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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 63. Rudolstadt, 13. Dezember 1847.

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[Spaltenumbruch] Ehre ab. Dieß war mir nun zwar bekannt, aber die große Ein-
förmigkeit der Klagen und die scheinbare Einstimmigkeit derselben
frappirten mich dennoch, und ich machte mich auf das Schlimmste
gefaßt. Bald indeß kam die Aufklärung, als ich schon in Gal-
veston
einzelne Vertheidiger des Verleumdeten auftreten sah und
bemerkte, wie die lautesten Redner kein einziges Factum, sondern
nur ein "man sagt", "es soll" den entschiedenen Entgegnungen
und schlagenden Einwendungen opponirten und sich endlich in Aus-
flüchten und Entschuldigungen verloren. Noch mehr aber und
entschiedener zu Gunsten des Angegriffenen wurde ich gestimmt,
bevor ich ihn noch selbst gesehen und gehört hatte, durch eine
Vergleichung seiner Vertheidiger mit seinen Feinden. Unter den
erstern gewahrte ich lauter als rechtschaffen bekannte Männer,
einige darunter sind öffentliche Charaktere in der Geschichte von
Teras, andere Männer der Wissenschaft. Ebenso urtheilten durch-
aus alle Amerikaner, welchen gewiß bei ihrem republikanischen
Sinn und der Neigung, Alles, was einer Unterdrückung durch
Reichere ähnlich sieht, zu bekämpfen, in jener Sache mehr Partei-
losigkeit zuzuschreiben ist, als der Menge des teranisch = deutschen
Pöbels. Unter den Freunden Meusebach's gewahrte ich einen
Langenheim, einen Colonel Hags, Dr. Römer, Lindheimer,
den wegen seiner hohen Liberalität und Charakters in ganz Texas
geschätzten Grafen Coretti, den Chief justice, den Pfarrer von
Braunfels, kurz was ich noch in jenem Lande an ausgezeichneten
Köpfen und Herzen gefunden hatte. Dagegen war die Mehr-
zahl seiner Gegner theils alberner, theils schlechter Pöbel; ich sah
unter ihren sich öffentlich genannt habenden Koryphäen einen wegen
Unbrauchbarkeit aus dem Dienste des Vereins entlassenen guten,
aber bethörten Junker, einen anerkannten Trunkenbold, zwei endlich
von noch schlimmerem Rufe. Ebenso bemerkte ich, daß die Seele
der Feindschaft ein listiger Kaufmann war, dem jedes Mittel unter
der Geschäfts=Firma gut, der aber höheren Jdeen eben so unzu-
gänglich als geneigt ist, sich Vortheile zu sichern, und welchem
der Sturz des General=Commissairs ein willkommenes Ereigniß,
ein Signal zum Fischen im Trüben war. Jch höre endlich den
traurigen Mißbrauch, welchen ein sonst vielleicht brauchbarer Sub-
alterner von seiner Mission machte, und wie er gestachelt von
grundlos selbst herauf beschworenem Ehrgeiz und überredet von
jenem klügeren und schlechteren Manne Jntriguen leitete und nährte,
welche zu unterdrücken Ehre sowohl als Klugheit geboten hätten.
Das Volk, welches für manche Mißgriffe, viele individuelle Be-
einträchtigungen und sehr viele Unglücksfälle, einen greiflichen
Gegenstand seines Hasses suchte, warf ihn auf Hrn. v. Meuse-
bach 's Haupt. Jn blinder Leidenschaftlichkeit wurde der bequeme
Ausweg des Thoren, eine Person für selbstverschuldetes, oder zu-
fälliges Unglück verantwortlich zu machen, ergriffen und die durch
Geldmangel, nasse Jahreszeit und große Entfernung von dem
Verein in Europa und mangelnde Transportmittel bedingten Nach-
theile auf Hrn. von Meusebach's Rechnung gesetzt. Wahr ist
es, daß es demselben vielleicht nicht schwer gefallen haben würde,
durch einige ganz einfache Erklärungen, oder ein auf Popularität
berechnetes Verfahren jene beleidigenden Angriffe, und namentlich
den gesetzlosen Vorfall am 31. December zu verhindern. Der
erstere Weg bestand in der Auseinandersetzung der finanziellen
und naturellen Hindernisse, welche dieß und das unmöglich machten
auszuführen, was mit Bankerotterklärung des Vereins identisch
gewesen wäre; der zweite bestand in dem beliebten Surrogat für
wirkliche Leistungen, als da sind: Händedrücke, affectirte Bieder-
keit, Schmeichelei der Schreier ec. Daß Hr. v. Meusebach beide
Mittel so gut gekannt hat, wie die weisen Rathgeber, welche eins
oder das andere an seiner Stelle gethan haben würden, ist gewiß
anzunehmen, da hierzu nur ein mittelmäßiger Verstand gehört,
und ihm von seinen heftigsten Gegnern sogar ein außerordentlicher
[Spaltenumbruch] vindicirt wird. Allein gerade, daß er es wußte, wie er sein Haupt
vor den tausend Unannehmlichkeiten bergen könnte, und doch nicht
so handelte, gereicht ihm meiner Meinung nach zur Ehre. Seine
offene Erklärung der Sachlage hätte eine welthistorische Unter-
nehmung und mit ihr das Glück von zehn Tausenden gestürzt,
während vielleicht ein Paar Jndividuen vor Unglück bewahrt worden
wären, und die Verachtung der oben bezeichneten Sorte von Po-
pularität zeigt mindestens von nobler Gesinnung, vielleicht auch
von einer weiter sehenden Klugheit, welche bedachte, daß bei ge-
wissen Stellungen es besser sei, der Menge fremd, als zu bekannt
zu sein.

Als Factum steht es da, daß Hr. v. M. mit den gegebenen,
oder vielmehr Anfangs sogar mit den nicht einmal gegebenen
Mitteln mehr geleistet hat, als mancher Andere dieß mit vielem
Geld und unter günstigsten Außenverhältnissen gethan haben
würde. Er begann seine Verwaltung mit ca. 20,000 Thalern
Schulden, von welcher Hinterlassenschaft der vorigen Direction
man bei seinem Abgang von Europa noch gar nichts wußte; der
Grant war noch nie betreten, Friedrichsburg war noch Büffel-
region, Jndianpoint ein Blockhaus, das nicht einmal dem Ver-
ein gehörte, Braunfels ein Haufen Zelte und Bivouakhütten.
Dagegen landeten im Herbst 1845, über 3000 Emigranten, welche
über 24,000 fl. mit der Bedingung sofortiger Rückzahlung in
Texas eingeschossen hatten, ohne daß weder hierzu, noch selbst zu
ihrer Unterhaltung, Beförderung und Ansiedelung Geld vorhanden
gewesen, oder gesendet worden wäre. Die Gesammtsumme der
gegen Ende 1846 hier eingetroffenen Geldmittel betrug kaum die
Summe der Deposita, welche die Emigranten sogleich nach ihrer
Ankunft hätten in Empfang nehmen können. Die Geldentblößung
war nicht etwa eine vorübergehende, sondern sie besteht mit einigen
Variationen noch immer fort, da die Sendungen aus Europa nie
ganz reichten, die dringendsten Schulden zu befriedigen, und alles
neu Angeschaffte auf Credit in unbestimmten Terminen unter-
nommen werden mußte. Hierzu kam noch der im Herbst 1845
erfolgte Ausbruch des Krieges, verbunden mit dem Steigen der
Transport= und Lebensmittel = Preise, und die unerhörten Ein-
wirkungen des Klima's durch anhaltende Nässe des vorigen Jahres.
Und mitten unter jenen traurigen Verhältnissen, bedrängt von
stürmischen Gläubigern, die seine eigene Person für die Schulden
des Vereins verantwortlich zu machen drohten, in einem Lande,
das seinen Speck von Cincinnati, seine Ackergeräthe bis auf
den armseligsten Nagel von Neworleans bezieht, wurde aus
Jndianpoint ein Flecken, aus Braunfels eine schöne blühende
Stadt. Friedrichsburg erhob sich aus dem Jndianergebiete und
hat jetzt schon viele steinerne Häuser, der Grant ist vermessen,
hunderte von Farmen mit reicher Ernte haben sich gebildet, Wagen,
Vieh, alle Geräthschaften sind im Ueberfluß da, Postwagen und
eine Menge Güterkarren machen die Heerstraßen von Guade-
loupe
zum Llano befahrener, als viele Chausseen in Deutschland.
Jch wiederhole noch einmal, daß die gesendeten Mittel niemals
dem auszuführenden Zweck entsprachen. Von 30,000, 100,000
Gulden, überhaupt von Gulden handelte es sich gar nicht bei einer
Unternehmung wie diese, sondern ein Capital von 500,000 Thlr.
zur rechten Zeit auf einmal disponibel war die unerläßliche Be-
dingung des Gedeihens. Jch weiß wohl, daß der Verein, durch
die höchst unrichtige, entweder ganz widersinnige, oder absichtlich
zu niedrig angeschlagene Berechnung des Hrn. Fischer getäuscht,
glaubte, ein geringes Capital von 200,000 fl. genüge hier. Dem
Verein ist deßhalb auch kein Vorwurf zu machen, umsomehr aber
sind die Verdienste desjenigen anzuerkennen, der trotzdem das Ziel
erreichte. Jch brauche die Leistungen des Hrn. v. M. nicht aus-
einanderzusetzen. Jch erinnere nur an seine erste Expedition an
den Perdinales mit nur 14 Begleitern, an seine Exploration

[Spaltenumbruch] Ehre ab. Dieß war mir nun zwar bekannt, aber die große Ein-
förmigkeit der Klagen und die scheinbare Einstimmigkeit derselben
frappirten mich dennoch, und ich machte mich auf das Schlimmste
gefaßt. Bald indeß kam die Aufklärung, als ich schon in Gal-
veston
einzelne Vertheidiger des Verleumdeten auftreten sah und
bemerkte, wie die lautesten Redner kein einziges Factum, sondern
nur ein „man sagt“, „es soll“ den entschiedenen Entgegnungen
und schlagenden Einwendungen opponirten und sich endlich in Aus-
flüchten und Entschuldigungen verloren. Noch mehr aber und
entschiedener zu Gunsten des Angegriffenen wurde ich gestimmt,
bevor ich ihn noch selbst gesehen und gehört hatte, durch eine
Vergleichung seiner Vertheidiger mit seinen Feinden. Unter den
erstern gewahrte ich lauter als rechtschaffen bekannte Männer,
einige darunter sind öffentliche Charaktere in der Geschichte von
Teras, andere Männer der Wissenschaft. Ebenso urtheilten durch-
aus alle Amerikaner, welchen gewiß bei ihrem republikanischen
Sinn und der Neigung, Alles, was einer Unterdrückung durch
Reichere ähnlich sieht, zu bekämpfen, in jener Sache mehr Partei-
losigkeit zuzuschreiben ist, als der Menge des teranisch = deutschen
Pöbels. Unter den Freunden Meusebach's gewahrte ich einen
Langenheim, einen Colonel Hags, Dr. Römer, Lindheimer,
den wegen seiner hohen Liberalität und Charakters in ganz Texas
geschätzten Grafen Coretti, den Chief justice, den Pfarrer von
Braunfels, kurz was ich noch in jenem Lande an ausgezeichneten
Köpfen und Herzen gefunden hatte. Dagegen war die Mehr-
zahl seiner Gegner theils alberner, theils schlechter Pöbel; ich sah
unter ihren sich öffentlich genannt habenden Koryphäen einen wegen
Unbrauchbarkeit aus dem Dienste des Vereins entlassenen guten,
aber bethörten Junker, einen anerkannten Trunkenbold, zwei endlich
von noch schlimmerem Rufe. Ebenso bemerkte ich, daß die Seele
der Feindschaft ein listiger Kaufmann war, dem jedes Mittel unter
der Geschäfts=Firma gut, der aber höheren Jdeen eben so unzu-
gänglich als geneigt ist, sich Vortheile zu sichern, und welchem
der Sturz des General=Commissairs ein willkommenes Ereigniß,
ein Signal zum Fischen im Trüben war. Jch höre endlich den
traurigen Mißbrauch, welchen ein sonst vielleicht brauchbarer Sub-
alterner von seiner Mission machte, und wie er gestachelt von
grundlos selbst herauf beschworenem Ehrgeiz und überredet von
jenem klügeren und schlechteren Manne Jntriguen leitete und nährte,
welche zu unterdrücken Ehre sowohl als Klugheit geboten hätten.
Das Volk, welches für manche Mißgriffe, viele individuelle Be-
einträchtigungen und sehr viele Unglücksfälle, einen greiflichen
Gegenstand seines Hasses suchte, warf ihn auf Hrn. v. Meuse-
bach 's Haupt. Jn blinder Leidenschaftlichkeit wurde der bequeme
Ausweg des Thoren, eine Person für selbstverschuldetes, oder zu-
fälliges Unglück verantwortlich zu machen, ergriffen und die durch
Geldmangel, nasse Jahreszeit und große Entfernung von dem
Verein in Europa und mangelnde Transportmittel bedingten Nach-
theile auf Hrn. von Meusebach's Rechnung gesetzt. Wahr ist
es, daß es demselben vielleicht nicht schwer gefallen haben würde,
durch einige ganz einfache Erklärungen, oder ein auf Popularität
berechnetes Verfahren jene beleidigenden Angriffe, und namentlich
den gesetzlosen Vorfall am 31. December zu verhindern. Der
erstere Weg bestand in der Auseinandersetzung der finanziellen
und naturellen Hindernisse, welche dieß und das unmöglich machten
auszuführen, was mit Bankerotterklärung des Vereins identisch
gewesen wäre; der zweite bestand in dem beliebten Surrogat für
wirkliche Leistungen, als da sind: Händedrücke, affectirte Bieder-
keit, Schmeichelei der Schreier ec. Daß Hr. v. Meusebach beide
Mittel so gut gekannt hat, wie die weisen Rathgeber, welche eins
oder das andere an seiner Stelle gethan haben würden, ist gewiß
anzunehmen, da hierzu nur ein mittelmäßiger Verstand gehört,
und ihm von seinen heftigsten Gegnern sogar ein außerordentlicher
[Spaltenumbruch] vindicirt wird. Allein gerade, daß er es wußte, wie er sein Haupt
vor den tausend Unannehmlichkeiten bergen könnte, und doch nicht
so handelte, gereicht ihm meiner Meinung nach zur Ehre. Seine
offene Erklärung der Sachlage hätte eine welthistorische Unter-
nehmung und mit ihr das Glück von zehn Tausenden gestürzt,
während vielleicht ein Paar Jndividuen vor Unglück bewahrt worden
wären, und die Verachtung der oben bezeichneten Sorte von Po-
pularität zeigt mindestens von nobler Gesinnung, vielleicht auch
von einer weiter sehenden Klugheit, welche bedachte, daß bei ge-
wissen Stellungen es besser sei, der Menge fremd, als zu bekannt
zu sein.

Als Factum steht es da, daß Hr. v. M. mit den gegebenen,
oder vielmehr Anfangs sogar mit den nicht einmal gegebenen
Mitteln mehr geleistet hat, als mancher Andere dieß mit vielem
Geld und unter günstigsten Außenverhältnissen gethan haben
würde. Er begann seine Verwaltung mit ca. 20,000 Thalern
Schulden, von welcher Hinterlassenschaft der vorigen Direction
man bei seinem Abgang von Europa noch gar nichts wußte; der
Grant war noch nie betreten, Friedrichsburg war noch Büffel-
region, Jndianpoint ein Blockhaus, das nicht einmal dem Ver-
ein gehörte, Braunfels ein Haufen Zelte und Bivouakhütten.
Dagegen landeten im Herbst 1845, über 3000 Emigranten, welche
über 24,000 fl. mit der Bedingung sofortiger Rückzahlung in
Texas eingeschossen hatten, ohne daß weder hierzu, noch selbst zu
ihrer Unterhaltung, Beförderung und Ansiedelung Geld vorhanden
gewesen, oder gesendet worden wäre. Die Gesammtsumme der
gegen Ende 1846 hier eingetroffenen Geldmittel betrug kaum die
Summe der Deposita, welche die Emigranten sogleich nach ihrer
Ankunft hätten in Empfang nehmen können. Die Geldentblößung
war nicht etwa eine vorübergehende, sondern sie besteht mit einigen
Variationen noch immer fort, da die Sendungen aus Europa nie
ganz reichten, die dringendsten Schulden zu befriedigen, und alles
neu Angeschaffte auf Credit in unbestimmten Terminen unter-
nommen werden mußte. Hierzu kam noch der im Herbst 1845
erfolgte Ausbruch des Krieges, verbunden mit dem Steigen der
Transport= und Lebensmittel = Preise, und die unerhörten Ein-
wirkungen des Klima's durch anhaltende Nässe des vorigen Jahres.
Und mitten unter jenen traurigen Verhältnissen, bedrängt von
stürmischen Gläubigern, die seine eigene Person für die Schulden
des Vereins verantwortlich zu machen drohten, in einem Lande,
das seinen Speck von Cincinnati, seine Ackergeräthe bis auf
den armseligsten Nagel von Neworleans bezieht, wurde aus
Jndianpoint ein Flecken, aus Braunfels eine schöne blühende
Stadt. Friedrichsburg erhob sich aus dem Jndianergebiete und
hat jetzt schon viele steinerne Häuser, der Grant ist vermessen,
hunderte von Farmen mit reicher Ernte haben sich gebildet, Wagen,
Vieh, alle Geräthschaften sind im Ueberfluß da, Postwagen und
eine Menge Güterkarren machen die Heerstraßen von Guade-
loupe
zum Llano befahrener, als viele Chausseen in Deutschland.
Jch wiederhole noch einmal, daß die gesendeten Mittel niemals
dem auszuführenden Zweck entsprachen. Von 30,000, 100,000
Gulden, überhaupt von Gulden handelte es sich gar nicht bei einer
Unternehmung wie diese, sondern ein Capital von 500,000 Thlr.
zur rechten Zeit auf einmal disponibel war die unerläßliche Be-
dingung des Gedeihens. Jch weiß wohl, daß der Verein, durch
die höchst unrichtige, entweder ganz widersinnige, oder absichtlich
zu niedrig angeschlagene Berechnung des Hrn. Fischer getäuscht,
glaubte, ein geringes Capital von 200,000 fl. genüge hier. Dem
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sind die Verdienste desjenigen anzuerkennen, der trotzdem das Ziel
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Ebenso bemerkte ich, daß die Seele der Feindschaft ein listiger Kaufmann war, dem jedes Mittel unter der Geschäfts=Firma gut, der aber höheren Jdeen eben so unzu- gänglich als geneigt ist, sich Vortheile zu sichern, und welchem der Sturz des General=Commissairs ein willkommenes Ereigniß, ein Signal zum Fischen im Trüben war. Jch höre endlich den traurigen Mißbrauch, welchen ein sonst vielleicht brauchbarer Sub- alterner von seiner Mission machte, und wie er gestachelt von grundlos selbst herauf beschworenem Ehrgeiz und überredet von jenem klügeren und schlechteren Manne Jntriguen leitete und nährte, welche zu unterdrücken Ehre sowohl als Klugheit geboten hätten. Das Volk, welches für manche Mißgriffe, viele individuelle Be- einträchtigungen und sehr viele Unglücksfälle, einen greiflichen Gegenstand seines Hasses suchte, warf ihn auf Hrn. v. Meuse- bach 's Haupt. Jn blinder Leidenschaftlichkeit wurde der bequeme Ausweg des Thoren, eine Person für selbstverschuldetes, oder zu- fälliges Unglück verantwortlich zu machen, ergriffen und die durch Geldmangel, nasse Jahreszeit und große Entfernung von dem Verein in Europa und mangelnde Transportmittel bedingten Nach- theile auf Hrn. von Meusebach's Rechnung gesetzt. Wahr ist es, daß es demselben vielleicht nicht schwer gefallen haben würde, durch einige ganz einfache Erklärungen, oder ein auf Popularität berechnetes Verfahren jene beleidigenden Angriffe, und namentlich den gesetzlosen Vorfall am 31. December zu verhindern. Der erstere Weg bestand in der Auseinandersetzung der finanziellen und naturellen Hindernisse, welche dieß und das unmöglich machten auszuführen, was mit Bankerotterklärung des Vereins identisch gewesen wäre; der zweite bestand in dem beliebten Surrogat für wirkliche Leistungen, als da sind: Händedrücke, affectirte Bieder- keit, Schmeichelei der Schreier ec. Daß Hr. v. Meusebach beide Mittel so gut gekannt hat, wie die weisen Rathgeber, welche eins oder das andere an seiner Stelle gethan haben würden, ist gewiß anzunehmen, da hierzu nur ein mittelmäßiger Verstand gehört, und ihm von seinen heftigsten Gegnern sogar ein außerordentlicher vindicirt wird. Allein gerade, daß er es wußte, wie er sein Haupt vor den tausend Unannehmlichkeiten bergen könnte, und doch nicht so handelte, gereicht ihm meiner Meinung nach zur Ehre. Seine offene Erklärung der Sachlage hätte eine welthistorische Unter- nehmung und mit ihr das Glück von zehn Tausenden gestürzt, während vielleicht ein Paar Jndividuen vor Unglück bewahrt worden wären, und die Verachtung der oben bezeichneten Sorte von Po- pularität zeigt mindestens von nobler Gesinnung, vielleicht auch von einer weiter sehenden Klugheit, welche bedachte, daß bei ge- wissen Stellungen es besser sei, der Menge fremd, als zu bekannt zu sein. Als Factum steht es da, daß Hr. v. M. mit den gegebenen, oder vielmehr Anfangs sogar mit den nicht einmal gegebenen Mitteln mehr geleistet hat, als mancher Andere dieß mit vielem Geld und unter günstigsten Außenverhältnissen gethan haben würde. Er begann seine Verwaltung mit ca. 20,000 Thalern Schulden, von welcher Hinterlassenschaft der vorigen Direction man bei seinem Abgang von Europa noch gar nichts wußte; der Grant war noch nie betreten, Friedrichsburg war noch Büffel- region, Jndianpoint ein Blockhaus, das nicht einmal dem Ver- ein gehörte, Braunfels ein Haufen Zelte und Bivouakhütten. Dagegen landeten im Herbst 1845, über 3000 Emigranten, welche über 24,000 fl. mit der Bedingung sofortiger Rückzahlung in Texas eingeschossen hatten, ohne daß weder hierzu, noch selbst zu ihrer Unterhaltung, Beförderung und Ansiedelung Geld vorhanden gewesen, oder gesendet worden wäre. Die Gesammtsumme der gegen Ende 1846 hier eingetroffenen Geldmittel betrug kaum die Summe der Deposita, welche die Emigranten sogleich nach ihrer Ankunft hätten in Empfang nehmen können. Die Geldentblößung war nicht etwa eine vorübergehende, sondern sie besteht mit einigen Variationen noch immer fort, da die Sendungen aus Europa nie ganz reichten, die dringendsten Schulden zu befriedigen, und alles neu Angeschaffte auf Credit in unbestimmten Terminen unter- nommen werden mußte. Hierzu kam noch der im Herbst 1845 erfolgte Ausbruch des Krieges, verbunden mit dem Steigen der Transport= und Lebensmittel = Preise, und die unerhörten Ein- wirkungen des Klima's durch anhaltende Nässe des vorigen Jahres. Und mitten unter jenen traurigen Verhältnissen, bedrängt von stürmischen Gläubigern, die seine eigene Person für die Schulden des Vereins verantwortlich zu machen drohten, in einem Lande, das seinen Speck von Cincinnati, seine Ackergeräthe bis auf den armseligsten Nagel von Neworleans bezieht, wurde aus Jndianpoint ein Flecken, aus Braunfels eine schöne blühende Stadt. Friedrichsburg erhob sich aus dem Jndianergebiete und hat jetzt schon viele steinerne Häuser, der Grant ist vermessen, hunderte von Farmen mit reicher Ernte haben sich gebildet, Wagen, Vieh, alle Geräthschaften sind im Ueberfluß da, Postwagen und eine Menge Güterkarren machen die Heerstraßen von Guade- loupe zum Llano befahrener, als viele Chausseen in Deutschland. Jch wiederhole noch einmal, daß die gesendeten Mittel niemals dem auszuführenden Zweck entsprachen. Von 30,000, 100,000 Gulden, überhaupt von Gulden handelte es sich gar nicht bei einer Unternehmung wie diese, sondern ein Capital von 500,000 Thlr. zur rechten Zeit auf einmal disponibel war die unerläßliche Be- dingung des Gedeihens. Jch weiß wohl, daß der Verein, durch die höchst unrichtige, entweder ganz widersinnige, oder absichtlich zu niedrig angeschlagene Berechnung des Hrn. Fischer getäuscht, glaubte, ein geringes Capital von 200,000 fl. genüge hier. Dem Verein ist deßhalb auch kein Vorwurf zu machen, umsomehr aber sind die Verdienste desjenigen anzuerkennen, der trotzdem das Ziel erreichte. Jch brauche die Leistungen des Hrn. v. M. nicht aus- einanderzusetzen. Jch erinnere nur an seine erste Expedition an den Perdinales mit nur 14 Begleitern, an seine Exploration

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 63. Rudolstadt, 13. Dezember 1847, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer63_1847/2>, abgerufen am 27.11.2024.