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Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 49. Bremen, 18. Juni 1852.

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[Beginn Spaltensatz] West=Str., wo der Einwanderer mit der größten Sicherheit die Original-
Billete lösen kann. Diese Bahn wird aber wahrscheinlich dasselbe Schicksal
haben, wie die Newyork=Erie=Eisenbahn, nämlich von den Runnern, Mäk-
lern, Wirthen als die scheußlichste und betrügerischeste Beförderung dar-
gestellt zu werden, - warum? - weil sie Nichts dort verdienen. Beide
Eisenbahn=Compagnieen haben es sich zur Pflicht gemacht, ihre Billete in
Newyork nicht als Gegenstand einer schändlichen Spekulation zur Ausbente
der unkundigen Einwanderer auf den Markt zu bringen, vielmehr dieselben
zu den bestimmten festgesetzten Preisen auf ihren Bureaus zu verkaufen.



Monats-Bericht
des Agenten der Deutschen Gesellschaft der Stadt Newyork,

erstattet an den Verwaltungsrath am 5. Mai 1852.

Die Einwanderung im verflossenen Monat April betrug 11,694, eine
Anzahl, welche noch in keinem der früheren Jahre erreicht wurde, wie
aus nachfolgender Zusammenstellung hervorgeht. Es landeten nämlich im

April18516368deutscheEinwanderer,
"18501624""
"18493989""
"18482364""
"18473474""

Jn diesem Jahre beläuft sich die gesammte deutsche Einwanderung
bis zum 1. Mai d. J. auf 20,334.

Jm vergangenen Monate kamen die 11,694 deutschen Einwanderer
aus folgenden Häfen:

    Von Havre     in 14 Schiffen 2548 Einwanderer,
    "     Antwerpen     "     10     "     2540     "
    "     Bremen     "     15     "     2299     "
    "     Liverpool     "     21     "     1567     "
    "     London     "     4     "     1136     "
    "     Hamburg     "     5     "     1071     "
    "     Rotterdam     "     3     "     477     "
    "     Glasgow     "     8     "     46     "
    "     Gothenburg     "     1     "     4     "
    "     südl. Häfen     "     3     "     6     "
    --------------------
    Zusammen in 84 Schiffen 11,694 Einwanderer.

Die Einwanderer im vorigen Monate gehörten bei Weitem der wohl-
habendern Klasse an, und setzten ihre Reise nach dem Jnnern gleich fort.
Verhältnißmäßig schien sich ein größerer Zug nach Wisconsin, Michigan
und Jowa kund zu geben, und Wenige nach Cincinnati und St. Louis.
Ueberhaupt hatten fast Alle, mit sehr wenigen Ausnahmen, ihr bestimmtes
Reiseziel, wohin vorausgegangene Freunde sie bestimmt hatten. Die Anzahl
der wenig Bemittelten oder ganz Unbemittelten war, wenn auch im Ver-
hältniß zu den vielen Einwanderern zwar gering, dennoch an und für sich
genommen sehr groß. Dieselben nahmen den Rath der Gesellschaft in
Anspruch und wandten sich vereinzelt in nahe gelegene Ortschaften, wo
hinreichende Aussicht zum Unterkommen und wenigstens für allgemeine
Handarbeit vorhanden war. Hier in der Stadt und in der nächsten
Umgebung wurden 560 bestimmte Stellen nachgewiesen. Von Handwer-
kern waren Schreiner, Zimmerleute und Maurer am meisten gesucht; zu
Anfang des vorigen Monats auch Gärtner und Farmer.

Mit Vergnügen verdient bemerkt zu werden, daß wegen schlechter
Behandlung auf den Schiffen während der Seereise fast gar keine Klagen
im vorigen Monate vorgekommen sind. Die einzigen Klagen waren, und
zwar von den über Liverpool Kommenden, daß sie in Liverpool
längere Zeit auf den Abgang der Schiffe haben warten
müssen,
wodurch die Geldmittel häufig ganz aufgezehrt oder doch sehr
geschmälert worden, und von den über Antwerpen Kommenden, daß
sie daselbst gezwungen waren, den von Regierungswegen
vorgeschriebenen Proviant mit
18 fl. pro Kopf anzuschaf-
fen, obgleich sie nach ihrer Meinung hinreichenden Proviant
mit gebracht hatten.
Diese Klagen der über Antwerpen Kommenden
waren nur ein neuer Beweis, daß die in Deutschland bestehenden Agentu-
ren für Antwerpener Schiffe die von ihnen zur Beförderung Angenommenen
von den bezüglich des Proviants in Antwerpen bestehenden Bestimmungen
nicht in Kenntniß gesetzt haben konnten. Jn dieser Beziehung läßt sich
daher der Rath wiederholen, daß Diejenigen, welche über Antwerpen gehen
wollen, keinen Proviant von Hause mitbringen, sondern erst dort zu den
bekannt bestimmten Preisen von 18 fl. per Kopf einkaufen.

Jn Betreff der Passagepreise nach dem Jnnern ist noch keine Aende-
rung eingetreten; es sind dieselben Preise, wie im vorigen Jahre. Die
beiden Hauptlinien nach Cincinnati und nach dem Westen, nämlich per
Newyork= & Erie=Eisenbahn, sowie per Albany=, Buffalo=Eisenbahn, hielten
bis jetzt gleiche Preise, wobei bemerkt werden muß, daß jetzt bei allen
Eisenbahnen nur 50 freigegeben werden, wogegen im vorigen Jahre
100 und selbst 150 frei waren.



Aus Utah.

Die Gesetzgebung des Territoriums hatte vom 1. Januar bis zum
18. Februar getagt, da aber für die Organisation des Gebietes noch viel
zu thun übrig blieb, so war vom Gouverneur eine außerordentliche Session
[Spaltenumbruch] ausgeschrieben worden. Wir theilen aus der Botschaft Brigham Young's
einige Stellen über den gegenwartigen Zustand von Utah mit:

"Während des vorigen Jahres haben sich die Ansiedlungen immer
weiter ausgedehnt, so daß sich dieselben in diesem Augenblicke bereits vom
Bärenfluß im Norden bis ungefähr 25 Meilen von dem südlichen Rande
des großen Wasserbeckens, d. h. etwa 350 Meilen weit erstrecken. Außer-
dem ist eine Gesellschaft jetzt damit beschäftigt, eine Niederlassung bei
Santa Clara, also weit über jenen Punkt hinaus, anzulegen; auch bilden
sich im Osten und Westen einige Ansiedlungen, obwohl in dieser Richtung
nicht bedeutend. Wünschenswerth wäre es, am Mary=Flusse eine Nieder-
lassung zu gründen, um friedliche Verbindungen mit den Jndianern in
jener Gegend anzuknüpfen. Es sind dieselben in neuester Zeit für Reisende
sehr lästig geworden, da sie Vieh stehlen, soviel sie bekommen können, und
gelegentlich selbst sich Mordthaten zu Schulden kommen lassen. Auf der
Westseite des Tooele, wo die Jndianer früher in gleicher Weise gehaust
hatten, und Niemand glaubte, daß eine Kolonie sich halten könne, ist
gegenwärtig eine Niederlassung, die sich in den besten Umständen befindet.
Mit Ausnahme der Jndianer am Mary=Flusse verhalten sich alle Stämme
friedlich und ruhig gegen die Weißen im Territorium, obwohl einige der-
selben untereinander in Fehde begriffen sind.

Unter der mexicanischen Bevölkerung von Californien und Neu=Mexico
herrscht die Sitte, Jndianerkinder als Sklaven zu kaufen, und hat man
seit einigen Jahren diesen nichtswürdigen Handel auch innerhalb der Gren-
zen von Utah zu betreiben versucht. Jch habe mich bemüht, dies zu ver-
hindern, und als ich im vorigen Herbst auf meinen Reisen als Oberaufseher
der indianischen Angelegenheiten einige von jenen Händlern antraf, verbot
ich ihnen streng jede Fortsetzung ihrer Geschäfte. Die Meisten kamen mei-
nen Weisungen nach; einige Wenige aber verharrten bei ihrem schändlichen
Handel, sie wurden verhaftet und sehen jetzt in dieser Stadt der Criminal-
untersuchung entgegen.

Es ist wohl kaum nöthig, hier die Politik Utah's in Bezug auf die
Sklaverei anzugeben. Gesetz und Regierung machen Alle zu Dienern,
aber menschliche Wesen wie Privateigenthum zu behandeln, das ver-
trägt sich nicht mit den wahren Grundsätzen der Regierung. Meine eigene
Meinung ist, daß kein Eigenthumsrecht auf Sklaven anerkannt werden kann
und darf, seien sie nun indianischen oder afrikanischen Ursprungs. Sie
bleiben freie Menschen, und wenn sie zehnmal ge= oder verkauft werden.
Jndessen kann bei der gegenwärtigen herabgekommenen Lage der indiani-
schen Race und so lange das Verspielen und Verkaufen von Kindern, sowie
die Tödtung von Gefangenen bei ihnen an der Tagesordnung ist, unter
Umständen die Erwerbung von Personen als eine Wohlthat betrachtet
werden, denn es wird dadurch manches Menschenleben gerettet, manches
Kind den Drangsalen einer wilden Barbarei entzogen und mit dem begün-
stigteren Theile des Menschengeschlechts auf eine Stufe gebracht. Wenn
aber solche, als Entschädigung für die um ihretwillen getragenen Unkosten,
zur Arbeit angehalten werden sollen, so wird es wenigstens nothwendig
sein, daß ein Gesetz derartige Verbindlichkeiten regulirt. Dies ist eine völlig
neue Wendung in der Bedeutung des Menschenhandels; in Wirklichkeit
würde es nichts Geringeres bedeuten, als Menschen für die Freiheit zu
kaufen, anstatt für die Sklaverei." -

Von dem Wachsen und Gedeihen des Territoriums kann man sich
einen Begriff machen, wenn man die Einkünfte des Jahres 1850 mit
denen von 1851 vergleicht. Jn dem erstern belief sich der gesammte
Steuerbetrag auf nicht mehr als $ 8116, im Jahre 1851 stieg er fast
an das Dreifache, nämlich $ 23,971. Diese Summe ( von der allerdings
noch dahinsteht, ob sie ganz vollständig zusammengekommen ist ) würde völlig
hinreichen, die Schulden des Territoriums zu bezahlen und außerdem noch
genug zur Bestreitung der laufenden Ausgaben für das folgende Jahr
übrig bleiben.     ( A. d. W. )



St. Thomas de Guatemala in Mittelamerika.

Die Kolonie St. Thomas de Guatemala wird von der belgischen
Regierung als ein verlorner Posten betrachtet. Sie hat daher ihren Consul,
welcher in der Kolonie 9 Jahre residirte, ein eigenes Haus und Ländereien
besitzt, zugleich mit dem Sekretär nach Guatemala geschickt, wohin auch der
besoldete belgische Viceconsul gefolgt ist. Auch die bekannte belgische Com-
pagnie hat ihr Eigenthum veräußert und den Colonialdirektor Aguet nach
Europa zurückberufen. Die Handelsbeziehungen der Kolonie mit dem Mutter-
lande waren so wenig einträglich, daß selbst die in St. Thomas ansässigen
belgischen Kaufleute sich zur Rückreise nach Europa rüsten. Der belgischen
Gesellschaft "Comptoir Belge" war seitens der Regierung eine Staatsunter-
stützung zugesagt, wenn sie jährlich für1 1 / 2 Millionen Franken importiren
würde. Seit April 1851 etablirte diese Gesellschaft zwar hier und später
in Guatemala ein Comptoir, hat aber bis zu Anfang dieses Jahres erst
für 800,000 Frcs. Waaren eingeführt. Der Grund der geringen Handels-
entwicklung liegt offenbar in dem Mangel einer Straße nach der
Stadt Guatemala,
denn die belgische Compagnie hat niemals Hand
an dieses wichtige Werk gelegt, und die Regierung von Guatemala, welche
den Bau auf eigene Kosten begann, mußte ihn im April vorigen Jahres
aus Geldmangel wieder aufgeben. Daher nützt der treffliche Hafen der
Kolonie gegenwärtig sehr wenig, weil die Waaren nur auf einem Maulthier-
pfade von St. Thomas nach der Hauptstadt geschafft werden konnten. Die
Haupthandelsstraße dahin geht den Rio dulce herauf nach Jsabal und dann
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] West=Str., wo der Einwanderer mit der größten Sicherheit die Original-
Billete lösen kann. Diese Bahn wird aber wahrscheinlich dasselbe Schicksal
haben, wie die Newyork=Erie=Eisenbahn, nämlich von den Runnern, Mäk-
lern, Wirthen als die scheußlichste und betrügerischeste Beförderung dar-
gestellt zu werden, – warum? – weil sie Nichts dort verdienen. Beide
Eisenbahn=Compagnieen haben es sich zur Pflicht gemacht, ihre Billete in
Newyork nicht als Gegenstand einer schändlichen Spekulation zur Ausbente
der unkundigen Einwanderer auf den Markt zu bringen, vielmehr dieselben
zu den bestimmten festgesetzten Preisen auf ihren Bureaus zu verkaufen.



Monats-Bericht
des Agenten der Deutschen Gesellschaft der Stadt Newyork,

erstattet an den Verwaltungsrath am 5. Mai 1852.

Die Einwanderung im verflossenen Monat April betrug 11,694, eine
Anzahl, welche noch in keinem der früheren Jahre erreicht wurde, wie
aus nachfolgender Zusammenstellung hervorgeht. Es landeten nämlich im

April18516368deutscheEinwanderer,
18501624
18493989
18482364
18473474

Jn diesem Jahre beläuft sich die gesammte deutsche Einwanderung
bis zum 1. Mai d. J. auf 20,334.

Jm vergangenen Monate kamen die 11,694 deutschen Einwanderer
aus folgenden Häfen:

    Von Havre     in 14 Schiffen 2548 Einwanderer,
    „     Antwerpen     „     10     „     2540     „
    „     Bremen     „     15     „     2299     „
    „     Liverpool     „     21     „     1567     „
    „     London     „     4     „     1136     „
    „     Hamburg     „     5     „     1071     „
    „     Rotterdam     „     3     „     477     „
    „     Glasgow     „     8     „     46     „
    „     Gothenburg     „     1     „     4     „
    „     südl. Häfen     „     3     „     6     „
    ––––––––––––––––––––
    Zusammen in 84 Schiffen 11,694 Einwanderer.

Die Einwanderer im vorigen Monate gehörten bei Weitem der wohl-
habendern Klasse an, und setzten ihre Reise nach dem Jnnern gleich fort.
Verhältnißmäßig schien sich ein größerer Zug nach Wisconsin, Michigan
und Jowa kund zu geben, und Wenige nach Cincinnati und St. Louis.
Ueberhaupt hatten fast Alle, mit sehr wenigen Ausnahmen, ihr bestimmtes
Reiseziel, wohin vorausgegangene Freunde sie bestimmt hatten. Die Anzahl
der wenig Bemittelten oder ganz Unbemittelten war, wenn auch im Ver-
hältniß zu den vielen Einwanderern zwar gering, dennoch an und für sich
genommen sehr groß. Dieselben nahmen den Rath der Gesellschaft in
Anspruch und wandten sich vereinzelt in nahe gelegene Ortschaften, wo
hinreichende Aussicht zum Unterkommen und wenigstens für allgemeine
Handarbeit vorhanden war. Hier in der Stadt und in der nächsten
Umgebung wurden 560 bestimmte Stellen nachgewiesen. Von Handwer-
kern waren Schreiner, Zimmerleute und Maurer am meisten gesucht; zu
Anfang des vorigen Monats auch Gärtner und Farmer.

Mit Vergnügen verdient bemerkt zu werden, daß wegen schlechter
Behandlung auf den Schiffen während der Seereise fast gar keine Klagen
im vorigen Monate vorgekommen sind. Die einzigen Klagen waren, und
zwar von den über Liverpool Kommenden, daß sie in Liverpool
längere Zeit auf den Abgang der Schiffe haben warten
müssen,
wodurch die Geldmittel häufig ganz aufgezehrt oder doch sehr
geschmälert worden, und von den über Antwerpen Kommenden, daß
sie daselbst gezwungen waren, den von Regierungswegen
vorgeschriebenen Proviant mit
18 fl. pro Kopf anzuschaf-
fen, obgleich sie nach ihrer Meinung hinreichenden Proviant
mit gebracht hatten.
Diese Klagen der über Antwerpen Kommenden
waren nur ein neuer Beweis, daß die in Deutschland bestehenden Agentu-
ren für Antwerpener Schiffe die von ihnen zur Beförderung Angenommenen
von den bezüglich des Proviants in Antwerpen bestehenden Bestimmungen
nicht in Kenntniß gesetzt haben konnten. Jn dieser Beziehung läßt sich
daher der Rath wiederholen, daß Diejenigen, welche über Antwerpen gehen
wollen, keinen Proviant von Hause mitbringen, sondern erst dort zu den
bekannt bestimmten Preisen von 18 fl. per Kopf einkaufen.

Jn Betreff der Passagepreise nach dem Jnnern ist noch keine Aende-
rung eingetreten; es sind dieselben Preise, wie im vorigen Jahre. Die
beiden Hauptlinien nach Cincinnati und nach dem Westen, nämlich per
Newyork= & Erie=Eisenbahn, sowie per Albany=, Buffalo=Eisenbahn, hielten
bis jetzt gleiche Preise, wobei bemerkt werden muß, daß jetzt bei allen
Eisenbahnen nur 50 freigegeben werden, wogegen im vorigen Jahre
100 und selbst 150 frei waren.



Aus Utah.

Die Gesetzgebung des Territoriums hatte vom 1. Januar bis zum
18. Februar getagt, da aber für die Organisation des Gebietes noch viel
zu thun übrig blieb, so war vom Gouverneur eine außerordentliche Session
[Spaltenumbruch] ausgeschrieben worden. Wir theilen aus der Botschaft Brigham Young's
einige Stellen über den gegenwartigen Zustand von Utah mit:

„Während des vorigen Jahres haben sich die Ansiedlungen immer
weiter ausgedehnt, so daß sich dieselben in diesem Augenblicke bereits vom
Bärenfluß im Norden bis ungefähr 25 Meilen von dem südlichen Rande
des großen Wasserbeckens, d. h. etwa 350 Meilen weit erstrecken. Außer-
dem ist eine Gesellschaft jetzt damit beschäftigt, eine Niederlassung bei
Santa Clara, also weit über jenen Punkt hinaus, anzulegen; auch bilden
sich im Osten und Westen einige Ansiedlungen, obwohl in dieser Richtung
nicht bedeutend. Wünschenswerth wäre es, am Mary=Flusse eine Nieder-
lassung zu gründen, um friedliche Verbindungen mit den Jndianern in
jener Gegend anzuknüpfen. Es sind dieselben in neuester Zeit für Reisende
sehr lästig geworden, da sie Vieh stehlen, soviel sie bekommen können, und
gelegentlich selbst sich Mordthaten zu Schulden kommen lassen. Auf der
Westseite des Tooele, wo die Jndianer früher in gleicher Weise gehaust
hatten, und Niemand glaubte, daß eine Kolonie sich halten könne, ist
gegenwärtig eine Niederlassung, die sich in den besten Umständen befindet.
Mit Ausnahme der Jndianer am Mary=Flusse verhalten sich alle Stämme
friedlich und ruhig gegen die Weißen im Territorium, obwohl einige der-
selben untereinander in Fehde begriffen sind.

Unter der mexicanischen Bevölkerung von Californien und Neu=Mexico
herrscht die Sitte, Jndianerkinder als Sklaven zu kaufen, und hat man
seit einigen Jahren diesen nichtswürdigen Handel auch innerhalb der Gren-
zen von Utah zu betreiben versucht. Jch habe mich bemüht, dies zu ver-
hindern, und als ich im vorigen Herbst auf meinen Reisen als Oberaufseher
der indianischen Angelegenheiten einige von jenen Händlern antraf, verbot
ich ihnen streng jede Fortsetzung ihrer Geschäfte. Die Meisten kamen mei-
nen Weisungen nach; einige Wenige aber verharrten bei ihrem schändlichen
Handel, sie wurden verhaftet und sehen jetzt in dieser Stadt der Criminal-
untersuchung entgegen.

Es ist wohl kaum nöthig, hier die Politik Utah's in Bezug auf die
Sklaverei anzugeben. Gesetz und Regierung machen Alle zu Dienern,
aber menschliche Wesen wie Privateigenthum zu behandeln, das ver-
trägt sich nicht mit den wahren Grundsätzen der Regierung. Meine eigene
Meinung ist, daß kein Eigenthumsrecht auf Sklaven anerkannt werden kann
und darf, seien sie nun indianischen oder afrikanischen Ursprungs. Sie
bleiben freie Menschen, und wenn sie zehnmal ge= oder verkauft werden.
Jndessen kann bei der gegenwärtigen herabgekommenen Lage der indiani-
schen Raçe und so lange das Verspielen und Verkaufen von Kindern, sowie
die Tödtung von Gefangenen bei ihnen an der Tagesordnung ist, unter
Umständen die Erwerbung von Personen als eine Wohlthat betrachtet
werden, denn es wird dadurch manches Menschenleben gerettet, manches
Kind den Drangsalen einer wilden Barbarei entzogen und mit dem begün-
stigteren Theile des Menschengeschlechts auf eine Stufe gebracht. Wenn
aber solche, als Entschädigung für die um ihretwillen getragenen Unkosten,
zur Arbeit angehalten werden sollen, so wird es wenigstens nothwendig
sein, daß ein Gesetz derartige Verbindlichkeiten regulirt. Dies ist eine völlig
neue Wendung in der Bedeutung des Menschenhandels; in Wirklichkeit
würde es nichts Geringeres bedeuten, als Menschen für die Freiheit zu
kaufen, anstatt für die Sklaverei.“ –

Von dem Wachsen und Gedeihen des Territoriums kann man sich
einen Begriff machen, wenn man die Einkünfte des Jahres 1850 mit
denen von 1851 vergleicht. Jn dem erstern belief sich der gesammte
Steuerbetrag auf nicht mehr als $ 8116, im Jahre 1851 stieg er fast
an das Dreifache, nämlich $ 23,971. Diese Summe ( von der allerdings
noch dahinsteht, ob sie ganz vollständig zusammengekommen ist ) würde völlig
hinreichen, die Schulden des Territoriums zu bezahlen und außerdem noch
genug zur Bestreitung der laufenden Ausgaben für das folgende Jahr
übrig bleiben.     ( A. d. W. )



St. Thomas de Guatemala in Mittelamerika.

Die Kolonie St. Thomas de Guatemala wird von der belgischen
Regierung als ein verlorner Posten betrachtet. Sie hat daher ihren Consul,
welcher in der Kolonie 9 Jahre residirte, ein eigenes Haus und Ländereien
besitzt, zugleich mit dem Sekretär nach Guatemala geschickt, wohin auch der
besoldete belgische Viceconsul gefolgt ist. Auch die bekannte belgische Com-
pagnie hat ihr Eigenthum veräußert und den Colonialdirektor Aguet nach
Europa zurückberufen. Die Handelsbeziehungen der Kolonie mit dem Mutter-
lande waren so wenig einträglich, daß selbst die in St. Thomas ansässigen
belgischen Kaufleute sich zur Rückreise nach Europa rüsten. Der belgischen
Gesellschaft „Comptoir Belge“ war seitens der Regierung eine Staatsunter-
stützung zugesagt, wenn sie jährlich für1 1 / 2 Millionen Franken importiren
würde. Seit April 1851 etablirte diese Gesellschaft zwar hier und später
in Guatemala ein Comptoir, hat aber bis zu Anfang dieses Jahres erst
für 800,000 Frcs. Waaren eingeführt. Der Grund der geringen Handels-
entwicklung liegt offenbar in dem Mangel einer Straße nach der
Stadt Guatemala,
denn die belgische Compagnie hat niemals Hand
an dieses wichtige Werk gelegt, und die Regierung von Guatemala, welche
den Bau auf eigene Kosten begann, mußte ihn im April vorigen Jahres
aus Geldmangel wieder aufgeben. Daher nützt der treffliche Hafen der
Kolonie gegenwärtig sehr wenig, weil die Waaren nur auf einem Maulthier-
pfade von St. Thomas nach der Hauptstadt geschafft werden konnten. Die
Haupthandelsstraße dahin geht den Rio dulce herauf nach Jsabal und dann
[Ende Spaltensatz]

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[196/0002] 196 West=Str., wo der Einwanderer mit der größten Sicherheit die Original- Billete lösen kann. Diese Bahn wird aber wahrscheinlich dasselbe Schicksal haben, wie die Newyork=Erie=Eisenbahn, nämlich von den Runnern, Mäk- lern, Wirthen als die scheußlichste und betrügerischeste Beförderung dar- gestellt zu werden, – warum? – weil sie Nichts dort verdienen. Beide Eisenbahn=Compagnieen haben es sich zur Pflicht gemacht, ihre Billete in Newyork nicht als Gegenstand einer schändlichen Spekulation zur Ausbente der unkundigen Einwanderer auf den Markt zu bringen, vielmehr dieselben zu den bestimmten festgesetzten Preisen auf ihren Bureaus zu verkaufen. Monats-Bericht des Agenten der Deutschen Gesellschaft der Stadt Newyork, erstattet an den Verwaltungsrath am 5. Mai 1852. Die Einwanderung im verflossenen Monat April betrug 11,694, eine Anzahl, welche noch in keinem der früheren Jahre erreicht wurde, wie aus nachfolgender Zusammenstellung hervorgeht. Es landeten nämlich im April 1851 6368 deutsche Einwanderer, „ 1850 1624 „ „ „ 1849 3989 „ „ „ 1848 2364 „ „ „ 1847 3474 „ „ Jn diesem Jahre beläuft sich die gesammte deutsche Einwanderung bis zum 1. Mai d. J. auf 20,334. Jm vergangenen Monate kamen die 11,694 deutschen Einwanderer aus folgenden Häfen: Von Havre in 14 Schiffen 2548 Einwanderer, „ Antwerpen „ 10 „ 2540 „ „ Bremen „ 15 „ 2299 „ „ Liverpool „ 21 „ 1567 „ „ London „ 4 „ 1136 „ „ Hamburg „ 5 „ 1071 „ „ Rotterdam „ 3 „ 477 „ „ Glasgow „ 8 „ 46 „ „ Gothenburg „ 1 „ 4 „ „ südl. Häfen „ 3 „ 6 „ –––––––––––––––––––– Zusammen in 84 Schiffen 11,694 Einwanderer. Die Einwanderer im vorigen Monate gehörten bei Weitem der wohl- habendern Klasse an, und setzten ihre Reise nach dem Jnnern gleich fort. Verhältnißmäßig schien sich ein größerer Zug nach Wisconsin, Michigan und Jowa kund zu geben, und Wenige nach Cincinnati und St. Louis. Ueberhaupt hatten fast Alle, mit sehr wenigen Ausnahmen, ihr bestimmtes Reiseziel, wohin vorausgegangene Freunde sie bestimmt hatten. Die Anzahl der wenig Bemittelten oder ganz Unbemittelten war, wenn auch im Ver- hältniß zu den vielen Einwanderern zwar gering, dennoch an und für sich genommen sehr groß. Dieselben nahmen den Rath der Gesellschaft in Anspruch und wandten sich vereinzelt in nahe gelegene Ortschaften, wo hinreichende Aussicht zum Unterkommen und wenigstens für allgemeine Handarbeit vorhanden war. Hier in der Stadt und in der nächsten Umgebung wurden 560 bestimmte Stellen nachgewiesen. Von Handwer- kern waren Schreiner, Zimmerleute und Maurer am meisten gesucht; zu Anfang des vorigen Monats auch Gärtner und Farmer. Mit Vergnügen verdient bemerkt zu werden, daß wegen schlechter Behandlung auf den Schiffen während der Seereise fast gar keine Klagen im vorigen Monate vorgekommen sind. Die einzigen Klagen waren, und zwar von den über Liverpool Kommenden, daß sie in Liverpool längere Zeit auf den Abgang der Schiffe haben warten müssen, wodurch die Geldmittel häufig ganz aufgezehrt oder doch sehr geschmälert worden, und von den über Antwerpen Kommenden, daß sie daselbst gezwungen waren, den von Regierungswegen vorgeschriebenen Proviant mit 18 fl. pro Kopf anzuschaf- fen, obgleich sie nach ihrer Meinung hinreichenden Proviant mit gebracht hatten. Diese Klagen der über Antwerpen Kommenden waren nur ein neuer Beweis, daß die in Deutschland bestehenden Agentu- ren für Antwerpener Schiffe die von ihnen zur Beförderung Angenommenen von den bezüglich des Proviants in Antwerpen bestehenden Bestimmungen nicht in Kenntniß gesetzt haben konnten. Jn dieser Beziehung läßt sich daher der Rath wiederholen, daß Diejenigen, welche über Antwerpen gehen wollen, keinen Proviant von Hause mitbringen, sondern erst dort zu den bekannt bestimmten Preisen von 18 fl. per Kopf einkaufen. Jn Betreff der Passagepreise nach dem Jnnern ist noch keine Aende- rung eingetreten; es sind dieselben Preise, wie im vorigen Jahre. Die beiden Hauptlinien nach Cincinnati und nach dem Westen, nämlich per Newyork= & Erie=Eisenbahn, sowie per Albany=, Buffalo=Eisenbahn, hielten bis jetzt gleiche Preise, wobei bemerkt werden muß, daß jetzt bei allen Eisenbahnen nur 50 freigegeben werden, wogegen im vorigen Jahre 100 und selbst 150 frei waren. Aus Utah. Die Gesetzgebung des Territoriums hatte vom 1. Januar bis zum 18. Februar getagt, da aber für die Organisation des Gebietes noch viel zu thun übrig blieb, so war vom Gouverneur eine außerordentliche Session ausgeschrieben worden. Wir theilen aus der Botschaft Brigham Young's einige Stellen über den gegenwartigen Zustand von Utah mit: „Während des vorigen Jahres haben sich die Ansiedlungen immer weiter ausgedehnt, so daß sich dieselben in diesem Augenblicke bereits vom Bärenfluß im Norden bis ungefähr 25 Meilen von dem südlichen Rande des großen Wasserbeckens, d. h. etwa 350 Meilen weit erstrecken. Außer- dem ist eine Gesellschaft jetzt damit beschäftigt, eine Niederlassung bei Santa Clara, also weit über jenen Punkt hinaus, anzulegen; auch bilden sich im Osten und Westen einige Ansiedlungen, obwohl in dieser Richtung nicht bedeutend. Wünschenswerth wäre es, am Mary=Flusse eine Nieder- lassung zu gründen, um friedliche Verbindungen mit den Jndianern in jener Gegend anzuknüpfen. Es sind dieselben in neuester Zeit für Reisende sehr lästig geworden, da sie Vieh stehlen, soviel sie bekommen können, und gelegentlich selbst sich Mordthaten zu Schulden kommen lassen. 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Dies ist eine völlig neue Wendung in der Bedeutung des Menschenhandels; in Wirklichkeit würde es nichts Geringeres bedeuten, als Menschen für die Freiheit zu kaufen, anstatt für die Sklaverei.“ – Von dem Wachsen und Gedeihen des Territoriums kann man sich einen Begriff machen, wenn man die Einkünfte des Jahres 1850 mit denen von 1851 vergleicht. Jn dem erstern belief sich der gesammte Steuerbetrag auf nicht mehr als $ 8116, im Jahre 1851 stieg er fast an das Dreifache, nämlich $ 23,971. Diese Summe ( von der allerdings noch dahinsteht, ob sie ganz vollständig zusammengekommen ist ) würde völlig hinreichen, die Schulden des Territoriums zu bezahlen und außerdem noch genug zur Bestreitung der laufenden Ausgaben für das folgende Jahr übrig bleiben. ( A. d. W. ) St. Thomas de Guatemala in Mittelamerika. Die Kolonie St. Thomas de Guatemala wird von der belgischen Regierung als ein verlorner Posten betrachtet. Sie hat daher ihren Consul, welcher in der Kolonie 9 Jahre residirte, ein eigenes Haus und Ländereien besitzt, zugleich mit dem Sekretär nach Guatemala geschickt, wohin auch der besoldete belgische Viceconsul gefolgt ist. Auch die bekannte belgische Com- pagnie hat ihr Eigenthum veräußert und den Colonialdirektor Aguet nach Europa zurückberufen. Die Handelsbeziehungen der Kolonie mit dem Mutter- lande waren so wenig einträglich, daß selbst die in St. Thomas ansässigen belgischen Kaufleute sich zur Rückreise nach Europa rüsten. Der belgischen Gesellschaft „Comptoir Belge“ war seitens der Regierung eine Staatsunter- stützung zugesagt, wenn sie jährlich für1 1 / 2 Millionen Franken importiren würde. Seit April 1851 etablirte diese Gesellschaft zwar hier und später in Guatemala ein Comptoir, hat aber bis zu Anfang dieses Jahres erst für 800,000 Frcs. Waaren eingeführt. Der Grund der geringen Handels- entwicklung liegt offenbar in dem Mangel einer Straße nach der Stadt Guatemala, denn die belgische Compagnie hat niemals Hand an dieses wichtige Werk gelegt, und die Regierung von Guatemala, welche den Bau auf eigene Kosten begann, mußte ihn im April vorigen Jahres aus Geldmangel wieder aufgeben. Daher nützt der treffliche Hafen der Kolonie gegenwärtig sehr wenig, weil die Waaren nur auf einem Maulthier- pfade von St. Thomas nach der Hauptstadt geschafft werden konnten. Die Haupthandelsstraße dahin geht den Rio dulce herauf nach Jsabal und dann

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Zitationshilfe: Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 49. Bremen, 18. Juni 1852, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswandererzeitung049_1852/2>, abgerufen am 21.11.2024.