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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 16. März 1847.

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Nachrichten aus Australien.

Jm Sommer 1845 kamen die ersten Berichte von dem, wegen
seiner Glaubensansichten aus Deutschland übersiedelten, Pastor
Kawel nach Westphalen, und erregten bei einem hiesigen
Landwirthe, Johann Friedrich Borgelt zu Melle, ein derartig
großes Jnteresse, daß er den Entschluß faßte, mit den Seinigen
nach Australien auszuwandern. Er war ein sehr rechtschaffener
Mann, voll Eifer für Recht und Glauben, dabei aber entschieden
der Richtung, welche man hier in der Gegend mit dem Worte
Pietismus bezeichnet, und der Eifer für seine religiösen Ansichten
riß ihn derartig mit sich fort, daß er seine Zeit mehr seinen Re-
ligionsansichten, als seiner Ackerwirthschaft widmete. Mit einer
seltenen Kraft der Rede begabt, überzeugte er bald verschiedene
Umwohner von den Glückseligkeiten des neuen Landes, und im
Herbst 1845 schiffte er sich mit 236 Passagieren, von Bremen
aus nach Australien ein, und gegenwärtig langt von ihm der
erste Brief, aus diesem seltenen Lande an, den wir hier um so
eher uns mitzutheilen veranlaßt fühlen, da uns die strenge Wahr-
heitsliebe und die Zuverlässigkeit jenes Mannes auf das Genauste
bekannt sind.

   
Vielgeliebte Freunde und Angehörige!

Gegenwärtig bin ich im Stande, Euch etwas Gründliches aus
diesem gesegneten Lande mitzutheilen; aus diesem Lande, wo jeder
seinen Lebensunterhalt reichlich findet, der den Grundsatz hat: bete
und arbeite! Es bedarf hier zum Fortkommen nicht der übernatür-
lichen Kraftanstrengung, wie in Deutschland; wer aber mit einer
Familie hierher kommt, der findet auch das Sprüchwort wahr: Aller
Anfang ist schwer! -- indem auch hier allerlei Menschen wohnen,
die hinderlich in den Weg treten, und welchen man nicht vertrauen
darf. Ja, viele Deutsche haben hier einen schlechten Charakter ange-
nommen, und namentlich sieht es mit ihrem Christenthume traurig
aus. Mir schadet dieß, Gott sei Dank, nicht, indem es mich behut-
sam macht und ich mich von ihnen zurückziehe; doch möchte ich nichts
mehr wünschen, als in diesem reichlich gesegneten Lande die wahre
christlich lutherische Kirche aufgerichtet zu sehen.

Dieses Land ist vom Himmel reichlich bedacht; der Grund und
Boden ist gut, und es wachsen hier alle Arten von Getreide und
Gemüse, vorzüglich aber Weizen und Gerste; auch die verschiedensten
Gewächse der feinsten Gattung sieht man hier. Der Viehstand ist
hier ebenfalls gut, und macht wenig Sorge, indem es für denselben
eine reichliche Weide gibt. Durch die Schifffahrt welche diesem Lande
von dem größten Nutzen ist, hat bei guten Preisen jedes Erzeugniß
seinen schönen Absatz. Die Bergwerke geben eine vortreffliche Aus-
beute, beschäftigen sehr viele Menschen bei hohem Taglohne, und
liefern eine bedeutende Ausfuhr. Der Hafen befindet sich zwei Stunden
von Adelaide; die Stadt selbst ist in einem blühenden Zustande
und wächst derartig sichtbarlich heran, daß sie einstens in die Reihe
der großen Handelsstädte gewiß treten wird, indem ihre Ausfuhr stets
im Wachsen ist und viel Geld von außen hereinkommt. Sobald aber
sich hier erst Fabriken aufthun, wird sich alles noch sehr verbessern.

Jch könnte nun noch sehr viel Anlockendes über das hiesige Land
und dessen Zustände mittheilen, jedoch mag ich Euch in der Heimath
das Herz nicht schwer machen und nicht den Saamen der Unzufrieden-
heit ausstreuen. Dafür will ich Euch lieber mittheilen, wie es mit
der hiesigen Ruhe und Sicherheit beschaffen ist. Dieses Land hat eine
ebenso gute Ordnung durch seine Obrigkeit, wie bei Euch, und wir
leben unter dem Schutze der hiesigen Behörden ganz sicher. Was nun
[Spaltenumbruch] die Eingebornen dieses Landes betrifft, so gehen diese Leute zerstreut
im Lande umher und legen sich aufs Betteln und man hat nichts
Besonderes von ihnen zu fürchten, denn sie stehen so unter der Polizei,
daß sie keinem frech ins Haus kommen dürfen. Der Stamm von
Wilden, welcher hier in der Umgegend wohnt, steht auf einer traurigen
Stufe, so daß man das tiefste Mitleiden mit ihnen haben muß, und
mein sehnlichster Wunsch ist, daß sie von der Finsterniß bald erlöst,
und bei ihnen die Banden des Unglaubens bald zerstört werden mögen.
Die Missionäre haben bis jetzt noch wenig unter ihnen ausrichten
können; daher wünsche ich von ganzem Herzen, bald der englischen
Sprache mächtig zu sein, um diesen armen Menschen das große Heil,
welches im Evangelio Christi liegt, anpreisen zu können.

Euch nun, die Jhr entschlossen seid, Australien zum neuen Vater-
lande zu wählen, theile ich nun noch Folgendes mit. Wer hier den
Ackerbau treiben will, findet Gelegenheit genug zum Ankaufe und zur
Pachtung von Grund und Boden. Die englische Regierung verkauft
das Land in Abtheilungen von 80 Ackern, welche 80 Pfd. Sterling
kosten. Der Acker enthält 150 Ruthen und 1 Pf. Sterl. kann man
auf 6 Thl. 16 gr. rechnen. Eine solche Abtheilung zu pachten, kostet
jährlich 15 -- 20 Pf. St. Jeder Acker trägt etwa 20 Bushel Weizen,
den Bushel zu 60 P gerechnet, welcher augenblicklich 6 englische
Schillinge, oder nach Eurem Gelde 2 Thlr. kostet. Als wir hier
landeten, kostete ein solcher Bushel nur 3 Schilling oder 1 Thlr. Die
Gerste bringt auf jeden Acker 40 Bushel, und kostet gegenwärtig 4
Schilling oder 1 Thl. 8 gr. Für das P Butter gibt man 10 gr.
und für 1 Dutzend Eier 10 -- 12 Pens oder 10 -- 12 Mgr. Hier-
aus könnt Jhr Euch leicht den Schluß machen, welche Erträge hier
zu erzielen sind.

Ein Mann, der sich auf den Ackerbau legt, kann mit 2 guten
Pferden seine Arbeit vollkommen ausrichten, und lebt um so freier,
da es bis jetzt hier gar keine Abgaben gibt; will aber jemand hierher
kommen, und von der Landwirthschaft leben, der bringe sich einen
leichten zweispännigen Wagen mit, einen guten Pflug und Pferde-
Geschirr, vergesse aber das Hintergeschirr nicht, indem es hier auch
Berge gibt. Solche Gegenstände sind hier sehr theuer, indem ein
Wagen nach Eurem Gelde, etwa 130 Thlr., und ein Pflug ohngefähr
33 Thlr. kosten. Natürlicher Weise stehen auch andere ähnliche Geräth-
schaften hier in hohen Preisen, und ich rathe jedem, sich bei seiner
Uebersiedelung hierher in Deutschland schon mit dem nöthigen Geräthe
der Haushaltung zu versehen, und selbst Wagenketten und Sattel und
ähnliche Dinge mitzubringen; aber packet Alles fest in tannene Kisten,
damit es auf dem Schiffe keinen großen Platz einnimmt, und vergesset nicht,
die Mitnahme dieser Kisten im Contracte mit dem Schiffsherrn zu
erwähnen, damit Jhr unterwegs keine Unannehmlichkeit weiter habt.
Alle Handwerker, als Schuhmacher, Schneider, Schmiede, besonders
aber diejenigen, welche mit der Verarbeitung von Hölzern sich beschäf-
tigen, als Wagenmacher, Tischler, Böttcher, sogar die Frauenzimmer,
welche gut nähen können, finden hier einen reichlichen Unterhalt und
vielen Geld = Verdienst. Ledige Personen, wenn sie auch unbemittelt
hier eintreffen, brauchen um ihren Lebensunterhalt nicht besorgt zu
sein, sie finden Arbeit und Verdienst, und können, wenn sie fleißig
und sparsam sind, sich in wenigen Jahren ein gutes Vermögen erwerben.

Jedem, der Geld mit herüber nehmen will, rathe ich, bei Hrn.
Oelrichs in Bremen dafür einen Wechsel zu nehmen, oder englisch
Geld einzuwechseln, da kein anderes, selbst nicht einmal Euer Gold,
hier gangbar ist. Auf das Schiff nehmet mit Schinken, Zwieback
und Syrup, auch Wein, Essig und Rum; der Gebrauch der Betten
wird auf dem Schiffe zugelassen. Jnsbesondere rathe ich Euch
mit dem Schiffe
Washington von Bremen zu reisen, der
Herr Capitain Probst führt dasselbe. Das Schiff ist sehr gut; der
Capitain ist ein erfahrener Schiffer und überaus vorsichtig, und auch
der Obersteuermann ist ein sachkundiger Mann; dieses darf ich der
Wahrheit gemäß versichern.

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Nachrichten aus Australien.

Jm Sommer 1845 kamen die ersten Berichte von dem, wegen
seiner Glaubensansichten aus Deutschland übersiedelten, Pastor
Kawel nach Westphalen, und erregten bei einem hiesigen
Landwirthe, Johann Friedrich Borgelt zu Melle, ein derartig
großes Jnteresse, daß er den Entschluß faßte, mit den Seinigen
nach Australien auszuwandern. Er war ein sehr rechtschaffener
Mann, voll Eifer für Recht und Glauben, dabei aber entschieden
der Richtung, welche man hier in der Gegend mit dem Worte
Pietismus bezeichnet, und der Eifer für seine religiösen Ansichten
riß ihn derartig mit sich fort, daß er seine Zeit mehr seinen Re-
ligionsansichten, als seiner Ackerwirthschaft widmete. Mit einer
seltenen Kraft der Rede begabt, überzeugte er bald verschiedene
Umwohner von den Glückseligkeiten des neuen Landes, und im
Herbst 1845 schiffte er sich mit 236 Passagieren, von Bremen
aus nach Australien ein, und gegenwärtig langt von ihm der
erste Brief, aus diesem seltenen Lande an, den wir hier um so
eher uns mitzutheilen veranlaßt fühlen, da uns die strenge Wahr-
heitsliebe und die Zuverlässigkeit jenes Mannes auf das Genauste
bekannt sind.

   
Vielgeliebte Freunde und Angehörige!

Gegenwärtig bin ich im Stande, Euch etwas Gründliches aus
diesem gesegneten Lande mitzutheilen; aus diesem Lande, wo jeder
seinen Lebensunterhalt reichlich findet, der den Grundsatz hat: bete
und arbeite! Es bedarf hier zum Fortkommen nicht der übernatür-
lichen Kraftanstrengung, wie in Deutschland; wer aber mit einer
Familie hierher kommt, der findet auch das Sprüchwort wahr: Aller
Anfang ist schwer! -- indem auch hier allerlei Menschen wohnen,
die hinderlich in den Weg treten, und welchen man nicht vertrauen
darf. Ja, viele Deutsche haben hier einen schlechten Charakter ange-
nommen, und namentlich sieht es mit ihrem Christenthume traurig
aus. Mir schadet dieß, Gott sei Dank, nicht, indem es mich behut-
sam macht und ich mich von ihnen zurückziehe; doch möchte ich nichts
mehr wünschen, als in diesem reichlich gesegneten Lande die wahre
christlich lutherische Kirche aufgerichtet zu sehen.

Dieses Land ist vom Himmel reichlich bedacht; der Grund und
Boden ist gut, und es wachsen hier alle Arten von Getreide und
Gemüse, vorzüglich aber Weizen und Gerste; auch die verschiedensten
Gewächse der feinsten Gattung sieht man hier. Der Viehstand ist
hier ebenfalls gut, und macht wenig Sorge, indem es für denselben
eine reichliche Weide gibt. Durch die Schifffahrt welche diesem Lande
von dem größten Nutzen ist, hat bei guten Preisen jedes Erzeugniß
seinen schönen Absatz. Die Bergwerke geben eine vortreffliche Aus-
beute, beschäftigen sehr viele Menschen bei hohem Taglohne, und
liefern eine bedeutende Ausfuhr. Der Hafen befindet sich zwei Stunden
von Adelaide; die Stadt selbst ist in einem blühenden Zustande
und wächst derartig sichtbarlich heran, daß sie einstens in die Reihe
der großen Handelsstädte gewiß treten wird, indem ihre Ausfuhr stets
im Wachsen ist und viel Geld von außen hereinkommt. Sobald aber
sich hier erst Fabriken aufthun, wird sich alles noch sehr verbessern.

Jch könnte nun noch sehr viel Anlockendes über das hiesige Land
und dessen Zustände mittheilen, jedoch mag ich Euch in der Heimath
das Herz nicht schwer machen und nicht den Saamen der Unzufrieden-
heit ausstreuen. Dafür will ich Euch lieber mittheilen, wie es mit
der hiesigen Ruhe und Sicherheit beschaffen ist. Dieses Land hat eine
ebenso gute Ordnung durch seine Obrigkeit, wie bei Euch, und wir
leben unter dem Schutze der hiesigen Behörden ganz sicher. Was nun
[Spaltenumbruch] die Eingebornen dieses Landes betrifft, so gehen diese Leute zerstreut
im Lande umher und legen sich aufs Betteln und man hat nichts
Besonderes von ihnen zu fürchten, denn sie stehen so unter der Polizei,
daß sie keinem frech ins Haus kommen dürfen. Der Stamm von
Wilden, welcher hier in der Umgegend wohnt, steht auf einer traurigen
Stufe, so daß man das tiefste Mitleiden mit ihnen haben muß, und
mein sehnlichster Wunsch ist, daß sie von der Finsterniß bald erlöst,
und bei ihnen die Banden des Unglaubens bald zerstört werden mögen.
Die Missionäre haben bis jetzt noch wenig unter ihnen ausrichten
können; daher wünsche ich von ganzem Herzen, bald der englischen
Sprache mächtig zu sein, um diesen armen Menschen das große Heil,
welches im Evangelio Christi liegt, anpreisen zu können.

Euch nun, die Jhr entschlossen seid, Australien zum neuen Vater-
lande zu wählen, theile ich nun noch Folgendes mit. Wer hier den
Ackerbau treiben will, findet Gelegenheit genug zum Ankaufe und zur
Pachtung von Grund und Boden. Die englische Regierung verkauft
das Land in Abtheilungen von 80 Ackern, welche 80 Pfd. Sterling
kosten. Der Acker enthält 150 Ruthen und 1 Pf. Sterl. kann man
auf 6 Thl. 16 gr. rechnen. Eine solche Abtheilung zu pachten, kostet
jährlich 15 -- 20 Pf. St. Jeder Acker trägt etwa 20 Bushel Weizen,
den Bushel zu 60 P gerechnet, welcher augenblicklich 6 englische
Schillinge, oder nach Eurem Gelde 2 Thlr. kostet. Als wir hier
landeten, kostete ein solcher Bushel nur 3 Schilling oder 1 Thlr. Die
Gerste bringt auf jeden Acker 40 Bushel, und kostet gegenwärtig 4
Schilling oder 1 Thl. 8 gr. Für das P Butter gibt man 10 gr.
und für 1 Dutzend Eier 10 -- 12 Pens oder 10 -- 12 Mgr. Hier-
aus könnt Jhr Euch leicht den Schluß machen, welche Erträge hier
zu erzielen sind.

Ein Mann, der sich auf den Ackerbau legt, kann mit 2 guten
Pferden seine Arbeit vollkommen ausrichten, und lebt um so freier,
da es bis jetzt hier gar keine Abgaben gibt; will aber jemand hierher
kommen, und von der Landwirthschaft leben, der bringe sich einen
leichten zweispännigen Wagen mit, einen guten Pflug und Pferde-
Geschirr, vergesse aber das Hintergeschirr nicht, indem es hier auch
Berge gibt. Solche Gegenstände sind hier sehr theuer, indem ein
Wagen nach Eurem Gelde, etwa 130 Thlr., und ein Pflug ohngefähr
33 Thlr. kosten. Natürlicher Weise stehen auch andere ähnliche Geräth-
schaften hier in hohen Preisen, und ich rathe jedem, sich bei seiner
Uebersiedelung hierher in Deutschland schon mit dem nöthigen Geräthe
der Haushaltung zu versehen, und selbst Wagenketten und Sattel und
ähnliche Dinge mitzubringen; aber packet Alles fest in tannene Kisten,
damit es auf dem Schiffe keinen großen Platz einnimmt, und vergesset nicht,
die Mitnahme dieser Kisten im Contracte mit dem Schiffsherrn zu
erwähnen, damit Jhr unterwegs keine Unannehmlichkeit weiter habt.
Alle Handwerker, als Schuhmacher, Schneider, Schmiede, besonders
aber diejenigen, welche mit der Verarbeitung von Hölzern sich beschäf-
tigen, als Wagenmacher, Tischler, Böttcher, sogar die Frauenzimmer,
welche gut nähen können, finden hier einen reichlichen Unterhalt und
vielen Geld = Verdienst. Ledige Personen, wenn sie auch unbemittelt
hier eintreffen, brauchen um ihren Lebensunterhalt nicht besorgt zu
sein, sie finden Arbeit und Verdienst, und können, wenn sie fleißig
und sparsam sind, sich in wenigen Jahren ein gutes Vermögen erwerben.

Jedem, der Geld mit herüber nehmen will, rathe ich, bei Hrn.
Oelrichs in Bremen dafür einen Wechsel zu nehmen, oder englisch
Geld einzuwechseln, da kein anderes, selbst nicht einmal Euer Gold,
hier gangbar ist. Auf das Schiff nehmet mit Schinken, Zwieback
und Syrup, auch Wein, Essig und Rum; der Gebrauch der Betten
wird auf dem Schiffe zugelassen. Jnsbesondere rathe ich Euch
mit dem Schiffe
Washington von Bremen zu reisen, der
Herr Capitain Probst führt dasselbe. Das Schiff ist sehr gut; der
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Mit einer seltenen Kraft der Rede begabt, überzeugte er bald verschiedene Umwohner von den Glückseligkeiten des neuen Landes, und im Herbst 1845 schiffte er sich mit 236 Passagieren, von Bremen aus nach Australien ein, und gegenwärtig langt von ihm der erste Brief, aus diesem seltenen Lande an, den wir hier um so eher uns mitzutheilen veranlaßt fühlen, da uns die strenge Wahr- heitsliebe und die Zuverlässigkeit jenes Mannes auf das Genauste bekannt sind. Ebewelle, den 25. Juni 1846. Vielgeliebte Freunde und Angehörige! Gegenwärtig bin ich im Stande, Euch etwas Gründliches aus diesem gesegneten Lande mitzutheilen; aus diesem Lande, wo jeder seinen Lebensunterhalt reichlich findet, der den Grundsatz hat: bete und arbeite! Es bedarf hier zum Fortkommen nicht der übernatür- lichen Kraftanstrengung, wie in Deutschland; wer aber mit einer Familie hierher kommt, der findet auch das Sprüchwort wahr: Aller Anfang ist schwer! -- indem auch hier allerlei Menschen wohnen, die hinderlich in den Weg treten, und welchen man nicht vertrauen darf. Ja, viele Deutsche haben hier einen schlechten Charakter ange- nommen, und namentlich sieht es mit ihrem Christenthume traurig aus. Mir schadet dieß, Gott sei Dank, nicht, indem es mich behut- sam macht und ich mich von ihnen zurückziehe; doch möchte ich nichts mehr wünschen, als in diesem reichlich gesegneten Lande die wahre christlich lutherische Kirche aufgerichtet zu sehen. Dieses Land ist vom Himmel reichlich bedacht; der Grund und Boden ist gut, und es wachsen hier alle Arten von Getreide und Gemüse, vorzüglich aber Weizen und Gerste; auch die verschiedensten Gewächse der feinsten Gattung sieht man hier. Der Viehstand ist hier ebenfalls gut, und macht wenig Sorge, indem es für denselben eine reichliche Weide gibt. Durch die Schifffahrt welche diesem Lande von dem größten Nutzen ist, hat bei guten Preisen jedes Erzeugniß seinen schönen Absatz. Die Bergwerke geben eine vortreffliche Aus- beute, beschäftigen sehr viele Menschen bei hohem Taglohne, und liefern eine bedeutende Ausfuhr. Der Hafen befindet sich zwei Stunden von Adelaide; die Stadt selbst ist in einem blühenden Zustande und wächst derartig sichtbarlich heran, daß sie einstens in die Reihe der großen Handelsstädte gewiß treten wird, indem ihre Ausfuhr stets im Wachsen ist und viel Geld von außen hereinkommt. Sobald aber sich hier erst Fabriken aufthun, wird sich alles noch sehr verbessern. Jch könnte nun noch sehr viel Anlockendes über das hiesige Land und dessen Zustände mittheilen, jedoch mag ich Euch in der Heimath das Herz nicht schwer machen und nicht den Saamen der Unzufrieden- heit ausstreuen. Dafür will ich Euch lieber mittheilen, wie es mit der hiesigen Ruhe und Sicherheit beschaffen ist. Dieses Land hat eine ebenso gute Ordnung durch seine Obrigkeit, wie bei Euch, und wir leben unter dem Schutze der hiesigen Behörden ganz sicher. Was nun die Eingebornen dieses Landes betrifft, so gehen diese Leute zerstreut im Lande umher und legen sich aufs Betteln und man hat nichts Besonderes von ihnen zu fürchten, denn sie stehen so unter der Polizei, daß sie keinem frech ins Haus kommen dürfen. Der Stamm von Wilden, welcher hier in der Umgegend wohnt, steht auf einer traurigen Stufe, so daß man das tiefste Mitleiden mit ihnen haben muß, und mein sehnlichster Wunsch ist, daß sie von der Finsterniß bald erlöst, und bei ihnen die Banden des Unglaubens bald zerstört werden mögen. Die Missionäre haben bis jetzt noch wenig unter ihnen ausrichten können; daher wünsche ich von ganzem Herzen, bald der englischen Sprache mächtig zu sein, um diesen armen Menschen das große Heil, welches im Evangelio Christi liegt, anpreisen zu können. Euch nun, die Jhr entschlossen seid, Australien zum neuen Vater- lande zu wählen, theile ich nun noch Folgendes mit. Wer hier den Ackerbau treiben will, findet Gelegenheit genug zum Ankaufe und zur Pachtung von Grund und Boden. Die englische Regierung verkauft das Land in Abtheilungen von 80 Ackern, welche 80 Pfd. Sterling kosten. Der Acker enthält 150 Ruthen und 1 Pf. Sterl. kann man auf 6 Thl. 16 gr. rechnen. Eine solche Abtheilung zu pachten, kostet jährlich 15 -- 20 Pf. St. Jeder Acker trägt etwa 20 Bushel Weizen, den Bushel zu 60 P gerechnet, welcher augenblicklich 6 englische Schillinge, oder nach Eurem Gelde 2 Thlr. kostet. Als wir hier landeten, kostete ein solcher Bushel nur 3 Schilling oder 1 Thlr. Die Gerste bringt auf jeden Acker 40 Bushel, und kostet gegenwärtig 4 Schilling oder 1 Thl. 8 gr. Für das P Butter gibt man 10 gr. und für 1 Dutzend Eier 10 -- 12 Pens oder 10 -- 12 Mgr. Hier- aus könnt Jhr Euch leicht den Schluß machen, welche Erträge hier zu erzielen sind. Ein Mann, der sich auf den Ackerbau legt, kann mit 2 guten Pferden seine Arbeit vollkommen ausrichten, und lebt um so freier, da es bis jetzt hier gar keine Abgaben gibt; will aber jemand hierher kommen, und von der Landwirthschaft leben, der bringe sich einen leichten zweispännigen Wagen mit, einen guten Pflug und Pferde- Geschirr, vergesse aber das Hintergeschirr nicht, indem es hier auch Berge gibt. Solche Gegenstände sind hier sehr theuer, indem ein Wagen nach Eurem Gelde, etwa 130 Thlr., und ein Pflug ohngefähr 33 Thlr. kosten. Natürlicher Weise stehen auch andere ähnliche Geräth- schaften hier in hohen Preisen, und ich rathe jedem, sich bei seiner Uebersiedelung hierher in Deutschland schon mit dem nöthigen Geräthe der Haushaltung zu versehen, und selbst Wagenketten und Sattel und ähnliche Dinge mitzubringen; aber packet Alles fest in tannene Kisten, damit es auf dem Schiffe keinen großen Platz einnimmt, und vergesset nicht, die Mitnahme dieser Kisten im Contracte mit dem Schiffsherrn zu erwähnen, damit Jhr unterwegs keine Unannehmlichkeit weiter habt. Alle Handwerker, als Schuhmacher, Schneider, Schmiede, besonders aber diejenigen, welche mit der Verarbeitung von Hölzern sich beschäf- tigen, als Wagenmacher, Tischler, Böttcher, sogar die Frauenzimmer, welche gut nähen können, finden hier einen reichlichen Unterhalt und vielen Geld = Verdienst. Ledige Personen, wenn sie auch unbemittelt hier eintreffen, brauchen um ihren Lebensunterhalt nicht besorgt zu sein, sie finden Arbeit und Verdienst, und können, wenn sie fleißig und sparsam sind, sich in wenigen Jahren ein gutes Vermögen erwerben. Jedem, der Geld mit herüber nehmen will, rathe ich, bei Hrn. Oelrichs in Bremen dafür einen Wechsel zu nehmen, oder englisch Geld einzuwechseln, da kein anderes, selbst nicht einmal Euer Gold, hier gangbar ist. Auf das Schiff nehmet mit Schinken, Zwieback und Syrup, auch Wein, Essig und Rum; der Gebrauch der Betten wird auf dem Schiffe zugelassen. Jnsbesondere rathe ich Euch mit dem Schiffe Washington von Bremen zu reisen, der Herr Capitain Probst führt dasselbe. Das Schiff ist sehr gut; der Capitain ist ein erfahrener Schiffer und überaus vorsichtig, und auch der Obersteuermann ist ein sachkundiger Mann; dieses darf ich der Wahrheit gemäß versichern.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 24. Rudolstadt, 16. März 1847, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer24_1847/4>, abgerufen am 24.11.2024.