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Badener Zeitung. Nr. 7, Baden (Niederösterreich), 24.01.1900.

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Nr. 7. Mittwoch Badener Zeitung. 24. Jänner 1900

[Spaltenumbruch]
Local-Nachrichten.
-- Ball der Stadt Baden 1900.

Viele
geschäftige Hände sind seit einigen Tagen eifrig an
der Arbeit, um die Räume unseres Curhauses für
den am 1. Februar 1900 abzuhaltenden Ball festlich
zu schmücken. Die Festräumlichkeiten, in welchen die
Stadt Baden ihre Gäste empfangen wird, prangen
bereits in prächtigem Schmucke des ergrünenden
Frühlings. Die gleißenden Lichtwellen der vielen
elektrischen Lampen werden das farbenprächtige Bild
mit schimmernder Helle umfluten und all' das Schöne
noch mehr hervortreten lassen, die Capelle Fuchs
wird die süßen prickelnden Tanzweisen aufspielen und
ein erster Tänzer der Wiener Hofoper, Herr Alfred
Rathner, die Cotillonfiguren arrangieren, die manch'
schöne Überraschung zu bringen versprechen. Das
Comite hat aber auch für reizende Damenspenden
gesorgt, die jenen Damen und Mädchen, die Terp-
sichoren huldigen, ein Angedenken an frohe Fest-
stunden sein werden. Das Reinerträgnis des Festes
ist für das "Kinderheim" und die "Schulküche" be-
stimmt und im Interesse dieser humanitären Institute
wünschen wir, dass dasselbe recht ansehnlich werden
möge. Die Versendung der Einladungsbriefe und
Ehrenkarten fand bereits statt, und wollen eventuelle
Reclamationen an das Comite gerichtet werden.

-- Gemeinde-Ausschuss-Sitzung.

Donnerstag, den 25. Jänner 1900, nachmittags
4 Uhr, findet im städt. Rathhaussaale zu Baden
(Eingang Rathhausgasse 4, II. Stock), die Gemeinde-
Ausschuss-Sitzung mit folgender Tagesordnung statt:
1. Mittheilungen. 2. Wahl eines Gemeinderathes.
3. Beschlussfassung über die Anträge des Bäderbau-
comites. (Project betreffend das Dampfbad mit dem
Marienhofe.) (Referent GA. Trauzl). 4. Vorlage
des Jahresrechnungsabschlusses pro 1898. (Referent
Herr GR. Fitzga.) 5. Ansuchen des provisorischen
Verwaltungsadjuncten Victor Schaffhausen um desi-
nitive Anstellung als Verwaltungsadjunct des Rath-
schen allgem. öffentl. Krankenhauses. (Referent Herr
GR. Fitzga.) 6. Ansuchen der Curcommission wegen
Zuwendung eines Beitrages für Reclamezwecke.
(Referent Herr GR. Fitzga.) 7. Ansuchen der Ehe-
leute Leopold und Theresia Fischer um käufliche
Überlassung eines Grundtheiles an der Gumpolds-
kirchnerstraße. (Referent Herr GR. Fitzga.) 8. Antrag
wegen Bewilligung einer Pauschalremuneration für
veterinärpolizeiliche Amtshandlungen des Thierarztes
Franz Nißl. (Referent Herr GR. Reich.) 9. Ansuchen
des Andreas Scherrer jun. um Bewilligung einer
Auskocherei in Leesdorf, Waltersdorferstraße 23.
(Referent Herr GR. Schwarz.)

-- Personaleinkommensteuer-Schätz-
ungs-Commission.

Bei der am 22. d. M.
stattgefundenen Wahl des I. Wahlkörpers wurde Herr
Franz Burkhard, Fabrikant, zum Mitgliede, Herr
Rudolf Malcher, Privatier, zum Stellvertreter in die
Personaleinkommensteuer-Schätzungs-Commission ge-
wählt.




natürlich Mienel das Gespräch auf den Besuch des
dänischen Gesandten.

"Schweig doch still davon; die ganze Stadt
lacht über Dich, dass Du Dich hast vom Schneider
Sämann so narren lassen!"

"Der Sämann war ja gar nicht zugegen."

"Freilich war er dabei; er hat den Gesandten
gespielt."

Wäre in diesem Augenblick eine Bombe durchs
Dach geflogen und explodiert, Mienel wäre nicht
mehr erschrocken, als über diese Mittheilung. Rasend
vor Wuth stürzte sie aus dem Zimmer in die Werk-
statt ihres Mannes und im höchsten Zorn schrie sie
denselben an:

"Also auf diese Weise wird bei uns das Geld
zum Fenster hinausgeworfen und ich zum Gelächter
der ganzen Stadt gemacht; der Sämann, der Schalks-
narr, war der Gesandte!"

Berg hatte sie kommen sehen und war auf diesen
Wuthausbruch vorbereitet. "Ja", sagte er, "der Sä-
mann war der dänische Gesandte, und fährst Du
fort, so miserabel und so knapp für uns und unsere
Leute zu kochen, wie früher, so spielt er auch noch
den schwedischen!"

Von diesem Tage an kochte Mienel gut und
reichlich; als aber die Fastnacht kam, versöhnte sie
sich mit dem weiland Diplomaten und lud ihn an
jenem Tage zu einem Schöpsenbraten ein, der von
einem Hunde herstammte, und zu Pfannkuchen, die
in Leinöl gebraten waren. So rächte sich Mienel am
dänischen Gesandten.




[Spaltenumbruch]
-- Warnung.

Es wird hiemit neuerlich auf
eine Bande von Abenteurer in Spanien aufmerksam
gemacht, welche unter allerlei Vorspiegelungen leicht-
gläubigen Personen Geldbeträge herauszulocken ver-
sucht. Diese Schwindelart, Entierro- (Vergrabungs-)
Schwindel genannt, besteht darin, dass Briefe mit
fingierter Adresse angefertigt werden, in welchen von
Reichthümern, welche politisch oder criminell compro-
mitierte Personen vergraben haben sollen, erzählt,
und der Empfänger des Schreibens aufgefordert wird,
durch Einsendung von Geldbeträgen an eine dritte
Person oder an den Briefsteller selbst, dazu behilflich
zu sein, einen angeblich in der Nähe des Wohn-
ortes des Adressaten verborgenen Schatz zu heben.
Von dem Einlangen derartiger Briefe wolle das
hiesige Stadtpolizeiamt in Kenntnis gesetzt werden.

-- Der neunzigste Geburtstag

der
hiesigen bekannten Wohlthäterin Frau Karoline Uetz-
Redl, welche seinerzeit der freiwilligen Feuerwehr in
Weikersdorf den Betrag von 12.000 fl. spendete, wurde
verflossenen Freitag von der Gemeinde Weikersdorf
durch deren Überbringung der Glückwünsche und durch
Überreichung eines prachtvollen Blumenstraußes mit
90 goldenen Ähren geehrt.

-- (Theater-Nachricht.)

Heute Mittwoch,
den 24., geht zum Benefice unseres beliebten ersten
Liebhabers Herrn Ed. Strauß F. v. Schiller's mächtiges
Trauerspiel "Die Räuber" in Scene. Gewiss
bedarf es keiner außerordentlichen Reclame, diesem
verdienstvollen Künstler einen freudevollen Erfolg
durch ein volles Haus zu sichern. Morgen Donnerstag,
den 25., geht der brillante Schwank "Zwei
Wappen"
von Blumenthal und Kadelburg in
Scene. Freitag, den 26., bleibt die Bühne geschlossen.
Samstag, den 27., geht zum erstenmale "Die
lieben Kinder",
Volksstück in 3 Acten von
Victor Leon, in Scene. -- Wir dürfen dieser Auf-
führung mit vollstem Interesse entgegenblicken, nach-
dem dieses Werk eines beliebten Bühnenschriftstellers
sowohl in Wien am Raimund Theater, als auch an
allen deutschen Theatern, wo es bisher zur Vorstellung
gelangte, sich eines vollgiltigen Erfolges zu erfreuen
hatte. Sonntag, den 28., geht die Operette "Die
Glocken von Corneville"
in Scene.

-- Weltausstellung Paris 1900.

Die
französische Ausstellungs-Direction hat nunmehr das
vom Handelsminister erlassene Reglement über die
Bedingungen des Eintritts in die Ausstellung ver-
schickt, dem wir im Folgenden die für uns
interessantesten Momente entnehmen. Der normale
Eintrittspreis wird an Wochentagen bis morgens
10 Uhr und von 6 Uhr abends an 2 Francs,
während der übrigen Tagesstunden 1 Franc, an
Sonn- und gesetzlich anerkannten Feiertagen stets
1 Franc betragen. Eintrittskarten (tickets) werden
auf Grund des Besitzes von Ausstellungs-Antheils-
scheinen ("bons de l'exposition", die, im Nominal-
werte von 20 Francs stehend, jetzt aber bereits unter
demselben erhältlich auf zwanzigmaligen Besuch der
Ausstellung Anspruch geben, verlosbar sind und auch
sonst verschiedene Begünstigungen bieten) an deren
Inhaber, außerdem gegen Bezahlung des Preises
bei den hiefür bestimmten zahlreichen Verkaufsstellen
(Tabakladen, Post- und Telegraphen-Bureaux, einige
Kioske an den Eingängen der Ausstellung etc.) aus-
gegeben. Jeder Aussteller erhält für sich eine auf
Namen lautende persönliche Freikarte, die auf Ver-
langen des Ausstellers jedoch auf den Namen eines
von ihm designierten Vertreters überschrieben werden
kann, außerdem freien Eintritt gewährende Dienst-
marken für Angestellte und Diener, deren Gegenwart
im Ausstellungsbereiche von der Ausstellungsdirection
als unumgänglich nothwendig anerkannt worden ist.
Das Reglement kennt außerdem permanente oder
temporäre Freikarten für Mitglieder der Presse, für
Concessionäre und Unternehmer, endlich fallweise vom
Handelsminister im Interesse öffentlicher Bildungs-
zwecke zu gewährende Befreiungen für bestimmte
Categorien von Ausstellungsbesuchern. Die fremd-
ländischen Ausstellungscommissäre, Juroren und bei
der Installation erforderlichen technischen Ausstellungs-
organe erhalten gleich den frauzösischen Functionären
freie Dienstka[r]ten, das Diener- und Aufsichtspersonal
Dienstmarken ("jetous"). Das Reglement enthält
strenge Controlls- und Überwachungsbestimmungen.

-- Die jetzt in Deutschland

veranstaltete
Ausstellung der königlichen Gartenbaugesellschaft zeigt
wieder deutlich, dass der Orchideen-Cultus in Eng-
laud beständig in der Zunahme begriffen ist. Aufsehen
erregte eine neue Orchideen-Art, die den Namen
"Sophrolaclio Mariottiana" erhalten hat, mit einer
merkwürdigen Blüte von dunkel-orangerother Farbe.
Am auffallendsten aber war, wie sich selbst unter
[Spaltenumbruch] den Orchideen der Einfluss des Krieges bemerkbar
macht. Eine sehr schöne neue Orchidee mit einem
merkwürdigen großen oberen Kelchblatt trägt z. B.
den Namen "Sir Redvers Buller". Ebenso hieß eine
doppelte, scharlachrothe Primel-Art "General French"
und eine rosenrothe Primmelblüte "Lord Roberts".

-- Turnverein Baden.

Die diesjährige
Hauptversammlung des Turnvereines Baden findet
Freitag, den 26. d. M., in Kerschbaum's Gasthaus
statt. Die Tagesordnung derselben ist: 1. Bericht
des Turnrathes. 2 Bericht des Säckelwartes. 3.
Neuwahl des Turnrathes. 4. Anträge der Mitglieder
(müssen 3 Tage vorher dem Turnrathe schriftlich
bekanntgegeben werden).

-- Österr. Eisenbahnbeamtenverein.

Die Ortsgruppe Baden dieses Vereines hält Mitt-
woch, den 7. Februar, 7 Uhr abends, im Hotel
Nagl (Neugasse) ihre vierte Jahresversammlung ab,
deren Tagesordnung neben der Vorlage des Jahres-
berichtes und des Berichtes über die Cassagebahrung
im abgelaufenen Vereinsjahre, die Neuwahl der
Functionäre bildet.

-- Ein falsches Gerücht.

Die von einigen
Wiener Blättern gebrachte Nachricht, dass der hiesige
Klaviermacher Johann Radda von seiner Familie
als abgängig angezeigt wurde, ist durch die That-
sache hinfällig, dass Radda am selben Tage (Sonn-
tag) nach der polizeilichen Anzeige abends zu seiner
Familie zurückkehrte. Wie wir erfahren, unternahm
Radda eine Geschäftsreise nach Hernstein, woselbst er
plötzlich erkrankte und seine Familie nicht rechtzeitig
von seinem unfreiwilligen Ausbleiben verständigen
konnte, was zu dem irrthümlichen Gerüchte Anlass gab.

-- Der Nachlass einer Amerikanerin.

Frau Camilla Keller, die angeblich sehr reiche Ameri-
kanerin, welche seit 3 Jahren hier als Curgast in
Saus und Braus lebte und nach ihrem eigenen
Geständnisse mehr zum Leben brauchte als sie ver-
zehren durfte, und schließlich wegen unerlaubtem
Schuldenmachen mit dem Gerichte in Conflikt gerieth
und in Ermanglung von Beweisen einer betrügerischen
Absicht wieder in Freiheit gesetzt wurde, ist vor
3 Wochen mit ihrem Sohne Reginald nach Amerika
zurückgekehrt, um daselbst das nöthige Geld für ihre
nachsehenden Gläubiger zu holen. Ob sie wohl
kommen wird? Wie nobel die Amerikanerin, die ihren
Monatsfiaker hatte und nur die 1. Wagenclasse auf Bahn-
fahrten benützte, lebte, beweist der zurückgebliebene
Nachlass in ihrem Hotel. Die Amerikanerin hat es
verstanden, bei den meisten Geschäftsleuten in genialer
Weise einen großartigen "Pump" anzulegen. Der
Nachlass der Amerikanerin und der ihres Sohnes
Reginald, dessen executive Feilbietung der Hotelier,
Herr Brusatti, auf seine Schuld von 1700 fl. ge-
richtlich erwirkt hatte, fand am 22. und 23. d. M.
im öffentlichen Versteigerungswege statt. Vollgepfropfte
3 Koffer mit dem Inhalte von Kleidern, Nippessachen,
Teppiche, Radfahrercostüme, photographische Apparate,
eine Unzahl von Lack- und Gummischuhen etc. etc., die
für eine ganze Familie auf Jahre hinaus gereicht
hätten, wurden von einem in großer Anzahl er-
schienenen kauflustigen Publicum billig erstanden,
beispielsweise 57 gute Cravatten um 3 fl.

-- Die farbige Ohrfeige.

Die heiß-
blütigen Söhne und Töchter Frankreichs scheinen in
letzter Zeit ganz besonders stark von Eifersucht geplagt
zu werden. Fast täglich hört man von einem Drama,
dessen Ursache jene böse Leidenschaft ist. Bald ist es
ein betrogener Ehemann, der sich auf grausame Weise
an dem Liebhaber seiner Gattin rächt, bald eine ver-
lassene "Geliebte", die den wankelmüthigen Galan
mit Vitriol traktiert oder von ihren männlichen Ver-
wandten ermorden lässt. Alle Liebenden sind glück-
licherweise nicht so brutal veranlagt. Eher komisch
als tragisch wirkt der Abschluss einer Eifersuchtsscene,
die sich unlängst zwischen zwei Damen abspielte, denen
ein und derselbe Cavalier den Hof machte. Mlle.
Lucienne schien schließlich doch die Bevorzugtere zu
sein, und das erbitterte Mlle. Rose derart, dass sie
sich zu rächen beschloss. Sie verriet jedoch durch keine
Miene ihre schwarzen Pläne, mit denen sie sich trug.
Im Gegentheil, sie überreichte ihrer "Freundin" als
Neujahrsgabe zwei Flacons Parfüm. Lucienne fühlte
ihren Groll schwinden angesichts dieser zarten Auf-
merksamkeit und machte sich Vorwürfe, in letzter Zeit
so unfreundlich gegen die gute Rose gewesen zu sein.
In dieser weichen Stimmung öffnete sie ein Flacon
und befeuchtet ihr Gesicht ein wenig mit der duftenden
Essenz. Sie blickt dabei in den Spiegel und bemerkt,
wie die eingeriebene Stelle ihrer Haut sich erst blass-
grün, dann immer dunkler und zuletzt schwarz färbt.
Jetzt geht ihr ein Licht auf. Nachdem sie sich in einer
benachbarten Drogerie "chemisch" hatte reinigen lassen,

Nr. 7. Mittwoch Badener Zeitung. 24. Jänner 1900

[Spaltenumbruch]
Local-Nachrichten.
Ball der Stadt Baden 1900.

Viele
geſchäftige Hände ſind ſeit einigen Tagen eifrig an
der Arbeit, um die Räume unſeres Curhauſes für
den am 1. Februar 1900 abzuhaltenden Ball feſtlich
zu ſchmücken. Die Feſträumlichkeiten, in welchen die
Stadt Baden ihre Gäſte empfangen wird, prangen
bereits in prächtigem Schmucke des ergrünenden
Frühlings. Die gleißenden Lichtwellen der vielen
elektriſchen Lampen werden das farbenprächtige Bild
mit ſchimmernder Helle umfluten und all’ das Schöne
noch mehr hervortreten laſſen, die Capelle Fuchs
wird die ſüßen prickelnden Tanzweiſen aufſpielen und
ein erſter Tänzer der Wiener Hofoper, Herr Alfred
Rathner, die Cotillonfiguren arrangieren, die manch’
ſchöne Überraſchung zu bringen verſprechen. Das
Comité hat aber auch für reizende Damenſpenden
geſorgt, die jenen Damen und Mädchen, die Terp-
ſichoren huldigen, ein Angedenken an frohe Feſt-
ſtunden ſein werden. Das Reinerträgnis des Feſtes
iſt für das „Kinderheim“ und die „Schulküche“ be-
ſtimmt und im Intereſſe dieſer humanitären Inſtitute
wünſchen wir, daſs dasſelbe recht anſehnlich werden
möge. Die Verſendung der Einladungsbriefe und
Ehrenkarten fand bereits ſtatt, und wollen eventuelle
Reclamationen an das Comité gerichtet werden.

Gemeinde-Ausſchuſs-Sitzung.

Donnerstag, den 25. Jänner 1900, nachmittags
4 Uhr, findet im ſtädt. Rathhausſaale zu Baden
(Eingang Rathhausgaſſe 4, II. Stock), die Gemeinde-
Ausſchuſs-Sitzung mit folgender Tagesordnung ſtatt:
1. Mittheilungen. 2. Wahl eines Gemeinderathes.
3. Beſchluſsfaſſung über die Anträge des Bäderbau-
comités. (Project betreffend das Dampfbad mit dem
Marienhofe.) (Referent GA. Trauzl). 4. Vorlage
des Jahresrechnungsabſchluſſes pro 1898. (Referent
Herr GR. Fitzga.) 5. Anſuchen des proviſoriſchen
Verwaltungsadjuncten Victor Schaffhauſen um deſi-
nitive Anſtellung als Verwaltungsadjunct des Rath-
ſchen allgem. öffentl. Krankenhauſes. (Referent Herr
GR. Fitzga.) 6. Anſuchen der Curcommiſſion wegen
Zuwendung eines Beitrages für Reclamezwecke.
(Referent Herr GR. Fitzga.) 7. Anſuchen der Ehe-
leute Leopold und Thereſia Fiſcher um käufliche
Überlaſſung eines Grundtheiles an der Gumpolds-
kirchnerſtraße. (Referent Herr GR. Fitzga.) 8. Antrag
wegen Bewilligung einer Pauſchalremuneration für
veterinärpolizeiliche Amtshandlungen des Thierarztes
Franz Nißl. (Referent Herr GR. Reich.) 9. Anſuchen
des Andreas Scherrer jun. um Bewilligung einer
Auskocherei in Leesdorf, Waltersdorferſtraße 23.
(Referent Herr GR. Schwarz.)

Perſonaleinkommenſteuer-Schätz-
ungs-Commiſſion.

Bei der am 22. d. M.
ſtattgefundenen Wahl des I. Wahlkörpers wurde Herr
Franz Burkhard, Fabrikant, zum Mitgliede, Herr
Rudolf Malcher, Privatier, zum Stellvertreter in die
Perſonaleinkommenſteuer-Schätzungs-Commiſſion ge-
wählt.




natürlich Mienel das Geſpräch auf den Beſuch des
däniſchen Geſandten.

„Schweig doch ſtill davon; die ganze Stadt
lacht über Dich, daſs Du Dich haſt vom Schneider
Sämann ſo narren laſſen!“

„Der Sämann war ja gar nicht zugegen.“

„Freilich war er dabei; er hat den Geſandten
geſpielt.“

Wäre in dieſem Augenblick eine Bombe durchs
Dach geflogen und explodiert, Mienel wäre nicht
mehr erſchrocken, als über dieſe Mittheilung. Raſend
vor Wuth ſtürzte ſie aus dem Zimmer in die Werk-
ſtatt ihres Mannes und im höchſten Zorn ſchrie ſie
denſelben an:

„Alſo auf dieſe Weiſe wird bei uns das Geld
zum Fenſter hinausgeworfen und ich zum Gelächter
der ganzen Stadt gemacht; der Sämann, der Schalks-
narr, war der Geſandte!“

Berg hatte ſie kommen ſehen und war auf dieſen
Wuthausbruch vorbereitet. „Ja“, ſagte er, „der Sä-
mann war der däniſche Geſandte, und fährſt Du
fort, ſo miſerabel und ſo knapp für uns und unſere
Leute zu kochen, wie früher, ſo ſpielt er auch noch
den ſchwediſchen!“

Von dieſem Tage an kochte Mienel gut und
reichlich; als aber die Faſtnacht kam, verſöhnte ſie
ſich mit dem weiland Diplomaten und lud ihn an
jenem Tage zu einem Schöpſenbraten ein, der von
einem Hunde herſtammte, und zu Pfannkuchen, die
in Leinöl gebraten waren. So rächte ſich Mienel am
däniſchen Geſandten.




[Spaltenumbruch]
Warnung.

Es wird hiemit neuerlich auf
eine Bande von Abenteurer in Spanien aufmerkſam
gemacht, welche unter allerlei Vorſpiegelungen leicht-
gläubigen Perſonen Geldbeträge herauszulocken ver-
ſucht. Dieſe Schwindelart, Entierro- (Vergrabungs-)
Schwindel genannt, beſteht darin, daſs Briefe mit
fingierter Adreſſe angefertigt werden, in welchen von
Reichthümern, welche politiſch oder criminell compro-
mitierte Perſonen vergraben haben ſollen, erzählt,
und der Empfänger des Schreibens aufgefordert wird,
durch Einſendung von Geldbeträgen an eine dritte
Perſon oder an den Briefſteller ſelbſt, dazu behilflich
zu ſein, einen angeblich in der Nähe des Wohn-
ortes des Adreſſaten verborgenen Schatz zu heben.
Von dem Einlangen derartiger Briefe wolle das
hieſige Stadtpolizeiamt in Kenntnis geſetzt werden.

Der neunzigſte Geburtstag

der
hieſigen bekannten Wohlthäterin Frau Karoline Uetz-
Redl, welche ſeinerzeit der freiwilligen Feuerwehr in
Weikersdorf den Betrag von 12.000 fl. ſpendete, wurde
verfloſſenen Freitag von der Gemeinde Weikersdorf
durch deren Überbringung der Glückwünſche und durch
Überreichung eines prachtvollen Blumenſtraußes mit
90 goldenen Ähren geehrt.

(Theater-Nachricht.)

Heute Mittwoch,
den 24., geht zum Benefice unſeres beliebten erſten
Liebhabers Herrn Ed. Strauß F. v. Schiller’s mächtiges
Trauerſpiel „Die Räuber“ in Scene. Gewiſs
bedarf es keiner außerordentlichen Reclame, dieſem
verdienſtvollen Künſtler einen freudevollen Erfolg
durch ein volles Haus zu ſichern. Morgen Donnerstag,
den 25., geht der brillante Schwank „Zwei
Wappen“
von Blumenthal und Kadelburg in
Scene. Freitag, den 26., bleibt die Bühne geſchloſſen.
Samstag, den 27., geht zum erſtenmale „Die
lieben Kinder“,
Volksſtück in 3 Acten von
Victor Leon, in Scene. — Wir dürfen dieſer Auf-
führung mit vollſtem Intereſſe entgegenblicken, nach-
dem dieſes Werk eines beliebten Bühnenſchriftſtellers
ſowohl in Wien am Raimund Theater, als auch an
allen deutſchen Theatern, wo es bisher zur Vorſtellung
gelangte, ſich eines vollgiltigen Erfolges zu erfreuen
hatte. Sonntag, den 28., geht die Operette „Die
Glocken von Corneville“
in Scene.

Weltausſtellung Paris 1900.

Die
franzöſiſche Ausſtellungs-Direction hat nunmehr das
vom Handelsminiſter erlaſſene Reglement über die
Bedingungen des Eintritts in die Ausſtellung ver-
ſchickt, dem wir im Folgenden die für uns
intereſſanteſten Momente entnehmen. Der normale
Eintrittspreis wird an Wochentagen bis morgens
10 Uhr und von 6 Uhr abends an 2 Francs,
während der übrigen Tagesſtunden 1 Franc, an
Sonn- und geſetzlich anerkannten Feiertagen ſtets
1 Franc betragen. Eintrittskarten (tickets) werden
auf Grund des Beſitzes von Ausſtellungs-Antheils-
ſcheinen („bons de l’exposition“, die, im Nominal-
werte von 20 Francs ſtehend, jetzt aber bereits unter
demſelben erhältlich auf zwanzigmaligen Beſuch der
Ausſtellung Anſpruch geben, verlosbar ſind und auch
ſonſt verſchiedene Begünſtigungen bieten) an deren
Inhaber, außerdem gegen Bezahlung des Preiſes
bei den hiefür beſtimmten zahlreichen Verkaufsſtellen
(Tabakladen, Poſt- und Telegraphen-Bureaux, einige
Kioske an den Eingängen der Ausſtellung ꝛc.) aus-
gegeben. Jeder Ausſteller erhält für ſich eine auf
Namen lautende perſönliche Freikarte, die auf Ver-
langen des Ausſtellers jedoch auf den Namen eines
von ihm deſignierten Vertreters überſchrieben werden
kann, außerdem freien Eintritt gewährende Dienſt-
marken für Angeſtellte und Diener, deren Gegenwart
im Ausſtellungsbereiche von der Ausſtellungsdirection
als unumgänglich nothwendig anerkannt worden iſt.
Das Reglement kennt außerdem permanente oder
temporäre Freikarten für Mitglieder der Preſſe, für
Conceſſionäre und Unternehmer, endlich fallweiſe vom
Handelsminiſter im Intereſſe öffentlicher Bildungs-
zwecke zu gewährende Befreiungen für beſtimmte
Categorien von Ausſtellungsbeſuchern. Die fremd-
ländiſchen Ausſtellungscommiſſäre, Juroren und bei
der Inſtallation erforderlichen techniſchen Ausſtellungs-
organe erhalten gleich den frauzöſiſchen Functionären
freie Dienſtka[r]ten, das Diener- und Aufſichtsperſonal
Dienſtmarken („jetous“). Das Reglement enthält
ſtrenge Controlls- und Überwachungsbeſtimmungen.

Die jetzt in Deutſchland

veranſtaltete
Ausſtellung der königlichen Gartenbaugeſellſchaft zeigt
wieder deutlich, daſs der Orchideen-Cultus in Eng-
laud beſtändig in der Zunahme begriffen iſt. Aufſehen
erregte eine neue Orchideen-Art, die den Namen
„Sophrolaclio Mariottiana“ erhalten hat, mit einer
merkwürdigen Blüte von dunkel-orangerother Farbe.
Am auffallendſten aber war, wie ſich ſelbſt unter
[Spaltenumbruch] den Orchideen der Einfluſs des Krieges bemerkbar
macht. Eine ſehr ſchöne neue Orchidee mit einem
merkwürdigen großen oberen Kelchblatt trägt z. B.
den Namen „Sir Redvers Buller“. Ebenſo hieß eine
doppelte, ſcharlachrothe Primel-Art „General French“
und eine roſenrothe Primmelblüte „Lord Roberts“.

Turnverein Baden.

Die diesjährige
Hauptverſammlung des Turnvereines Baden findet
Freitag, den 26. d. M., in Kerſchbaum’s Gaſthaus
ſtatt. Die Tagesordnung derſelben iſt: 1. Bericht
des Turnrathes. 2 Bericht des Säckelwartes. 3.
Neuwahl des Turnrathes. 4. Anträge der Mitglieder
(müſſen 3 Tage vorher dem Turnrathe ſchriftlich
bekanntgegeben werden).

Öſterr. Eiſenbahnbeamtenverein.

Die Ortsgruppe Baden dieſes Vereines hält Mitt-
woch, den 7. Februar, 7 Uhr abends, im Hotel
Nagl (Neugaſſe) ihre vierte Jahresverſammlung ab,
deren Tagesordnung neben der Vorlage des Jahres-
berichtes und des Berichtes über die Caſſagebahrung
im abgelaufenen Vereinsjahre, die Neuwahl der
Functionäre bildet.

Ein falſches Gerücht.

Die von einigen
Wiener Blättern gebrachte Nachricht, daſs der hieſige
Klaviermacher Johann Radda von ſeiner Familie
als abgängig angezeigt wurde, iſt durch die That-
ſache hinfällig, daſs Radda am ſelben Tage (Sonn-
tag) nach der polizeilichen Anzeige abends zu ſeiner
Familie zurückkehrte. Wie wir erfahren, unternahm
Radda eine Geſchäftsreiſe nach Hernſtein, woſelbſt er
plötzlich erkrankte und ſeine Familie nicht rechtzeitig
von ſeinem unfreiwilligen Ausbleiben verſtändigen
konnte, was zu dem irrthümlichen Gerüchte Anlaſs gab.

Der Nachlaſs einer Amerikanerin.

Frau Camilla Keller, die angeblich ſehr reiche Ameri-
kanerin, welche ſeit 3 Jahren hier als Curgaſt in
Saus und Braus lebte und nach ihrem eigenen
Geſtändniſſe mehr zum Leben brauchte als ſie ver-
zehren durfte, und ſchließlich wegen unerlaubtem
Schuldenmachen mit dem Gerichte in Conflikt gerieth
und in Ermanglung von Beweiſen einer betrügeriſchen
Abſicht wieder in Freiheit geſetzt wurde, iſt vor
3 Wochen mit ihrem Sohne Reginald nach Amerika
zurückgekehrt, um daſelbſt das nöthige Geld für ihre
nachſehenden Gläubiger zu holen. Ob ſie wohl
kommen wird? Wie nobel die Amerikanerin, die ihren
Monatsfiaker hatte und nur die 1. Wagenclaſſe auf Bahn-
fahrten benützte, lebte, beweist der zurückgebliebene
Nachlaſs in ihrem Hotel. Die Amerikanerin hat es
verſtanden, bei den meiſten Geſchäftsleuten in genialer
Weiſe einen großartigen „Pump“ anzulegen. Der
Nachlaſs der Amerikanerin und der ihres Sohnes
Reginald, deſſen executive Feilbietung der Hotelier,
Herr Bruſatti, auf ſeine Schuld von 1700 fl. ge-
richtlich erwirkt hatte, fand am 22. und 23. d. M.
im öffentlichen Verſteigerungswege ſtatt. Vollgepfropfte
3 Koffer mit dem Inhalte von Kleidern, Nippesſachen,
Teppiche, Radfahrercoſtüme, photographiſche Apparate,
eine Unzahl von Lack- und Gummiſchuhen ꝛc. ꝛc., die
für eine ganze Familie auf Jahre hinaus gereicht
hätten, wurden von einem in großer Anzahl er-
ſchienenen kaufluſtigen Publicum billig erſtanden,
beiſpielsweiſe 57 gute Cravatten um 3 fl.

Die farbige Ohrfeige.

Die heiß-
blütigen Söhne und Töchter Frankreichs ſcheinen in
letzter Zeit ganz beſonders ſtark von Eiferſucht geplagt
zu werden. Faſt täglich hört man von einem Drama,
deſſen Urſache jene böſe Leidenſchaft iſt. Bald iſt es
ein betrogener Ehemann, der ſich auf grauſame Weiſe
an dem Liebhaber ſeiner Gattin rächt, bald eine ver-
laſſene „Geliebte“, die den wankelmüthigen Galan
mit Vitriol traktiert oder von ihren männlichen Ver-
wandten ermorden läſst. Alle Liebenden ſind glück-
licherweiſe nicht ſo brutal veranlagt. Eher komiſch
als tragiſch wirkt der Abſchluſs einer Eiferſuchtsſcene,
die ſich unlängſt zwiſchen zwei Damen abſpielte, denen
ein und derſelbe Cavalier den Hof machte. Mlle.
Lucienne ſchien ſchließlich doch die Bevorzugtere zu
ſein, und das erbitterte Mlle. Roſe derart, daſs ſie
ſich zu rächen beſchloſs. Sie verriet jedoch durch keine
Miene ihre ſchwarzen Pläne, mit denen ſie ſich trug.
Im Gegentheil, ſie überreichte ihrer „Freundin“ als
Neujahrsgabe zwei Flacons Parfüm. Lucienne fühlte
ihren Groll ſchwinden angeſichts dieſer zarten Auf-
merkſamkeit und machte ſich Vorwürfe, in letzter Zeit
ſo unfreundlich gegen die gute Roſe geweſen zu ſein.
In dieſer weichen Stimmung öffnete ſie ein Flacon
und befeuchtet ihr Geſicht ein wenig mit der duftenden
Eſſenz. Sie blickt dabei in den Spiegel und bemerkt,
wie die eingeriebene Stelle ihrer Haut ſich erſt blaſs-
grün, dann immer dunkler und zuletzt ſchwarz färbt.
Jetzt geht ihr ein Licht auf. Nachdem ſie ſich in einer
benachbarten Drogerie „chemiſch“ hatte reinigen laſſen,

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[3/0003] Nr. 7. Mittwoch Badener Zeitung. 24. Jänner 1900 Local-Nachrichten. — Ball der Stadt Baden 1900. Viele geſchäftige Hände ſind ſeit einigen Tagen eifrig an der Arbeit, um die Räume unſeres Curhauſes für den am 1. Februar 1900 abzuhaltenden Ball feſtlich zu ſchmücken. Die Feſträumlichkeiten, in welchen die Stadt Baden ihre Gäſte empfangen wird, prangen bereits in prächtigem Schmucke des ergrünenden Frühlings. Die gleißenden Lichtwellen der vielen elektriſchen Lampen werden das farbenprächtige Bild mit ſchimmernder Helle umfluten und all’ das Schöne noch mehr hervortreten laſſen, die Capelle Fuchs wird die ſüßen prickelnden Tanzweiſen aufſpielen und ein erſter Tänzer der Wiener Hofoper, Herr Alfred Rathner, die Cotillonfiguren arrangieren, die manch’ ſchöne Überraſchung zu bringen verſprechen. Das Comité hat aber auch für reizende Damenſpenden geſorgt, die jenen Damen und Mädchen, die Terp- ſichoren huldigen, ein Angedenken an frohe Feſt- ſtunden ſein werden. Das Reinerträgnis des Feſtes iſt für das „Kinderheim“ und die „Schulküche“ be- ſtimmt und im Intereſſe dieſer humanitären Inſtitute wünſchen wir, daſs dasſelbe recht anſehnlich werden möge. Die Verſendung der Einladungsbriefe und Ehrenkarten fand bereits ſtatt, und wollen eventuelle Reclamationen an das Comité gerichtet werden. — Gemeinde-Ausſchuſs-Sitzung. Donnerstag, den 25. Jänner 1900, nachmittags 4 Uhr, findet im ſtädt. Rathhausſaale zu Baden (Eingang Rathhausgaſſe 4, II. Stock), die Gemeinde- Ausſchuſs-Sitzung mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Mittheilungen. 2. Wahl eines Gemeinderathes. 3. Beſchluſsfaſſung über die Anträge des Bäderbau- comités. (Project betreffend das Dampfbad mit dem Marienhofe.) (Referent GA. Trauzl). 4. Vorlage des Jahresrechnungsabſchluſſes pro 1898. (Referent Herr GR. Fitzga.) 5. Anſuchen des proviſoriſchen Verwaltungsadjuncten Victor Schaffhauſen um deſi- nitive Anſtellung als Verwaltungsadjunct des Rath- ſchen allgem. öffentl. Krankenhauſes. (Referent Herr GR. Fitzga.) 6. Anſuchen der Curcommiſſion wegen Zuwendung eines Beitrages für Reclamezwecke. (Referent Herr GR. Fitzga.) 7. Anſuchen der Ehe- leute Leopold und Thereſia Fiſcher um käufliche Überlaſſung eines Grundtheiles an der Gumpolds- kirchnerſtraße. (Referent Herr GR. Fitzga.) 8. Antrag wegen Bewilligung einer Pauſchalremuneration für veterinärpolizeiliche Amtshandlungen des Thierarztes Franz Nißl. (Referent Herr GR. Reich.) 9. Anſuchen des Andreas Scherrer jun. um Bewilligung einer Auskocherei in Leesdorf, Waltersdorferſtraße 23. (Referent Herr GR. Schwarz.) — Perſonaleinkommenſteuer-Schätz- ungs-Commiſſion. Bei der am 22. d. M. ſtattgefundenen Wahl des I. Wahlkörpers wurde Herr Franz Burkhard, Fabrikant, zum Mitgliede, Herr Rudolf Malcher, Privatier, zum Stellvertreter in die Perſonaleinkommenſteuer-Schätzungs-Commiſſion ge- wählt. natürlich Mienel das Geſpräch auf den Beſuch des däniſchen Geſandten. „Schweig doch ſtill davon; die ganze Stadt lacht über Dich, daſs Du Dich haſt vom Schneider Sämann ſo narren laſſen!“ „Der Sämann war ja gar nicht zugegen.“ „Freilich war er dabei; er hat den Geſandten geſpielt.“ Wäre in dieſem Augenblick eine Bombe durchs Dach geflogen und explodiert, Mienel wäre nicht mehr erſchrocken, als über dieſe Mittheilung. Raſend vor Wuth ſtürzte ſie aus dem Zimmer in die Werk- ſtatt ihres Mannes und im höchſten Zorn ſchrie ſie denſelben an: „Alſo auf dieſe Weiſe wird bei uns das Geld zum Fenſter hinausgeworfen und ich zum Gelächter der ganzen Stadt gemacht; der Sämann, der Schalks- narr, war der Geſandte!“ Berg hatte ſie kommen ſehen und war auf dieſen Wuthausbruch vorbereitet. „Ja“, ſagte er, „der Sä- mann war der däniſche Geſandte, und fährſt Du fort, ſo miſerabel und ſo knapp für uns und unſere Leute zu kochen, wie früher, ſo ſpielt er auch noch den ſchwediſchen!“ Von dieſem Tage an kochte Mienel gut und reichlich; als aber die Faſtnacht kam, verſöhnte ſie ſich mit dem weiland Diplomaten und lud ihn an jenem Tage zu einem Schöpſenbraten ein, der von einem Hunde herſtammte, und zu Pfannkuchen, die in Leinöl gebraten waren. So rächte ſich Mienel am däniſchen Geſandten. — Warnung. Es wird hiemit neuerlich auf eine Bande von Abenteurer in Spanien aufmerkſam gemacht, welche unter allerlei Vorſpiegelungen leicht- gläubigen Perſonen Geldbeträge herauszulocken ver- ſucht. Dieſe Schwindelart, Entierro- (Vergrabungs-) Schwindel genannt, beſteht darin, daſs Briefe mit fingierter Adreſſe angefertigt werden, in welchen von Reichthümern, welche politiſch oder criminell compro- mitierte Perſonen vergraben haben ſollen, erzählt, und der Empfänger des Schreibens aufgefordert wird, durch Einſendung von Geldbeträgen an eine dritte Perſon oder an den Briefſteller ſelbſt, dazu behilflich zu ſein, einen angeblich in der Nähe des Wohn- ortes des Adreſſaten verborgenen Schatz zu heben. Von dem Einlangen derartiger Briefe wolle das hieſige Stadtpolizeiamt in Kenntnis geſetzt werden. — Der neunzigſte Geburtstag der hieſigen bekannten Wohlthäterin Frau Karoline Uetz- Redl, welche ſeinerzeit der freiwilligen Feuerwehr in Weikersdorf den Betrag von 12.000 fl. ſpendete, wurde verfloſſenen Freitag von der Gemeinde Weikersdorf durch deren Überbringung der Glückwünſche und durch Überreichung eines prachtvollen Blumenſtraußes mit 90 goldenen Ähren geehrt. — (Theater-Nachricht.) Heute Mittwoch, den 24., geht zum Benefice unſeres beliebten erſten Liebhabers Herrn Ed. Strauß F. v. Schiller’s mächtiges Trauerſpiel „Die Räuber“ in Scene. Gewiſs bedarf es keiner außerordentlichen Reclame, dieſem verdienſtvollen Künſtler einen freudevollen Erfolg durch ein volles Haus zu ſichern. Morgen Donnerstag, den 25., geht der brillante Schwank „Zwei Wappen“ von Blumenthal und Kadelburg in Scene. Freitag, den 26., bleibt die Bühne geſchloſſen. Samstag, den 27., geht zum erſtenmale „Die lieben Kinder“, Volksſtück in 3 Acten von Victor Leon, in Scene. — Wir dürfen dieſer Auf- führung mit vollſtem Intereſſe entgegenblicken, nach- dem dieſes Werk eines beliebten Bühnenſchriftſtellers ſowohl in Wien am Raimund Theater, als auch an allen deutſchen Theatern, wo es bisher zur Vorſtellung gelangte, ſich eines vollgiltigen Erfolges zu erfreuen hatte. Sonntag, den 28., geht die Operette „Die Glocken von Corneville“ in Scene. — Weltausſtellung Paris 1900. Die franzöſiſche Ausſtellungs-Direction hat nunmehr das vom Handelsminiſter erlaſſene Reglement über die Bedingungen des Eintritts in die Ausſtellung ver- ſchickt, dem wir im Folgenden die für uns intereſſanteſten Momente entnehmen. Der normale Eintrittspreis wird an Wochentagen bis morgens 10 Uhr und von 6 Uhr abends an 2 Francs, während der übrigen Tagesſtunden 1 Franc, an Sonn- und geſetzlich anerkannten Feiertagen ſtets 1 Franc betragen. Eintrittskarten (tickets) werden auf Grund des Beſitzes von Ausſtellungs-Antheils- ſcheinen („bons de l’exposition“, die, im Nominal- werte von 20 Francs ſtehend, jetzt aber bereits unter demſelben erhältlich auf zwanzigmaligen Beſuch der Ausſtellung Anſpruch geben, verlosbar ſind und auch ſonſt verſchiedene Begünſtigungen bieten) an deren Inhaber, außerdem gegen Bezahlung des Preiſes bei den hiefür beſtimmten zahlreichen Verkaufsſtellen (Tabakladen, Poſt- und Telegraphen-Bureaux, einige Kioske an den Eingängen der Ausſtellung ꝛc.) aus- gegeben. Jeder Ausſteller erhält für ſich eine auf Namen lautende perſönliche Freikarte, die auf Ver- langen des Ausſtellers jedoch auf den Namen eines von ihm deſignierten Vertreters überſchrieben werden kann, außerdem freien Eintritt gewährende Dienſt- marken für Angeſtellte und Diener, deren Gegenwart im Ausſtellungsbereiche von der Ausſtellungsdirection als unumgänglich nothwendig anerkannt worden iſt. Das Reglement kennt außerdem permanente oder temporäre Freikarten für Mitglieder der Preſſe, für Conceſſionäre und Unternehmer, endlich fallweiſe vom Handelsminiſter im Intereſſe öffentlicher Bildungs- zwecke zu gewährende Befreiungen für beſtimmte Categorien von Ausſtellungsbeſuchern. Die fremd- ländiſchen Ausſtellungscommiſſäre, Juroren und bei der Inſtallation erforderlichen techniſchen Ausſtellungs- organe erhalten gleich den frauzöſiſchen Functionären freie Dienſtkarten, das Diener- und Aufſichtsperſonal Dienſtmarken („jetous“). Das Reglement enthält ſtrenge Controlls- und Überwachungsbeſtimmungen. — Die jetzt in Deutſchland veranſtaltete Ausſtellung der königlichen Gartenbaugeſellſchaft zeigt wieder deutlich, daſs der Orchideen-Cultus in Eng- laud beſtändig in der Zunahme begriffen iſt. Aufſehen erregte eine neue Orchideen-Art, die den Namen „Sophrolaclio Mariottiana“ erhalten hat, mit einer merkwürdigen Blüte von dunkel-orangerother Farbe. Am auffallendſten aber war, wie ſich ſelbſt unter den Orchideen der Einfluſs des Krieges bemerkbar macht. Eine ſehr ſchöne neue Orchidee mit einem merkwürdigen großen oberen Kelchblatt trägt z. B. den Namen „Sir Redvers Buller“. Ebenſo hieß eine doppelte, ſcharlachrothe Primel-Art „General French“ und eine roſenrothe Primmelblüte „Lord Roberts“. — Turnverein Baden. Die diesjährige Hauptverſammlung des Turnvereines Baden findet Freitag, den 26. d. M., in Kerſchbaum’s Gaſthaus ſtatt. Die Tagesordnung derſelben iſt: 1. Bericht des Turnrathes. 2 Bericht des Säckelwartes. 3. Neuwahl des Turnrathes. 4. Anträge der Mitglieder (müſſen 3 Tage vorher dem Turnrathe ſchriftlich bekanntgegeben werden). — Öſterr. Eiſenbahnbeamtenverein. Die Ortsgruppe Baden dieſes Vereines hält Mitt- woch, den 7. Februar, 7 Uhr abends, im Hotel Nagl (Neugaſſe) ihre vierte Jahresverſammlung ab, deren Tagesordnung neben der Vorlage des Jahres- berichtes und des Berichtes über die Caſſagebahrung im abgelaufenen Vereinsjahre, die Neuwahl der Functionäre bildet. — Ein falſches Gerücht. Die von einigen Wiener Blättern gebrachte Nachricht, daſs der hieſige Klaviermacher Johann Radda von ſeiner Familie als abgängig angezeigt wurde, iſt durch die That- ſache hinfällig, daſs Radda am ſelben Tage (Sonn- tag) nach der polizeilichen Anzeige abends zu ſeiner Familie zurückkehrte. Wie wir erfahren, unternahm Radda eine Geſchäftsreiſe nach Hernſtein, woſelbſt er plötzlich erkrankte und ſeine Familie nicht rechtzeitig von ſeinem unfreiwilligen Ausbleiben verſtändigen konnte, was zu dem irrthümlichen Gerüchte Anlaſs gab. — Der Nachlaſs einer Amerikanerin. Frau Camilla Keller, die angeblich ſehr reiche Ameri- kanerin, welche ſeit 3 Jahren hier als Curgaſt in Saus und Braus lebte und nach ihrem eigenen Geſtändniſſe mehr zum Leben brauchte als ſie ver- zehren durfte, und ſchließlich wegen unerlaubtem Schuldenmachen mit dem Gerichte in Conflikt gerieth und in Ermanglung von Beweiſen einer betrügeriſchen Abſicht wieder in Freiheit geſetzt wurde, iſt vor 3 Wochen mit ihrem Sohne Reginald nach Amerika zurückgekehrt, um daſelbſt das nöthige Geld für ihre nachſehenden Gläubiger zu holen. Ob ſie wohl kommen wird? Wie nobel die Amerikanerin, die ihren Monatsfiaker hatte und nur die 1. Wagenclaſſe auf Bahn- fahrten benützte, lebte, beweist der zurückgebliebene Nachlaſs in ihrem Hotel. Die Amerikanerin hat es verſtanden, bei den meiſten Geſchäftsleuten in genialer Weiſe einen großartigen „Pump“ anzulegen. Der Nachlaſs der Amerikanerin und der ihres Sohnes Reginald, deſſen executive Feilbietung der Hotelier, Herr Bruſatti, auf ſeine Schuld von 1700 fl. ge- richtlich erwirkt hatte, fand am 22. und 23. d. M. im öffentlichen Verſteigerungswege ſtatt. Vollgepfropfte 3 Koffer mit dem Inhalte von Kleidern, Nippesſachen, Teppiche, Radfahrercoſtüme, photographiſche Apparate, eine Unzahl von Lack- und Gummiſchuhen ꝛc. ꝛc., die für eine ganze Familie auf Jahre hinaus gereicht hätten, wurden von einem in großer Anzahl er- ſchienenen kaufluſtigen Publicum billig erſtanden, beiſpielsweiſe 57 gute Cravatten um 3 fl. — Die farbige Ohrfeige. Die heiß- blütigen Söhne und Töchter Frankreichs ſcheinen in letzter Zeit ganz beſonders ſtark von Eiferſucht geplagt zu werden. Faſt täglich hört man von einem Drama, deſſen Urſache jene böſe Leidenſchaft iſt. Bald iſt es ein betrogener Ehemann, der ſich auf grauſame Weiſe an dem Liebhaber ſeiner Gattin rächt, bald eine ver- laſſene „Geliebte“, die den wankelmüthigen Galan mit Vitriol traktiert oder von ihren männlichen Ver- wandten ermorden läſst. Alle Liebenden ſind glück- licherweiſe nicht ſo brutal veranlagt. Eher komiſch als tragiſch wirkt der Abſchluſs einer Eiferſuchtsſcene, die ſich unlängſt zwiſchen zwei Damen abſpielte, denen ein und derſelbe Cavalier den Hof machte. Mlle. Lucienne ſchien ſchließlich doch die Bevorzugtere zu ſein, und das erbitterte Mlle. Roſe derart, daſs ſie ſich zu rächen beſchloſs. Sie verriet jedoch durch keine Miene ihre ſchwarzen Pläne, mit denen ſie ſich trug. Im Gegentheil, ſie überreichte ihrer „Freundin“ als Neujahrsgabe zwei Flacons Parfüm. Lucienne fühlte ihren Groll ſchwinden angeſichts dieſer zarten Auf- merkſamkeit und machte ſich Vorwürfe, in letzter Zeit ſo unfreundlich gegen die gute Roſe geweſen zu ſein. In dieſer weichen Stimmung öffnete ſie ein Flacon und befeuchtet ihr Geſicht ein wenig mit der duftenden Eſſenz. Sie blickt dabei in den Spiegel und bemerkt, wie die eingeriebene Stelle ihrer Haut ſich erſt blaſs- grün, dann immer dunkler und zuletzt ſchwarz färbt. Jetzt geht ihr ein Licht auf. Nachdem ſie ſich in einer benachbarten Drogerie „chemiſch“ hatte reinigen laſſen,

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 7, Baden (Niederösterreich), 24.01.1900, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener007_1900/3>, abgerufen am 21.11.2024.