Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 63. Rudolstadt, 13. Dezember 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] nutzbar, die der Fichte und der Palme. Die Zapfen der Fichte ent-
halten nämlich süße mehlige Mandeln. Die kleinen Früchte der Palme
dienen den Hausthieren zur Nahrung; oben auf ihrem Stamme be-
findet sich ein Auswuchs, dessen Jnneres gekocht und als Gemüse ge-
gessen wird. Der wilde Honig wird in den Baumstämmen gefunden,
die man umhauen muß, um ihn auszunehmen; er ist flüssig und oft
so süß wie der europäische; bisweilen hat er einen leichten bittern Bei-
geschmack; er wird in Porto Alegre zu Milreis* ) die Flasche verkauft
und besonders in den Apotheken zu Arzneien verwandt. Die brasilia-
nischen Bienen gehören nicht derselben Gattung an wie die curopäi-
schen; sie sind stachellos und lassen sich nicht zähmen. Das " Rohr-
gras ", welches überall den Boden bedeckt, wo er nicht zu steinig und
trocken ist, nährt das Vieh besser als irgend ein anderes Futter; es
wird vorzüglich von den Pferden gern gefressen. Man hat zwei
Arten, von denen die großblättrige die vorzüglichere ist. Die Lianen,
welche die Baumstämme umschlingen, erlangen eine wunderbare Zähig-
keit und Länge und sind den Ansiedlern in zahlreichen Fällen, wo
sie als Stricke dienen, vom größesten Nutzen.

An Nutzhölzern endlich ist in diesen jungfräulichen Waldungen
ein außerordentlicher Reichthum. Da findet man den harten, leichten
und dauerhaften Lorbeer, zu Mastbäumen gern benutzt, von dem ein
80 Palmen langer Stamm zu 500 Milreis in Porto Alegre verkauft
wird; -- die fälschlich sogenannte Zeder, die nicht zum Geschlechte
der Nadelhölzer gehört, aus deren zartem, röthlichen Holze man Plan-
ken schneidet und zu 14 bis zu 20 Milreis das Dutzend verkauft; --
die Fichte, die meistens 25 Palmen hoch und1 1 / 2 dick wird; -- den
gewaltigen Cabriaboni, dessen Planken zum Schiffsbau dienen; --
den Cabriou, welcher denselben Nutzen bietet; -- den zarten Tim-
baou; -- den harten, dauerhaften Choubrachi; -- den steinharten
Enchigue, aus dem man mächtige Balken und Schiffsrippen haut;
-- den Chachuere, dessen hartes schwarzbraunes Holz von den Ebe-
nisten theuer bezahlt wird, und viele andere, deren Namen selbst in
Europa unbekannt sind. Alle diese Hölzer finden einen sichern und
guten Markt in Porto Alegre, und viele von den deutschen Ansied-
lern haben sich diesem Handelszweige gewidmet. Es bestehen bei ihnen
schon Sägemühlen, und das Holz, weit entfernt im Preise zu fallen,
ist vielmehr so gestiegen, daß einige Ansiedler es noch lohnend finden,
Planken mit der Handsäge zu machen und nach Porto Alegre zu flößen.

Die mineralischen Schätze der Provinz erwähnen wir nicht, weil
sie fast noch gar nicht ausgebeutet werden.    ( Fortsetzung folgt. )

Die deutsche Auswanderungsfrage.
( Weser = Zeitung. )

Vom Rhein. Die "Deutsche Zeitung" brachte vor einigen
Tagen eine Nachricht, welche, wie sie denn das Gepräge der Wahr-
heit an sich trägt, jeder Deutsche, der Gefühl auch für deutsche Nati-
onalität im Auslande und für Sicherstellung derselben daselbst hat,
mit Freude begrüßt haben wird.

Jn jenem Artikel hieß es, Preußen gedenke sich von Neuem im
Jnteresse deutscher Auswanderung kräftigst beim Bunde zu verwenden,
habe von seinen Gesandten in Washington und Mexiko bereits um-
fassende Berichte über diesen Gegenstand betreffende Einzelheiten ein-
gefordert, und gedenke ferner noch zwei Agenten zu genauerer Kennt-
nißnahme der Verhältnisse nach den Vereinigten Staaten zu senden.

Möge es uns erlaubt sein, nochmals einige Worte über jenen
für Deutschland gewiß höchst wichtigen Gegenstand zu sagen, jenem
Plane Gedeihen und baldige Ausführung zu wünschen.

Der Pläne zu umfassender Auswanderung und Kolonisation in
überseeischen Ländern vermittelst Deutscher sind namentlich in neuerer
[Spaltenumbruch] Zeit von verschiedenen Seiten mannichfaltige und viele gemacht worden.
Man darf wohl sagen, daß sie zu einer Zeitfrage geworden sind. Bald
hatten sie in Deutschland, bald im Auslande, wo man das Bedürfniß
einer vermehrten kräftigen Bevölkerung fühlte, ihren Ursprung. Leider
aber war man sich bei allen derartigen Unternehmungen entweder zu
wenig vernünftiger, leitender Principien, die nothwendigen Bedingungen
des Gedeihens betreffend, bewußt, hatte zu wenig reife, gründliche
Sachkenntniß, oder die Ausführung fiel in die Hände gewissenloser
Speculanten, die nur nach eigenem Geldgewinn trachteten, und um
das Schicksal der Unternehmung und der dabei Betheiligten unbekümmert
waren. So haben wir denn in den bei weitem meisten Fällen, von
den verschiedenen Punkten der Erde, wo Kolonisations = Versuche ge-
macht worden, nur die traurigsten Nachrichten, Schilderungen von Elend,
Unglück und bitter getäuschten Hoffnungen zu vernehmen gehadt. Klagen
[unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]eits der Auswanderer über Uebervortheilungen und Hintergehungen
aller Art, über nicht erfüllte Versprechungen, Mangel alles Schutzes
und aller Rechtshülfe sind zu uns gedrungen Wo aber haben uns
die öffentlichen Blätter unter der Unzahl solcher und ähnlicher Mit-
theilungen einmal die wohlverbürgte, glaubwürdige Kunde des Ge-
deihens solcher Unternehmungen gebracht? Jn den meisten Fällen waren
sie, trotz alles Pompes in ihrer ersten Ankündigung, trotz alles ver-
heißenen Glücks, schon im ersten Beginnen gescheitert, diejenigen, welche
ihre Zukunft vertrauensvoll darauf gegründet hatten, versplittert und
fast spurlos verschwunden. Wer will das Schicksal dieser Schaaren
unglücklicher Auswanderer verfolgen? wer kann ihrer ohne tiefes Mit-
leiden und Bedauern gedenken?

Jst da nicht ein Schritt, welcher diesen Uebelständen Abhülfe,
dem germanischen Elemente im Auslande einen Schirm, unter welchem
die noch zarte Pflanze gedeihen kann, verspricht, mit wahrer Freude
zu begrüßen?

Gedächten wir in unsern anzustellenden kurzen Betrachtungen weiter
zu gehen, als die gegenwärtige Gelegenheit es erlaubt, so wäre eine
der zunächst aufzuwerfenden Fragen: ist Deutschland in der Lage,
wo es sich einen Abzugscanal eröffnen muß, um eine zu dichte Be-
völkerung, für die es nicht Raum genug hat, zu decimiren? Hat es
ein wohlbegründetes Jnteresse, die Auswanderung zu befördern?
Die Erörterung dieser Frage in ihrer ganzen Ausdehnung würde uns
hier zu weit führen. Jedenfalls sind bedeutende Zweifel gegen der-
artige Behauptungen zu erheben. Wir unseres Theils wollen uns hier
begnügen, unsere persönliche Meinung bescheidentlich dahin auszusprechen,
daß wir nicht dieser Ansicht sind. Deutschland besitzt wohl Raum und
innere Ressourcen genug -- besonders wenn sich seine einzelnen Theile
einander mehr nähern, was sich doch immer mehr vorbereitet -- um
seine Bevölkerung zu ernähren. Ja, wir glauben, daß es deren keine
größere, als sein innerer Wohlstand erheischt, besitzt. Jn einzelnen
Theilen allerdings mag sich nicht ohne Grund das unbehagliche Gefühl
einer zu dichten, nahrungslosen Bevölkerung erzeugt haben; das Ganze
leidet wohl schwerlich daran.

Eine zweite hinzukommende Frage -- die positive Nothwendig-
keit einer Decimirung bei Seite setzend -- möchte dann ferner viel-
leicht noch sein, ob sich die Kosten großartiger Auswanderungs - Unter-
nehmungen materiell bezahlt machen würden ( wenn uns der Ausdruck
erlaubt ist ) ; ob die Zunahme an Handel und Jndustrie im Jnlande,
geweckt durch den Verkehr mit den überseeischen Landsleuten, diese ver-
güten würde. Abgesehen von der sichern Unmöglichkeit des Gelingens
von Kolonisations=Projecten -- obschon sie mitunter wohl in Anregung
gebracht worden sind -- denen ein solcher Gedanke als Hauptsache
zu Grunde liegt, und abgesehen von der Unwürdigkeit der Jdee, wenn
als leitendes Princip betrachtet, wagen wir die Richtigkeit auch dieses
Schlusses zu bezweifeln.

Wir müssen demnach unsere Meinung dahin äußern, daß -- wie
es auch wohl auf keine Weise in dem Plane Preußens liegt -- es
nicht als anzurathen, wünschenswerth oder erforderlich erscheinen kann,

* ) 1 Rl. 18 Sgr. Pr. C.

[Spaltenumbruch] nutzbar, die der Fichte und der Palme. Die Zapfen der Fichte ent-
halten nämlich süße mehlige Mandeln. Die kleinen Früchte der Palme
dienen den Hausthieren zur Nahrung; oben auf ihrem Stamme be-
findet sich ein Auswuchs, dessen Jnneres gekocht und als Gemüse ge-
gessen wird. Der wilde Honig wird in den Baumstämmen gefunden,
die man umhauen muß, um ihn auszunehmen; er ist flüssig und oft
so süß wie der europäische; bisweilen hat er einen leichten bittern Bei-
geschmack; er wird in Porto Alegre zu Milreis* ) die Flasche verkauft
und besonders in den Apotheken zu Arzneien verwandt. Die brasilia-
nischen Bienen gehören nicht derselben Gattung an wie die curopäi-
schen; sie sind stachellos und lassen sich nicht zähmen. Das „ Rohr-
gras “, welches überall den Boden bedeckt, wo er nicht zu steinig und
trocken ist, nährt das Vieh besser als irgend ein anderes Futter; es
wird vorzüglich von den Pferden gern gefressen. Man hat zwei
Arten, von denen die großblättrige die vorzüglichere ist. Die Lianen,
welche die Baumstämme umschlingen, erlangen eine wunderbare Zähig-
keit und Länge und sind den Ansiedlern in zahlreichen Fällen, wo
sie als Stricke dienen, vom größesten Nutzen.

An Nutzhölzern endlich ist in diesen jungfräulichen Waldungen
ein außerordentlicher Reichthum. Da findet man den harten, leichten
und dauerhaften Lorbeer, zu Mastbäumen gern benutzt, von dem ein
80 Palmen langer Stamm zu 500 Milreis in Porto Alegre verkauft
wird; -- die fälschlich sogenannte Zeder, die nicht zum Geschlechte
der Nadelhölzer gehört, aus deren zartem, röthlichen Holze man Plan-
ken schneidet und zu 14 bis zu 20 Milreis das Dutzend verkauft; --
die Fichte, die meistens 25 Palmen hoch und1 1 / 2 dick wird; -- den
gewaltigen Cabriaboni, dessen Planken zum Schiffsbau dienen; --
den Cabriou, welcher denselben Nutzen bietet; -- den zarten Tim-
baou; -- den harten, dauerhaften Choubrachi; -- den steinharten
Enchigue, aus dem man mächtige Balken und Schiffsrippen haut;
-- den Chachuere, dessen hartes schwarzbraunes Holz von den Ebe-
nisten theuer bezahlt wird, und viele andere, deren Namen selbst in
Europa unbekannt sind. Alle diese Hölzer finden einen sichern und
guten Markt in Porto Alegre, und viele von den deutschen Ansied-
lern haben sich diesem Handelszweige gewidmet. Es bestehen bei ihnen
schon Sägemühlen, und das Holz, weit entfernt im Preise zu fallen,
ist vielmehr so gestiegen, daß einige Ansiedler es noch lohnend finden,
Planken mit der Handsäge zu machen und nach Porto Alegre zu flößen.

Die mineralischen Schätze der Provinz erwähnen wir nicht, weil
sie fast noch gar nicht ausgebeutet werden.    ( Fortsetzung folgt. )

Die deutsche Auswanderungsfrage.
( Weser = Zeitung. )

Vom Rhein. Die „Deutsche Zeitung“ brachte vor einigen
Tagen eine Nachricht, welche, wie sie denn das Gepräge der Wahr-
heit an sich trägt, jeder Deutsche, der Gefühl auch für deutsche Nati-
onalität im Auslande und für Sicherstellung derselben daselbst hat,
mit Freude begrüßt haben wird.

Jn jenem Artikel hieß es, Preußen gedenke sich von Neuem im
Jnteresse deutscher Auswanderung kräftigst beim Bunde zu verwenden,
habe von seinen Gesandten in Washington und Mexiko bereits um-
fassende Berichte über diesen Gegenstand betreffende Einzelheiten ein-
gefordert, und gedenke ferner noch zwei Agenten zu genauerer Kennt-
nißnahme der Verhältnisse nach den Vereinigten Staaten zu senden.

Möge es uns erlaubt sein, nochmals einige Worte über jenen
für Deutschland gewiß höchst wichtigen Gegenstand zu sagen, jenem
Plane Gedeihen und baldige Ausführung zu wünschen.

Der Pläne zu umfassender Auswanderung und Kolonisation in
überseeischen Ländern vermittelst Deutscher sind namentlich in neuerer
[Spaltenumbruch] Zeit von verschiedenen Seiten mannichfaltige und viele gemacht worden.
Man darf wohl sagen, daß sie zu einer Zeitfrage geworden sind. Bald
hatten sie in Deutschland, bald im Auslande, wo man das Bedürfniß
einer vermehrten kräftigen Bevölkerung fühlte, ihren Ursprung. Leider
aber war man sich bei allen derartigen Unternehmungen entweder zu
wenig vernünftiger, leitender Principien, die nothwendigen Bedingungen
des Gedeihens betreffend, bewußt, hatte zu wenig reife, gründliche
Sachkenntniß, oder die Ausführung fiel in die Hände gewissenloser
Speculanten, die nur nach eigenem Geldgewinn trachteten, und um
das Schicksal der Unternehmung und der dabei Betheiligten unbekümmert
waren. So haben wir denn in den bei weitem meisten Fällen, von
den verschiedenen Punkten der Erde, wo Kolonisations = Versuche ge-
macht worden, nur die traurigsten Nachrichten, Schilderungen von Elend,
Unglück und bitter getäuschten Hoffnungen zu vernehmen gehadt. Klagen
[unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]eits der Auswanderer über Uebervortheilungen und Hintergehungen
aller Art, über nicht erfüllte Versprechungen, Mangel alles Schutzes
und aller Rechtshülfe sind zu uns gedrungen Wo aber haben uns
die öffentlichen Blätter unter der Unzahl solcher und ähnlicher Mit-
theilungen einmal die wohlverbürgte, glaubwürdige Kunde des Ge-
deihens solcher Unternehmungen gebracht? Jn den meisten Fällen waren
sie, trotz alles Pompes in ihrer ersten Ankündigung, trotz alles ver-
heißenen Glücks, schon im ersten Beginnen gescheitert, diejenigen, welche
ihre Zukunft vertrauensvoll darauf gegründet hatten, versplittert und
fast spurlos verschwunden. Wer will das Schicksal dieser Schaaren
unglücklicher Auswanderer verfolgen? wer kann ihrer ohne tiefes Mit-
leiden und Bedauern gedenken?

Jst da nicht ein Schritt, welcher diesen Uebelständen Abhülfe,
dem germanischen Elemente im Auslande einen Schirm, unter welchem
die noch zarte Pflanze gedeihen kann, verspricht, mit wahrer Freude
zu begrüßen?

Gedächten wir in unsern anzustellenden kurzen Betrachtungen weiter
zu gehen, als die gegenwärtige Gelegenheit es erlaubt, so wäre eine
der zunächst aufzuwerfenden Fragen: ist Deutschland in der Lage,
wo es sich einen Abzugscanal eröffnen muß, um eine zu dichte Be-
völkerung, für die es nicht Raum genug hat, zu decimiren? Hat es
ein wohlbegründetes Jnteresse, die Auswanderung zu befördern?
Die Erörterung dieser Frage in ihrer ganzen Ausdehnung würde uns
hier zu weit führen. Jedenfalls sind bedeutende Zweifel gegen der-
artige Behauptungen zu erheben. Wir unseres Theils wollen uns hier
begnügen, unsere persönliche Meinung bescheidentlich dahin auszusprechen,
daß wir nicht dieser Ansicht sind. Deutschland besitzt wohl Raum und
innere Ressourcen genug -- besonders wenn sich seine einzelnen Theile
einander mehr nähern, was sich doch immer mehr vorbereitet -- um
seine Bevölkerung zu ernähren. Ja, wir glauben, daß es deren keine
größere, als sein innerer Wohlstand erheischt, besitzt. Jn einzelnen
Theilen allerdings mag sich nicht ohne Grund das unbehagliche Gefühl
einer zu dichten, nahrungslosen Bevölkerung erzeugt haben; das Ganze
leidet wohl schwerlich daran.

Eine zweite hinzukommende Frage -- die positive Nothwendig-
keit einer Decimirung bei Seite setzend -- möchte dann ferner viel-
leicht noch sein, ob sich die Kosten großartiger Auswanderungs - Unter-
nehmungen materiell bezahlt machen würden ( wenn uns der Ausdruck
erlaubt ist ) ; ob die Zunahme an Handel und Jndustrie im Jnlande,
geweckt durch den Verkehr mit den überseeischen Landsleuten, diese ver-
güten würde. Abgesehen von der sichern Unmöglichkeit des Gelingens
von Kolonisations=Projecten -- obschon sie mitunter wohl in Anregung
gebracht worden sind -- denen ein solcher Gedanke als Hauptsache
zu Grunde liegt, und abgesehen von der Unwürdigkeit der Jdee, wenn
als leitendes Princip betrachtet, wagen wir die Richtigkeit auch dieses
Schlusses zu bezweifeln.

Wir müssen demnach unsere Meinung dahin äußern, daß -- wie
es auch wohl auf keine Weise in dem Plane Preußens liegt -- es
nicht als anzurathen, wünschenswerth oder erforderlich erscheinen kann,

* ) 1 Rl. 18 Sgr. Pr. C.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jFinancialNews">
        <div type="jFinancialNews">
          <p><pb facs="#f0006" n="502"/><cb/>
nutzbar, die der Fichte und der Palme. Die Zapfen der Fichte ent-<lb/>
halten nämlich süße mehlige Mandeln. Die kleinen Früchte der Palme<lb/>
dienen den Hausthieren zur Nahrung; oben auf ihrem Stamme be-<lb/>
findet sich ein Auswuchs, dessen Jnneres gekocht und als Gemüse ge-<lb/>
gessen wird. Der wilde Honig wird in den Baumstämmen gefunden,<lb/>
die man umhauen muß, um ihn auszunehmen; er ist flüssig und oft<lb/>
so süß wie der europäische; bisweilen hat er einen leichten bittern Bei-<lb/>
geschmack; er wird in Porto Alegre zu Milreis<note place="foot" n="* )"> 1 <abbr>Rl.</abbr> 18 <abbr>Sgr.</abbr> Pr. C. </note> die Flasche verkauft<lb/>
und besonders in den Apotheken zu Arzneien verwandt. Die brasilia-<lb/>
nischen Bienen gehören nicht derselben Gattung an wie die curopäi-<lb/>
schen; sie sind stachellos und lassen sich nicht zähmen. Das &#x201E; Rohr-<lb/>
gras &#x201C;, welches überall den Boden bedeckt, wo er nicht zu steinig und<lb/>
trocken ist, nährt das Vieh besser als irgend ein anderes Futter; es<lb/>
wird vorzüglich von den Pferden gern gefressen. Man hat zwei<lb/>
Arten, von denen die großblättrige die vorzüglichere ist. Die Lianen,<lb/>
welche die Baumstämme umschlingen, erlangen eine wunderbare Zähig-<lb/>
keit und Länge und sind den Ansiedlern in zahlreichen Fällen, wo<lb/>
sie als Stricke dienen, vom größesten Nutzen.   </p><lb/>
          <p>An Nutzhölzern endlich ist in diesen jungfräulichen Waldungen<lb/>
ein außerordentlicher Reichthum. Da findet man den harten, leichten<lb/>
und dauerhaften Lorbeer, zu Mastbäumen gern benutzt, von dem ein<lb/>
80 Palmen langer Stamm zu 500 Milreis in Porto Alegre verkauft<lb/>
wird; -- die fälschlich sogenannte Zeder, die nicht zum Geschlechte<lb/>
der Nadelhölzer gehört, aus deren zartem, röthlichen Holze man Plan-<lb/>
ken schneidet und zu 14 bis zu 20 Milreis das Dutzend verkauft; --<lb/>
die Fichte, die meistens 25 Palmen hoch und1 1 / 2 dick wird; -- den<lb/>
gewaltigen Cabriaboni, dessen Planken zum Schiffsbau dienen; --<lb/>
den Cabriou, welcher denselben Nutzen bietet; -- den zarten Tim-<lb/>
baou; -- den harten, dauerhaften Choubrachi; -- den steinharten<lb/>
Enchigue, aus dem man mächtige Balken und Schiffsrippen haut;<lb/>
-- den Chachuere, dessen hartes schwarzbraunes Holz von den Ebe-<lb/>
nisten theuer bezahlt wird, und viele andere, deren Namen selbst in<lb/>
Europa unbekannt sind. Alle diese Hölzer finden einen sichern und<lb/>
guten Markt in Porto Alegre, und viele von den deutschen Ansied-<lb/>
lern haben sich diesem Handelszweige gewidmet. Es bestehen bei ihnen<lb/>
schon Sägemühlen, und das Holz, weit entfernt im Preise zu fallen,<lb/>
ist vielmehr so gestiegen, daß einige Ansiedler es noch lohnend finden,<lb/>
Planken mit der Handsäge zu machen und nach Porto Alegre zu flößen.   </p><lb/>
          <p>Die mineralischen Schätze der Provinz erwähnen wir nicht, weil<lb/>
sie fast noch gar nicht ausgebeutet werden.<space dim="horizontal"/> <ref>( Fortsetzung folgt. )</ref>   </p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die deutsche Auswanderungsfrage.</hi><lb/>
( Weser = Zeitung. )</hi> </head><lb/>
        <p>Vom <hi rendition="#g">Rhein.</hi> Die &#x201E;Deutsche Zeitung&#x201C; brachte vor einigen<lb/>
Tagen eine Nachricht, welche, wie sie denn das Gepräge der Wahr-<lb/>
heit an sich trägt, jeder Deutsche, der Gefühl auch für deutsche Nati-<lb/>
onalität im Auslande und für Sicherstellung derselben daselbst hat,<lb/>
mit Freude begrüßt haben wird.   </p><lb/>
        <p>Jn jenem Artikel hieß es, Preußen gedenke sich von Neuem im<lb/>
Jnteresse deutscher Auswanderung kräftigst beim Bunde zu verwenden,<lb/>
habe von seinen Gesandten in Washington und Mexiko bereits um-<lb/>
fassende Berichte über diesen Gegenstand betreffende Einzelheiten ein-<lb/>
gefordert, und gedenke ferner noch zwei Agenten zu genauerer Kennt-<lb/>
nißnahme der Verhältnisse nach den Vereinigten Staaten zu senden.   </p><lb/>
        <p>Möge es uns erlaubt sein, nochmals einige Worte über jenen<lb/>
für Deutschland gewiß höchst wichtigen Gegenstand zu sagen, jenem<lb/>
Plane Gedeihen und baldige Ausführung zu wünschen.   </p><lb/>
        <p>Der Pläne zu umfassender Auswanderung und Kolonisation in<lb/>
überseeischen Ländern vermittelst Deutscher sind namentlich in neuerer<lb/><cb/>
Zeit von verschiedenen Seiten mannichfaltige und viele gemacht worden.<lb/>
Man darf wohl sagen, daß sie zu einer Zeitfrage geworden sind. Bald<lb/>
hatten sie in Deutschland, bald im Auslande, wo man das Bedürfniß<lb/>
einer vermehrten kräftigen Bevölkerung fühlte, ihren Ursprung. Leider<lb/>
aber war man sich bei allen derartigen Unternehmungen entweder zu<lb/>
wenig vernünftiger, leitender Principien, die nothwendigen Bedingungen<lb/>
des Gedeihens betreffend, bewußt, hatte zu wenig reife, gründliche<lb/>
Sachkenntniß, oder die Ausführung fiel in die Hände gewissenloser<lb/>
Speculanten, die nur nach eigenem Geldgewinn trachteten, und um<lb/>
das Schicksal der Unternehmung und der dabei Betheiligten unbekümmert<lb/>
waren. So haben wir denn in den bei weitem meisten Fällen, von<lb/>
den verschiedenen Punkten der Erde, wo Kolonisations = Versuche ge-<lb/>
macht worden, nur die traurigsten Nachrichten, Schilderungen von Elend,<lb/>
Unglück und bitter getäuschten Hoffnungen zu vernehmen gehadt. Klagen<lb/><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="4"/>eits der Auswanderer über Uebervortheilungen und Hintergehungen<lb/>
aller Art, über nicht erfüllte Versprechungen, Mangel alles Schutzes<lb/>
und aller Rechtshülfe sind zu uns gedrungen Wo aber haben uns<lb/>
die öffentlichen Blätter unter der Unzahl solcher und ähnlicher Mit-<lb/>
theilungen einmal die wohlverbürgte, glaubwürdige Kunde des Ge-<lb/>
deihens solcher Unternehmungen gebracht? Jn den meisten Fällen waren<lb/>
sie, trotz alles Pompes in ihrer ersten Ankündigung, trotz alles ver-<lb/>
heißenen Glücks, schon im ersten Beginnen gescheitert, diejenigen, welche<lb/>
ihre Zukunft vertrauensvoll darauf gegründet hatten, versplittert und<lb/>
fast spurlos verschwunden. Wer will das Schicksal dieser Schaaren<lb/>
unglücklicher Auswanderer verfolgen? wer kann ihrer ohne tiefes Mit-<lb/>
leiden und Bedauern gedenken?   </p><lb/>
        <p>Jst da nicht ein Schritt, welcher diesen Uebelständen Abhülfe,<lb/>
dem germanischen Elemente im Auslande einen Schirm, unter welchem<lb/>
die noch zarte Pflanze gedeihen kann, verspricht, mit wahrer Freude<lb/>
zu begrüßen?   </p><lb/>
        <p>Gedächten wir in unsern anzustellenden kurzen Betrachtungen weiter<lb/>
zu gehen, als die gegenwärtige Gelegenheit es erlaubt, so wäre eine<lb/>
der zunächst aufzuwerfenden Fragen: ist Deutschland in der Lage,<lb/>
wo es sich einen Abzugscanal eröffnen muß, um eine zu dichte Be-<lb/>
völkerung, für die es nicht Raum genug hat, zu decimiren? Hat es<lb/>
ein wohlbegründetes Jnteresse, die Auswanderung zu <hi rendition="#g">befördern?</hi><lb/>
Die Erörterung dieser Frage in ihrer ganzen Ausdehnung würde uns<lb/>
hier zu weit führen. Jedenfalls sind bedeutende Zweifel gegen der-<lb/>
artige Behauptungen zu erheben. Wir unseres Theils wollen uns hier<lb/>
begnügen, unsere persönliche Meinung bescheidentlich dahin auszusprechen,<lb/>
daß wir nicht dieser Ansicht sind. Deutschland besitzt wohl Raum und<lb/>
innere Ressourcen genug -- besonders wenn sich seine einzelnen Theile<lb/>
einander mehr nähern, was sich doch immer mehr vorbereitet -- um<lb/>
seine Bevölkerung zu ernähren. Ja, wir glauben, daß es deren keine<lb/>
größere, als sein innerer Wohlstand erheischt, besitzt. Jn einzelnen<lb/>
Theilen allerdings mag sich nicht ohne Grund das unbehagliche Gefühl<lb/>
einer zu dichten, nahrungslosen Bevölkerung erzeugt haben; das Ganze<lb/>
leidet wohl schwerlich daran.   </p><lb/>
        <p>Eine zweite hinzukommende Frage -- die positive Nothwendig-<lb/>
keit einer Decimirung bei Seite setzend -- möchte dann ferner viel-<lb/>
leicht noch sein, ob sich die Kosten großartiger Auswanderungs - Unter-<lb/>
nehmungen materiell bezahlt machen würden ( wenn uns der Ausdruck<lb/>
erlaubt ist ) ; ob die Zunahme an Handel und Jndustrie im Jnlande,<lb/>
geweckt durch den Verkehr mit den überseeischen Landsleuten, diese ver-<lb/>
güten würde. Abgesehen von der sichern Unmöglichkeit des Gelingens<lb/>
von Kolonisations=Projecten -- obschon sie mitunter wohl in Anregung<lb/>
gebracht worden sind -- denen ein solcher Gedanke als Hauptsache<lb/>
zu Grunde liegt, und abgesehen von der Unwürdigkeit der Jdee, wenn<lb/>
als leitendes Princip betrachtet, wagen wir die Richtigkeit auch dieses<lb/>
Schlusses zu bezweifeln.   </p><lb/>
        <p>Wir müssen demnach unsere Meinung dahin äußern, daß -- wie<lb/>
es auch wohl auf keine Weise in dem Plane Preußens liegt -- es<lb/>
nicht als anzurathen, wünschenswerth oder erforderlich erscheinen kann,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[502/0006] nutzbar, die der Fichte und der Palme. Die Zapfen der Fichte ent- halten nämlich süße mehlige Mandeln. Die kleinen Früchte der Palme dienen den Hausthieren zur Nahrung; oben auf ihrem Stamme be- findet sich ein Auswuchs, dessen Jnneres gekocht und als Gemüse ge- gessen wird. Der wilde Honig wird in den Baumstämmen gefunden, die man umhauen muß, um ihn auszunehmen; er ist flüssig und oft so süß wie der europäische; bisweilen hat er einen leichten bittern Bei- geschmack; er wird in Porto Alegre zu Milreis * ) die Flasche verkauft und besonders in den Apotheken zu Arzneien verwandt. Die brasilia- nischen Bienen gehören nicht derselben Gattung an wie die curopäi- schen; sie sind stachellos und lassen sich nicht zähmen. Das „ Rohr- gras “, welches überall den Boden bedeckt, wo er nicht zu steinig und trocken ist, nährt das Vieh besser als irgend ein anderes Futter; es wird vorzüglich von den Pferden gern gefressen. Man hat zwei Arten, von denen die großblättrige die vorzüglichere ist. Die Lianen, welche die Baumstämme umschlingen, erlangen eine wunderbare Zähig- keit und Länge und sind den Ansiedlern in zahlreichen Fällen, wo sie als Stricke dienen, vom größesten Nutzen. An Nutzhölzern endlich ist in diesen jungfräulichen Waldungen ein außerordentlicher Reichthum. Da findet man den harten, leichten und dauerhaften Lorbeer, zu Mastbäumen gern benutzt, von dem ein 80 Palmen langer Stamm zu 500 Milreis in Porto Alegre verkauft wird; -- die fälschlich sogenannte Zeder, die nicht zum Geschlechte der Nadelhölzer gehört, aus deren zartem, röthlichen Holze man Plan- ken schneidet und zu 14 bis zu 20 Milreis das Dutzend verkauft; -- die Fichte, die meistens 25 Palmen hoch und1 1 / 2 dick wird; -- den gewaltigen Cabriaboni, dessen Planken zum Schiffsbau dienen; -- den Cabriou, welcher denselben Nutzen bietet; -- den zarten Tim- baou; -- den harten, dauerhaften Choubrachi; -- den steinharten Enchigue, aus dem man mächtige Balken und Schiffsrippen haut; -- den Chachuere, dessen hartes schwarzbraunes Holz von den Ebe- nisten theuer bezahlt wird, und viele andere, deren Namen selbst in Europa unbekannt sind. Alle diese Hölzer finden einen sichern und guten Markt in Porto Alegre, und viele von den deutschen Ansied- lern haben sich diesem Handelszweige gewidmet. Es bestehen bei ihnen schon Sägemühlen, und das Holz, weit entfernt im Preise zu fallen, ist vielmehr so gestiegen, daß einige Ansiedler es noch lohnend finden, Planken mit der Handsäge zu machen und nach Porto Alegre zu flößen. Die mineralischen Schätze der Provinz erwähnen wir nicht, weil sie fast noch gar nicht ausgebeutet werden. ( Fortsetzung folgt. ) Die deutsche Auswanderungsfrage. ( Weser = Zeitung. ) Vom Rhein. Die „Deutsche Zeitung“ brachte vor einigen Tagen eine Nachricht, welche, wie sie denn das Gepräge der Wahr- heit an sich trägt, jeder Deutsche, der Gefühl auch für deutsche Nati- onalität im Auslande und für Sicherstellung derselben daselbst hat, mit Freude begrüßt haben wird. Jn jenem Artikel hieß es, Preußen gedenke sich von Neuem im Jnteresse deutscher Auswanderung kräftigst beim Bunde zu verwenden, habe von seinen Gesandten in Washington und Mexiko bereits um- fassende Berichte über diesen Gegenstand betreffende Einzelheiten ein- gefordert, und gedenke ferner noch zwei Agenten zu genauerer Kennt- nißnahme der Verhältnisse nach den Vereinigten Staaten zu senden. Möge es uns erlaubt sein, nochmals einige Worte über jenen für Deutschland gewiß höchst wichtigen Gegenstand zu sagen, jenem Plane Gedeihen und baldige Ausführung zu wünschen. Der Pläne zu umfassender Auswanderung und Kolonisation in überseeischen Ländern vermittelst Deutscher sind namentlich in neuerer Zeit von verschiedenen Seiten mannichfaltige und viele gemacht worden. Man darf wohl sagen, daß sie zu einer Zeitfrage geworden sind. Bald hatten sie in Deutschland, bald im Auslande, wo man das Bedürfniß einer vermehrten kräftigen Bevölkerung fühlte, ihren Ursprung. Leider aber war man sich bei allen derartigen Unternehmungen entweder zu wenig vernünftiger, leitender Principien, die nothwendigen Bedingungen des Gedeihens betreffend, bewußt, hatte zu wenig reife, gründliche Sachkenntniß, oder die Ausführung fiel in die Hände gewissenloser Speculanten, die nur nach eigenem Geldgewinn trachteten, und um das Schicksal der Unternehmung und der dabei Betheiligten unbekümmert waren. So haben wir denn in den bei weitem meisten Fällen, von den verschiedenen Punkten der Erde, wo Kolonisations = Versuche ge- macht worden, nur die traurigsten Nachrichten, Schilderungen von Elend, Unglück und bitter getäuschten Hoffnungen zu vernehmen gehadt. Klagen ____eits der Auswanderer über Uebervortheilungen und Hintergehungen aller Art, über nicht erfüllte Versprechungen, Mangel alles Schutzes und aller Rechtshülfe sind zu uns gedrungen Wo aber haben uns die öffentlichen Blätter unter der Unzahl solcher und ähnlicher Mit- theilungen einmal die wohlverbürgte, glaubwürdige Kunde des Ge- deihens solcher Unternehmungen gebracht? Jn den meisten Fällen waren sie, trotz alles Pompes in ihrer ersten Ankündigung, trotz alles ver- heißenen Glücks, schon im ersten Beginnen gescheitert, diejenigen, welche ihre Zukunft vertrauensvoll darauf gegründet hatten, versplittert und fast spurlos verschwunden. Wer will das Schicksal dieser Schaaren unglücklicher Auswanderer verfolgen? wer kann ihrer ohne tiefes Mit- leiden und Bedauern gedenken? Jst da nicht ein Schritt, welcher diesen Uebelständen Abhülfe, dem germanischen Elemente im Auslande einen Schirm, unter welchem die noch zarte Pflanze gedeihen kann, verspricht, mit wahrer Freude zu begrüßen? Gedächten wir in unsern anzustellenden kurzen Betrachtungen weiter zu gehen, als die gegenwärtige Gelegenheit es erlaubt, so wäre eine der zunächst aufzuwerfenden Fragen: ist Deutschland in der Lage, wo es sich einen Abzugscanal eröffnen muß, um eine zu dichte Be- völkerung, für die es nicht Raum genug hat, zu decimiren? Hat es ein wohlbegründetes Jnteresse, die Auswanderung zu befördern? Die Erörterung dieser Frage in ihrer ganzen Ausdehnung würde uns hier zu weit führen. Jedenfalls sind bedeutende Zweifel gegen der- artige Behauptungen zu erheben. Wir unseres Theils wollen uns hier begnügen, unsere persönliche Meinung bescheidentlich dahin auszusprechen, daß wir nicht dieser Ansicht sind. Deutschland besitzt wohl Raum und innere Ressourcen genug -- besonders wenn sich seine einzelnen Theile einander mehr nähern, was sich doch immer mehr vorbereitet -- um seine Bevölkerung zu ernähren. Ja, wir glauben, daß es deren keine größere, als sein innerer Wohlstand erheischt, besitzt. Jn einzelnen Theilen allerdings mag sich nicht ohne Grund das unbehagliche Gefühl einer zu dichten, nahrungslosen Bevölkerung erzeugt haben; das Ganze leidet wohl schwerlich daran. Eine zweite hinzukommende Frage -- die positive Nothwendig- keit einer Decimirung bei Seite setzend -- möchte dann ferner viel- leicht noch sein, ob sich die Kosten großartiger Auswanderungs - Unter- nehmungen materiell bezahlt machen würden ( wenn uns der Ausdruck erlaubt ist ) ; ob die Zunahme an Handel und Jndustrie im Jnlande, geweckt durch den Verkehr mit den überseeischen Landsleuten, diese ver- güten würde. Abgesehen von der sichern Unmöglichkeit des Gelingens von Kolonisations=Projecten -- obschon sie mitunter wohl in Anregung gebracht worden sind -- denen ein solcher Gedanke als Hauptsache zu Grunde liegt, und abgesehen von der Unwürdigkeit der Jdee, wenn als leitendes Princip betrachtet, wagen wir die Richtigkeit auch dieses Schlusses zu bezweifeln. Wir müssen demnach unsere Meinung dahin äußern, daß -- wie es auch wohl auf keine Weise in dem Plane Preußens liegt -- es nicht als anzurathen, wünschenswerth oder erforderlich erscheinen kann, * ) 1 Rl. 18 Sgr. Pr. C.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer63_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer63_1847/6
Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 63. Rudolstadt, 13. Dezember 1847, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer63_1847/6>, abgerufen am 24.11.2024.