Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 57. Rudolstadt, 1. November 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] er vorbringt. Gern gibt er zu, daß auch dem Vereine eine edle
Absicht zu Grunde lag; aber es bleibe bedauerlich, daß man sich in
den Mitteln zum Zwecke täuschte und dadurch viele Menschen unglück-
lich machte.

Galveston, 8. Sept. Die hier seit einigen Monaten in
deutscher Sprache erscheinende und in erfreulichem Fortgang begriffene
"Galveston Zeitung" sagt in ihrer heutigen Nummer: Die Bewohner
unserer Stadt können der Vorsehung nicht genug dankbar sein, daß
sie von allen Krankheiten, hauptsächlich von jenem schrecklichen Würger,
der in Neworleans täglich 50--60 Menschen hinwegrafft, der in
Mobile eingekehrt ist und in Vera Cruz und Tampico so
schonungslos wüthet, verschont geblieben sind. Mit all diesen Plätzen
haben wir beständigen Verkehr, und es muß daher der Reinheit und
Kühle unserer Atmosphäre zugeschrieben werden, daß keine epidemischen
Krankheiten hier vorkommen, ein Vorzug, dessen sich nur wenige See-
häfen rühmen können. Und hierbei müssen wir noch bemerken, wie
die meisten der über Texas erschienenen Bücher in diesem Punkte ge-
rade so manches Entstellte und Uebertriebene enthalten, was meisten-
theils in oberflächlicher Beobachtung, mitunter aber auch in unlautern
Motiven seinen Grund hat, wie dieß namentlich in der vom Haupt-
mann Sommer in Bremen herausgegebenen Broschüre der Fall ist,
die eine solche Masse der lächerlichsten Uebertreibungen und Unrichtig-
keiten* ) enthält, daß sie einer Widerlegung gänzlich unwürdig ist und
nur als ein dem deutschen Publikum gespielter "Humbug" betrachtet
werden kann.

"Hermann," das zweite Dampfboot der Newyork = Bremer
Linie, ist am 50. Sept. in Newyork von Stapel gelaufen; er liegt
schön und gerade im Wasser, hinten etwas tiefer, was nur erwünscht
ist; über die Schönheit des Modells herrscht nur eine Stimme. Der
" Washington " wird am 19. December zum dritten Male
von der Weser abgehen.

Anfangs August d. J. hatte sich Hr. Traugott Schnapp
aus Volkstedt für das Havrer Dampfboot "Union" beim Ausw.
Bureau
in Rudolstadt einschreiben lassen und am Bord desselben am
1. Sept. die Seereise angetreten. Laut Brief desselben vom 26. Sept.
kam er am 16. nicht nur glücklich in Newyork an, sondern war auch
mit der Fahrt und den Einrichtungen des Schiffes ganz zufrieden.
Er beabsichtigt sich nunmehr im Jnnern der Ver. Staaten umzusehen
und wir dürfen von ihm, dessen "Aufruf zu einem gemeinschaftlichen
Plane" in No. 9 dieser Zeitung so viel Anklang gefunden, später
sehr interessante Berichte erwarten. Aus dem uns vorliegenden Briefe
heben wir nur noch folgende Angaben heraus: "Die Blankenburger
( wahrscheinlich Mstr. Burckhardt und Frau Weidensee ) und
Caspar Wolle aus Katharinau sind angekommen; Hoffmann a.
Volkstedt und Hickethier aus Buttstedt noch nicht." ( Demnach war
Hrn. Schnapp das Unglück der "Jduna" noch unbekannt ) .

Eine neue Hülsenfrucht. Jn der französischen Akademie
der Wissenschaften hat Hr. Lamare Picquot über eine mehlhaltige
Pflanze berichtet, welche in Nord = Amerika, namentlich im Norden
von Labrador und Canada, zu Hause und die Kartoffel sowohl
als das Getreidemehl zu ersetzen bestimmt ist. Diese Frucht, eine
Hülsenfrucht, wird roh, ungekocht genossen; sie pflanzt sich fort ohne
Cultur und ist dem Wechsel der Atmosphäre nicht zugänglich. Sie
ist die tägliche Nahrung der wandernden Stämme jener Gegenden,
wenn die Jagd ihnen keine Beute liefert. Die Frucht läßt sich im
Winter conserviren und hat weder Nässe noch Jnsecten zu befürchten.
Die einzige Schwierigkeit, die ihr Anbau bietet, ist, daß sie erst in
zwei Jahren zur Reife gedeiht. ( Wes. Z. )

[Spaltenumbruch]

Von der Mitwirkung für die Port = Natal = Expedition
des Hrn. J. Bergtheil in Bremen haben sich die Häuser Lüdering
& Comp. und H. A. Heineken daselbst gänzlich zurückgezogen, weß-
halb auch wir Bedenken tragen, ferner noch unsere Hand zur Ver-
mittlung von Engagements für diese Unternehmung zu bieten. Wir
behalten uns aber vor, sowohl den bisherigen Gang, als auch das
noch zu erwartende Resultat derselben öffentlich darzulegen.

Elberfelder Auswanderer werden in einem Urwalde am
Winnebago- See in Wisconsin eine Stadt begründen, der sie
den Namen Elberfeld beilegen wollen.

Das Emigrantenschiff "Theresa", mit 239 englischen Auswan-
derern, Arbeitern aller Art, hat die Fahrt von Plymouth nach
Adelaide, Südaustralien, in 104 Tagen glücklich zurückgelegt.

Mehrere kurländische Edelleute haben jetzt den Plan ge-
faßt, ihre Besitzungen in Rußland aufzugeben und nach Preußen
überzusiedeln, namentlich nach Ostpreußen und in das Großherzog-
thum Posen. Einer derselben wurde jüngst mit Auszeichnung vom
Könige empfangen.

Vom Kriegsschauplatze. Laut Nachrichten aus Newyork
vom 1. Oct. sind die Friedensunterhandlungen zwischen den Verein.
Staaten und Meriko abgebrochen und die Feindseligkeiten wieder auf-
genommen worden. General Scott befindet sich bereits im Besitz der
Hauptstraßen der Hauptstadt, hatte diese Stellung jedoch mit dem Ver-
luste von angeblich 3000 Mann erkämpfen müssen.

Noch neuere Nachrichten ( Newyork, vom 6. Oct.; Orizaba,
vom 19. Sept. ) bestätigen nicht nur Vorstehendes, sondern melden auch
die wirklich erfolgte blutige Erstürmung von Mexiko. Am
8. Sept. machten die Nordamerikaner einen vergeblichen Versuch, die
Festung Chapultepec und die Königsmühle zu nehmen, mußten
sich aber, obschon sie nach dem Geständniß der mexikanischen Journale
"wie Teufel" fochten, mit großem Verlust zurückziehen. Am 13.
wurde jedoch die Festung nach 9 stündigem Kampfe genommen. Folgen-
den Tages rückten die Amerikaner bis vor die Thore der Stadt, immer
von den Brustwehren aus stark beschossen. Das Bombardement begann,
die Verwüstung war ungeheuer; ganze Häusermassen stürzten zusammen
und begruben ihre Bewohner unter den Trümmern. Dennoch ergab
die Stadt sich nicht. Nun begann der Sturm, der mit allen Schrecken
des Häuser= und Straßenkampfes verbunden war. Bereits auf der
Plaza angelangt, mußte man den Palast und die Kathedrale mit
Bomben beschießen. Von beiden Seiten kämpfte man mit äußerster
Tapferkeit: die Nordamerikaner im Gefühle, daß es sich Angesichts
Europas und der Geschichte um ihren Kriegsruhm, um ihre Ober-
herrschaft auf dem amerikanischen Festlande handle, die Mexikaner im
Gefühle, daß dieß der letzte Tag ihrer politischen Unabhängigkeit sei,
Santa Ana hat sich, am Arm verwundet, auf Guadeloupe zurück-
gezogen, Paredes mit einem Guillerahaufen zwischen Meriko und
Veracruz, von wo die Nordamerikaner Verstärkungen erwarten,
sich aufgestellt. Der Kampf scheint sonach noch nicht zu Ende zu
sein. Mehrere mexikanische Generale haben ihren Tod gefunden, z. B.
Bravo. Amerikanischerseits blieb der rühmlich bekannte General
Smith; verwundet sind die Generale Pillow und Worth; letz-
terer und der Oberbefehlshaber Scott wurden vom Gerücht sogar
als gefallen bezeichnet.

Briefkasten.

Beiträge: "Verordnung für die Kaiserl. Kolonie Petropolis, nebst Einleitung von
Dr. F. S." Erstere, uns von anderer Seite schon früher im Originalabdruck zugegangen,
stand bereits fertig gesetzt, als Jhre wohlwollende Sendung vom 20. v. M. ankam. Die
zunehmende Auswanderung nach Brasilien können wir vorläufig noch nicht als Beweis gel-
ten lassen, "daß es den Leuten dort besser gehe, als in den Vereinigten Staaten"; man
weiß ja, was es mit lockenden Briefen meist für eine Bewandniß hat. Daß wir hingegen
nicht die Letzten sein werden, welche Brasilien empfehlen, sobald die Regierung die
nöthigen Garantien gewährt,
ist in diesen Blättern oft genug ausgesprochen worden.
-- "Correspondenz aus Bremen, von L. F. K." Durch regelmäßige gef. Mittheilung zu.[unleserliches Material]
verlässiger Nachrichten über die deutschen Ansiedelungen in Brasilien erwerben Sie sich ein
um so größeres Verdienst, je weniger die öffentliche Meinung bisher im Stande war, sich
hierin ein festes Urtheil zu bilden.

   
[Ende Spaltensatz]
* ) Man vergl. die Beleuchtung derselben in No. 25 der Ausw. Ztng.;
dennoch ist dieses Sommer'sche Fabrikat in andern Blättern alles Ernstes
empfohlen worden!   Der Herausg.

[Spaltenumbruch] er vorbringt. Gern gibt er zu, daß auch dem Vereine eine edle
Absicht zu Grunde lag; aber es bleibe bedauerlich, daß man sich in
den Mitteln zum Zwecke täuschte und dadurch viele Menschen unglück-
lich machte.

Galveston, 8. Sept. Die hier seit einigen Monaten in
deutscher Sprache erscheinende und in erfreulichem Fortgang begriffene
„Galveston Zeitung“ sagt in ihrer heutigen Nummer: Die Bewohner
unserer Stadt können der Vorsehung nicht genug dankbar sein, daß
sie von allen Krankheiten, hauptsächlich von jenem schrecklichen Würger,
der in Neworleans täglich 50--60 Menschen hinwegrafft, der in
Mobile eingekehrt ist und in Vera Cruz und Tampico so
schonungslos wüthet, verschont geblieben sind. Mit all diesen Plätzen
haben wir beständigen Verkehr, und es muß daher der Reinheit und
Kühle unserer Atmosphäre zugeschrieben werden, daß keine epidemischen
Krankheiten hier vorkommen, ein Vorzug, dessen sich nur wenige See-
häfen rühmen können. Und hierbei müssen wir noch bemerken, wie
die meisten der über Texas erschienenen Bücher in diesem Punkte ge-
rade so manches Entstellte und Uebertriebene enthalten, was meisten-
theils in oberflächlicher Beobachtung, mitunter aber auch in unlautern
Motiven seinen Grund hat, wie dieß namentlich in der vom Haupt-
mann Sommer in Bremen herausgegebenen Broschüre der Fall ist,
die eine solche Masse der lächerlichsten Uebertreibungen und Unrichtig-
keiten* ) enthält, daß sie einer Widerlegung gänzlich unwürdig ist und
nur als ein dem deutschen Publikum gespielter „Humbug“ betrachtet
werden kann.

„Hermann,“ das zweite Dampfboot der Newyork = Bremer
Linie, ist am 50. Sept. in Newyork von Stapel gelaufen; er liegt
schön und gerade im Wasser, hinten etwas tiefer, was nur erwünscht
ist; über die Schönheit des Modells herrscht nur eine Stimme. Der
Washington “ wird am 19. December zum dritten Male
von der Weser abgehen.

Anfangs August d. J. hatte sich Hr. Traugott Schnapp
aus Volkstedt für das Havrer Dampfboot „Union“ beim Ausw.
Bureau
in Rudolstadt einschreiben lassen und am Bord desselben am
1. Sept. die Seereise angetreten. Laut Brief desselben vom 26. Sept.
kam er am 16. nicht nur glücklich in Newyork an, sondern war auch
mit der Fahrt und den Einrichtungen des Schiffes ganz zufrieden.
Er beabsichtigt sich nunmehr im Jnnern der Ver. Staaten umzusehen
und wir dürfen von ihm, dessen „Aufruf zu einem gemeinschaftlichen
Plane“ in No. 9 dieser Zeitung so viel Anklang gefunden, später
sehr interessante Berichte erwarten. Aus dem uns vorliegenden Briefe
heben wir nur noch folgende Angaben heraus: „Die Blankenburger
( wahrscheinlich Mstr. Burckhardt und Frau Weidensee ) und
Caspar Wolle aus Katharinau sind angekommen; Hoffmann a.
Volkstedt und Hickethier aus Buttstedt noch nicht.“ ( Demnach war
Hrn. Schnapp das Unglück der „Jduna“ noch unbekannt ) .

Eine neue Hülsenfrucht. Jn der französischen Akademie
der Wissenschaften hat Hr. Lamare Picquot über eine mehlhaltige
Pflanze berichtet, welche in Nord = Amerika, namentlich im Norden
von Labrador und Canada, zu Hause und die Kartoffel sowohl
als das Getreidemehl zu ersetzen bestimmt ist. Diese Frucht, eine
Hülsenfrucht, wird roh, ungekocht genossen; sie pflanzt sich fort ohne
Cultur und ist dem Wechsel der Atmosphäre nicht zugänglich. Sie
ist die tägliche Nahrung der wandernden Stämme jener Gegenden,
wenn die Jagd ihnen keine Beute liefert. Die Frucht läßt sich im
Winter conserviren und hat weder Nässe noch Jnsecten zu befürchten.
Die einzige Schwierigkeit, die ihr Anbau bietet, ist, daß sie erst in
zwei Jahren zur Reife gedeiht. ( Wes. Z. )

[Spaltenumbruch]

Von der Mitwirkung für die Port = Natal = Expedition
des Hrn. J. Bergtheil in Bremen haben sich die Häuser Lüdering
& Comp. und H. A. Heineken daselbst gänzlich zurückgezogen, weß-
halb auch wir Bedenken tragen, ferner noch unsere Hand zur Ver-
mittlung von Engagements für diese Unternehmung zu bieten. Wir
behalten uns aber vor, sowohl den bisherigen Gang, als auch das
noch zu erwartende Resultat derselben öffentlich darzulegen.

Elberfelder Auswanderer werden in einem Urwalde am
Winnebago- See in Wisconsin eine Stadt begründen, der sie
den Namen Elberfeld beilegen wollen.

Das Emigrantenschiff „Theresa“, mit 239 englischen Auswan-
derern, Arbeitern aller Art, hat die Fahrt von Plymouth nach
Adelaide, Südaustralien, in 104 Tagen glücklich zurückgelegt.

Mehrere kurländische Edelleute haben jetzt den Plan ge-
faßt, ihre Besitzungen in Rußland aufzugeben und nach Preußen
überzusiedeln, namentlich nach Ostpreußen und in das Großherzog-
thum Posen. Einer derselben wurde jüngst mit Auszeichnung vom
Könige empfangen.

Vom Kriegsschauplatze. Laut Nachrichten aus Newyork
vom 1. Oct. sind die Friedensunterhandlungen zwischen den Verein.
Staaten und Meriko abgebrochen und die Feindseligkeiten wieder auf-
genommen worden. General Scott befindet sich bereits im Besitz der
Hauptstraßen der Hauptstadt, hatte diese Stellung jedoch mit dem Ver-
luste von angeblich 3000 Mann erkämpfen müssen.

Noch neuere Nachrichten ( Newyork, vom 6. Oct.; Orizaba,
vom 19. Sept. ) bestätigen nicht nur Vorstehendes, sondern melden auch
die wirklich erfolgte blutige Erstürmung von Mexiko. Am
8. Sept. machten die Nordamerikaner einen vergeblichen Versuch, die
Festung Chapultepec und die Königsmühle zu nehmen, mußten
sich aber, obschon sie nach dem Geständniß der mexikanischen Journale
„wie Teufel“ fochten, mit großem Verlust zurückziehen. Am 13.
wurde jedoch die Festung nach 9 stündigem Kampfe genommen. Folgen-
den Tages rückten die Amerikaner bis vor die Thore der Stadt, immer
von den Brustwehren aus stark beschossen. Das Bombardement begann,
die Verwüstung war ungeheuer; ganze Häusermassen stürzten zusammen
und begruben ihre Bewohner unter den Trümmern. Dennoch ergab
die Stadt sich nicht. Nun begann der Sturm, der mit allen Schrecken
des Häuser= und Straßenkampfes verbunden war. Bereits auf der
Plaza angelangt, mußte man den Palast und die Kathedrale mit
Bomben beschießen. Von beiden Seiten kämpfte man mit äußerster
Tapferkeit: die Nordamerikaner im Gefühle, daß es sich Angesichts
Europas und der Geschichte um ihren Kriegsruhm, um ihre Ober-
herrschaft auf dem amerikanischen Festlande handle, die Mexikaner im
Gefühle, daß dieß der letzte Tag ihrer politischen Unabhängigkeit sei,
Santa Ana hat sich, am Arm verwundet, auf Guadeloupe zurück-
gezogen, Paredes mit einem Guillerahaufen zwischen Meriko und
Veracruz, von wo die Nordamerikaner Verstärkungen erwarten,
sich aufgestellt. Der Kampf scheint sonach noch nicht zu Ende zu
sein. Mehrere mexikanische Generale haben ihren Tod gefunden, z. B.
Bravo. Amerikanischerseits blieb der rühmlich bekannte General
Smith; verwundet sind die Generale Pillow und Worth; letz-
terer und der Oberbefehlshaber Scott wurden vom Gerücht sogar
als gefallen bezeichnet.

Briefkasten.

Beiträge: „Verordnung für die Kaiserl. Kolonie Petropolis, nebst Einleitung von
Dr. F. S.“ Erstere, uns von anderer Seite schon früher im Originalabdruck zugegangen,
stand bereits fertig gesetzt, als Jhre wohlwollende Sendung vom 20. v. M. ankam. Die
zunehmende Auswanderung nach Brasilien können wir vorläufig noch nicht als Beweis gel-
ten lassen, „daß es den Leuten dort besser gehe, als in den Vereinigten Staaten“; man
weiß ja, was es mit lockenden Briefen meist für eine Bewandniß hat. Daß wir hingegen
nicht die Letzten sein werden, welche Brasilien empfehlen, sobald die Regierung die
nöthigen Garantien gewährt,
ist in diesen Blättern oft genug ausgesprochen worden.
-- „Correspondenz aus Bremen, von L. F. K.“ Durch regelmäßige gef. Mittheilung zu.[unleserliches Material]
verlässiger Nachrichten über die deutschen Ansiedelungen in Brasilien erwerben Sie sich ein
um so größeres Verdienst, je weniger die öffentliche Meinung bisher im Stande war, sich
hierin ein festes Urtheil zu bilden.

   
[Ende Spaltensatz]
* ) Man vergl. die Beleuchtung derselben in No. 25 der Ausw. Ztng.;
dennoch ist dieses Sommer'sche Fabrikat in andern Blättern alles Ernstes
empfohlen worden!   Der Herausg.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jAnnouncements">
        <div type="jAnnouncements">
          <div type="jAn">
            <p><pb facs="#f0007" n="449"/><cb/>
er vorbringt. Gern gibt er zu, daß auch dem Vereine eine edle<lb/>
Absicht zu Grunde lag; aber es bleibe bedauerlich, daß man sich in<lb/>
den Mitteln zum Zwecke täuschte und dadurch viele Menschen unglück-<lb/>
lich machte.</p>
            <byline>( Wes. Z. ) </byline>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Galveston, 8. <hi rendition="#g">Sept.</hi> Die hier seit einigen Monaten in<lb/>
deutscher Sprache erscheinende und in erfreulichem Fortgang begriffene<lb/>
&#x201E;Galveston Zeitung&#x201C; sagt in ihrer heutigen Nummer: Die Bewohner<lb/>
unserer Stadt können der Vorsehung nicht genug dankbar sein, daß<lb/>
sie von allen Krankheiten, hauptsächlich von jenem schrecklichen Würger,<lb/>
der in <hi rendition="#g">Neworleans</hi> täglich 50--60 Menschen hinwegrafft, der in<lb/><hi rendition="#g">Mobile</hi> eingekehrt ist und in <hi rendition="#g">Vera Cruz</hi> und <hi rendition="#g">Tampico</hi> so<lb/>
schonungslos wüthet, verschont geblieben sind. Mit all diesen Plätzen<lb/>
haben wir beständigen Verkehr, und es muß daher der Reinheit und<lb/>
Kühle unserer Atmosphäre zugeschrieben werden, daß keine epidemischen<lb/>
Krankheiten hier vorkommen, ein Vorzug, dessen sich nur wenige See-<lb/>
häfen rühmen können. Und hierbei müssen wir noch bemerken, wie<lb/>
die meisten der über Texas erschienenen Bücher in diesem Punkte ge-<lb/>
rade so manches Entstellte und Uebertriebene enthalten, was meisten-<lb/>
theils in oberflächlicher Beobachtung, mitunter aber auch in unlautern<lb/>
Motiven seinen Grund hat, wie dieß namentlich in der vom Haupt-<lb/>
mann <hi rendition="#g">Sommer</hi> in Bremen herausgegebenen Broschüre der Fall ist,<lb/>
die eine solche Masse der lächerlichsten Uebertreibungen und Unrichtig-<lb/>
keiten<note place="foot" n="* )"> Man vergl. die Beleuchtung derselben in <hi rendition="#aq">No</hi>. 25 der Ausw. Ztng.;<lb/>
dennoch ist dieses Sommer'sche Fabrikat in andern Blättern alles Ernstes<lb/>
empfohlen worden!<space dim="horizontal"/>Der Herausg.</note> enthält, daß sie einer Widerlegung gänzlich unwürdig ist und<lb/>
nur als ein dem deutschen Publikum gespielter &#x201E;Humbug&#x201C; betrachtet<lb/>
werden kann.</p>
            <byline>( Wes. Z. )</byline>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>&#x201E;Hermann,&#x201C; das zweite Dampfboot der Newyork = Bremer<lb/>
Linie, ist am 50. Sept. in <hi rendition="#g">Newyork</hi> von Stapel gelaufen; er liegt<lb/>
schön und gerade im Wasser, hinten etwas tiefer, was nur erwünscht<lb/>
ist; über die Schönheit des Modells herrscht nur eine Stimme. Der<lb/>
&#x201E; <hi rendition="#g">Washington</hi> &#x201C; wird am 19. <hi rendition="#g">December</hi> zum dritten Male<lb/>
von der Weser abgehen. </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Anfangs August d. J. hatte sich Hr. Traugott Schnapp<lb/>
aus <hi rendition="#g">Volkstedt</hi> für das <hi rendition="#g">Havrer</hi> Dampfboot &#x201E;Union&#x201C; beim <hi rendition="#g">Ausw.<lb/>
Bureau</hi> in <hi rendition="#g">Rudolstadt</hi> einschreiben lassen und am Bord desselben am<lb/>
1. Sept. die Seereise angetreten. Laut Brief desselben vom 26. Sept.<lb/>
kam er am 16. nicht nur glücklich in Newyork an, sondern war auch<lb/>
mit der Fahrt und den Einrichtungen des Schiffes ganz zufrieden.<lb/>
Er beabsichtigt sich nunmehr im Jnnern der Ver. Staaten umzusehen<lb/>
und wir dürfen von ihm, dessen &#x201E;Aufruf zu einem gemeinschaftlichen<lb/>
Plane&#x201C; in <hi rendition="#aq">No</hi>. 9 dieser Zeitung so viel Anklang gefunden, später<lb/>
sehr interessante Berichte erwarten. Aus dem uns vorliegenden Briefe<lb/>
heben wir nur noch folgende Angaben heraus: &#x201E;Die Blankenburger<lb/>
( wahrscheinlich Mstr. <hi rendition="#g">Burckhardt</hi> und Frau <hi rendition="#g">Weidensee</hi> ) und<lb/><hi rendition="#g">Caspar Wolle</hi> aus Katharinau sind angekommen; <hi rendition="#g">Hoffmann</hi> a.<lb/>
Volkstedt und <hi rendition="#g">Hickethier</hi> aus Buttstedt noch nicht.&#x201C; ( Demnach war<lb/>
Hrn. Schnapp das Unglück der &#x201E;Jduna&#x201C; noch unbekannt ) . </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Eine neue Hülsenfrucht. Jn der französischen Akademie<lb/>
der Wissenschaften hat Hr. <hi rendition="#g">Lamare Picquot</hi> über eine mehlhaltige<lb/>
Pflanze berichtet, welche in Nord = Amerika, namentlich im Norden<lb/>
von <hi rendition="#g">Labrador</hi> und <hi rendition="#g">Canada,</hi> zu Hause und die Kartoffel sowohl<lb/>
als das Getreidemehl zu ersetzen bestimmt ist. Diese Frucht, eine<lb/>
Hülsenfrucht, wird roh, ungekocht genossen; sie pflanzt sich fort ohne<lb/>
Cultur und ist dem Wechsel der Atmosphäre nicht zugänglich. Sie<lb/>
ist die tägliche Nahrung der wandernden Stämme jener Gegenden,<lb/>
wenn die Jagd ihnen keine Beute liefert. Die Frucht läßt sich im<lb/>
Winter conserviren und hat weder Nässe noch Jnsecten zu befürchten.<lb/>
Die einzige Schwierigkeit, die ihr Anbau bietet, ist, daß sie erst in<lb/>
zwei Jahren zur Reife gedeiht. ( Wes. Z. ) </p>
          </div><lb/>
          <cb/>
          <div type="jAn">
            <p>Von der Mitwirkung für die Port = Natal = Expedition<lb/>
des Hrn. J. <hi rendition="#g">Bergtheil</hi> in Bremen haben sich die Häuser <hi rendition="#g">Lüdering</hi><lb/>
&amp; Comp. und H. A. <hi rendition="#g">Heineken</hi> daselbst gänzlich zurückgezogen, weß-<lb/>
halb auch wir Bedenken tragen, ferner noch unsere Hand zur Ver-<lb/>
mittlung von Engagements für diese Unternehmung zu bieten. Wir<lb/>
behalten uns aber vor, sowohl den bisherigen Gang, als auch das<lb/>
noch zu erwartende Resultat derselben öffentlich darzulegen. </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p><hi rendition="#g">Elberfelder</hi> Auswanderer werden in einem Urwalde am<lb/><hi rendition="#g">Winnebago-</hi> See in <hi rendition="#g">Wisconsin</hi> eine Stadt begründen, der sie<lb/>
den Namen Elberfeld beilegen wollen. </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Das Emigrantenschiff &#x201E;Theresa&#x201C;, mit 239 englischen Auswan-<lb/>
derern, Arbeitern aller Art, hat die Fahrt von <hi rendition="#g">Plymouth</hi> nach<lb/><hi rendition="#g">Adelaide</hi>, Südaustralien, in 104 Tagen glücklich zurückgelegt. </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Mehrere kurländische Edelleute haben jetzt den Plan ge-<lb/>
faßt, ihre Besitzungen in <hi rendition="#g">Rußland</hi> aufzugeben und nach Preußen<lb/>
überzusiedeln, namentlich nach <hi rendition="#g">Ostpreußen</hi> und in das Großherzog-<lb/>
thum <hi rendition="#g">Posen.</hi> Einer derselben wurde jüngst mit Auszeichnung vom<lb/>
Könige empfangen. </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Vom Kriegsschauplatze. Laut Nachrichten aus <hi rendition="#g">Newyork</hi><lb/>
vom 1. Oct. sind die Friedensunterhandlungen zwischen den Verein.<lb/>
Staaten und Meriko abgebrochen und die Feindseligkeiten wieder auf-<lb/>
genommen worden. General Scott befindet sich bereits im Besitz der<lb/>
Hauptstraßen der Hauptstadt, hatte diese Stellung jedoch mit dem Ver-<lb/>
luste von angeblich 3000 Mann erkämpfen müssen. </p>
          </div><lb/>
          <div type="jAn">
            <p>Noch neuere Nachrichten ( <hi rendition="#g">Newyork,</hi> vom 6. Oct.; <hi rendition="#g">Orizaba,</hi><lb/>
vom 19. Sept. ) bestätigen nicht nur Vorstehendes, sondern melden auch<lb/>
die wirklich erfolgte blutige Erstürmung von Mexiko. Am<lb/>
8. Sept. machten die Nordamerikaner einen vergeblichen Versuch, die<lb/>
Festung <hi rendition="#g">Chapultepec</hi> und die Königsmühle zu nehmen, mußten<lb/>
sich aber, obschon sie nach dem Geständniß der mexikanischen Journale<lb/>
&#x201E;wie Teufel&#x201C; fochten, mit großem Verlust zurückziehen. Am 13.<lb/>
wurde jedoch die Festung nach 9 stündigem Kampfe genommen. Folgen-<lb/>
den Tages rückten die Amerikaner bis vor die Thore der Stadt, immer<lb/>
von den Brustwehren aus stark beschossen. Das Bombardement begann,<lb/>
die Verwüstung war ungeheuer; ganze Häusermassen stürzten zusammen<lb/>
und begruben ihre Bewohner unter den Trümmern. Dennoch ergab<lb/>
die Stadt sich nicht. Nun begann der Sturm, der mit allen Schrecken<lb/>
des Häuser= und Straßenkampfes verbunden war. Bereits auf der<lb/>
Plaza angelangt, mußte man den Palast und die Kathedrale mit<lb/>
Bomben beschießen. Von beiden Seiten kämpfte man mit äußerster<lb/>
Tapferkeit: die Nordamerikaner im Gefühle, daß es sich Angesichts<lb/>
Europas und der Geschichte um ihren Kriegsruhm, um ihre Ober-<lb/>
herrschaft auf dem amerikanischen Festlande handle, die Mexikaner im<lb/>
Gefühle, daß dieß der letzte Tag ihrer politischen Unabhängigkeit sei,<lb/><hi rendition="#g">Santa Ana</hi> hat sich, am Arm verwundet, auf <hi rendition="#g">Guadeloupe</hi> zurück-<lb/>
gezogen, <hi rendition="#g">Paredes</hi> mit einem Guillerahaufen zwischen <hi rendition="#g">Meriko</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Veracruz,</hi> von wo die Nordamerikaner Verstärkungen erwarten,<lb/>
sich aufgestellt. Der Kampf scheint sonach noch nicht zu Ende zu<lb/>
sein. Mehrere mexikanische Generale haben ihren Tod gefunden, z. B.<lb/><hi rendition="#g">Bravo.</hi> Amerikanischerseits blieb der rühmlich bekannte General<lb/><hi rendition="#g">Smith;</hi> verwundet sind die Generale <hi rendition="#g">Pillow</hi> und <hi rendition="#g">Worth;</hi> letz-<lb/>
terer und der Oberbefehlshaber <hi rendition="#g">Scott</hi> wurden vom Gerücht sogar<lb/>
als gefallen bezeichnet.</p>
            <byline>( Deutsche Z. )</byline>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b #c #g">Briefkasten.</hi> </head><lb/>
        <p>Beiträge: &#x201E;Verordnung für die Kaiserl. Kolonie Petropolis, nebst Einleitung von<lb/><hi rendition="#aq">Dr</hi>. F. S.&#x201C; Erstere, uns von anderer Seite schon früher im Originalabdruck zugegangen,<lb/>
stand bereits fertig gesetzt, als Jhre wohlwollende Sendung vom 20. v. M. ankam. Die<lb/>
zunehmende Auswanderung nach Brasilien können wir vorläufig noch nicht als Beweis gel-<lb/>
ten lassen, &#x201E;daß es den Leuten dort besser gehe, als in den Vereinigten Staaten&#x201C;; man<lb/>
weiß ja, was es mit lockenden Briefen meist für eine Bewandniß hat. Daß wir hingegen<lb/>
nicht die Letzten sein werden, welche Brasilien empfehlen, <hi rendition="#g">sobald die Regierung die<lb/>
nöthigen Garantien gewährt,</hi> ist in diesen Blättern oft genug ausgesprochen worden.<lb/>
-- &#x201E;Correspondenz aus Bremen, von L. F. K.&#x201C; Durch regelmäßige gef. Mittheilung zu.<gap reason="illegible"/><lb/>
verlässiger Nachrichten über die deutschen Ansiedelungen in Brasilien erwerben Sie sich ein<lb/>
um so größeres Verdienst, je weniger die öffentliche Meinung bisher im Stande war, sich<lb/>
hierin ein festes Urtheil zu bilden.</p>
        <space dim="horizontal"/>
        <byline>Die Red.</byline>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0007] er vorbringt. Gern gibt er zu, daß auch dem Vereine eine edle Absicht zu Grunde lag; aber es bleibe bedauerlich, daß man sich in den Mitteln zum Zwecke täuschte und dadurch viele Menschen unglück- lich machte. ( Wes. Z. ) Galveston, 8. Sept. Die hier seit einigen Monaten in deutscher Sprache erscheinende und in erfreulichem Fortgang begriffene „Galveston Zeitung“ sagt in ihrer heutigen Nummer: Die Bewohner unserer Stadt können der Vorsehung nicht genug dankbar sein, daß sie von allen Krankheiten, hauptsächlich von jenem schrecklichen Würger, der in Neworleans täglich 50--60 Menschen hinwegrafft, der in Mobile eingekehrt ist und in Vera Cruz und Tampico so schonungslos wüthet, verschont geblieben sind. Mit all diesen Plätzen haben wir beständigen Verkehr, und es muß daher der Reinheit und Kühle unserer Atmosphäre zugeschrieben werden, daß keine epidemischen Krankheiten hier vorkommen, ein Vorzug, dessen sich nur wenige See- häfen rühmen können. Und hierbei müssen wir noch bemerken, wie die meisten der über Texas erschienenen Bücher in diesem Punkte ge- rade so manches Entstellte und Uebertriebene enthalten, was meisten- theils in oberflächlicher Beobachtung, mitunter aber auch in unlautern Motiven seinen Grund hat, wie dieß namentlich in der vom Haupt- mann Sommer in Bremen herausgegebenen Broschüre der Fall ist, die eine solche Masse der lächerlichsten Uebertreibungen und Unrichtig- keiten * ) enthält, daß sie einer Widerlegung gänzlich unwürdig ist und nur als ein dem deutschen Publikum gespielter „Humbug“ betrachtet werden kann. ( Wes. Z. ) „Hermann,“ das zweite Dampfboot der Newyork = Bremer Linie, ist am 50. Sept. in Newyork von Stapel gelaufen; er liegt schön und gerade im Wasser, hinten etwas tiefer, was nur erwünscht ist; über die Schönheit des Modells herrscht nur eine Stimme. Der „ Washington “ wird am 19. December zum dritten Male von der Weser abgehen. Anfangs August d. J. hatte sich Hr. Traugott Schnapp aus Volkstedt für das Havrer Dampfboot „Union“ beim Ausw. Bureau in Rudolstadt einschreiben lassen und am Bord desselben am 1. Sept. die Seereise angetreten. Laut Brief desselben vom 26. Sept. kam er am 16. nicht nur glücklich in Newyork an, sondern war auch mit der Fahrt und den Einrichtungen des Schiffes ganz zufrieden. Er beabsichtigt sich nunmehr im Jnnern der Ver. Staaten umzusehen und wir dürfen von ihm, dessen „Aufruf zu einem gemeinschaftlichen Plane“ in No. 9 dieser Zeitung so viel Anklang gefunden, später sehr interessante Berichte erwarten. Aus dem uns vorliegenden Briefe heben wir nur noch folgende Angaben heraus: „Die Blankenburger ( wahrscheinlich Mstr. Burckhardt und Frau Weidensee ) und Caspar Wolle aus Katharinau sind angekommen; Hoffmann a. Volkstedt und Hickethier aus Buttstedt noch nicht.“ ( Demnach war Hrn. Schnapp das Unglück der „Jduna“ noch unbekannt ) . Eine neue Hülsenfrucht. Jn der französischen Akademie der Wissenschaften hat Hr. Lamare Picquot über eine mehlhaltige Pflanze berichtet, welche in Nord = Amerika, namentlich im Norden von Labrador und Canada, zu Hause und die Kartoffel sowohl als das Getreidemehl zu ersetzen bestimmt ist. Diese Frucht, eine Hülsenfrucht, wird roh, ungekocht genossen; sie pflanzt sich fort ohne Cultur und ist dem Wechsel der Atmosphäre nicht zugänglich. Sie ist die tägliche Nahrung der wandernden Stämme jener Gegenden, wenn die Jagd ihnen keine Beute liefert. Die Frucht läßt sich im Winter conserviren und hat weder Nässe noch Jnsecten zu befürchten. Die einzige Schwierigkeit, die ihr Anbau bietet, ist, daß sie erst in zwei Jahren zur Reife gedeiht. ( Wes. Z. ) Von der Mitwirkung für die Port = Natal = Expedition des Hrn. J. Bergtheil in Bremen haben sich die Häuser Lüdering & Comp. und H. A. Heineken daselbst gänzlich zurückgezogen, weß- halb auch wir Bedenken tragen, ferner noch unsere Hand zur Ver- mittlung von Engagements für diese Unternehmung zu bieten. Wir behalten uns aber vor, sowohl den bisherigen Gang, als auch das noch zu erwartende Resultat derselben öffentlich darzulegen. Elberfelder Auswanderer werden in einem Urwalde am Winnebago- See in Wisconsin eine Stadt begründen, der sie den Namen Elberfeld beilegen wollen. Das Emigrantenschiff „Theresa“, mit 239 englischen Auswan- derern, Arbeitern aller Art, hat die Fahrt von Plymouth nach Adelaide, Südaustralien, in 104 Tagen glücklich zurückgelegt. Mehrere kurländische Edelleute haben jetzt den Plan ge- faßt, ihre Besitzungen in Rußland aufzugeben und nach Preußen überzusiedeln, namentlich nach Ostpreußen und in das Großherzog- thum Posen. Einer derselben wurde jüngst mit Auszeichnung vom Könige empfangen. Vom Kriegsschauplatze. Laut Nachrichten aus Newyork vom 1. Oct. sind die Friedensunterhandlungen zwischen den Verein. Staaten und Meriko abgebrochen und die Feindseligkeiten wieder auf- genommen worden. General Scott befindet sich bereits im Besitz der Hauptstraßen der Hauptstadt, hatte diese Stellung jedoch mit dem Ver- luste von angeblich 3000 Mann erkämpfen müssen. Noch neuere Nachrichten ( Newyork, vom 6. Oct.; Orizaba, vom 19. Sept. ) bestätigen nicht nur Vorstehendes, sondern melden auch die wirklich erfolgte blutige Erstürmung von Mexiko. Am 8. Sept. machten die Nordamerikaner einen vergeblichen Versuch, die Festung Chapultepec und die Königsmühle zu nehmen, mußten sich aber, obschon sie nach dem Geständniß der mexikanischen Journale „wie Teufel“ fochten, mit großem Verlust zurückziehen. Am 13. wurde jedoch die Festung nach 9 stündigem Kampfe genommen. Folgen- den Tages rückten die Amerikaner bis vor die Thore der Stadt, immer von den Brustwehren aus stark beschossen. Das Bombardement begann, die Verwüstung war ungeheuer; ganze Häusermassen stürzten zusammen und begruben ihre Bewohner unter den Trümmern. Dennoch ergab die Stadt sich nicht. Nun begann der Sturm, der mit allen Schrecken des Häuser= und Straßenkampfes verbunden war. Bereits auf der Plaza angelangt, mußte man den Palast und die Kathedrale mit Bomben beschießen. Von beiden Seiten kämpfte man mit äußerster Tapferkeit: die Nordamerikaner im Gefühle, daß es sich Angesichts Europas und der Geschichte um ihren Kriegsruhm, um ihre Ober- herrschaft auf dem amerikanischen Festlande handle, die Mexikaner im Gefühle, daß dieß der letzte Tag ihrer politischen Unabhängigkeit sei, Santa Ana hat sich, am Arm verwundet, auf Guadeloupe zurück- gezogen, Paredes mit einem Guillerahaufen zwischen Meriko und Veracruz, von wo die Nordamerikaner Verstärkungen erwarten, sich aufgestellt. Der Kampf scheint sonach noch nicht zu Ende zu sein. Mehrere mexikanische Generale haben ihren Tod gefunden, z. B. Bravo. Amerikanischerseits blieb der rühmlich bekannte General Smith; verwundet sind die Generale Pillow und Worth; letz- terer und der Oberbefehlshaber Scott wurden vom Gerücht sogar als gefallen bezeichnet. ( Deutsche Z. ) Briefkasten. Beiträge: „Verordnung für die Kaiserl. Kolonie Petropolis, nebst Einleitung von Dr. F. S.“ Erstere, uns von anderer Seite schon früher im Originalabdruck zugegangen, stand bereits fertig gesetzt, als Jhre wohlwollende Sendung vom 20. v. M. ankam. Die zunehmende Auswanderung nach Brasilien können wir vorläufig noch nicht als Beweis gel- ten lassen, „daß es den Leuten dort besser gehe, als in den Vereinigten Staaten“; man weiß ja, was es mit lockenden Briefen meist für eine Bewandniß hat. Daß wir hingegen nicht die Letzten sein werden, welche Brasilien empfehlen, sobald die Regierung die nöthigen Garantien gewährt, ist in diesen Blättern oft genug ausgesprochen worden. -- „Correspondenz aus Bremen, von L. F. K.“ Durch regelmäßige gef. Mittheilung zu._ verlässiger Nachrichten über die deutschen Ansiedelungen in Brasilien erwerben Sie sich ein um so größeres Verdienst, je weniger die öffentliche Meinung bisher im Stande war, sich hierin ein festes Urtheil zu bilden. Die Red. * ) Man vergl. die Beleuchtung derselben in No. 25 der Ausw. Ztng.; dennoch ist dieses Sommer'sche Fabrikat in andern Blättern alles Ernstes empfohlen worden! Der Herausg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer57_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer57_1847/7
Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 57. Rudolstadt, 1. November 1847, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer57_1847/7>, abgerufen am 24.11.2024.