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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 56. Rudolstadt, 23. Oktober 1847.

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Vermischte Nachrichten.

Der Brief eines höhern Officiers aus dem Hauptquartiere der
amerikanischen Armee zu Tacubaya, Mexiko, ( 3 Meilen von
der Hauptstadt ) entwirft folgendes lebendiges Gemälde: Wir bewohnen
hier einen Flügel des erzbischöflichen Palastes. Chapultepec,
mit seinem prachtvollen Waldsaume ist vor uns, und wir überschauen
die große Stadt, umgeben von ihren Seen und eingesenkt zwischen
ihre Berge. Jch hatte nie eine Vorstellung von der Schönheit des
Thales zu Mexiko, bis ich diese Stelle erreichte. Es in diesem Augen-
blicke zu sehen, erleuchtet von dem sanften, hellen Monde, mit jeder
Ortschaft Thurmspitze, Hütte und Bergeskuppel in seinen Silber-
Seen reflectirt, übersteigt selbst die Beschreibungen, die wir davon
lesen. Jn der Umgebung befinden sich auch einige staunenswerthe
Werke der Kunst um uns her.

Der deutsche Liederkranz in Newyork ( Präsident: Adv.
Ludewig; Dirigent: Julius Hecht ) hat die Verdienste des Hrn.
Gevekoht um die Dampfschifffahrtsverbindung Deutschlands mit
Amerika am Abend vor der letzten Abfahrt des "Washington" durch
ein sinnreiches, patriotisches Ständchen gefeiert.

Zu Philadelphia trafen am 18. Sept. 230 Emigranten
mit dem Packetschiffe " Swatara " von Liverpool ein, die in
Folge von Wetter und widrigen Umständen sechs Monate ( ! ) auf
der Reise zugebracht hatten. Während dieser Zeit kamen mehrere
Todesfälle und 20 Geburten vor.

Hr. Gustav Dresel ist als Consul für Nassau zu Gal-
veston
vom Präsidenten der Ver. Staaten legitmirt worden.

Jn die Constitution des Staates Jllinois ist nachträglich ein
Gesetz aufgenommen worden, wonach jeder bei einem Zweikampfe
Betheiligte nicht nur von allen Aemtern ausgeschlossen, sondern auch
nach Maßgabe der Schuld bestraft werden soll.

Dieser Tage reiste wieder ein neu ernannter englischer Kolo-
nialbischof von London nach seinem fernen Posten ab: Dr. Tyrell,
Bischof von Newcastle in Australien, begleitet von 4 Geist-
lichen und 4 Candidaten des Predigtamtes. Diese neue Diöcese um-
faßt die sieben nördlichen Grafschaften von Neu = Süd = Wales: North-
umberland, Gloucester, Hunter, Durham, Brisbane, Bligh und
Philipp, nebst unermeßlichen noch nicht besiedelten Weideland. Tyrells
Sprengel erstreckt sich von Norden nach Süden über4 1 / 2 Breitegrade
( 26° bis 30° 30 / ) , von Osten nach Westen über 11 Längegrade
( 140 bis 150 / Greenw. ) , mit andern Worten: er ist 500 engl.
Meilen breit und 700 Meilen lang. Beinahe ein Drittel dieses
weiten Flächenraumes von 120,000 engl. # Meilen -- fast gleich
Großbritannien und Jrland zusammen -- ist bereits von Kolonisten
besetzt, deren man über 40,000 zählt. Bis jetzt aber wirkten da
nur 7 Geistliche, wovon die nothwendige Folge, daß große Bezirke
ganz ohne Seelsorge waren.

Zeitungen aus Herbart Town, Vandiemensland, mit
dem Datum vom 24. Mai berichten, daß im dortigen Victoriatheater
ein ungewöhnlich zahlreiches Meeting gehalten und eine Petition ans
Parlament folgenden Jnhaltes beschlossen wurde: Die Deportation
von Verbrechern nach Vandiemensland soll in Zukunft ganz aufhören;
die englische Regierung möge dagegen auf Staatskosten
12,000 freie Auswanderer nach der Kolonie senden
.

Laut bis zum 27. Juli reichenden Nachrichten vom Cap der
guten Hoffnung droht der Krieg mit den Kaffern heftiger
als je zu entflammen; immer mehr organisiren sich die verschiedenen
Stämme zum Angriff gegen die Ansiedler. Der Häuptling Kreili
hat bereits seine Anhänger um sich versammelt, die Häuptlinge Span-
dilla, Pato, Mapassa ein Gesammtbündniß der Kaffern vorgeschlagen.
Jn Grahamstown ist alles in größter Bestürzung darüber.

[Spaltenumbruch]

Unter allen englischen Kolonieen jüngeren Ursprungs darf man
den südaustralischen mit der Hauptstadt Adelaide die gedeih-
lichste Zukunft und rasches Wachsthum versprechen. Sowohl der Be-
trieb der Landwirthschaft als die Ausbeutung der Bergwerke ist in
einem blühenden Zustande. Der Standard sagt, "daß diese Kolonie
in jeder Beziehung eine Ausnahme unter den englischen Kolonieen
sei, indem sie, keiner Zuschüsse bedürfend, sich ganz aus eigenen
Mitteln erhalte, daher stellten auch die Einwohner das Ansinnen
auf Gewährung einer eigenen Verwaltung." Diese Nachrichten
ziehen, wie sich denken läßt, Auswanderer in immer größerer Zahl
nach dieser Kolonie, zu deren gedeihlichem Zustande wir uns um so
mehr Glück wünschen wollen, da sich unter den dortigen Kolonisten
viele Deutsche, namentlich Altlutheraner aus der Gegend von Zül-
lichau
befinden, die freier Religionsübung wegen unter Leitung
des Predigers Kavel dahin auswanderten.

Nach einem Schreiben aus Washington, das von einem Manne
herrührt, welcher gleichmäßig in den Geschäften wie in der Politik
bewandert ist, sieht es mit den deutschen Handelsverhältnissen
in den Verein. Staaten gegenwärtig sehr traurig aus; denn obschon
fortwährend bedeutende Ladungen von Mehl, Fleisch, Tabak, Baum-
wolle, Reis und andern Producten nach Deutschland gehen, so ver-
mindert sich doch der Absatz der deutschen Jndustrie = Erzeugnisse mit
jedem Tage mehr. Es ist dieß besonders in den Baumwollenwaaren
fühlbar, welche sonst einen bedeutenden Einfuhrartikel bildeten, gegen-
wärtig aber von den einheimischen und englischen Fabrikaten fast ganz
vom Markte verdrängt sind. So ist, um nur ein Beispiel anzu-
führen, die sächsische Strumpfwaare beiläufig auf 1 / 6 des früheren Ein-
fuhrbetrages herabgesunken. Noch schlimmer sieht es mit den Leinen-
waaren aus, deren Bedarf früher ganz aus Deutschland bezogen wurde,
gegenwärtig aber von den Engländern gedeckt wird. Nur in Seiden-
und Halbseidenzeugen findet sich noch einiger Absatz, der indeß der
englischen, französischen und belgischen Concurrenz ebenfalls bald zum
Opfer fallen wird Für Wollenwaaren, namentlich für Tücher mitt-
lerer Qualität war eine Zeitlang ziemlich gute Aussicht vorhanden, aber
die Belgier und Engländer haben auch hier die Deutschen nur zu bald
überflügelt, da sie ihre Fabrikate wohlfeiler zu liefern vermögen, auch
die Verhältnisse besser zu benutzen verstehen. Es ist wahrlich sehr
traurig, daß wir Deutsche überall, wo es Etwas zu holen gibt, zu
spät oder schief ankommen. ( Mannh. J. )

Die Passagiere des "Washington" haben gegen den Capi-
tän, die Officiere und die ganze Schiffsmannschaft ihren wärmsten
Dank öffentlich ausgesprochen und erklärt, daß dieser Dampfer die
nothwendigsten Eigenschaften eines Seefahrzeuges: Schnelligkeit und
Sicherheit, auf der letzten von Winden und Stürmen hart betroffenen
Fahrt vollständig bewährt habe.

Gesunkener Bodenwerth in Galizien. Ein Maurer
aus Böhmen, der soeben aus Galizien, wo er sich niederlassen will,
in Prag ankam, hat 10 Meilen hinter Lemberg 26 Strich guten
Bodens, und zwar 22 Str. Feld, 2 Str. Wiese und 2 Str. Hut-
weide um 60 fl. C. M. angekauft. Da nun der Strich Korn in
Lemberg mit 3 fl. 12 Xr. C. M. bezahlt wird, so kann der Käufer
mit dem Erträgniß eines einzigen Jahres den Kaufschilling herein-
bringen. Ein anderer kaufte dort ein ebenso großes Stück Land noch
wohlfeiler, und verkaufte es sogleich um den doppelten Preis.

Der am 19. October wieder in See gegangene " Washington "
hat folgende Passagiere am Bord: Hr. George Heinsohn und Frau
nebst Bedienung aus Neuhaus; Hr. F. Victor und Frau nebst 4 Kindern
und Bedienung, Hr. M. D. Boruck und Frl Levi aus Newyork; Frl.
C. Hütterott, Hr. J. Dröge, Hr. T. Büttner, Hr. Engelbert Jken,
Hr. H. v. Kapff und Hr. Chr. Schneider aus Bremen; Hr. Dr. C. Pal-
medo und Consul A. Palmedo aus Berlin; Frl. Samson aus Lehe; Hr.
Baron von Bendeleben Uckersmann aus Hamburg; Hr. C. Epping aus
Charleston; Hr. Morales nebst Frau und Bedienung aus Matanzas.

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Vermischte Nachrichten.

Der Brief eines höhern Officiers aus dem Hauptquartiere der
amerikanischen Armee zu Tacubaya, Mexiko, ( 3 Meilen von
der Hauptstadt ) entwirft folgendes lebendiges Gemälde: Wir bewohnen
hier einen Flügel des erzbischöflichen Palastes. Chapultepec,
mit seinem prachtvollen Waldsaume ist vor uns, und wir überschauen
die große Stadt, umgeben von ihren Seen und eingesenkt zwischen
ihre Berge. Jch hatte nie eine Vorstellung von der Schönheit des
Thales zu Mexiko, bis ich diese Stelle erreichte. Es in diesem Augen-
blicke zu sehen, erleuchtet von dem sanften, hellen Monde, mit jeder
Ortschaft Thurmspitze, Hütte und Bergeskuppel in seinen Silber-
Seen reflectirt, übersteigt selbst die Beschreibungen, die wir davon
lesen. Jn der Umgebung befinden sich auch einige staunenswerthe
Werke der Kunst um uns her.

Der deutsche Liederkranz in Newyork ( Präsident: Adv.
Ludewig; Dirigent: Julius Hecht ) hat die Verdienste des Hrn.
Gevekoht um die Dampfschifffahrtsverbindung Deutschlands mit
Amerika am Abend vor der letzten Abfahrt des „Washington“ durch
ein sinnreiches, patriotisches Ständchen gefeiert.

Zu Philadelphia trafen am 18. Sept. 230 Emigranten
mit dem Packetschiffe „ Swatara “ von Liverpool ein, die in
Folge von Wetter und widrigen Umständen sechs Monate ( ! ) auf
der Reise zugebracht hatten. Während dieser Zeit kamen mehrere
Todesfälle und 20 Geburten vor.

Hr. Gustav Dresel ist als Consul für Nassau zu Gal-
veston
vom Präsidenten der Ver. Staaten legitmirt worden.

Jn die Constitution des Staates Jllinois ist nachträglich ein
Gesetz aufgenommen worden, wonach jeder bei einem Zweikampfe
Betheiligte nicht nur von allen Aemtern ausgeschlossen, sondern auch
nach Maßgabe der Schuld bestraft werden soll.

Dieser Tage reiste wieder ein neu ernannter englischer Kolo-
nialbischof von London nach seinem fernen Posten ab: Dr. Tyrell,
Bischof von Newcastle in Australien, begleitet von 4 Geist-
lichen und 4 Candidaten des Predigtamtes. Diese neue Diöcese um-
faßt die sieben nördlichen Grafschaften von Neu = Süd = Wales: North-
umberland, Gloucester, Hunter, Durham, Brisbane, Bligh und
Philipp, nebst unermeßlichen noch nicht besiedelten Weideland. Tyrells
Sprengel erstreckt sich von Norden nach Süden über4 1 / 2 Breitegrade
( 26° bis 30° 30 / ) , von Osten nach Westen über 11 Längegrade
( 140 bis 150 / Greenw. ) , mit andern Worten: er ist 500 engl.
Meilen breit und 700 Meilen lang. Beinahe ein Drittel dieses
weiten Flächenraumes von 120,000 engl. □ Meilen -- fast gleich
Großbritannien und Jrland zusammen -- ist bereits von Kolonisten
besetzt, deren man über 40,000 zählt. Bis jetzt aber wirkten da
nur 7 Geistliche, wovon die nothwendige Folge, daß große Bezirke
ganz ohne Seelsorge waren.

Zeitungen aus Herbart Town, Vandiemensland, mit
dem Datum vom 24. Mai berichten, daß im dortigen Victoriatheater
ein ungewöhnlich zahlreiches Meeting gehalten und eine Petition ans
Parlament folgenden Jnhaltes beschlossen wurde: Die Deportation
von Verbrechern nach Vandiemensland soll in Zukunft ganz aufhören;
die englische Regierung möge dagegen auf Staatskosten
12,000 freie Auswanderer nach der Kolonie senden
.

Laut bis zum 27. Juli reichenden Nachrichten vom Cap der
guten Hoffnung droht der Krieg mit den Kaffern heftiger
als je zu entflammen; immer mehr organisiren sich die verschiedenen
Stämme zum Angriff gegen die Ansiedler. Der Häuptling Kreili
hat bereits seine Anhänger um sich versammelt, die Häuptlinge Span-
dilla, Pato, Mapassa ein Gesammtbündniß der Kaffern vorgeschlagen.
Jn Grahamstown ist alles in größter Bestürzung darüber.

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Unter allen englischen Kolonieen jüngeren Ursprungs darf man
den südaustralischen mit der Hauptstadt Adelaide die gedeih-
lichste Zukunft und rasches Wachsthum versprechen. Sowohl der Be-
trieb der Landwirthschaft als die Ausbeutung der Bergwerke ist in
einem blühenden Zustande. Der Standard sagt, „daß diese Kolonie
in jeder Beziehung eine Ausnahme unter den englischen Kolonieen
sei, indem sie, keiner Zuschüsse bedürfend, sich ganz aus eigenen
Mitteln erhalte, daher stellten auch die Einwohner das Ansinnen
auf Gewährung einer eigenen Verwaltung.“ Diese Nachrichten
ziehen, wie sich denken läßt, Auswanderer in immer größerer Zahl
nach dieser Kolonie, zu deren gedeihlichem Zustande wir uns um so
mehr Glück wünschen wollen, da sich unter den dortigen Kolonisten
viele Deutsche, namentlich Altlutheraner aus der Gegend von Zül-
lichau
befinden, die freier Religionsübung wegen unter Leitung
des Predigers Kavel dahin auswanderten.

Nach einem Schreiben aus Washington, das von einem Manne
herrührt, welcher gleichmäßig in den Geschäften wie in der Politik
bewandert ist, sieht es mit den deutschen Handelsverhältnissen
in den Verein. Staaten gegenwärtig sehr traurig aus; denn obschon
fortwährend bedeutende Ladungen von Mehl, Fleisch, Tabak, Baum-
wolle, Reis und andern Producten nach Deutschland gehen, so ver-
mindert sich doch der Absatz der deutschen Jndustrie = Erzeugnisse mit
jedem Tage mehr. Es ist dieß besonders in den Baumwollenwaaren
fühlbar, welche sonst einen bedeutenden Einfuhrartikel bildeten, gegen-
wärtig aber von den einheimischen und englischen Fabrikaten fast ganz
vom Markte verdrängt sind. So ist, um nur ein Beispiel anzu-
führen, die sächsische Strumpfwaare beiläufig auf 1 / 6 des früheren Ein-
fuhrbetrages herabgesunken. Noch schlimmer sieht es mit den Leinen-
waaren aus, deren Bedarf früher ganz aus Deutschland bezogen wurde,
gegenwärtig aber von den Engländern gedeckt wird. Nur in Seiden-
und Halbseidenzeugen findet sich noch einiger Absatz, der indeß der
englischen, französischen und belgischen Concurrenz ebenfalls bald zum
Opfer fallen wird Für Wollenwaaren, namentlich für Tücher mitt-
lerer Qualität war eine Zeitlang ziemlich gute Aussicht vorhanden, aber
die Belgier und Engländer haben auch hier die Deutschen nur zu bald
überflügelt, da sie ihre Fabrikate wohlfeiler zu liefern vermögen, auch
die Verhältnisse besser zu benutzen verstehen. Es ist wahrlich sehr
traurig, daß wir Deutsche überall, wo es Etwas zu holen gibt, zu
spät oder schief ankommen. ( Mannh. J. )

Die Passagiere des „Washington“ haben gegen den Capi-
tän, die Officiere und die ganze Schiffsmannschaft ihren wärmsten
Dank öffentlich ausgesprochen und erklärt, daß dieser Dampfer die
nothwendigsten Eigenschaften eines Seefahrzeuges: Schnelligkeit und
Sicherheit, auf der letzten von Winden und Stürmen hart betroffenen
Fahrt vollständig bewährt habe.

Gesunkener Bodenwerth in Galizien. Ein Maurer
aus Böhmen, der soeben aus Galizien, wo er sich niederlassen will,
in Prag ankam, hat 10 Meilen hinter Lemberg 26 Strich guten
Bodens, und zwar 22 Str. Feld, 2 Str. Wiese und 2 Str. Hut-
weide um 60 fl. C. M. angekauft. Da nun der Strich Korn in
Lemberg mit 3 fl. 12 Xr. C. M. bezahlt wird, so kann der Käufer
mit dem Erträgniß eines einzigen Jahres den Kaufschilling herein-
bringen. Ein anderer kaufte dort ein ebenso großes Stück Land noch
wohlfeiler, und verkaufte es sogleich um den doppelten Preis.

Der am 19. October wieder in See gegangene „ Washington
hat folgende Passagiere am Bord: Hr. George Heinsohn und Frau
nebst Bedienung aus Neuhaus; Hr. F. Victor und Frau nebst 4 Kindern
und Bedienung, Hr. M. D. Boruck und Frl Levi aus Newyork; Frl.
C. Hütterott, Hr. J. Dröge, Hr. T. Büttner, Hr. Engelbert Jken,
Hr. H. v. Kapff und Hr. Chr. Schneider aus Bremen; Hr. Dr. C. Pal-
medo und Consul A. Palmedo aus Berlin; Frl. Samson aus Lehe; Hr.
Baron von Bendeleben Uckersmann aus Hamburg; Hr. C. Epping aus
Charleston; Hr. Morales nebst Frau und Bedienung aus Matanzas.

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[441/0007] Vermischte Nachrichten. Der Brief eines höhern Officiers aus dem Hauptquartiere der amerikanischen Armee zu Tacubaya, Mexiko, ( 3 Meilen von der Hauptstadt ) entwirft folgendes lebendiges Gemälde: Wir bewohnen hier einen Flügel des erzbischöflichen Palastes. Chapultepec, mit seinem prachtvollen Waldsaume ist vor uns, und wir überschauen die große Stadt, umgeben von ihren Seen und eingesenkt zwischen ihre Berge. Jch hatte nie eine Vorstellung von der Schönheit des Thales zu Mexiko, bis ich diese Stelle erreichte. Es in diesem Augen- blicke zu sehen, erleuchtet von dem sanften, hellen Monde, mit jeder Ortschaft Thurmspitze, Hütte und Bergeskuppel in seinen Silber- Seen reflectirt, übersteigt selbst die Beschreibungen, die wir davon lesen. Jn der Umgebung befinden sich auch einige staunenswerthe Werke der Kunst um uns her. Der deutsche Liederkranz in Newyork ( Präsident: Adv. Ludewig; Dirigent: Julius Hecht ) hat die Verdienste des Hrn. Gevekoht um die Dampfschifffahrtsverbindung Deutschlands mit Amerika am Abend vor der letzten Abfahrt des „Washington“ durch ein sinnreiches, patriotisches Ständchen gefeiert. Zu Philadelphia trafen am 18. Sept. 230 Emigranten mit dem Packetschiffe „ Swatara “ von Liverpool ein, die in Folge von Wetter und widrigen Umständen sechs Monate ( ! ) auf der Reise zugebracht hatten. Während dieser Zeit kamen mehrere Todesfälle und 20 Geburten vor. Hr. Gustav Dresel ist als Consul für Nassau zu Gal- veston vom Präsidenten der Ver. Staaten legitmirt worden. Jn die Constitution des Staates Jllinois ist nachträglich ein Gesetz aufgenommen worden, wonach jeder bei einem Zweikampfe Betheiligte nicht nur von allen Aemtern ausgeschlossen, sondern auch nach Maßgabe der Schuld bestraft werden soll. Dieser Tage reiste wieder ein neu ernannter englischer Kolo- nialbischof von London nach seinem fernen Posten ab: Dr. Tyrell, Bischof von Newcastle in Australien, begleitet von 4 Geist- lichen und 4 Candidaten des Predigtamtes. Diese neue Diöcese um- faßt die sieben nördlichen Grafschaften von Neu = Süd = Wales: North- umberland, Gloucester, Hunter, Durham, Brisbane, Bligh und Philipp, nebst unermeßlichen noch nicht besiedelten Weideland. Tyrells Sprengel erstreckt sich von Norden nach Süden über4 1 / 2 Breitegrade ( 26° bis 30° 30 / ) , von Osten nach Westen über 11 Längegrade ( 140 bis 150 / Greenw. ) , mit andern Worten: er ist 500 engl. Meilen breit und 700 Meilen lang. Beinahe ein Drittel dieses weiten Flächenraumes von 120,000 engl. □ Meilen -- fast gleich Großbritannien und Jrland zusammen -- ist bereits von Kolonisten besetzt, deren man über 40,000 zählt. Bis jetzt aber wirkten da nur 7 Geistliche, wovon die nothwendige Folge, daß große Bezirke ganz ohne Seelsorge waren. ( Allg. Z. ) Zeitungen aus Herbart Town, Vandiemensland, mit dem Datum vom 24. Mai berichten, daß im dortigen Victoriatheater ein ungewöhnlich zahlreiches Meeting gehalten und eine Petition ans Parlament folgenden Jnhaltes beschlossen wurde: Die Deportation von Verbrechern nach Vandiemensland soll in Zukunft ganz aufhören; die englische Regierung möge dagegen auf Staatskosten 12,000 freie Auswanderer nach der Kolonie senden. Laut bis zum 27. Juli reichenden Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung droht der Krieg mit den Kaffern heftiger als je zu entflammen; immer mehr organisiren sich die verschiedenen Stämme zum Angriff gegen die Ansiedler. Der Häuptling Kreili hat bereits seine Anhänger um sich versammelt, die Häuptlinge Span- dilla, Pato, Mapassa ein Gesammtbündniß der Kaffern vorgeschlagen. Jn Grahamstown ist alles in größter Bestürzung darüber. Unter allen englischen Kolonieen jüngeren Ursprungs darf man den südaustralischen mit der Hauptstadt Adelaide die gedeih- lichste Zukunft und rasches Wachsthum versprechen. Sowohl der Be- trieb der Landwirthschaft als die Ausbeutung der Bergwerke ist in einem blühenden Zustande. Der Standard sagt, „daß diese Kolonie in jeder Beziehung eine Ausnahme unter den englischen Kolonieen sei, indem sie, keiner Zuschüsse bedürfend, sich ganz aus eigenen Mitteln erhalte, daher stellten auch die Einwohner das Ansinnen auf Gewährung einer eigenen Verwaltung.“ Diese Nachrichten ziehen, wie sich denken läßt, Auswanderer in immer größerer Zahl nach dieser Kolonie, zu deren gedeihlichem Zustande wir uns um so mehr Glück wünschen wollen, da sich unter den dortigen Kolonisten viele Deutsche, namentlich Altlutheraner aus der Gegend von Zül- lichau befinden, die freier Religionsübung wegen unter Leitung des Predigers Kavel dahin auswanderten. Nach einem Schreiben aus Washington, das von einem Manne herrührt, welcher gleichmäßig in den Geschäften wie in der Politik bewandert ist, sieht es mit den deutschen Handelsverhältnissen in den Verein. Staaten gegenwärtig sehr traurig aus; denn obschon fortwährend bedeutende Ladungen von Mehl, Fleisch, Tabak, Baum- wolle, Reis und andern Producten nach Deutschland gehen, so ver- mindert sich doch der Absatz der deutschen Jndustrie = Erzeugnisse mit jedem Tage mehr. Es ist dieß besonders in den Baumwollenwaaren fühlbar, welche sonst einen bedeutenden Einfuhrartikel bildeten, gegen- wärtig aber von den einheimischen und englischen Fabrikaten fast ganz vom Markte verdrängt sind. So ist, um nur ein Beispiel anzu- führen, die sächsische Strumpfwaare beiläufig auf 1 / 6 des früheren Ein- fuhrbetrages herabgesunken. Noch schlimmer sieht es mit den Leinen- waaren aus, deren Bedarf früher ganz aus Deutschland bezogen wurde, gegenwärtig aber von den Engländern gedeckt wird. Nur in Seiden- und Halbseidenzeugen findet sich noch einiger Absatz, der indeß der englischen, französischen und belgischen Concurrenz ebenfalls bald zum Opfer fallen wird Für Wollenwaaren, namentlich für Tücher mitt- lerer Qualität war eine Zeitlang ziemlich gute Aussicht vorhanden, aber die Belgier und Engländer haben auch hier die Deutschen nur zu bald überflügelt, da sie ihre Fabrikate wohlfeiler zu liefern vermögen, auch die Verhältnisse besser zu benutzen verstehen. Es ist wahrlich sehr traurig, daß wir Deutsche überall, wo es Etwas zu holen gibt, zu spät oder schief ankommen. ( Mannh. J. ) Die Passagiere des „Washington“ haben gegen den Capi- tän, die Officiere und die ganze Schiffsmannschaft ihren wärmsten Dank öffentlich ausgesprochen und erklärt, daß dieser Dampfer die nothwendigsten Eigenschaften eines Seefahrzeuges: Schnelligkeit und Sicherheit, auf der letzten von Winden und Stürmen hart betroffenen Fahrt vollständig bewährt habe. Gesunkener Bodenwerth in Galizien. Ein Maurer aus Böhmen, der soeben aus Galizien, wo er sich niederlassen will, in Prag ankam, hat 10 Meilen hinter Lemberg 26 Strich guten Bodens, und zwar 22 Str. Feld, 2 Str. Wiese und 2 Str. Hut- weide um 60 fl. C. M. angekauft. Da nun der Strich Korn in Lemberg mit 3 fl. 12 Xr. C. M. bezahlt wird, so kann der Käufer mit dem Erträgniß eines einzigen Jahres den Kaufschilling herein- bringen. Ein anderer kaufte dort ein ebenso großes Stück Land noch wohlfeiler, und verkaufte es sogleich um den doppelten Preis. Der am 19. October wieder in See gegangene „ Washington “ hat folgende Passagiere am Bord: Hr. George Heinsohn und Frau nebst Bedienung aus Neuhaus; Hr. F. Victor und Frau nebst 4 Kindern und Bedienung, Hr. M. D. Boruck und Frl Levi aus Newyork; Frl. C. Hütterott, Hr. J. Dröge, Hr. T. Büttner, Hr. Engelbert Jken, Hr. H. v. Kapff und Hr. Chr. Schneider aus Bremen; Hr. Dr. C. Pal- medo und Consul A. Palmedo aus Berlin; Frl. Samson aus Lehe; Hr. Baron von Bendeleben Uckersmann aus Hamburg; Hr. C. Epping aus Charleston; Hr. Morales nebst Frau und Bedienung aus Matanzas.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 56. Rudolstadt, 23. Oktober 1847, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer56_1847/7>, abgerufen am 24.11.2024.