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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 60. Rudolstadt, 22. November 1847.

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Empfehlung für Auswanderer
nach New = Orleans.

Da die zu New = Orleans gestiftete Deutsche Gesellschaft
unterm 21. Juni d. J. folgende Bekanntmachung erlassen hat:

" Die mannichfaltigen Schwierigkeiten, mit denen Einwanderer
zu kämpfen haben, und der Wunsch, ihnen ihr Fortkommen zu erleich-
tern, gaben Anlaß zur Stiftung unseres Vereins.

Unbekannt mit Sprache, Land und Sitten, mußten bisher die
neuen Ankömmlinge häufig in die Hände von Dollmetschern fallen,
denen nicht der Einwanderer Wohl, sondern nur der eigene Nutzen
am Herzen lag.

Diesem Uebel abzuhelfen, ward den hier ansässigen Deutschen zur
Nothwendigkeit und Pflicht. Um ihren Zweck zu erreichen, errichteten sie

"die Deutsche Gesellschaft und deren Agentur."

Sie besolden einen thätigen und tüchtigen Mann, der bei den
Einwanderern unentgeldlich die Stelle der bisherigen Dolmetscher
und Mäkler versehen soll. Er steht ihnen mit Rath und That zur
Fortsetzung ihrer Reise ins Jnnere bei und sucht Arbeit für die Hier-
bleibenden.

Die Gesellschaft geht von dem Grundsatze aus, daß ein jeder
für seinen Lebensunterhalt arbeiten muß. Sie reicht daher keine
Geldunterstützungen, aber sie leistet ihre Dienste unent-
geldlich
.

Die Herren Schiffs = Rheder, Schiffs = Capitaine und auswärtige
Emigranten = Mäkler können der Gesellschaft in der Erreichung ihres
Zweckes auf vielerlei Weise beistehen und sich selbst manche Mühe
ersparen. Um deren Mitwirkung zu erlangen, hat sich die Direction
zu obigen Mittheilungen veranlaßt gesehen.

Sie knüpft daran die Bitte, daß insbesondere die Herren Ca-
pitaine sowohl vor wie während der Reise, den Einwanderer auf das
Bestehen der Gesellschaft und die Absicht ihrer Agentur aufmerksam
machen wollen, und daß sie ihm nicht allein die Benutzung der letz-
tern anempfehlen, sondern auch ihn gegen die voreilige Annahme der
Dienste Anderer, die nur das eigene Jnteresse leitet, warnen möchten.

Die Gesellschaft sucht keinen Vortheil für sich selbst. Sie bietet
ihre Dienste an: sie dringt sie nicht auf."

so empfiehlt die unterzeichnete Jnspection allen nach New = Orleans
Auswandernden, welche des Raths und der Hülfe dort bedürfen und
Gefahr vermeiden wollen, sich bei ihrer dortigen Ankunft an die
Agentur der deutschen Gesellschaft ( St. Louisstraße Nr. 23 ) zu wenden.


Der deutsche Volksverein in Newyork.

Anerkannt bietet unter allen Hafenstädten der vereinigten Staaten
New=York, vermöge seiner commerziellen Beziehungen, seiner Dampf-
schiffahrts- und Eisenbahnenverbindungen mit dem Jnnern des Landes,
dem dort Landenden die größten Vortheile und Bequemlichkeiten. Seit
einer Reihe von Jahren hat der Strom nicht nur der deutschen, son-
dern auch aller übrigen europäischen Auswanderer hauptsächlich dorthin
seine Richtung genommen; die Zahl derselben ist stets im Wachsen und
überstieg bereits im vergangenen Jahre "Hunderttausend", verspricht aber
im gegenwärtigen noch viel bedeutender zu werden.

Natürlich ist, daß bei einem Zusammenflusse solcher Massen sich
in den Einschiffungsplätzen hier sowohl wie auf der Seereise und in
Newyork selbst Uebelstände einstellen, die je zuweilen den empfindlich-
sten Nachtheil für den oder jenen Einzelnen, wo nicht öfters für ganze
[Spaltenumbruch] Familien, für ganze Gesellschaften mit sich bringen. Die am meisten
in die Augen springenden dieser Uebelstände sind: üble Behand-
lungund schlechte Verköstigung auf dem Schiff, Ueber-
vortheilungen und Betrügereien in den Einschiffungs-
plätzen,
denen letzteren besonders der deutsche Auswanderer, der
seinen Weg über Frankreich, Holland oder England nimmt, ohne der
betreffenden Sprache mächtig zu sein, am leichtesten ausgesetzt ist.

Um die möglichste Beseitigung der angeführten und anderer Uebel-
stände zu bewirken, hat der gesetzgebende Körper des Staates New-
York bereits die schärfsten Verordnungen erlassen; aber auch ein großer
Theil der deutschen Bevölkerung Newyorks ist aufgestanden, hat sich
-- Männer von anerkannter Tüchtigkeit an seiner Spitze -- zu einem
Verein constituirt, der es sich zur Aufgabe gestellt, zur Pflicht gemacht
hat, die Jnteressen eines jeden deutschen Emigranten, der dort Ame-
rika 's Küste betritt und sich, sei es auf welche Weise es wolle, in seinen
Rechten gekränkt glaubt, wahrzunehmen, und hat im vergangenen April
folgende Bekanntmachung erlassen:

An die deutschen Einwanderer.
Bekanntmachung des deutschen Volksvereins
zur Wahrung und Ueberwachung der Rechte und Jnteressen deutscher
Einwanderer.

Jm Falle deutsche Einwanderer gerechten Grund zu Beschwerden
wegen auf ihrer Seereise oder nach ihrer Landung dahier erlittener
Unbilden zu haben glauben, werden sie hiermit aufgefordert, dieselben
bei dem Ausschusse des obigen Vereins, der mit Ausnahme Sonntags
täglich in den Nachmittagsstunden von 4 -- 6 Uhr im Hause des Hrn,
Adler, 82, Greenwichstreet, versammelt ist, anzubringen. * )

Der Ausschuß nimmt jedoch keine Beschwerden an, welche nicht
durch glaubwürdige Zeugen erwiesen werden können
.

Jhr deutschen Auswanderer, die ihr in der neuen Welt euer
nächstes Ziel Newyork sein lasset, findet also dort in jenem Verein
einen theilnehmenden, rathenden, uneigennützigen und mächtigen Freund,
der stets bereit ist, eure Rechte und Jnteressen in jeder Beziehung aufs
kräftigste zu vertreten! An ihn wendet euch vertrauensvoll und seid
versichert, daß er von Denjenigen, die euch Uebles gethan, strenge
Rechenschaft fordern wird!    Ein Deutscher,

    der sich längere Zeit in Newyork aufgehalten.

Vermischte Nachrichten.

Köln, 6. Nov. Die heutige "Kölner Zeitung" bevorwortet
in einem längeren Artikel die Errichtung einer Dampfschiffver-
bindung zwischen Antwerpen und Newyork,
für welche
sie auch die preußische Staatshülfe in Anspruch nimmt. Es heißt
darin namentlich, der Zollverein könne nicht gemeint sein, den trans-
atlantischen Handel in den Hansestädten zu concentriren; denn das
heiße die rheinischen Handelsplätze in Verarmung stürzen. Es war
uns neu zu hören, daß wir Hanseaten unseren transatlantischen Handel
gerade dem Zollvereine verdanken sollten. ( Wes. Z. )

[Ende Spaltensatz]
* ) Wir ersuchen den sehr achtbaren Volksverein zu Newyork,
diese Beschwerden unter der Rubrik " Beschwerdebuch " in der Allg.
Auswanderungszeitung zu veröffentlichen, was einen doppelten Gewinn zur
Folge haben wird: einmal, daß sich Jedermann vor seinen dann offenbaren
Feinden desto besser hüten, und zweitens, daß ebendeßhalb so grobe Ver-
sündigungen an der Menschheit nur noch mit Gefahr des Verlustes jeglichen
Vertrauens und aller Kundschaft gewagt werden können. Wenn sich alle
das Wohl der Auswanderer bezweckenden Jnstitute nur rechtschaffen einander
in die Hände arbeiteten, dann würden die ärgsten Uebelstände gewiß bald
ausgerottet sein.   D. Red.
[Spaltenumbruch]
Empfehlung für Auswanderer
nach New = Orleans.

Da die zu New = Orleans gestiftete Deutsche Gesellschaft
unterm 21. Juni d. J. folgende Bekanntmachung erlassen hat:

„ Die mannichfaltigen Schwierigkeiten, mit denen Einwanderer
zu kämpfen haben, und der Wunsch, ihnen ihr Fortkommen zu erleich-
tern, gaben Anlaß zur Stiftung unseres Vereins.

Unbekannt mit Sprache, Land und Sitten, mußten bisher die
neuen Ankömmlinge häufig in die Hände von Dollmetschern fallen,
denen nicht der Einwanderer Wohl, sondern nur der eigene Nutzen
am Herzen lag.

Diesem Uebel abzuhelfen, ward den hier ansässigen Deutschen zur
Nothwendigkeit und Pflicht. Um ihren Zweck zu erreichen, errichteten sie

„die Deutsche Gesellschaft und deren Agentur.“

Sie besolden einen thätigen und tüchtigen Mann, der bei den
Einwanderern unentgeldlich die Stelle der bisherigen Dolmetscher
und Mäkler versehen soll. Er steht ihnen mit Rath und That zur
Fortsetzung ihrer Reise ins Jnnere bei und sucht Arbeit für die Hier-
bleibenden.

Die Gesellschaft geht von dem Grundsatze aus, daß ein jeder
für seinen Lebensunterhalt arbeiten muß. Sie reicht daher keine
Geldunterstützungen, aber sie leistet ihre Dienste unent-
geldlich
.

Die Herren Schiffs = Rheder, Schiffs = Capitaine und auswärtige
Emigranten = Mäkler können der Gesellschaft in der Erreichung ihres
Zweckes auf vielerlei Weise beistehen und sich selbst manche Mühe
ersparen. Um deren Mitwirkung zu erlangen, hat sich die Direction
zu obigen Mittheilungen veranlaßt gesehen.

Sie knüpft daran die Bitte, daß insbesondere die Herren Ca-
pitaine sowohl vor wie während der Reise, den Einwanderer auf das
Bestehen der Gesellschaft und die Absicht ihrer Agentur aufmerksam
machen wollen, und daß sie ihm nicht allein die Benutzung der letz-
tern anempfehlen, sondern auch ihn gegen die voreilige Annahme der
Dienste Anderer, die nur das eigene Jnteresse leitet, warnen möchten.

Die Gesellschaft sucht keinen Vortheil für sich selbst. Sie bietet
ihre Dienste an: sie dringt sie nicht auf.“

so empfiehlt die unterzeichnete Jnspection allen nach New = Orleans
Auswandernden, welche des Raths und der Hülfe dort bedürfen und
Gefahr vermeiden wollen, sich bei ihrer dortigen Ankunft an die
Agentur der deutschen Gesellschaft ( St. Louisstraße Nr. 23 ) zu wenden.


Der deutsche Volksverein in Newyork.

Anerkannt bietet unter allen Hafenstädten der vereinigten Staaten
New=York, vermöge seiner commerziellen Beziehungen, seiner Dampf-
schiffahrts- und Eisenbahnenverbindungen mit dem Jnnern des Landes,
dem dort Landenden die größten Vortheile und Bequemlichkeiten. Seit
einer Reihe von Jahren hat der Strom nicht nur der deutschen, son-
dern auch aller übrigen europäischen Auswanderer hauptsächlich dorthin
seine Richtung genommen; die Zahl derselben ist stets im Wachsen und
überstieg bereits im vergangenen Jahre „Hunderttausend“, verspricht aber
im gegenwärtigen noch viel bedeutender zu werden.

Natürlich ist, daß bei einem Zusammenflusse solcher Massen sich
in den Einschiffungsplätzen hier sowohl wie auf der Seereise und in
Newyork selbst Uebelstände einstellen, die je zuweilen den empfindlich-
sten Nachtheil für den oder jenen Einzelnen, wo nicht öfters für ganze
[Spaltenumbruch] Familien, für ganze Gesellschaften mit sich bringen. Die am meisten
in die Augen springenden dieser Uebelstände sind: üble Behand-
lungund schlechte Verköstigung auf dem Schiff, Ueber-
vortheilungen und Betrügereien in den Einschiffungs-
plätzen,
denen letzteren besonders der deutsche Auswanderer, der
seinen Weg über Frankreich, Holland oder England nimmt, ohne der
betreffenden Sprache mächtig zu sein, am leichtesten ausgesetzt ist.

Um die möglichste Beseitigung der angeführten und anderer Uebel-
stände zu bewirken, hat der gesetzgebende Körper des Staates New-
York bereits die schärfsten Verordnungen erlassen; aber auch ein großer
Theil der deutschen Bevölkerung Newyorks ist aufgestanden, hat sich
-- Männer von anerkannter Tüchtigkeit an seiner Spitze -- zu einem
Verein constituirt, der es sich zur Aufgabe gestellt, zur Pflicht gemacht
hat, die Jnteressen eines jeden deutschen Emigranten, der dort Ame-
rika 's Küste betritt und sich, sei es auf welche Weise es wolle, in seinen
Rechten gekränkt glaubt, wahrzunehmen, und hat im vergangenen April
folgende Bekanntmachung erlassen:

An die deutschen Einwanderer.
Bekanntmachung des deutschen Volksvereins
zur Wahrung und Ueberwachung der Rechte und Jnteressen deutscher
Einwanderer.

Jm Falle deutsche Einwanderer gerechten Grund zu Beschwerden
wegen auf ihrer Seereise oder nach ihrer Landung dahier erlittener
Unbilden zu haben glauben, werden sie hiermit aufgefordert, dieselben
bei dem Ausschusse des obigen Vereins, der mit Ausnahme Sonntags
täglich in den Nachmittagsstunden von 4 -- 6 Uhr im Hause des Hrn,
Adler, 82, Greenwichstreet, versammelt ist, anzubringen. * )

Der Ausschuß nimmt jedoch keine Beschwerden an, welche nicht
durch glaubwürdige Zeugen erwiesen werden können
.

Jhr deutschen Auswanderer, die ihr in der neuen Welt euer
nächstes Ziel Newyork sein lasset, findet also dort in jenem Verein
einen theilnehmenden, rathenden, uneigennützigen und mächtigen Freund,
der stets bereit ist, eure Rechte und Jnteressen in jeder Beziehung aufs
kräftigste zu vertreten! An ihn wendet euch vertrauensvoll und seid
versichert, daß er von Denjenigen, die euch Uebles gethan, strenge
Rechenschaft fordern wird!    Ein Deutscher,

    der sich längere Zeit in Newyork aufgehalten.

Vermischte Nachrichten.

Köln, 6. Nov. Die heutige „Kölner Zeitung“ bevorwortet
in einem längeren Artikel die Errichtung einer Dampfschiffver-
bindung zwischen Antwerpen und Newyork,
für welche
sie auch die preußische Staatshülfe in Anspruch nimmt. Es heißt
darin namentlich, der Zollverein könne nicht gemeint sein, den trans-
atlantischen Handel in den Hansestädten zu concentriren; denn das
heiße die rheinischen Handelsplätze in Verarmung stürzen. Es war
uns neu zu hören, daß wir Hanseaten unseren transatlantischen Handel
gerade dem Zollvereine verdanken sollten. ( Wes. Z. )

[Ende Spaltensatz]
* ) Wir ersuchen den sehr achtbaren Volksverein zu Newyork,
diese Beschwerden unter der Rubrik „ Beschwerdebuch “ in der Allg.
Auswanderungszeitung zu veröffentlichen, was einen doppelten Gewinn zur
Folge haben wird: einmal, daß sich Jedermann vor seinen dann offenbaren
Feinden desto besser hüten, und zweitens, daß ebendeßhalb so grobe Ver-
sündigungen an der Menschheit nur noch mit Gefahr des Verlustes jeglichen
Vertrauens und aller Kundschaft gewagt werden können. Wenn sich alle
das Wohl der Auswanderer bezweckenden Jnstitute nur rechtschaffen einander
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Ein Deutscher, der sich längere Zeit in Newyork aufgehalten. Vermischte Nachrichten. Köln, 6. Nov. Die heutige „Kölner Zeitung“ bevorwortet in einem längeren Artikel die Errichtung einer Dampfschiffver- bindung zwischen Antwerpen und Newyork, für welche sie auch die preußische Staatshülfe in Anspruch nimmt. Es heißt darin namentlich, der Zollverein könne nicht gemeint sein, den trans- atlantischen Handel in den Hansestädten zu concentriren; denn das heiße die rheinischen Handelsplätze in Verarmung stürzen. Es war uns neu zu hören, daß wir Hanseaten unseren transatlantischen Handel gerade dem Zollvereine verdanken sollten. ( Wes. Z. ) * ) Wir ersuchen den sehr achtbaren Volksverein zu Newyork, diese Beschwerden unter der Rubrik „ Beschwerdebuch “ in der Allg. Auswanderungszeitung zu veröffentlichen, was einen doppelten Gewinn zur Folge haben wird: einmal, daß sich Jedermann vor seinen dann offenbaren Feinden desto besser hüten, und zweitens, daß ebendeßhalb so grobe Ver- sündigungen an der Menschheit nur noch mit Gefahr des Verlustes jeglichen Vertrauens und aller Kundschaft gewagt werden können. Wenn sich alle das Wohl der Auswanderer bezweckenden Jnstitute nur rechtschaffen einander in die Hände arbeiteten, dann würden die ärgsten Uebelstände gewiß bald ausgerottet sein. D. Red.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 60. Rudolstadt, 22. November 1847, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer60_1847/6>, abgerufen am 29.03.2024.