Deutsche Auswanderer-Zeitung. Nr. 39. Beilage. Bremen, 14. Mai 1852.[Beginn Spaltensatz]
Der in diesem Berichte angeführte, von 282 Mitgliedern entrichtete Wir können jedoch nicht umhin, wiederholt die ernstliche Bitte auszu- Wenn schon die große Anzahl der Einwanderer die gewöhnlichen An- I. Daß viele ganz unbemittelte Personen, meist politische Flüchtlinge, Wir dürfen hier die thätige Hülfe eines von hiesigen Bürgern, meist II. Noch mehr dadurch, daß im verflossenen Jahre wieder so viele Unter diesen hierher gesandten Personen befanden sich hülflose Frauen III. Daß gerade in den letzten Monaten beim Beginn und selbst in Die Geldunterstützungen durch den Wohlthätigkeitsausschuß seit dem in 6612 Fällen $ 7498 60, oder durchschnittlich $ 113 1 / 4 Die Vergleichung der obigen Zahlen zeigt deutlich, daß im letzten Jahre Jn diesen Ausgaben des Wohlthätigkeitsausschusses sind die außer- Ganz besondere lobenswerthe Anerkennung verdienen aber die Herren Jn den unter dem Schutze des Staates stehenden öffentlichen Hospi- Es geht hieraus deutlich hervor, daß das Vorurtheil der Deutschen Wir haben jetzt über die Wirksamkeit der Gesellschaft außerhalb des Wir lassen hier die specielle Tabelle folgen: Weibliche Dienstboten....... 1039 Die übrigen kommen auf verschiedene Gewerbe, wie Lithographen, Der Grund der geringen Anzahl angebotener Stellen gegen frühere Bis gegen Mitte des vorigen Jahres war es für die meisten Hand- [Beginn Spaltensatz]
Der in diesem Berichte angeführte, von 282 Mitgliedern entrichtete Wir können jedoch nicht umhin, wiederholt die ernstliche Bitte auszu- Wenn schon die große Anzahl der Einwanderer die gewöhnlichen An- I. Daß viele ganz unbemittelte Personen, meist politische Flüchtlinge, Wir dürfen hier die thätige Hülfe eines von hiesigen Bürgern, meist II. Noch mehr dadurch, daß im verflossenen Jahre wieder so viele Unter diesen hierher gesandten Personen befanden sich hülflose Frauen III. Daß gerade in den letzten Monaten beim Beginn und selbst in Die Geldunterstützungen durch den Wohlthätigkeitsausschuß seit dem in 6612 Fällen $ 7498 60, oder durchschnittlich $ 113 1 / 4 Die Vergleichung der obigen Zahlen zeigt deutlich, daß im letzten Jahre Jn diesen Ausgaben des Wohlthätigkeitsausschusses sind die außer- Ganz besondere lobenswerthe Anerkennung verdienen aber die Herren Jn den unter dem Schutze des Staates stehenden öffentlichen Hospi- Es geht hieraus deutlich hervor, daß das Vorurtheil der Deutschen Wir haben jetzt über die Wirksamkeit der Gesellschaft außerhalb des Wir lassen hier die specielle Tabelle folgen: Weibliche Dienstboten....... 1039 Die übrigen kommen auf verschiedene Gewerbe, wie Lithographen, Der Grund der geringen Anzahl angebotener Stellen gegen frühere Bis gegen Mitte des vorigen Jahres war es für die meisten Hand- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0002"/> <cb type="start"/> <div type="jArticle" n="1"> <p>Der in diesem Berichte angeführte, von 282 Mitgliedern entrichtete<lb/> jährliche Beitrag, für das am 1. August endende Jahr, liefert einen Durch-<lb/> schnitt von circa $ 1166 1 / 2 gegen $ 11 23 im vorigen Jahre, also ein<lb/> erfreuliches Zeichen der zunehmenden Theilnahme der Mitglieder, wofür wir<lb/> hiermit den Gebern den wärmsten Dank sagen.</p><lb/> <p>Wir können jedoch nicht umhin, wiederholt die ernstliche Bitte auszu-<lb/> sprechen, daß sich das Jnteresse der Mitglieder an dem stets zunehmenden<lb/> Wirkungskreise der Gesellschaft dahin erstrecken möge, unter Freunden und<lb/> Bekannten neue Mitglieder zu werben, wodurch die stets wachsenden An-<lb/> sprüche unserer armen Landsleute so berücksichtigt werden können, als die<lb/> deutsche Bevölkerung dieser Stadt von etwa 80,000 Seelen billig erwarten<lb/> läßt. – Bisher hat in vielen Fällen gar nicht oder nur schwach geholfen<lb/> werden können. Bei einem größern disponiblen Fond könnte mit weit<lb/> mehr Erfolg dadurch für manche arme deutsche Familien gewirkt werden,<lb/> daß man ihnen zur Ansiedelung auf dem Lande behilflich wird, wodurch<lb/> die in der letzten Zeit sehr zugenommene Armuth vieler Deutschen in hiesiger<lb/> Stadt sehr verringert werden würde.</p><lb/> <p>Wenn schon die große Anzahl der Einwanderer die gewöhnlichen An-<lb/> sprüche auf Unterstützung natürlich vermehren mußten, so kamen im ver-<lb/> flossenen Jahre noch folgende Umstände hinzu:</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">I</hi>. Daß viele ganz unbemittelte Personen, meist politische Flüchtlinge,<lb/> theilweise aus der Schweiz und Frankreich ausgewiesen, hier ihre Zuflucht<lb/> suchten. Es waren jedoch meist einzelne Leute, und wenn auch größten-<lb/> theils ohne bestimmtes Geschäft, so konnte ihnen mit geringen Mitteln<lb/> geholfen werden, da sie besonders im Anfange bei vielen unserer Lands-<lb/> leute große Theilnahme, und durch deren thätige Mithülfe bald ein Unter-<lb/> kommen fanden. Zu diesen kommen noch manche, die gezwungen waren,<lb/> aus Schleswig=Holstein zu wandern und dieses Land als Zufluchtsort<lb/> wählten, wozu sie durch die an manchen Plätzen Deutschlands und Eng-<lb/> lands gebildeten Comites unterstützt und speciell unserer Gesellschaft an-<lb/> empfohlen wurden. Für diese Leute gab sich eine besondere Theilnahme<lb/> kund, indem bei einigen Mitgliedern der Gesellschaft durch Privatcollecten<lb/> $ 240 zusammengebracht wurden, welche Summe hauptsächlich dazu ver-<lb/> wandt wurde, die Bedürftigen zu Verwandten oder Freunden in's Jnnere<lb/> zu befördern, wie sich eine günstigere Gelegenheit zu ihrem Fortkommen darbot.</p><lb/> <p>Wir dürfen hier die thätige Hülfe eines von hiesigen Bürgern, meist<lb/> Nichtmitgliedern unserer Gesellschaft gebildeten Schlesw.=Holsteinischen Comités<lb/> nicht unberüchsichtigt lassen, welches übrigens die Anordnung getroffen hatte,<lb/> die Hülfsleistungen Hand in Hand mit unserer Gesellschaft zu spenden. Die<lb/> Anforderungen waren aber so anhaltend, daß die speciellen Fonds bald<lb/> erschöpft waren und zuletzt meist ganz allein unsere Gesellschaft in Anspruch<lb/> genommen wurde. Gleichwohl dürfen wir die beruhigende Genugthuung aus-<lb/> sprechen, daß Alle auf die eine oder die andere Weise untergebracht sind, mit<lb/> Ausnahme sehr weniger, welche vielleicht theilweise durch eigene Schuld,<lb/> theils wegen ihrer ganz besonderen Verhältnisse noch keine sichere Existenz<lb/> gefunden haben.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">II</hi>. Noch mehr dadurch, daß im verflossenen Jahre wieder so viele<lb/> Gemeinden auf eine unverantwortliche Weise ihre ganz arme Bevölkerung<lb/> durch Zahlung der Passage nach Amerika sich vom Halse geschafft, ohne<lb/> derselben auch die mindeste Unterstützung hier anzuweisen, so daß sie, und<lb/> zwar meistens Familien mit vielen Kindern, ohne alle Mittel den Fuß hier<lb/> an's Land setzten und häufig nicht so viel besaßen, um die wenigen Schil-<lb/> linge zur Fortschaffung des Gepäckes vom Schiffe bezahlen zu können.</p><lb/> <p>Unter diesen hierher gesandten Personen befanden sich hülflose Frauen<lb/> mit 2 und 3 kleinen Kindern ohne Familienväter, sowie alte Greise von<lb/> 60 bis 75 Jahren, welche bei ihrer Ankunft gleich das Armenhaus als<lb/> Zufluchtsstätte in Anspruch nahmen. Jndeß ist es den vereinten Bemühungen<lb/> des Wohlthätigkeitsausschusses, der Agentur und einiger Distrikspfleger<lb/> gelungen, diesen Leuten bald billige Quartiere zu verschaffen. Die Gesell-<lb/> schaft bezahlte die Miethe des ersten Monates, sowie die nöthigen Ausgaben<lb/> für Oefen, Kohlen und Lebensmittel, welches meist das angenehme Resultat<lb/> hatte, daß die Leute durch Mitwirkung und Anweisung ihrer Landsleute<lb/> schon im 2ten Monate einiges verdienten, und im 3ten Monate ihres<lb/> Hierseins, mit einer mäßigen Unterstützung seitens der Gesellschaft, ihr,<lb/> wenn auch spärliches, Auskommen fanden.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">III</hi>. Daß gerade in den letzten Monaten beim Beginn und selbst in<lb/> der Mitte des Winters so außerordentlich viele Einwanderer hier ankamen,<lb/> welche durch den Schluß der Schifffahrt auf den Binnenwassern verhindert<lb/> waren, die Reise in's Jnnere nach ihrem Bestimmungsorte fortzusetzen und<lb/> ihre wenigen Mittel hier bald verzehrt hatten; Verdienst zu finden war<lb/> hier denselben sehr schwer, da bei der allgemeinen außergewöhnlichen Ge-<lb/> schäftslosigkeit, wie sie seit September hier stattfand, selbst gewöhnliche<lb/> Handwerker, wie Schmiede, Schuster, Schreiner, die längere Zeit hier lebten,<lb/> in großer Anzahl ohne Beschäftigung waren und die Unterstützung der<lb/> Gesellschaft in Anspruch nehmen mußten.</p><lb/> <p>Die Geldunterstützungen durch den Wohlthätigkeitsausschuß seit dem<lb/> 22. Februar 1851 bis 22. Februar 1852, welche regelmäßig an jedem<lb/> Mittwoch und Samstag Nachmittag durch ein Mitglied des Wohlthätigkeits-<lb/> Ausschusses unter Beisitzung eines der Herren Distriktspfleger und des<lb/> Agenten ausgezahlt wurden, betragen:</p><lb/> <cb n="2"/> <p><space dim="horizontal"/> in 6612 Fällen $ 7498 60, oder durchschnittlich $ 113 1 / 4<lb/><space dim="horizontal"/> gegen 1850–1851 in 3115 Fällen $ 3849 19<lb/><space dim="horizontal"/> 1849–1850 = 3969 <space dim="horizontal"/> - <space dim="horizontal"/> = 4135 97<lb/><space dim="horizontal"/> 1848–1849 = 4139 <space dim="horizontal"/> - <space dim="horizontal"/> = 4444 25<lb/><space dim="horizontal"/> 1847–1848 = 3721 <space dim="horizontal"/> - <space dim="horizontal"/> = 5116 24<lb/><space dim="horizontal"/> 1846–1847 = 2464 <space dim="horizontal"/> - <space dim="horizontal"/> = 3683 –</p><lb/> <p>Die Vergleichung der obigen Zahlen zeigt deutlich, daß im letzten Jahre<lb/> die Zahl der Hülfsbedürftigen und somit die Anforderungen an die Gesell-<lb/> schaft ungewöhnlich groß gewesen sind.</p><lb/> <p>Jn diesen Ausgaben des Wohlthätigkeitsausschusses sind die außer-<lb/> ordentlichen Unterstützungen, welche vom Verwaltungsrathe bewilligt wurden,<lb/> die Ausgabe für temporäre Beherbergung und Beköstigung ( sowie für<lb/> Medizin ) armer kranker Deutschen nicht enthalten, wie aus dem Finanz-<lb/> Berichte zu ersehen. Die Krankenpflege steht fast in demselben Verhältnisse<lb/> zu den geleisteten Unterstützungen, die eingereichten Apothekerrechnungen<lb/> erweisen einen Gesammtbetrag von $ 571 45 Cts. für Ordinationen,<lb/> wonach im Durchschnitt circa 17 Cts. auf jedes Recept kommt. Dieses<lb/> spricht von selbst für die thätige Mitwirkung unserer Herren Aerzte, denen<lb/> wir hierfür den wärmsten Dank schuldig sind.</p><lb/> <p>Ganz besondere lobenswerthe Anerkennung verdienen aber die Herren<lb/> Distriktspfleger, welche in aufopfernder Thätigkeit den größten Theil jener<lb/> Unterstützungsfälle untersuchten und zur Berücksichtigung empfahlen, wodurch<lb/> der Wohlthätigkeitsausschuß allein in den Stand gesetzt wurde, die Unter-<lb/> stützungen im möglichst richtigen Verhältnisse zu den Bedürfnissen zu leisten,<lb/> und so den Hauptzweck der Gesellschaft zu erreichen.</p><lb/> <p>Jn den unter dem Schutze des Staates stehenden öffentlichen Hospi-<lb/> tälern und Armenhäusern wurden im verflossenen Jahre im Vergleich zu<lb/> dem vorhergehenden Jahre mehr wie die doppelte Anzahl aufgenommen.</p><lb/> <p>Es geht hieraus deutlich hervor, daß das Vorurtheil der Deutschen<lb/> gegen die hiesigen öffentlichen Armenhäuser ziemlich nachgelassen hat, welches<lb/> wir aber dem Umstande zuschreiben, daß in der letzten Zeit die wirklichen<lb/> und scheinbaren Klagen gegen die Jnstitute weit seltener waren und manche<lb/> früher laut gerügte Uebelstände wirklich ganz oder zum Theil beseitigt worden<lb/> sind. Letzteres ist namentlich der Fall gewesen durch Anstellung deutscher<lb/> Aerzte, Seelsorger und Krankenpfleger. Wir verdanken dieses Resultat den<lb/> energischen Bemühungen unseres Präsidenten. Wenn freilich für unsere<lb/> deutschen Landsleute noch manches in dieser Hinsicht zu wünschen übrig<lb/> bleibt, so glauben wir, daß die Abhülfe durch genaue unpartheiische Unter-<lb/> suchung der einzelnen Fälle und durch ernste ruhige Demonstration am<lb/> Beßten und Sichersten erreicht wird.</p><lb/> <p>Wir haben jetzt über die Wirksamkeit der Gesellschaft außerhalb des<lb/> Bereiches des Wohlthätigkeitsausschusses zu berichten, welche größtentheils<lb/> von der Agentur unter Beaufsichtigung des Agentschaftsausschusses aus-<lb/> geht. Die Hauptaufgabe der Agentur ist, dem deutschen Einwanderer als<lb/> treuer und uneigennütziger Rathgeber zur Seite zu stehen, demselben<lb/> womöglich Beschäftigung nachzuweisen, oder doch Anleitung zu geben, wo<lb/> und auf welche Weise er am Geeignetsten solche Beschäftigung und ein<lb/> Unterkommen findet. Zu dem Ende ist der Agent mit seinem Gehülfen,<lb/> von Morgens 9 bis Nachmittags 5 Uhr in dem Agentschaftslocale an-<lb/> wesend. Nach den in der Agentur geführten Büchern waren im vergangenen<lb/> Jahre nur 5001 Stellen angemeldet und den solche Suchenden angewiesen<lb/> – gegen 9427 in dem vorhergehenden Jahre.</p><lb/> <p>Wir lassen hier die specielle Tabelle folgen:</p><lb/> <p><space dim="horizontal"/> Weibliche Dienstboten....... 1039<lb/><space dim="horizontal"/> Handarbeiter.......... 1874<lb/><space dim="horizontal"/> Farmer............. 607<lb/><space dim="horizontal"/> Schreiner und Zimmerleute.... 396<lb/><space dim="horizontal"/> Lehrlinge zu verschiedenen Geschäften 264<lb/><space dim="horizontal"/> Schlosser und Mechaniker..... 117<lb/><space dim="horizontal"/> Schneider............ 105<lb/><space dim="horizontal"/> Schuhmacher.......... 92<lb/><space dim="horizontal"/> Sattler und Handschuhmacher... 53<lb/><space dim="horizontal"/> Schmiede und Wagner...... 81<lb/><space dim="horizontal"/> Maurer und Steinhauer..... 39<lb/><space dim="horizontal"/> Seiden= und Wollenweber..... 38<lb/><space dim="horizontal"/> Gärtner........... 32<lb/><space dim="horizontal"/> Maler und Anstreicher...... 29<lb/><space dim="horizontal"/> Bierbrauer und Kiefer...... 30<lb/><space dim="horizontal"/> Buchbinder........... 25<lb/><space dim="horizontal"/> Bäcker............. 25<lb/><space dim="horizontal"/> Blecharbeiter.......... 23<lb/><space dim="horizontal"/> Clerks............. 10<lb/><space dim="horizontal"/> Seiler............. 10<lb/><space dim="horizontal"/> Gerber............. 35</p><lb/> <p>Die übrigen kommen auf verschiedene Gewerbe, wie Lithographen,<lb/> Hutmacher, Vergolder, Juweliere, Barbiere, Bildhauer, Kellner <choice><abbr>ec.</abbr></choice> </p><lb/> <p>Der Grund der geringen Anzahl angebotener Stellen gegen frühere<lb/> Jahre war, daß in dem verflossenen Jahre die öffentlichen Arbeiten an<lb/> Eisenbahnen und Canälen in der nächsten Umgebung sehr selten waren, in<lb/> 1850 aber circa 4000 zur Newyork=Erie= und zur Baltimore=Ohio=Eisen-<lb/> bahn gesandt werden konnten, zu welchem Ende die betreffenden Directionen<lb/> das nicht unbedeutende Geld zur Hinreise vorschossen.</p><lb/> <p>Bis gegen Mitte des vorigen Jahres war es für die meisten Hand-<lb/> werker und Handarbeiter sehr leicht, ein Unterkommen zu finden, ja der<lb/> Nachfrage nach Schreiner, Farmern und gewöhnlichen Handarbeitern konnte<lb/> durch die um Arbeit Nachsuchenden nicht einmal genügend entsprochen<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0002]
Der in diesem Berichte angeführte, von 282 Mitgliedern entrichtete
jährliche Beitrag, für das am 1. August endende Jahr, liefert einen Durch-
schnitt von circa $ 1166 1 / 2 gegen $ 11 23 im vorigen Jahre, also ein
erfreuliches Zeichen der zunehmenden Theilnahme der Mitglieder, wofür wir
hiermit den Gebern den wärmsten Dank sagen.
Wir können jedoch nicht umhin, wiederholt die ernstliche Bitte auszu-
sprechen, daß sich das Jnteresse der Mitglieder an dem stets zunehmenden
Wirkungskreise der Gesellschaft dahin erstrecken möge, unter Freunden und
Bekannten neue Mitglieder zu werben, wodurch die stets wachsenden An-
sprüche unserer armen Landsleute so berücksichtigt werden können, als die
deutsche Bevölkerung dieser Stadt von etwa 80,000 Seelen billig erwarten
läßt. – Bisher hat in vielen Fällen gar nicht oder nur schwach geholfen
werden können. Bei einem größern disponiblen Fond könnte mit weit
mehr Erfolg dadurch für manche arme deutsche Familien gewirkt werden,
daß man ihnen zur Ansiedelung auf dem Lande behilflich wird, wodurch
die in der letzten Zeit sehr zugenommene Armuth vieler Deutschen in hiesiger
Stadt sehr verringert werden würde.
Wenn schon die große Anzahl der Einwanderer die gewöhnlichen An-
sprüche auf Unterstützung natürlich vermehren mußten, so kamen im ver-
flossenen Jahre noch folgende Umstände hinzu:
I. Daß viele ganz unbemittelte Personen, meist politische Flüchtlinge,
theilweise aus der Schweiz und Frankreich ausgewiesen, hier ihre Zuflucht
suchten. Es waren jedoch meist einzelne Leute, und wenn auch größten-
theils ohne bestimmtes Geschäft, so konnte ihnen mit geringen Mitteln
geholfen werden, da sie besonders im Anfange bei vielen unserer Lands-
leute große Theilnahme, und durch deren thätige Mithülfe bald ein Unter-
kommen fanden. Zu diesen kommen noch manche, die gezwungen waren,
aus Schleswig=Holstein zu wandern und dieses Land als Zufluchtsort
wählten, wozu sie durch die an manchen Plätzen Deutschlands und Eng-
lands gebildeten Comites unterstützt und speciell unserer Gesellschaft an-
empfohlen wurden. Für diese Leute gab sich eine besondere Theilnahme
kund, indem bei einigen Mitgliedern der Gesellschaft durch Privatcollecten
$ 240 zusammengebracht wurden, welche Summe hauptsächlich dazu ver-
wandt wurde, die Bedürftigen zu Verwandten oder Freunden in's Jnnere
zu befördern, wie sich eine günstigere Gelegenheit zu ihrem Fortkommen darbot.
Wir dürfen hier die thätige Hülfe eines von hiesigen Bürgern, meist
Nichtmitgliedern unserer Gesellschaft gebildeten Schlesw.=Holsteinischen Comités
nicht unberüchsichtigt lassen, welches übrigens die Anordnung getroffen hatte,
die Hülfsleistungen Hand in Hand mit unserer Gesellschaft zu spenden. Die
Anforderungen waren aber so anhaltend, daß die speciellen Fonds bald
erschöpft waren und zuletzt meist ganz allein unsere Gesellschaft in Anspruch
genommen wurde. Gleichwohl dürfen wir die beruhigende Genugthuung aus-
sprechen, daß Alle auf die eine oder die andere Weise untergebracht sind, mit
Ausnahme sehr weniger, welche vielleicht theilweise durch eigene Schuld,
theils wegen ihrer ganz besonderen Verhältnisse noch keine sichere Existenz
gefunden haben.
II. Noch mehr dadurch, daß im verflossenen Jahre wieder so viele
Gemeinden auf eine unverantwortliche Weise ihre ganz arme Bevölkerung
durch Zahlung der Passage nach Amerika sich vom Halse geschafft, ohne
derselben auch die mindeste Unterstützung hier anzuweisen, so daß sie, und
zwar meistens Familien mit vielen Kindern, ohne alle Mittel den Fuß hier
an's Land setzten und häufig nicht so viel besaßen, um die wenigen Schil-
linge zur Fortschaffung des Gepäckes vom Schiffe bezahlen zu können.
Unter diesen hierher gesandten Personen befanden sich hülflose Frauen
mit 2 und 3 kleinen Kindern ohne Familienväter, sowie alte Greise von
60 bis 75 Jahren, welche bei ihrer Ankunft gleich das Armenhaus als
Zufluchtsstätte in Anspruch nahmen. Jndeß ist es den vereinten Bemühungen
des Wohlthätigkeitsausschusses, der Agentur und einiger Distrikspfleger
gelungen, diesen Leuten bald billige Quartiere zu verschaffen. Die Gesell-
schaft bezahlte die Miethe des ersten Monates, sowie die nöthigen Ausgaben
für Oefen, Kohlen und Lebensmittel, welches meist das angenehme Resultat
hatte, daß die Leute durch Mitwirkung und Anweisung ihrer Landsleute
schon im 2ten Monate einiges verdienten, und im 3ten Monate ihres
Hierseins, mit einer mäßigen Unterstützung seitens der Gesellschaft, ihr,
wenn auch spärliches, Auskommen fanden.
III. Daß gerade in den letzten Monaten beim Beginn und selbst in
der Mitte des Winters so außerordentlich viele Einwanderer hier ankamen,
welche durch den Schluß der Schifffahrt auf den Binnenwassern verhindert
waren, die Reise in's Jnnere nach ihrem Bestimmungsorte fortzusetzen und
ihre wenigen Mittel hier bald verzehrt hatten; Verdienst zu finden war
hier denselben sehr schwer, da bei der allgemeinen außergewöhnlichen Ge-
schäftslosigkeit, wie sie seit September hier stattfand, selbst gewöhnliche
Handwerker, wie Schmiede, Schuster, Schreiner, die längere Zeit hier lebten,
in großer Anzahl ohne Beschäftigung waren und die Unterstützung der
Gesellschaft in Anspruch nehmen mußten.
Die Geldunterstützungen durch den Wohlthätigkeitsausschuß seit dem
22. Februar 1851 bis 22. Februar 1852, welche regelmäßig an jedem
Mittwoch und Samstag Nachmittag durch ein Mitglied des Wohlthätigkeits-
Ausschusses unter Beisitzung eines der Herren Distriktspfleger und des
Agenten ausgezahlt wurden, betragen:
in 6612 Fällen $ 7498 60, oder durchschnittlich $ 113 1 / 4
gegen 1850–1851 in 3115 Fällen $ 3849 19
1849–1850 = 3969 - = 4135 97
1848–1849 = 4139 - = 4444 25
1847–1848 = 3721 - = 5116 24
1846–1847 = 2464 - = 3683 –
Die Vergleichung der obigen Zahlen zeigt deutlich, daß im letzten Jahre
die Zahl der Hülfsbedürftigen und somit die Anforderungen an die Gesell-
schaft ungewöhnlich groß gewesen sind.
Jn diesen Ausgaben des Wohlthätigkeitsausschusses sind die außer-
ordentlichen Unterstützungen, welche vom Verwaltungsrathe bewilligt wurden,
die Ausgabe für temporäre Beherbergung und Beköstigung ( sowie für
Medizin ) armer kranker Deutschen nicht enthalten, wie aus dem Finanz-
Berichte zu ersehen. Die Krankenpflege steht fast in demselben Verhältnisse
zu den geleisteten Unterstützungen, die eingereichten Apothekerrechnungen
erweisen einen Gesammtbetrag von $ 571 45 Cts. für Ordinationen,
wonach im Durchschnitt circa 17 Cts. auf jedes Recept kommt. Dieses
spricht von selbst für die thätige Mitwirkung unserer Herren Aerzte, denen
wir hierfür den wärmsten Dank schuldig sind.
Ganz besondere lobenswerthe Anerkennung verdienen aber die Herren
Distriktspfleger, welche in aufopfernder Thätigkeit den größten Theil jener
Unterstützungsfälle untersuchten und zur Berücksichtigung empfahlen, wodurch
der Wohlthätigkeitsausschuß allein in den Stand gesetzt wurde, die Unter-
stützungen im möglichst richtigen Verhältnisse zu den Bedürfnissen zu leisten,
und so den Hauptzweck der Gesellschaft zu erreichen.
Jn den unter dem Schutze des Staates stehenden öffentlichen Hospi-
tälern und Armenhäusern wurden im verflossenen Jahre im Vergleich zu
dem vorhergehenden Jahre mehr wie die doppelte Anzahl aufgenommen.
Es geht hieraus deutlich hervor, daß das Vorurtheil der Deutschen
gegen die hiesigen öffentlichen Armenhäuser ziemlich nachgelassen hat, welches
wir aber dem Umstande zuschreiben, daß in der letzten Zeit die wirklichen
und scheinbaren Klagen gegen die Jnstitute weit seltener waren und manche
früher laut gerügte Uebelstände wirklich ganz oder zum Theil beseitigt worden
sind. Letzteres ist namentlich der Fall gewesen durch Anstellung deutscher
Aerzte, Seelsorger und Krankenpfleger. Wir verdanken dieses Resultat den
energischen Bemühungen unseres Präsidenten. Wenn freilich für unsere
deutschen Landsleute noch manches in dieser Hinsicht zu wünschen übrig
bleibt, so glauben wir, daß die Abhülfe durch genaue unpartheiische Unter-
suchung der einzelnen Fälle und durch ernste ruhige Demonstration am
Beßten und Sichersten erreicht wird.
Wir haben jetzt über die Wirksamkeit der Gesellschaft außerhalb des
Bereiches des Wohlthätigkeitsausschusses zu berichten, welche größtentheils
von der Agentur unter Beaufsichtigung des Agentschaftsausschusses aus-
geht. Die Hauptaufgabe der Agentur ist, dem deutschen Einwanderer als
treuer und uneigennütziger Rathgeber zur Seite zu stehen, demselben
womöglich Beschäftigung nachzuweisen, oder doch Anleitung zu geben, wo
und auf welche Weise er am Geeignetsten solche Beschäftigung und ein
Unterkommen findet. Zu dem Ende ist der Agent mit seinem Gehülfen,
von Morgens 9 bis Nachmittags 5 Uhr in dem Agentschaftslocale an-
wesend. Nach den in der Agentur geführten Büchern waren im vergangenen
Jahre nur 5001 Stellen angemeldet und den solche Suchenden angewiesen
– gegen 9427 in dem vorhergehenden Jahre.
Wir lassen hier die specielle Tabelle folgen:
Weibliche Dienstboten....... 1039
Handarbeiter.......... 1874
Farmer............. 607
Schreiner und Zimmerleute.... 396
Lehrlinge zu verschiedenen Geschäften 264
Schlosser und Mechaniker..... 117
Schneider............ 105
Schuhmacher.......... 92
Sattler und Handschuhmacher... 53
Schmiede und Wagner...... 81
Maurer und Steinhauer..... 39
Seiden= und Wollenweber..... 38
Gärtner........... 32
Maler und Anstreicher...... 29
Bierbrauer und Kiefer...... 30
Buchbinder........... 25
Bäcker............. 25
Blecharbeiter.......... 23
Clerks............. 10
Seiler............. 10
Gerber............. 35
Die übrigen kommen auf verschiedene Gewerbe, wie Lithographen,
Hutmacher, Vergolder, Juweliere, Barbiere, Bildhauer, Kellner
Der Grund der geringen Anzahl angebotener Stellen gegen frühere
Jahre war, daß in dem verflossenen Jahre die öffentlichen Arbeiten an
Eisenbahnen und Canälen in der nächsten Umgebung sehr selten waren, in
1850 aber circa 4000 zur Newyork=Erie= und zur Baltimore=Ohio=Eisen-
bahn gesandt werden konnten, zu welchem Ende die betreffenden Directionen
das nicht unbedeutende Geld zur Hinreise vorschossen.
Bis gegen Mitte des vorigen Jahres war es für die meisten Hand-
werker und Handarbeiter sehr leicht, ein Unterkommen zu finden, ja der
Nachfrage nach Schreiner, Farmern und gewöhnlichen Handarbeitern konnte
durch die um Arbeit Nachsuchenden nicht einmal genügend entsprochen
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