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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 50. Bremen, 22. Juni 1852.

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    1850.     1851.     1852.
    Januar.... 13,977     17,240     12,709
    Februar.... 3,990     10,020     6,570
    März..... 6,690     18,108     23,155
    April..... 15,952     30,532     29,147
    Mai..... 45,340     36,680     40,778
    ---------------
    85,919     112,580     112,379

Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte, wenn die Berichte vom Continent
nicht übertrieben sind, im Laufe des Sommers die Einwanderung stärker
werden, als in irgend einem frühern Jahre und dadurch die Totalsumme
größer werden, als in 1851.     ( N. Y. H.=Z. )



Aus dem Tagebuche eines 1850 nach Valdivia Ausgewanderten.
( Fortsetzung. )

Die Klasse der Arbeiter sind, wie schon gesagt, Jndier, die mit einem
Tuch um die Lenden, einen Poncho von grober Wolle über den bloßen
Leib, einem Bande um den Kopf, geschickt in dem Werfen des Lassos
sind, um Pferde, oder Ochsen einzufangen, auch mit der Axt gut umzu-
gehen wissen, um Bäume zu fällen und zu beschlagen. Sie sind von
dunkler Farbe, von Seiten der Chilenen sehr verachtet. Da bis jetzt nur
sie es waren, welche arbeiteten, so kommt es, daß' die Klasse der Arbeiter
überhaupt sehr verachtet ist. Sie leben mit einer Menge von Hunden und
Pferden in elenden Hütten, oder im Freien, bauen sich ein wenig Weizen,
den sie sich rösten und dann mit Wasser genießen, oder sie leben von den
Früchten, die das Land im Ueberfluß wild gewährt, und schlachten sich
Vieh. - Die Weiber tragen ebenfalls ein Tuch um den Leib, ein feuer-
rothes Tuch über der Schulter, was über dem nackten Körper mit einer
1 Fuß langen Busennadel, gewöhnlich von Silber, zusammengehalten wird.
An dieser Busennadel geht eine gewundene Perlenschnur bis auf die andere
Schulter; eine ähnliche Perlenschnur geht um den Kopf; beide theilen sich
nach dem Reichthum in 12 bis 40 einzelne Schnüre, an deren jedem Ende
ein ordinärer Fingerhut hängt. Ein weiterer Schmuck sind Ohrringe; sie
bestehen aus einer viereckigen 2 bis 3 Quadratzoll großen silbernen Scheibe
mit eisernen Bügeln. Diese Jndianerrace ist theils heidnisch, theils christlich,
wenn man es so nennen will. Letztere haben nur die Form geändert, sind
getauft und fallen vor jedem Kreuz nieder, sonst wissen sie Nichts von
ihrer neuen Religion. Die Beschäftigung der Männer ist hauptsächlich
Reiten; sie reiten in und aus der Arbeit, sie reiten, ihr Vieh zu treiben,
ja selbst wenn man in einem nebenstehenden Hause Etwas zu thun hat,
setzt man sich auf und reitet vielleicht 3 Schritte. - Die Weiber kriegen
viele Kinder, die bis zu ihrem 13. Jahr, oft noch länger, nackend gehen; -
sie spinnen und weben für ihre Männer und sich die Lendentücher und
Ponchos, bereiten aber auch gestickte Teppiche zu den theuersten Preisen.
Die Heiden haben 12 und mehr Weiber. Eines ihrer Hauptgetränke wird
auf folgende Art bereitet. Die alten Weiber kauen Weizen, spucken dies
in große Töpfe und graben dieselben unter die Erde. Nach geschehener
Gährung ziehen sie davon eine Art sehr starken Branntwein. - Wenn
eine Frau gebären soll, kniet sie auf ihr Bett und wird mit den Händen
an einem Balken in die Höhe gezogen, und so in knieender Stellung das
Kind von ihr genommen. Denselben Tag wo möglich läuft sie wieder im
Hause herum. - Schauderhaft roh ist dies Volk. Als z. B. vor ein paar
Jahren ein Schiff, statt in den Hafen von Valdivia, sich in einen etwas
weiter hinaufliegenden verlaufen hatte, wurden sämmtliche weiblichen Passa-
giere, und zwar sehr angesehene spanische Sennora's, mit grausamer Wollust
zu Tode gequält, dann denselben ein Pfahl durch den Leib gespießt und
dergleichen Gräuelthaten mehr an ihren verübt.

Für jeden Deutschen, der hierher kommt, wiederhole ich, daß er mög-
lichst viel Spanisch lerne und zugleich sich so einrichte, daß er vor dem
Winter, also im Monat März oder April, eintrifft, um den Winter hin-
durch die Verhältnisse kennen zu lernen und dann mit dem Frühjahr,
September oder October, selbst ein Geschäft anfangen zu können. Niemand
glaube hierher kommen und schon die andere Woche in Thätigkeit sein zu können.

An diese allgemeinen Bemerkungen knüpfe ich die Schilderung meiner
ersten Geschäftsreise. Es war einer jener schauderhaften Regentage, die
man erleben muß, um den hiesigen Winter kennen zu lernen, als ich mit
meinem Schwager, unsere am Cruces bein San Jose gelegenen Lände-
reien zu besichtigen, mich mit einem andern Chilenen, Dormilon ( Schäfer )
genannt, in ein Boot mit 4 Jndianern setzte und durch die reißenden
Fluthen des Cruces mich hindurch zu arbeiten suchte. Unsere kleinen Güter
an einem Arm des Cruces passirend, gelangten wir bald in den Hauptstrom
selbst, unweit des Cap blanco, einer Hügelreihe, welche sich in den Fluß
erstreckt. Romantisch erheben sich von Weitem rechts und links die steilen
Klippen der Cordilleras, auf deren einzelnen Platten hin und wieder wei-
dende Heerden und einzelne Jndianerhütten zu bemerken sind. Eine Unzahl
majestätischer Schwäne, Enten, Gänse und anderer Vögel durchkreuzen den
Strom, dessen Ufer, obgleich im Winter, mit Guirlanden von Kopihon,
einer Cactus= oder tulpenähnlichen schönen Blume, bekränzt sind. - Doch
was sind alle diese Naturschönheiten, wenn der Regen in Strömen am
Körper hinabläuft und man fortwährend zu thun hat, die Massen von
Wasser aus dem Kahn zu schöpfen. - Dies Vergnügen währte den gan-
zen Tag durch, zugleich aber auch die herrlichste, mit einem von des Gärt-
ners Hand kunstvoll angelegten Garten zu vergleichende Gegend, dessen
Grenze der Wasserspiegel ist. - Mein dicker Compangero ( aber ja nicht
Compagnon! hier ein sehr schlimmes Wort ) , der Dormilon, zitterte vor
[Spaltenumbruch] Frost und Nässe und betete 100 Ave Maria's, um die Regengüsse zum
Stillstand zu bringen. Die Jndianer hatten ihre Lappen abgeworfen und
arbeiteten, wie die Pferde. Es wurde dunkel; schaurig dröhnte zu uns
herüber das 3 Meilen entfernt fluthende Meer; der Regen fiel in Strömen;
die Finsterniß nahm furchtbar zu. So quälten wir uns volle 3 Stunden,
als das süße Wort "Korcowao" ( Jndianerhütte ) erschallte. Jch, ohnehin
mit meiner triefenden Kaputze, einer Flinte und Säbel belastet, nahm mir
noch zwei Reisesäcke, wie man sie hier zu Lande über den Sattel legt,
nebst ein paar Pferdedecken auf den Rücken, und stieg, oder stolperte viel-
mehr, alle Augenblicke hinfallend, am Ufer hinauf, froh, mein Tagewerk
vollbracht zu haben. Was für eine Beschreibung soll ich von dieser Hütte
machen? - Denkt Euch einige Pfähle in die Erde gesteckt und darüber ein
Dach von Gras, so ist die Hütte fertig. Jn der Mitte lagen drei [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]Baum-
stämme, bei flackerndem Feuer ein wenig Wärme versprechend, um diese
herum einige braune halbnackte Weiber und ein halbes Schock Hunde.
Wenn ich auch die Unmasse Flöhe erwähnen will, welche Jedem gleich
entgegen sprangen, so wäre das Bild des Schmutzes eigentlich doch noch
nicht fertig. - Wir hingen unsere Sachen zum Trocknen auf, aßen ein
wenig gerösteten Weizen mit Wasser und legten uns dann in der Nähe
des Feuers schlafen. Von den Flöhen schrecklich gepeinigt, standen wir
am andern Tage ermattet auf; mein Schwager, welcher an dergleichen
Reisen längst gewöhnt ist, lachte mich wegen meiner Kopfschmerzen herzlich
aus. Nach eingenommener Mahlzeit von Weizen und Wasser nahmen wir
uns, um schneller fortzukommen, ein Kanoo ( ausgehöhlter Baumstamm )
und ruderten mit unserer Last unter strömendem Regen weiter. Reißend
war der Strom, und so kam es, daß wir erst binnen 8 Stunden in
Cruces ankamen. - Cruces ist ein Ort von einzelnen Hütten, hat
ungeheuer viel Obstbäume, hauptsächlich Pfirsiche. Die Lage selbst ist
romantisch, eine Halbinsel, eingeschlossen von reizenden Strömen, welche
durch hohe majestätische Gebirge begränzt werden. - Das Fort, früher
von den Spaniern gebaut, besteht aus einigen Erdhaufen mit Pfahlwerk
und einer zerbrochenen Kanone. Es wurde von den Jndianern eingenom-
men, zerstört und die Besatzung massakrirt. - Eine wenig bessere Nacht-
herberge wurde uns hier zu Theil; wir konnten Hühner und Fleisch
bekommen, welche wir uns an einem hölzernen Spieß über dem Feuer
brieten und mit türkischem Pfeffer gewürzt verzehrten. - Da wir den
andern Tag noch keine Pferde hier hatten, so ging ich auf die Jagd, um
durch einige wilde Enten unserm Mittagsessen etwas mehr Abwechselung
zu geben. - Den andern Tag ging unsere Reise zu Pferde weiter nach
San Jose. - Der Weg ist schön zu nennen, d. h. es ist ein Fußsteig
durch den Urwald, den hin und wieder Baumstämme, Schlingpflanzen
versperren, über oder durch die man sich hindurcharbeiten muß. Einige
Jndianerhütten bieten Abwechselung, bis man nach Tres Cruces kommt,
wo man, angelangt auf der Spitze eines Berges, eine bezaubernde Aus-
sicht auf 3 Cruces ( drei einzelne Gehöfte ) , den Strom vor San Jose,
dessen Pampas, bis in die unendlichen Ebenen der Jndianer und nach dem
großen weißen vulkanischen Schneekegel bei Villa rica hat. Der Reichthum
der Natur in diesem Lande ist unbeschreiblich. Auch liegen noch Millionen
von Unzen wirklichen Goldes, um das vor vielen Jahren Tausende von
Spaniern ihr Blut vergossen haben, unter seiner Oberfläche.

Um 3 Uhr Nachmittags kam ich in San Jose an; ermattet von der
Reise, wurde der Rest des Tages der Ruhe gewidmet. Den andern Tag
besuchte ich die Kirche und einige der dortigen Besitzungen. Die Kirche
ist weiter nichts, als ein Vethaus, das von einem Bruder ( Jtaliener )
besorgt wird; der Ort selbst nichts, als einzeln stehende Hütten, von
Chilenen und Jndianern bewohnt. - Am Montag ritt ich mit meinem
Schwager unter die Jndianer, welche noch ganz roh und Heiden sind.
Nach 4 Stunden Wegs gelangten wir in die erste Niederlassung, von wo
wir, Tauschhandel treibend und von einer Niederlassung in die andere
reitend, endlich in Mailoff ankamen. -     ( Schluß folgt. )



Vermischtes.

- Auf dem von St. Louis stromaufwärts fahrenden Dampfschiffe
"Martha Nr. 2" kam es kürzlich zu einer blutigen Metzelei zwischen der
Mannschaft und einer deutschen Familie aus Pensylvanien, die nach
Jowa übersiedeln wollte. Die Veranlassung war der Versuch Eines aus
der Mannschaft, der Familienmutter Gewalt anzuthun. Jn Folge davon
liegen der Vater und seine 2 Söhne hoffnungslos in Louisiana danieder;
auch 3 aus der Mannschaft müssen mit dem Leben für ihre Brutalität
büßen. Der Kapitän hat sich mit den Uebrigen aus dem Staube gemacht.

Die Eisenbahn zwischen Detroit und Chicago ist jetzt ihrer ganzen
Länge nach eröffnet, und die Frequenz auf derselben wird während des
Sommers sehr bedeutend sein. Jn sämmtlichen westlichen Staaten der
Union werden in diesem Jahre ausgedehnte Eisenbahnbauten unternommen,
wozu die nöthigen Mittel durch den großen Geldüberfluß in den östlichen
Märkten beschafft werden. Man baut dort die Bahnen weniger für den vor-
handenen
Verkehr, als um neuen zu schaffen und Länderstriche zu bevölkern.

Berichten aus St. Thomas vom 22. Mai ( per Orinoco ) zufolge,
grassirte in Georgetown ( Demerara ) das gelbe Fieber im höchsten Grade
und hatte auf mehreren Schiffen die ganze Mannschaft weggerafft. ( H. B. )

- Die von Washington nach Californien gesandte Commission
zur Regelung der vielfach bestrittenen Besitztitel dortiger Län-
dereien ist an Ort und Stelle in Thätigkeit getreten.

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    1850.     1851.     1852.
    Januar.... 13,977     17,240     12,709
    Februar.... 3,990     10,020     6,570
    März..... 6,690     18,108     23,155
    April..... 15,952     30,532     29,147
    Mai..... 45,340     36,680     40,778
    –––––––––––––––
    85,919     112,580     112,379

Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte, wenn die Berichte vom Continent
nicht übertrieben sind, im Laufe des Sommers die Einwanderung stärker
werden, als in irgend einem frühern Jahre und dadurch die Totalsumme
größer werden, als in 1851.     ( N. Y. H.=Z. )



Aus dem Tagebuche eines 1850 nach Valdivia Ausgewanderten.
( Fortsetzung. )

Die Klasse der Arbeiter sind, wie schon gesagt, Jndier, die mit einem
Tuch um die Lenden, einen Poncho von grober Wolle über den bloßen
Leib, einem Bande um den Kopf, geschickt in dem Werfen des Lassos
sind, um Pferde, oder Ochsen einzufangen, auch mit der Axt gut umzu-
gehen wissen, um Bäume zu fällen und zu beschlagen. Sie sind von
dunkler Farbe, von Seiten der Chilenen sehr verachtet. Da bis jetzt nur
sie es waren, welche arbeiteten, so kommt es, daß' die Klasse der Arbeiter
überhaupt sehr verachtet ist. Sie leben mit einer Menge von Hunden und
Pferden in elenden Hütten, oder im Freien, bauen sich ein wenig Weizen,
den sie sich rösten und dann mit Wasser genießen, oder sie leben von den
Früchten, die das Land im Ueberfluß wild gewährt, und schlachten sich
Vieh. – Die Weiber tragen ebenfalls ein Tuch um den Leib, ein feuer-
rothes Tuch über der Schulter, was über dem nackten Körper mit einer
1 Fuß langen Busennadel, gewöhnlich von Silber, zusammengehalten wird.
An dieser Busennadel geht eine gewundene Perlenschnur bis auf die andere
Schulter; eine ähnliche Perlenschnur geht um den Kopf; beide theilen sich
nach dem Reichthum in 12 bis 40 einzelne Schnüre, an deren jedem Ende
ein ordinärer Fingerhut hängt. Ein weiterer Schmuck sind Ohrringe; sie
bestehen aus einer viereckigen 2 bis 3 Quadratzoll großen silbernen Scheibe
mit eisernen Bügeln. Diese Jndianerraçe ist theils heidnisch, theils christlich,
wenn man es so nennen will. Letztere haben nur die Form geändert, sind
getauft und fallen vor jedem Kreuz nieder, sonst wissen sie Nichts von
ihrer neuen Religion. Die Beschäftigung der Männer ist hauptsächlich
Reiten; sie reiten in und aus der Arbeit, sie reiten, ihr Vieh zu treiben,
ja selbst wenn man in einem nebenstehenden Hause Etwas zu thun hat,
setzt man sich auf und reitet vielleicht 3 Schritte. – Die Weiber kriegen
viele Kinder, die bis zu ihrem 13. Jahr, oft noch länger, nackend gehen; –
sie spinnen und weben für ihre Männer und sich die Lendentücher und
Ponchos, bereiten aber auch gestickte Teppiche zu den theuersten Preisen.
Die Heiden haben 12 und mehr Weiber. Eines ihrer Hauptgetränke wird
auf folgende Art bereitet. Die alten Weiber kauen Weizen, spucken dies
in große Töpfe und graben dieselben unter die Erde. Nach geschehener
Gährung ziehen sie davon eine Art sehr starken Branntwein. – Wenn
eine Frau gebären soll, kniet sie auf ihr Bett und wird mit den Händen
an einem Balken in die Höhe gezogen, und so in knieender Stellung das
Kind von ihr genommen. Denselben Tag wo möglich läuft sie wieder im
Hause herum. – Schauderhaft roh ist dies Volk. Als z. B. vor ein paar
Jahren ein Schiff, statt in den Hafen von Valdivia, sich in einen etwas
weiter hinaufliegenden verlaufen hatte, wurden sämmtliche weiblichen Passa-
giere, und zwar sehr angesehene spanische Sennora's, mit grausamer Wollust
zu Tode gequält, dann denselben ein Pfahl durch den Leib gespießt und
dergleichen Gräuelthaten mehr an ihren verübt.

Für jeden Deutschen, der hierher kommt, wiederhole ich, daß er mög-
lichst viel Spanisch lerne und zugleich sich so einrichte, daß er vor dem
Winter, also im Monat März oder April, eintrifft, um den Winter hin-
durch die Verhältnisse kennen zu lernen und dann mit dem Frühjahr,
September oder October, selbst ein Geschäft anfangen zu können. Niemand
glaube hierher kommen und schon die andere Woche in Thätigkeit sein zu können.

An diese allgemeinen Bemerkungen knüpfe ich die Schilderung meiner
ersten Geschäftsreise. Es war einer jener schauderhaften Regentage, die
man erleben muß, um den hiesigen Winter kennen zu lernen, als ich mit
meinem Schwager, unsere am Cruces bein San José gelegenen Lände-
reien zu besichtigen, mich mit einem andern Chilenen, Dormilon ( Schäfer )
genannt, in ein Boot mit 4 Jndianern setzte und durch die reißenden
Fluthen des Cruces mich hindurch zu arbeiten suchte. Unsere kleinen Güter
an einem Arm des Cruces passirend, gelangten wir bald in den Hauptstrom
selbst, unweit des Cap blanco, einer Hügelreihe, welche sich in den Fluß
erstreckt. Romantisch erheben sich von Weitem rechts und links die steilen
Klippen der Cordilleras, auf deren einzelnen Platten hin und wieder wei-
dende Heerden und einzelne Jndianerhütten zu bemerken sind. Eine Unzahl
majestätischer Schwäne, Enten, Gänse und anderer Vögel durchkreuzen den
Strom, dessen Ufer, obgleich im Winter, mit Guirlanden von Kopihon,
einer Cactus= oder tulpenähnlichen schönen Blume, bekränzt sind. – Doch
was sind alle diese Naturschönheiten, wenn der Regen in Strömen am
Körper hinabläuft und man fortwährend zu thun hat, die Massen von
Wasser aus dem Kahn zu schöpfen. – Dies Vergnügen währte den gan-
zen Tag durch, zugleich aber auch die herrlichste, mit einem von des Gärt-
ners Hand kunstvoll angelegten Garten zu vergleichende Gegend, dessen
Grenze der Wasserspiegel ist. – Mein dicker Compangero ( aber ja nicht
Compagnon! hier ein sehr schlimmes Wort ) , der Dormilon, zitterte vor
[Spaltenumbruch] Frost und Nässe und betete 100 Ave Maria's, um die Regengüsse zum
Stillstand zu bringen. Die Jndianer hatten ihre Lappen abgeworfen und
arbeiteten, wie die Pferde. Es wurde dunkel; schaurig dröhnte zu uns
herüber das 3 Meilen entfernt fluthende Meer; der Regen fiel in Strömen;
die Finsterniß nahm furchtbar zu. So quälten wir uns volle 3 Stunden,
als das süße Wort „Korcowao“ ( Jndianerhütte ) erschallte. Jch, ohnehin
mit meiner triefenden Kaputze, einer Flinte und Säbel belastet, nahm mir
noch zwei Reisesäcke, wie man sie hier zu Lande über den Sattel legt,
nebst ein paar Pferdedecken auf den Rücken, und stieg, oder stolperte viel-
mehr, alle Augenblicke hinfallend, am Ufer hinauf, froh, mein Tagewerk
vollbracht zu haben. Was für eine Beschreibung soll ich von dieser Hütte
machen? – Denkt Euch einige Pfähle in die Erde gesteckt und darüber ein
Dach von Gras, so ist die Hütte fertig. Jn der Mitte lagen drei [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]Baum-
stämme, bei flackerndem Feuer ein wenig Wärme versprechend, um diese
herum einige braune halbnackte Weiber und ein halbes Schock Hunde.
Wenn ich auch die Unmasse Flöhe erwähnen will, welche Jedem gleich
entgegen sprangen, so wäre das Bild des Schmutzes eigentlich doch noch
nicht fertig. – Wir hingen unsere Sachen zum Trocknen auf, aßen ein
wenig gerösteten Weizen mit Wasser und legten uns dann in der Nähe
des Feuers schlafen. Von den Flöhen schrecklich gepeinigt, standen wir
am andern Tage ermattet auf; mein Schwager, welcher an dergleichen
Reisen längst gewöhnt ist, lachte mich wegen meiner Kopfschmerzen herzlich
aus. Nach eingenommener Mahlzeit von Weizen und Wasser nahmen wir
uns, um schneller fortzukommen, ein Kanoo ( ausgehöhlter Baumstamm )
und ruderten mit unserer Last unter strömendem Regen weiter. Reißend
war der Strom, und so kam es, daß wir erst binnen 8 Stunden in
Cruces ankamen. – Cruces ist ein Ort von einzelnen Hütten, hat
ungeheuer viel Obstbäume, hauptsächlich Pfirsiche. Die Lage selbst ist
romantisch, eine Halbinsel, eingeschlossen von reizenden Strömen, welche
durch hohe majestätische Gebirge begränzt werden. – Das Fort, früher
von den Spaniern gebaut, besteht aus einigen Erdhaufen mit Pfahlwerk
und einer zerbrochenen Kanone. Es wurde von den Jndianern eingenom-
men, zerstört und die Besatzung massakrirt. – Eine wenig bessere Nacht-
herberge wurde uns hier zu Theil; wir konnten Hühner und Fleisch
bekommen, welche wir uns an einem hölzernen Spieß über dem Feuer
brieten und mit türkischem Pfeffer gewürzt verzehrten. – Da wir den
andern Tag noch keine Pferde hier hatten, so ging ich auf die Jagd, um
durch einige wilde Enten unserm Mittagsessen etwas mehr Abwechselung
zu geben. – Den andern Tag ging unsere Reise zu Pferde weiter nach
San Jose. – Der Weg ist schön zu nennen, d. h. es ist ein Fußsteig
durch den Urwald, den hin und wieder Baumstämme, Schlingpflanzen
versperren, über oder durch die man sich hindurcharbeiten muß. Einige
Jndianerhütten bieten Abwechselung, bis man nach Tres Cruces kommt,
wo man, angelangt auf der Spitze eines Berges, eine bezaubernde Aus-
sicht auf 3 Cruces ( drei einzelne Gehöfte ) , den Strom vor San José,
dessen Pampas, bis in die unendlichen Ebenen der Jndianer und nach dem
großen weißen vulkanischen Schneekegel bei Villa rica hat. Der Reichthum
der Natur in diesem Lande ist unbeschreiblich. Auch liegen noch Millionen
von Unzen wirklichen Goldes, um das vor vielen Jahren Tausende von
Spaniern ihr Blut vergossen haben, unter seiner Oberfläche.

Um 3 Uhr Nachmittags kam ich in San José an; ermattet von der
Reise, wurde der Rest des Tages der Ruhe gewidmet. Den andern Tag
besuchte ich die Kirche und einige der dortigen Besitzungen. Die Kirche
ist weiter nichts, als ein Vethaus, das von einem Bruder ( Jtaliener )
besorgt wird; der Ort selbst nichts, als einzeln stehende Hütten, von
Chilenen und Jndianern bewohnt. – Am Montag ritt ich mit meinem
Schwager unter die Jndianer, welche noch ganz roh und Heiden sind.
Nach 4 Stunden Wegs gelangten wir in die erste Niederlassung, von wo
wir, Tauschhandel treibend und von einer Niederlassung in die andere
reitend, endlich in Mailoff ankamen. –     ( Schluß folgt. )



Vermischtes.

– Auf dem von St. Louis stromaufwärts fahrenden Dampfschiffe
„Martha Nr. 2“ kam es kürzlich zu einer blutigen Metzelei zwischen der
Mannschaft und einer deutschen Familie aus Pensylvanien, die nach
Jowa übersiedeln wollte. Die Veranlassung war der Versuch Eines aus
der Mannschaft, der Familienmutter Gewalt anzuthun. Jn Folge davon
liegen der Vater und seine 2 Söhne hoffnungslos in Louisiana danieder;
auch 3 aus der Mannschaft müssen mit dem Leben für ihre Brutalität
büßen. Der Kapitän hat sich mit den Uebrigen aus dem Staube gemacht.

Die Eisenbahn zwischen Detroit und Chicago ist jetzt ihrer ganzen
Länge nach eröffnet, und die Frequenz auf derselben wird während des
Sommers sehr bedeutend sein. Jn sämmtlichen westlichen Staaten der
Union werden in diesem Jahre ausgedehnte Eisenbahnbauten unternommen,
wozu die nöthigen Mittel durch den großen Geldüberfluß in den östlichen
Märkten beschafft werden. Man baut dort die Bahnen weniger für den vor-
handenen
Verkehr, als um neuen zu schaffen und Länderstriche zu bevölkern.

Berichten aus St. Thomas vom 22. Mai ( per Orinoco ) zufolge,
grassirte in Georgetown ( Demerara ) das gelbe Fieber im höchsten Grade
und hatte auf mehreren Schiffen die ganze Mannschaft weggerafft. ( H. B. )

– Die von Washington nach Californien gesandte Commission
zur Regelung der vielfach bestrittenen Besitztitel dortiger Län-
dereien ist an Ort und Stelle in Thätigkeit getreten.

[Ende Spaltensatz]
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[201/0003] 201 1850. 1851. 1852. Januar.... 13,977 17,240 12,709 Februar.... 3,990 10,020 6,570 März..... 6,690 18,108 23,155 April..... 15,952 30,532 29,147 Mai..... 45,340 36,680 40,778 ––––––––––––––– 85,919 112,580 112,379 Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte, wenn die Berichte vom Continent nicht übertrieben sind, im Laufe des Sommers die Einwanderung stärker werden, als in irgend einem frühern Jahre und dadurch die Totalsumme größer werden, als in 1851. ( N. Y. H.=Z. ) Aus dem Tagebuche eines 1850 nach Valdivia Ausgewanderten. ( Fortsetzung. ) Die Klasse der Arbeiter sind, wie schon gesagt, Jndier, die mit einem Tuch um die Lenden, einen Poncho von grober Wolle über den bloßen Leib, einem Bande um den Kopf, geschickt in dem Werfen des Lassos sind, um Pferde, oder Ochsen einzufangen, auch mit der Axt gut umzu- gehen wissen, um Bäume zu fällen und zu beschlagen. Sie sind von dunkler Farbe, von Seiten der Chilenen sehr verachtet. Da bis jetzt nur sie es waren, welche arbeiteten, so kommt es, daß' die Klasse der Arbeiter überhaupt sehr verachtet ist. Sie leben mit einer Menge von Hunden und Pferden in elenden Hütten, oder im Freien, bauen sich ein wenig Weizen, den sie sich rösten und dann mit Wasser genießen, oder sie leben von den Früchten, die das Land im Ueberfluß wild gewährt, und schlachten sich Vieh. – Die Weiber tragen ebenfalls ein Tuch um den Leib, ein feuer- rothes Tuch über der Schulter, was über dem nackten Körper mit einer 1 Fuß langen Busennadel, gewöhnlich von Silber, zusammengehalten wird. An dieser Busennadel geht eine gewundene Perlenschnur bis auf die andere Schulter; eine ähnliche Perlenschnur geht um den Kopf; beide theilen sich nach dem Reichthum in 12 bis 40 einzelne Schnüre, an deren jedem Ende ein ordinärer Fingerhut hängt. Ein weiterer Schmuck sind Ohrringe; sie bestehen aus einer viereckigen 2 bis 3 Quadratzoll großen silbernen Scheibe mit eisernen Bügeln. Diese Jndianerraçe ist theils heidnisch, theils christlich, wenn man es so nennen will. Letztere haben nur die Form geändert, sind getauft und fallen vor jedem Kreuz nieder, sonst wissen sie Nichts von ihrer neuen Religion. Die Beschäftigung der Männer ist hauptsächlich Reiten; sie reiten in und aus der Arbeit, sie reiten, ihr Vieh zu treiben, ja selbst wenn man in einem nebenstehenden Hause Etwas zu thun hat, setzt man sich auf und reitet vielleicht 3 Schritte. – Die Weiber kriegen viele Kinder, die bis zu ihrem 13. Jahr, oft noch länger, nackend gehen; – sie spinnen und weben für ihre Männer und sich die Lendentücher und Ponchos, bereiten aber auch gestickte Teppiche zu den theuersten Preisen. Die Heiden haben 12 und mehr Weiber. Eines ihrer Hauptgetränke wird auf folgende Art bereitet. Die alten Weiber kauen Weizen, spucken dies in große Töpfe und graben dieselben unter die Erde. Nach geschehener Gährung ziehen sie davon eine Art sehr starken Branntwein. – Wenn eine Frau gebären soll, kniet sie auf ihr Bett und wird mit den Händen an einem Balken in die Höhe gezogen, und so in knieender Stellung das Kind von ihr genommen. Denselben Tag wo möglich läuft sie wieder im Hause herum. – Schauderhaft roh ist dies Volk. Als z. B. vor ein paar Jahren ein Schiff, statt in den Hafen von Valdivia, sich in einen etwas weiter hinaufliegenden verlaufen hatte, wurden sämmtliche weiblichen Passa- giere, und zwar sehr angesehene spanische Sennora's, mit grausamer Wollust zu Tode gequält, dann denselben ein Pfahl durch den Leib gespießt und dergleichen Gräuelthaten mehr an ihren verübt. Für jeden Deutschen, der hierher kommt, wiederhole ich, daß er mög- lichst viel Spanisch lerne und zugleich sich so einrichte, daß er vor dem Winter, also im Monat März oder April, eintrifft, um den Winter hin- durch die Verhältnisse kennen zu lernen und dann mit dem Frühjahr, September oder October, selbst ein Geschäft anfangen zu können. Niemand glaube hierher kommen und schon die andere Woche in Thätigkeit sein zu können. An diese allgemeinen Bemerkungen knüpfe ich die Schilderung meiner ersten Geschäftsreise. Es war einer jener schauderhaften Regentage, die man erleben muß, um den hiesigen Winter kennen zu lernen, als ich mit meinem Schwager, unsere am Cruces bein San José gelegenen Lände- reien zu besichtigen, mich mit einem andern Chilenen, Dormilon ( Schäfer ) genannt, in ein Boot mit 4 Jndianern setzte und durch die reißenden Fluthen des Cruces mich hindurch zu arbeiten suchte. Unsere kleinen Güter an einem Arm des Cruces passirend, gelangten wir bald in den Hauptstrom selbst, unweit des Cap blanco, einer Hügelreihe, welche sich in den Fluß erstreckt. Romantisch erheben sich von Weitem rechts und links die steilen Klippen der Cordilleras, auf deren einzelnen Platten hin und wieder wei- dende Heerden und einzelne Jndianerhütten zu bemerken sind. Eine Unzahl majestätischer Schwäne, Enten, Gänse und anderer Vögel durchkreuzen den Strom, dessen Ufer, obgleich im Winter, mit Guirlanden von Kopihon, einer Cactus= oder tulpenähnlichen schönen Blume, bekränzt sind. – Doch was sind alle diese Naturschönheiten, wenn der Regen in Strömen am Körper hinabläuft und man fortwährend zu thun hat, die Massen von Wasser aus dem Kahn zu schöpfen. – Dies Vergnügen währte den gan- zen Tag durch, zugleich aber auch die herrlichste, mit einem von des Gärt- ners Hand kunstvoll angelegten Garten zu vergleichende Gegend, dessen Grenze der Wasserspiegel ist. – Mein dicker Compangero ( aber ja nicht Compagnon! hier ein sehr schlimmes Wort ) , der Dormilon, zitterte vor Frost und Nässe und betete 100 Ave Maria's, um die Regengüsse zum Stillstand zu bringen. Die Jndianer hatten ihre Lappen abgeworfen und arbeiteten, wie die Pferde. Es wurde dunkel; schaurig dröhnte zu uns herüber das 3 Meilen entfernt fluthende Meer; der Regen fiel in Strömen; die Finsterniß nahm furchtbar zu. So quälten wir uns volle 3 Stunden, als das süße Wort „Korcowao“ ( Jndianerhütte ) erschallte. Jch, ohnehin mit meiner triefenden Kaputze, einer Flinte und Säbel belastet, nahm mir noch zwei Reisesäcke, wie man sie hier zu Lande über den Sattel legt, nebst ein paar Pferdedecken auf den Rücken, und stieg, oder stolperte viel- mehr, alle Augenblicke hinfallend, am Ufer hinauf, froh, mein Tagewerk vollbracht zu haben. Was für eine Beschreibung soll ich von dieser Hütte machen? – Denkt Euch einige Pfähle in die Erde gesteckt und darüber ein Dach von Gras, so ist die Hütte fertig. Jn der Mitte lagen drei _____Baum- stämme, bei flackerndem Feuer ein wenig Wärme versprechend, um diese herum einige braune halbnackte Weiber und ein halbes Schock Hunde. 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Einige Jndianerhütten bieten Abwechselung, bis man nach Tres Cruces kommt, wo man, angelangt auf der Spitze eines Berges, eine bezaubernde Aus- sicht auf 3 Cruces ( drei einzelne Gehöfte ) , den Strom vor San José, dessen Pampas, bis in die unendlichen Ebenen der Jndianer und nach dem großen weißen vulkanischen Schneekegel bei Villa rica hat. Der Reichthum der Natur in diesem Lande ist unbeschreiblich. Auch liegen noch Millionen von Unzen wirklichen Goldes, um das vor vielen Jahren Tausende von Spaniern ihr Blut vergossen haben, unter seiner Oberfläche. Um 3 Uhr Nachmittags kam ich in San José an; ermattet von der Reise, wurde der Rest des Tages der Ruhe gewidmet. Den andern Tag besuchte ich die Kirche und einige der dortigen Besitzungen. Die Kirche ist weiter nichts, als ein Vethaus, das von einem Bruder ( Jtaliener ) besorgt wird; der Ort selbst nichts, als einzeln stehende Hütten, von Chilenen und Jndianern bewohnt. – Am Montag ritt ich mit meinem Schwager unter die Jndianer, welche noch ganz roh und Heiden sind. Nach 4 Stunden Wegs gelangten wir in die erste Niederlassung, von wo wir, Tauschhandel treibend und von einer Niederlassung in die andere reitend, endlich in Mailoff ankamen. – ( Schluß folgt. ) Vermischtes. – Auf dem von St. Louis stromaufwärts fahrenden Dampfschiffe „Martha Nr. 2“ kam es kürzlich zu einer blutigen Metzelei zwischen der Mannschaft und einer deutschen Familie aus Pensylvanien, die nach Jowa übersiedeln wollte. Die Veranlassung war der Versuch Eines aus der Mannschaft, der Familienmutter Gewalt anzuthun. Jn Folge davon liegen der Vater und seine 2 Söhne hoffnungslos in Louisiana danieder; auch 3 aus der Mannschaft müssen mit dem Leben für ihre Brutalität büßen. Der Kapitän hat sich mit den Uebrigen aus dem Staube gemacht. Die Eisenbahn zwischen Detroit und Chicago ist jetzt ihrer ganzen Länge nach eröffnet, und die Frequenz auf derselben wird während des Sommers sehr bedeutend sein. Jn sämmtlichen westlichen Staaten der Union werden in diesem Jahre ausgedehnte Eisenbahnbauten unternommen, wozu die nöthigen Mittel durch den großen Geldüberfluß in den östlichen Märkten beschafft werden. Man baut dort die Bahnen weniger für den vor- handenen Verkehr, als um neuen zu schaffen und Länderstriche zu bevölkern. Berichten aus St. Thomas vom 22. Mai ( per Orinoco ) zufolge, grassirte in Georgetown ( Demerara ) das gelbe Fieber im höchsten Grade und hatte auf mehreren Schiffen die ganze Mannschaft weggerafft. ( H. B. ) – Die von Washington nach Californien gesandte Commission zur Regelung der vielfach bestrittenen Besitztitel dortiger Län- dereien ist an Ort und Stelle in Thätigkeit getreten.

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 50. Bremen, 22. Juni 1852, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung050_1852/3>, abgerufen am 16.06.2024.