt.

(Turnerkränzchen.)

Der hieſige Turn-
verein „Jahn“ veranſtaltet am Faſching-Samstag,
den 19. d. M., im großen Saale der Speiſeanſtalt
ein Kränzchen, eingeleitet mit turneriſchen Vor-
ſührungen und Muſikvorträge der Capelle des k. u. k.
Infanterie Regiments Nr. 76 aus Ödenburg. Ein
etwaiges Reinerträgnis fließt dem Säckel zur An-
ſchaffung einer Vereinsfahne zu, zur Feier des zehn-
jährigen Vereinsbeſtandes, welche für den heurigen
Sommer geplant iſt.




Theater.
Stadttheater in Baden.

Freitag, 11. Februar blieb die Bühne geſchloſſen.

Samstag, 12. Februar: „Zwei kleine Vaga-
bunden“ (Les deux Gosses), Senſationsſchauſpiel
in drei Acten von P. Decourcelle, deutſch von Krenn
und Lindau. Ließ ſchon die Première einen ſtarken
Zuſpruch erwarten, ſo war dies in noch erhöhtem
Maße dadurch der Fall, daſs unſere allbeliebte Naive,
Frl. Anna Goldſchmidt, an dieſem Abende ihre
Beneficevorſtellung hatte. Berge von Blumen,
Kränzen, Blumenkörben und wieder Blumen begrüßten
die anmuthige Beneficiantin bei ihrem Erſcheinen
im dritten Bilde; donnernder Applaus, der ſchier
nicht enden zu wollen ſchien, empfing die gefeierte
Künſtlerin, die ſich in der verhältnismäßig kurzen
Zeit ihres Wirkens an der hieſigen Bühne die
Sympathien aller Kreiſe im Sturme erobert hat,
und immer und immer wieder ertönten neue Beifalls-
ſalven. Frl. Goldſchmidt hat ſich die Zuneigung
unſeres Publicums redlich verdient. Wer gedenkt
nicht mit voller Befriedigung der vielen angenehmen
Stunden, welche die junge, talentierte und temperament-
volle Schauſpielerin uns in einer longen Reihe
glänzend durchgeführter Rollen geboten hat, durchwegs
Leiſtungen, welche die Beneficiantin weit über das
Niveau emporheben, von dem aus man das Fach
der Naiven bisher zu betrachten gewohnt war. Im
Luſtſpiel, in der Poſſe und dem Schauſpiel, überall
hat ſie den ihr zugewieſenen Platz voll und ganz
ausgefüllt und mit jedesmaligen Auftreten reiche
Anerkennung und neidloſe Bewunderung über ihre
echt künſtleriſche Vielſeitigkeit geerntet. Man kann
ruhig ſagen, daſs wir in Frl. Goldſchmidt eine
unſerer allerbeſten Kräfte beſitzen, deren Abgang wir
dereinſt ſchmerzlich empfinden werden. Aus dieſen
Gründen waren denn auch die der Beneficiantin zu-
gedachten herzlichen Ovationen gut angebracht und
gereichen nicht nur der dadurch gefeierten Künſtlerin
zur Ehre, ſondern ſie zeigen auch von dem guten
Geſchmacke des Großtheiles unſeres Stammpublicums.
Was die Darbietung ſelbſt anbelangt, ſo haben wir
es hier mit einer ſehr minderwertigen Leiſtung zu
thun. Das Sujet ſcheint ſich an das bekannte Schau-
ſpiel „Die beiden Waiſen“ anlehnen zu wollen,
allein dieſe Abſicht gelingt dem Verfaſſer ziemlich
ſchlecht. In ſieben Bildern, die uns abwechſelnd aus
den gräflichen Palaſt in die Diebshöhle abgefeimter
Vagabunden führen, machen wir die Bekanntſchaft
einer Bande von Dieben, Räubern und noch
Schlimmerem und müſſen an uns eine Reihe von
Scenen der widerlichſten Art vorüberziehen laſſen.
Es iſt der Schauerroman der Fünfkreuzer-Bibliothek,
auf die Bühne übertragen, und der Unterſchied beſteht
nur darin, daſs der Leſer des Romanes durch die
Phantaſie des Verfaſſers über die unmöglichſten
Handlungen wenigſtens durch langathmige Ent-
wicklungen getäuſcht werden kann, während das
Theater dem Zuſchauer dieſen Vortheil, möchten wir
ſagen, nicht bietet und dieſer unvermittelt vor
Handlungen ſteht, deren Unwahrſcheinlichkeit, ja
Lächerlichkeit, jedermann in die Augen ſpringen muſs.
[Spaltenumbruch] Der Reiz einer theatraliſchen Vorführung hört aber
dort auf, wo für den Zuhörer die Illuſion ſchwindet
und deshalb können derartige Machwerke auf gebildete
Menſchen nie von Eindruck ſein. Es ſind aber auch
keine ſogenannten Volksſtücke, denn nichts in ihnen
trägt zur Belehrung und Erziehung bei; und ſo
wie der Schauerroman nie die Lectüre vernünſtiger,
intelligenter Leute ſein und ſein Publicum immer
nur unter der Halb- oder Unbildung finden wird,
ſo werden derartige „Senſationsſchauſpiele“ auch
nur wieder in dieſen Kreiſen Beifall finden. —
Unſer Enſemble hielt ſich durchaus brav. Die
Beneficiantin fand als „Fanfan“ ſelbſtredend den
größten Beifall, ebenſo ihre Partnerin, Frl. Zöhrer,
als „Claudinet“. Die Damen Horak („Helene“) und
Corti (Carmen“) kamen beſtens zur Geltung und
Frl. Polany bot als „Zephyrine“ beſonders im
fünften Bilde eine ganz vorzügliche Leiſtung. Von
den Herren ſtanden im Vordergrunde des Intereſſes
Herr Erl als „Limace“, Herr Friedberg als „Graf
de Kerlor“, Herr Schöpfer als „Favart“, Herr
Wiegand als „Mulot“, Herr Landau als „Capitän
d’Alboiſe“. In kleinen Rollen waren noch die Damen
Zwerenz und Treumann, ſowie die Herren Verſtl,
Ciſowsky, Parth, Röder, Mailler und Koch beſchäftigt.
Das Stück hat zu ſeinen ſonſtigen Fehlern noch den
Nachtheil der Länge und der faſt unerträglichen
Zwiſchenacte; es war faſt zehn Uhr, als der Vorhang
zum letztenmale fiel, das iſt entſchieden zu viel
des Guten.

Sonntag, 13. Februar: „Zwei kleine Vaga-
bunden“, zweite Aufführung. Das Haus war ſelbſt-
verſtändlich ausverkauft und das alle Räume füllende
Sonntagspublicum, für das ja leider derartige Dar-
bietungen eine Delicateſſe ſind und das lacht, ohne
zu wiſſen warum, unterhielt ſich vortrefflich. Geſpielt
wurde, wie bei der Première, vortrefflich.

Montag, 14. Februar: „Brautſchau“, ſodann:
„Eine Vorleſung bei der Hausmeiſterin“. Das
Dramolet unſeres Regiſſeurs Verſtl, ſowie die alte
zugkräftige Poſſe wurden von dem wenig zahlreichen
Publicum freundlichſt aufgenommen und die Dar-
ſteller, welche ihren Rollen nach jeder Richtung hin
gerecht wurden, fanden allſeitigen Beifall.




Vermiſchtes.
Deutſcher Schulverein.

In der Ausſchuſs-
ſitzung am 8. Februar wurde der Frauenortsgruppe
Auſſig für das ſehr namhafte Ergebnis eines Balles,
der Ortsgruppe Klein-Borowitz für den Unterhaltungs-
abend, ferner der Stadtgemeinde Tachau, der Gemeinde
Mureck, dem Spar- und Vorſchußvereine Mieſa, der
Sparcaſſe in Jauernig, dem acad. Corps „Schacht“
in Leoben, der Tiſchgeſellſchaft „Brigade“ in Pilſen
und Herrn C. W. Langguth in Traben a. d. Moſel
für Spenden, ſowie endlich der Bezirksvertretung in
Tachau für einen Beitrag der geziemende Dank aus-
geſprochen. Nach Kenntnisnahme der Dankſagung
der Schülerlade der deutſchen Abtheilung am Gym-
naſium in Trient für eine Subvention und der
Volksbücherei in Wittuna für eine Bücherſpende,
wurde für Kärnten ein allgemeiner Credit für
Lehrer-Remunerationen und Schulbüchereien bewilligt
und ſchließlich wurden Angelegenheiten von zwei
Vereinsanſtalten berathen.

Land- und forſtwirtſchaftliche Inbiläums-
Ausſtellung 1898.

In der letzten Sitzung des
Maſchinen-Comités der land- und forſtwirtſchaftlichen
Jubilänms-Ansſtellung erſtattete der Obmann einen
intereſſanten Bericht über den Stand dieſer Gruppe.
Der Obmann machte die erfreuliche Mittheilung,
daſs infolge der zahlreich eingelaufenen Anmeldungen
nicht nur die ganze Maſchinenhalle, welche ſich längs
der Nordſeite der Rotunde hinzieht, gefüllt ſein
wird, ſondern daſs auch zahlreiche größere Objecte
im Parke ſelbſt untergebracht werden müſſen. Außer-
dem haben ſechs große Firmen eigene Pavillons zur
Unterbringung ihrer Ausſtellungsobjecte angemeldet.
Faſt alle Maſchinen werden im Betriebe gezeigt
werden, ſo daſs die Beſchauer auch die Leiſtungs-
fähigkeit der aufgeſtellten Maſchinen beurtheilen
können. Beſonderen Wert wird die große Kühlanlage
haben, da dieſelbe nicht nur Ausſtellungsobject ſein
wird, ſondern auch von den Ausſtellern praktiſch ver-
wertet werden kann. Vor dem Publicum wird Eis
erzeugt, während die Kühlzellen zur Aufbewahrung
von Fleiſch und Getränken abgegeben werden.
Während in der Maſchinengruppe nur rein land-
wirtſchaftliche Maſchinen und Geräthe zur Ausſtellung
gelangen, werden noch zahlreiche andere Gruppen die
in den [b]etreffenden Betriebszweigen zur Verwendung
gelangenden Maſchinen enthalten. So werden

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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung 16. Februar 1898. Nr. 14. aber die junge Welt, nahm den Eindruck mit ſich, daſs dieſe Veranſtaltung die Gelungenſte und wohl auch Vornehmſte in dieſem Faſching war, der doch im allgemeinen ſchon mehr als ſeine Vorgänger ge- boten hat. (Eine Arretierung in luftiger Höhe) hat vor etlichen Tagen ſtattgefunden. Der angeblich in Traiskirchen ſtationierte Dragoner Breier verließ dieſen Ort plötzlich und wollte ſich über den Richardshof nach Mödling begeben. Dort aber er- blickte ihn ein Gendarm, der den Fremden zur Ausweisleiſtung verhielt. Da machte Breier die Angabe, daſs er wegen Mißhandlung von Seite des vorgeſetzten Zugsführers den Stationsort verlaſſen habe, um ſich der k. k. Militärbehörde in Wien zu ſtellen, welche Abſicht er auch zwei Kameraden früher mitgetheilt hatte. Breier wurde dem k. k. Stations- commando wieder eingeliefert. (Hoffmann-Theater.) Donnerstag, den 10. Februar: Einmal eine wirkliche Novität, die denn auch ihre Zugkraft bewährte! Das Volksſtück „’s Katherl“ von Max Burghardt war von Fräulein Marie Hoffmann zum Benefice gewählt worden, und wenn die beliebte Darſtellerin an dieſem Abende nicht ſchon ihretwegen auf guten Beſuch hätte rechnen dürfen, ſo muſste doch die Novität das Übrige thun. Das „Katherl“ des Frl. Hoffmann war eine ſehr ſympathiſche Erſcheinung, deren Schickſal jedes doppelt beklagenswert finden muſste. Die Dame ſpielte, wie immer, ſicher und mit vollem Verſtändnis für die Intentionen des Autors, beſonders in der letzten Scene im Krankenhauſe, wo das „Morbus viennensis“ unheilkündend über dem Bette des todtkranken „Katherl“ verzeichnet ſteht, traf Frl. Hoffmann die zu Herzen gehende, richtige Sprache. Ohne hier in eine Erlän- terung über den Inhalt dieſes Volksſtückes eingehen zu können, wollen wir blos feſtſtellen, daſs es inhalt- lich der „Bürgermeiſterwahl“ entſchieden vorzuziehen und daſs die ganze Mache eine viel beſſere iſt. Um die Darſtellerin der Titelrolle gruppierten ſich die übrigen Mitwirkenden in mehr oder minder guter Weiſe; im allgemeinen wurde aber diesmal recht animiert geſpielt. Unter den Damen waren Frl. Poldi Hoffmann als „Frau Wurzinger“, Fr. Jautz als Fr. Merzeder, beide Figuren aus dem Leben gegriffen, ferner Fr. Welz, die Gattin Koberl’s, mit dem „Herzen auf dem rechten Fleck“, — vollkommen entſprechend; die Herren Holzer (Koberl), Ray-Roberty (Franz), Illich (Merzeder) und Jautz (Revner) entledigten ſich insgeſammt mit Geſchick ihrer Aufgaben und nament- lich die beiden erſtgenannten erzielten wiederholt Beifall. Schließlich ſei bemerkt, daſs die „Mali“ (der Frau Jautz zweite Rolle) vermöge ihrer Naivetät und Genügſamkeit gerade ſo, wie die zungenfertige „Wur- zinger“, mehreremale ſtürmiſche Hetterkeit hervorrief. — Samstag, 12. Februar: „Doctor Klaus“, Luſtſpiel in fünf Acten von Adolf L’ Arronge. An dieſem und am folgenden Abende bot Dir. Hoffmann dem Publicum eine angenehme Überraſchung, indem er Herrn Ferd. Stanzig gaſtieren ließ. Trotzdem hatte ſich das Publicum am erſten Abende nur ſpärlich eingefunden. Die Titelrolle führte Herr Holzer in zufriedenſtellender Weiſe durch und errang namentlich in der Scene, wo Dr. Klaus ſeiner Tochter Emma (Frl. Marie Hoffmann) die Geſchichte des Referendar (Herr Jautz) erzählt, verdienten Beifall. Herr Stanzig (Lubowski) verrieth bei den erſten Worten den routinierten Schauſpieler, auch machte ſein Organ einen wohlthuenden Eindruck. Der Gaſt, ſowie die Damen M. und P. Hoffmann und Welz, dann die Herren Holzer, Roberty (M. v. Boden) und Illich boten ein gelungenes Enſemble. — Sonntag, 13. Februar: „Die Kreuzelſchreiber.“ Dieſe treffliche Bauernkomödie von Anzengruber, mit Herrn Stanzig als „Steinklopferhans“, brachte wieder einmal einen vollen Saal. Alle überragte der Beneficiant durch ſein ſicheres Spiel und den hübſchen Vortrag der Geſangsnummern. Ihm zunächſt ſtand die „Joſefa“ des Frl. M. Hoffmann, das wieder Anlaſs bot, ihre Begabung und Vielſeitigkeit zu bewundern. Herr Roberty (Huber) fand ſich gut in ſeine Rolle, die Raufſceue, ſowie das „Fenſterln“ wurde viel applaudiert, es entſprach dem Geſchmack des Publicums. Aber auch die übrigen Mitwirkenden, wie Herr Dir. Hoff- mann (Altlechner), Illich (Brenninger), Holzer (Michl) u. ſ. w. thaten ihr möglichſtes. Unter den Geſangs- nummern gefiel „Biſſerl chriſtlich, biſſerl gottlos“, ferner alle Anzengruber’ſchen auf jeden Zeitabſchnitt mehr oder minder anwendbaren Treffer. Das Publicum amüſterte ſich vortrefflich und dankte durch Applaus wiederholt für den gebotenen Genuſs. (Das vormärzliche Feſt) des Männergeſang- vereines, welches am Faſching-Samstag, den 19. l. M., im Hotel „Stadt Mödling“ veranſtaltet wird, ſchließt die Reihe der großen Faſchingsbeluſtigungen ab. Wir erwähnen diesbezüglich noch etliche intereſſante Details: Im Hintergrunde des Saales wird eine von Meiſter Schmidt hergeſtellte effectvolle Decoration: „Der Schrannenplatz“, ſichtbar ſein, während der unermüdliche Herr Biegler den alten Neptunbrunnen, dann das Faſſelrutſchen u. a. im Gemüthlichen etabliert hat. An Gruppen ſind bereits angemeldet: Nationalgarden, Küraſſiere, Sereſſaner, Marketenderinnen u. ſ. w. Es ſei noch bemerkt, daſs nichtcoſtümierte Beſucher Abzeichen à 50 kr. zu löſen haben. Berndorf. (Trauungs-Anzeige.) Dienstag, den 15. d. M., findet in der Pfarrkirche zu Leobersdorf die Trauung des Herrn Auguſt Gebauer, Lehrer an der hieſigen Volksſchule, mit Frl. Marie Bock ſtatt. (Turnerkränzchen.) Der hieſige Turn- verein „Jahn“ veranſtaltet am Faſching-Samstag, den 19. d. M., im großen Saale der Speiſeanſtalt ein Kränzchen, eingeleitet mit turneriſchen Vor- ſührungen und Muſikvorträge der Capelle des k. u. k. Infanterie Regiments Nr. 76 aus Ödenburg. Ein etwaiges Reinerträgnis fließt dem Säckel zur An- ſchaffung einer Vereinsfahne zu, zur Feier des zehn- jährigen Vereinsbeſtandes, welche für den heurigen Sommer geplant iſt. Theater. Stadttheater in Baden. Freitag, 11. Februar blieb die Bühne geſchloſſen. Samstag, 12. Februar: „Zwei kleine Vaga- bunden“ (Les deux Gosses), Senſationsſchauſpiel in drei Acten von P. Decourcelle, deutſch von Krenn und Lindau. Ließ ſchon die Première einen ſtarken Zuſpruch erwarten, ſo war dies in noch erhöhtem Maße dadurch der Fall, daſs unſere allbeliebte Naive, Frl. Anna Goldſchmidt, an dieſem Abende ihre Beneficevorſtellung hatte. Berge von Blumen, Kränzen, Blumenkörben und wieder Blumen begrüßten die anmuthige Beneficiantin bei ihrem Erſcheinen im dritten Bilde; donnernder Applaus, der ſchier nicht enden zu wollen ſchien, empfing die gefeierte Künſtlerin, die ſich in der verhältnismäßig kurzen Zeit ihres Wirkens an der hieſigen Bühne die Sympathien aller Kreiſe im Sturme erobert hat, und immer und immer wieder ertönten neue Beifalls- ſalven. Frl. Goldſchmidt hat ſich die Zuneigung unſeres Publicums redlich verdient. Wer gedenkt nicht mit voller Befriedigung der vielen angenehmen Stunden, welche die junge, talentierte und temperament- volle Schauſpielerin uns in einer longen Reihe glänzend durchgeführter Rollen geboten hat, durchwegs Leiſtungen, welche die Beneficiantin weit über das Niveau emporheben, von dem aus man das Fach der Naiven bisher zu betrachten gewohnt war. Im Luſtſpiel, in der Poſſe und dem Schauſpiel, überall hat ſie den ihr zugewieſenen Platz voll und ganz ausgefüllt und mit jedesmaligen Auftreten reiche Anerkennung und neidloſe Bewunderung über ihre echt künſtleriſche Vielſeitigkeit geerntet. Man kann ruhig ſagen, daſs wir in Frl. Goldſchmidt eine unſerer allerbeſten Kräfte beſitzen, deren Abgang wir dereinſt ſchmerzlich empfinden werden. Aus dieſen Gründen waren denn auch die der Beneficiantin zu- gedachten herzlichen Ovationen gut angebracht und gereichen nicht nur der dadurch gefeierten Künſtlerin zur Ehre, ſondern ſie zeigen auch von dem guten Geſchmacke des Großtheiles unſeres Stammpublicums. Was die Darbietung ſelbſt anbelangt, ſo haben wir es hier mit einer ſehr minderwertigen Leiſtung zu thun. Das Sujet ſcheint ſich an das bekannte Schau- ſpiel „Die beiden Waiſen“ anlehnen zu wollen, allein dieſe Abſicht gelingt dem Verfaſſer ziemlich ſchlecht. In ſieben Bildern, die uns abwechſelnd aus den gräflichen Palaſt in die Diebshöhle abgefeimter Vagabunden führen, machen wir die Bekanntſchaft einer Bande von Dieben, Räubern und noch Schlimmerem und müſſen an uns eine Reihe von Scenen der widerlichſten Art vorüberziehen laſſen. Es iſt der Schauerroman der Fünfkreuzer-Bibliothek, auf die Bühne übertragen, und der Unterſchied beſteht nur darin, daſs der Leſer des Romanes durch die Phantaſie des Verfaſſers über die unmöglichſten Handlungen wenigſtens durch langathmige Ent- wicklungen getäuſcht werden kann, während das Theater dem Zuſchauer dieſen Vortheil, möchten wir ſagen, nicht bietet und dieſer unvermittelt vor Handlungen ſteht, deren Unwahrſcheinlichkeit, ja Lächerlichkeit, jedermann in die Augen ſpringen muſs. Der Reiz einer theatraliſchen Vorführung hört aber dort auf, wo für den Zuhörer die Illuſion ſchwindet und deshalb können derartige Machwerke auf gebildete Menſchen nie von Eindruck ſein. Es ſind aber auch keine ſogenannten Volksſtücke, denn nichts in ihnen trägt zur Belehrung und Erziehung bei; und ſo wie der Schauerroman nie die Lectüre vernünſtiger, intelligenter Leute ſein und ſein Publicum immer nur unter der Halb- oder Unbildung finden wird, ſo werden derartige „Senſationsſchauſpiele“ auch nur wieder in dieſen Kreiſen Beifall finden. — Unſer Enſemble hielt ſich durchaus brav. Die Beneficiantin fand als „Fanfan“ ſelbſtredend den größten Beifall, ebenſo ihre Partnerin, Frl. Zöhrer, als „Claudinet“. Die Damen Horak („Helene“) und Corti (Carmen“) kamen beſtens zur Geltung und Frl. Polany bot als „Zephyrine“ beſonders im fünften Bilde eine ganz vorzügliche Leiſtung. Von den Herren ſtanden im Vordergrunde des Intereſſes Herr Erl als „Limace“, Herr Friedberg als „Graf de Kerlor“, Herr Schöpfer als „Favart“, Herr Wiegand als „Mulot“, Herr Landau als „Capitän d’Alboiſe“. In kleinen Rollen waren noch die Damen Zwerenz und Treumann, ſowie die Herren Verſtl, Ciſowsky, Parth, Röder, Mailler und Koch beſchäftigt. Das Stück hat zu ſeinen ſonſtigen Fehlern noch den Nachtheil der Länge und der faſt unerträglichen Zwiſchenacte; es war faſt zehn Uhr, als der Vorhang zum letztenmale fiel, das iſt entſchieden zu viel des Guten. Sonntag, 13. Februar: „Zwei kleine Vaga- bunden“, zweite Aufführung. Das Haus war ſelbſt- verſtändlich ausverkauft und das alle Räume füllende Sonntagspublicum, für das ja leider derartige Dar- bietungen eine Delicateſſe ſind und das lacht, ohne zu wiſſen warum, unterhielt ſich vortrefflich. Geſpielt wurde, wie bei der Première, vortrefflich. Montag, 14. Februar: „Brautſchau“, ſodann: „Eine Vorleſung bei der Hausmeiſterin“. Das Dramolet unſeres Regiſſeurs Verſtl, ſowie die alte zugkräftige Poſſe wurden von dem wenig zahlreichen Publicum freundlichſt aufgenommen und die Dar- ſteller, welche ihren Rollen nach jeder Richtung hin gerecht wurden, fanden allſeitigen Beifall. Vermiſchtes. Deutſcher Schulverein. In der Ausſchuſs- ſitzung am 8. Februar wurde der Frauenortsgruppe Auſſig für das ſehr namhafte Ergebnis eines Balles, der Ortsgruppe Klein-Borowitz für den Unterhaltungs- abend, ferner der Stadtgemeinde Tachau, der Gemeinde Mureck, dem Spar- und Vorſchußvereine Mieſa, der Sparcaſſe in Jauernig, dem acad. Corps „Schacht“ in Leoben, der Tiſchgeſellſchaft „Brigade“ in Pilſen und Herrn C. W. Langguth in Traben a. d. Moſel für Spenden, ſowie endlich der Bezirksvertretung in Tachau für einen Beitrag der geziemende Dank aus- geſprochen. Nach Kenntnisnahme der Dankſagung der Schülerlade der deutſchen Abtheilung am Gym- naſium in Trient für eine Subvention und der Volksbücherei in Wittuna für eine Bücherſpende, wurde für Kärnten ein allgemeiner Credit für Lehrer-Remunerationen und Schulbüchereien bewilligt und ſchließlich wurden Angelegenheiten von zwei Vereinsanſtalten berathen. Land- und forſtwirtſchaftliche Inbiläums- Ausſtellung 1898. In der letzten Sitzung des Maſchinen-Comités der land- und forſtwirtſchaftlichen Jubilänms-Ansſtellung erſtattete der Obmann einen intereſſanten Bericht über den Stand dieſer Gruppe. Der Obmann machte die erfreuliche Mittheilung, daſs infolge der zahlreich eingelaufenen Anmeldungen nicht nur die ganze Maſchinenhalle, welche ſich längs der Nordſeite der Rotunde hinzieht, gefüllt ſein wird, ſondern daſs auch zahlreiche größere Objecte im Parke ſelbſt untergebracht werden müſſen. Außer- dem haben ſechs große Firmen eigene Pavillons zur Unterbringung ihrer Ausſtellungsobjecte angemeldet. Faſt alle Maſchinen werden im Betriebe gezeigt werden, ſo daſs die Beſchauer auch die Leiſtungs- fähigkeit der aufgeſtellten Maſchinen beurtheilen können. Beſonderen Wert wird die große Kühlanlage haben, da dieſelbe nicht nur Ausſtellungsobject ſein wird, ſondern auch von den Ausſtellern praktiſch ver- wertet werden kann. Vor dem Publicum wird Eis erzeugt, während die Kühlzellen zur Aufbewahrung von Fleiſch und Getränken abgegeben werden. Während in der Maſchinengruppe nur rein land- wirtſchaftliche Maſchinen und Geräthe zur Ausſtellung gelangen, werden noch zahlreiche andere Gruppen die in den betreffenden Betriebszweigen zur Verwendung gelangenden Maſchinen enthalten. So werden

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 14, Baden (Niederösterreich), 16.02.1898, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener014_1898/4>, abgerufen am 25.11.2024.