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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 41. Rudolstadt, 12. Juli 1847.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] [Abbildung]
[Spaltenumbruch]
Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW - YORK: bei William Radde.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

[Spaltenumbruch]
Nro 41.
Montag, 12. Juli 1847.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Die Auswanderung und ihre Folgen.
Armen- und Arbeitshäuser

für deutsche Auswanderer in Amerika!
I.

Was wir seit zehn Jahren gewünscht und wofür wir ge-
arbeitet haben, daß die Auswanderungssache als eine der wichtigsten
Angelegenheiten Deutschlands betrachtet und behandelt werden
möchte, scheint je länger je mehr in Erfüllung zu gehen. Die
bedeutendsten Blätter, die diese Sache früher kaum der Erwähnung
werth hielten, öffnen ihr jetzt ihre Spalten, zwei Blätter sind
ausschließlich ihr gewidmet, Männer treten zu Vereinen zusammen,
und wer irgend glaubt, etwas dazu beitragen zu können, daß
es den Fortziehenden wohlgehe und den Daheimbleibenden aus
dem Fortzuge der ersteren Segen erwachse, veröffentlicht seine
Ansichten und Rathschläge. So finden sich in dem zu Braun-
schweig erscheinenden Blatte "Allgemeiner Deutscher Volksfreund"
( Jahrg. 2. Nr. 12 u. 14 ) zwei Aufsätze unter obiger Ueberschrift, die,
hervorgegangen aus wahrer, uneigennütziger Liebe zu den Auswan-
dernden, auch in diesem Blatte eine weitere Besprechung und Ver-
breitung verdienen. Der Verfasser ist der Kaufmann Fried-
rich Hühn
in Altendorf bei Holzminden, ein gebildeter und
begüterter Mann, bereit, mit seiner Familie, unter der 7 Söhne
sind, Deutschland zu verlassen, um sich, wenn es gewünscht wer-
den sollte, mit andern an die Spitze eines Unternehmens, welches
Armen = und Arbeitshäuser für deutsche Auswanderer in Amerika
einrichtet und unterhält, zu stellen, und den größten Theil seines
Vermögens zu dem Gedeihen derselben mit zu verwenden.

Die Vorschläge, welche der geehrte Hr. Verfasser in seinem
ersten Aufsatze "Die Auswanderung und ihre Folgen" macht,
damit die Auswanderung für Deutschland weniger schädlich werde
und zum Vortheil für unser Vaterland benutzt werden könne, sind:

Bildung von Vereinen, ähnlich den deutschen Gesellschaften
in Newyork, Baltimore und Cincinnati, durch welche der rechtliche,
mit guten Zeugnissen von seiner Gemeinde versehene Auswanderer,
über die Oertlichkeiten, als: ( Klima, die Lebensweise u. s. w. ) ,
wo er sich niederlassen kann, so wie über die Reise selbst und
sonstige Fragen sichere Auskunft erhalten könnte. Diese Vereine
[Spaltenumbruch] müßten mit den ausländischen Vereinen in so weit in Verbin-
dung treten, daß die letzteren bereit wären, die ihnen durch die
in Deutschland befindlichen Vereine empfohlenen Personen nach
Kräften zu unterstützen. Beständen solche Vereine in Deutschland,
so würde vielleicht später mancher Vermögende, der, ohne Kinder
oder Familie zu hinterlassen, stürbe, in seinem Testamente, eben
so gut Legate an solche vermachen, als dieses an andere Anstalten
bisher geschehen ist. Von solchen Geldern und von den Beiträgen,
welche viele gern an derartige Anstalten geben würden, könnten
rechtliche Arme, welche die Reise nach Amerika machen wollten,
unterstützt werden. Durch die Vereine könnten auch die zu ver-
kaufenden Grundstücke und Mobilien der Auswanderer höher aus-
gebracht und die Verkäufer sicherer gestellt werden, eine Sache,
die der Beachtung wohl werth ist. Wir erhalten hierbei Nach-
richt von einer Sitte in der Gegend von Osnabrück, die unsern
vollsten Beifall hat und die wir überall in Deutschland eingeführt
sehen möchten.

Jn der Gegend von Osnabrück ist es üblich, daß der, welcher
auswandern will, seine Mobilien öffentlich meistbietend verkaufen läßt,
und wird zur Zahlungszeit ein Termin von sechs Monaten bestimmt.
Der Amtsvoigt, welcher gewöhnlich den Verkauf besorgt, hat dar-
auf zu sehen, daß jeder Käufer zwei sichere, bei dem
Verkaufe mit anwesende Bürgen nennt, deren Namen
notirt werden.
Auf diese Weise werden die zu verkaufenden
Gegenstände höher ausgebracht und der Verkäufer kann, wenn das
Protokoll geschlossen ist, leicht von einem Kaufmanne oder von Geld-
leuten, gegen eine billige Zinsvergütung, den Betrag seiner demnächst zu
erwartenden Gelder in einer Summe erhalten. Dieses könnte durch einen
besondern Verein noch weit zweckmäßiger geschehen, indem, wenn dieses
Verfahren sowohl bei dem Verkauf von Grundstücken als beim Mo-
bilienverkauf beobachtet würde, mit Sicherheit der Entwerthung
dieser Gegenstände vorgebeugt werden würde
.

Da das Wegziehen so vieler vermögenden Familien aus
Deutschland dem Vaterlande nicht nur bedeutende Summen an
baarem Gelde entzieht, sondern Fabriken und Manufacturen auch
dadurch viele Abnehmer ihrer Waaren verlieren, so sollte, und
dieß ist der zweite Vorschlag, das Hauptaugenmerk der deut-
schen Fabrikanten, welche ihre Waaren nach Amerika absetzen
wollen, darauf gerichtet sein, daß sie sich sowohl von der Be-

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.

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Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
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für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW - YORK: bei William Radde.

[Ende Spaltensatz]

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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

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Nro 41.
Montag, 12. Juli 1847.
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Die Auswanderung und ihre Folgen.
Armen- und Arbeitshäuser

für deutsche Auswanderer in Amerika!
I.

Was wir seit zehn Jahren gewünscht und wofür wir ge-
arbeitet haben, daß die Auswanderungssache als eine der wichtigsten
Angelegenheiten Deutschlands betrachtet und behandelt werden
möchte, scheint je länger je mehr in Erfüllung zu gehen. Die
bedeutendsten Blätter, die diese Sache früher kaum der Erwähnung
werth hielten, öffnen ihr jetzt ihre Spalten, zwei Blätter sind
ausschließlich ihr gewidmet, Männer treten zu Vereinen zusammen,
und wer irgend glaubt, etwas dazu beitragen zu können, daß
es den Fortziehenden wohlgehe und den Daheimbleibenden aus
dem Fortzuge der ersteren Segen erwachse, veröffentlicht seine
Ansichten und Rathschläge. So finden sich in dem zu Braun-
schweig erscheinenden Blatte „Allgemeiner Deutscher Volksfreund“
( Jahrg. 2. Nr. 12 u. 14 ) zwei Aufsätze unter obiger Ueberschrift, die,
hervorgegangen aus wahrer, uneigennütziger Liebe zu den Auswan-
dernden, auch in diesem Blatte eine weitere Besprechung und Ver-
breitung verdienen. Der Verfasser ist der Kaufmann Fried-
rich Hühn
in Altendorf bei Holzminden, ein gebildeter und
begüterter Mann, bereit, mit seiner Familie, unter der 7 Söhne
sind, Deutschland zu verlassen, um sich, wenn es gewünscht wer-
den sollte, mit andern an die Spitze eines Unternehmens, welches
Armen = und Arbeitshäuser für deutsche Auswanderer in Amerika
einrichtet und unterhält, zu stellen, und den größten Theil seines
Vermögens zu dem Gedeihen derselben mit zu verwenden.

Die Vorschläge, welche der geehrte Hr. Verfasser in seinem
ersten Aufsatze „Die Auswanderung und ihre Folgen“ macht,
damit die Auswanderung für Deutschland weniger schädlich werde
und zum Vortheil für unser Vaterland benutzt werden könne, sind:

Bildung von Vereinen, ähnlich den deutschen Gesellschaften
in Newyork, Baltimore und Cincinnati, durch welche der rechtliche,
mit guten Zeugnissen von seiner Gemeinde versehene Auswanderer,
über die Oertlichkeiten, als: ( Klima, die Lebensweise u. s. w. ) ,
wo er sich niederlassen kann, so wie über die Reise selbst und
sonstige Fragen sichere Auskunft erhalten könnte. Diese Vereine
[Spaltenumbruch] müßten mit den ausländischen Vereinen in so weit in Verbin-
dung treten, daß die letzteren bereit wären, die ihnen durch die
in Deutschland befindlichen Vereine empfohlenen Personen nach
Kräften zu unterstützen. Beständen solche Vereine in Deutschland,
so würde vielleicht später mancher Vermögende, der, ohne Kinder
oder Familie zu hinterlassen, stürbe, in seinem Testamente, eben
so gut Legate an solche vermachen, als dieses an andere Anstalten
bisher geschehen ist. Von solchen Geldern und von den Beiträgen,
welche viele gern an derartige Anstalten geben würden, könnten
rechtliche Arme, welche die Reise nach Amerika machen wollten,
unterstützt werden. Durch die Vereine könnten auch die zu ver-
kaufenden Grundstücke und Mobilien der Auswanderer höher aus-
gebracht und die Verkäufer sicherer gestellt werden, eine Sache,
die der Beachtung wohl werth ist. Wir erhalten hierbei Nach-
richt von einer Sitte in der Gegend von Osnabrück, die unsern
vollsten Beifall hat und die wir überall in Deutschland eingeführt
sehen möchten.

Jn der Gegend von Osnabrück ist es üblich, daß der, welcher
auswandern will, seine Mobilien öffentlich meistbietend verkaufen läßt,
und wird zur Zahlungszeit ein Termin von sechs Monaten bestimmt.
Der Amtsvoigt, welcher gewöhnlich den Verkauf besorgt, hat dar-
auf zu sehen, daß jeder Käufer zwei sichere, bei dem
Verkaufe mit anwesende Bürgen nennt, deren Namen
notirt werden.
Auf diese Weise werden die zu verkaufenden
Gegenstände höher ausgebracht und der Verkäufer kann, wenn das
Protokoll geschlossen ist, leicht von einem Kaufmanne oder von Geld-
leuten, gegen eine billige Zinsvergütung, den Betrag seiner demnächst zu
erwartenden Gelder in einer Summe erhalten. Dieses könnte durch einen
besondern Verein noch weit zweckmäßiger geschehen, indem, wenn dieses
Verfahren sowohl bei dem Verkauf von Grundstücken als beim Mo-
bilienverkauf beobachtet würde, mit Sicherheit der Entwerthung
dieser Gegenstände vorgebeugt werden würde
.

Da das Wegziehen so vieler vermögenden Familien aus
Deutschland dem Vaterlande nicht nur bedeutende Summen an
baarem Gelde entzieht, sondern Fabriken und Manufacturen auch
dadurch viele Abnehmer ihrer Waaren verlieren, so sollte, und
dieß ist der zweite Vorschlag, das Hauptaugenmerk der deut-
schen Fabrikanten, welche ihre Waaren nach Amerika absetzen
wollen, darauf gerichtet sein, daß sie sich sowohl von der Be-

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Was wir seit zehn Jahren gewünscht und wofür wir ge- arbeitet haben, daß die Auswanderungssache als eine der wichtigsten Angelegenheiten Deutschlands betrachtet und behandelt werden möchte, scheint je länger je mehr in Erfüllung zu gehen. Die bedeutendsten Blätter, die diese Sache früher kaum der Erwähnung werth hielten, öffnen ihr jetzt ihre Spalten, zwei Blätter sind ausschließlich ihr gewidmet, Männer treten zu Vereinen zusammen, und wer irgend glaubt, etwas dazu beitragen zu können, daß es den Fortziehenden wohlgehe und den Daheimbleibenden aus dem Fortzuge der ersteren Segen erwachse, veröffentlicht seine Ansichten und Rathschläge. So finden sich in dem zu Braun- schweig erscheinenden Blatte „Allgemeiner Deutscher Volksfreund“ ( Jahrg. 2. Nr. 12 u. 14 ) zwei Aufsätze unter obiger Ueberschrift, die, hervorgegangen aus wahrer, uneigennütziger Liebe zu den Auswan- dernden, auch in diesem Blatte eine weitere Besprechung und Ver- breitung verdienen. Der Verfasser ist der Kaufmann Fried- rich Hühn in Altendorf bei Holzminden, ein gebildeter und begüterter Mann, bereit, mit seiner Familie, unter der 7 Söhne sind, Deutschland zu verlassen, um sich, wenn es gewünscht wer- den sollte, mit andern an die Spitze eines Unternehmens, welches Armen = und Arbeitshäuser für deutsche Auswanderer in Amerika einrichtet und unterhält, zu stellen, und den größten Theil seines Vermögens zu dem Gedeihen derselben mit zu verwenden. Die Vorschläge, welche der geehrte Hr. Verfasser in seinem ersten Aufsatze „Die Auswanderung und ihre Folgen“ macht, damit die Auswanderung für Deutschland weniger schädlich werde und zum Vortheil für unser Vaterland benutzt werden könne, sind: Bildung von Vereinen, ähnlich den deutschen Gesellschaften in Newyork, Baltimore und Cincinnati, durch welche der rechtliche, mit guten Zeugnissen von seiner Gemeinde versehene Auswanderer, über die Oertlichkeiten, als: ( Klima, die Lebensweise u. s. w. ) , wo er sich niederlassen kann, so wie über die Reise selbst und sonstige Fragen sichere Auskunft erhalten könnte. Diese Vereine müßten mit den ausländischen Vereinen in so weit in Verbin- dung treten, daß die letzteren bereit wären, die ihnen durch die in Deutschland befindlichen Vereine empfohlenen Personen nach Kräften zu unterstützen. Beständen solche Vereine in Deutschland, so würde vielleicht später mancher Vermögende, der, ohne Kinder oder Familie zu hinterlassen, stürbe, in seinem Testamente, eben so gut Legate an solche vermachen, als dieses an andere Anstalten bisher geschehen ist. Von solchen Geldern und von den Beiträgen, welche viele gern an derartige Anstalten geben würden, könnten rechtliche Arme, welche die Reise nach Amerika machen wollten, unterstützt werden. Durch die Vereine könnten auch die zu ver- kaufenden Grundstücke und Mobilien der Auswanderer höher aus- gebracht und die Verkäufer sicherer gestellt werden, eine Sache, die der Beachtung wohl werth ist. Wir erhalten hierbei Nach- richt von einer Sitte in der Gegend von Osnabrück, die unsern vollsten Beifall hat und die wir überall in Deutschland eingeführt sehen möchten. Jn der Gegend von Osnabrück ist es üblich, daß der, welcher auswandern will, seine Mobilien öffentlich meistbietend verkaufen läßt, und wird zur Zahlungszeit ein Termin von sechs Monaten bestimmt. Der Amtsvoigt, welcher gewöhnlich den Verkauf besorgt, hat dar- auf zu sehen, daß jeder Käufer zwei sichere, bei dem Verkaufe mit anwesende Bürgen nennt, deren Namen notirt werden. Auf diese Weise werden die zu verkaufenden Gegenstände höher ausgebracht und der Verkäufer kann, wenn das Protokoll geschlossen ist, leicht von einem Kaufmanne oder von Geld- leuten, gegen eine billige Zinsvergütung, den Betrag seiner demnächst zu erwartenden Gelder in einer Summe erhalten. Dieses könnte durch einen besondern Verein noch weit zweckmäßiger geschehen, indem, wenn dieses Verfahren sowohl bei dem Verkauf von Grundstücken als beim Mo- bilienverkauf beobachtet würde, mit Sicherheit der Entwerthung dieser Gegenstände vorgebeugt werden würde. Da das Wegziehen so vieler vermögenden Familien aus Deutschland dem Vaterlande nicht nur bedeutende Summen an baarem Gelde entzieht, sondern Fabriken und Manufacturen auch dadurch viele Abnehmer ihrer Waaren verlieren, so sollte, und dieß ist der zweite Vorschlag, das Hauptaugenmerk der deut- schen Fabrikanten, welche ihre Waaren nach Amerika absetzen wollen, darauf gerichtet sein, daß sie sich sowohl von der Be-

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 41. Rudolstadt, 12. Juli 1847, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer41_1847/1>, abgerufen am 28.03.2024.