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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 61. Rudolstadt, 29. November 1847.

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[Spaltenumbruch] sich eignen, sobald sie thätig und der Arbeitslast gewachsen sind,
ein mäßiges Capital und arbeitsfähige Kinder haben. Die Haupt-
regeln des Ackerbaues sind daheim vor der Abreise theoretisch
und praktisch leicht zu erlernen; in den neuen Niederlassungen,
wo das Land in Menge vorhanden und wohlfeil ist, wird der
unerfahrene Landmann, dem ohnehin in anderem Klima und auf
anderem Boden die alte Weise nicht ausreicht, weniger Gefahr
laufen als in der Heimath, wo der hohe Pachtzins und die
schweren Abgaben nur mittelst großer Geschicklichkeit, bedeutender
Betriebscapitale und vieler Erfahrungen gewonnen werden können.
Ohnehin muß der Auswanderer mehr an die Seinigen, als an
sich selbst denken; hatte er bereits bei seiner Auswanderung ein
kleines Capital, so werden Fleiß und Sparsamkeit ihn in wenig
Jahren dahin bringen, daß er jedem seiner Kinder ein Eigenthum
erwirbt; diese erst genießen dann die Vortheile der Auswanderung,
ohne deren Beschwerden zu empfinden; der Emigrant selbst aber
wird seine Mühen durch den jährlich wachsenden Wohlstand der
Seinigen hinlänglich belohnt sehen. Jn seinem Vaterlande halfen
ihm seine Rüstigkeit, sein kleines Vermögen, die strengste Spar-
samkeit wenig; täglich sank er immer tiefer, und mit ihm kümmerten
die Seinigen, ja, sie beschleunigten seinen Fall. Seine Gesund-
heit litt durch immerwährende Sorge, durch Uebermaß von An-
strengung und schlechte Nahrung; sein kleines Vermögen schwand
immer mehr, und er erschöpfte sich in nutzlosen Versuchen, den
Lauf seines traurigen Geschicks aufzuhalten. Wie anders gestaltet
sich in der Regel die Lage und die Zukunft des besonnenen und
vernünftigen Auswanderers, -- denn der Unvernünftige geht ja
überall zu Grunde: seine Familie, statt ihm Last und Sorgen zu
machen, wird die Quelle seines Wohlstandes! -- Jn seiner neuen
Heimat kann er Land für ein Geringes kaufen; dort bleibt der
Ertrag desselben ihm ganz; denn der Staatsschatz macht keinen
Anspruch an seinen Erwerb, und die unbedeutende Landtaxe,1 1 / 2
Dollar für hundert Acres, verdient keine Erwähnung. Er spart
sein Capital, und wenn er auch nur wenig zurücklegen kann, so
ist dieß Wenige doch viel; denn sobald seine Söhne fähig sind
einem Haushalte vorzustehen, reicht eine Kleinigkeit zur Ein-
richtung desselben hin. Dieß sind die Vortheile, deren die
bezeichneten Classen der Auswanderer theilhaft zu werden stets
gewiß
sind, oder die nur durch eigene Schuld ihnen fehlen
können." --

Der nächste Abschnitt gibt eine Uebersicht derjenigen Länder,
nach welchen Auswanderer vorzugsweise ihre Schritte
lenken.
Von diesen Ländern stellt der Verf. die Verein. Staaten
von Nordamerika, als das wichtigste für deutsche Auswanderer,
obenan, und gibt uns eine genaue Beschreibung von ihrer Lage,
vom Boden, Klima, von den Naturproducten, den Einwohnern,
dem Städtewesen, den Verbindungswegen, von der Staatsver-
fassung und Verwaltung, von den Münzen, Maßen, Gewichten ec.;
der diesen Abschnitt schließende Zolltarif aber ist falsch.
Es scheint uns, daß Hr. Bromme noch den am 1. December
vor. J. außer Kraft getretenen, der uns augenblicklich nicht zur
Hand ist, brachte. Der, seit dem 1. Dec. 1846 gültige, und
noch bestehende Zolltarif für die Ver. Staaten, Texas inbe-
griffen, ist genau mit dem von uns in No. 25 d. Bl. gebrachten
übereinstimmend. Wir machen, zur Vermeidung bitterer Täu-
schungen, auf diesen Jrrthum in dem Bromme'schen Hand = und
Reisebuche aufmerksam.

Aus dem folgenden Abschnitte, der uns den sittlichen
und wissenschaftlichen Charakter der Amerikaner
schildert, erlauben wir uns, von dem allgemeinen Jnteresse über-
zeugt, den derselbe hat, besonders auch deßwegen einen kleinen
Auszug zu bringen, weil dadurch zugleich unser früher in diesen
Blättern abgegebenes Urtheil über Schmähschriften, wie die des
[Spaltenumbruch] Prinzen von Solms=Braunfels, Vulpius und Anderer, auf
das glänzendste gerechtfertigt erscheinen wird. Wir wollen nur
jenes Theils hier gedenken, wo von dem National = Charakter des
Nordamerikaners die Rede ist. Den Stolz des Amerikaners findet
der Verf. wohl begründet in dem Gefühle, einer Nation anzu-
gehören, deren glänzende Thaten auf dem Kriegsschauplatze, wie
in der Politik, im Handel wie in Künsten und Gewerben, die
Welt in Erstaunen setzten. Ein zweiter Charakterzug, der Ernst,
der den Amerikaner auf den ersten Blick ungesellig erscheinen läßt,
während doch die edelste Geselligkeit, die des häuslichen Lebens,
nirgends so zu finden ist, wie in Nordamerika, entspringt daraus,
daß der Amerikaner von Jugend auf an Nachdenken für sein
eigenes Wohl, wie über das des Staates gewöhnt ist. Die ge-
schäftige Unruhe, die dem Europäer auffällt, bildet den Haupt-
grund zur Zufriedenheit des Amerikaners. "Die Amerikaner",
sagt der Verf., den wir jetzt selbst reden lassen wollen, "haben
keine Zeit, unglücklich zu sein, und dieses ist das größte Lob ihrer
Verfassung und ihres Volkslebens. Republikanern sind nothwen-
digerweise schwerere Pflichten auferlegt, als den Bürgern monar-
chischer Staaten, aber ihre Erfüllung ist erfreulich und beruhigend,
weil sie an das Bewußtsein von Macht geknüpft ist. Die Ameri-
kaner wünschen sich nicht den Frieden der Europäer, und am
allerwenigsten würde ihnen das stille Glück ( ? ) der Deutschen
genügen. Ruhe findet der Amerikaner nur in seinem Hause, im
Kreise seiner Familie, seiner Kinder; alles außer demselben ist
fortwährendes Wirken und Treiben, in der Politik wie im Handel,
auf den Straßen und Canälen wie in den Wäldern des Westens.
So verschieden auch die Elemente sind, aus denen die Bewohner
der Vereinigten Staaten zusammengesetzt sind, und unter wie ver-
schiedenen Verhältnissen sie auch leben, dennoch herrscht eine ge-
wisse Einheit der Gesinnungen unter ihnen, eine Ruhe des Cha-
rakters, die man nicht leicht wieder so trifft, vielleicht eben der
Mischung und der Heterogenität der Theile wegen, indem kein
Element das andere herrschend werden läßt. Alle haben etwas
Gemeinschaftliches in ihrem Wesen, das sie zu Verwandten macht;
in ihrem Umgange zeigt sich etwas, wodurch sie nicht mehr Eng-
länder, Deutsche, Franzosen, sondern etwas Anderes sind. Durchs
ganze Land, durch alle Classen hindurch ist eine gewisse Sitten-
feinheit, ein Gefühl für das Anständige und Edle verbreitet,
das aus dem Bewußtsein des eigenen Rechts und aus Achtung
der Menschheit entspringt. Selbst die Einwanderer schleifen in
Amerika bald ihre rohen Kastenvorurtheile ab; die stolze Leutseligkeit
des Vornehmen, die Rangseligkeit des spießbürgerlichen Klein-
städters, die unbehülfliche Steifheit des Handwerkers, die unter-
thänige Kriecherei und patzige Frechheit des Herrendieners in
Europa findet sich hier nicht wieder. Der Mensch gilt dort nur
als Mensch etwas; nur Thätigkeit macht Ehre, und nur da, wo
das ist, ist echter Menschenadel. Man fragt nicht, was der Mensch
ist, wer seine Eltern waren, sondern was er kann, was er zu
leisten, zu schaffen vermag. Es findet in Amerika kein
Vorrang, kein Ständeunterschied statt. Jeder fühlt sich frei und
unabhängig, und äußert sich auch nach diesem Gefühl. Selbst
der Dienende ist ein freier Mann, der wohl seine Dienste, aber
nicht sein ganzes Wesen vermiethet hat. -- Man ist höflich, aber
feine, nichtssagende Complimente werden weder gemacht, noch er-
wartet; Keiner kümmert sich oder genirt sich um den Andern.
Jn der amerikanischen Gesellschaft findet daher auch nur wenig
Zwang statt doch herrscht allenthalben, vorzüglich im Umgang
mit dem weiblichen Geschlechte, der größte Anstand, und in keinem
Lande der Welt erfreuen sich die Frauen einer solchen Achtung,
als in den Verein. Staaten. Jmmer auf sich selbst gestützt, ist
der Amerikaner offen, freimüthig und ohne Rückhalt in seinem
Umgange. Die große Masse hat Kenntniß und Geist, obgleich

[Spaltenumbruch] sich eignen, sobald sie thätig und der Arbeitslast gewachsen sind,
ein mäßiges Capital und arbeitsfähige Kinder haben. Die Haupt-
regeln des Ackerbaues sind daheim vor der Abreise theoretisch
und praktisch leicht zu erlernen; in den neuen Niederlassungen,
wo das Land in Menge vorhanden und wohlfeil ist, wird der
unerfahrene Landmann, dem ohnehin in anderem Klima und auf
anderem Boden die alte Weise nicht ausreicht, weniger Gefahr
laufen als in der Heimath, wo der hohe Pachtzins und die
schweren Abgaben nur mittelst großer Geschicklichkeit, bedeutender
Betriebscapitale und vieler Erfahrungen gewonnen werden können.
Ohnehin muß der Auswanderer mehr an die Seinigen, als an
sich selbst denken; hatte er bereits bei seiner Auswanderung ein
kleines Capital, so werden Fleiß und Sparsamkeit ihn in wenig
Jahren dahin bringen, daß er jedem seiner Kinder ein Eigenthum
erwirbt; diese erst genießen dann die Vortheile der Auswanderung,
ohne deren Beschwerden zu empfinden; der Emigrant selbst aber
wird seine Mühen durch den jährlich wachsenden Wohlstand der
Seinigen hinlänglich belohnt sehen. Jn seinem Vaterlande halfen
ihm seine Rüstigkeit, sein kleines Vermögen, die strengste Spar-
samkeit wenig; täglich sank er immer tiefer, und mit ihm kümmerten
die Seinigen, ja, sie beschleunigten seinen Fall. Seine Gesund-
heit litt durch immerwährende Sorge, durch Uebermaß von An-
strengung und schlechte Nahrung; sein kleines Vermögen schwand
immer mehr, und er erschöpfte sich in nutzlosen Versuchen, den
Lauf seines traurigen Geschicks aufzuhalten. Wie anders gestaltet
sich in der Regel die Lage und die Zukunft des besonnenen und
vernünftigen Auswanderers, -- denn der Unvernünftige geht ja
überall zu Grunde: seine Familie, statt ihm Last und Sorgen zu
machen, wird die Quelle seines Wohlstandes! -- Jn seiner neuen
Heimat kann er Land für ein Geringes kaufen; dort bleibt der
Ertrag desselben ihm ganz; denn der Staatsschatz macht keinen
Anspruch an seinen Erwerb, und die unbedeutende Landtaxe,1 1 / 2
Dollar für hundert Acres, verdient keine Erwähnung. Er spart
sein Capital, und wenn er auch nur wenig zurücklegen kann, so
ist dieß Wenige doch viel; denn sobald seine Söhne fähig sind
einem Haushalte vorzustehen, reicht eine Kleinigkeit zur Ein-
richtung desselben hin. Dieß sind die Vortheile, deren die
bezeichneten Classen der Auswanderer theilhaft zu werden stets
gewiß
sind, oder die nur durch eigene Schuld ihnen fehlen
können.“ --

Der nächste Abschnitt gibt eine Uebersicht derjenigen Länder,
nach welchen Auswanderer vorzugsweise ihre Schritte
lenken.
Von diesen Ländern stellt der Verf. die Verein. Staaten
von Nordamerika, als das wichtigste für deutsche Auswanderer,
obenan, und gibt uns eine genaue Beschreibung von ihrer Lage,
vom Boden, Klima, von den Naturproducten, den Einwohnern,
dem Städtewesen, den Verbindungswegen, von der Staatsver-
fassung und Verwaltung, von den Münzen, Maßen, Gewichten ec.;
der diesen Abschnitt schließende Zolltarif aber ist falsch.
Es scheint uns, daß Hr. Bromme noch den am 1. December
vor. J. außer Kraft getretenen, der uns augenblicklich nicht zur
Hand ist, brachte. Der, seit dem 1. Dec. 1846 gültige, und
noch bestehende Zolltarif für die Ver. Staaten, Texas inbe-
griffen, ist genau mit dem von uns in No. 25 d. Bl. gebrachten
übereinstimmend. Wir machen, zur Vermeidung bitterer Täu-
schungen, auf diesen Jrrthum in dem Bromme'schen Hand = und
Reisebuche aufmerksam.

Aus dem folgenden Abschnitte, der uns den sittlichen
und wissenschaftlichen Charakter der Amerikaner
schildert, erlauben wir uns, von dem allgemeinen Jnteresse über-
zeugt, den derselbe hat, besonders auch deßwegen einen kleinen
Auszug zu bringen, weil dadurch zugleich unser früher in diesen
Blättern abgegebenes Urtheil über Schmähschriften, wie die des
[Spaltenumbruch] Prinzen von Solms=Braunfels, Vulpius und Anderer, auf
das glänzendste gerechtfertigt erscheinen wird. Wir wollen nur
jenes Theils hier gedenken, wo von dem National = Charakter des
Nordamerikaners die Rede ist. Den Stolz des Amerikaners findet
der Verf. wohl begründet in dem Gefühle, einer Nation anzu-
gehören, deren glänzende Thaten auf dem Kriegsschauplatze, wie
in der Politik, im Handel wie in Künsten und Gewerben, die
Welt in Erstaunen setzten. Ein zweiter Charakterzug, der Ernst,
der den Amerikaner auf den ersten Blick ungesellig erscheinen läßt,
während doch die edelste Geselligkeit, die des häuslichen Lebens,
nirgends so zu finden ist, wie in Nordamerika, entspringt daraus,
daß der Amerikaner von Jugend auf an Nachdenken für sein
eigenes Wohl, wie über das des Staates gewöhnt ist. Die ge-
schäftige Unruhe, die dem Europäer auffällt, bildet den Haupt-
grund zur Zufriedenheit des Amerikaners. „Die Amerikaner“,
sagt der Verf., den wir jetzt selbst reden lassen wollen, „haben
keine Zeit, unglücklich zu sein, und dieses ist das größte Lob ihrer
Verfassung und ihres Volkslebens. Republikanern sind nothwen-
digerweise schwerere Pflichten auferlegt, als den Bürgern monar-
chischer Staaten, aber ihre Erfüllung ist erfreulich und beruhigend,
weil sie an das Bewußtsein von Macht geknüpft ist. Die Ameri-
kaner wünschen sich nicht den Frieden der Europäer, und am
allerwenigsten würde ihnen das stille Glück ( ? ) der Deutschen
genügen. Ruhe findet der Amerikaner nur in seinem Hause, im
Kreise seiner Familie, seiner Kinder; alles außer demselben ist
fortwährendes Wirken und Treiben, in der Politik wie im Handel,
auf den Straßen und Canälen wie in den Wäldern des Westens.
So verschieden auch die Elemente sind, aus denen die Bewohner
der Vereinigten Staaten zusammengesetzt sind, und unter wie ver-
schiedenen Verhältnissen sie auch leben, dennoch herrscht eine ge-
wisse Einheit der Gesinnungen unter ihnen, eine Ruhe des Cha-
rakters, die man nicht leicht wieder so trifft, vielleicht eben der
Mischung und der Heterogenität der Theile wegen, indem kein
Element das andere herrschend werden läßt. Alle haben etwas
Gemeinschaftliches in ihrem Wesen, das sie zu Verwandten macht;
in ihrem Umgange zeigt sich etwas, wodurch sie nicht mehr Eng-
länder, Deutsche, Franzosen, sondern etwas Anderes sind. Durchs
ganze Land, durch alle Classen hindurch ist eine gewisse Sitten-
feinheit, ein Gefühl für das Anständige und Edle verbreitet,
das aus dem Bewußtsein des eigenen Rechts und aus Achtung
der Menschheit entspringt. Selbst die Einwanderer schleifen in
Amerika bald ihre rohen Kastenvorurtheile ab; die stolze Leutseligkeit
des Vornehmen, die Rangseligkeit des spießbürgerlichen Klein-
städters, die unbehülfliche Steifheit des Handwerkers, die unter-
thänige Kriecherei und patzige Frechheit des Herrendieners in
Europa findet sich hier nicht wieder. Der Mensch gilt dort nur
als Mensch etwas; nur Thätigkeit macht Ehre, und nur da, wo
das ist, ist echter Menschenadel. Man fragt nicht, was der Mensch
ist, wer seine Eltern waren, sondern was er kann, was er zu
leisten, zu schaffen vermag. Es findet in Amerika kein
Vorrang, kein Ständeunterschied statt. Jeder fühlt sich frei und
unabhängig, und äußert sich auch nach diesem Gefühl. Selbst
der Dienende ist ein freier Mann, der wohl seine Dienste, aber
nicht sein ganzes Wesen vermiethet hat. -- Man ist höflich, aber
feine, nichtssagende Complimente werden weder gemacht, noch er-
wartet; Keiner kümmert sich oder genirt sich um den Andern.
Jn der amerikanischen Gesellschaft findet daher auch nur wenig
Zwang statt doch herrscht allenthalben, vorzüglich im Umgang
mit dem weiblichen Geschlechte, der größte Anstand, und in keinem
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Bl. gebrachten übereinstimmend. Wir machen, zur Vermeidung bitterer Täu- schungen, auf diesen Jrrthum in dem Bromme'schen Hand = und Reisebuche aufmerksam. Aus dem folgenden Abschnitte, der uns den sittlichen und wissenschaftlichen Charakter der Amerikaner schildert, erlauben wir uns, von dem allgemeinen Jnteresse über- zeugt, den derselbe hat, besonders auch deßwegen einen kleinen Auszug zu bringen, weil dadurch zugleich unser früher in diesen Blättern abgegebenes Urtheil über Schmähschriften, wie die des Prinzen von Solms=Braunfels, Vulpius und Anderer, auf das glänzendste gerechtfertigt erscheinen wird. Wir wollen nur jenes Theils hier gedenken, wo von dem National = Charakter des Nordamerikaners die Rede ist. Den Stolz des Amerikaners findet der Verf. wohl begründet in dem Gefühle, einer Nation anzu- gehören, deren glänzende Thaten auf dem Kriegsschauplatze, wie in der Politik, im Handel wie in Künsten und Gewerben, die Welt in Erstaunen setzten. Ein zweiter Charakterzug, der Ernst, der den Amerikaner auf den ersten Blick ungesellig erscheinen läßt, während doch die edelste Geselligkeit, die des häuslichen Lebens, nirgends so zu finden ist, wie in Nordamerika, entspringt daraus, daß der Amerikaner von Jugend auf an Nachdenken für sein eigenes Wohl, wie über das des Staates gewöhnt ist. Die ge- schäftige Unruhe, die dem Europäer auffällt, bildet den Haupt- grund zur Zufriedenheit des Amerikaners. „Die Amerikaner“, sagt der Verf., den wir jetzt selbst reden lassen wollen, „haben keine Zeit, unglücklich zu sein, und dieses ist das größte Lob ihrer Verfassung und ihres Volkslebens. Republikanern sind nothwen- digerweise schwerere Pflichten auferlegt, als den Bürgern monar- chischer Staaten, aber ihre Erfüllung ist erfreulich und beruhigend, weil sie an das Bewußtsein von Macht geknüpft ist. Die Ameri- kaner wünschen sich nicht den Frieden der Europäer, und am allerwenigsten würde ihnen das stille Glück ( ? ) der Deutschen genügen. Ruhe findet der Amerikaner nur in seinem Hause, im Kreise seiner Familie, seiner Kinder; alles außer demselben ist fortwährendes Wirken und Treiben, in der Politik wie im Handel, auf den Straßen und Canälen wie in den Wäldern des Westens. So verschieden auch die Elemente sind, aus denen die Bewohner der Vereinigten Staaten zusammengesetzt sind, und unter wie ver- schiedenen Verhältnissen sie auch leben, dennoch herrscht eine ge- wisse Einheit der Gesinnungen unter ihnen, eine Ruhe des Cha- rakters, die man nicht leicht wieder so trifft, vielleicht eben der Mischung und der Heterogenität der Theile wegen, indem kein Element das andere herrschend werden läßt. Alle haben etwas Gemeinschaftliches in ihrem Wesen, das sie zu Verwandten macht; in ihrem Umgange zeigt sich etwas, wodurch sie nicht mehr Eng- länder, Deutsche, Franzosen, sondern etwas Anderes sind. Durchs ganze Land, durch alle Classen hindurch ist eine gewisse Sitten- feinheit, ein Gefühl für das Anständige und Edle verbreitet, das aus dem Bewußtsein des eigenen Rechts und aus Achtung der Menschheit entspringt. Selbst die Einwanderer schleifen in Amerika bald ihre rohen Kastenvorurtheile ab; die stolze Leutseligkeit des Vornehmen, die Rangseligkeit des spießbürgerlichen Klein- städters, die unbehülfliche Steifheit des Handwerkers, die unter- thänige Kriecherei und patzige Frechheit des Herrendieners in Europa findet sich hier nicht wieder. Der Mensch gilt dort nur als Mensch etwas; nur Thätigkeit macht Ehre, und nur da, wo das ist, ist echter Menschenadel. Man fragt nicht, was der Mensch ist, wer seine Eltern waren, sondern was er kann, was er zu leisten, zu schaffen vermag. Es findet in Amerika kein Vorrang, kein Ständeunterschied statt. Jeder fühlt sich frei und unabhängig, und äußert sich auch nach diesem Gefühl. Selbst der Dienende ist ein freier Mann, der wohl seine Dienste, aber nicht sein ganzes Wesen vermiethet hat. -- Man ist höflich, aber feine, nichtssagende Complimente werden weder gemacht, noch er- wartet; Keiner kümmert sich oder genirt sich um den Andern. Jn der amerikanischen Gesellschaft findet daher auch nur wenig Zwang statt doch herrscht allenthalben, vorzüglich im Umgang mit dem weiblichen Geschlechte, der größte Anstand, und in keinem Lande der Welt erfreuen sich die Frauen einer solchen Achtung, als in den Verein. Staaten. Jmmer auf sich selbst gestützt, ist der Amerikaner offen, freimüthig und ohne Rückhalt in seinem Umgange. Die große Masse hat Kenntniß und Geist, obgleich

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 61. Rudolstadt, 29. November 1847, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer61_1847/2>, abgerufen am 28.03.2024.