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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 42. Rudolstadt, 19. Juli 1847.

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[Spaltenumbruch] zusammen bekam, hat keine Resultate gezeigt, wie man sie diesseits
des atlantischen Oceans kennt. Ein anderes mag es sein, wenn
die Freiheit in Gefahr kommt; dann mag diese kraftvolle Bevöl-
kerung, unter der so treffliche Schützen sind, bei richtiger An-
führung die Wunder zu leisten im Stande sein, zu der Vaterland
und Freiheit den Menschen begeistern.

Gegen die Jndianer verfährt man auf eine gerechte Weise;
man nimmt ihnen nicht die Länderstrecken, sondern kauft solche
ihnen ab. Von 1829 bis 1838 sind von denselben 116,349,000
Acker, zu dem Werthe von 72,560,000 Doll. angekauft. Wenige
Stämme nur nehmen das Christenthum an und werden der Cultur
gewonnen; die meisten ziehen sich zurück in unwirthliche West-
gegenden. Zu fürchten ist von ihnen für die Ansiedler nicht viel
mehr. Wichtig sind die Jndianer der Pelzhandlungs = Compagnie,
welche jenseits der Felsengebirge ihre Niederlassungen hat, und
neben der größten Ausbreitung die bedeutendsten Geschäfte macht.

Unter den günstigsten Verhältnissen stehen die Ver. Staaten
Nordamerika's in Beziehung auf ihre finanziellen Umstände. Mit
dem Schlusse ihres Finanzjahres, 13. Juni 1846, betrug die
Einnahme 117,254,564 Dollars; die Ausgabe 114,646,606 D.;
unbezahlte Staatsschulden bleiben nur 17,075,445 D. 52 C. Eine
geringe Summe für ein solches Land mit derartigen Quellen,
mit dem ungeheueren Staatsvermögen an Ländereien, für welche
allein im letzten Jahre 2,077,022 Dollars 30 C. aufgekommen
waren. Vor einigen Jahren war die ganze Schuld, welche aus
den Zeiten des Freiheitskampfes und aus dem Kriege mit Eng-
land 1812 herrührte, getilgt, und die Union zeigte der Welt das
seltene und edle Beispiel eines großen und wachsenden Volkes,
welches alle seine Geldverbindlichkeiten geleistet hatte, und mit
innerem Stolze auf sich selbst und die Außenwelt blickte.

Statt daß ein Alterthum oft von tausend und mehreren
Jahren sich um die Mauern der Städte der alten Welt webt,
sehen wir in Nordamerika solche erst in der neueren und neusten
Zeit entstehen: 1565 gründeten Spanier St. Augustin in
Florida, die älteste Stadt der Verein. Staaten; 1607 bauten
die Engländer Jamestown; 1619 berief der Statthalter Jeard-
ley
die erste stellvertretende Versammlung und legte dadurch kühn
den Grund zur eigenen Verfassung; 1632 gründeten die Calverts,
Vater und Sohn, Maryland durch besondere Volksrechte; 1630
erhob sich Boston in Massachusetts; 1629 entstand Neu-
Hampshire;
1636 Connecticut; 1663 erhielt Rhode-
island
neue Freiheitsbriefe; 1663 empfingen englische Lords Ca-
rolina
geschenkt; New=York, von Holländern gegründet, er-
hielt 1667 seine Verfassung, 1683 entstand Philadelphia;
Georgien
ward 1733 angebaut, und wie unendlich viele größere
und kleinere Städte sind in der neusten Zeit entstanden, gleichsam
als wenn sie mit dem Thau aus der Erde steigen.

Zu welchen Höhen an Menschenzahl und Reichthum haben
sich in solch' kurzem Zeitraume, unter dem Schutze der Freiheit, die
dortigen Städte bereits erhoben. Newyork zählte 1844 an 364,000
Einwohner, Philadelphia 301,000, Baltimore 164,000, Boston
118,000 und Oerter, die kaum entstanden sind, wie St. Louis,
haben 37,000, Cincinnati 56,000 Menschen zu ihren Bewohnern.* )

Der so eben stattgehabte Census des Staates Jllinois
ergibt 700,000 Einwohner: also die ungeheuere Vermehrung von
200,000 Menschen in den letzten 5 Jahren. Der kaum entstandene
[Spaltenumbruch] Staat Wisconsin, westlich vom Michigan = See, taucht mit
Morgenfrische, gleich einer Nymphe, aus den Fluthen dieses Binnen-
Meeres, zählt gegenwärtig 150,000 Seelen und hat sich also in
5 Jahren um hunderttausend vermehrt. Kentucky, wo 1775
noch kein Weißer wohnte, hatte 1840 bereits 779,000 solcher
Einwohner; Alabama, das im Jahre 1800 erst 2000 Ansiedler
zählte, nährte 1840 590,000; Ohio, im Jahre 1790 von 3000
Anbauern bevölkert, hat 1840 schon 1,519,000 Einwohner.

So erhebt sich ein Land neben dem andern zur staunener-
regenden Höhe; Millionen Hände bearbeiten mit dem, den Ameri-
kanern eigenthümlichen Fleiße den ergiebigen Boden; Millionen
sind in Fabriken, Bergwerken, auf Schiffswerften, in den Häfen,
auf der See, bei Handel und Völker = Verkehr thätig, und erlangen
das sichere, das beständige Brod, welches der Lohn fleißiger Hände
ist; Nord = Amerika ist das herrliche Land, wo Jeder durch eigene
Kraft fortkommt und besteht, der Faullenzer nicht gedeiht, und
die Volksfreiheit ein gleiches Band um Hohe und Niedere schlingt
und deßhalb wenden sich die Blicke derjenigen Deutschen dahin,
die für die Arbeit ihrer Hände den einfachen Lohn selbst zu ge-
nießen wünschen.

Wie sehr haben sich aber auch diese blonden Völkerstämme
dort vermehrt. Heben wir zum Beweise mal einige Städte her-
vor: Jn Philadelphia wohnen 81,400 Deutsche, in Newyork
64,000, in Baltimore 52,000, in Boston 23,000, in St. Louis
19,000, in Cincinnati 17,500, in Brooklyn 14,500, in Pitts-
burg 11,500 deutsche Leute, und mehr und immer mehr segeln
dahin, wo im Lande Missouri nach und nach ein neues deutsches
Wesen, umgeben mit den Eigenthümlichkeiten der verlassenen Hei-
math, bereichert mit der sichern Aussicht auf Brod und Erwerb,
entsteht. Jm Jahre 1845 hatte Deutschland 73 Hanseatische
und 61 andere deutsche Handels = Etablissements in den sieben
Haupt = Handelsorten der Vereinigten Staaten, mit 168 Chefs
und 242 Commis; und jetzt zeigte uns jener Staatenbund, welch'
einen hohen merkantilischen Werth er auf Deutschland und auf
dessen Ackerbauer legt, indem eine directe Dampfschiffahrts - Ver-
bindung zwischen Newyork und Bremen, welche schon ins Leben
getreten ist und wodurch beide Länder, Amerika und Deutschland,
einander um vieles näher gebracht werden, begünstigte. Ein Ca-
pital von einer Million Dollars ist hierzu ausgesetzt und die 250
Fuß langen, 43 Fuß breiten und 27 Fuß 6 Zoll tiefen Dampf-
schiffe, mit einer Trächtigkeit von 1750 Tonnen, gehen aus den
Werften der Schiffsbauer Vesterfeld und Makey hervor; schon
hat das prachtvolle Dampfschiff Washington dem blühenden,
und um die Auswanderung, wie um Deutschlands Ehre so ver-
dienten Bremen seinen ersten Besuch abgestattet.

Welch' eine große Zukunft liegt hierin für Deutschland ver-
borgen! Bisher ging das deutsche Princip so leicht verloren in
Amerika, indem die Einwanderer dort Sprache und Gewohnheiten
annahmen; jetzt aber mit der so sehr vermehrten Einwanderung,
wo jährlich 50 bis 100,000 Deutsche nach den Verein. Staaten
strömen, wo der einfache Landbauer der untersten Classe nicht bloß,
wo auch geschickte Handwerker und Künstler, größere Landwirthe
und Begüterte, junge Handelsleute und Gelehrte dahin wandern:
jetzt erhebt Germania bescheiden, aber sicher, fest und selbst-
vertrauend, dort sein Panier und sammelt unter demselben die
rüstigen Söhne der immer noch von ihnen heißgeliebten Heimath!

Jm Jahre 1804 erschien in Boston das erste öffentliche Blatt;
Philadelphia erhielt 1719 die erste Zeitung; Newyork nicht vor
1725; -- und jetzt durchfliegen alle möglichen Journale, Zeitungen,
öffentliche Blätter, deutsche Classiker und alle geistigen Producte
des germanischen Mutterlandes schon die Thäler des Mississippi
und Missouri, die Wälder am Alleghany, die Prärien der großen
Seen und das unendliche Küstengebiet dieser meerumwogten jungen

* ) Jm Jahre 1846 entstanden in Cincinnati allein 1375 neue Ge-
bäude, meistens durch Deutsche bewohnt, worunter 816 von Backsteinen auf-
geführt wurden, und an öffentlichen Gebäuden errichtete man zur selbigen Zeit
zwei Schulen, ein medicinisches Collegium, zwei Kirchen, eine Synagoge,
zwei Schulen für Katholiken; eine Kapelle und eine neue kathelische Kirche
ward begonnen. Welch' eine Kraftentwicklung in Einer Stadt!

[Spaltenumbruch] zusammen bekam, hat keine Resultate gezeigt, wie man sie diesseits
des atlantischen Oceans kennt. Ein anderes mag es sein, wenn
die Freiheit in Gefahr kommt; dann mag diese kraftvolle Bevöl-
kerung, unter der so treffliche Schützen sind, bei richtiger An-
führung die Wunder zu leisten im Stande sein, zu der Vaterland
und Freiheit den Menschen begeistern.

Gegen die Jndianer verfährt man auf eine gerechte Weise;
man nimmt ihnen nicht die Länderstrecken, sondern kauft solche
ihnen ab. Von 1829 bis 1838 sind von denselben 116,349,000
Acker, zu dem Werthe von 72,560,000 Doll. angekauft. Wenige
Stämme nur nehmen das Christenthum an und werden der Cultur
gewonnen; die meisten ziehen sich zurück in unwirthliche West-
gegenden. Zu fürchten ist von ihnen für die Ansiedler nicht viel
mehr. Wichtig sind die Jndianer der Pelzhandlungs = Compagnie,
welche jenseits der Felsengebirge ihre Niederlassungen hat, und
neben der größten Ausbreitung die bedeutendsten Geschäfte macht.

Unter den günstigsten Verhältnissen stehen die Ver. Staaten
Nordamerika's in Beziehung auf ihre finanziellen Umstände. Mit
dem Schlusse ihres Finanzjahres, 13. Juni 1846, betrug die
Einnahme 117,254,564 Dollars; die Ausgabe 114,646,606 D.;
unbezahlte Staatsschulden bleiben nur 17,075,445 D. 52 C. Eine
geringe Summe für ein solches Land mit derartigen Quellen,
mit dem ungeheueren Staatsvermögen an Ländereien, für welche
allein im letzten Jahre 2,077,022 Dollars 30 C. aufgekommen
waren. Vor einigen Jahren war die ganze Schuld, welche aus
den Zeiten des Freiheitskampfes und aus dem Kriege mit Eng-
land 1812 herrührte, getilgt, und die Union zeigte der Welt das
seltene und edle Beispiel eines großen und wachsenden Volkes,
welches alle seine Geldverbindlichkeiten geleistet hatte, und mit
innerem Stolze auf sich selbst und die Außenwelt blickte.

Statt daß ein Alterthum oft von tausend und mehreren
Jahren sich um die Mauern der Städte der alten Welt webt,
sehen wir in Nordamerika solche erst in der neueren und neusten
Zeit entstehen: 1565 gründeten Spanier St. Augustin in
Florida, die älteste Stadt der Verein. Staaten; 1607 bauten
die Engländer Jamestown; 1619 berief der Statthalter Jeard-
ley
die erste stellvertretende Versammlung und legte dadurch kühn
den Grund zur eigenen Verfassung; 1632 gründeten die Calverts,
Vater und Sohn, Maryland durch besondere Volksrechte; 1630
erhob sich Boston in Massachusetts; 1629 entstand Neu-
Hampshire;
1636 Connecticut; 1663 erhielt Rhode-
island
neue Freiheitsbriefe; 1663 empfingen englische Lords Ca-
rolina
geschenkt; New=York, von Holländern gegründet, er-
hielt 1667 seine Verfassung, 1683 entstand Philadelphia;
Georgien
ward 1733 angebaut, und wie unendlich viele größere
und kleinere Städte sind in der neusten Zeit entstanden, gleichsam
als wenn sie mit dem Thau aus der Erde steigen.

Zu welchen Höhen an Menschenzahl und Reichthum haben
sich in solch' kurzem Zeitraume, unter dem Schutze der Freiheit, die
dortigen Städte bereits erhoben. Newyork zählte 1844 an 364,000
Einwohner, Philadelphia 301,000, Baltimore 164,000, Boston
118,000 und Oerter, die kaum entstanden sind, wie St. Louis,
haben 37,000, Cincinnati 56,000 Menschen zu ihren Bewohnern.* )

Der so eben stattgehabte Census des Staates Jllinois
ergibt 700,000 Einwohner: also die ungeheuere Vermehrung von
200,000 Menschen in den letzten 5 Jahren. Der kaum entstandene
[Spaltenumbruch] Staat Wisconsin, westlich vom Michigan = See, taucht mit
Morgenfrische, gleich einer Nymphe, aus den Fluthen dieses Binnen-
Meeres, zählt gegenwärtig 150,000 Seelen und hat sich also in
5 Jahren um hunderttausend vermehrt. Kentucky, wo 1775
noch kein Weißer wohnte, hatte 1840 bereits 779,000 solcher
Einwohner; Alabama, das im Jahre 1800 erst 2000 Ansiedler
zählte, nährte 1840 590,000; Ohio, im Jahre 1790 von 3000
Anbauern bevölkert, hat 1840 schon 1,519,000 Einwohner.

So erhebt sich ein Land neben dem andern zur staunener-
regenden Höhe; Millionen Hände bearbeiten mit dem, den Ameri-
kanern eigenthümlichen Fleiße den ergiebigen Boden; Millionen
sind in Fabriken, Bergwerken, auf Schiffswerften, in den Häfen,
auf der See, bei Handel und Völker = Verkehr thätig, und erlangen
das sichere, das beständige Brod, welches der Lohn fleißiger Hände
ist; Nord = Amerika ist das herrliche Land, wo Jeder durch eigene
Kraft fortkommt und besteht, der Faullenzer nicht gedeiht, und
die Volksfreiheit ein gleiches Band um Hohe und Niedere schlingt
und deßhalb wenden sich die Blicke derjenigen Deutschen dahin,
die für die Arbeit ihrer Hände den einfachen Lohn selbst zu ge-
nießen wünschen.

Wie sehr haben sich aber auch diese blonden Völkerstämme
dort vermehrt. Heben wir zum Beweise mal einige Städte her-
vor: Jn Philadelphia wohnen 81,400 Deutsche, in Newyork
64,000, in Baltimore 52,000, in Boston 23,000, in St. Louis
19,000, in Cincinnati 17,500, in Brooklyn 14,500, in Pitts-
burg 11,500 deutsche Leute, und mehr und immer mehr segeln
dahin, wo im Lande Missouri nach und nach ein neues deutsches
Wesen, umgeben mit den Eigenthümlichkeiten der verlassenen Hei-
math, bereichert mit der sichern Aussicht auf Brod und Erwerb,
entsteht. Jm Jahre 1845 hatte Deutschland 73 Hanseatische
und 61 andere deutsche Handels = Etablissements in den sieben
Haupt = Handelsorten der Vereinigten Staaten, mit 168 Chefs
und 242 Commis; und jetzt zeigte uns jener Staatenbund, welch'
einen hohen merkantilischen Werth er auf Deutschland und auf
dessen Ackerbauer legt, indem eine directe Dampfschiffahrts - Ver-
bindung zwischen Newyork und Bremen, welche schon ins Leben
getreten ist und wodurch beide Länder, Amerika und Deutschland,
einander um vieles näher gebracht werden, begünstigte. Ein Ca-
pital von einer Million Dollars ist hierzu ausgesetzt und die 250
Fuß langen, 43 Fuß breiten und 27 Fuß 6 Zoll tiefen Dampf-
schiffe, mit einer Trächtigkeit von 1750 Tonnen, gehen aus den
Werften der Schiffsbauer Vesterfeld und Makey hervor; schon
hat das prachtvolle Dampfschiff Washington dem blühenden,
und um die Auswanderung, wie um Deutschlands Ehre so ver-
dienten Bremen seinen ersten Besuch abgestattet.

Welch' eine große Zukunft liegt hierin für Deutschland ver-
borgen! Bisher ging das deutsche Princip so leicht verloren in
Amerika, indem die Einwanderer dort Sprache und Gewohnheiten
annahmen; jetzt aber mit der so sehr vermehrten Einwanderung,
wo jährlich 50 bis 100,000 Deutsche nach den Verein. Staaten
strömen, wo der einfache Landbauer der untersten Classe nicht bloß,
wo auch geschickte Handwerker und Künstler, größere Landwirthe
und Begüterte, junge Handelsleute und Gelehrte dahin wandern:
jetzt erhebt Germania bescheiden, aber sicher, fest und selbst-
vertrauend, dort sein Panier und sammelt unter demselben die
rüstigen Söhne der immer noch von ihnen heißgeliebten Heimath!

Jm Jahre 1804 erschien in Boston das erste öffentliche Blatt;
Philadelphia erhielt 1719 die erste Zeitung; Newyork nicht vor
1725; -- und jetzt durchfliegen alle möglichen Journale, Zeitungen,
öffentliche Blätter, deutsche Classiker und alle geistigen Producte
des germanischen Mutterlandes schon die Thäler des Mississippi
und Missouri, die Wälder am Alleghany, die Prärien der großen
Seen und das unendliche Küstengebiet dieser meerumwogten jungen

* ) Jm Jahre 1846 entstanden in Cincinnati allein 1375 neue Ge-
bäude, meistens durch Deutsche bewohnt, worunter 816 von Backsteinen auf-
geführt wurden, und an öffentlichen Gebäuden errichtete man zur selbigen Zeit
zwei Schulen, ein medicinisches Collegium, zwei Kirchen, eine Synagoge,
zwei Schulen für Katholiken; eine Kapelle und eine neue kathelische Kirche
ward begonnen. Welch' eine Kraftentwicklung in Einer Stadt!
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[320/0002] zusammen bekam, hat keine Resultate gezeigt, wie man sie diesseits des atlantischen Oceans kennt. Ein anderes mag es sein, wenn die Freiheit in Gefahr kommt; dann mag diese kraftvolle Bevöl- kerung, unter der so treffliche Schützen sind, bei richtiger An- führung die Wunder zu leisten im Stande sein, zu der Vaterland und Freiheit den Menschen begeistern. Gegen die Jndianer verfährt man auf eine gerechte Weise; man nimmt ihnen nicht die Länderstrecken, sondern kauft solche ihnen ab. Von 1829 bis 1838 sind von denselben 116,349,000 Acker, zu dem Werthe von 72,560,000 Doll. angekauft. Wenige Stämme nur nehmen das Christenthum an und werden der Cultur gewonnen; die meisten ziehen sich zurück in unwirthliche West- gegenden. Zu fürchten ist von ihnen für die Ansiedler nicht viel mehr. Wichtig sind die Jndianer der Pelzhandlungs = Compagnie, welche jenseits der Felsengebirge ihre Niederlassungen hat, und neben der größten Ausbreitung die bedeutendsten Geschäfte macht. Unter den günstigsten Verhältnissen stehen die Ver. Staaten Nordamerika's in Beziehung auf ihre finanziellen Umstände. Mit dem Schlusse ihres Finanzjahres, 13. Juni 1846, betrug die Einnahme 117,254,564 Dollars; die Ausgabe 114,646,606 D.; unbezahlte Staatsschulden bleiben nur 17,075,445 D. 52 C. Eine geringe Summe für ein solches Land mit derartigen Quellen, mit dem ungeheueren Staatsvermögen an Ländereien, für welche allein im letzten Jahre 2,077,022 Dollars 30 C. aufgekommen waren. Vor einigen Jahren war die ganze Schuld, welche aus den Zeiten des Freiheitskampfes und aus dem Kriege mit Eng- land 1812 herrührte, getilgt, und die Union zeigte der Welt das seltene und edle Beispiel eines großen und wachsenden Volkes, welches alle seine Geldverbindlichkeiten geleistet hatte, und mit innerem Stolze auf sich selbst und die Außenwelt blickte. Statt daß ein Alterthum oft von tausend und mehreren Jahren sich um die Mauern der Städte der alten Welt webt, sehen wir in Nordamerika solche erst in der neueren und neusten Zeit entstehen: 1565 gründeten Spanier St. Augustin in Florida, die älteste Stadt der Verein. Staaten; 1607 bauten die Engländer Jamestown; 1619 berief der Statthalter Jeard- ley die erste stellvertretende Versammlung und legte dadurch kühn den Grund zur eigenen Verfassung; 1632 gründeten die Calverts, Vater und Sohn, Maryland durch besondere Volksrechte; 1630 erhob sich Boston in Massachusetts; 1629 entstand Neu- Hampshire; 1636 Connecticut; 1663 erhielt Rhode- island neue Freiheitsbriefe; 1663 empfingen englische Lords Ca- rolina geschenkt; New=York, von Holländern gegründet, er- hielt 1667 seine Verfassung, 1683 entstand Philadelphia; Georgien ward 1733 angebaut, und wie unendlich viele größere und kleinere Städte sind in der neusten Zeit entstanden, gleichsam als wenn sie mit dem Thau aus der Erde steigen. Zu welchen Höhen an Menschenzahl und Reichthum haben sich in solch' kurzem Zeitraume, unter dem Schutze der Freiheit, die dortigen Städte bereits erhoben. Newyork zählte 1844 an 364,000 Einwohner, Philadelphia 301,000, Baltimore 164,000, Boston 118,000 und Oerter, die kaum entstanden sind, wie St. Louis, haben 37,000, Cincinnati 56,000 Menschen zu ihren Bewohnern. * ) Der so eben stattgehabte Census des Staates Jllinois ergibt 700,000 Einwohner: also die ungeheuere Vermehrung von 200,000 Menschen in den letzten 5 Jahren. Der kaum entstandene Staat Wisconsin, westlich vom Michigan = See, taucht mit Morgenfrische, gleich einer Nymphe, aus den Fluthen dieses Binnen- Meeres, zählt gegenwärtig 150,000 Seelen und hat sich also in 5 Jahren um hunderttausend vermehrt. Kentucky, wo 1775 noch kein Weißer wohnte, hatte 1840 bereits 779,000 solcher Einwohner; Alabama, das im Jahre 1800 erst 2000 Ansiedler zählte, nährte 1840 590,000; Ohio, im Jahre 1790 von 3000 Anbauern bevölkert, hat 1840 schon 1,519,000 Einwohner. So erhebt sich ein Land neben dem andern zur staunener- regenden Höhe; Millionen Hände bearbeiten mit dem, den Ameri- kanern eigenthümlichen Fleiße den ergiebigen Boden; Millionen sind in Fabriken, Bergwerken, auf Schiffswerften, in den Häfen, auf der See, bei Handel und Völker = Verkehr thätig, und erlangen das sichere, das beständige Brod, welches der Lohn fleißiger Hände ist; Nord = Amerika ist das herrliche Land, wo Jeder durch eigene Kraft fortkommt und besteht, der Faullenzer nicht gedeiht, und die Volksfreiheit ein gleiches Band um Hohe und Niedere schlingt und deßhalb wenden sich die Blicke derjenigen Deutschen dahin, die für die Arbeit ihrer Hände den einfachen Lohn selbst zu ge- nießen wünschen. Wie sehr haben sich aber auch diese blonden Völkerstämme dort vermehrt. Heben wir zum Beweise mal einige Städte her- vor: Jn Philadelphia wohnen 81,400 Deutsche, in Newyork 64,000, in Baltimore 52,000, in Boston 23,000, in St. Louis 19,000, in Cincinnati 17,500, in Brooklyn 14,500, in Pitts- burg 11,500 deutsche Leute, und mehr und immer mehr segeln dahin, wo im Lande Missouri nach und nach ein neues deutsches Wesen, umgeben mit den Eigenthümlichkeiten der verlassenen Hei- math, bereichert mit der sichern Aussicht auf Brod und Erwerb, entsteht. Jm Jahre 1845 hatte Deutschland 73 Hanseatische und 61 andere deutsche Handels = Etablissements in den sieben Haupt = Handelsorten der Vereinigten Staaten, mit 168 Chefs und 242 Commis; und jetzt zeigte uns jener Staatenbund, welch' einen hohen merkantilischen Werth er auf Deutschland und auf dessen Ackerbauer legt, indem eine directe Dampfschiffahrts - Ver- bindung zwischen Newyork und Bremen, welche schon ins Leben getreten ist und wodurch beide Länder, Amerika und Deutschland, einander um vieles näher gebracht werden, begünstigte. Ein Ca- pital von einer Million Dollars ist hierzu ausgesetzt und die 250 Fuß langen, 43 Fuß breiten und 27 Fuß 6 Zoll tiefen Dampf- schiffe, mit einer Trächtigkeit von 1750 Tonnen, gehen aus den Werften der Schiffsbauer Vesterfeld und Makey hervor; schon hat das prachtvolle Dampfschiff Washington dem blühenden, und um die Auswanderung, wie um Deutschlands Ehre so ver- dienten Bremen seinen ersten Besuch abgestattet. Welch' eine große Zukunft liegt hierin für Deutschland ver- borgen! Bisher ging das deutsche Princip so leicht verloren in Amerika, indem die Einwanderer dort Sprache und Gewohnheiten annahmen; jetzt aber mit der so sehr vermehrten Einwanderung, wo jährlich 50 bis 100,000 Deutsche nach den Verein. Staaten strömen, wo der einfache Landbauer der untersten Classe nicht bloß, wo auch geschickte Handwerker und Künstler, größere Landwirthe und Begüterte, junge Handelsleute und Gelehrte dahin wandern: jetzt erhebt Germania bescheiden, aber sicher, fest und selbst- vertrauend, dort sein Panier und sammelt unter demselben die rüstigen Söhne der immer noch von ihnen heißgeliebten Heimath! Jm Jahre 1804 erschien in Boston das erste öffentliche Blatt; Philadelphia erhielt 1719 die erste Zeitung; Newyork nicht vor 1725; -- und jetzt durchfliegen alle möglichen Journale, Zeitungen, öffentliche Blätter, deutsche Classiker und alle geistigen Producte des germanischen Mutterlandes schon die Thäler des Mississippi und Missouri, die Wälder am Alleghany, die Prärien der großen Seen und das unendliche Küstengebiet dieser meerumwogten jungen * ) Jm Jahre 1846 entstanden in Cincinnati allein 1375 neue Ge- bäude, meistens durch Deutsche bewohnt, worunter 816 von Backsteinen auf- geführt wurden, und an öffentlichen Gebäuden errichtete man zur selbigen Zeit zwei Schulen, ein medicinisches Collegium, zwei Kirchen, eine Synagoge, zwei Schulen für Katholiken; eine Kapelle und eine neue kathelische Kirche ward begonnen. Welch' eine Kraftentwicklung in Einer Stadt!

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 42. Rudolstadt, 19. Juli 1847, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer42_1847/2>, abgerufen am 24.11.2024.