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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 42. Rudolstadt, 19. Juli 1847.

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[Beginn Spaltensatz] durch den beinahe ausschließ-
lichen Tabaksbau und die zahl-
reichen Sclaven nothwendig ge-
macht wird. Auf diesen Land-
sitzen halten die Abkömmlinge
der alten Cavaliers in alter-
thümlichen, im Geschmack des
17. Jahrhunderts aufgeführten
Gebäuden ihren Hof, inmitten
der zahlreichen Holzhütten für
farbige Sclaven und Dienst-
leute. -- Virginien hat einen
Flächenraum von 3098 Q. M.
und zählt ungefähr1 1 / 2 Mill.
Einwohner, worunter aber etwa
nur die Hälfte aus Weißen
besteht. ( Jllustr. Ztschr. )


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Eine Meierei in Virginien ( Nordamerika ) .

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Das Makler = Unwesen der Landungsplätze.* )
( Weserzeitung. )

Die Bemühungen der deutschen Emigrantengesell-
schaften
in Newyork und Philadelphia concentriren sich jetzt
immer mehr auf das Maklerunwesen und dessen Bekämpfung, welche
natürlich unter den hiesigen Verhältnissen keineswegs so leicht ist, wie
sie in einem deutschen Polizeistaate sein würde. Die Amerikaner
scheinen an diesen Bemühungen immer mehr Antheil zu nehmen, und
so wird denn auch in der von dem Polizeigerichtshofe am 17. v. M.
zur Verhandlung gekommenen Untersuchungssache des wegen seiner
schändlichen Uebervortheilungen der armen Einwanderer so berüchtigten
Transportationsbureaus von Brisch & Comp., der bekannte Advocat
Francis Cotting, einer der ersten Sachwalter Newyork's, die
Rechte deutscher Einwanderer vertheidigen und die gemeinen Betrügereien
jener Btutsauger dem größeren Publiko offen vor Augen legen. Fort-
während gehen bei den Präsidenten der deutschen Gesellschaft und des
Volksvereines in Newyork Klagen über Betrügereien ein, welche nament-
lich von Brisch & Comp. an Einwanderern verübt wurden. Man
wird in Deutschland fragen, wie dieß möglich ist und warum diesem
Unwesen nicht schon längst gesteuert wurde? Deßhalb die nachstehende
kurze Erläuterung. -- Da die Eisenbahnen, Dampf = und Canalböte
nur im Privateigenthum von Einzelnen oder von Erwerbsgesellschaften
sind, welche sich in der Regel nur mit Uebernahme von Fracht be-
schäftigen, die Annahme von Passagieren aber eigens dazu bestellten
Agenten überlassen, so sind die Einwanderer gezwungen, sich lediglich
an diese Agenten zu wenden, wenn sie von hier aus in das Land
wollen. Bei der freiesten Concurrenz, welche hier herrscht, werden
[Spaltenumbruch] nun in der Regel Fahr= und Frachtpreise von den Eigenthümern der
Linien nicht bekannt gemacht, indem eine jede solche Bekanntmachung
sofort niedrigere Preise von Seiten der Oppositionslinie hervorrufen
würde. Doch ist es dem hier Bekannten sehr leicht, den niedrigsten
Marktpreis zu erfahren, was freilich dem mit allen Verhältnissen un-
bekannten Einwanderer desto schwerer wird. Die Transportations-
linien geben nun natürlich ihren Agenten die Preise an, für welche
sie Einwanderer befördern, überlassen es aber diesen Agenten ganz
und gar, wie viel sie von den Einwanderern sich zahlen lassen wollen,
und daher kommt es, daß die armen Einwanderer in der Regel viel
mehr zahlen müssen als hiesige, anstatt daß es eigentlich im Jnteresse
der Verein. Staaten liege, die Einwanderer billiger nach dem Jnnern
des Landes zu befördern.

Ein Beispiel mag dieß erläutern. Brisch & Co. sind Agenten
von Bingham's Line, welche von hier über Philadelphia nach Pitts-
burg führt. Der Preis eines Platzes von Newyork nach Philadelphia
ist 2 Doll. 25 Cents; der eines Platzes von Philadelphia nach Pitts-
burg 5 D. Man sollte nun denken, es müsse ein jeder Einwanderer
von hier nach Pittsburg für 7 D. 25 C. befördert werden. Dieß
ist aber nicht der Fall. Denn einmal muß jeder Einwanderer dem
Brisch 25 C. für Besorgung des Fahrbillets zahlen, was die Linie
allerdings den Agenten erlaubt -- und dann nimmt Brisch von den
Einwanderern wenigstens 9 D., so daß er also an jedem und selbst
den ärmsten Einwanderern mindestens 2 D. profitirt. Dabei bezahlt
Bingham an Brisch noch ein jährliches Salair von 500 D. und
einen Antheil von 10 pCt. von dem tarifmäßigen Fahrpreise der zu-
gewiesenen Passagiere. Die schändlichsten Betrügereien werden nun
aber in den Fällen ausgeübt, wo Passagiere über die Endpunkte der
hiesigen und Philadelphialinien ( Pittsburg, Buffalo ) hinaus weiter in
das Land wollen. Man kann ihnen dazu hier keine Fahrbillets

* ) Vgl. den Artikel "Krieg den Runners" in Nr. 39. der Ausw. Z.

[Beginn Spaltensatz] durch den beinahe ausschließ-
lichen Tabaksbau und die zahl-
reichen Sclaven nothwendig ge-
macht wird. Auf diesen Land-
sitzen halten die Abkömmlinge
der alten Cavaliers in alter-
thümlichen, im Geschmack des
17. Jahrhunderts aufgeführten
Gebäuden ihren Hof, inmitten
der zahlreichen Holzhütten für
farbige Sclaven und Dienst-
leute. -- Virginien hat einen
Flächenraum von 3098 Q. M.
und zählt ungefähr1 1 / 2 Mill.
Einwohner, worunter aber etwa
nur die Hälfte aus Weißen
besteht. ( Jllustr. Ztschr. )


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Eine Meierei in Virginien ( Nordamerika ) .

[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]
Das Makler = Unwesen der Landungsplätze.* )
( Weserzeitung. )

Die Bemühungen der deutschen Emigrantengesell-
schaften
in Newyork und Philadelphia concentriren sich jetzt
immer mehr auf das Maklerunwesen und dessen Bekämpfung, welche
natürlich unter den hiesigen Verhältnissen keineswegs so leicht ist, wie
sie in einem deutschen Polizeistaate sein würde. Die Amerikaner
scheinen an diesen Bemühungen immer mehr Antheil zu nehmen, und
so wird denn auch in der von dem Polizeigerichtshofe am 17. v. M.
zur Verhandlung gekommenen Untersuchungssache des wegen seiner
schändlichen Uebervortheilungen der armen Einwanderer so berüchtigten
Transportationsbureaus von Brisch & Comp., der bekannte Advocat
Francis Cotting, einer der ersten Sachwalter Newyork's, die
Rechte deutscher Einwanderer vertheidigen und die gemeinen Betrügereien
jener Btutsauger dem größeren Publiko offen vor Augen legen. Fort-
während gehen bei den Präsidenten der deutschen Gesellschaft und des
Volksvereines in Newyork Klagen über Betrügereien ein, welche nament-
lich von Brisch & Comp. an Einwanderern verübt wurden. Man
wird in Deutschland fragen, wie dieß möglich ist und warum diesem
Unwesen nicht schon längst gesteuert wurde? Deßhalb die nachstehende
kurze Erläuterung. -- Da die Eisenbahnen, Dampf = und Canalböte
nur im Privateigenthum von Einzelnen oder von Erwerbsgesellschaften
sind, welche sich in der Regel nur mit Uebernahme von Fracht be-
schäftigen, die Annahme von Passagieren aber eigens dazu bestellten
Agenten überlassen, so sind die Einwanderer gezwungen, sich lediglich
an diese Agenten zu wenden, wenn sie von hier aus in das Land
wollen. Bei der freiesten Concurrenz, welche hier herrscht, werden
[Spaltenumbruch] nun in der Regel Fahr= und Frachtpreise von den Eigenthümern der
Linien nicht bekannt gemacht, indem eine jede solche Bekanntmachung
sofort niedrigere Preise von Seiten der Oppositionslinie hervorrufen
würde. Doch ist es dem hier Bekannten sehr leicht, den niedrigsten
Marktpreis zu erfahren, was freilich dem mit allen Verhältnissen un-
bekannten Einwanderer desto schwerer wird. Die Transportations-
linien geben nun natürlich ihren Agenten die Preise an, für welche
sie Einwanderer befördern, überlassen es aber diesen Agenten ganz
und gar, wie viel sie von den Einwanderern sich zahlen lassen wollen,
und daher kommt es, daß die armen Einwanderer in der Regel viel
mehr zahlen müssen als hiesige, anstatt daß es eigentlich im Jnteresse
der Verein. Staaten liege, die Einwanderer billiger nach dem Jnnern
des Landes zu befördern.

Ein Beispiel mag dieß erläutern. Brisch & Co. sind Agenten
von Bingham's Line, welche von hier über Philadelphia nach Pitts-
burg führt. Der Preis eines Platzes von Newyork nach Philadelphia
ist 2 Doll. 25 Cents; der eines Platzes von Philadelphia nach Pitts-
burg 5 D. Man sollte nun denken, es müsse ein jeder Einwanderer
von hier nach Pittsburg für 7 D. 25 C. befördert werden. Dieß
ist aber nicht der Fall. Denn einmal muß jeder Einwanderer dem
Brisch 25 C. für Besorgung des Fahrbillets zahlen, was die Linie
allerdings den Agenten erlaubt -- und dann nimmt Brisch von den
Einwanderern wenigstens 9 D., so daß er also an jedem und selbst
den ärmsten Einwanderern mindestens 2 D. profitirt. Dabei bezahlt
Bingham an Brisch noch ein jährliches Salair von 500 D. und
einen Antheil von 10 pCt. von dem tarifmäßigen Fahrpreise der zu-
gewiesenen Passagiere. Die schändlichsten Betrügereien werden nun
aber in den Fällen ausgeübt, wo Passagiere über die Endpunkte der
hiesigen und Philadelphialinien ( Pittsburg, Buffalo ) hinaus weiter in
das Land wollen. Man kann ihnen dazu hier keine Fahrbillets

* ) Vgl. den Artikel „Krieg den Runners“ in Nr. 39. der Ausw. Z.
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[323/0005] durch den beinahe ausschließ- lichen Tabaksbau und die zahl- reichen Sclaven nothwendig ge- macht wird. Auf diesen Land- sitzen halten die Abkömmlinge der alten Cavaliers in alter- thümlichen, im Geschmack des 17. Jahrhunderts aufgeführten Gebäuden ihren Hof, inmitten der zahlreichen Holzhütten für farbige Sclaven und Dienst- leute. -- Virginien hat einen Flächenraum von 3098 Q. M. und zählt ungefähr1 1 / 2 Mill. Einwohner, worunter aber etwa nur die Hälfte aus Weißen besteht. ( Jllustr. Ztschr. ) [Abbildung] Eine Meierei in Virginien ( Nordamerika ) . Das Makler = Unwesen der Landungsplätze. * ) ( Weserzeitung. ) Die Bemühungen der deutschen Emigrantengesell- schaften in Newyork und Philadelphia concentriren sich jetzt immer mehr auf das Maklerunwesen und dessen Bekämpfung, welche natürlich unter den hiesigen Verhältnissen keineswegs so leicht ist, wie sie in einem deutschen Polizeistaate sein würde. Die Amerikaner scheinen an diesen Bemühungen immer mehr Antheil zu nehmen, und so wird denn auch in der von dem Polizeigerichtshofe am 17. v. M. zur Verhandlung gekommenen Untersuchungssache des wegen seiner schändlichen Uebervortheilungen der armen Einwanderer so berüchtigten Transportationsbureaus von Brisch & Comp., der bekannte Advocat Francis Cotting, einer der ersten Sachwalter Newyork's, die Rechte deutscher Einwanderer vertheidigen und die gemeinen Betrügereien jener Btutsauger dem größeren Publiko offen vor Augen legen. Fort- während gehen bei den Präsidenten der deutschen Gesellschaft und des Volksvereines in Newyork Klagen über Betrügereien ein, welche nament- lich von Brisch & Comp. an Einwanderern verübt wurden. Man wird in Deutschland fragen, wie dieß möglich ist und warum diesem Unwesen nicht schon längst gesteuert wurde? Deßhalb die nachstehende kurze Erläuterung. -- Da die Eisenbahnen, Dampf = und Canalböte nur im Privateigenthum von Einzelnen oder von Erwerbsgesellschaften sind, welche sich in der Regel nur mit Uebernahme von Fracht be- schäftigen, die Annahme von Passagieren aber eigens dazu bestellten Agenten überlassen, so sind die Einwanderer gezwungen, sich lediglich an diese Agenten zu wenden, wenn sie von hier aus in das Land wollen. Bei der freiesten Concurrenz, welche hier herrscht, werden nun in der Regel Fahr= und Frachtpreise von den Eigenthümern der Linien nicht bekannt gemacht, indem eine jede solche Bekanntmachung sofort niedrigere Preise von Seiten der Oppositionslinie hervorrufen würde. Doch ist es dem hier Bekannten sehr leicht, den niedrigsten Marktpreis zu erfahren, was freilich dem mit allen Verhältnissen un- bekannten Einwanderer desto schwerer wird. Die Transportations- linien geben nun natürlich ihren Agenten die Preise an, für welche sie Einwanderer befördern, überlassen es aber diesen Agenten ganz und gar, wie viel sie von den Einwanderern sich zahlen lassen wollen, und daher kommt es, daß die armen Einwanderer in der Regel viel mehr zahlen müssen als hiesige, anstatt daß es eigentlich im Jnteresse der Verein. Staaten liege, die Einwanderer billiger nach dem Jnnern des Landes zu befördern. Ein Beispiel mag dieß erläutern. Brisch & Co. sind Agenten von Bingham's Line, welche von hier über Philadelphia nach Pitts- burg führt. Der Preis eines Platzes von Newyork nach Philadelphia ist 2 Doll. 25 Cents; der eines Platzes von Philadelphia nach Pitts- burg 5 D. Man sollte nun denken, es müsse ein jeder Einwanderer von hier nach Pittsburg für 7 D. 25 C. befördert werden. Dieß ist aber nicht der Fall. Denn einmal muß jeder Einwanderer dem Brisch 25 C. für Besorgung des Fahrbillets zahlen, was die Linie allerdings den Agenten erlaubt -- und dann nimmt Brisch von den Einwanderern wenigstens 9 D., so daß er also an jedem und selbst den ärmsten Einwanderern mindestens 2 D. profitirt. Dabei bezahlt Bingham an Brisch noch ein jährliches Salair von 500 D. und einen Antheil von 10 pCt. von dem tarifmäßigen Fahrpreise der zu- gewiesenen Passagiere. Die schändlichsten Betrügereien werden nun aber in den Fällen ausgeübt, wo Passagiere über die Endpunkte der hiesigen und Philadelphialinien ( Pittsburg, Buffalo ) hinaus weiter in das Land wollen. Man kann ihnen dazu hier keine Fahrbillets * ) Vgl. den Artikel „Krieg den Runners“ in Nr. 39. der Ausw. Z.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 42. Rudolstadt, 19. Juli 1847, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer42_1847/5>, abgerufen am 22.11.2024.